Ein Prosit auf den Tag der Biodiversität

Seit dem Jahr 2000 wird der 22. Mai als Internationaler Tag der biologischen Vielfalt gefeiert. Der von der UNO ins Leben gerufene Aktionstag ist ein Mahnmal dafür, dass die Natur trotz gesteigertem Umweltbewusstsein weiter verarmt. Tag für Tag sterben Tier- und Pflanzenarten aus – die Biodiversität leidet.

«Schmetterlinge sollen wieder durch die Reben fliegen» - das ist schon seit 1980 das Ziel von Delinat.
«Schmetterlinge sollen wieder durch die Reben fliegen» – das ist schon seit 1980 das Ziel von Delinat.

Seit über 30 Jahren setzt sich Delinat für einen Weinbau mit reicher Biodiversität ein. Dies aus der Überzeugung heraus, dass guter und qualitativ hochwertiger Wein nur im Einklang mit einer intakten Natur entsteht. Über 100 Winzer in ganz Europa arbeiten nach den fortschrittlichen Delinat-Richtlinien, die weit über sämtliche EU- und Schweizer Biolabels hinausgehen. Sie fördern als einzige gezielt die Biodiversität im Weinberg. Delinat-Winzer sind somit stille Revolutionäre gegen öde Monokultur, wie sie leider auch im biologischen Weinbau weit verbreitet ist.


Wettbewerb
Es ist im Grunde traurig, dass es einen solchen «Tag der Biodiversität» braucht. Aber auch wichtig, auf die Tragik hinzuweisen. Daher wollen wir diesen Tag künftig auf besondere Art feiern. Wie, das wissen wir noch nicht und wollen in einem Wettbewerb Ihre Hilfe für originelle Ideen belohnen. Geben Sie Ihre Ideen hinein und gewinnen Sie vielleicht eine Woche Ferien in der Provence!

Viele Menschen wissen nicht (mehr), wie Trauben, Erdbeeren, Gurken, Tomaten, Salate und vieles mehr aus Grossmutters Garten schmecken. Die industrielle Agrarrevolution hat dazu geführt, dass dank Dünger und Pestiziden alles rasch und üppig wächst – leider auf Kosten von Geschmack und Aromatik. Unser Geschmacksempfinden ist längst abgestumpft und verkümmert, so dass viele diesen Qualitätsverlust gar nicht mehr wahrnehmen.

Nicht nur Weingut und Forschungszentrum in der Provence, sondern auch Ferienoase: Château Duvivier
Nicht nur Weingut und Forschungszentrum in der Provence, sondern auch Ferienoase: Château Duvivier

Auch Wein aus Monokultur kann nicht mithalten. In reicher Biodiversität gereifte Trauben sind gehaltvoller und aromatischer. Es sind in erster Linie die schmackhaften Trauben, die den guten Delinat-Wein machen, erst in zweiter Linie die Künste der Kellermeister. Was für Sie und für uns klar und logisch ist, war wissenschaftlich umstritten. Bis heute, denn in einem dreijährigen Versuch ist es uns erstmals gelungen, signifikante Unterschiede von Inhaltsstoffen in (Bio-)Wein aus Monokultur und Wein aus biodiversem Anbau nachzuweisen. In wenigen Monaten werden die Resultate veröffentlicht.

Es gibt also handfeste Gründe und egoistische Motive zur Wahl von Biodiversität. Dass jeder, der sich für Delinat-Wein entscheidet, aber auch zum Schutz der Artenvielfalt beiträgt, ergänzt den Genuss auf wunderbare Weise: Es gibt ein gutes Gefühl und lässt zusätzlich munden. Mit jeder Flasche fliegen mehr Schmetterlinge, singen mehr Vögel und blühen mehr seltene Kräuter.

Üppige Biodiversität auch im Süden: Neben dem Wein wachsen Oliven, Orangen und vieles mehr bei Massimo Maggio auf Sizilien.
Üppige Biodiversität auch im Süden: Neben dem Wein wachsen Oliven, Orangen und vieles mehr bei Massimo Maggio auf Sizilien.

Mit geschmackvollen, authentischen Weinen, die von naturverbundenen Winzern aus gehaltvollen, gesunden und aromatischen Trauben aus Rebbergen mit reicher Biodiversität gekeltert werden, setzen wir seit vielen Jahren ein Gegengewicht zur konventionellen Landwirtschaft und zu Industrie-Bio. Für diese Anstrengungen wurde Delinat mit dem Deutschen CSR-Biodiversitäts-Preis 2013 ausgezeichnet. Solche Anerkennungen machen zusammen mit einer ständig wachsenden Fangemeinde Mut, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Das tun wir und danken Ihnen, liebe Weingeniesserinnen und Weingeniesser, dass Sie uns dabei so treu begleiten.

60 Winzer für mehr Biodiversität

Eines vorweg: Das Delinat-Winzerseminar 2014 war für alle Beteiligten ein toller Erfolg. 60 Winzerinnen und Winzer waren aus ganz Europa zusammen gekommen, um den Weg zum Weinbau der Zukunft gemeinsam weiter zu entwickeln. Vom 23. bis zum 25. April fand dieses aussergewöhnliche Treffen bei Familie Michlits im Weingut Meinklang im Burgenland statt.

Die Bedeutung des Winzertreffens für die Weiterentwicklung des ökologischen Weinbaus unterstrich Delinat-Chef Karl Schefer durch seine Anwesenheit. In seinem Einführungsvortrag ging er auf die neuen Delinat-Visionen in einer veränderten Gesellschaft ein. Als Pionier sei Delinat Vorreiter beim biologischen Weinbau gewesen. Heute aber sei Bio überall, wenn auch meist auf niedrigem Qualitätsniveau. Die Konsequenz: Bio alleine reicht nicht mehr.  Karl Schefer: «Bio wird allmählich normal – in ein paar Jahren werden sich jene erklären müssen, die nicht Bio sind.» Delinat und ihre Winzer sind nun gefordert, einen neuen Schritt voraus machen.

«Delinat ist einzigartig dank Weinen aus grosser Biodiversität. Es muss uns gelingen, die Bedeutung der Biodiversität für Kundinnen und Kunden mit Bildern und fesselnden Geschichten erlebbar zu machen. Dabei können wir nur zusammen mit unseren Winzern erfolgreich sein.» Vor diesem Hintergrund erscheint die in den Delinat-Richtlinien ab 2014 geforderte Ausdehnung der ökologischen Ausgleichsflächen von 7 auf neu 12 Prozent der Rebfläche nur logisch. Bei den Winzern kam die Forderung gut an.

Das Weiterbildungsseminar wurde mehrsprachig durchgeführt. Ein solches Sprachenwirrwarr aus Deutsch, Englisch, Italienisch, Spanisch und Französisch rund um das Weingut hatte es wohl bisher nie gegeben. Neben den Richtlinienänderungen wurden Fachthemen erörtert. Bei einem Betriebsrundgang erläuterte Werner Michlits Erfolge und Probleme beim Anlegen ihrer 27 Biodiversitäts-Hotspots. Angela Michlits brachte den Teilnehmern ihre Philosophie der Weinbereitung im Keller nahe. Der erste energieautarke Bauernhof Österreichs wurde besucht – und selbstverständlich kamen auch die kulinarischen Genüsse nicht zu kurz. Die Familie Michlits war ein toller Gastgeber. Die über 60 Winzerinnen und Winzer aus ganz Europa wurden mit biologischen Produkten vom Hof (Wein, Most, Bier) sowie vielen selbstgebackenen süssen Leckereien verwöhnt.

Hier noch ein paar Winzerstimmen zum Treffen, das in dieser Art als Weiterbildungsseminar und Plattform für Ideen- und Erfahrungsaustausch über Länder- und Sprachgrenzen hinweg einzigartig ist:

Antoine Kaufmann, Château Duvivier, Frankreich
Antoine Kaufmann, Château Duvivier, Frankreich

«Mir haben die extreme Produktevielfalt und die Familiendynamik auf dem Weingut Meinklang sehr imponiert. Am Meeting sind viele neue Ideen vermittelt worden, die ich allenfalls auch bei mir umsetzen oder ausprobieren kann.»

