Bio boomt. Das führt mitunter dazu, dass Bio heute viele Gesichter hat – leider nicht nur strahlende. Wer die Natur über Jahre mit der Chemiekeule gebeutelt hat und jetzt plötzlich vom Saulus zum Paulus mutiert, muss sich die Frage gefallen lassen, ob er es aus Überzeugung tut, oder nicht doch eher als Trittbrettfahrer mit der Aussicht auf bessere Preise.
Industrie-Bio, kaum besser als konventionelle Landwirtschaft, oder Greenwashing, bei dem man sich in ein grünes Mäntelchen hüllt, verwässern die Bioszene heute im grossen Stil. Für überzeugte und echte Biowinzer ist es zu einer Herausforderung geworden, sich von Pseudo-Bio abzugrenzen.
Delinat-Winzer schaffen das immer wieder. Mit Innovation, Kreativität und unserer Unterstützung erneuern sie ständig ihre Pionierrolle, sei es bei der Förderung der Biodiversität, der Permakultur oder neuer Rebsorten, die so stark sind, dass sie kaum mehr gespritzt werden müssen. Um solchen resistenten Sorten zum Durchbruch zu verhelfen, lohnt sich eine kleine Rebellion im Weinberg. Wir wagen sie gemeinsam mit dem Schweizer Winzerpaar Roland und Karin Lenz. Unsere neuen, frechen Rebbel-Weine aus zukunftsträchtigen Sorten sind Weine von grosser Klasse. Gute Lektüre beim Entdecken einer neuen Genusswelt!
Weltweit sorgen gemeinnützige Organisationen mit Lebensmittelbanken dafür, Bedürftige gratis mit Lebensmitteln zu unterstützen. In Spanien hat die Corona-Krise fast zu einem Zusammenbruch der Lebensmittelbank geführt, weil die Zahl der Hungerleidenden stark gestiegen ist. María Alfonso vom Delinat-Partnergut Volvoreta in Sanzoles hat deshalb ein einzigartiges Projekt lanciert: In den Zwischengassen der Rebberge wurden 2500 Kilo Biokartoffeln gepflanzt. Rund die zehnfache Menge konnte geerntet und der spanischen Lebensmittelbank in Madrid gespendet werden. «Wir freuen uns, dass unsere erste Ernte von hundert Prozent biologischen Gourmet- Rebbergkartoffeln an Menschen in Not geht», schreibt María. Das Projekt mit Kartoffeln und anderen Zweitkulturen im Weinberg soll im Zuge der aktuellen Wirtschaftskrise und des Klimawandels weitergeführt werden.
ZDF dreht auf Vale de Camelos
Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) war Ende Juni für Dreharbeiten zu Gast auf dem Weingut Vale de Camelos im portugiesischen Alentejo. Im Zentrum des Dokumentarfilms stehen Fragen, wie ein Delinat-Weingut in einer von der Desertifikation bedrohten Region mit den Folgen des Klimawandels umgeht. Antje und Thorsten Kreikenbaum, die deutschen Besitzer von Vale de Camelos, haben in den vergangenen Jahrzehnten enorm viel in Wasserretention, Permakultur und Biodiversität investiert. Wir haben darüber ausführlich in der WeinLese-Ausgabe vom Mai 2020 berichtet. Durch diesen Bericht ist das ZDF auf das Weingut im Süden Portugals und die Delinat-Methode aufmerksam geworden. Der Beitrag wurde am 16. August im Rahmen der ZDF-Dokumentationsreihe «planet e» ausgestrahlt.
Sie heissen «Edelweiss», «Rosarot», «Kirschrot», «Rubinrot» und «Samtrot»: Die neuen Rebbel-Weine von Delinat erzählen die Geschichte einer Revolution im Rebberg. Gekeltert aus robusten Rebsorten, die so stark sind, dass sie kaum mehr gespritzt werden müssen, überzeugen sie im Glas mit expressivem Charme und rebellischem Charakter.
