Auf ein Glas mit … Franz Link

Seit bald fünf Jahren fertigen 26 Menschen mit psychischer Erkrankung oder geistiger/körperlicher Behinderung bei der Lebenshilfe Lörrach e.V. die DegustierService-Pakete von Delinat. Franz Link ist mit einem weiteren Kollegen als zuständiger Leiter der Arbeitsgruppe seit Anbeginn dabei. Bei einem Glas Wein unterhielten wir uns mit ihm über dieses erfolgreiche Projekt.

Franz Link, erinnern Sie sich, wie es zu dieser Zusammenarbeit zwischen Delinat und der Lebenshilfe Lörrach gekommen ist?
Franz Link: Ja, an diese Zeit kann ich mich noch gut erinnern. Delinat hatte beschlossen, in Grenzach ein neues Zentrallager zu eröffnen und den Weinversand nicht mehr durch ein Logistikunternehmen, sondern selbst zu organisieren. Anschliessend wurden wir angefragt, ob wir uns vorstellen könnten, bei diesem Projekt mitzumachen und die DegustierService-Pakete für Delinat zu fertigen. Ich habe daraufhin innerhalb der Lebenshilfe Mitarbeitende gesucht, die sich dafür interessieren. Auf Anhieb haben sich über ein Dutzend Personen gemeldet.

Franz Link fertigt mit einer Gruppe von 26 Menschen mit psychischer oder körperlicher und geistiger Behinderung seit fünf Jahren die DegustierService-Pakete für Delinat in Lörrach-Brombach.
Franz Link fertigt mit einer Gruppe von 26 Menschen mit psychischer oder körperlicher und geistiger Behinderung seit fünf Jahren die DegustierService-Pakete für Delinat in Lörrach-Brombach.

Und dann haben Sie diesen Auftrag definitiv angenommen?
Wir wussten zunächst nicht, ob unser Vorhaben wirklich umsetzbar ist und ob es funktionieren würde. Aus diesem Grund nahmen wir im Herbst 2018 zuerst einen Probeauftrag an. Dieser fiel zur Zufriedenheit von Delinat aus. Wir erhielten daraufhin die definitive Zusage und können seit Januar 2019 die DegustierService-Pakete mit einer Gruppe von 26 Mitarbeitenden fertigen.

Die Arbeitsgruppe arbeitet exklusiv für Delinat. Wie hat sich das Projekt über die letzten fünf Jahre entwickelt?
Es hat ein erstaunlicher Prozess stattgefunden. Wir haben uns gut eingearbeitet und das Team, das zu 90 Prozent aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besteht, die schon von Anfang an dabei waren, ist nach wie vor motiviert. Die Abläufe sind inzwischen zur Routine geworden, sodass wir heute durchaus noch Potenzial haben, etwas mehr Pakete zu fertigen. Wenn Delinat also noch ein paar Weinabos mehr verkaufen kann, haben wir nichts dagegen.


Persönlich
Franz Link wurde 1969 in Nordhessen geboren, ist dort aufgewachsen und absolvierte eine handwerkliche Ausbildung. Anfang der 1990er-Jahre liess er sich in Heidelberg zum staatlich anerkannten Arbeitserzieher ausbilden. Als solcher war er 15 Jahre im psychiatrischen Bereich und in verschiedenen Werkstätten tätig, ehe er vor 10 Jahren zur Lebenshilfe Lörrach kam. Die Lebenshilfe Lörrach wurde 1964 von engagierten Eltern geistig behinderter Kinder als Selbsthilfeorganisation gegründet. Neben Förderangeboten für Kinder und ihre Familien bietet der gemeinnützige Verein auch Arbeitsplätze und Betreuung für Erwachsene mit geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen an. Franz Link ist hier als Gruppenleiter tätig. Er betreut die exklusiv für Delinat tätige Gruppe, die seit fünf Jahren die DegustierService-Pakete fertigt. Franz Link lebt zusammen mit seiner Familie in Lörrach und ist in seiner Freizeit gerne draussen unterwegs. Pilze sammeln und Gartenarbeit gehören zu seinen grossen Leidenschaften.

Was ist Ihre Aufgabe als Gruppenleiter?
Die grösste Herausforderung ist die Koordination der Gruppe. Es gilt, stets vorauszudenken, um das ganze Konstrukt am Laufen zu halten. Für uns Gruppenleiter ist es oft ein herausfordernder, aber auch ein dankbarer Job.

Gibt es nie Probleme oder Zwischenfälle?
Im ganzen Produktionsablauf sind Kontrollen eingebaut. Wenn irgendwas nicht stimmt, meldet sich sofort jemand, und wir können korrigierend eingreifen.

Und Stress?
Höchstens, wenn das Band stillsteht. Das mag erst mal komisch klingen, stellt für uns jedoch eine der grössten Herausforderungen dar. Durch die Kombination von Menschen mit Behinderung und Mitarbeitenden mit psychischen Erkrankungen haben wir eine hohe Gruppendynamik, was zwangsweise mitunter zu Stresssituationen führen kann. Wir als Gruppenleiter haben dann nicht nur darauf zu achten, dass Delinat am Ende ein perfektes Paket bekommt, sondern werden auch in unserer Funktion als Betreuer gefordert. Für unsere Mitarbeitenden sind wir nicht selten Ansprechpartner für fast alle Lebenslagen. Das gehört einfach zu unserem Beruf dazu.

Gibt es spezielle Erinnerungen oder Anekdoten aus der Zusammenarbeit mit Delinat?
In Erinnerung bleibt definitiv der herausragende Besuch des Weinguts Lenz im Thurgau. Delinat-Gründer Karl Schefer hat im Juli 2019 unsere gesamte Arbeitsgruppe zu diesem Ausflug eingeladen, um zu zeigen, wie Delinat-Wein angebaut wird (siehe Artikel «Motiviertes Päckli-Team»). Das war ein Erlebnis, das allen nachhaltig und schön in Erinnerung geblieben ist.

Die Lebenshilfe Lörrach zu Besuch bei Roland Lenz.
Die gesamte Arbeitsgruppe war im Juli 2019 zu Besuch bei Delinat-Winzer Roland Lenz.

In den vergangenen fünf Jahren haben Sie erlebt, wie viele tausend Flaschen Wein verpackt worden sind. Trinken Sie selbst auch ab und zu ein Glas Wein?
Ich muss zugeben, ich bin eher ein Biertrinker. Aber gelegentlich gönne ich mir auch gerne gemeinsam mit meiner Frau ein Glas Wein. Weisswein und fruchtige Rosés gehören hier zu meinen Favoriten.

Legen Sie Wert auf Wein, der im Einklang mit der Natur erzeugt wird?
Ich war schon immer ein sehr naturverbundener Mensch, dem unsere Umwelt am Herzen liegt. Jedoch hat sich mein Bewusstsein für Nachhaltigkeit, insbesondere in Bezug auf die Produktion von Wein, seit der Zusammenarbeit mit Delinat verstärkt.

Mein Lieblings-Rosé kommt zufällig vom Weingut Lenz in der Ostschweiz, das wir im Sommer 2019 besucht haben. Der hat für mich eine sehr beerige, fruchtige und erfrischende Note und passt hervorragend zu einem Sommerabend im Garten.

KOO KUU Rosarot
Schweizer Landwein 2022
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Schauspieler, Umweltaktivist und Delinat-Fan: Hannes Jaenicke im Gespräch mit Karl Schefer

Umweltaktivist und Schauspieler Hannes Jaenicke (l.) hat sich mit Delinat-Gründer Karl Schefer über aktuelle Themen ausgetauscht.

Hannes Jaenicke gehört zu den gefragtesten deutschen Schauspielern. Darüber hinaus engagiert er sich als Dokumentarfilmer, Buchautor und Umweltaktivist. Mit Delinat-Gründer Karl Schefer spricht er über ökologisches Konsumverhalten und die Glaubwürdigkeit von Bio-Labels.

Gerade war Hannes Jaenicke das erste Mal zu Besuch auf einem Delinat-Weingut. Seine Eindrücke schildert er im Video.

Jaenicke: Es ist paradox, wenn nicht sogar schizophren: Wir Menschen sorgen uns zunehmend ums Klima und Artensterben, und trotzdem wehren wir uns gegen jegliche Form von Umdenken und Nachhaltigkeit. Der CO2-Ausstoss steigt weiter, die Plastikvermüllung ebenso, und der Absatz von Bio-Lebensmitteln in Deutschland ist erstmalig seit Jahrzehnten rückläufig. Warum geben wir im internationalen Vergleich am meisten Geld für Autos und Küchen, aber am wenigsten für Lebensmittel aus?

Schefer: In Deutschland hat die Inflation als Folge der gestiegenen Energiepreise diesen Trend sicherlich verschärft. Aber es war auch vor dem Ukraine-Krieg eine eher geringe Wertschätzung für hochwertige Lebensmittel erkennbar. 2021 gaben immerhin noch 67 Prozent der Befragten an, für nachhaltige Produkte höhere Preise zu akzeptieren. Heute liegt dieser Wert noch bei mickrigen 30 Prozent.

Jaenicke: Das hat vielleicht auch mit der Verwässerung der «Bioszene» zu tun. Die Anforderungen von EU-Bio sind nur noch unwesentlich höher als für die konventionelle Landwirtschaft.