Andreas Harm, Wachau, Österreich
Andreas Harm, Wachau, Österreich

«Ich war zum ersten Mal an einem Delinat-Winzertreffen dabei. Ich habe dabei viel Neues über Delinat und die Philosophie, die dahinter steckt, erfahren. Das ist sehr wertvoll. Genauso auch der Gedankenaustausch mit den andern Winzern aus ganz Europa.»

Cecilia Zucca, Piemont, Italien
Cecilia Zucca, Piemont, Italien

«Der ganze Ideenaustausch, zu sehen, wie andere Winzer denken und mit was für Problemen sie zu kämpfen haben, ist sehr interessant und hilfreich. Sehr gut gefallen haben mir die von Karl Schefer vorgetragenen Visionen, mit denen sich Delinat in Zukunft behaupten will.»

Raúl Ripa, Quaderna Via, Spanien
Raúl Ripa, Quaderna Via, Spanien

«Das Treffen war perfekt organisiert. Die lockere Atmosphäre trug zur guten Stimmung bei. Besonders positiv war für mich, dass viel über Biodiversität gesprochen wurde, und zwar an einem Ort, wo das glaubhaft umgesetzt wird. Meinklang ist ein faszinierender Familienbetrieb.»

Louis Fabre, Château Coulon, Frankreich
Louis Fabre, Château Coulon, Frankreich

«Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie die Winzer innerhalb der Delinat-Familie denken und arbeiten. Da kann man sich jedes Mal ein Stück abschneiden. Wir befassen uns schon seit vielen Jahren intensiv mit der Biodiversität. Von daher freut es mich, dass Delinat in diesem Bereich einen neuen Schritt macht und auch hier wiederum eine Vorreiterrolle einnimmt.»

Wetterextreme fordern Winzer heraus

RegenbogenVon den rund hundert Weingütern, mit denen Delinat in ganz Europa zusammenarbeitet, liegt jenes von Timo Dienhart in der Mosel am nördlichsten. Delinats «Nordpol- Winzer» spürt den Klimawandel. Er sagt aber auch: «Wir sind recht gut gegen die immer unberechenbareren Wetterextreme gerüstet.» Generell stellt er fest: «Die Trocken- und die Regenphasen werden länger und heftiger.» Für die Mosel ist statistisch gesichert, dass die Blütezeit der Reben aufgrund der wärmeren Temperaturen in den vergangenen 30 Jahren um ein paar Tage vorgerückt ist und die Regenmengen und die Temperaturen leicht gestiegen sind. Timo Dienhart: «In unseren Breitengraden ist das für den Weinbau qualitativ teilweise ein Vorteil. Generell betrachte ich den Klimawandel aber mit kritischem Auge, weil die Gefahr von Fehlernten steigt.» Ursache für Fehlernten können die öfter vorkommenden Hagelschläge, sintflutartige Regenfälle, bisher kaum gekannte Trockenphasen oder gar Frost sein. Aktuell bereitet Timo Dienhart die starke Neigung zu häufigen Regenfällen in der Blüteperiode und in der Erntephase am meisten Sorgen. «Pilzkrankheiten gezielt und zurückhaltend zu bekämpfen, wird im Steilhang sehr anstrengend.»

Begrünung im Weinberg von Römerkelter
Timo Dienhart schützt seine Weinberge mit spezifischer Begrünung.
kahler Weinberg ist der Erosion ausgesetzt
Die konventionell bewirtschaftete Nachbarparzelle ist der Erosion ausgesetzt.

Wenn der biologisch wirtschaftende Mosel-Winzer in seinen Weinbergen steht und zu seinem konventionell arbeitenden Nachbar hinüberblickt, stellt er mit Genugtuung fest: «Mit unserem intakten Ökosystem sind wir deutlich besser gegen Klimaextreme gerüstet.» Seine Böden haben mehr Humus und ein aktiveres Bodenleben. Sie sind besser austariert und wirken selbstkorrigierend. Wird es sehr trocken, stirbt der Kräuter- und Pflanzenteppich zwischen den Rebzeilen ganz langsam ab und schützt den Boden vor Austrocknung. Wird es über Gebühr nass, findet keine Erosion statt, und die wertvollen Nährstoffe bleiben im Boden. Insgesamt erleiden die Trauben so weniger Stress und reifen harmonischer. «Das bringt echte Weinqualität, denn der Rebe bekommen Fressorgien und Durststrecken genauso schlecht wie dem menschlichen Stoffwechsel. Sie mag es zwar durchaus sportlich, will dafür aber ausreichend mit Nähr- und Vitalstoffen versorgt sein», erklärt Timo Dienhart.

Timo Dienhart vom Weingut Römerkelter
«Mit unserem intakten Ökosystem sind wir besser gegen Klimaextreme gerüstet.» Timo Dienhart

Weinbau wandert nordwärts

Eine Jahresdurchschnittstemperatur zwischen 10 und 20 °C gilt als grobe untere und obere Grenze für qualitativ hochwertigen Weinbau. Deshalb konzentrierte sich der Anbau von Weinreben auf der Nordhalbkugel lange Zeit auf Gebiete zwischen dem 30. und 50. Breitengrad.

Höhere Temperaturen

Seit 1950 ist in Europa die Durchschnittstemperatur während der Vegetationsperiode der Rebe (April bis Oktober) um rund 2 °C angestiegen. Diese Klimaerwärmung führt dazu, dass der Weinbau immer mehr nordwärts wandert. Gehörte einst die auf dem 50. Breitengrad gelegene Mosel zu den nördlichsten Weinbaugebieten Europas, wird heute auch in Dänemark, Norwegen, Schweden und Grossbritannien Wein angebaut.

Zu rasche Traubenreife

Allgemein kann davon ausgegangen werden, dass sich mit der Erwärmung die Weinqualität verbessert. Das gilt jedoch vor allem für die mittleren und nördlichen Anbaugebiete. In sehr südlichen Regionen kann es zu heiss für einen hochwertigen Weinanbau werden. Besonders während der Reifezeit sind warme Temperaturen wichtig. Sie sorgen für die Bildung von Zucker, Farbstoffen und Aromen. Bei einem Überschreiten des Temperaturoptimums nimmt der positive Effekt wieder ab. Übermässige Hitzperioden führen dazu, dass die Trauben zu früh reif sind und geerntet werden müssen, bevor sie sich im Spätsommer oder Frühherbst mit den essenziellen Inhaltsstoffen anreichern können. Das wirkt sich negativ auf die Weinqualität aus.

Wetterphänomene

Laut Hans-Peter Schmidt vom Schweizer Ithaka-Institut, das sich mit Grundlagenforschung für klimaneutrale Landwirtschaft und Weinbau befasst, werden die mit dem Klimawandel einhergehenden Wetterextreme mit unregelmässigen Niederschlägen zur grössten Herausforderung für Winzer auf allen Breitengraden. Laut Schmidt verändern sich sowohl die jahreszeitliche wie die lokale Niederschlagsverteilung. So ist es öfter lange trocken. Regen fällt weniger regelmässig, dafür gehäuft in sintflutartiger Form. Beides ist für den Weinbau besonders verhängnisvoll. Denn kaum eine andere Kulturpflanze reagiert so empfindlich auf klimatische Bedingungen wie die Weinrebe.