Seit Jahrzehnten wird nach Rebsorten geforscht, die nicht oder nur minimal gespritzt werden müssen. Bekannt sind sie unter dem etwas sperrigen Namen PIWI (pilzwiderstandsfähig). Auch Delinat leistete hier schon früh Pionierarbeit: Auf dem eigenen Weingut Château Duvivier in der Provence fanden bereits 1995 entsprechende Anbauversuche statt. Den Durchbruch schafften die Neuzüchtungen aus zwei Gründen lange Zeit nicht: Viele dieser PIWI-Sorten verloren einen Teil ihrer Resistenz nach ein paar Jahren wieder, und die daraus gekelterten Weine überzeugten qualitativ und geschmacklich oft nicht.
Zum Glück haben ein paar Querdenker und Weinbau-Rebellen nie aufgegeben und immer weiter getüftelt. Unter ihnen das Ostschweizer Winzerpaar Karin und Roland Lenz. Statt Blauburgunder und Müller-Thurgau reifen in ihren Weinbergen jetzt Sorten wie Souvignier Gris, Solaris, Cabernet Blanc, Cabernet Jura oder Léon Millon. Daraus entstehen in enger Zusammenarbeit mit Delinat die neuen Rebbel-Weine. Fünf faszinierende und eigenständige Tropfen – von easy drinking bis komplex, gehaltvoll und lagerfähig. Lesen Sie in diesem Beitrag, was die Rebbel-Weine so einzigartig macht.
Neue Sorten …
Reblaus und Pilzkrankheiten, die im 19. Jahrhundert von Amerika eingeschleppt worden waren, haben das Winzerhandwerk in Europa komplett verändert. Ohne Schutz der Reben mit chemischen und biologischen Spritzmitteln lässt sich aus traditionellen Sorten kaum mehr Wein erzeugen. Die bekannten europäischen Weintrauben sind anfällig auf Pilzkrankheiten wie Mehltau und Graufäule. Durch Kreuzung von resistenten amerikanischen Reben mit europäischen Qualitätsreben sind neue Sorten entstanden, die kaum oder gar nicht mehr gespritzt werden müssen. Sie sind als pilzresistente Sorten (PIWI) bekannt.
… braucht das Land
In den artenreichen und bunt blühenden Weinbergen von Karin und Roland Lenz reifen solche pilzresistenten Sorten. Für die Rebbel-Weine werden etwa folgende Sorten verwendet: Souvignier Gris ist eine Weissweintraube, die am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg durch eine Kreuzung von Cabernet Sauvignon und Bronner entstand. Die Sorte ergibt leicht fruchtige, burgunderähnliche Weissweine mit Aromen nach Honigmelone, Aprikosenkonfit und Quitten. Cabernet Blanc ist eine weisse Neuzüchtung des Schweizers Valentin Blattner aus der roten Cabernet Sauvignon und Resistenzpartnern. Der Wein erinnert an Sauvignon Blanc mit Aromen nach Stachelbeeren, grünem Gras, Artischocke und leicht rauchigen Noten. Solaris entstand am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg aus Merzling und Gm 6493. Die Sorte ergibt stoffige Weissweine mit fruchtiger, fein eingebundener Säure. Cabernet Jura ist eine Neuzüchtung von Valentin Blattner aus Cabernet Sauvignon und Resistenzpartnern. Daraus entstehen dunkle, rubinrote Weine mit beerigen Aromen, die an einen südländischen Cabernet Sauvignon erinnern. Am Oberlin-Institut in Colmar ist die rote Sorte Léon Millot durch eine Kreuzung (Vitis riparia x Vitis rupestris) x Goldriesling entstanden. Weine aus dieser frühreifen Sorte sind tiefrot, kräftig, samtig-elegant und schmeicheln mit weichen Gerbstoffen.
