Eine der grossen Bedrohungen der Biodiversität stellt der Mensch dar, mit der von ihm angewandten Chemie und den auf Ertrag getrimmten Pflanzen. Ebenso schlecht auf die Biodiversität wirken aber die ausgeräumte Landschaft und die grossflächigen Monokulturen. Ohne Agrochemie und mit dem Anbau in agrarökologischen Systemen würde es der Biodiversität wesentlich besser gehen.
Besonders gut ersichtlich wird das in der Landwirtschaft. Hier stehen, durch das ebenso menschgemachte Angebot und Nachfrage-Prinzip, Profitmaximierung, Ertrag und Mechanisierung als Argument der Biodiversität gegenüber.
Schliesslich trägt ein gesundes und stabiles Ökosystem in reicher Biodiversität Sorge für sich selbst. Nur Ertrag und somit auch Profit sind keine Ziele der Biodiversität. Hätten die Menschen in der Schweiz keine landwirtschaftliche Nutzung begonnen, könnte noch heute ein Eichhörnchen von Genf bis St. Gallen von Baum zu Baum hüpfen. Das wäre auch von Gibraltar bis Hamburg möglich gewesen, hätten die Römer nicht so massiv in Spanien abgeholzt.
Der Mensch war nicht immer Feind der Biodiversität
Dabei ist meiner Meinung nach die grössere Vielfalt der Landschaft und die grössere Vielfalt an Biotopen auch dank der nachhaltigen Nutzung durch die Menschen vor 10’000 Jahren entstanden. Agroforstnutzungen wie die Montados in Spanien und Portugal, die Waldweiden und Obstgärten sind noch Relikte von dieser Nutzung im Einklang mit der Natur. Solche Mischkulturrelikte findet man noch in ganz Europa.
Die Weingärten mit Olivenbäume in Italien oder die Mischkulturlandschaften, welche noch häufig waren im letzten Jahrhundert mit Ackerbau und Obstbaumreihen und Weinbau, zeugen davon. Diese Mischkulturlandschaften waren eine grosse Bereicherung zu den natürlich vorhandenen Biotopen. Sie verbessern die Infiltrationsleistung und füllen somit den Grundwasserstrom regelmässig. Das schützt die Landschaft auch vor Erosion.
Der Beginn des Verlusts
Die Römer haben sicher schon zu viel Wald gerodet, aber der ganz grosse Verlust an Biodiversität hat erst mit der Industrialisierung der Landwirtschaft nach der Erfindung von chemisch synthetischen Düngemitteln stattgefunden. Durch den billigen Stickstoffdünger wurde die Landwirtschaft deutlich intensiviert und hat schlussendlich zu viel mehr Monokulturen geführt.
In einer konventionell bearbeiteten Monokultur wird die Pflanze anfällig auf Krankheiten und kann sich kaum gegen Schädlinge von aussen wehren. Ein übermässiger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist die Folge. Das schadet in letzter Instanz nicht nur der Natur und gefährdet Spezien, wie den Apollo-Falter an der Mosel, sondern ergibt auch ein schlechteres Produkt.
Delinat proklamiert in seinen Richtlinien seit jeher einen vielversprechenden Weg zu mehr Biodiversität: robuste Rebsorten, sogenannte PIWIs sind auf dem Vormarsch. Denn sie ergeben nicht nur gesundes Traubenmaterial, sondern minimieren auch den Einsatz der Menschen in den Rebbergen.
In dieser Geschichte schliesst sich der Kreis auch wieder, indem wir die Weingärten als Agrarökosystem bewirtschaften, wie wir dies auf Duvivier tun, wie es unsere Winzer tun und es schlussendlich auch unsere Delinat-Richtlinien verlangen.
Die Monokultur ist eine Erfindung des Menschen. Die Motive dafür liegen auf der Hand: Mehr von einem Produkt, angelegt in Reih und Glied, das leichter zu ernten und zu bearbeiten ist. Dabei wirkt sich die fehlende Vielfalt schlussendlich auch negativ auf die Nahrungsmittelproduktion aus.
Der Mensch greift mit seinem gewinn- und mengenoptimierten Denken seit langem weitgreifend in die Natur ein. Auch weil wir inzwischen sehr viele sind, so dass ein Verzicht auf mechanisierte und durch Züchtungen und Kreuzungen mengenoptimierte Landwirtschaft kaum mehr möglich erscheint. So bringen Weizen, Äpfel und viele weitere Arten in ihrer ursprünglichen Form einen Bruchteil der Menge, als es die nun etablierten Sorten tun.
Und dennoch: Viel Biodiversität bringt viel. Artenvielfalt ist essentiell für die Landwirtschaft. Nur eine reiche Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten führt zu einer besseren Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge und Krankheiten.
Hier einige Punkte, wie Vielfalt und somit Biodiversität den Weinbau fördert:
Flachwurzelnde Gräser und Kräuter schützen den Boden vor Erosion und trocknen im Sommer aus, womit sie keine Wasserkonkurrenz sind. Sie bilden eine dürre Isolationsschicht und schützen somit die Bodenoberfläche vor grosser Hitze. Die Temperatur kann so bis zu 20 Grad Celsius weniger betragen, als bei nacktem Boden. Das schütze das Bodenleben und vermindert Verdunstung.