Italien: Tornados und tropische Unwetter

Vermag man in nördlichen Gefilden dem Klimawandel wegen der damit einhergehenden höheren Temperaturen zumindest teilweise auch positive Seiten abzugewinnen, ist dies im Süden nicht der Fall. «In unserer Gegend sehe ich keinerlei Vorteile», sagt Massimo Maggio, der in Sizilien das südlichste Weingut aller Delinat-Partner bewirtschaftet. Der «Südpol-Winzer» spricht von gehäuften Phänomenen, die früher selten oder überhaupt nicht vorkamen: «Vor zwei Jahren gab es in unserer Gegend einen Tornado, die Regenfälle kommen oft wie tropische Unwetter daher, lange Regenperioden wechseln mit heissen Trockenperioden ab.» Dank Begrünung bleiben seine Weinberge bei sintflutartigen Regenfällen vor Erosionsschäden verschont, und bei starker Trockenheit hält sich die Verdunstung in Grenzen. «Biologischer Weinbau und ein intaktes, artenreiches Ökosystem bieten die besten Voraussetzungen, um solchen Extremen zu trotzen», ist Massimo Maggio überzeugt. Umso mehr ist ihm unbegreiflich, dass ein grosser Teil des Territoriums in Sizilien nach wie vor ohne Respekt vor der Natur bewirtschaftet wird.

In der Toskana bereitet «die tendenzielle Verdichtung der verschiedenen Witterungen» auch Walter Fromm vom Weingut Vignano einiges Kopfzerbrechen. «Ausgedehnte Regenperioden im Winter und Frühjahr und längere Trockenperioden im Sommer und Herbst bergen die Gefahr von Erdrutschen in den Weinbergen und von unharmonischem, mit hohen Zuckergehalten versetztem Traubengut. » Kurzfristig begegnet Walter Fromm solchen Gefahren mit der Einsaat von Tiefwurzlern in den Rebgassen und mit vorgezogenen Erntezeiten. Längerfristig fasst er die Erstellung von Drainagen und weniger hohe Drahtgerüste ins Auge. Letzteres bewirkt eine geringere Assimilations- oder Blattfläche, wodurch Wachstum und Reife der Trauben verlangsamt werden. Sind die Trauben allzu früh reif, fehlt es ihnen an Gehalt, Aromatik und Mineralität.

Südfrankreich: Hagel als neues Phänomen

Genau gleich schildert Volker Weindel die Auswirkungen von Wetterextremen für sein Weingut La Tour des Vidaux in Südfrankreich. Neben sintflutartigen Regenfällen im Winter und zu Sommerbeginn kämpft man in der Provence neuerdings auch mit heftigen Hagelunwettern. Volker Weindel: «Das kam hier bis vor drei Jahren nie vor, wie mir auch alteingesessene Winzer bestätigen.» Trockenheit und Hitze erschweren den Weinbau zusätzlich. Der Winzer mit dem langen wilden Bart begegnet den klimatischen Herausforderungen mit Begrünung der Rebberge. Ausserdem hat er ein Wasservorratsbecken ausgebaggert. «So können grosse Regenmengen gespeichert und während Trockenperioden für die Bewässerung der Reben genutzt werden.»

Mit Regenwasse gefüllter See
Bei anhaltender Hitze bringen mit Regenwasser gefüllte Teiche Linderung für die Reben.

Spanien: Ernte bis zu einem Monat früher

Den Klimawandel stark zu spüren bekommen auch die Winzer in Spanien. Francisco Ruiz vom Weingut Osoti in der Rioja: «Die Wetterphänomene treten in immer kürzeren Abständen auf. So bleibt den Reben kaum Zeit, sich an die jeweiligen Verhältnisse anzupassen.» Bei extremer Hitze stellt die Pflanze ihren Stoffwechsel auf Standby. Der Reifeprozess verlangsamt oder wird ganz eingestellt. «Die Trauben sind wohl zuckersüss, auch der potenzielle Alkoholgehalt mag stimmen, nicht aber die phenolische Reife», sagt Francisco Ruiz. So geerntete Trauben sind der Weinqualität alles andere als förderlich. «Ich schätze, dass sich der Erntezeitpunkt bei uns um einen ganzen Monat vorverschoben hat.» Der Osoti-Winzer begegnet diesem Problem vorab mit der Wahl anderer Traubensorten. Dabei setzt er mit Vorliebe auf alte, autochthone Sorten, die früher in der Rioja Baja vorherrschend waren. Garnacha, Graciano und Maturana Tinta ertragen Hitzeextreme besser als etwa die Tempranillo. Eine weitere Massnahme ist die Bewässerung der Reben. «Früher kam ich gänzlich ohne aus, heute ist sie unverzichtbar. Dank einer hohen Biodiversität in meinen Weinbergen kann ich sie aber punktuell und sehr zurückhaltend einsetzen.»

Dürreperiode in der Rioja
Dürreperioden machen Francisco Ruiz in der Rioja zu schaffen: Ohne geeignete Massnahmen reifen die Trauben zu schnell und sind so weniger gehaltvoll.

Machen dem Rioja-Winzer insbesondere Hitze- und Trockenperioden zu schaffen, ist die Problematik weiter südlich für Winzer Carlos Laso ambivalenter. Auf seinem Weingut Pago Casa Gran im Hinterland von Valencia fällt die Traubenernte nicht grundsätzlich früher an: «Die Zeitpunkte schwanken stark. Letztes Jahr hatten wir den kühlsten Sommer seit 30 Jahren. Dementsprechend verzögerte sich die Ernte bis in den späten Herbst.» Ferner muss Carlos Laso mit der Tatsache leben, dass die Regenfälle auch in seiner Gegend konzentrierter und heftiger ausfallen. Diesem Problem begegnet er einerseits mit einer saugfähigen Begrünung und dem Bau von Abflussrinnen, die in ein Rückhaltebecken münden, welches das Regenwasser für trockene Zeiten zwischenspeichert. Für ihn ist klar, dass ein funktionierendes Ökosystem am besten hilft, Auswirkungen des Klimawandels wie Bodenerosion oder Verarmung und Austrocknung der Böden abzufedern. «Mit dieser Überzeugung werden wir auch in Zukunft in Biodiversität und Wassermanagement investieren.»

Portugal: Trauben mit Sonnenbrand

Hitzeschäden an den Trauben während der Vegetationsperiode, unregelmässige Traubenreife, verfrühter oder verspäteter Erntebeginn: Das sind die Hauptprobleme, mit denen Dietmar Ochsenreiter auf dem Weingut Vale de Camelos im Alentejo kämpft. Heiss und trocken war es in der Kornkammer Portugals schon immer. Wassermangel wegen unregelmässiger, auf die Wintermonate beschränkter Niederschläge sowie Hitzewellen von Ende Frühjahr bis Anfang Herbst sind nicht neu. «Das Ganze hat sich aber akzentuiert», sagt Dietmar Ochsenreiter. Statistische Erhebungen zeigen, dass sich der Erntezeitpunkt in den letzten Jahrzehnten im Alentejo um zwei bis drei Wochen nach vorne verschoben hat. «Allerdings treten durch hitzebedingte Vegetationsschäden immer wieder auch Reifeverzögerungen auf», weiss der gebürtige Allgäuer, der seit über 40 Jahren in Portugal lebt.

verbrannte Trauben
Ungeschützte Trauben erleiden Sonnenbrand und reifen nicht mehr aus.

Mit dem Bau von Stauseen, in denen Regenwasser für die Bewässerung der Reben gesammelt wird, begrünten Weinbergen und Aufforstungen mit autochthonen Gehölzen wie Johannisbrotbäumen, Stein- und Korkeichen, Pinien und Oliven am Rande der Reben werden Mikroklima und Biodiversität positiv beeinflusst, sodass trotz klimatischer Extreme ausgezeichnete Weine möglich sind. Nichtsdestotrotz: Dietmar Ochsenreiter mag dem Klimawandel keine positive Seite abzugewinnen – wie alle andern befragten Winzerkollegen in den südlichen Weinbauländern auch.

