Biodiversitätswinzer 2021 – Harmonie

In der Wachau und im angrenzenden Kremstal gehen Andreas und Maria Harm selbstbewusst und unbeirrt ihren Weg. Ihrem Ziel, in grösstmöglicher Harmonie mit der Natur Wein zu keltern, ordnen sie viel unter – nicht aber die Weinqualität. Dafür gebührt ihnen die Auszeichnung als Biodiversitätswinzer 2021.

Die Wachau ist eine berühmte, aber konservative, in alten Traditionen verhaftete österreichische Weinregion. «Im Vergleich zur gesamtösterreichischen Fläche ist der Bioanteil hier gering», sagt Andreas Harm, einer der wenigen überzeugten Wachauer Biowinzer. Doch der Wind dreht in seinem Sinn: «Es gibt auch hier immer mehr Rebbergbesitzer, die sich ökologische Vielfalt wünschen. Unserem Betrieb werden deshalb immer wieder Rebflächen zum Kauf oder zur Bewirtschaftung angeboten.» Kein Wunder, ist die Rebfläche der Familie Harm zwischen 2008 und 2020 von drei auf zwölf Hektar angewachsen. Das ermöglichte Andreas Harm vor ein paar Jahren, das elterliche Weingut mit Heurigen seinem Bruder David zu überlassen und zusammen mit seiner Frau Maria einen eigenen Betrieb aufzubauen. Beflügelt wurde diese erfreuliche Entwicklung auch durch die Zusammenarbeit mit Delinat, die mit dem Weinjahrgang 2010 begann. Andreas Harm: «Für uns ist Delinat ein äusserst bereichernder und verlässlicher Partner, der ebenso hohe ökologische Ansprüche stellt wie wir an uns selber.»

Andreas Harm, Biodiversitätswinzer 2021

Lebendiger Boden als Basis

Andreas Harm ist promovierter Agronom, Rebbauberater und Rebbauforscher. Als ausgewiesener Bodenspezialist weiss er um die Bedeutung einer reichen Biodiversität im Rebberg. Die Basis dafür ist ein gut strukturierter, lebendiger Boden. Er ist Heimat für Milliarden unterschiedlicher Organismen. Diese Lebewesen stehen im direkten Austausch mit der Rebe und dem vielfältigen Pflanzenteppich in den Rebgassen. Wenn das System funktioniert, übernehmen Begrünungspflanzen (Leguminosen) die Funktion des Nährstofflieferanten. Mithilfe der Bodenlebewesen werden alle für die Entwicklung der Rebe notwendigen Substanzen weitergeleitet und verfügbar gemacht. «Dank dieser Interaktionen kann sich die Rebe optimal selber ernähren», erklärt Andreas Harm. So kommt es weder zu einer Überversorgung, die Krankheiten und Schädlinge fördert, noch zu einer Unterversorgung, die den Ertrag reduziert und die Qualität des Weines beeinträchtigt. «Befindet sich die Rebe in dieser Harmonie, so können sich die Trauben optimal entwickeln und reifen. Gleichzeitig werden sie widerstandsfähiger und robuster gegenüber Schädlingen und Krankheiten», so Andreas Harm.

Entscheidend für das harmonische Zusammenspiel zwischen Boden, Begrünung und Mikroorganismen ist eine dem jeweiligen Standort angepasste Vielfalt an verschiedenen Pflanzenarten. Andreas und Maria Harm gehen aber noch einen Schritt weiter: Den Platz zwischen den Reben nutzen sie da und dort auch für den Anbau von Gemüse, Kräutern und Früchten. «Ein Teil unserer Rebanlagen wird so wieder zu einem Garten der Vielfalt und des Genusses», freut sich Maria. Wer bei den Harms einmal getafelt hat, der weiss wieder, wie gut Gemüse schmecken kann.

Weisswein-Klassiker

Genauso authentisch sind auch die Weine: Das naturverbundene Winzerpaar konzentriert sich dabei auf die einheimischen Paradesorten Riesling und Grüner Veltliner, aus denen Gewächse mit typischer Frucht und feiner Mineralität gekeltert werden. Was bedeutet Andreas Harm die Auszeichnung als Biodiversitätswinzer des Jahres 2021? «Das Thema Biodiversität spielte in unserem Betrieb von Beginn an eine wichtige Rolle. Da wir selbst viel Zeit in unseren Rebbergen verbringen, erfüllt es mich immer wieder mit Freude, wenn ich dort neue Pflanzen oder Tierarten entdecken kann. Für uns ist die Auszeichnung daher eine grosse Anerkennung von Leistungen an der Natur, die normalerweise kaum beachtet werden.»