Modernstes Know-how im Keller …
Die Robustheit der neuen Sorten ist ein grosser Vorteil im Weinberg. Aromatisch und gesund reifen die Trauben in intakter Natur heran. Im Keller sind aber spezielles Know-how und viel Einfühlungsvermögen gefragt. Die Beeren haben eine deutlich dickere Traubenschale als konventionelle Sorten. Das erschwert insbesondere bei den Weissweintrauben die Saftausbeute, da diese in der Regel sofort abgepresst werden. Indem sie für kurze Zeit im eigenen Saft auf der Maische liegen bleiben, werden die Traubenschalen aufgeweicht. So fliesst der Saft beim Abpressen besser. Bei den Rotweintrauben ist im Vergleich zu traditionellen Sorten eine stärkere Versorgung des Mostes mit Sauerstoff wichtig. Wird dem keine Beachtung geschenkt, neigen die fertigen Weine zu unerwünschter Reduktion oder gar animalischen Böckser-Noten. Die Rebbel-Weine zeigen: Wenn mans richtig macht, entsteht aus diesen «anderen» Traubensorten eine neue Genusswelt, die viel Freude bereitet.
… und die hohe Kunst der Assemblage
Kurz vor der Abfüllung bestimmen Kellermeister Roland Lenz, Delinat-Önologin Arina Schefer und Weinakademiker David Rodriguez die finalen Assemblagen für die neuen Weine. Bei jedem einzelnen Wein wird akribisch nach der idealen Mischung aus den einzelnen Tank- und Fassfüllungen gesucht. Ziel ist eine harmonische Komposition, bei der jede Traubensorte oder Lage ihren eigenen Charakter ausspielen kann.
Fruchtig und easy drinking …
Die neuen Rebbel-Weine «Edelweiss», «Rosarot » und «Kirschrot» bieten als unkomplizierte Tropfen unbeschwertes Trinkvergnügen. Mit ihrer leichten Struktur und ihrer fruchtigen Aromatik eignen sie sich für Weinfreunde, die trendige Easy-Drinking-Weine alkoholreichen Kraftprotzen vorziehen. Es sind ideale Weine fürs sommerliche Grillfest oder fürs unbeschwerte Picknick im Stadtpark, auf der Blumenwiese oder irgendwo am Wasser.
… nobel und komplex
Die massvoll im Barrique ausgebauten Rotweine machen einfach überall Freude – ob in geselliger Runde an der Bar oder zu Hause im trauten Heim als Begleiter feiner Gerichte. Der aus Cabernet Jura gekelterte Rebbel «Rubinrot» duftet nach Holunder und Röstaromen vom Eichenholz. Die feinen Gerbstoffe werden von den fruchtigen Aromen im Wein abgerundet und bieten eine schöne Balance. Der deutlich kräftigere, hocharomatische Rebbel «Samtrot» aus angetrockneten Trauben der Sorten Cabernet Jura und Léon Millot besticht durch hohe Komplexität und das lange, aromatische Finale. Der Ausbau im Eichenholz rundet den Wein schön ab. Im Stil eines Amarone erzeugt, passt er hervorragend zu Grilladen aller Art oder zu einem gereiften Stück Hartkäse. Beide Weine haben ein gutes Reife- und Lagerpotenzial.
Was trinken wohl die Aktivisten der «Klimajugend», wenn sie nach ihren Aktionen in ihre WGs zurückkehren? Und was trinken ihre Anhänger, die gut situierten und auch klimasensiblen Bildungsbürger, wenn sie abends in ihren grosszügigen Wohnküchen sitzen? Wenn Wein, dann hoffentlich nicht mehr jene konventionell produzierten Tropfen, die unsere Umwelt belasten, sondern eines der fünf neuen «Rebbel»-Gewächse. Vor allem, weil die «Rebbels» zwei Charaktereigenschaften verkörpern, die in der Weinszene lange schlicht als unvereinbar galten, ja gar als so unmöglich wie die Quadratur des Kreises. Sie stehen nämlich gleichermassen für feinfruchtigen, animierenden Genuss, ja für unbeschwerten Trinkspass im besten Sinne, wie für grösstmögliche Nachhaltigkeit und Klimabewusstsein in An- und Ausbau.