Tiefer wurzelnde Kräuter lockern den Boden auch in tieferen Schichten und bereichern die Bodenmikroorganismen in tiefere Schichten. Sie machen den Boden zudem durchlässiger für eine bessere Wasserinfiltration wenn es regnet.
Eine Vielfalt an Sträuchern auf der Höhenlinie gepflanzt, verbessert die Wasserinfiltration wesentlich, insbesondere bei Starkniederschlägen. Sie bauen mit Wurzeln, Blättern und herunterfallenden Ästen den Humus auf. Das verbessert wiederum die Wasserretentionskapazität.
Eine Vielfalt an Bäumen opimiert die Wasserinfiltration (vor allem bei tiefwurzelnden Bäumen). Auch sie bauen Humus auf und verbessern die Wasserspeicher-Kapazität. Durch eine leichte Beschattung wird die Umgebung leicht gekühlt. Das vermindert Evaporation. Sehr spannend an tiefwurzelnden Bäumen ist, dass sie für sich im Hochsommer Wasser aus tieferen Schichten hydraulisch hoch pumpen. Das auch für Pflanzen, die um die Bäume wachsen. So können auch Reben, welche nur in etwa 60-120 Zentimeter tief wurzeln, von diesem hochgepumpten Wasser profitieren. Auch dann, wenn die oberen Bodenschichten schon völlig ausgetrocknet sind.
All diese Pflanzenvielfalt verbessert die Wachstumsbedingungen für Mykorrhizapilze. Durch diese kann die Rebe ein bis zu Zehnfaches mehr an Bodenvolumen erschliessen. Damit stehen ihr auch mehr Nährstoffe und Wasser zu Verfügung.
Durch natürliche Vielfalt muss der Mensch weniger eingreifen, es werden weniger Hilfsmittel benötigt, und das ausgewogene Zusammenleben von Pflanzen, Tieren und Menschen sichert langfristig eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion im Einklang mit der Natur.
Ein Schwerpunkt unseres internationalen Winzerseminars auf dem Delinat-Modellweingut Château Duvivier lag auf der Permakultur. Insbesondere das Thema Wassermanagement war bei den spanischen Winzerinnen und Winzern von grossem Interesse, denn viele Regionen leiden dort seit mehreren Jahren unter dramatischer Trockenheit.
Durch die steigenden Temperaturen gedeihen Weinreben an vielen Standorten im Süden nicht mehr optimal. Aufgrund von Trockenheit und Hitze leiden die Reben vermehrt an Stresssymptomen und Krankheiten. Permakultur ist eine der vielversprechendsten Methoden, um dieser Herausforderung zu begegnen. Am internationalen Delinat-Seminar in der Provence tauschten sich die spanischen Winzerinnen und Winzer zu diesem Thema aus.
Ein Teil der Lösung können andere Pflanzenarten zwischen den Reben sein. Zu diesem Zweck haben wir auf Château Duvivier in den letzten Jahren mehrere tausend Bäume zwischen die Rebzeilen und an den Rand der Weingärten gesetzt. Mehr als 20 verschiedene Baumarten sind es, die innerhalb der Rebfläche bei bis zu 100 Bäumen pro Hektar gedeihen. Dadurch wollen wir herausfinden, welche Bäume sich besonders gut für ein Vitiforst-System eignen und welche Baumdichte optimal ist.
Ohne Wasser kein Wein: Carlos Laso vom Weingut Pago Casa Gran zeigt, wie Wassermanagement funktioniert
Der Klimawandel sorgt in mediterranen Gebieten für lange Trockenperioden und kurze, starke Niederschläge. Das erfordert ebenso Massnahmen, die die Reben vor dem Vertrocknen oder vor zu grossem Trockenstress bewahren. Auf Château Duvivier haben wir vor ein paar Jahren ein umfassendes Wasserretentionsprojekt umgesetzt. Mehrere Auffangbecken speichern nun Wasser. Wir haben die Flussrichtung der Regenmassen sorgfältig untersucht und entsprechende Massnahmen ergriffen, sodass ein grosser Teil des Regenwassers so umgeleitet wird, dass es auf unserem Land bleibt.
Am besten funktioniert das durch eingehende Regenspaziergänge, bei denen wir wertvolle Erkenntnisse zu Wasserabfluss-Problemen und den entsprechenden Massnahmen gewinnen. Durch Geländemodellierungen und Bewirtschaftungsmassnahmen stellen wir sicher, dass der Niederschlag die Betriebsfläche nicht verlässt. Das Regenwasser wird dezentral verlangsamt und verteilt, sodass es vor Ort versickert und dadurch den Grundwasserspiegel erhöht.
Gemeinsam mit Delinat-Winzer Carlos Laso haben wir auch ein Wasserretentionssystem in seinen Weingärten etabliert. «Es hat meine Ernte 2023 gerettet», berichtet er uns. Die wichtigsten Massnahmen für eine umfassende Wasserretention am Weingut sind eine ganzflächige Begrünung, das Anlegen von Wasserretentionsbecken, eine regelmässige Bodenlockerung und die Pflanzung von Bäumen, Sträucher und Hecken entlang der topografischen Höhenlinien, dem sogenannten Keylinedesign. Auf dem Delinat-Weingut Vale de Camelos in Portugal sind manche Rebzeilen bereits im Keylinedesign angelegt. Antje Kreikenbaum von Vale de Camelos berichtet, dass dank Regenfällen und gespeichertem Wasser in den Retentionsteichen die Voraussetzungen für einen guten Jahrgang auf jeden Fall da sind.