Der Wein zum Tag der biologischen Vielfalt

Jedes Jahr zum Tag der Biodiversität, für den die UNO im Jahr 2000 den 22. Mai festgelegt hat, kürt Delinat einen Biodiversitätswinzer des Jahres, der sich im Bereich der biologischen Vielfalt besonders verdient macht. Der ausgezeichnete Winzer seinerseits keltert aus diesem Anlass eine spezielle Abfüllung.

Andreas Harm hat sich für einen Grünen Veltliner entschieden. Die Trauben stammen aus der Lage Goldbühel in der Ortschaft Kruststetten im Kremstal. Sie wurden am 6. und 7. Oktober 2020 von Hand bei wunderschönem, sonnigem Wetter von einer Truppe aus Familienmitgliedern, Freunden und weiteren Helfern gelesen. Nach der Lese wurden die Trauben schonend gepresst. Der Most wurde im Stahltank spontan während zirka drei Wochen vergoren. Danach reifte der Wein bis im Januar auf der Feinhefe, ehe er Ende März auf die Flasche gezogen wurde.

So entstand ein sortentypischer Grüner Veltliner. Er zeigt eine animierende Würze nach wilden Kräutern, duftender Blütenwiese und saftigen Früchten. Am Gaumen gefällt die Balance aus delikatem Schmelz und animierender Fruchtsäure. Andreas Harm empfiehlt seinen Biodiversitätswein speziell zum klassischen Wiener Schnitzel, zu gekochtem Schulterscherzel (Rindfleisch) vom Bioweiderind mit sautiertem Gemüse, zu Gemüseflan mit Ratatouille oder zu gekochten Spargeln.

Harm Biodiversität – Grüner Veltliner
Kremstal DAC 2020
www.delinat.com/7286.20

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Jetzt ist Spargelzeit!

Ich liebe Spargel. Als lang ersehnter Frühlingsbote ist er für mich jedes Jahr wieder eine kulinarische Offenbarung – kalorienarm, gesund, schmackhaft und erst noch erschwinglich! Für Weinliebhaber ist Spargel gleichzeitig immer wieder eine grosse Herausforderung. Seine leichte Bitternote stellt viele Weine, insbesondere Rotweine, aber auch säurebetonte Rieslinge, vor Probleme.

Spargel und Wein

Jedes Jahr stellt sich die Frage neu: Welcher Wein passt zum Spargel?

Grüner Veltliner: der Spargelwein schlechthin

Zu weissem oder grünem Spargel kommt bei mir oft ein Grüner Veltliner auf den Tisch. Seine würzig pfeffrige Art passt prima zu praktisch jedem Spargelgericht. Mein Tipp: der Grüne Veltliner vom biodynamischen Weingut Meinklang. Zwar dominieren beim Grünen Veltliner aus dem Burgenland aufgrund des pannonischen Klimas (trockene Sommertage, kühle, frische Nächte) in der Regel eher Frucht und Fülle. Doch witterungsbedingt war das Weinjahr 2014 so speziell, dass die würzigen Noten und das legendäre «Pfefferl» beim aktuellen Meinklang-Jahrgang besonders ausgeprägt sind. Eine gute Alternative ist der Grüne Veltliner vom Weingut Harm aus der Wachau. Dieser etwas komplexere Wein überzeugt mit vielschichtigen Aromen und terroirtypischer Mineralität.

Wem die weisse Paradesorte aus Österreich weniger zusagt, muss natürlich nicht auf Wein zu Spargel verzichten. Zum klassischen Spargelgericht mit Rohschinken und Sauce Hollandaise ist auch ein feinfruchtiger Rivaner (Müller-Thurgau) oder ein aromatischer Weissburgunder eine gute Wahl. In beiden Fällen ist das traditionsreiche Weingut Hirschhof in Rheinhessen eine empfehlenswerte Adresse. Auch Albet i Noyas Biodiversitätswein 2015 , eine floral-fruchtige weisse Cuvée, harmoniert bestens mit dem edlen Gemüse.