Auf zur Genuss-Rebellion
Schon die Labels der Rebbel-Weine zeigen die Richtung an. Sie spielen mit Agitation, Graffiti-Power und Propaganda-Art. Sie sind Aufrufe zur Genuss-Rebellion. Aber wenn eine Rebellion gelingen soll, braucht sie eine breite Basis. In der Politik genauso wie im Weinbau. Die Basis der fünf Rebbel-Weine sind die Thurgauer Rebberge der Bio-Pioniere Karin und Roland Lenz. Ihre Crus sind Botschafter eines ganzheitlichen Weinbaus im Kontext eines sich selbst regelnden Ökosystems, das ohne Interventionen in Bezug auf Pflanzenschutz auskommt.
Wider alten Trinkgewohnheiten
Für Verfechter eines nachhaltigen, die Umwelt respektierenden Genusses sind die Rebbel-Gewächse somit die richtigen Weine zur richtigen Zeit. Und eben: Sie machen erst noch Spass! Mit ihrer klaren, eingängigen Primärfrucht, der sanft mitschwingenden Fruchtsüsse, aber auch ihrer Struktur und Finesse treffen sie besonders den Geschmack der Millenials, die in den Jahren vor oder unmittelbar nach der Jahrtausendwende geboren worden sind. Diese junge, selbstbewusste und umweltsensible Generation vertraut ihrem eigenen Urteil glücklicherweise mehr als den Trinkgewohnheiten ihrer Eltern, welche nach wie vor sehr stark vom Charakter der klassischen, aber krankheitsanfälligen Sorten wie Chardonnay, Sauvignon Blanc, Pinot Noir, Cabernet Sauvignon und Co. bestimmt werden.
PIWIs werden mehrheitsfähig
Man muss ehrlicherweise aber auch zugeben, dass vor 20 Jahren noch längst nicht alle PIWI-Weine wirklich gut waren. Sprüche wie «Was gut für die Natur ist, ist leider nicht zwangsläufig auch gut für den Gaumen» kamen nicht von ungefähr. Doch eben: In den letzten Jahren ist bezüglich der Qualität der PIWI-Gewächse schon fast Revolutionäres geschehen. Karin und Roland Lenz ziehen beim Ausbau der Rebbel-Weine heute alle Register. Und auch die Klimaerwärmung hat mitgeholfen, ihren PIWI-Crus mehr Frucht und Fülle zu verleihen. Was sie so heute in die Flaschen bringen, ist zugänglicher und sinnlicher und somit besser auf den Geschmack der jungen Geniesser zugeschnitten als die Mehrheit der klassischen Gewächse. Damit verwirklicht sich langsam jene Vision, die Roland Lenz vor Jahren formuliert hat: «Wir brauchen zum Wohle der Natur sprichwörtlich mehrheitsfähige PIWI-Weine. Gewächse, die dem Zeitgeist entsprechen. Denn nur, wenn die Nachfrage nach diesen Weinen stark wächst, beginnt das dringendst notwendige Umdenken, sprich das neue, nachhaltige Zeitalter im Weinbau.» Die Rebbel-Kollektion zeigt: Das Ziel ist nicht mehr so fern! Die Rebellion kann gelingen!
Beim Kombinieren von Speisen und Wein gibt es den sicheren Weg. Oder das Wagnis, mit möglichem Lustgewinn oder Totalabsturz. Wir kennen die jahrzehntealten Grundregeln wie Weisswein zu Fisch, Chianti zu Spaghetti, Chasselas (Fendant) zu Fondue. Meist richtig, aber oft langweilig. Genuss-Autor Peter Kropf präsentiert unkonventionelle Kombinationen von Wein und Speisen.
Wein und Speise zu kombinieren, heisst nicht unbedingt, dass wir beides gleichzeitig in den Mund nehmen sollen. In Fachwerken wird zwar gelegentlich dazu geraten. Beispielsweise soll Schokolade oder Käse vor dem Schlucken mit etwas Wein vermischt werden. Für mich ist das ähnlich abwegig wie sprechen mit vollem Mund.
