Das ist Delinat-Consulting

Seit drei Jahrzehnten arbeitet Delinat zusammen mit engagierten Biowinzern daran, den Weinbau der Zukunft zu entwickeln. Viele alte Vorstellungen mussten fallengelassen werden. Die Winzer mussten lernen, im Einklang mit der Natur und nicht gegen sie zu arbeiten.

Die Förderung der natürlichen Vielfalt im Weinberg ist eines der zentralen Anliegen des Delinat-Beratungsdienstes.
Die Förderung der natürlichen Vielfalt im Weinberg ist eines der zentralen Anliegen des Delinat-Beratungsdienstes.

Viele Faktoren müssen zusammenspielen. Erst wenn Boden, Begleitpflanzen und Umgebung in natürlicher Üppigkeit für Nützlinge und Nährstoffe sorgen, erreichen Weinreben ihr Gleichgewicht und können gesunde und kräftige Früchte tragen. Um dieses Ziel schneller zu erreichen und die Winzer systematisch zu unterstützen, hat Delinat einen Beratungsdienst aufgebaut. Ein Team von Experten im Dienste der Delinat-Partnergüter und der Weiterentwicklung des ökologischen Weinbaus – das ist Delinat-Consulting.

Die Beratung

Beim jährlich mindestens einmal stattfindenden Beratungsbesuch auf dem Weinhof erörtert der Berater mit dem Betriebsleiter Fragen der Richtlinienumsetzung in Feld und Keller. Der Besuch der Weingärten dient der kulturtechnischen Beratung. Dabei stehen die Themen Bodenbearbeitung, Begrünung, Biodiversität, Pflanzenschutz und Sekundärkulturen im Vordergrund. Im Weinkeller beschäftigen önologische und weintechnologische Fragen. Sowohl im Feld wie im Keller liegt das Augenmerk auf Energieeffizienz, erneuerbaren Energien, der CO2-Bilanz.

Delinat-Winzerseminar in Spanien: Von der Theorie in die Praxis
Delinat-Winzerseminar in Spanien: Von der Theorie in die Praxis

Die Weiterbildungs-Seminare

Delinat-Consulting organisiert jährlich ein bis mehrere nationale oder internationale Meetings mit Seminarcharakter, häufig mit externen Fachleuten. Richtlinienänderungen sind Thema, Winzer berichten über ihre Versuchstätigkeit und stellen Resultate vor. Bei diesen Treffen ist auch der direkte persönliche Informations- und Erfahrungsaustausch unter den Winzern ein wichtiges Element.

Die Informationsplattform

Delinat-Consulting sammelt, bündelt und dokumentiert Informationen aus Forschung und Praxis und vermittelt sie an die Betriebe. Wissen und Erfahrung aus den Betrieben werden über die Sprachgrenzen hinweg an alle andern Delinat-Partnergüter verteilt, Querverbindungen zwischen den Produzenten werden hergestellt. Dieser Austausch von Wissen und Erfahrungswerten ist eine der Kernaufgaben von Delinat-Consulting.

Delinat-Winzerberater Rolf Kaufmann (links) mit Giorgos Korinis, Önologe auf dem griechischen Weingut Spiropoulos.
Delinat-Winzerberater Rolf Kaufmann (links) mit Giorgos Korinis, Önologe auf dem griechischen Weingut Spiropoulos.

Richtlinien-Entwicklung

Die Delinat-Richtlinien sind visionär für den biologischen Weinbau und orientieren sich an den weltweit höchsten ökologischen und sozialen Anforderungen. Zertifizierte Delinat-Betriebe sind eine vertrauenswürdige Garantie für Konsumenten. Die Rückmeldungen aus der Praxis der Betriebe zeigen, wo die Delinat-Richtlinien Anpassungs- und Verbesserungsbedarf haben. Delinat-Consulting überprüft die Anregungen der Betriebe und verarbeitet sie in Zusammenarbeit mit dem Zertifizierungsorgan zu Vorschlägen, die den Winzern in einer Vernehmlassung vorgelegt werden, bevor sie endgültig in die Richtlinien aufgenommen werden. Diese jährliche Aufarbeitung ruft der Anpassung der Kontrollunterlagen und des Sanktionsreglements – auch dies Aufgaben von Delinat-Consulting.