Schefer: Ja, es lohnt sich, genauer hinzusehen. Bio ist nämlich nicht gleich Bio. Seit die Großverteiler auf diesen Zug aufgesprungen sind, wurden die Anforderungen immer mehr aufgeweicht. Das hat mitunter dazu geführt, dass viele Landwirte nicht aus Überzeugung umgestiegen sind, sondern weil bessere Preise lockten. Ich bezeichne diese Entwicklung als Industrie-Bio. Die Massenware, die bei Discountern angeboten wird, hat mit dem, was wir bei Delinat unter Bio verstehen nichts gemein. Für uns ist das EU-Biosiegel überhaupt kein Maßstab.

Hannes Jaenicke liess sich am Reinhardt-Seminar in Wien zum Schauspieler ausbilden und spielte in über 70 Kinofilmen und Fernsehproduktionen (u.a. im Tatort und anderen Krimiserien) mit. Engagiert kämpft er gegen die Ausrottung bedrohter Tierarten und für ein Umdenken in Sachen Klimaschutz. Für diesen Einsatz wurde er mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Er ist Mitglied der Partei Bündnis 90/Die Grünen.

Jaenicke: Interessanterweise hat Delinat schon vor Jahrzehnten eigene Richtlinien für seine Winzer erlassen. Kann es sein, dass die sehr strenge Delinat-Methode selbst überzeugte Biowinzer gelegentlich überfordert?

Schefer: Es stimmt, die Delinat-Richtlinien sind sehr anspruchsvoll. Uns reicht es nicht, qualitativ hochwertige Weine ohne Chemie zu erzeugen. Wir verlangen von unseren Winzern, dass sie die Biodiversität im Weinberg fördern und so das Ökosystem stärken. Das geschieht zum Beispiel mit Hilfe von Permakultur– oder Agroforstkonzepten – beide sind gerade grosse Trendthemen. Unsere Richtlinien schreiben aber schon lange den Bau von Teichen und Gräben zur effizienten Regenwassernutzung sowie die Pflanzung von Bäumen und Sträuchern zwischen den Reben vor. Wie positiv sich das auswirkt, kann man eindrücklich auf unserem Modell- und Forschungsweingut Château Duvivier in der Provence erleben.

Weinberge werden zu Naturparadiesen

Jaenicke: Die Weine von Delinat genießen den Ruf, aus den ökologischsten Weingärten Europas zu stammen. Wie können Sie das untermauern?

Schefer: Was wir auf unserem eigenen Weingut in der Provence umsetzen, ist die Blaupause für alle Winzer, mit denen wir zusammenarbeiten. Denn diese erklären sich bereit, konsequent nach der Delinat-Methode zu arbeiten. Wenn ich schaue, wie sich die Rebberge von langjährigen Partnerwinzern im Vergleich zu anderen Weingütern entwickelt haben, kann ich heute selbstbewusst und mit gutem Gewissen behaupten, dass Delinat-Weine aus den natürlichsten Weingärten Europas kommen.

Jaenicke: Für wie realistisch halten Sie die Zielvorgabe, wonach bis 2030 der Anteil des ökologischen Landbaus in Deutschland bzw. der Europäischen Union bei über 30 Prozent liegen soll?

Schefer: Wenn diese Zielsetzung auf den aktuellen EU-Bioanforderungen basiert, bringt uns das nicht viel weiter. Es reicht schlicht nicht, wenn auf 30 Prozent der Landwirtschaftsfläche auf Kunstdünger und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel verzichtet wird. Es braucht den kompletten Ausstieg aus der Agrochemie. Und auch die im biologischen Landbau erlaubten Pflanzenschutzmittel in Form von Kupfer- und Schwefellösungen müssen drastisch zurückgefahren werden, weil auch sie für die Umwelt schädlich sind. Kupfer ist ein Schwermetall, das den Boden belastet und Schwefel ist ein Insektengift. Die große Trendwende wird jedoch erst einsetzen, wenn die Politik endlich zur Einsicht kommt, die konventionelle Landwirtschaft nicht mehr zu subventionieren.

«Schmetterlinge sollen wieder in den Rebbergen fliegen» Karl Schefer, 1980

Jaenicke: Delinat propagiert und fördert als Alternative das Anpflanzen neuer, robuster Rebsorten, die keinen Pflanzenschutz mehr brauchen. Ist es realistisch zu glauben, dass beliebte Sorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot, Spätburgunder, Riesling oder Chardonnay solch unbekannten neuen Sorten weichen sollen?

Schefer: In vielen Weinregionen führt kein Weg daran vorbei, wenn man den nachhaltigen Weinanbau ernst nimmt. Wo es feucht oder heiss-feucht ist, können an herkömmlichen europäischen Reben ohne Pflanzenschutzmittel keine Trauben reifen . Bei unserem wichtigsten Winzer in Spanien läuft derzeit ein Züchtungsprojekt mit neuen, pilzresistenten Traubensorten, sogenannten PIWIs, die eine gute Resistenz gegen Krankheiten entwickeln. Das ist jedoch ein mehrjähriger Prozess, obwohl es schon heute Sorten mit guter Resistenz gibt. In der Schweiz haben wir mit dem Weingut Lenz einen Winzer, der mit großem Erfolg bereits vollständig auf solche Sorten umgestiegen ist. Und auch mehrere unserer Winzer in Deutschland, Frankreich oder Italien haben auf unsere Empfehlung hin angefangen, auf bestehende robuste Sorten auszuweichen.

Jaenicke: Der Kampf gegen die übermächtige Agrarlobby aus Erzeugern, Chemie- und Pharmaunternehmen und verarbeitender Industrie erinnert mich an Don Quijote oder David und Goliath. Viele Politiker agieren wie Marionetten dieser Lobbyisten und fürchten sich vor mutigen Schritten. Dabei geht es um unsere Umwelt und unser aller Gesundheit! Im «Spiegel» war kürzlich zu lesen, dass allein in Deutschland das Gesundheitswesen pro Jahr mit 60 Milliarden Euro aufgrund von ungesunder Ernährung belastet wird. Wie können wir die Wichtigkeit von wertvollen, gesunden und ökologisch hergestellten Produkten besser hervorheben? Was halten Sie von einem Pflichtfach für Ökologie, Ernährung und Nachhaltigkeit schon ab der 1. Klasse der Grundschule?

Schefer: Eine gute Idee. Doch da ist die Politik gefordert, entsprechende Anreize zu setzen. Auch beim erwachsenen Verbraucher muss ein Umdenken einsetzen: Beim Motoröl für das Auto darf es nur vom Besten sein, beim Olivenöl wird dann das billigste in den Warenkorb gepackt. Würde ehrlich gerechnet, wären Bioprodukte nicht teurer als andere. Denn ohne die massiven Agrar-Subventionen aus Brüssel für konventionelle Landwirtschaft wären deren Erzeugnisse sogar teurer als Bio-Lebensmittel. Erst recht, wenn auch noch die Kosten für Umweltschäden aufgerechnet würden, welche durch billige Massenproduktion verursacht werden.

Jaenicke: Wein scheint mir ein gutes Beispiel dafür, dass Bio nicht unbedingt teurer sein muss. Neben teuren gibt es auch sehr preiswerte Gewächse …

Schefer: Das ist richtig, aber Achtung: Für die 3.64 Euro, die der deutsche Konsument durchschnittlich für einen Liter Wein zu zahlen bereit ist, gibt es im ehrlichen Bio-Segment kein Angebot. Dafür sind Arbeitsaufwand und Ertragsbeschränkungen für ein auf Qualität bedachtes Weingut zu gross. Unsere günstigsten Weine liegen knapp unter acht Euro. Das erachte ich als fairen Preis. Alles unter fünf Euro ist Massenware, bei der höchstens minimale ökologische Anforderungen erfüllt werden.

Jaenicke: Bei einer Langzeitstudie der Hochschule Geisenheim aus dem Jahr 2020 wussten lediglich 60 Prozent der befragten Weinkonsumenten, dass es Bioweine gibt. Viele gaben sich obendrein skeptisch. Zwei Drittel der Studienteilnehmenden hielten «Bio» bei Wein sogar für eine Verbrauchertäuschung. Das Wissen über Biowein und dessen Herstellung ist offenbar gleich null. Wie kann und will Delinat solchen Defiziten entgegenwirken?

Schefer: Bio hat heute viele Gesichter – leider nicht nur strahlende. Winzer, welche die Natur über Jahre mit der Chemiekeule traktiert haben, mutieren jetzt plötzlich vom Saulus zum Paulus. Dabei müssen sie sich die Frage gefallen lassen, ob sie es aus Überzeugung tun, oder nicht doch eher als Trittbrettfahrer mit der Aussicht auf bessere Preise unterwegs sind. Für überzeugte und echte Biowinzer ist es zu einer Herausforderung geworden, sich von «Pseudo-Bio» abzugrenzen, was die Konsumenten häufig verunsichert. Es braucht ein verständliches, glaubwürdiges Marketing. Bei Delinat vermitteln wir kontinuierlich über unsere Medien, welche Anstrengungen die Delinat-Winzer in Europa unternehmen, um diese besonderen Weine zu erzeugen. Das Storytelling muss dabei auch von den Winzern selbst kommen. Vor allem die jungen Winzer sind da schon höchst ambitioniert unterwegs.