Sonnenkönige

Solaranlage auf dem WeingutDelinat-Winzer sind Sonnenkönige – allerdings nicht im Sinne des höfischen Absolutismus von Louis XIV (L’État, c’est moi!), sondern als Vorreiter eines klimaneutralen Weinbaus. Viele setzen auch ausserhalb ihrer Weinberge mit Solarstrom und anderen grünen Energiequellen Zeichen gegen den Klimawandel. Im grossen Stil tut dies Mosel-Winzer Timo Dienhart. Mit einem umfassenden Betriebsumbau ist er seinem Ziel eines energieautarken Weinhofs schon sehr nahe gekommen. Mit eigener Solaranlage und einer Eisspeicherheizung, die im Sommer auch Kühlungszwecke erfüllt, hat er ein zukunftsweisendes Energiekonzept umgesetzt. Auf dem portugiesischen Weingut Vale de Camelos im Alentejo wurden gleich vier Solaranlagen in Betrieb genommen. Sie produzieren weit mehr nachhaltige Energie, als für den gesamten Betrieb benötigt wird. Walter Fromm richtet seine Azienda Vignano in der Toskana ebenfalls vollständig auf alternative Energie aus. In dieselbe Richtung geht Massimo Maggio in Sizilien. Volker Weindel in der Provence ist ebenfalls dabei, ein Solarprojekt umzusetzen. Die Brüder Jean und Paul Lignères aus dem Languedoc haben sich zwecks alternativer Energiegewinnung an einem lokalen Windpark beteiligt.

Der Rebberg als vielfältige Mischkultur

Es gibt Weingüter, deren Rebberge in eine wilde, nahezu unberührte Natur eingebettet sind und so quasi mit einer gottgegebenen Biodiversität auftrumpfen können. Bei Massimo Maggio im Süden von Sizilien war dies nicht der Fall. Als er Anfang der Neunzigerjahre die Weinkellerei seines Vaters am Stadtrand von Vittoria übernahm, traf er eine komplett strukturierte Kulturlandschaft an, in welcher Vielfalt und Elemente der freien Natur weitgehend fehlten. Von Anfang an auf Qualitätsproduktion bedacht, war für ihn sofort klar, dass das traditionelle Schema des gemischten Anbaus zu einem Eckpfeiler seines biologischen Wirtschaftens werden müsse.

Massimo Maggio bei der Olivenernte
Massimo Maggio bei der Olivenernte

Angespornt von den Delinat-Richtlinien, die auf eine grosse Artenvielfalt abzielen, hat Massimo Maggio in den vergangenen 20 Jahren nicht nur alle seine Kulturen in die biologische Wirtschaftsweise überführt, sondern auch die Biodiversität vorbildlich gefördert. «Der erste Schritt war, bestehende Kulturen wie Agrumen und Olivenbäume am Rande unserer Rebberge zu erhalten und zu kultivieren. Dann haben wir angefangen, andere Bäume und Büsche zu pflanzen. Unser Ziel war es, so nahe wie möglich an die höchste Stufe der anspruchsvollen Delinat-Richtlinien heranzukommen», erklärt der naturverbundene Winzer.

Vielfalt im Weinberg

Das ist ihm hervorragend gelungen. Im grossen Stil wechseln in seinen Weingärten, die sich zum Teil über Dutzende von Hektaren in der Ebene ausdehnen, Reben ab mit Fruchtbaumreihen, Olivenhainen und Zitrusbäumen. Pinien, Nussbäume, Akazien, vereinzelt auch Zypressen setzen mit ihren hohen Kronen Akzente. Ökologische Hotspots mit aromatischen Wild- und Kulturkräutern, Bienenkästen, Steinhaufen, alles ist vorhanden. Zwischen den Rebzeilen fördert Massimo Maggio die Biodiversität mit der Einsaat von zahlreichen Leguminose-Arten. Er respektiert den Blühzyklus der verschiedenen Pflanzenarten und erhöht so ständig die Zahl der pflanzlichen Spezies in den Gassen. Verschiedene Parzellen werden nicht mehr gepflügt, um auch den Bodenmikroorganismen die Möglichkeit zur Vermehrung zu geben. Zusätzlich verbessert wird die mikrobiologische Bodenflora mit dem Einsatz von Pflanzenkohle. Diese wird auf dem eigenen Betrieb aus Schnittholzabfällen von Bäumen hergestellt und als gereifter Kohlekompost an in den Weinberg ausgebracht.

Landschaft und Wein profitieren

Schon heute erfüllt der Weinbau von Massimo Maggio das höchste Niveau der Delinat-Anforderungen. Für den Patron keine Grund, die Hände in den Schoss zu legen. «Wir werden weiterhin neue Bäume in den Rebbergen pflanzen und Ökoinseln anlegen“, sagt er. Auch ist der Winzer auf der Suche nach alten lokalen Fruchtsorten. „Wir wollen einen Bauerngarten anlegen mit Früchten und Gemüse, die eine schöne alte Tradition haben, aber leider fast gänzlich von den Tischen der Konsumenten verschwunden sind.»

Mit seinen intensiven Massnahmen zur Aufwertung der Biodiversität hat Massimo Maggio nicht nur das Landschaftsbild seiner Region optisch aufgewertet. Für ihn ist klar, dass auch die Weine davon profitieren: «Wir sind überzeugt, dass der biologische Anbau und die Biodiversität die Qualität unserer Weine verbessert. Wenn die Reben im Wettbewerb stehen zu anderen Arten und diversen Mikroorganismen, werden sie gestärkt. So sind sie in der Lage, ohne grosse Eingriffe durch Menschenhand gesunde, aromatische Trauben zu produzieren, die vielschichtige, authentische Weine hervorbringen.»

Ökologie funktioniert auch bei «Grossen»

Das Weingut Maggio ist der Beweis dafür, dass selbst ein Grossbetrieb mit über 100 Hektar auf höchstes ökologisches Niveau gebracht und wirtschaftlich erfolgreich geführt werden kann. Massimo Maggio hat das Delinat-Ideal der Biodiversität und Mischkulturen zu einem umfassenden Konzept entwickelt. Alle Bäume, Büsche, Kräuter und sogar Begrünungsmischungen wurden mit der Hintergrundplanung einer wirtschaftlichen Nutzung angelegt. So kann das Weingut heute neben feinen Weinen viele andere biologische Produkte anbieten. Aus eigenem Getreide entstehen feine Pasta, die Oliven werde zu einem Premium-Öl extra vergine verarbeitet, aus Orangen entsteht leckere Konfitüre nach einem alten Rezept der Grossmutter und die Kräuter aus den Ökoinseln in den Weinbergen werden zusammen mit Meersalz aus den Salinen der Gegend zu würzigen Kräutersalzen verarbeitet. Aus dem noch um einiges breiteren Produktesortiment von Massimo Maggio hat Delinat ein attraktives Biodiversitätspaket geschnürt, das ab sofort bestellt werden kann.

25 Mio. Biollar für die Natur

Üblich ist, dass Unternehmen Umsatzzahlen und Gewinne stolz in Franken, Euro oder gar Dollar verkünden. Natürlich müssen diese Zahlen auch bei uns stimmen. Weil wir aber seit Jahren den Beweis erbringen, dass nachhaltiges, ökologisches Denken und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen, kehren wir den Spiess um: Im Unternehmensbericht 2013 weisen wir den Gewinn für die Natur aus, der mit dem Verkauf von rund 3,5 Millionen Flaschen Wein aus biologischem Anbau erzielt worden ist.

Dafür haben wir eigens die fiktive Währung Biollar kreiert. Sie steht für die Steigerung der Biodiversität auf den Delinat-Weingütern und setzt sich aus der Anbaufläche und der Zertifizierung nach Delinat-Schnecken (1 bis 3) zusammen. Basis für das Schnecken-Gütesiegel bilden die dreistufigen Delinat-Richtlinien. Sie gehen weit über sämtliche EU- und Schweizer Biolabels hinaus und sind für die Winzer verpflichtend. Je nachdem wie stark die Richtlinien erfüllt werden, werden die Winzer mit 1 bis 3 Delinat-Schnecken ausgezeichnet.

Die Infografik zeigt anschaulich, worum es geht: Die Steigerung der Biodiversität im Rebberg.
Die Infografik zeigt anschaulich, worum es geht: Die Steigerung der Biodiversität im Rebberg. Klicken Sie auf das Bild für eine grössere Darstellung.