Die Versuche auf den Betrieben

Die Delinat-Partnerbetriebe sind aufgerufen, zur Weiterentwicklung des ökologischen Weinbaus beizutragen. Delinat unterstützt die Betriebe dabei mit Kostenübernahme für Auswertungen und Laboranalysen. Delinat-Consulting sichtet und bewertet die eingereichten Versuchsprojekte. In der Folge begleitet und berät Delinat-Consulting die Betriebe bei der Versuchsdurchführung und ist für die Auswertung und Publikation der Resultate besorgt.

Die Qualitätssicherung

Die Umsetzung der Richtlinien auf den Betrieben wird durch akkreditierte Kontroll- und Zertifizierungsorgane überprüft. Delinat-Consulting begleitet die Arbeit
dieser Organisationen und führt in Zusammenarbeit mit ihnen Ausbildungskurse für Inspektoren durch. Die stichprobenweise Begleitung von Inspektoren bei ihrer Arbeit (Audit) gehört so zum Aufgabenkreis von Delinat-Consulting. Die enge Zusammenarbeit mit dem Zertifizierungsorgan bio.inspecta sichert unter dem Gesichtspunkt der Richtlinien die endgültige und korrekte Beurteilung der Anstrengungen und der Produkte der Delinat-Partnergüter.

Weingut Meinklang im Burgenland

Die Familie Michlits gehört heute zu den erfolgreichsten Winzern in Europa. Dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr. Er fusst im Wesentlichen auf drei Pfeilern: einer starken Familienbande, einer tiefen Verbundenheit zur Natur und einer schier unbändigen Innovationskraft.

Bäume, Sträucher, Blumen und Kräuter bieten Lebensraum für eine vielfältige Fauna und Flora in den Meinklang-Weinbergen
Bäume, Sträucher, Blumen und Kräuter bieten Lebensraum für eine vielfältige Fauna und Flora in den Meinklang-Weinbergen.

Mischbetriebe wie das Weingut Meinklang waren früher auf dem Lande häufig zu finden: ein vielseitiger Bauernhof, bewirtschaftet von einer Grossfamilie. Jedes Familienmitglied trägt als Spezialist die Verantwortung für einen Bereich. Der Weinbau ist nur ein Teil dieses Demeter-Mischbetriebes: Wein, Obst- und Getreidebau, Mangalizza-Schweine, Pferde, Schafe, Hühner sowie ein paar Bienenvölker sorgen nicht nur für einen hohen Grad an Selbstversorgung, sondern haben Hobby und Beruf schon fast verschmelzen lassen.

Zum Essen trifft sich die ganze Familie: Im Jahr 2011 wurden die Michlits vom Bundesministerium für Wirtschaft als bester Familienbetrieb des Burgenlands ausgezeichnet. Erstmals überhaupt fiel diese Ehre einem bäuerlichen Betrieb zu.
Zum Essen trifft sich die ganze Familie: Im Jahr 2011 wurden die Michlits vom Bundesministerium für Wirtschaft als bester Familienbetrieb des Burgenlands ausgezeichnet.

Zuständig für den Weinbau sind Angela und Werner Michlits. Sie sehen den Weingarten als Biotop mit vielen Begrünungspflanzen, Wildkräutern und Nützlingen. Sie sind überzeugt, dass das Zusammenspiel dieser Elemente die Basis für gesunde Reben bildet und dass die natürliche Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe eine positive Aromen- und Phenolentwicklung in den Trauben fördert. Als Düngung verwenden sie eigenen Kompost aus Rinder-, Pferde-, Schafsmist, Trester, Grünschnitt und Steinmehlen.