Mit gutem Gewissen geniessen: Die Delinat-Weinabos sind ein Motor für die Biodiversität


Jaenicke: Ich bin neuerdings begeisterter Delinat-Wein-Abonnent. Delinat behauptet, mit seinen Weinabos die Biodiversität in Europas Weinbergen ganz direkt und gezielt zu fördern. Wie funktioniert das?

Schefer: Für Leute, die unsere Weinabos noch nicht kennen, mag das seltsam klingen. Dabei ist es ganz einfach: Die Delinat-Richtlinien schreiben Artenvielfalt vor, definieren exakte Maßnahmen und Methoden. Delinat-Winzer sind besonders motiviert, in die Artenvielfalt zu investieren, wenn sie im Gegenzug eine längerfristige Abnahmegarantie für die beachtliche Menge an Wein kriegen, die wir für die Bestückung der vielen Abopakete benötigen. Der «DegustierService» – unter diesem Namen sind die Delinat-Weinabos zusammengefasst – erfreut sich seit Jahren großer Beliebtheit. Deshalb ist er im Laufe der Jahre zu einem starken Motor für die Biodiversität im Weinberg geworden. Jedes neue, zusätzliche Abo bringt diesen Motor noch etwas mehr auf Touren. Ist das nicht großartig!

Auf Entdeckungsreise

Auf ihren Reisen entdecken die Delinat-Einkäufer viele Wein-Perlen

Auf ihren Reisen durch Europas Weinbergparadiese stossen Delinat-Einkäuferinnen und -Einkäufer immer wieder auf Überraschungen und spezielle Weinperlen. Doch nur wenn solche Tropfen die über hundert sehr strengen Richtlinienpunkte erfüllen, schaffen sie es in die Weinabos (unseren beliebten DegustierService) und ins Sortiment. Sie müssen einen langen Hürdenlauf überstehen. Auf den folgenden Seiten berichtet unser Einkaufsteam über unvergessliche Weinentdeckungen, die das geschafft haben und zu echten Highlights geworden sind.

Unerwartete Begegnung in Nürnberg

Ich besuche in Nürnberg die Biofach, die grösste Leitmesse für Bioprodukte weltweit. Einige unserer Winzer sind mit einem Stand vertreten. Plötzlich steuert ein grossgewachsener, mir unbekannter Mann mit Bartstoppeln im Gesicht und einer Weinflasche in der Hand auf mich zu und spricht mich an. Ob ich der Einkäufer von Delinat sei, will er wissen. Ich bejahe und er stellt sich als Alberto Ramírez vor. Alberto und sein Bruder Santiago haben in der Rioja ein paar Hektar Reben, aber noch keine Kunden. Er drückt mir die Flasche in die Hand und bittet mich, diese zu verkosten.

Winzer Alberto Ramírez überraschte unseren Einkäufer David Rodriguez an der Biofach in Nürnberg mit einem temperatmentvollen Rioja der Extraklasse.
Winzer Alberto Ramírez überraschte unseren Einkäufer David Rodriguez an der Biofach in Nürnberg mit einem temperatmentvollen Rioja der Extraklasse.

Wieder zu Hause in St. Gallen, degustieren wir den Wein im Team. Nicht nur die Qualität überrascht, auch die Stilistik. Keiner dieser geschliffenen, barriquebetonten Riojas herkömmlicher Prägung, sondern ein dichter, stoffiger, feuriger, eigenständiger Tropfen mit markantem, aber reifem Tannin. Grund genug, die beiden eigenwilligen Winzerbrüder im Auge zu behalten. Ich gebe Alberto per Telefon eine Rückmeldung und weise gleichzeitig auf die strengen Richtlinien von Delinat hin, die er im Fall einer Zusammenarbeit erfüllen muss. Jahre später besuche ich mit Delinat-Winzerberater Daniel Wyss das Weingut. Und wir staunen nicht schlecht: Die Ramirez-Brüder haben einige Richtlinien-Punkte bereits mit grossem Eifer umgesetzt, ihre Weinberge blühen in reicher Biodiversität. Und die beiden Winzer zeigen grosse Begeisterung für weitere Optimierungsmassnahmen. Im Degustationsraum steht eine Flasche Gotaladrón – ein Wein, genau mit jenen Eigenschaften, die uns beim damals verkosteten Weinmuster so überzeugt haben.

David Rodriguez, Wein-Entdecker Spanien: «Der Gotaladrón verkörpert für mich einen neuen, rockigen Rioja-Stil und entspricht damit ganz seinen Erzeugern. Die beiden Brüdern sind nicht nur leidenschaftlichen Delinat-Winzer, sondern auch bekennende Rockmusik-Fans.»

Die Suche nach dem Unbekannten

Italien ist in 20 Regionen unterteilt. In jeder Region wird Weinbau betrieben. Doch weshalb spricht man eigentlich immer nur von denselben sechs bis sieben Regionen? Diese Frage stelle ich mir und beginne, andere, unbekannte Weinregionen zu studieren. An der Vinitaly – der wichtigsten Weinmesse für italienische Weine – nutze ich die Gelegenheit, um Weine aus den Marche zu degustieren, einem Gebiet, das ich bislang nicht auf meinem Weinradar hatte. Die Marken, so heisst die Region auf Deutsch, liegen in Mittelitalien, eingebettet zwischen Apennin und Adria und umgeben von Emilia-Romagna, Toskana, Umbrien und Abruzzen. Die Traubensorten wie Montepulciano oder Pecorino sind mir aus den Abruzzen bekannt.

Katja Stracci bewirtschaftet ihre Rebberge in der unbekannten Region Marken mit viel Fingerspitzengefühl im Einklang mit der Natur.
Katja Stracci bewirtschaftet ihre Rebberge in der unbekannten Region Marken mit viel Fingerspitzengefühl im Einklang mit der Natur.

Alles schon gesehen? Nicht, als ich die Weine der Azienda San Giovanni degustiere: kraftvoller als Toskaner, eleganter als die Abruzzesen. Der erste Besuch auf dem Weingut überzeugt mich definitiv: Die Kellerei steht in Offida, einem der schönsten Orte Italiens. Die Rebberge gleichen einem Paradies: reiche Biodiversität, viele Olivenbäume und Büsche, schönster Humusaufbau dank minimaler Bodenbearbeitung und perfekter Gründüngung. Betriebsleiterin Katia Stracci und Agronom Pietro Zeppilli kommen hier mit Kleinstmengen an biologischen Pflanzenschutzmitteln aus. Alles in allem also eine ideale Ausgangslage, um Weine zu erzeugen, die fast durchwegs die höchsten Delinat-Anforderungen auf 3-Schnecken-Niveau erfüllen. Und weil die Weine auch geschmacklich überzeugen, sind sie aussichtsreiche Anwärter für unsere Weinabos. Insbesondere der Tao Piceno – eine Assemblage aus Sangiovese und Montepulciano – hat es mir angetan. Er überzeugt später auch meine Kollegen innerhalb der Degustier-Teams – der Weg in den DegustierService ist frei.

Martina Korak, Wein-Entdeckerin Italien: «Der Tao Piceno ist ein Tropfen, der mich durch seine Eleganz, seine geschmeidige Fülle am Gaumen und das ausgezeichnete Preis-Genuss-Verhältnis überzeugt.»

Geduld bringt Rosen!

Winzer Daniel Coulon aus der bekannten Weinregion Châteauneuf-du-Pape konnte unseren Einkäufer Emil Hauser mit einem gehaltvollen Roten überzeugen.
Winzer Daniel Coulon aus der bekannten Weinregion Châteauneuf-du-Pape konnte unseren Einkäufer Emil Hauser mit einem gehaltvollen Roten überzeugen.

Im Jahr 2008 besuche ich eine Côtes-du-Rhône-Degustation in Zürich mit dem Ziel, einen Winzer aus dieser Region zu finden. Es gilt, eine Sortimentslücke zu schliessen. Am Stand von Daniel Coulon bleibe ich hängen. Er hat seine Domaine de Beaurenard gerade eben auf Bio umgestellt. Die Weine faszinieren mich auf Anhieb: Was für eine Frische, was für eine Eleganz, was für Finessen. Ich frohlocke, glaube, genau jenen Winzer gefunden zu haben, der zu uns passt. Doch egal, wie gut ein Wein schmeckt, es ist schwierig, bei Delinat zu landen, gelten die ökologischen Anforderungen doch als die strengsten Europas. Ich vereinbare einen ersten Besuch auf dem Weingut in Châteauneuf-du-Pape. Auf der Anreise im Zug geht mir durch den Kopf: Würde der Betrieb die strengen Delinat-Richtlinien erfüllen können? Vor Ort zeigen sich tatsächlich ein paar Knacknüsse. Eine davon: Viele Parzellen grenzen unmittelbar an konventionell wirtschaftende Winzer. In einer windigen Region wie der Rhône ein echtes Problem, weil die Pestizide leicht verweht werden. Erst nach langwierigen Gesprächen der Familie Coulon mit den konventionell arbeitenden Nachbarn gelingt es, eine Lösung zu finden, damit die Reben von Beaurenard nicht mehr tangiert werden. Und auch alle andern Hürden werden in Zusammenarbeit mit Delinat-Winzerberater Daniel Wyss genommen. So schafft es die Spezialabfüllung Anthémis de Beaurenard als erster Wein von Daniel Coulon ins Weinabo «Exklusiver Rotwein» und wird danach zu einer festen Grösse im Sortiment.