Wir sind zuversichtlich, dass wir mit dem Ausbau von Wasserretentions-Massnahmen bei unseren Delinat-Winzern ein wirklich gut funktionierendes Werkzeug in der Hand haben, um den Herausforderungen des mediterranen Klimawandels mit wassergefüllten Becken zu begegnen.
Was unsere Winzer auf ihren Weingütern im grossen Stil umsetzen, macht im Kleinen auch in Ihrem privaten Umfeld Sinn. Ein Garten ist ideal für eine grosse Pflanzenvielfalt mit insektenfreundlichen Wildblumen, biologischem Gemüse oder auch Reben. Auch wenn der Garten fehlt, lässt sich dies ohne Weiteres auf Ihrem Balkon, der Dachterrasse oder auf einem Flachdach bewerkstelligen. Hier bieten sich zusätzlich Möglichkeiten zur Nutzung der Sonnenenergie.
Wichtig ist, dass die Töpfe, die bepflanzt werden, genügend gross sind, und die Versorgung mit Wasser gesichert ist. Das Balkongeländer kann vom Garten her mit einer Rebe berankt werden oder sie kann in einen Topf gepflanzt und auf den Balkon gestellt werden. Eine ideale Beschattung für Balkon und Dachterrasse ist Ihnen so sicher. Wichtig: Pflanzen Sie eine robuste Rebe (PIWI), die keinen Pflanzenschutz benötigt.
Balkone sind meist regengeschützte und warme Orte. Tomaten gedeihen hier besonders gut. In kleineren Töpfen fühlen sich trockentolerante Küchenkräuter wie Rosmarin, Thymian und Oregano sehr wohl. Sie sind nicht nur attraktiv für Insekten, sondern bieten auch Gaumenfreuden für die Küche. Möglich sind auch Basilikum, Koriander, Schnittlauch und Petersilie, die aber mehr Wasser benötigen.
Damit Wildbienen den Balkon besuchen und Gemüse oder Obst bestäuben, sind Wildblumen in einem Topf und ein Insektenhotel ideal. Verfügen Sie über einen grossen Balkon oder eine Dachterrasse, sind grosse Töpfe mit kleinen Sträuchern, Obstbäumen oder gar eine Terrassenbegrünung mit Wildblumen möglich. Bei genügend Fläche hat auch ein Balkonkomposter Platz, falls die Möglichkeit fehlt, einen Quartierkompost zu benützen.
Nisthilfen für Fledermäuse, Meisen, Gartenrotschwänze oder anderes Gefieder steigern die Biodiversität in Ihrem privaten Umfeld noch mehr. Und diese sorgen erst noch dafür, dass Ihnen weniger Stechmücken und Fliegen um die Ohren schwirren.
Die Delinat-Richtlinien verlangen von unseren Winzern, dass sie einen Grossteil der benötigten Energie auf dem eigenen Hof aus erneuerbaren Quellen (Sonne, Wind, Wasser) produzieren. Dies ist auch für Sie mit einer Solaranlage sehr einfach möglich. Eine grössere Anlage für Solarstrom oder Solarwärme auf dem Dach ist natürlich perfekt. Es ist aber auch möglich, sinnvoll und weniger kostenintensiv, am Geländer ein kleines Balkonkraftwerk zur Produktion von Solarstrom zu installieren. Diese sind in Deutschland schon ab zirka 500 bis 1200 Euro erhältlich, in der Schweiz etwa ab 1500 Franken.
Winzerinnen und Winzer spüren die extremen Klimaveränderungen der letzten Jahre hautnah und sind stark davon betroffen. Sowohl monatelange Trockenheit wie auch extreme Regenfälle machen den Weinbau in Europa immer schwieriger. Es ist höchste Zeit für wirksamen Klimaschutz.
«Wir haben hier extreme Hitze und Trockenheit, und in diesem Jahr ist es besonders schlimm», erzählt Carlos Laso mit einem besorgten Gesicht. Dann wieder setzten kurze, aber heftige Starkregen ein. Dabei fliesst das eigentlich dringend benötigte Nass aber sehr schnell wieder ab, weil die ausgetrockneten Böden das Wasser nicht so schnell aufnehmen können. «Nicht bei uns auf Pago Casa Gran» sagt der Delinat-Winzer aus Valencia: «Unsere Retentionsbecken sind Gold wert.» Das Regenwasser kann in diesen Becken zurückgehalten werden und sickert langsam in die Weinberge. Andere Becken dienen zur späteren Bewässerung, wenn es nötig wird. Hinzu kommt die Begrünung der Rebengassen, welche Erosion durch Starkregen zu vermindern mag und die Speicherfähigkeit von Wasser im Boden erhöht.
Viele Weinregionen in Europa hatten diesen Sommer mit ungewöhnlich feuchtem Wetter zu kämpfen: Die anhaltenden Niederschläge im Juni sorgten zum Beispiel in Bordeaux dafür, dass der Falsche Mehltau optimale Voraussetzungen vorfand, um in den Rebbergen riesigen Schaden anzurichten. Die Pilzkrankheit verbreitete sich in einem nie vorher dagewesenen Ausmass und zerstörte innerhalb von wenigen Tagen einen Grossteil der diesjährigen Ernte. Das Delinat-Weingut Château Couronneau kann in diesem Jahr fast keine roten und nur wenige weisse Trauben ernten: Mehr als 60% Verlust lautet die Prognose für dieses Jahr. Auch hier bewahrt die Vitalität der Reben und die hohe Biodiversität das Weingut wohl vor dem Komplettverlust der Ernte. Gut auch, dass Winzer Christophe Piat immer mehr auf robuste Rebsorten setzt – künftig wird das Weingut besser gegen Pilzkrankheiten aufgestellt sein.