Einen bekannten Weinprofi fragte ich einmal, was er von mehrgängigen Menüs mit einem neuen Wein pro Gang halte. Er wähle jeweils eine einzige Flasche Wein aus, nach der ihn besonders gelüstet, und geniesse ihn dann – mit seiner Frau – jeweils zwischen den servierten Gängen. Wie sagte schon der preussische König Friedrich II.: «… hier mus ein jeder nach Seiner Faßon Selich werden.»
Wir schätzen, was wir gewohnt sind – viele mögen keine Experimente. Dabei entgehen uns neue Erfahrungen, spannende Erlebnisse: Urlaub in einer unbekannten Region, beispielsweise im eigenen Land. Oder einen neuen Schriftsteller entdecken. Auch schräge, ungewohnte Speise-Wein-Kombinationen können begeistern. Warum nicht einmal Lebensmittel wählen, die wir sonst nie kaufen? Gerade in Corona-Zeiten stellen wir fest: Neues bringt Schwung in den monotonen Alltag. Plötzlich beginnen wir, selber Brot zu backen, Pasta herzustellen, schwierige, zeitraubende Rezepte auszuprobieren. So vergeht die Zeit, und wenn ein Gericht gelingt, sind Freude und Stolz garantiert: Glücksgefühle pur. Ungewohntes kann sich also lohnen. Hier vier Beispiele zum Ausprobieren.
Gemüsereis mit Chili
Eine besondere Herausforderung für Wein bieten scharfe Gerichte. Wasser oder Bier sind hier oft gehörte Empfehlungen. Ein Freund bestellte zum scharfen thailändischen Rindfleisch einen kräftigen roten Bordeaux: der Totalflop. Der Wein brannte am Gaumen. Ich probierte später zu einem Gemüsereis mit Chili einen Nero d’Avola aus Sizilien. Die milde, reife Frucht des Bonarossa von Massimo Maggio wirkte tatsächlich besänftigend. Auf sicher gehen wir aber mit einem restsüssen Riesling wie dem Terra Rossa Riesling vom Weingut Hirschhof in Rheinhessen.
Zander, auf der Haut gebraten
Wer die Säure mancher Weissweine nicht verträgt, denkt bei Fisch oft an Rotwein, traut sich aber nicht, diese Kombination auszuprobieren. Dabei kommt es auf die Zubereitung und die Beilagen an. Kürzlich wartete im Kühlschrank ein schönes Zanderfilet. Mir war aber nach Rotwein zumute. Also briet ich den Fisch auf der Haut, legte ein paar Zucchini- und Auberginenscheiben in die Grillpfanne und servierte dazu Bratkartoffeln. Jetzt harmonierte ein roter Toskaner, ein Sangiovese mit reifem Tannin, prächtig. Zum Beispiel der fruchtigelegante Conterocca aus dem Hause Salustri in der wilden Maremma.
Sushi mit rohem Fisch
Rotwein zu Sushi? Gerade zu dunkelfleischigem Fisch kann ein eher leichter Rotwein mit wenig Säure und Tannin eine Alternative sein. Auch mit der obligaten Sojasauce verträgt sich dieser Wein prima. Weniger Mutige halten sich einfach an einen mineralischen, gehaltvollen Weisswein. Unser Tipp für die Mutigen: der fruchtbetonte, alkoholarme Tres de Azul y Garanza aus der spanischen Navarra.
Salat von Wassermelone und Schafskäse
Wein zu Salat mag ich eigentlich nicht. Der Essig stört hier gewaltig. Eine Kollegin schlug vor: Salat aus Wassermelone mit roten Zwiebeln, Schafskäse, Basilikum, Öl, Salz und Pfeffer – also ohne Essig. Hierzu zaubert ein Rosé mit etwas Restsüsse aus dem Mittelmeerraum sofort Ferienstimmung herbei. Der fruchtig-verspielte Cantarana rosat von Albet i Noya aus dem Penedès tut genau das.
Das Kochen stand am Anfang seiner Weinleidenschaft. Dann wurde der gebürtige Rheinländer Christoph Raffelt Weinblogger und etablierte in Hamburg sein Büro für Wein & Kommunikation. Wir trafen den bioaffinen Autor und Geniesser auf ein Glas Wein zum Interview.