Emil Hauser, Wein-Entdecker Frankreich: «Der Anthémis de Beaurenard aus Châteauneuf-du-Pape ist nicht nur für mich, sondern auch für viele Kundinnen und Kunden Jahr für Jahr immer wieder eine Offenbarung.»

Leckeres aus Griechenland

Önologin Arina Schefer hat beim diesjährigen Suprise-Paket mit Delinat-Winzerin Konstantina Spiropoulos zusammengearbeitet. Das Yamas-Paket enthält typisch griechische Köstlichkeiten sowie die passenden Weine.
Önologin Arina Schefer hat beim diesjährigen Suprise-Paket mit Delinat-Winzerin Konstantina Spiropoulos zusammengearbeitet. Das Yamas-Paket enthält typisch griechische Köstlichkeiten und dazu passende Weine.

Schon ihr allzu früh verstorbener Bruder Apostolos Spiropoulos war angetan von der Delinat-Methode. Konstantina Spiropoulos, die seit 2020 das gleichnamige griechische Familienweingut führt, hält es genauso. Konstantina hat uns sowohl im vergangenen wie in diesem Jahr auf Château Duvivier besucht, um Einblick in den Weinbau mit robusten Rebsorten und Massnahmen der Permakultur zu bekommen. Bei diesen Gelegenheiten lerne ich Konstantina als fröhliche, lustige, neugierige und herzliche Person kennen. Wir sprechen viel über die Spiropoulos-Weine, über griechische Kultur und Kulinarik. Konstantina überzeugt mich mit ihrem breiten Wissen und ihrem grossen Know-how über griechische Food-Produkte. «Wie wäre es, unser nächstes Überraschungspaket für das Weinabo Surprise mit lauter griechischen Produkten zu füllen?», geht es mir spontan durch den Kopf. Ich spreche Konstantina auf diese Idee an. Sie ist sofort Feuer und Flamme. Wenige Wochen später schickt sie mir ein erstes Paket mit vielen griechischen Biodelikatessen zum Probieren. In mehreren Team-Degustationen grenzen wir die Auswahl der Produkte ein und verfeinern sie. Gleichzeitig treffen mehrere Muster von griechischen Weinen des Weinguts Spiropoulos ein. Nach intensiven Degustationsrunden im Team fällt die Wahl auf drei Weine, die aus unserer Sicht ausgezeichnet zu den ausgewählten Leckereien passen. Natürlich verrate ich an dieser Stelle nicht mehr über den Inhalt des Surprise-Pakets, denn es soll ja eine Überraschung bleiben. Nur so viel: Wer den «DegustierService Surprise» abonniert hat, kann sich auf Weihnachten mit drei hervorragenden griechischen Weinen und passenden, typisch griechischen Köstlichkeiten freuen.

Arina Schefer, Feinkost-Entdeckerin: «Ich bin mit der Auswahl der Weine und der anderen Bioprodukte sehr zufrieden und finde das Überraschungspaket 2022, das den Namen «Yamas» (zum Wohle) trägt, sehr gelungen.»

Überraschung zu Weihnachten

Der Inhalt des Yamas-Pakets bleibt eine Überraschung

Drei Flaschen Wein und feinste Bioprodukte aus Griechenland.
Abonnentinnen und Abonnenten unseres «DegustierService Surprise» erhalten das Überraschungspaket mit ausgewählten Weinraritäten und kulinarischen Leckereien jeweils automatisch gegen Mitte Dezember zugestellt. Bis zum Öffnen des Pakets bleibt der Inhalt jeweils geheim – ganz einfach deshalb, weil es sonst keine Überraschung mehr wäre. Das Yamas-Paket mit feinsten Weinen und leckeren Bioprodukten aus Griechenland bieten wir auch Nichtabonnenten an. Sie können diese «Wundertüte» aus Griechenland bereits jetzt bestellen. Ausgeliefert wird sie ab Mitte Dezember noch rechtzeitig vor Weihnachten. Sie können das Paket für sich selbst und auch gleich für gute Freunde bestellen, denn es eignet sich auch wunderbar als Geschenk.

-> Zum Yamas-Paket

Der genussvollste Weg, neue Weine zu entdecken

Unsere Weinabos sind der beste Weg, um neue Weine zu entdecken

Die spannendsten Entdeckungen unserer Einkäuferinnen und Einkäufer gibts immer zuerst im DegustierService, so heissen unsere Weinabos. Diese sind ein genussvoller und bequemer Weg, immer wieder neue Weine aus den ökologisch wertvollsten Weinbergen Europas zu entdecken. Jedes Paket enthält neben exklusiven Weinperlen viel Hintergrundinformation über die Weine, die Weinregionen und die Winzer. Mit den Delinat-Weinabos verwöhnen Sie sich selber mit geschmackvollen, unverfälschten Terroir-Weinen und tun auch der Natur Gutes: Jedes Abo fördert den Weinbau nach der Delinat-Methode, die weit über die normalen Biorichtlinien hinausgeht. Das Ziel sind Rebberge mit reicher Biodiversität, die eine natürliche Kreislaufwirtschaft mit hochwertigen Weinen ermöglichen.

-> Zu unseren Weinabos

Der lange Weg zum Ziel

Wir Delinat-Einkäufer liegen in einem freundschaftlichen Wettstreit. Dann nämlich, wenn es darum geht, einen Wein in den DegustierService zu platzieren. Den eigenen Favoriten will man natürlich mit dabeihaben. Lesen Sie, wie mir dies mit dem Roches d’Aric gelungen ist.

Emil Hauser, David Rodriguez und Martina Korak im friedlichen Wettstreit: Welcher Wein schafft es in den DegustierService?

Ich erinnere mich an diesen trüben, kalten Nachmittag Anfang Jahr, als sei es gestern gewesen. Dabei liegt das Ereignis schon ein paar Jahre zurück. Ich nahm an einer der regelmässigen Degustationsrunden am Firmensitz von Delinat in St. Gallen teil. In diesem Gremium, das sich aus Spezialisten der wichtigsten Aufgabenbereiche zusammensetzt, herrscht eine freundliche, zugleich kritische Stimmung, schliesslich werden wegweisende Entscheidungen getroffen. Hier wird bestimmt, wie sich unser Angebot zusammensetzt, was wir beibehalten, was wir fallenlassen und was wir neu einführen. Auch für die Winzer sind die Entscheidungen, die in dieser Runde getroffen werden, bedeutungsvoll. Wird sein Wein ausgewählt, weiss der Winzer einen beachtlichen Teil seiner Ernte in guten Händen, und das oft auf Jahre hinaus. Delinat gibt nicht nur seinem Wein einen vielbeachteten Auftritt, Delinat macht auch seinen Betrieb bekannt. Entsprechend begehrt ist ein Platz im Angebot des DegustierService, und entsprechend gross sind die Anstrengungen der Produzenten, mit überzeugenden Weinen ins Rennen zu gehen.

Auf Entdeckungsreise

Ich war eben von einer ausgedehnten Frankreich-Reise zurückgekehrt, reich an Eindrücken und voller neuer Ideen. Unzählige Weine verkostete ich unterwegs, machte Fassproben der vor ein paar Monaten abgeschlossenen Ernte, prüfte ältere, bereits abgefüllte Jahrgänge. Der Besuch «meiner Winzer» am Ende des Jahres ist eine lieb gewordene Gewohnheit, und da es Teil meines Auftrags ist, nicht nur Eingeführtes zu betreuen, sondern immer auch Neues aufzuspüren, machte ich einen Abstecher zum Weingut der Familie Lignères in Fontcouverte in den Corbières. Nicht ganz unvorbereitet. Die Lignières hatten uns ein paar Wochen zuvor eine Musterflasche zukommen lassen. Im kleinen Kreis verkosteten wir diese und befanden sie für interessant genug, um den Wein im Labor analysieren zu lassen. Alles lag im grünen Bereich.

Einkäufer Emil Hauser als Erntehelfer und als interessierter Beobachter beim Handverlesen.

Nun wollte ich mir vor Ort ein Bild machen. Drei geschlagene Stunden lang führten mich die Brüder Jean und Paul Lignères durch ihre Weinberge. Es war bissig kalt an diesem Dezembernachmittag, und ein eisiger Wind pfiff uns ins Gesicht. Als wir ins Haus zurückkamen, stand eine Platte mit aufgeschnittenem Schinken und frisch gebackenem Brot auf dem Küchentisch. Mir war, als könnten mich nur noch Essen und Trinken wieder lebendig machen, und ich putzte die Platte in einem Tempo leer, was mir später unendlich peinlich war. Statt den Wein auszuspucken, wie es sich für einen Einkäufer geziemt, trank ich davon mehr als nur einen Schluck. Jean und Paul Lignères liessen sich nichts anmerken, im Gegenteil. Der durchfrorene, ausgezehrte Schweizer schien sie zu belustigen. Nie zuvor hatte mir ein Schinken so gut geschmeckt wie hier, und gar köstlich fand ich den Roten, den mir die beiden vorsetzten.