Extreme Wetterereignisse über Jahre hinweg bedrohen die Betriebe in ihrer Existenz: Mehrere schlechte Ernten in Kombination mit Absatz-Schwierigkeiten können schnell das Aus bedeuten. Und die Erfahrungen zeigen, dass nicht nur Weingüter um ihr Überleben kämpfen müssen, welche schon seit Jahren finanziell schlecht aufgestellt waren. Die Auswirkungen des Klimawandels bedrohen auch Top-Betriebe, der gesamte Weinbau ist davon direkt betroffen.
Delinat-Methode – Lösungsansätze für den Weinbau der Zukunft
Gewiss, Delinat-Weingüter haben im Vergleich zu ihrer Konkurrenz einen Vorsprung, denn schon seit 40 Jahren setzt sich Delinat für einen umwelt- und klimaverträglichen Weinbau ein. Erneuerbare Energien, Wasserretention, Agroforst und neue robuste Rebsorten sind wichtige Bestandteile der Delinat-Methode für den Weinbau der Zukunft. Ohne diese Massnahmen wird Weinbau in vielen Regionen künftig gar nicht mehr möglich sein – oder sich finanziell nicht mehr lohnen. Winzerinnen und Winzer müssen sich deshalb schnell an die Klimaveränderungen anpassen, sonst ist ihre Existenz akut gefährdet.
Alle sind gefordert
Der ökologische Wandel in der Landwirtschaft und in unserem privaten Konsumverhalten erfordert einen starken Willen und Mut. Sauber produzierte und giftfreie Lebensmittel haben ihren Preis, doch so lange wir nur die günstigsten Lebensmittel kaufen, wird sich an der umweltschädlichen Produktion nichts ändern.
Doch auch wenn immer mehr Landwirte nachhaltig wirtschaften, wenn immer mehr Konsumentinnen verantwortungsvoll und bewusst einkaufen – das allein reicht nicht: Auch die Politik muss im Eiltempo die Klimawende ermöglichen, um die Zukunft lebenswert zu erhalten. Dazu gehören wirkungsvolle Klima- und Naturschutzgesetze, die Mobilitätswende, Abschied von fossilen Brennstoffen und vieles mehr.
Wir hoffen, dass der Druck vieler Menschen auf der Strasse und beim Einkauf am Ende auch bei der Politik ein Umdenken bewirkt. Denn der Klimawandel ist real, und eine schnelle Transformation hin zu nachhaltigen Anbaumethoden und grüner Energie braucht es nicht nur im Weinbau – sondern überall.
Karin und Roland Lenz, Delinat-Biodiversitätswinzer 2023, haben im Beisein von über 200 interessierten Gästen am 22. Mai den Internationalen Tag der biologischen Vielfalt auf ihrem Weingut mit einem attraktiven Programm gefeiert.
Was für ein Tag! Harmonischer und spannender hätte der Biodiversitätstag vom 22. Mai 2023 auf dem Weingut von Karin und Roland Lenz in der Ostschweiz nicht ablaufen können: Zuerst philosophierte der bekannteste Schweizer Demeter-Bauer und «Kuhflüsterer» Martin Ott unter Schatten spendenden Obstbäumen über die Lebenskreisläufe unseres Planeten. Er machte bewusst, dass sich Biodiversität hauptsächlich in Zwischenräumen abspielt und vor allem aus Vernetzung besteht. Alles, was existiert, ist miteinander verbunden: Boden, Pflanzen-, Tier- und Menschenwelt. Wie das in der Praxis aussieht, erlebten die Gäste auf einem von Delinat-Winzerberater Daniel Wyss begleiteten Spaziergang durch die renaturierten Lenz-Bioweingärten, die sich in grandioser Farbenpracht präsentierten. Blühende Wildrosen wurden umschwärmt von Wildbienen, Hummeln, Wespen und Hornissen. Turmfalke, Milan, Grünspecht, Distelfinken und Amseln waren den ganzen Tag unterwegs, wie auch unzählige Libellen, Schmetterlinge und Heuschrecken. Für Staunen bei vielen sorgte die Erkenntnis, dass nur etwa 15 Prozent der Biodiversität direkt sichtbar sind – 85 Prozent spielen sich unsichtbar im Boden ab. Sichtbare Vielfalt im Weinberg lässt also gleichzeitig auf ein vielseitiges, lebendiges Bodenleben schliessen, das die Bodenfruchtbarkeit positiv beeinflusst.