Keine Regel ohne Ausnahme…

Zum Schluss ein Tipp für all jene Spargelfans, die Weisswein nicht vertragen oder nicht mögen: Die Kombination von Spargel und Rotwein ist zwar in aller Regel schwierig. Das Tannin vom Wein und die Bitternote vom Spargel schaukeln sich hoch, es droht ein bitter-metallisches Geschmackserlebnis. Manchmal aber lohnt es sich halt doch, nicht eisern an Grundprinzipien festzuhalten. Als ich kürzlich zu weissem Spargel eine Flasche 20 Arpents, einen Cabernet Franc von der Domaine du Bel Air aus der Loire kredenzte, war ich positiv überrascht, wie gut sich Wein und Spargel vertrugen.

 

Kulinarisches Vergnügen mit Grünem Veltliner

Wenn man Werner Michlits vom Weingut Meinklang darauf anspricht, was er zu einem Wiener Schnitzel am liebsten trinkt, muss er nicht lange überlegen: «Ein Grüner Veltliner passt perfekt.» Und schon entkorkt er eine leicht gekühlte Flasche, während seine Mutter Annelies in der Küche im heissen Schweineschmalz die legendären Schnitzel aus biologischem Kalbfleisch von der eigenen Angus-Herde frittiert.

Grüner Veltliner und Wiener Schnitzel - ein perfektes Match
Grüner Veltliner und Wiener Schnitzel – ein perfektes Match

«Eigentlich heissen sie bei uns Meinklang Schnitzel, denn anderswo käme es kaum jemanden in den Sinn, die Schnitzel im Schmalz zu frittieren. Normalerweise werden Wiener Schnitzel in Butter oder Pflanzenöl gebraten», sagt Annelies Michlits. Doch der Schweineschmalz ist nicht das einzige, was die Meinklang Schnitzel einzigartig macht: «Für die Panade nehme ich nie gewöhnliches Paniermehl, sondern immer zerriebene weisse Semmelbrödel. Das ist ein riesiger Unterschied», sagt die begnadete Köchin.

Hat ihr eigenes Rezept fürs Wiener Schnitzel: Annelies Michlits
Hat ihr eigenes Rezept fürs Wiener Schnitzel: Annelies Michlits

Wie Recht sie hat, erfahren wir ein paar Minuten später, als die dünnen, schön krossen Schnitzel in der klassischen Kombination mit grünem Salat und Ofenkartoffeln auf den Tisch kommen. In den Gläsern funkelt bereits der Grüner Veltliner 2013: Die würzigen Noten sind bei diesem Jahrgang aufgrund einer langen Reifephase der Trauben besonders ausgeprägt. «Bei uns bezeichnet man das als Pfefferl», schmunzelt Werner. Dass diese typische, leicht pfeffrige Aromatik so schon zur Geltung kommt, hängt beim 2013er auch mit der Vinifikation zusammen.

In der grossen Runde schmeckts am besten: Familie Michlits bei Tisch
In der grossen Runde schmeckts am besten: Familie Michlits bei Tisch

Die Familie Michlichts keltert ihre Weine immer so, dass sie möglichst unverfälscht in die Flasche kommen. Die Vergärung überlässt man Naturhefen, vinifiziert wird sanft – mit nur marginalen Eingriffen. «Nur wenn sich der Wein in Ruhe selbst entwickeln und reifen kann, bleiben Aromen und Struktur erhalten», sagt Werner. Und so wird dieses Essen unter freiem Himmel im Innenhof des Weinguts zum reinsten Festschmaus. Der Meinklang Grüner Veltliner 2013 hat ein gutes Lagerpotenzial. Er bietet aber mit seiner Frische und Rasse auch schon jetzt höchsten Trinkgenuss. Nicht nur zu Wiener Schnitzel!

Feuer und Flamme für die Weissen

Ich mochte schon immer gerne ein Glas «Weissen». Zwar stand Weisswein, wie bei den meisten Weinliebhabern, auch bei mir immer etwas im Schatten roter Gewächse. Und vorübergehend überlegte ich mir sogar einen Boykott. Das war vor etwa 10 Jahren, als einer meiner Lieblinge – der Chardonnay – nach und nach völlig verhunzt wurde. Die fantastische Sorte aus dem Burgund wurde plötzlich überall auf der Welt angebaut und zu fetten, holzschwangeren, alkoholdominanten, langweiligen Fruchtbomben vinifiziert. Statt Weisswein-Boykott schloss ich mich jedoch spontan dem virtuellen Club der ABC-Trinker an: ABC = Anything but Chardonnay; zu Deutsch: alles ausser Chardonnay!