Härtetest in der Degustierrunde

Und nun also der Härtetest in St. Gallen. Würde der noch namenlose Wein einer nüchternen Betrachtung standhalten können? Ohne die Präsenz freundlicher Gastgeber? Ohne die Ausstrahlung eines Weinguts, das ich sofort ins Herz geschlossen hatte? Ohne die Kulisse einer urtümlichen Kulturlandschaft? Manchmal wünsche ich mir, eine entdeckte Trouvaille einfach auf die Sortimentsliste setzen zu können ‒ ohne den Spiessrutenlauf, den bei uns ein Weinmuster zu durchlaufen hat, bevor es schliesslich im Paket des DegustierService landet.

Mehrmals werden die Weine von den Spezialisten blind degustiert. Wird das Muster für gut
befunden, folgt als nächste Hürde eine Laboranalyse.

«Weiche, füllige Frucht, saftige Frische, würzige Garrigue-Noten, mineralische Anklänge – ein herrlich komplexer, herausfordernder Wein, der entdeckt werden will», notierte ich. Selten war ich so gespannt auf die Reaktion meiner Kolleginnen und Kollegen und atmete auf, als ich in die erstaunten und anerkennend blickenden Gesichter sah. Damit nahm das Muster der Domaine Lignères die erste Hürde in unserem Selektionsprozess. Als Nächstes folgte wie üblich eine Art Dopingtest, also eine erneute Laboranalyse. Wie viel Schwefel weist der Wein auf? Ist er frei von unerwünschten Rückständen? Einer Vielzahl von Parametern muss er standhalten. Erhält der Wein das Plazet, geht das Verfahren weiter, ansonsten heisst es: Zurück auf Feld 1. Bei diesem Roten war ich mir fast sicher, dass er nicht an dieser zweiten Hürde scheitern würde. Anlässlich meines Besuchs hatten mir die Brüder Jean und Paul Lignères ausführlich erläutert, worauf es ihnen im Rebberg und im Keller ankommt, und das liegt ganz und gar auf der Linie, wie wir sie bei Delinat seit eh und je verfolgen. Als ich später erfuhr, dass Jean Lignères nicht nur Winzer, sondern in seinem Dorf auch beliebter Dorfarzt und sein Bruder Paul Zahnarzt in Narbonne ist, passte das zum Bild eines umsichtig, weitsichtig und sorgfältig geführten Weinguts. Und so überraschte es nicht, dass das Degustationsmuster auch analytisch glänzte.

Das Okay des Beraters

Nächste Stufe im Auswahlverfahren: Delinat-Winzerberater Rolf Kaufmann wurde beauftragt, das Weingut auf Herz und Nieren zu prüfen. Natürlich waren wir nach seiner Rückkehr gespannt auf seine Eindrücke und Einstufungen. Er erzählte begeistert von seinem Besuch bei Jean und Paul Lignères. Mich wunderte dies natürlich nicht, hatte ich ja bereits Gelegenheit gehabt, die Domaine Lignères zu besichtigen. Das rund hundert Hektar umfassende Gut verfügt über eine natürlich gewachsene Biodiversität. Kleine Waldstücke, Bäche, Büsche und die für dieses Gebiet so typischen, der mediterranen Macchie ähnlichen Garrigue prägen neben den Rebparzellen das Bild, und so finden ganz unterschiedliche Tiere, Vögel und Insekten, einen vielfältigen Lebensraum.

Augenschein in den Rebbergen von Winzerberater Rolf Kaufmann (rechts) bei Jean Lignères.

Das alles war natürlich ganz nach dem Geschmack unseres Beraters, und entsprechend fiel sein Fazit aus. Er sehe in diesem Fall nur wenig Handlungsbedarf, was die Erfüllung der Delinat-Anforderungen betreffe. Ja, in seiner Einschätzung passe die Domaine Lignères geradezu ideal zu Delinat, und er könne uns eine Zusammenarbeit mit Jean und Paul Lignères nur wärmstens empfehlen. Stolperstein für die maximale Einstufung (drei Schnecken) könne höchstens die alteingesessene Carignan-Sorte sein, die in vielen Cuvées des Gebiets charakterbildender Bestandteil sei. Carignan sei anfällig auf Echten und Falschen Mehltau und müsse während der Vegetationszeit bei ungünstigem Wetter mit höheren Schwefeldosen als andere Sorten gegen den Pilzbefall geschützt werden.

Alles gut?

Wein gut, Analysen gut, Zertifizierung gut, Biodiversität gut – also alles gut, und nun nichts wie los? Gemach. Zwar stand im Fall der Domaine Lignères die Ampel auf Grün, weitere wichtige Fragen galt es jedoch vor dem Start zu klären, allen voran die Verfügbarkeit, und zwar nicht bloss die kurzfristige. Für deren Beantwortung sind oft weitere Besuche auf dem Weingut nötig, es braucht vertiefte Gespräche und gemeinsame Planung – ja, es braucht einfach viel Zeit. Es reicht noch nicht, wenn alles innerhalb eines Weinguts zusammenpasst. Ein selektionierter Wein muss sich auch ins geplante DegustierService-Paket fügen, etwa preislich und geschmacklich. Schliesslich soll jedes Paket etwas ganz Besonderes sein, sich vom Vorangegangenen unterscheiden, für Abwechslung und gerne auch für Überraschung sorgen. Da heisst es mitunter lang ringen, mit den Winzern und mit den Kollegen vom Einkauf und vom Marketing. Und nach langem Hin und Her und manchmal auch hott und hüst kommt der Tag, an dem dann doch alles zur runden Sache wird und ein Wein seinen Platz findet. Nun galt es also, die Einführung zu planen – wie immer in enger Zusammenarbeit mit den Winzern. Dazu gehörten die Namensgebung, die Etiketten- und Verpackungsgestaltung, das Zusammentragen der Informationen für Rücketiketten und Produktbeschreibung im Hinblick auf Drucksachen und Website. Dabei gibt es immer mehr rechtliche Vorgaben zu berücksichtigen, und die Besonderheiten der Delinat-Selektion sollen ebenfalls sichtbar sein. Vor allem aber soll der optische Auftritt zum Wein, zum Betrieb und zu den Menschen, die ihn prägen, passen. Dieser Teil des Prozedere ist besonders anspruchsvoll und trickreich, weil da auch die verschiedenen kulturellen Hintergründe und unterschiedlichen Kenntnisse mitspielen. Im Fall von Jean und Paul Lignères fanden wir bald eine gemeinsame Sprache. So verging zwischen dem ersten Härtetest in St. Gallen und der Anlieferung fixfertiger Paletten kein Jahr, andere Winzer oder Weine benötigen manchmal Jahre.

Auf der Domaine Lignères hat die Natur auch im Keller Vorrang: Wilde Hefen übernehmen den Gärprozess im grossen Holzbottich.

Bevor der Roches d’Aric, wie er nun hiess, für den DegustierService freigegeben wurde, hatte das angelieferte Produkt drei Prüfungen zu bestehen: eine nüchterne sensorische Kontrolle, die klären soll, ob der Wein dem Einkaufsmuster entspricht, eine Überprüfung der Analysewerte mit den Delinat-Richtlinien und mit dem Rückstellmuster des ausgewählten Weins und als letzte Hürde eine erneute Verkostung und Einschätzung in der Delinat-Degustationsrunde. Dabei steht das Weinpaket mit den anderen beiden Entdeckungen auf dem Tisch, so, wie es unsere Kundschaft erhalten wird. Fachleute des Einkaufs, des Marketings und des Verkaufs sind anwesend und entscheiden abschliessend, ob die ausgewählten Produkte in ihrer Gesamtheit unseren hohen Anforderungen entsprechen. Trotz der vielen Vorprüfungen kommt es vor, dass wir einen Wein kurz vor dem Ziel ersetzen müssen. Im Fall des Roches d’Aric passte alles bis ins Detail, und so stand der erfolgreichen Auslieferung an unsere Abonnentinnen und Abonnenten nichts mehr im Weg. Ja, der Roches d’Aric eroberte im Sturm die Herzen der DegustierService-Kunden, sodass sich der Wein einen festen Platz im Delinat-Sortiment sicherte. Der Roches d’Aric war Ausgangspunkt für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Jean und Paul Lignères, die 2016 mit deren Wahl zu den Biodiversitätswinzern des Jahres einen Höhepunkt erreichte.

Tour de France zum Jahresende

Jeweils kurz vor Jahresende degustiert Emil Hauser zusammen mit Jean und Anne Lignères den neuen Jahrgang.