Mit im Team ist auch eine 800-köpfige Angus-Rinderherde. Sie sorgt für den geschlossen Produktionskreislauf in dem biodynamisch bewirtschafteten Hof und liefert wertvollen natürlichen Dünger.
Mit im Team ist auch eine 800-köpfige Angus-Rinderherde. Sie sorgt für den geschlossen Produktionskreislauf in dem biodynamisch bewirtschafteten Hof und liefert wertvollen natürlichen Dünger.

Das pannonische Klima ist kontinental geprägt und somit ideal für den Weinbau. Warme Sommer, kalte Winter, über 2000 Sonnenstunden pro Jahr schaffen beste Bedingungen für die wichtigsten Rebsorten: Zweigelt, Blaufränkisch, St. Laurent und natürlich den Grünen Veltliner.

2013 konnte das Weingut Meinklang mit 3 Schnecken für höchste Biodiversität ausgezeichnet werden.
2013 konnte das Weingut Meinklang mit 3 Schnecken für höchste Biodiversität ausgezeichnet werden – Lohn für das Engagement der Familie Michlits.

Die Arbeit im Keller ist geprägt von grosser Puristik. Die Weine vergären ausschliesslich mit natürlichen autochthonen Hefen, und die Trauben gelangen mittels Schwerkraft in die Presse. Angela und Werner Michlits machen Weine ohne Zusatzstoffe, ohne Enzyme, BSA-Bakterien etc. Das erfordert viel Fingerspitzengefühl und vor allem viel Zeit.

25 Mio. Biollar für die Natur

Üblich ist, dass Unternehmen Umsatzzahlen und Gewinne stolz in Franken, Euro oder gar Dollar verkünden. Natürlich müssen diese Zahlen auch bei uns stimmen. Weil wir aber seit Jahren den Beweis erbringen, dass nachhaltiges, ökologisches Denken und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen, kehren wir den Spiess um: Im Unternehmensbericht 2013 weisen wir den Gewinn für die Natur aus, der mit dem Verkauf von rund 3,5 Millionen Flaschen Wein aus biologischem Anbau erzielt worden ist.

Dafür haben wir eigens die fiktive Währung Biollar kreiert. Sie steht für die Steigerung der Biodiversität auf den Delinat-Weingütern und setzt sich aus der Anbaufläche und der Zertifizierung nach Delinat-Schnecken (1 bis 3) zusammen. Basis für das Schnecken-Gütesiegel bilden die dreistufigen Delinat-Richtlinien. Sie gehen weit über sämtliche EU- und Schweizer Biolabels hinaus und sind für die Winzer verpflichtend. Je nachdem wie stark die Richtlinien erfüllt werden, werden die Winzer mit 1 bis 3 Delinat-Schnecken ausgezeichnet.

Die Infografik zeigt anschaulich, worum es geht: Die Steigerung der Biodiversität im Rebberg.
Die Infografik zeigt anschaulich, worum es geht: Die Steigerung der Biodiversität im Rebberg. Klicken Sie auf das Bild für eine grössere Darstellung.

Im Jahr 2013 nahm die nach Delinat-Richtlinien bewirtschafte Rebfläche europaweit um fast 400 Hektar zu: von 1554 stieg sie auf 1939 Hektar! Im selben Zeitraum wuchs auch die Anzahl biologischer Hotspots auf diesen Flächen von 602 auf 796. Im Vergleich zum Jahr 2011 hat sich die Anzahl biologischer Hotspots sogar verdoppelt. Erfreulich ist auch, dass viele andere Bio-Labels die von uns ins Leben gerufene Idee der biologischen Hotspots mittlerweile übernommen haben.

Umgemünzt auf unsere neue Währung können wir mit den oben erwähnten Zahlen für die Natur im Jahr 2013 einen Gewinn von über 25 Mio. Biollar ausweisen – ein Plus von 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die erfreulichen Zahlen zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Weitere Informationen dazu finden Sie in der Pressemitteilung zu den Unternehmenszahlen.

Indem wir die Monokultur aufbrechen, produzieren wir gehaltvolle Weine, die Ihnen als treue Delinat-Kunden schmecken. Auf diesem eingeschlagenen Weg ziehen wir weiter und freuen uns, wenn Sie uns weiterhin begleiten.