Du beschäftigst dich schon lange mit dem Thema Wein, warst einer der ersten Weinblogger. Wie kam es dazu? Christoph Raffelt: Die Ursache dafür war, dass ich mir eine Datenbank mit Notizen zerschossen hatte. Da damals Blogs insgesamt populär wurden und ein Freund von mir, mit dem ich heute den Live- Podcast WRINT Flaschen herausgebe, auch damit angefangen hatte, dachte ich, ich probiere das mal aus.
Welchen Weinblogger liest du gern, wen kannst du den Delinat-Kundinnen und -Kunden empfehlen? Ich glaube, dass sich das Thema Blog weitestgehend überholt hat. Oft sind Blogs einfach noch Deckmantel für sogenannte Influencer. In Deutschland lese ich eigentlich nur noch professionelle Blogger wie Schnutentunker oder Chezmatze, in UK Jamie Goodes The Wineanorak.
In diesen Tagen ist viel die Rede von virtuellen Weinproben, da man sich nicht zu echten Degustationen treffen und auch keine Weinkurse besuchen kann. Was hältst du davon? Ich finde das eine gute Möglichkeit, Menschen zusammenzubringen, wenn sie für ein Thema schwärmen oder zumindest daran interessiert sind. Es gibt viele verschiedene Formen, wie man so etwas machen kann. Tatsächlich bieten wir mit dem angesprochenen Podcast WRINT Flaschen genau so etwas an. Allerdings schon seit 2012. Das läuft bei uns nicht über Video, sondern über Audio und Chat, aber alle können sich daran beteiligen und im Vorfeld die Weine beim jeweiligen Händler oder Winzer kaufen.
Weine von Delinat waren aber noch nicht dabei, oder? Nein, tatsächlich nicht, aber was nicht ist, sollte vielleicht noch werden.
Persönlich Christoph Raffelt arbeitet und lebt mit seiner Familie seit 2012 in Hamburg. Bereits 2007 begann er mit Bloggen. Sein Blog originalverkorkt.de gehört zu den frühen Wein-Blogs und ist einer der wenigen, die auch heute noch existieren. Allerdings ist er in den letzten Jahren viel mehr eine Plattform für Podcasts geworden, während sich Raffelt mittlerweile mit seinem Büro für Wein & Kommunikation als Journalist, Autor und Texter etabliert hat. Mit seiner Frau, die an der Hochschule für Künste im Sozialen in Ottersberg lehrt, seinem Sohn und seiner Tochter trifft er sich oft und gerne in der Küche, wo gemeinsam gekocht und gegessen wird.
Von Anfang an war für dich nachhaltige und/oder biologische Erzeugung wichtig. Warum? Weil ich so aufgewachsen bin. Zu Hause gab es schon in meiner Kindheit im Wesentlichen Produkte vom Biostand auf dem Wochenmarkt, vom Bioladen und aus dem Reformhaus. Dann will man sich auch beim Wein eigentlich nichts anderes auf den Tisch stellen. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich kein Dogmatiker bin. Aber ich würde sagen, zu 97 Prozent kaufe ich ausschliesslich Bioweine, die auch so deklariert sind. Das hat allerdings auch damit zu tun, dass viele der wirklich guten Betriebe längst biologisch arbeiten, weil für sie klar ist, dass der Wein einfach besser wird.
Was bedeutet Genuss für dich? Genuss ist für mich ein Teil der Kultur. Genussfähigkeit haben wir uns errungen, und ich bin ein grosser Verfechter davon, dass wir Genuss intensiv leben. Und das meine ich überhaupt nicht snobistisch. Für mich ist Genuss nicht Kaviar mit ultrararem Champagner. Für mich findet Genuss vor allem im Kleinen statt. Zum Beispiel, wenn ich mit meinen Kindern Pasta selber produziere aus sehr gutem Mehl und vielen Eiern von glücklichen Hühnern, diese nur in Butter und gereiftem Parmesan schwenke und dazu einen Barbera d’Asti aufmache. Das kann vollendeter Genuss sein. Wer nur konsumieren will, sollte zum Discounter gehen. Wer aber geniessen will, sollte sich bewusst sein, was er zu sich nimmt und wie es entstanden ist. So kann Genussfähigkeit meiner Ansicht nach auch zu mehr Nachhaltigkeit führen.