Auf meiner jährlichen Tour de France ‒ immer zum Jahresende ‒ gehört ein Besuch der Domaine Lignères nunmehr zum festen Programm. Zwei Peinlichkeiten lasse ich unterdessen aus: Ich bin jetzt richtig gut eingekleidet und auf jedes Wetter vorbereitet, und ich treffe nicht mehr mit leerem Bauch ein, um nicht nochmals allen den Schinken vor der Nase wegzuessen. Im letzten Dezember war es so warm, dass wir uns für die Verkostung der neuen Jahrgänge vors Haus setzen konnten. Ein Vogel landete auf dem Tisch und pickte die Brotkrümel auf. Jean erzählte mir, dass sie im vergangenen April mit einem Ornithologen eine Zählung der Vogelpopulation auf dem Weingut durchgeführt hätten. Sage und schreibe 40 verschiedene Vogelarten hätten sie registriert, die Zahl habe stark zugenommen, seit sie Vogelkästen installiert hätten. Wenn das kein gutes Omen ist.

-> Hier finden Sie eine Übersicht unserer Weinabos.

Weitere Artikel zum DegustierService aus der WeinLese 46:


Motiviertes Päckli-Team

Seit einem Jahr werden die DegustierService-Pakete von der Lebenshilfe Lörrach gefertigt. Damit haben 26 Personen mit geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen eine sinnvolle Arbeit gefunden.

Lebenshilfe Lörrach zu Besuch beim Weingut Lenz

Die Lebenshilfe Lörrach wurde 1964 von engagierten Eltern geistig behinderter Kinder als Selbsthilfeorganisation gegründet. Neben Förderangeboten für Kinder und ihre Familien bietet der gemeinnützige Verein auch Arbeitsplätze und Betreuung für Erwachsene mit geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen an. Als Delinat 2019 den Weinversand wieder in die eigenen Hände nahm und in Grenzach ein neues Zentrallager eröffnete, kam Karl Schefer auf die Idee, mit der nahe gelegenen Lebenshilfe Lörrach zusammenzuarbeiten und ihr die Fertigung der DegustierService-Pakete zu übertragen. «Einerseits passen wir von der Philosophie her sehr gut zusammen, andererseits erscheint mir das eine geeignete Aufgabe für Leute mit derartigen Behinderungen», so Karl Schefer.

Mit Freude bei der Arbeit

Lebenshilfe Lörrach beim Einpacken der DegustierService-Pakete
Karl Schefer besucht immer wieder gerne das Päckli-Team der Lebenshilfe Lörrach. Dabei wird er immer wieder begeistert auf den Ausflug auf das Weingut Lenz angesprochen.

Bei der Lebenshilfe war man dankbar für das Angebot. Schon bald danach, im Oktober 2018, wurde ein Probelauf in der Logistikhalle der Firma Reissner in Lörrach durchgeführt. Dieser verlief erfolgreich, sodass die neue Aussenarbeitsgruppe «Delinat» ins Leben gerufen wurde und seit Januar 2019 sämtliche DegustierService-Pakete fertigt. Das Team ist mittlerweile auf 26 Personen angewachsen. Tagein, tagaus geht es emsig zu und her in der Lagerhalle. Mit dem DegustierService ist die 26-köpfige Arbeitsgruppe das ganze Jahr über ausgelastet. Die bisherigen Erfahrungen beurteilen die beiden Gruppenleiter Franz Link und Andreas Gassmann als «sehr positiv». Natürlich gebe es auch mal Stimmungsschwankungen, «aber die Leute haben sich erstaunlich schnell gefunden und harmonieren gut.» Um die Mitarbeitenden nicht unter Druck zu setzen, werden an allen Arbeitsstationen genügend Puffer eingebaut. «Geschwindigkeit ist bei diesem Auftrag zum Glück kein Kriterium. Für die Paketfertigung bleibt genügend Zeit, sodass die Leute das Tempo mehr oder weniger selber vorgeben können», erklärt Andreas Gassmann.

Erwartungen übertroffen

Team-Mitglieder der Lebenshilfe Lörrach

Wie gut es funktioniert und wie locker die Stimmung im Team ist, erlebten Delinat-Chef Karl Schefer, seine Tochter Arina und Marketingchef Michel Fink anlässlich eines Besuchs im vergangenen November. Das ganze Team war gut gelaunt an der Arbeit, gab gerne Auskunft über die Arbeit, und alle posierten mit Freude für den Fotografen. «Nach einem Jahr können wir feststellen, dass alles viel besser läuft, als wir es erwarten durften. Es gibt weniger Fehler, und das Team ist viel zufriedener als bei unserem vorherigen Dienstleister. Das gibt auch uns ein deutlich besseres Gefühl.» Nach den ersten sechs Monaten hat Karl Schefer das Lebenshilfe-Team zu einem eintägigen Besuch auf dem Weingut Lenz in Iselisberg im Thurgau (CH) eingeladen und persönlich gezeigt, wie Delinat-Wein angebaut wird. Der Besuch im Juli 2019 bei strahlendem Wetter hat die Leute begeistert und wirkt noch heute nach. Sobald der Delinat-Chef sich in der Halle blicken lässt, wird er freudig begrüsst und in Erinnerung an den Ausflug verstrickt. Es ist augenfällig, dass das Packen der Weine seit dem Besuch im Thurgau doppelt Spass macht.

10 Fragen an Delinat-Kunde Peter Keller

Peter Keller ist seit über 20 Jahren Delinat-Kunde. Er lebt im Aargau, wo Aare, Reuss und Limmat zusammenfliessen. Er arbeitet in einem Werkatelier und als Musiktherapeut mit erwachsenen Menschen mit Beeinträchtigung. Unser Bild zeigt ihn beim spontanen Klavierspiel im Refektorium des ehemaligen Klosters Badia a Coltibuono anlässlich einer Delinat-Weinreise.

Bei welchen Gelegenheiten trinken Sie Wein?
Zu gutem Essen an Abenden zu zweit und mit Freunden. Zum Feiern von besonderen Momenten. Zum Apéro beim Kochen …

Was hat Wein mit Kultur zu tun?
Kultur bezeichnet im weitesten Sinne alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt (Wikipedia). Insofern ist beim Wein vom Anbau der Reben über das Winzerwissen und -können bis zur Zubereitung von passenden Speisen alles Kultur. Das Weingeniessen betrachte ich als Würdigen von Kultur …

«Bio» bedeutet für Sie?
Die Erde und ihre Lebewesen schätzen, die Vielfalt der Natur schützen, ihr Sorge tragen und dem Leben Raum geben. Im Weinberg wie im eigenen Garten.

Weshalb trinken Sie Delinat-Weine?
Weil sie mir ausgezeichnet munden. Weil Delinat zusammen mit den Winzern und Winzerinnen die Biodiversität in den Weingütern pflegt und fördert. Weil sie aus Europa kommen.

Ihr Lieblingstropfen?
Solo per Laura, Barbera d’Asti von Renate Schütz vom Weingut La Luna del Rospo in Agliano Terme. Leider (noch) nicht im Delinat-Sortiment.

Verraten Sie uns ein spezielles Erlebnis im Zusammenhang mit dem DegustierService?
Nicht vom DegustierService, sondern von einer Weinreise: der Besuch auf dem Weingut La Luna del Rospo im November 2016. Zu sehen, mit wie viel Engagement und Leidenschaft Renate Schütz ihren Betrieb pflegt, die Vielfalt der Blumen, Kräuter und Sträucher im Weinberg zu erleben und bei einem Büffet mit erlesenen hausgemachten Köstlichkeiten die Weine zu kosten, hat mich sehr beeindruckt und auch berührt

Was bedeutet für Sie Glück?
Zeit und Musse, um Momente zu teilen wie Musizieren, eine Wanderung in schöner Natur machen, ein tiefsinniges Gespräch führen, ein gutes Konzert besuchen, einen Sonnenuntergang betrachten, auf dem Markt die Zutaten für ein Essen mit Freunden einkaufen oder im Garten im Liegestuhl ein Glas Wein trinken.

Ihre Helden der Gegenwart?
Menschen, die sich einsetzen für eine Welt des Miteinanders und der Solidarität. Menschen, die Mittel und Wege entwickeln, um mit der Natur zusammenzuarbeiten. Menschen, die vermitteln zwischen gegensätzlichen Kulturen und Positionen.

Mit welcher berühmten Person würden Sie gerne einmal ein Glas Wein trinken?
Mit Gérard Depardieu. Er scheint mir, Gutes zu schätzen zu wissen. Ich fände es spannend, mit ihm zusammen einen Fünfgänger zuzubereiten und degustierend die passenden Delinat-Weine dazu auszusuchen.

Wofür soll sich Delinat Ihrer Meinung nach noch stärker einsetzen?
Den eingeschlagenen Weg weitergehen und den einen Winzer oder die andere Winzerin für die Philosophie von Delinat dazugewinnen und diese Art von Weinherstellung weiterverbreiten.

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Geschenke, die gut ankommen

Schenken macht Freude – an Weihnachten, zu Geburtstagen, Jubiläen und überhaupt das ganze Jahr. Delinat-Geschenke sind hochwertig und bieten ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis. Sie erfreuen nicht nur die Beschenkten, sondern sind auch Balsam für die Natur. Hier ein paar Geschenkideen, die immer gut ankommen!