Mit dem Biodiversitätswein angestossen
Spannend auch die Ausführungen zu den Langohr- und Zwergfledermäusen, die auf dem Weingut zu finden sind. Beides sind Insektenliebhaber, die Schädlinge wie die Kirschessigfliege oder den Traubenwickler verspeisen. Damit sie sich vermehrt in den Weingärten aufhalten, haben Karin und Roland 40 Jagdquartiere (Kästen) platziert und eine Fledermauswassertränke eingerichtet. Nach einem Gang durch einen Naturgarten mit Beikräutern, Stauden, Wildgehölzen und Bäumen liess man sich in der Festwirtschaft mit kulinarischen Köstlichkeiten und einem Glas Lenz-Biodiversitätswein verwöhnen, den das Weingut speziell für Delinat aus robusten Trauben, die kaum gespritzt werden müssen, gekeltert hat. Ein paar Flaschen sind noch übrig: -> Zum Biodiversitätswein 2023
Was unsere Winzer auf ihren Weingütern im grossen Stil umsetzen, macht im Kleinen auch in Ihrem Garten Sinn. Zum Beispiel, Regenwasser versickern zu lassen oder Gemüsebeete mit Gras oder Häcksel zu mulchen. Der Klimawandel bringt bei uns übers Jahr nicht unbedingt weniger Niederschläge, aber die Verteilung verändert sich stark. Wenn es regnet, dann vielfach heftig oder über einen längeren Zeitraum viel zu wenig.
Regenwasser speichern
Wenn es im Sommer trocken ist, immer wärmer wird und auch noch das ersehnte Sommergewitter ausfällt, hilft das Konzept der «Schwammstadt». Anfallendes Regenwasser soll möglichst lokal versickern und so im Boden gespeichert werden, dass ein Absinken des Grundwasserspiegels verhindert wird. Dadurch werden hohe Abflussraten verringert, das Stadt- oder Dorfklima durch höhere Verdunstungsraten gekühlt und die Gesundheit von Bäumen und Sträuchern im Hochsommer verbessert. Leider wird in den meisten Siedlungen Regenwasser vom Dach einfach in die Kanalisation geleitet und so unnötigerweise der Kläranlage zugeführt. Hier können Sie handeln: Lassen Sie Ihr Regenwasser versickern oder leiten Sie es in einen Tank, um den Garten zu wässern oder sogar die Toiletten zu spülen. Einfamilienhäuser können so durchaus 50 Prozent Trinkwasserverbrauch einsparen. Sind Sie in Miete in einem Mehrfamilienhaus? Regen Sie bei Ihrem Vermieter an, das Dachwasser versickern zu lassen anstatt es in die Kanalisation abzuleiten. So gedeihen die Bäume und Sträucher im Garten besser und schenken Ihnen in der heissen Zeit mehr Schatten.
Mulchen wirkt Wunder
Gemüse- und Blumenbeete mit Gras oder unter Bäumen und Sträuchern mit Häcksel zu mulchen, hat viele Vorteile. Ein nackter, der Sonne ausgesetzter Boden kann sich im Sommer ohne Weiteres auf 50 bis 60 °C erwärmen. Das ist zu heiss für Bodenlebewesen und viele Mikroorganismen. Ein mit Mulch bedeckter Boden erwärmt sich bei hohem Sonnenstand mindestens 20 °C weniger, speichert die Feuchtigkeit besser im Boden und aktiviert das Bodenleben, was die Pflanzen mit Nährstoffen versorgt. Rasenschnitt ist sehr wertvoll im Gemüse- und Blumenbeet. Holzhäcksel kann sehr gut unter Bäumen und Sträuchern den Boden bedecken. Ist der Häcksel gut angerottet, kann er auch ins Gemüse- oder Blumenbeet ausgebracht werden. Das Mulchen hat viele Vorteile: Sie müssen weniger wässern, weil weniger Wasser verdunstet. Mulch unterdrückt unerwünschte Beikräuter, fördert die Mikroorganismen und somit das Pflanzenwachstum. Regenwürmer fühlen sich wohler mit Mulch und lockern den Boden.
Was unsere Winzer auf ihren Weingütern im grossen Stil umsetzen, macht im Kleinen auch in Ihrem Garten Sinn. Zum Beispiel das Anlegen einer Mischkultur. Der Anbau von verschiedenen Pflanzenarten auf der gleichen Fläche bringt viele Vorteile. So können sich die Pflanzen gegenseitig unterstützen und schützen. Ein Beispiel: Eine Pflanze, die viel Schatten produziert, kann andere vor Hitze schützen. Wieder andere Pflanzen können als natürliche Schädlingsbekämpfer fungieren und so dazu beitragen, dass Schädlinge und Krankheiten minimiert werden. Die Verwendung von widerstandsfähigen, robusten Sorten verstärkt diesen Effekt.
Die Mischkultur – ein Wundermittel
Durch die Verwendung von Mischkulturen werden auch verschiedene Nährstoffbedürfnisse erfüllt, was die Bodenfruchtbarkeit und die Ernteerträge erhöht. Ausserdem bieten Mischkulturen sowohl für den Gärtner als auch für Vögel und andere Tiere eine grössere Vielfalt an Nahrungsquellen. Eine reiche Biodiversität im Garten unterstützt zudem ökologische Prozesse, wie zum Beispiel die Bestäubung, den Schutz vor Bodenerosion oder den Wasserhaushalt.
Symbiosen nutzen
Symbiose ist das Zauberwort bei der Mischkultur. Eine Symbiose ist eine Beziehung zwischen verschiedenen Organismen, bei der beide Partner profitieren. Dazu ein paar Beispiele: Bodenbakterien (Knöllchenbakterien) gehen eine Symbiose ein mit Bohnen. Diese nehmen Stickstoff aus der Luft und machen diesen pflanzenverfügbar, wovon die Bohne profitiert. Im Gegenzug liefert die Bohnenpflanze den Bakterien Zucker als Nahrung.