Für welche Weine schlägt dein Herz besonders, und hat sich das im Laufe der Zeit verändert? Oh ja, das hat es. Der erste Wein, den ich mir im Alter von 19 Jahren gekauft habe, war ein Zinfandel aus Kalifornien mit viel Frucht und viel Holz. Dann gab es viel Wein aus Spanien und dem Süden Frankreichs, irgendwann dann aus Bordeaux. Schliesslich wurden es immer mehr Weissweine, Schaumweine und Burgunder. Seit langer Zeit schlägt mein Herz besonders für Weine von der Loire, doch ansonsten, so glaube ich, bin ich sehr offen und probiere bis heute ständig Neues wie beispielsweise PIWIs bzw. Altes, was wiederentdeckt wurde. Denn auch das gehört ja zum modernen Weinbau dazu: die Gegenbewegung vieler kleiner Winzer, die der üblichen Handvoll Rebsorten alte Sorten entgegenstellen, die wieder neu kultiviert werden.
Weintipp von Christoph Raffelt
Barbera ist eine sehr komplette Rebsorte mit viel Kraft und viel seidiger Eleganz, vor allem aber mit satter dunkler Frucht und zudem mit einer Erdigkeit, die wohl allen roten Piemonteser Rebsorten zu eigen ist. Barbera Superiore Bric Rocche vom Weingut La Luna del Rospo stammt aus einem 50 Jahre alten Rebberg bei Monferrato und bringt eine ganz eigene Würze mit.
In den sanften Hügeln des Veneto gibt es Weinberge, die seit mehr als 30 Jahren keine Chemie mehr gesehen haben. Amadio und Natalino Fasoli in Colognola ai Colli nahe der Opernstadt Verona sind Pioniere des biologischen Weinbaus in Italien und langjährige Partner von Delinat.
Auslöser für das Umdenken der Gebrüder Fasoli war der Tod ihres Vaters Gino 1979. Überzeugt, dass die damals gedankenlos eingesetzten chemischen Spritzmittel mitschuldig waren, dass sie ihren Vater so früh verloren hatten, sagten sie sich: So kann es nicht weitergehen!
Die Wende
Das Jahr 1980 markiert den Wendepunkt. Amadio und Natalino verwendeten nur noch biologische Spritzmittel gegen Krankheiten und liessen Gras, Blumen und wilde Kräuter zwischen den Stockreihen als Gründüngung und Erosionsschutz wachsen. Zu jener Zeit waren sie in Italien absolute Biopioniere. Als sie sahen, dass diese Anbauform auch im niederschlagsreichen Veneto funktioniert, stellten sie 1984 den gesamten Betrieb um.
Damit war der Weg frei für eine enge Zusammenarbeit mit Delinat. Dies umso mehr, als die Weine von Anfang an überzeugten. Der blumige Soave genauso wie der leichte Bardolino, der frischfruchtige Valpolicella, der gehaltvolle Ripasso oder der opulente Amarone. Amadio und Natalino arbeiten gerne mit Delinat zusammen: «Die strengen Richtlinien helfen mit, uns ständig weiterzuentwickeln. Wenn du keine Inputs kriegst, bleibst du stehen», sagt Amadio.
Reiche Naturvielfalt
Die beiden Brüder teilen die Philosophie eines Weinbaus mit reicher Biodiversität. In den vergangenen Jahren haben sie deshalb die Naturvielfalt in und um ihre Weinberge mit der Pflanzung von zahlreichen Hecken und Bäumen aufgewertet. Der Erfolg gibt ihnen Recht. Schon bald kann das von Grossvater Amadio 1925 gegründete Weingut seinen 100. Geburtstag feiern. Während in den Anfangszeiten Nonno Amadio seine selbst gekelterten Weine auf einem Pferdewagen zu den besten Osterien von Verona, Vicenza und Padua brachte, sind die feinen Veneto-Klassiker seiner Enkel Amadio und Natalino heute weltweit begehrt – auch weit über die Bioszene hinaus.