Geschenktipp 1: DegustierService

Das Delinat-Weinabo ist das perfekte Geschenk für alle neugierigen Weinliebhaber. Weil die Pakete mit Entdeckungen aus den ökologisch wertvollsten Rebbergen Europas in Etappen zugestellt werden, hat der Beschenkte das ganze Jahr über etwas davon. Jedes Paket ist voller Überraschungen und ein Beitrag für mehr Biodiversität im Rebberg.
–> Delinat-Weinabo verschenken

Geschenktipp 2: Weingutschein

Damit punkten Sie zwar nicht gerade mit Originalität. Ein Delinat-Weingutschein hat aber den Vorteil, dass Sie den Wert selber bestimmen und die Beschenkten genau jene Weine aussuchen können, die sie am meisten ansprechen.
–> Zu den Delinat-Weingutscheinen

Geschenktipp 3: Wein- und Feinkostpakete

Neben ausgewählten Weinpaketen eignen sich auch verschiedene Feinkostpakete als originelle Geschenke. Zur Wahl steht ein kleines, aber feines Sortiment mit Honig, Olivenöl und Essig aus kontrolliert biologischem Anbau.

Geschenktipp 4: Kurse und Reisen

Wein nicht nur trinken, sondern mit allen Sinnen erfahren und dabei auch noch den Horizont erweitern: Das bietet ein Geschenk aus unserem abwechslungsreichen Kurs- und Reiseprogramm.
–> Zu den Weinreisen und Kursen

Geschenktipp 5: DegustierService «Surprise»

Das ultimative Weihnachtsgeschenk für Wein- und Feinkostliebhaber: Neben speziellen Wein-Raritäten enthält dieses Überraschungspaket zu Weihnachten immer auch ausgesuchte kulinarische Trouvaillen, die man nicht einfach so kaufen kann.
–> DegustierService «Surprise»

Mehr zu Geschenken aus reicher Natur, die Freude bereiten: www.delinat.com/geschenke

Die Hürden vom Weinberg bis ins Paket

Weine, die es in den Delinat-DegustierService schaffen, erfüllen höchste Anforderungen an Qualität und ökologische Produktion. Grundlage für die zahlreichen Hürden, die es zu überwinden gilt, sind eigene Richtlinien, die seit 30 Jahren entwickelt und fortlaufend weiter verfeinert werden. Sie fordern und fördern Weinberge mit grosser Biodiversität, geschlossene Kreisläufe sowie eine Kelterung ohne überflüssige Hilfsmittel.

Kontrolle der Arbeit vor Ort

Die Delinat-Winzerberater überprüfen anhand einer Checkliste eine Vielzahl an Anforderungen, die an alle kooperierenden Weinbaubetriebe gestellt werden. In vielem gehen sie über das hinaus, was für eine Biozertifizierung Voraussetzung ist. Höchste Priorität kommt der Biodiversität zu. Überprüft wird etwa die Anzahl biologischer Hotspots. Das sind Ökoinseln inmitten der Reben mit wilder Natur und mindestens einem Baum, Büschen, Wildwuchs, Holz- und Steinhaufen. Erfasst und eingestuft wird auch der Einsatz von Strom aus erneuerbaren Quellen. Und die Winzer müssen Delinat über die Eckpunkte der Arbeitsverträge und Sozialstandards in Kenntnis setzen. Alles in allem sind es heute über hundert Punkte, die mit den Produzenten besprochen werden. Je nachdem, wie weit der Betrieb diese bereits erfüllt, werden die Weingüter mit einer bis drei Delinat-Schnecken ausgezeichnet.

Analyse der Weine

Jeder Wein wird vor der Aufnahme in den DegustierService von internen Spezialisten mehrfach degustiert und eingehend durch ein unabhängiges Labor analysiert. Der Wein muss einerseits in Nase und Gaumen überzeugen, andererseits bei der Laboranalyse einer Vielzahl von Parametern standhalten. Ein paar Beispiele: Ist der Wein frei von unerwünschten Rückständen wie Trubund Fehlstoffen, Pestiziden oder künstlichem Glycerin? Sind Säure- und Zuckerwerte mit Zusatzstoffen beeinflusst worden? Werden unsere eigenen, strengen Schwefel- und Histaminwerte eingehalten? Ein einzigartiger Suchfilter auf der Delinat-Website gewährt diesbezüglich übrigens volle Transparenz für jeden Wein.

Basis für langfristige Zusammenarbeit

Neben den Produktionsanforderungen ist eine Vielzahl weiterer Aspekte wesentlich: Kann und will der Betrieb die von Delinat benötigten Mengen bereitstellen, vom aktuellen Jahrgang und auch von folgenden? Und kann davon ausgegangen werden, dass die kommenden Abfüllungen mindestens so gut ausfallen wie die aktuelle? Die Kostproben lösen Nachbestellungen aus, und selbstverständlich sollen auch gelungene nachfolgende Jahrgänge angeboten werden können, falls der Wein bei den Kunden Zuspruch findet. Ein weiterer wichtiger Aspekt betrifft die Sortimentsbreite eines Weinguts bezüglich Weintypen und preislicher Abstufungen. Grundsätzlich gilt: je differenzierter, umso attraktiver. Und last, but not least: Welches Entwicklungspotenzial scheint gegeben? Ist eine Steigerung der Biodiversität bis zum maximalen Status von drei Schnecken möglich? Besteht das Potenzial, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Rebberg und die Hilfsmittel im Keller mittelfristig zu reduzieren? Und ist der Produzent bereit, im Zusammenspiel mit den Delinat-Einkäufern bestehende Weine weiterzuentwickeln und neue zu kreieren?

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«Wir mussten lernen, polarisierende Weine zu meiden»

Der Anfang war hart und zäh. Doch dann entwickelte sich der DegustierService zum erfolgreichsten Weinabo Europas. Delinat-Gründer Karl Schefer gibt im Interview Einblick in die bewegte 30-jährige Geschichte dieser einfachen, aber bestechenden Idee.

30 Jahre DegustierService: ein Grund für den Delinat-Gründer, eine gute Flasche zu öffnen?
Karl Schefer: Ja, definitiv. Das Jubiläum feiern wir im Kreise unserer loyalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Alle sind stolz auf den nachhaltigen Erfolg dieser einfachen Idee.

Karl Schefer, Bio-Pionier und Delinat-Gründer.

Welche Idee steckt hinter dem Weinabo?
Am Anfang verstanden wir sie anders als heute. Da muss ich etwas ausholen: Weine, die vor allem im Weinberg entstehen und im Keller kaum noch «bearbeitet» werden, sind stark vom Wetter des jeweiligen Jahrgangs geprägt. Ihr Charakter, die Aromatik und der Gehalt variieren stärker von Jahr zu Jahr als bei «zurechtgebogenen» konventionellen Weinen. Unser Gedanke war, dass man neue Jahrgänge vor dem Bestellen probieren sollte. Mit einem Abo war das am einfachsten zu lösen. Bald haben wir festgestellt, dass die Hauptmotivation unserer Kunden aber eine andere war: Nicht das Probieren zum Zweck einer Bestellung war das schlagende Argument, sondern die bequeme Art von Grundversorgung mit immer wieder neuen Weinen, die entdeckt werden wollen. Und so ist das bis heute geblieben. Die meisten Kunden lassen sich vom DegustierService bedienen, um immer mal eine Flasche Wein parat zu haben. Nur etwa jeder zweite Kunde nutzt den Service mit dem Ziel, die am besten mundenden Weine zu bestellen.

«Das beliebte Abo hat auch der Natur geholfen.»
Karl Schefer

War es schwierig, die Idee umzusetzen?
Der Anfang hatte es in sich. Es galt, einen guten Karton zu entwerfen, der nicht nur vor Bruch schützt, sondern auch noch mit einem erträglichen Mass an Aufwand gefaltet und verpackt werden konnte. Auch der hohe Preis bei den anfangs kleinen Auflagen war ein Problem. Dann galt es, die Idee zu verkaufen, und auch das war nicht ganz einfach. Insgesamt brauchten wir zwei Jahre, bis die kritische Anzahl an Abonnenten erreicht war, damit der Versand wirtschaftlich tragbar wurde.

1987 wurde es konkret: Wie muss man sich den Anfang vorstellen?
Nun ja, das ganze Team, etwa zehn Leute waren wir damals, gab Auskunft über das neue Abo, packte Kartons, schrieb Rechnungen, erfand täglich neue Abläufe und diskutierte Ideen. Viele Kundinnen und Kunden haben uns in dieser Anfangszeit mit wertvollen Ratschlägen und Wohlwollen geholfen. Ohne die liebenswerte Unterstützung begeisterter Kunden hätten wir den DegustierService nicht zum Fliegen gebracht.

Welche DegustierService-Weine machen im Rückblick am meisten Freude?
Da gibt es wirklich so viele, dass jede Aufzählung ungerecht wäre. Fast in jedem Paket gibts ein Highlight, eine überraschende oder überragende Qualität, eine Entdeckung. Genau das ist unser Ziel: zu überraschen und zu begeistern.