Im Jahr 2013 nahm die nach Delinat-Richtlinien bewirtschafte Rebfläche europaweit um fast 400 Hektar zu: von 1554 stieg sie auf 1939 Hektar! Im selben Zeitraum wuchs auch die Anzahl biologischer Hotspots auf diesen Flächen von 602 auf 796. Im Vergleich zum Jahr 2011 hat sich die Anzahl biologischer Hotspots sogar verdoppelt. Erfreulich ist auch, dass viele andere Bio-Labels die von uns ins Leben gerufene Idee der biologischen Hotspots mittlerweile übernommen haben.

Umgemünzt auf unsere neue Währung können wir mit den oben erwähnten Zahlen für die Natur im Jahr 2013 einen Gewinn von über 25 Mio. Biollar ausweisen – ein Plus von 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die erfreulichen Zahlen zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Weitere Informationen dazu finden Sie in der Pressemitteilung zu den Unternehmenszahlen.

Indem wir die Monokultur aufbrechen, produzieren wir gehaltvolle Weine, die Ihnen als treue Delinat-Kunden schmecken. Auf diesem eingeschlagenen Weg ziehen wir weiter und freuen uns, wenn Sie uns weiterhin begleiten.

Biodiversität – was ist das?

Biodiversität ist die natürliche Vielfalt. Dazu gehören alle Arten – von den kleinsten Bakterien über Pflanzen bis hin zu Tieren und Menschen. Dazu gehört auch die genetische Vielfalt. Und drittens gehören alle Lebensräume und Ökosysteme wie Wälder, Wiesen, Seen, Meere und Wüsten dazu.

So schön ist Biodiversität: Klatschmohn auf dem Weingut Pflüger in der Pfalz
So schön ist Biodiversität: Klatschmohn auf dem Weingut Pflüger in der Pfalz

Die Bedeutung der Biodiversität

Warum ist eine möglichst grosse Biodiversität wichtig? Agrarökosysteme mit einer hohen biologischen Vielfalt sind robuster gegen Bedrohungen von aussen wie Klimawandel oder Krankheitsreger. Sie erhalten die Bodenfruchtbarkeit, tragen zur Bestäubung von Kulturen bei, regulieren Schadorganismen, wirken erholsam für den Menschen und sind touristisch attraktiv. Sie reduzieren die Erosion, speichern CO2, reinigen das Wasser und erhöhen die Wasserspeicherkapazität und erhalten die genetische Vielfalt als enorm wichtige Ressource für die Landwirtschaft.

Die Biodiversität in Gefahr

Leider ist die biologische Vielfalt durch den global rasch wachsenden Ressourcenverbrauch und andere negative Entwicklungen gefährdet. Jedes Jahr sterben viele Arten aus, die genetische Vielfalt verarmt und ganze Lebensräume wie Regenwälder oder Meere stehen auf dem Spiel. Deshalb muss dem Erhalt und der Förderung der Biodiversität weltweit grosse Beachtung geschenkt werden.

Biodiversitätsförderung im Weinbau

Im Weinbau besteht das Hauptziel der Biodiversitätsförderung darin, die Rebberge von öder Monokultur zu befreien. Erreicht wird dies mit ökologischen Ausgleichsflächen (Magerwiesen, buschiges Heideland, Biotope, Hecken, Felsen, offene Wasserflächen, Trockensteinmauern usw.) innerhalb oder im direkten Umfeld der Reben, durch lebendige, artenreich begrünte Böden sowie die Anlage von biologischen Hotspots in Form von einzelnen Bäumen, Kräuterinseln, Gemüsebeeten, Beerenbüschen, Holz- und Steinhaufen usw. So werden die Weinberge zu einem Habitat für eine vielfältige Wildflora- und -fauna und somit zu stabilen, sich selbstregulierenden Ökosystemen, die qualitativ hervorragende Weine mit echter Terroirqualität ermöglichen. Die Förderung der Biodiversität im Weinbau ist deshalb das zentrale Anliegen von Delinat.

Einen guten Einblick in das Thema Biodiversität gibt dieses Video:

Der Weinberg als Tummelfeld für Nutztiere

Noch vor 50 Jahren waren die meisten Winzer wie selbstverständlich auch Tierhalter. Nicht nur, dass sie auf Pferde oder Maulesel als Zugtiere angewiesen waren, sie hielten zur Eigenversorgung und zur Düngemittelproduktion je nach Gegend auch verschiedene Haustierarten. Wegen der knappen Weideflächen wurden auch die Weinberge wie selbstverständlich als Futtergrundlage genutzt und dabei zugleich der Aufwand für den Misttransport vom Stall zum Feld reduziert.

Was sich da einst so tummelte…

Je nach lokalen Voraussetzungen (Stockdichte, Erziehungssystem, Lage) kam es zu verschiedenen saisonalen Weidefolgen zwischen den Reben. Nach der Weinlese konnte und sollte neben der im Herbst aufgelaufenen Begrünung auch das Reblaub verwertet werden, was insbesondere Schafen und teilweise sogar Kühen Zugang zu den Rebflächen verschaffte.

Schafe weiden im Weinberg

Nach der Schneeschmelze wurden zum Unterhalt der Begrünung wiederum Schafe und gern auch Schweine, oft sogar beide Tierarten gemeinsam eingesetzt.

Mit Beginn des Austriebs der Reben mussten die Schafe jedoch rasch abgezogen werden, da sie eine besondere Vorliebe für frische Knospen und junge Blätter haben. Einigen Winzern soll es gelungen sein, ihren Schafen das Fressen von Rebblättern durch das Spritzen von wermuthaltigen Kräuterextrakten abzugewöhnen, aber für viele war dieser Aufwand wohl zu gross und das Ergebnis zu riskant. Schweine mussten spätestens beim Farbumschlag der Trauben abgezogen werden, da die Beeren für sie schon bei leicht süssem Hauch ein vorzüglicher Genuss sind. Ziegen sind für den Weinbau leider gänzlich ungeeignet, da sie zu gern an Rinde und Holz knabbern und damit die Reben langfristig schädigen.

Über die ganze Wachstumssaison nützlich und damit als besonders geeignete Tierarten gelten seit jeher Hühner und Gänse, was sogar schon im ältesten Lehrbuch der Landwirtschaft, bei Cato dem Älteren, geschrieben steht. Der Weinberg muss dafür aber nah genug am Hof bzw. am Stall gelegen sein, da die Hühner und Gänse nachts in Sicherheit gebracht und auch tagsüber vor Greifvögeln, Füchsen und Hunden geschützt werden müssen. Letzteres wurde am besten durch Mischherden mit Schafen oder/und Schweinen erreicht. Allerdings ergänzen auch Hühner ihr Futter gern mit reifen und unreifen Trauben, was, wie schon oben genannter Cato wusste, durch das Füttern von durchgeseihten grünen Trauben abgewöhnt werden kann.

Nutzen der Tiere

Nutztiere im Weinberg haben den Vorteil, dass sie sich effizient um die Begrünung kümmern, diese in wertvollen organischen Dünger umwandeln und zudem Sekundärprodukte wie Eier, Milch, Wolle und Fleisch liefern.

Gans im Weinberg

Durch ihre Anwesenheit im Weinberg sorgen sie zudem für eine deutlich höhere Vielfalt an Mikroorganismen, was die Gefahr von Schädlingen minimiert. Die Mikroorganismen im Dung sorgen in Kombination mit dem Niedertrampeln der Begrünung für die Förderung des Bodenlebens sowie für Schutz und Aufbau von Humus. So sinnvoll die Verbindung von Weinbau und Tierhaltung auch erscheint, vor etwa 50 Jahren starb die Nutzung der Rebflächen für Nutztiere quasi aus. Dies jedoch nicht vordergründig wegen des erheblich höheren Aufwands im Vergleich zur Weide und zur Stallhaltung, sondern vor allem aufgrund der immer häufigeren Spritzungen giftiger Pflanzenschutzmittel. Die extrem hohen Einsatzmengen an Schwefel und Kupfer, wie sie damals üblich waren, sowie die schon bald darauf üblich gewordenen chemischen Pestizide vergifteten den Tieren das Futter. Erschwerend kam noch hinzu, dass man die Begrünung lieber mit Herbiziden unterdrückte, anstatt sie mit entsprechendem Aufwand nutzbringend zu pflegen. Will man heute wieder Nutztiere im Weinbau einsetzen, gelten folglich als Voraussetzung eine gezielte, nährstoffreiche Begrünung sowie der Verzicht auf Pestizide und die Reduktion von Kupfer und Schwefel auf absolute Minimalmengen.