Sommer Weisswein

Weisswein liegt im Trend, seit leichte, süffige Tropfen mit moderatem Alkoholgehalt wieder stärker gefragt sind. Im Sommer steigt die Lust auf einen kühlen, frischen «Weissen» erst recht.

Die neue Lust auf Weisswein

Zum Glück ist die Welle schwerer, holzbetonter Aromabomben sowohl bei den Roten wie bei den Weissen wieder verebbt. Der allgemeine Trend hin zu leichteren, eleganten aber gleichwohl charakterstarken Weinen mit eher moderatem Alkoholgehalt verhilft auch den Weissen zu neuem Schub. Bei mir ist die Lust auf Weisswein – zugegeben auch etwas jahreszeitbedingt  – ebenfalls neu erwacht.

Streifzug durch die Weissweinvielfalt

Auf einem Streifzug durch unser Weissweinsortiment bin ich auf ein paar Perlen gestossen, die mir besonders viel Freude bereiten. Sogar ein Chardonnay ist dabei – zwar nicht aus dem Burgund, aber aus Südfrankreich, wo Winzer Louis Fabre weiss, wie man mit dieser fantastischen Rebsorte umgeht. Ebenfalls zu meinen weissen Lieblingssorten gehört der Riesling. Deutschland und das Elsass sind Hochburgen dieser Nobelrebe, die sich in nördlichen, kühlen Weinbaugebieten am wohlsten fühlt. Österreich verfügt mit dem Grünen Veltliner ebenfalls über eine Paradesorte, der ich spätestens dann nicht mehr widerstehen kann, wenn ein zartes Wienerschnitzel auf meinem Teller landet. Zu meinen Neuentdeckungen gehören der Vinho Verde aus dem grünen Norden Portugals sowie nordspanische Weissweine aus Macabeo-Trauben. Derweil gehört der Soave aus dem italienischen Veneto für mich seit Jahren zu den weissen Klassikern, der bei vielen Gelegenheiten Freude bereitet.

Der kleine Streifzug durch die Weissweinvielfalt Europas hat sich gelohnt. Die alte Liebe zu Weissweinen, denen man als authentische Botschafter ihrer jeweiligen Region begegnet, ist neu entflammt. Und wie!

Zweigelt und Grüner Veltliner

Manchmal braucht es einen dramatischen Tiefschlag, um so richtig in Schwung zu kommen. 1985 hatte der Glykol-Skandal zum Zusammenbruch des österreichischen Weinmarktes geführt. Ein neues, strenges Weingesetz und eine junge, qualitätsorientierte Winzergeneration brachten die Wende: Österreichs Weine sind im Aufwind und – besonders erfreulich – kein anderes europäisches Weinland hat heute einen höheren Bio-Anteil. Über 8 Prozent der rund 45 000 Hektar Weinberge werden hier biologisch bewirtschaftet. Neben fortschrittlichen Winzern, zu denen die Delinat-Weingüter Meinklang im Burgenland, Mehofer am Wagram und Harm in der Wachau gehören, sind vor allem zwei einheimische Rebsorten für den Aufschwung verantwortlich: Zweigelt und Grüner Veltliner.

ZweigeltGrüner Veltliner

Zweigelt – erfolgreiche Neuzüchtung

Die rote Sorte Zweigelt schuf 1922 Friedrich Zweigelt aus den beiden autochthonen österreichischen Sorten St. Laurent und Blaufränkisch. Ursprünglich war Zweigelt eine eher einfache, genügsame und ertragsreiche Bauernrebe, welche nicht an die feine Aromatik ihrer «Eltern» herankam. Erst als in den frühen 1990er Jahren vermehrt Ertragsreduktionen zur Qualitätssteigerung unternommen wurden, bemerkte man ihr Potenzial für fruchtbetonte Weine mit schöner Säure, weicher Tanninstruktur und guter Lagerfähigkeit. Danach hat sich Zweigelt rasch zur meist angebauten roten Traubensorte und damit zum Aushängeschild von Österreichs Rotweinen entwickelt