Oder die Symbiose zwischen Pflanzen und Insekten. Unter Letzteren gibt es wichtige Bestäuber, die dazu beitragen, dass die Pflanzen Früchte tragen. Und Pflanzen, die Pollen und Nektar produzieren, locken solche Insekten an und erhöhen damit das Bestäubungspotenzial. Eine weitere wichtige Symbiose im Garten ist die Beziehung zwischen Pflanzen und Pilzen, bekannt als Mykorrhiza. Diese Pilze bilden eine symbiotische Beziehung mit den Wurzeln der Pflanzen und helfen ihnen, Nährstoffe und Wasser aufzunehmen. Last, but not least: Bodenbedeckende Pflanzen unterdrücken Unkraut. Sie verbessern zusätzlich die Bodenstruktur und tragen zur Bodenfruchtbarkeit bei. Erdbeeren gehören zu den bodendeckenden Nutzpflanzen.
Achten Sie also darauf, in Ihrem Garten möglichst viele Symbiosen zu nutzen. Damit erhöhen Sie sowohl die Biodiversität wie auch die Ertragskraft und die Wasserversorgung.
Die Delinat-Methode mit über 100 Richtlinien verlangt von den Winzern explizit die Förderung der Biodiversität im Rebberg. Die Delinat-Methode lässt sich im Kleinen auch bei Ihnen zu Hause umsetzen. Tipps, wie und in welchen Bereichen Sie das tun können, verrät Winzerberater Daniel Wyss in seiner neuen Kolumne, die fortan regelmässig erscheint.
Delinat-Winzerinnen und -Winzer wissen schon lange um die grossen Vorteile, die das Pflanzen von Bäumen und Sträuchern im Rebberg bringt. Diese als «Agroforst» oder «Vitiforst» bekannte Bewirtschaftungsform bekommt gerade jetzt, wo das Klima verrücktspielt, so richtig Aufwind. Agroforst ist ein Gebot der Stunde.
Reben und Bäume mögen sich – sie sind uralte Verbündete. Die Weinrebe ist von Natur aus eine wilde Liane, eine hochrankende Pflanze, die sich mit dem Baum verbindet, um sich hier zu stützen und zu gedeihen. Und die nachbarschaftliche Symbiose der für das menschliche Auge unsichtbaren unterirdischen Wurzelwelt ist besonders wertvoll. Bäume und Sträucher, die durch gleiche Mykorrhiza-Pilze (Endomykorrhiza) besiedelt werden, gedeihen gemeinsam besonders gut.
Leider wurden die Rebberge im Zuge der industriellen Revolution in baumlose Monokulturen mit nackten Böden verwandelt. Diese fatale Entwicklung trägt durch die Freisetzung von Kohlenstoff nicht nur zum Klimawandel bei, sondern führt auch zu einer Verarmung der Biodiversität in Boden und Landschaft. Die Reben selber werden dadurch schwächer und anfälliger für Krankheiten, Hitze, Trockenheit und Starkregen.
Dem Klimawandel trotzen
Eine grosse Strukturvielfalt, wie sie mit Agroforst einhergeht, ist dagegen eine ideale Voraussetzung für reiche Biodiversität, die Lebensräume für eine vielseitige Pflanzen- und Tierwelt garantiert. Je grösser die Vielfalt, desto zahlreicher sind die Nützlinge, die Schädlinge in Schach zu halten vermögen und Pflanzenschutzmittel so weitgehend überflüssig machen. Bäume aktivieren zudem das Leben im Boden und erhöhen die Humusbildung. Im direkten Zusammenhang mit dem Klimawandel bieten sie zusammen mit Hecken Windschutz, reduzieren übermässige Sonneneinstrahlung und wirken als Kohlendioxid- Senke, indem CO2 im Boden gebunden wird. Bei starken Niederschlägen helfen sie, dass Regenwasser besser versickert, und – eher überraschend – sie pumpen bei grosser Trockenheit Feuchtigkeit aus der Tiefe und stellen diese auch den Reben zur Verfügung.
Vorreiter Château Duvivier
Ob und wie Vitiforst in der Praxis funktioniert, wird in einem langjährigen Prozess auf dem Delinat-eigenen Forschungs- und Versuchsweingut Château Duvivier in der Provence untersucht. Bereits vor rund 15 Jahren mussten ganze Rebzeilen Bäumen und Hecken weichen, um die Monokultur aufzubrechen und die Biodiversität zu erhöhen. Der Klimawandel mit den damit einhergehenden Problemen führte dazu, dass Massnahmen im Sinne der Permakultur und von Agroforst noch intensiver vorangetrieben wurden. In der jüngeren Vergangenheit wurden auf Château Duvivier Teiche als Wasserretentionsbecken angelegt, um das Grundwasser anzureichern. Rund um diese Teiche, die auch als wertvolle Biotope dienen, sowie in und um die Rebberge werden nach dem Konzept von Agroforst derzeit und in den nächsten Jahren Hunderte von trockenresistenten, tiefwurzelnden und standortgerechten Laub- und Fruchtbäumen sowie Hecken angepflanzt, sodass das Weingut längerfristig zu einem lebendigen und vielseitigen Reben-Waldgarten mit Vorzeigecharakter für den Weinbau der Zukunft wird.