Zwergschafe im Weinbau

Auf unserem Weingut Mythopia im Wallis werden seit acht Jahren im Frühjahr Schafe zum Unterhalt der Begrünung eingesetzt. Da die Begrünung in der Regel zwei Monate vor dem Austrieb der Reben in vollem Wuchs steht, können kleine Schafherden hier sehr effizient und ohne grossen Aufwand eingesetzt werden.

Schafe im Weinberg

Diese zwei Monate sind allerdings zu kurz, als dass sich eine eigene Schafherde lohnen würde. So kommen Kleinherden von regionalen Schäfern zum Zug. Bei einer Reihe von Delinat-Winzern in südlicheren Lagen (Lignières, Duvivier, Quaderna Via) verbringen ebenfalls schon seit einigen Jahren grössere Schafherden die Winterzeit zwischen Ernte und Austrieb in den Reben. Die meiste Arbeit mit der Begrünungspflege fällt jedoch auf die Monate von Mai bis Anfang August. Deshalb haben wir im Frühjahr 2013 auf Mythopia einen Versuch mit Zwergschafen der Rasse Ouessant gestartet. Er soll Möglichkeiten aufzeigen, Tiere auch in dieser intensiven Zeit der Begrünungspflege einzusetzen. Der entscheidende Vorteil der Rasse besteht darin, dass die Tiere zu klein sind, um an die Knospen und Rebblätter heranzureichen. Sie fressen daher nur die Begrünungspflanzen und die an den Stämmen wachsenden Seitentriebe. Letzteres bedeutet eine zusätzliche Arbeitsersparnis, da der Arbeitsgang des Stammputzens wegfällt.

Erheblicher Aufwand

Die kleine Schafherde (zunächst nur fünf Zwergschafe) wird mit einem Elektrozaun vor Füchsen und Hunden geschützt. Die Installation dieser Zäune ist in den engen Rebenreihen etwas aufwändig. Einmal installiert, lässt sich die Herde jedoch relativ rasch von einem Weinberg zum nächsten umweiden. Bei einer Begrünungsintensität, wie sie auf Mythopia anzutreffen ist, sind in der Hauptvegetationszeit pro Zwergschaf etwa 200 m2 Rebfläche notwendig, in der Nebensaison braucht es gut doppelt so viel und im Winter natürlich zusätzliches Heufutter. Die Erfahrungen, die wir im ersten Jahr mit den Zwergschafen gemacht haben, sind im Ganzen gesehen als durchaus positiv zu bewerten. Es sollten allerdings grössere Herden vorgesehen werden, da sich solche viel leichter von Weinberg zu Weinberg umsetzen lassen. Bisher einziger Wermutstropfen dieses Versuchs ist, dass die Tiere die Stämme der jungen Apfelbäume sowie die Büsche an den Zeilenenden benagt haben. Für diese müssen wir im nächsten Jahr einen geeigneten Schutz anbringen, was kein unerheblicher Mehraufwand ist. Für Vegetarier und Winzer mit Kindern, die schnell eine besondere Beziehung zu den niedlichen Schafen aufbauen, kann an eine wirtschaftliche Nutzung der Tiere mit Hilfe des Metzgers freilich nicht gedacht werden. Und nur für die natürliche Düngung lohnt sich der ganze Aufwand auch nicht.

Mobiler Hühnerstall

Huhn im WeinbergWirtschaftlich interessanter scheint da schon die Haltung von Hühnern zwischen den Reben. Zu diesem Zweck haben wir einen mobilen Hühnerstall gebaut. Wie einen grossen Wohnanhänger können wir den Stall so alle drei Wochen von Parzelle zu Parzelle fahren, um den Hühnern stets grünen Auslauf und einen hygienischen Stallvorhof zu bieten. Ausgestattet ist der mobile Stall mit einer solargesteuerten Tür, die sich morgens öffnet und abends bei Einbruch der Dunkelheit automatisch wieder schliesst. Auf diese Weise sind die Hühner weitestgehend autonom. Wir müssen nur jeden zweiten Tag nach dem Rechten sehen, einige Essensresten und Körner als Zusatzfutter bringen und natürlich die gelegten Eier einsammeln.

Der Elektrozaun hat bisher alle vierbeinigen Räuber fernhalten können. Grössere Probleme bereiten Bussard und Adler, die nach etwa drei Wochen auf den Geschmack gekommen waren. Erst als wir mehrere Spiegel in der Nähe des Stalls und auf dessen Dach anbrachten, einige Schutznetze befestigten und Silberpapier aufhängten, waren die Greifvögel schliesslich irritiert genug, um aufzugeben. Seither haben wir kein Huhn mehr verloren. Der Aufwand ist freilich erheblich, da die Hühnerweide ja regelmässig gewechselt wird.

Reicher Eiersegen

Die 30 Hühner legten im Schnitt knapp 30 Eier am Tag. Die Versorgung der Hühner liegt traditionell in den Händen der Kinder, und so dürfen sie auch einmal pro Woche die Eier auf dem Markt in Sion verkaufen. Seit dem Sommer haben sie sich so schon ein erkleckliches Taschengeld mit «ihren» Hühnern erwirtschaftet. Rechnet man den Hühnerversuch im Weinberg auf die natürliche Flächenkapazität hoch, so könnten leicht 150 Hühner pro Hektar gehalten werden. Das ergäbe rund 40 000 Eier pro Jahr und Hektar. Bei einem Biopreis von 50 bis 80 Rappen pro Stück im Direktverkauf, klingt dies nach einem beachtlichen Zubrot für den ökologisch arbeitenden Winzer. Aber 150 Hühner, die alle drei Wochen umgesetzt, vor Greifvögeln geschützt, denen zugefüttert, deren Stall ausgemistet, die im Winter versorgt, gesund erhalten und deren Eier vermarktet werden müssen, machen auch beachtlich viel Arbeit, die mit dem Metier des Winzers nur entfernt zu tun hat. Ausserdem können die umzäunten Flächen nur mühsam mit Maschinen befahren werden. Alle Arbeitsschritte im Weinberg sind behindert und brauchen mehr Zeit. Früher oder später wird sich der Winzer so fragen, warum er sich dies antut und die Hühner nicht auf einer Fläche hält, wo sie niemanden stören. Und ausserdem will er ja noble Weine an Operngänger und nicht alltägliche Eier an Hausfrauen verkaufen.

Kurz, die Idee ist wunderbar, und in Notzeiten sind Hühner sicher eine Möglichkeit, die Flächen besser zu nutzen. In einer Welt der Arbeitsteilung und des Zwangs zu wirtschaftlicher Effizienz werden Hühner im Weinberg allerdings weiterhin eine Seltenheit bleiben. Für einige wenige Familienhühner, die Kinder Verantwortungsgefühl lehren und Taschengeld bringen sowie die Essensresten aus der Küche verwerten, ist der Weinberg ein schöner und geeigneter Ort. Für eine wirtschaftliche Nutzung im Sinne einer Sekundärkultur wohl eher nicht …

«Bei der Biodiversität gab es die grössten Fortschritte»

Rolf Kaufmann, wie wichtig ist der Wissenstransfer vom forschenden Delinat-Institut zum praktischen Weinbau bei den Winzern?
Rolf Kaufmann:
Die ständige Weiterentwicklung des ökologischen Weinbaukonzepts durch das Delinat-Institut bringt den Winzern wichtige Impulse. Umgekehrt fördert der Informationsrückfluss vonseiten der Winzer die praxisgerechte Anpassung der Forschungsprojekte. Ebenso wichtig ist der Erfahrungsaustausch unter den Winzern. Auch da können wir über Sprachbarrieren hinweg behilflich sein.