Terroir

Alles spricht vom Terroir, also vom Boden, auf dem die Reben stehen. Viele meinen damit auch Klima und Topografie, Rebsorten und Jahrgang und manche sogar die Art der Weinbereitung und das Geschick des Winzers. Betrachten wir die Elemente Topografie, Klima und Böden: Besonders eindrücklich sind die Rebhänge entlang der Mosel, im Wallis, im spanischen Priorat oder im portugiesischen Dourotal. Offensichtlich spielt die Topografie im Weinbau eine wichtige Rolle. Reben an Hängen liefern meist bessere Trauben als in der Ebene; doch ab 500 bis 800 Meter über Meer wird es rasch zu kühl, die Trauben können nicht ausreifen – mit wenigen Ausnahmen wie die bis zu 1150 Meter über Meer gelegenen Weinberge von Visperterminen im Wallis.

Eines der Geheimnisse für guten Wein liegt in mineralhaltigem Gestein und lebendigen Böden.
Eines der Geheimnisse für guten Wein liegt in mineralhaltigem Gestein und lebendigen Böden.

Der Boden im Hang ist meist eher mager, bei beschränktem Nährstoffangebot wachsen die Reben langsamer, ideal für Qualitätsweine. Dank kräftiger Thermik ist die Luft im Hang nachts wärmer als in der Ebene: Die Reben sind länger vor Frost geschützt. Zudem trocknen Hanglagen nach Regen rasch ab, Staunässe in der Ebene geht den Rebwurzeln ans Leben. Ideal sind in nördlichen Weingebieten sonnenverwöhnte Südhänge. Mit der Klimaerwärmung mag sich das ändern; schon heute pflanzen Winzer im Mittelmeerraum ihre Reben an suboptimalen Lagen, um so früh- und überreife Trauben zu verhindern. Hanglagen haben auch Nachteile: Die Erde rutscht bei starkem Regen in die Ebene, zudem sind solche Böden meist arm an Nährstoffen, gut für die Traubenqualität, aber schlecht für den Ertrag. Nahrhafte Böden liegen meist im Flachen; hier liefern die Reben mehr Trauben, und daraus lassen sich bequem Massenweine erzeugen, die aber im Keller auf trinkig getrimmt und mit schönen Etiketten geschminkt werden müssen. Beträchtlich ist auch der Arbeitsaufwand in Hängen, es können weniger Maschinen eingesetzt werden. Diese Weine kosten dann zwei, drei Euro mehr, bieten aber auch mehr Weingenuss.

Sonne, Wind und Regen

Das Makroklima umfasst den langfristigen Witterungsverlauf einer ganzen Region, das Mikroklima ein Gebiet von wenigen hundert Metern mit gleichen Temperaturen, Niederschlägen und Sonnenscheindauer. «Sonnengereift» gilt als begehrtes Attribut, obwohl auch Reben unter Sonnenbrand leiden können. Hochwillkommen ist Sonne zu Beginn des Reifeprozesses der Trauben, meist im August. Jetzt bilden sich in den Traubenbeeren Zuckerreserven, die später in Geschmack und Aroma umgewandelt werden. Gerade in südlichen Weinbauregionen sollte es aber nicht konstant warm sein; das lässt die Trauben zu rasch reifen. Die Folge sind einfache Weine mit wenig Aroma. Kühle Nachttemperaturen hingegen fördern fruchtige Aromen. Wind trocknet nach einem Regen die Reben und verhindert so Pilzkrankheiten. Doch starker, kalter Wind verringert den Ertrag und verzögert die Traubenreife, was in kühleren Regionen problematisch ist.

Guter Stress

Reben kommen mit wenig Wasser aus, meist genügen 400 bis 500 Millimeter pro Quadratmeter und Jahr – sofern der Boden das Wasser speichern und später wieder freigeben kann. Leichter Wasserstress, also ein zeitweiser Mangel an Wasser, wirkt sich sogar günstig aus: Rotweintrauben werden besser, wenn es beim Farbumschlag (véraison) ab Juli/August nur selten regnet, denn Regen fördert das Wachstum der Triebe und Blätter und lässt im Extremfall die Beeren anschwellen oder gar platzen.