Agroforst im grossen Stil
Agroforst im grossen Stil wird bereits seit Jahrzehnten auf dem Delinat-Weingut Vale de Camelos im portugiesischen Alentejo betrieben. Das Weingut ist Bestandteil eines 1000 Hektar grossen Landguts, das der Bremer Reeder Horst Zeppenfeld im Jahr 1981 erworben hatte. Seit 2012 liegt die Verantwortung für das Anwesen bei seiner Tochter Antje und ihrem Mann Thorsten Kreikenbaum. Schon vor 30 Jahren wurde mit der Verwirklichung verschiedener Aufforstungsprojekte begonnen. Ehemalige ausgetrocknete Getreideflächen wurden mit autochthonen Gehölzen wie Johannisbrotbäumen, Steineichen, Korkeichen, Pinien und Olivenbäumen bepflanzt. «Im Laufe der Jahre wurden mehr als 600 Hektar neue Waldflächen geschaffen», erklärt Antje Kreikenbaum. Mit den in dieser heissen und trockenen Region extremen Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel wurden auf Anregung von Delinat Massnahmen im Sinne der Permakultur und des Agroforsts nochmals intensiviert. Neben Teichen, die Regenwasser speichern, das den Reben in trockenen Zeiten zugeführt werden kann, wurden auch im Bereich der Rebberge Bäume und Sträucher gepflanzt. Für Antje Kreikenbaum sind die Vorteile offensichtlich: «Begrünung und Bewaldung bilden nicht nur Schatten und Humus, sie verbessern auch den Wasserhaushalt im Boden. Dadurch werden extreme Hitzegrade abgepuffert.» Für sie ist klar: «Das Mikroklima, die Biodiversität und auch die Bodenqualität haben sich in den letzten Jahren bei uns nachhaltig verbessert.» Aus diesem Grund behalten Permakultur und Agroforst auf der Adega Vale de Camelos auch in Zukunft eine grosse Bedeutung. Zumal Agroforst einen zusätzlichen Nutzen bietet: Ein Teil der Bäume wird wirtschaftlich genutzt. So wird etwa aus Granatäpfeln und Quitten Marmelade hergestellt, und aus Johannisbrot entsteht Sirup, Schokolade oder Brotaufstrich. In ein paar Jahren sollen auch genügend Orangen, Zitronen, Feigen und Mandeln anfallen, um daraus neue Produkte zu kreieren.
Der «Verrückte» aus dem Barolo-Gebiet
Besonders pikant wird es, wenn einer Vitiforst in hochpreisigen und prestigeträchtigen Weinbaugebieten wie dem Barolo zum Thema macht. Delinat-Winzer Enrico Rivetto tut es, auch auf das Risiko hin, für komplett verrückt erklärt zu werden. Gute Barolo-Lagen kosten um die drei Millionen Euro pro Hektar. In einer Region, wo praktisch jeder Quadratmeter des sündhaft teuren Bodens mit einem Rebstock bepflanzt ist, Platz zu machen für Bäume und Sträucher, erscheint tatsächlich verrückt. «Das stimmt, wenn man bloss die wirtschaftliche Dimension betrachtet. Aber es gibt auch einen Reichtum, bezogen auf Landschaft und Natur», sagt Enrico Rivetto. Für ihn ist dieser nichtmonetäre Reichtum ebenso wichtig, wie vom Weinbau leben zu können. «Je mehr die biologische Vielfalt zunimmt, desto robuster und gleichzeitig widerstandsfähiger werden Agrarökosysteme. Sie sind viel besser imstande, sich an plötzliche Veränderungen durch natürliche oder von Menschenhand verursachte Störungen anzupassen. Langfristig ist das viel wertvoller, als kurzfristig möglichst viel Geld zu verdienen», ist er überzeugt. Deshalb hat er in den vergangenen Jahren ganze Rebzeilen durch Bäume und Sträucher ersetzt. Diese bilden Rückzugsgebiete für Mikro- und Makroorganismen, vermindern Erosionserscheinungen und Bodenverarmung und wirken als Windschutz.
Der Reben-Waldgarten im Piemont
Agroforst bedeutet, dass Bäume oder Sträucher auf derselben Fläche wie verschiedene Spezialkulturen wachsen. Solche Mischkulturen können in einer geordneten und gestalteten Form wie auf dem Weingut Rivetto daherkommen oder mehr oder weniger als «Wildnis », wie auf der 50 Kilometer Luftlinie entfernten Azienda La Luna del Rospo von Delinat-Winzerin Renate Schütz im Monferrato. Renate Schütz: «Nach meinem Verständnis habe ich nicht wirklich das, was allgemein unter Vitiforst verstanden wird: ordentlich angelegte Strauch- und Baumreihen, die sich mit den Reben abwechseln.»
Stattdessen dominiert bei ihr Wildwuchs mit Reben. «Nur die (Beeren-)Sträucher der ersten Jahre sind gekauft. Ansonsten ist alles spontaner Wuchs», erklärt die Winzerin. Zu diesen spontan gewachsenen Arten gehören wilder Pfirsich, Wildkirschen, Nussbäume, wilde Mirabellen, Maulbeeren oder auch Mispeln, Feigen, Kaki sowie bei den Sträuchern Weissdorn, Schlehen, Rosen und Brombeerhecken. Auch Bäume ohne Früchte wie Ahorn, Rosskastanien, Eichen und Robinien (die beiden Letzteren mit Vorteil etwas abseits der Reben) haben eine wichtige Funktion, sind sie doch wunderbare Bienen- und Insektenweiden.