«Ich stelle eine hohe Motivation fest»

Wissenstransfer via Winzerberater

Das Delinat-Institut unter der Leitung von Hans-Peter Schmidt unterstützt Winzer in ganz Europa durch ein umfassendes Beratungspaket bei der Umsetzung der strengen Delinat- Richtlinien. Neben jährlichen Seminaren, an denen die Winzer in den jeweiligen Ländern auf den neuesten Stand der Weinbau- und Ökologieforschung gebracht werden, besuchen die Winzerberater Rolf Kaufmann und Daniel Wyss die Weingüter mindestens einmal im Jahr. Schwerpunkt im Weinbau ist die Verbesserung der Biodiversität mit den Themen Begrünung, Bodenbearbeitung, Pflanzenschutz und ökologische Hotspots. Bei der Weinbereitung stehen Themen wie alkoholische Gärung, biologischer Säureabbau, Einsatz von SO2 und anderen kellertechnischen Hilfsstoffen im Vordergrund.

Die Delinat-Richtlinien gelten nicht nur als die strengsten Europas. Sie setzen auch neue Massstäbe für eine gesamtökologische Anbauform. Wie motiviert sind die Winzer, diese zu erfüllen?
Für viele Winzer sind diese Richtlinien eine Herausforderung, die sie an ihrem Ehrgeiz packt. Andererseits ist das in die Richtlinien eingebaute weinbautechnische Know-how sehr gross und bietet den meisten Betriebsleitern wertvolle Anregungen zur Verbesserung ihres Weinbaus. Ich stelle eine hohe Motivation fest, die durch die Erfolge stetig weiterwächst.

Im heissen Süden macht den Winzern nicht selten Trockenstress zu schaffen. Ist es in solchen Regionen sinnvoll, eine ganzjährige Begrünung der Weinberge zu fordern?
Wir sprechen nicht mehr von Begrünung, sondern von vegetativer Bodenbedeckung, die möglichst flächendeckend und möglichst lange Zeit im Jahr im Weinberg vorhanden sein soll. Es geht darum, durch viele Pflanzenarten die biologische Vielfalt im Boden innerhalb des Jahreszyklus möglichst lange aktiv zu erhalten. Wenn die Sommertrockenheit in Sizilien die Begrünung eintrocknen lässt, sieht das nicht mehr grün aus, doch haben wir damit die biologische Aktivität im Wurzelraum auf das mögliche Maximum ausgedehnt.

Das ist schön und gut. Aber wenn den Reben zu wenig Wasser bleibt, bekommen sie Stress und gedeihen nicht mehr richtig…
Um Trockenstress zu vermeiden, hat der Winzer die Möglichkeit, schon frühzeitig, das heisst zu Beginn der Trockenperiode im Mai, die vegetative Bodenbedeckung durch eine oberflächliche Bodenbearbeitung zu reduzieren. Dieser Eingriff beschränkt die Wasserverdunstung aus dem Boden auf ein Minimum. Den Rebstöcken wird so das Überdauern in der heissen Zeit ohne Stress ermöglicht.

«Diese Fortschritte werden am Markt noch nicht wahrgenommen.»
«Diese Fortschritte werden am Markt noch nicht wahrgenommen.»

Die Delinat-Richtlinien lassen nur einen minimalen Einsatz an biologischen Spritzmitteln wie Kupfer- und Schwefellösungen gegen Pilzkrankheiten zu. Was raten Sie jenen Winzern, die in schwierigen Jahren wie diesem nicht die halbe Ernte aufs Spiel setzen wollen?
Es kann nicht die Rede sein davon, dass die halbe Ernte auf dem Spiel steht! Wäre das so, wäre der biologische Weinbau nicht zum Erfolgsmodell geworden, das er heute darstellt. Die Winzer haben in den letzten Jahren gelernt, durch Beobachtung, Mittelwahl und verbesserte Applikationstechniken mit sehr tiefen Kupfermengen oder natürlichen Ersatzmitteln auszukommen.

Was haben die Winzer in den letzten Jahren konkret unternommen, um die Biodiversität in ihren Weinbergen zu verbessern?
Das Spektrum der getroffenen Massnahmen spiegelt die Empfehlungen der Richtlinien. Spontane oder eingesäte Begrünung wurde gezielt gefördert; Blühstreifen, Hecken und biologische Hotspots wurden angelegt; Bäume wurden gepflanzt; temporäre oder permanente Sekundärkulturen wurden in die Weinberge integriert; Schafe, Ziegen, Kühe, Hühner haben im Winterhalbjahr Auslauf in den Reben; Bienenkästen und Insektenhotels wurden aufgestellt.

Ihre Beratungen zielen nicht nur auf den Weinberg, sondern auch auf die Weinbereitung im Keller. Wo liegen die Schwerpunkte?
Spontangärung mit Naturhefen ist ein Thema. Viele Winzer vergären ihre Trauben seit eh und je auf diese Weise. Andere haben im Trend der modernen Önologie auf Reinzuchthefen umgestellt. Diese Betriebe tasten sich heute schrittweise wieder an die alte natürliche Technik heran. Praktisch ausnahmslos machen sie die Erfahrung, dass die spontan vergorenen Weine an Ausdruck und Jahrgangstypizität gewinnen. Ein wichtiges Thema ist auch der zurückhaltende Einsatz von oder der Verzicht auf Schwefel (SO2) zur Haltbarmachung der Weine. Es gibt Betriebe, die seit Jahren erfolgreich Weinbereitung ganz ohne schweflige Säure betreiben. Die Hindernisse sind weniger technischer Natur, es ist vielmehr die Abweichung vom gewohnten Geschmacksbild des ohne SO2 vinifizierten Produkts, woran auch die Kunden erst gewöhnt werden müssen. Ein weiteres Element der Unsicherheit ist die Langlebigkeit der so hergestellten Weine.

Sie sind bereits vier Jahre für Delinat als Winzerberater unterwegs. Wie hat sich die Situation auf den Weingütern innerhalb der letzten Jahre verändert? Gibt es auch Rückschläge?
Die ersten zwei Jahre waren geprägt einerseits vom Enthusiasmus eines neuen Aufbruchs, andererseits von der Unsicherheit, ob die gesteckten Ziele erreichbar seien. Die wachsende Erfahrung und die sichtbaren Erfolge führten dann zu einer Dynamik, welche die Winzer mit ihren eigenen Innovationen immer weiter ankurbeln. Natürlich gab es auch Rückschläge. Einsaaten funktionierten nicht, empfohlene Spritzmittel waren wegen nationaler Gesetzgebungen nicht erlaubt, Fehlinterpretationen der Richtlinien oder mangelnde Rückfragen führten zu Missverständnissen. Die Probleme betrafen meist einzelne Betriebe und liessen sich beheben. Hier kam der Nutzen der Beratung voll zum Tragen.

Führen Ihre Beratungsbesuche auch dazu, dass gewisse Delinat-Richtlinien geändert werden müssen, weil sie sich in der Praxis als untauglich oder zumindest als nicht ideal erweisen?
Das ist in den letzten vier Jahren seit der Einführung der neuen Richtlinien immer wieder der Fall gewesen. Es ist Teil der Arbeit des Beraterteams am Institut, unklar formulierte oder praxisferne Punkte in den Richtlinien auszumerzen, Lücken zu füllen oder einzelne Bestimmungen neuen Gegebenheiten anzupassen. Die Rückmeldungen aus der Praxis der Betriebe sind dabei von höchster Wichtigkeit.

In welchen Bereichen orten Sie die grössten Fortschritte im Sinne der Delinat-Philosophie, wo die grössten Probleme?
Die grössten Fortschritte sind im Bereich der Biodiversität, der vegetativen Bodenbedeckung und beim Pflanzenschutz gemacht worden. Darin spiegeln sich Entwicklungen in der Mentalität der Winzer, die begonnen haben, ihren Weinberg und ihre Arbeit als organisches Ganzes zu sehen. Das grösste Problem besteht vielleicht darin, dass diese Fortschritte am Markt noch nicht wahrgenommen werden und die Arbeit der Winzer deshalb nicht richtig honoriert wird. Es wird noch zu wenig Wein gekauft, der wirklich höchste ökologische Ansprüche erfüllt.