Wenn sie müssen, suchen sich Reben mit bis zu sechs Meter langen Wurzeln das Wasser in der Tiefe; zum Beispiel bei sehr mageren oder wasserdurchlässigen Böden wie in den Kies-Sand-Böden des Médoc (Bordeaux) oder in heissen, trockenen Regionen wie in Südspanien. In humosem Boden sind Wurzeln von 50 bis 100 Zentimeter Länge ein Vorteil. Solche Reben produzieren wenige Trauben von guter Qualität.

Steiniger Weg zum Genuss

Auf Schiefer gedeihen leichte, elegante und rassige Weine.
Auf Schiefer gedeihen leichte, elegante und rassige Weine.

Topografie und Klima beeinflussen also die Traubenqualität. Ebenso wichtig ist der Boden. Reben nehmen Spurenelemente und Minerale aus dem Boden auf. Heute kann aufgrund der Inhaltsstoffe einer Traube nachgewiesen werden, aus welchem Rebberg sie stammt. Doch schmecken Weine je nach Boden anders? In der Sendung «Quarks & Co.» des WDR wurde eine Studie des Weinforschungszentrums Rheinpfalz vorgestellt: 24 auf unterschiedlichen Böden gewachsene Rieslinge. Es zeigte sich, dass Weine, die vom selben Ausgangsgestein kommen, sehr ähnlich schmecken, verschiedene Gesteine aber deutlich unterschiedliche Weine hervorbringen können. Ein Riesling auf Schiefer ist oft rassiger als einer aus Kalk-Ton-Böden mit eher erdigen Noten. In schlechten Weinjahren stellt man zudem fest, dass einige Weinberge bessere Weine hervorbringen als andere – bei gleichem Klima und gleichen Rebsorten, bei identischer Pflege der Weinberge und Art der Weinbereitung. Es muss also am Boden liegen.

Hell oder dunkel?

Steinige Böden sehen unwirtlich aus, haben aber einen positiven Einfluss auf die Reben. Meist sind solche Böden wasserdurchlässig und gut belüftet. Helle Steine reflektieren die Sonnenstrahlen auf die Blattunterseiten. Steine nehmen tagsüber Wärme auf und geben sie nachts langsam ab. Humus-, Lehm- oder Tonschichten unter den Steinen speichern das Wasser. Berühmt sind die kiesigen Kuppen über tonhaltiger Erde in den Weinbergen von Château Cheval Blanc und Figeac in Saint-Émilion. Dunkles Basaltgestein oder dunkelgrauer Schiefer absorbieren Sonnenwärme und strahlen sie nachts wieder ab, reflektieren aber weniger Licht auf die Blattunterseite als helle Böden. Gut geeignet sind auch kalkhaltige Böden, sie liefern mitunter die besten, körperreichsten Weine, beispielsweise in der Rioja, im Bordeaux, Chablis und der Toskana. Ebenso finden wir Muschelkalk in guten Rieslinglagen, wobei auch Schiefer und selbst Lössböden dieser Rebsorte behagen.

Kalkgestein sorgt für eine gute Säurekonzentration in den Trauben.
Kalkgestein sorgt für eine gute Säurekonzentration in den Trauben.

Ideal für den Weinbau sind steinige, wasserdurchlässige Böden, mager, aber mit genügend mineralischen Elementen; eher neutral, denn in sauren Böden ist Phosphor für die Reben schlechter verfügbar, gleich wie Eisen und Mangan in basischen Böden – wichtige Bausteine für die Entwicklung gesunder Reben. Die besten Weine stammen aus nicht zu fruchtbaren Böden mit der minimal benötigten Menge Wasser.

Alles bio oder was?