WeinLese-Angebot Jubiläumswein Nr. 3: Fasoli «Quaranta»
Das Weingut Fasoli aus dem Veneto gehört zu den vier langjährigen Partnerwinzern, die zum 40. Geburtstag von Delinat einen Jubiläumswein beisteuern. Der «Quaranta» ist ein wunderbar aromatischer, weisser Italiener mit internationalem Flair.
Amadio und Natalino Fasoli gehörten zu den ersten Weinbauern, die im Val d’Illasi Chardonnay angebaut haben. Die Rebstöcke sind bereits mehr als 30 Jahre alt und fussen auf mineralhaltigen, sandigen Böden im Norden des Weinguts. Im Weinjahr 2019 sind die Chardonnay-Trauben hier besonders schön gereift: aromatisch, komplex und reich an Extrakten!
«Zum Delinat-Jubiläum wollten wir einen besonderen Wein mit internationalem Flair beisteuern. Deshalb haben wir uns entschieden, einen Grossteil unserer Chardonnay-Trauben dafür zu verwenden », sagt Natalino Fasoli. Um den ohnehin schon komplexen und vielseitigen Wein noch gehaltvoller zu machen, wurde er mit einem Anteil von 20 Prozent der einheimischen Sorte Garganega, die im grossen Holzfass ausgebaut wurde, assembliert.
So ist eine jubiläumswürdige Weisswein-Cuvée entstanden, auf die nicht nur die Fasolis, sondern auch wir bei Delinat stolz sind. In der Nase ein komplexes Bukett nach Vanille, Marzipan, blumigen Noten und exotischen Früchten; im Gaumen füllig, aromatisch und mit einem langen, mineralischen Finale. Der «Quaranta» passt zu Fisch und Krustentieren, Kalbfleisch, Gemüsegerichten (auch grilliert), mittelreifem Käse, Spaghetti mit Meeresfrüchten und Risotto.
Sie finden den Fasoli «Quaranta» in unserem Webshop.
Delinat baut das Kursangebot weiter aus: «Alles was schäumt: von der Gärung zum Plopp», heisst der neue Schaumweinkurs, der ab sofort in verschiedenen Städten Deutschlands und der Schweiz angeboten wird. Welche Schaumweine gibt es? Wie werden sie hergestellt? Worin unterscheiden sie sich? Solche und andere Fragen werden beantwortet.
Champagner, Crémant, Cava, Spumante, Prosecco oder Sekt – Schaumwein kennt viele Namen. Und vor allem: Schaumweine sind im Trend. Ob zum Apéro, zum festlichen Anlass, zum runden Geburtstag oder auch als Essensbegleiter – Schaumweine erfreuen sich steigender Beliebtheit.
Der neue, rund zweistündige Kurs gibt Aufschluss über die Herstellung und die Unterschiede der verschiedenen Schaumweine. Anschaulich wird erklärt, wie die prickelnden Perlen in die Flasche kommen und weshalb Champagner und andere, nach der klassischen Methode hergestellte Schaumweine viel teurer sind als einfach gestrickte Prickler. Es werden die unterschiedlichen Rebsorten und Anbaugebiete vorgestellt. Man erfährt, mit welchen Speisen Schaumweine harmonieren, welches Glas ideal ist und was es mit den Süssegraden auf sich hat. Bedeutet «extra dry» wirklich «extra trocken»?
Höhepunkt ist die Degustation von acht Schaumweinen aus verschiedenen Regionen. Dabei werden die Qualität der Perlage und die aromatische Vielfalt beurteilt. Der unterhaltsame Kurs richtet sich an Liebhaber von Schaumweinen und Personen, die in kurzer Zeit viel über diesen trendigen Weintyp erfahren möchten.