Die Vorteile von Agroforst
Seit vielen Jahren schon propagieren die Delinat-Richtlinien das Pflanzen von Bäumen und Sträuchern in den Reben. Konkret: Auf einem 3-Schnecken- Weingut (höchste Anforderungen) darf kein Rebstock weiter als 80 Meter von einem Baum entfernt stehen. Zudem braucht es mindestens einen 30m2 grossen, zusammenhängenden Biodiversitäts-Hotspot mit Baum sowie 40 Büsche pro Hektar Reben. Das Konzept von Agroforst/Vitiforst (Reben-Waldgarten) wurde anlässlich eines Delinat-Winzerseminars in Frankreich im Frühling 2022 vertieft, um für die Herausforderungen des Klimawandels noch besser gerüstet zu sein. Denn Agroforst bietet folgende Vorteile:
Ausgleich von Wetterextremen
Steigerung der Biodiversität
Förderung von Nützlingen
Attraktivität als Bienenweide
Windschutz
Habitat von Fledermäusen, die Schädlinge wie den Traubenwickler in Schach halten
Reduktion übermässiger Sonnenstrahlung
Temperaturreduktion an Hitzetagen
Aktivierung des Bodenlebens und Bildung von Humus
Förderung der Mykorrhiza-Pilze und des Wurzelvolumens der Reben
Positive Beeinflussung des Wasserhaushalts
Kohlendioxidsenke durch Einlagerung von CO2 im Boden
Damit im Rebberg die volle Wirkung dieser positiven Effekte erreicht wird, enthalten die Delinat-Richtlinien konkrete Punkte wie eingangs erwähnt zum Thema «Agroforst». Mehr zum Thema finden Sie hier: www.delinat.com/agroforst
Bäumige Schlossweine
Nachhaltige und zukunftsgerechte Bewirtschaftungsmethoden wie Permakultur und Agroforst werden auf dem Delinat-Forschungsweingut Château Duvivier in der Provence bereits seit Jahren praktiziert und auf ihre Wirkung hin überprüft. Um die neu entstandenen Teiche zur Nutzung von Regenwasser in den Rebbergen wurden und werden weiterhin viele Bäume und Sträucher gepflanzt. In diesem Umfeld entstehen die feinen Weine von Château Duvivier. Wir haben für Sie das Paket «Bäumige Schlossweine» geschnürt.
Schwerpunktthema dieser WeinLese-Ausgabe ist das Thema «Agroforst/ Vitiforst». Es geht darum, mit dem Pflanzen von Bäumen und Sträuchern den Weinberg in einen «Reben-Waldgarten» mit hoher Biodiversität zu verwandeln. Auch Sie können zu Hause in Ihrem Garten einheimische Bäume und Sträucher pflanzen und mit der Schaffung wertvoller Biotope innerhalb der Siedlung oder des Dorfes einen wichtigen Beitrag zur biologischen Vielfalt leisten.
Der Baum – ein Tausendsassa
Eine Eiche beispielsweise, die Trockenheit sehr gut widersteht, bietet Lebensraum für 500 Arten von Insekten, Käfern und Spinnen und produziert Samen als Nahrung für Vögel und andere Tierarten. Ein stattlicher Baum verdunstet zudem viel Wasser und kühlt damit seine Umgebung um bis zu 15 °C im Sommer. Er ist somit auch für uns Menschen viel wertvoller als ein Sonnenschirm, der zwar auch Schatten spendet, aber die Luft darunter nicht kühlt. Motivieren Sie Ihre Nachbarn, ebenfalls Bäume zu pflanzen, die den Sitzplatz, die Quartierstrasse, die Hausfassaden oder Asphaltflächen beschatten. So lässt sich die Umgebungshitze effektiv reduzieren. Bäume bieten aber noch mehr Vorteile. Sie entziehen der Luft CO2 und binden den Kohlenstoff ins Holzwachstum ein. Gleichzeitig produzieren Bäume mithilfe des Sonnenlichts Sauerstoff, den wir zum Atmen brauchen. Ein grosser Baum kann auch bis zu einer Tonne Feinstaub, Bakterien und Sporen aus der Luft filtern. Dies alles sind Gründe, weshalb es im Sommer so angenehm ist, unter einem Baum zu arbeiten oder sich auszuruhen.
Kein Platz für Bäume?
Ist Ihr Garten zu klein für grosse Bäume, können Sie auch einen Speierling, eine Elsbeere, einen Feldahorn, einen Schneeball-Ahorn, eine Weide, einen Fruchtbaum oder Sträucher pflanzen. Auch damit schaffen Sie Biodiversität, Lebensräume für viele Tiere und optische Hingucker. Verfügen Sie über keinen Garten, aber über einen Balkon? Auch dann können Sie zur Biodiversität beitragen. Ein Wildstrauch wie die Felsenbirne oder eine Kletterpflanze wie die Waldrebe im Topf bringen Schatten und Lebensraum für Insekten. Wildkräuter wie Rosmarin und Thymian oder auch Gartenkräuter bieten Nahrung für Insekten und sind eine schöne Bereicherung für die Küche. Meisen- und Fledermauskasten oder ein Insektenhotel bieten wertvolle Nistmöglichkeiten.