Grüner Veltliner – der Wein mit Pfeffer

Grüner Veltliner ist eine urtypische österreichische Traubensorte – entstanden aus einer natürlichen Kreuzung von Traminer x St. Georgen. Während sie in andern Ländern keine grosse Bedeutung hat, ist sie in Österreich unbestritten die Nummer 1 bei den weissen Sorten. Die meisten klassischen Grünen Veltliner wachsen auf den porösen Lössböden der Wachau, am Wagram und im Weinviertel. Im Burgenland hatte sie früher grössere Verbreitung als heute. Ihr typisches Markenzeichen ist das sogenannte Pfefferl – ein pfeffrig-würzige Note.

Wenn Sie mehr über Rebsorten und die daraus entstehenden Weine wissen möchten, empfehlen wir Ihnen unseren DegustierService als «flüssigen» Weinkurs.

Viel Vergnügen mit den beiden Lieblingen aus Österreich und anderen Bioweinen aus Europas besten Lagen.

Wagram – Grüner Veltliner aus der Gruft

Zwischen der Wachau und der Stadt Wien liegt das kleine Weinbaugebiet Wagram. Hier wächst auf gelben Lössböden vor allem Grüner Veltliner. Das Weingut von Stephan Mehofer ist die zweite Station unserer Österreichreise. Auf einem ausgedehnten Spaziergang fallen Stephans Weinberge durch eine besonders üppige Begrünung auf. Mit den vielen gelb blühenden Senfblumen wirken sie wie ein Markenzeichen in dieser Weinlandschaft.

Der üppige, gelb blühende Teppich wirkt derzeit wie ein Markenzeichen in den Weinbergen von Stephan Mehofer.

Fassholz aus dem eigenen Wald

Ich staune immer wieder, mit welchen spezifischen Besonderheiten unsere Biowinzer aufwarten. So nutzt Stephan bestes Eichenholz aus dem eigenen Wald für die Herstellung von Weinfässern. Im Hinterhof des Weinguts lagert ein Stapel schönster Eichenholzbretter, die von einem Küfer (hier Fassbinder genannt) aus der Region zu 300-Liter-Barriquefässern verarbeitet werden. Diese zeichnen sich dank dem langsamen Wachstum der Bäume durch eine feine Maserung aus. In den Barriques wird die beliebte Rotwein-Cuvée Neydek ausgebaut.

Stephan Mehofer (Mitte) zeigt Delinat-Redaktor Hans Wüst (links) und dem Autor die Eichenbretter aus dem eigenen Wald, die zu Barriques verarbeitet werden.

Grüner Veltliner im Grufti-Alter

Für die grösste Überraschung hat heute aber Stephans weisse Hauptsorte, der Grüne Veltliner gesorgt. Dieser Mehofer-Wein überzeugt mich schon lange, doch beim gemeinsamen Abendessen in der Gaststube des Weingutes gab es für das ganze Delinat-Team ein schier unglaubliches Genuss-Erlebnis. Je länger der Abend, desto tiefer stieg Stephan in den Weinkeller und kehrte jeweils mit über Jahrzehnte gereiften Preziosen zurück. Zwei Flaschen Grüner Veltliner mit Jahrgang 1992 und 1967 erwiesen sich ebenso als flüssige Gedichte, wie ein Eiswein 1991 aus Rotem Veltliner (ebenfalls eine weisse Traube). Fazit: Gehaltvolle Grüne und Rote Veltliner aus guten Jahren scheinen keine Altersgrenze zu kennen.

Flüssige Schätze aus dem tiefen Mehofer-Keller: Als Besonderheiten wurden ein über 30-jähriger Grüner Veltliner und ein 20-jähriger Eiswein kredenzt.

PS. Leider sind diese alten Jahrgänge nicht mehr erhältlich – es lagern nur noch ganz wenige Flaschen im Mehofer-Keller. Versuchens Sie es deshalb mit den aktuellen Jahrgängen. Allenfalls können Sie immer noch die eine oder andere Flasche tief unten im eigenen Keller einlagern.

Alle Artikel der Österreichreise:
Tag 1: Wachau: Toter Boden wird lebendig
Tag 2: Wagram – Grüner Veltliner aus der Gruft
Tag 3: Der Charme von Wien und Biowein
Tag 4: Meinklang: Pflanzen-Inseln im Weinberg