Gab es auch Flops?
Ja, natürlich. Es gab einen Wein, der in der Flasche eine zweite Gärung begonnen hatte, gerade als er in den Versand kam. Ein anderer entwickelte ein extrem feines Depot, das auch durch Dekantieren kaum zu trennen war. Und viele Weine haben polarisiert, vermochten die einen zu begeistern, die anderen zu enttäuschen. Es gibt nicht immer Klarheit über die Grenze zwischen Besonderheit und Weinfehler. Es galt, die Balance zu finden zwischen unkompliziertem Trinkvergnügen und komplexen Gewächsen, die man oft erst beim zweiten Schluck versteht. Wir mussten lernen, stark polarisierende Weine im DegustierService zu meiden. Es ist nicht lustig, wenn hunderte von Reklamationen fast gleichzeitig eintreffen. Was aber sicher auch zu unserem Erfolg beigetragen hat: Wir diskutieren nicht. Wenn die Kundin reklamiert, hat sie Recht und bekommt Ersatz, basta.

«Insgesamt brauchten wir zwei Jahre, bis die kritische
Anzahl an Abonnenten erreicht war.»
Karl Schefer

Hat das Weinabo mehr bewirkt, als Delinat zu einem erfolgreichen Unternehmen zu machen?
Der DegustierService hat zu vielen Empfehlungen geführt, die beste Art, neue Kunden zu gewinnen. Wenn man mit Gästen die Weine aus dem «Delinat- Päckli» probiert und dazu die informativen Unterlagen zeigt, dann kommt es häufig vor, dass daraus neue Kunden entstehen. Der DegustierService ist unser Multiplikator, unser «Verkäufer». Aber auch ganz wichtig: Das beliebte Abo hat auch der Natur geholfen: Es ist seinem Erfolg und der Plansicherheit zu verdanken, dass über 3000 Hektar Weinberge sich in vielfältige und reichhaltige Naturparadiese gewandelt haben, quer durch Europa.

Wo vor 30 Jahren alles begann: ein kleines, eingeschworenes Team im Haus zur Glocke in Heiden bei Vorbereitungsarbeiten für den DegustierService.

Was genau macht den Erfolg über drei Jahrzehnte aus?
Da gibt es keine eindeutige Antwort. Sicher hängt der Erfolg mit der allgemeinen Stossrichtung zusammen. Seit der Gründung 1980 sind wir unseren Delinat-Grundsätzen treu geblieben, haben allen Verlockungen getrotzt und unsere Qualitätsanforderungen gegen den Strom immer weiter verschärft. Damit haben wir eine sehr treue Kundschaft gewinnen können, die sich deutlich von gängigen Weinkäufern abhebt. Der DegustierService unterstreicht unsere Philosophie mit jedem Paket durch Transparenz (Analytik und Anbaudetails), Emotionen (in packenden Geschichten) und Herzblut (die Passion für Wein und Ökologie, die Lebensfreude). Dass man das Abo jederzeit kündigen kann und dass es kein Kleingedrucktes gibt, gehört ebenfalls zum Erfolgsgeheimnis. Aber auch das gute Preis-Leistungs-Verhältnis der Weine und die portofreie Lieferung tragen dazu bei, dass dem Abo die Treue gehalten wird.

Dem Umstand, dass mehrmals pro Jahr ein Weinpaket direkt an die Haustür geliefert wird, haftet etwas Nostalgisches an. Sprechen junge Leute noch auf ein solches Konzept an, oder muss man sich da bald etwas Neues überlegen?
Abos galten lange als verpönt, und noch heute gibt es Leute, die eine richtige Angst davor haben. Hingegen liegen neue Modelle im Trend – es gibt inzwischen fast alles, was man im Abo beziehen kann, von Socken bis zu Brot, von Kaffee bis zu Rasierklingen. So entdecken junge Weingeniesserinnen und Weingeniesser den DegustierService mit grosser Freude. Im Unterschied zu reiferen Weingeniessern wechseln sie die Sorten öfter und probieren mal dies und jenes. Nein, wir glauben nicht, dass wir viel ändern sollten. Die langjährige Konstanz und die Verlässlichkeit gehören zu den Erfolgsfaktoren des DegustierService, und das soll so bleiben.

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Kochen für einen Wein

Wer gerne gut isst, trinkt dazu oft ein Glas Wein. Gut so, denn Wein bereichert die Speisen, und je nach Gericht entfaltet der Wein seine Stärken – oder er verliert jeglichen Charme, was es zu vermeiden gilt.

Selten kochen wir ein Gericht zu einem bestimmten Wein. Umgekehrt: Es ist angerichtet, und wir holen noch schnell eine Flasche Wein aus dem Keller. Einer der zum Gericht passt? Oder einfach einer, der uns schmeckt?

Der Wein beeinflusst die Speise. Eine leichte Fruchtsüsse wirkt ausgleichend bei pikanten, salzigen oder leicht bitteren Speisen. Säure und Alkohol im Wein machen fette und schwere Gerichte wie Frittiertes bekömmlicher. Und Säure im Wein verstärkt die Aromen der Speisen.

Speisen beeinflussen den Wein und umgekehrt.

Ob Weiss- oder Rotwein zu Fisch, Fleisch oder Gemüse, ist grösstenteils Geschmackssache. Klar, harmoniert ein kräftiger Rotwein nicht mit einem zarten, weissfleischigen Fisch, ein fruchtiger Zweigelt oder Spätburgunder gehen schon eher.

Aber auch die Speise beeinflusst den Wein (siehe unten). Ungeeignete Gerichte lassen einen Wein im Nu abstürzen: Genuss weg, Geld weg. Besser also, sich Gedanken zu machen, was zu einem guten Wein passt. Das muss nicht in eine grosse Kocherei ausarten.

Eine grosse Idee

Ein Vorschlag für höchsten Weingenuss: Sobald das DegustierService-Paket eintrifft, ein feines Zwei- oder Dreigang- Menü ausstudieren, zum Beispiel auf Basis des Rezepts im Weinbooklet. Dazu liebe Gäste einladen und dann die drei Weine des DegustierService-Pakets öffnen. Diese Weine zum Menü probieren, vor und zurück. Feststellen, wie sich die Weine zum Essen verändern, zu welchem Gericht sie besonders gut passen, mit den Freunden darüber diskutieren und feststellen, dass jeder Gaumen anders reagiert, denn: Über Geschmack lässt sich nicht streiten – aber ganz prima diskutieren.

Die angebrochenen Flaschen kommen bis am nächsten Tag einfach in den Kühlschrank. Dann schmecken die Weine nochmals anders. Nun fällt es ganz leicht, seinen Favoriten zu finden. Es ist schon so: der DegustierService – eine grosse Idee für grosse Feinschmecker.


Methode und Beilagen sind entscheidend

Speisen können auf ganz unterschiedliche Weise zubereitet werden. Je nach Methode passen dazu andere Weintypen:

Dämpfen: über Dampf garen, die schonendste Methode. Gut für Fisch, Fleisch, Gemüse, Getreide.

Pochieren: knapp unter dem Siedepunkt in Flüssigkeit garen; ideal für Fisch, Geflügel, Eier.

Dünsten: Garen in aromatisierter Flüssigkeit: Fleisch, Gemüse, Getreide, Obst. Eine moderne Variante ist das Garen im Vakuumbeutel (sous-vide), im Wasserbad oder Dampf, bei Temperaturen zwischen 55 und 100 Grad. Gewürzte Speisen nehmen im Vakuumbeutel das Aroma intensiver auf und garen schonend. Nicht nur Fleisch und Fisch, nein, auch Gemüse gart auf diese Weise wunderbar.

Dazu passen leichte, höchstens mittelschwere Weine – tendenziell also Weissweine. Oder Rosé- bzw. junge, einfache Rotweine.

Schmoren (braisieren): Kombination aus dünsten und braten. Angebratenes wird in wenig Flüssigkeit gegart, die Aromen werden intensiver.

Braten und kurzbraten (sautieren): Garen von Fleisch in Fett und trockener Hitze, auch Niedertemperaturgaren möglich.

Dazu passen im Barrique gereifte Weissweine, aromatische, gehaltvolle Rotweine.

Grillen: Braten ohne Fett auf Grillrost (Fleisch, Fisch, Gemüse, Früchte).

Dazu passen Weine mit reifem Tannin (Barriqueweine).

Frittieren: in heissem Fett schwimmend ausbacken (Fisch, Fleisch, Gemüse, Früchte).

Dazu passen eher säurebetonte, alkoholreiche Weine, auch mit präsentem Tannin, denn fettreiche Speisen mildern die Adstringenz der Gerbstoffe.

Wichtig für die Weinwahl sind auch die Beilagen, Gewürze und Saucen:

Süss: Süssliche Gemüse wie Karotten oder Früchte sowie süssliche Saucen machen trockenen Wein tendenziell härter, das heisst weniger harmonisch, saurer, bitterer. Der Wein wirkt weniger fruchtig.

Dazu passen Weine mit etwas Restsüsse und wenig Tannin.

Süsse Speisen passen zu Wein mit etwas Restsüsse.

Pikant, scharf: Säure, Tannine und Alkohol im Wein scheinen sich zu verstärken.

Dazu passen Weine mit etwas Restsüsse und wenig Alkohol.

Salzig: Wein wirkt körperreicher, weniger bitter, weniger sauer.

Dazu passen praktisch alle Weine.

Sauer: Leicht saure Gerichte helfen dem Wein auf die Sprünge, er schmeckt weicher, aromatischer, süsser und fruchtiger. Sehr saure Saucen sind allerdings problematisch.

Dazu passen eher rassige Weine mit frischer Säure.