Die Delinat-Richtlinien

Die Delinat-Richtlinien gehen weit über andere Biorichtlinien (eu, Bio Suisse, Demeter) hinaus. Neben einem Verbot von chemischsynthetischen Pflanzenschutzmitteln, von Kunstdüngereinsatz und Gentechnologie verlangen die Delinat-Richtlinien beispielsweise als einzige verpflichtend eine Förderung der Biodiversität. Die Verwendung von Kupfer und Schwefel zur Krankheitsbekämpfung im Weinberg ist vergleichsweise stark limitiert. Im Keller dürfen Hilfsstoffe nur sehr zurückhaltend eingesetzt werden. Die Delinat-Richtlinien 2010 wurden vom wwf Schweiz und von der Stiftung für Konsumentenschutz mit dem Prädiktat «sehr empfehlenswert» ausgezeichnet. Sie basieren auf einem Modell mit drei Qualitätsstufen, das den Weingütern eine sukzessive Weiterentwicklung bis auf Stufe 3 ermöglicht. Schon Stufe 1 verlangt aber viel mehr als EU-Bio.
Mehr Infos unter www.delinat.com/richtlinien

Hilfe für einen stillen Revolutionär

Gilles Louvet, Winzer und Önologe ist DER Pionier für biologischen Weinbau in Südfrankreich. Seit 1993 treibt sein Unternehmen die ökologische Revolution in den Weinbergen des Midi mit voller Kraft voran. In Zusammenarbeit mit 50 Weinbauern und 10 Genossenschaftskellereien gelingt es ihm, die Biodiversität der Region wieder in ein gesundes Lot zu bringen und authentische Weine in ausgezeichneter Qualität zu erzeugen. Zahlreiche köstliche Delinat-Weine sind aus dieser Zusammenarbeit entstanden, das bekannteste Beispiel ist sicherlich der Canta Rasim.

Gilles Louvet im Weinberg
Gilles Louvet mit Agronom und Önologe Chakib Lagrhib aus Marokko

Das wohl ehrgeizigste Projekt seit der Gründung hat Louvet vor einem Jahr gestartet: in Zusammenarbeit mit Universitäten und Forschern entsteht eine Biodiversitäts-Landkarte. Akribisch werden Rebsorten, Lage, Bodenstruktur, Wetterdaten, Fauna und Flora in einer umfangreichen Datenbank dokumentiert, um die gegenseitigen Einflüsse besser verstehen zu können und die Wirksamkeit der Biodiversität auf die Weinqualität zu untersuchen. Diese aufwändigen Kartographiearbeiten erstrecken sich auch auf die Weinberge seiner Partnerwinzer, die er seit Jahren berät und unterstützt – insgesamt werden rund 700 Hektar erfasst.

Die Domaine Mon Rève am Lac du Salagou
Die Domaine Mon Rève am Lac du Salagou

Gilles Louvet gehört zu den wenigen Winzern, die die aktuelle Entwicklung in Richtung Industrie-Bio mit grossem Argwohn verfolgen und Gegensteuer geben. Vielfalt statt Monokultur, natürlicher Kreislauf statt (biologische) Spritzmittel, lautet seine Devise. Es ist das Resultat einer langjährigen Zusammenarbeit mit Delinat, in der viele kleine Versuche die Richtung gewiesen und die nötige Sicherheit vermittelt haben.

Louvet wurde schon vor Jahren mit einem Darlehen von Delinat unterstützt. Das Wachstum hat aber in letzter Zeit noch zugenommen, so dass ein neues Finanzierungskonzept notwendig wurde. In diesem spielt die Alternative Bank Schweiz (ABS) eine zentrale Rolle und öffnet damit die Möglichkeit auch für kleine Anleger, sich zu interessanten Konditionen am Erfolg des ehrgeizigen Südfranzosen zu beteiligen.

Gilles Louvet bei der Degustation des Canta Rasim
Gilles Louvet bei der Degustation des Canta Rasim

Auch Sie haben die Möglichkeit, bei diesem einmaligen Projekt dabei zu sein. Gilles Louvet sagt dazu: «Ich lade Sie ein, den Wein neu zu entdecken: Wein, wie er ursprünglich hergestellt wurde, genährt auch von der Leidenschaft des Winzers für sein Terroir. Ergänzt durch harte Arbeit in den Weinbergen und das Verständnis für die Natur. All das verleiht dem Wein einen unverwechselbaren Charakter.»

Alle Details, wie Sie Gilles Louvet mit einer gewinnbringenden Geldanlage unter die Arme greifen können, erfahren Sie von der Alternativen Bank  Schweiz (ABS), die Ihnen alle Unterlagen unverbindlich per Mail schickt (einfach anklicken und Mail abschicken).

PS: Bisherige pionierhafte Projekte der Vignobles Gilles Louvet:

  • Von 2006 bis 2009 hat sich Gilles Louvet an der Seite des World Wildlife Found (WWF) an einem Programm zum Schutz mediterraner Korkeichenwälder beteiligt. Seine Weinflaschen werden nur mit Naturkorken vom Forest Stewardship Council (FSC) verkorkt. Das FSC sichert eine nachhaltige Bewirtschaftung der Korkwälder im Mittelmeerraum.
  • Vignobles Gilles Louvet war das erste weinproduzierende Unternehmen in Frankreich, das 2008 eine CO2-Bilanz erstellt hat. Die dabei verwendete Methode zur Berechnung diente in der Folge der gesamten Weinhandelsbranche in Frankreich als Vorlage.
  • Im Herzen des Domaine Jardin des Iris hat Gilles Louvet in Partnerschaft mit der Wasserbehörde eine Studie über die Erhaltung der Grundwasserschicht begonnen.

Parkers Ritterschlag für Biodiversitätspionier

Es war für uns eine grosse Freude, als das spanische Familienweingut Volvoreta im vergangenen Jahr als erstes durchwegs die allerhöchsten ökologischen Anforderungen der Delinat-Richtlinien erfüllte. Das baskische Wort «Volvoreta» bedeutet Schmetterling. Ein schöner Zufall: So wurde das Weingut der Familie Alfonso in Kastilien und León zum leuchtenden Symbol für die Delinat-Philosophie, wonach wieder mehr Schmetterlinge in den Weinbergen Europas fliegen sollen.

Der Autor (links) lässt sich von David, Maria und Antonio Alfonso die grossartige Biodiversität auf dem Weingut Volvoreta zeigen.

Vater Antonio, Tochter Maria und Sohn David kultivieren ihre Reben in der kleinen Appellation Toro in einer einzigartigen Buschlandschaft mit Steineichen, Olivenbäumen, Mandeln und wilden Kräutern. Ihre Bemühungen, möglichst viel Natur im und um die Weinberge zu erhalten, brachte ihnen bereits 2009 den Biodiversitätspreis des spanischen Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt ein.

Volvoreta ist für mich einer der ganz wenigen Betriebe, welcher unter den Rebstöcken eine permanente Begrünung mit einer so grossen Artenvielfalt hat: Da gedeihen wilder Fenchel, wilder Lavendel, verschiedene Thymiansorten und viele andere Wildkräuter.

Dank den optimalen klimatischen Bedingungen braucht die Winzerfamilie nie Kupfer und kaum Schwefel zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten in den Reben. Im Keller verzichtet sie auf Zuchthefen, Schönungsmittel und Filtration. Der Wein schmeckt hervorragend und im Wissen, wo diese Trauben wachsen, schmeckt er mir sogar noch etwas besser als dem berühmten Weinguru Robert Parker, der den 2010er Volvoreta Probus mit 91 und den  neuen Jahrgang 2011 (noch nicht im Verkauf) gar mit sagenhaften 92 Punkten bewertet hat.