Grosse SteineBegrünte Weinberge gelten oft als bio. Doch auch überzeugte Niemalsbiowinzer lassen es zwischen den Reben grünen – meist jedoch bloss Gras, um so die Böden vor Erosion zu schützen. Sinnvoll ist aber eine abgestimmte Begrünung mit Leguminosen, Gräsern, Kreuzblütlern und vielen mehr. Solche Weinberge enthalten doppelt so viele Nützlinge. In den obersten 30 Zentimetern des Bodens leben Milliarden von Bakterien und Pilzen, Millionen von Algen, Einzellern, Fadenwürmern – und pro Quadratmeter Hunderte von Springschwänzen, Regenwürmer, Tausendfüssler und Käfer sowie rund 50 Asseln, Spinnen und Schnecken. Mikroorganismen wandeln die organischen Stoffe um in Humus. Humus ist wichtig für die Bodenstruktur; er verbessert die Belüftung und das Wasserspeichervermögen.

Nicht das grüne Gras zwischen den Reben zeugt vom biologischen Weinbau, erst der Aufbau eines reichhaltigen Bodenlebens mit natürlichen Mitteln verdient diesen Namen. Chemisch-synthetische Pestizide reduzieren dagegen das Bodenleben. So finden sich auf den Trauben kaum noch natürlich vorkommende Hefen, welche die Vergärung im Weinkeller von sich aus starten. Der Kellermeister muss Zuchthefen einsetzen. Studien haben gezeigt, dass spontan vergorene Weine meist mehr Glycerin und Zucker enthalten, teilweise auch mehr Aromastoffe.

In den letzten Jahren verbreiterte sich die Spitze der Weinerzeuger deutlich. Wie kann sich heute ein Winzer noch verbessern? Er kennt die besten Weintrauben, ebenso ihre optimale Pflege; die Möglichkeiten der Kellertechnik sind ausgeschöpft. Grosses Verbesserungspotenzial liegt aber im Boden. Das erkennen immer mehr Spitzenwinzer. Sie stellen um auf biologischen oder biodynamischen Anbau, sie fördern die Humusbildung, die Vermehrung von Nützlingen und Mikroorganismen – und sie verzichten auf chemisch-synthetische Pestizide. Ihr Ziel sind terroirgeprägte Weine, nicht nur als Schlagwort, sondern erlebbar im Glas.

Liebhaberhonig aus Asturien

Mit seiner dunklen Farbe, dem würzigen Charakter und seiner leicht herben Note wird Edelkastanienhonig besonders von Kennern geschätzt. Ein echter Liebhaberhonig. Bisher kam der Delinat- Edelkastanienhonig aus den blühenden Kastanienwäldern Norditaliens.

Bio-Imker Flavio Piovesan scheut seit Jahren keine Mühe, seine Bienenvölker an die besten Standorte der abgelegenen, voralpinen Kastanienwälder Venetiens zu fahren. Im vergangenen Jahr war aber auch er machtlos: Ungünstiges Wetter und eine mysteriöse Krankheit haben in Italien zu einem totalen Ernteausfall beim Kastanienhonig geführt.

Ersatz aus Spanien

Liebhaber von Edelkastanienhonig kommen aber weiterhin auf ihre Kosten. Luisa Fernández Alonso, eine erfahrene Bio-Imkerin aus Asturien, konnte bei der jüngsten Kastanienhonigernte zwar ebenfalls nicht aus dem Vollen schöpfen: «Die Ernte fiel auch bei uns witterungsbedingt etwas schwächer aus als in anderen Jahren. Mit der Qualität sind wir aber sehr zufrieden.»

Bienenvölker in Asturien
Imkerin Luisa Fernández Alonso betreut in Asturien tausend Bienenvölker.

Die Krux mit den Bienen

Wie fast überall auf der Welt ist die Imkerei auch in Spanien generell schwierig geworden. Nicht nur Wetterkapriolen, auch das weltweit anhaltende Bienensterben macht vor Bio-Imkern nicht Halt. «Wir kämpfen insbesondere gegen Varroabefall, Nosemose (Verstopfungskrankheit) zunehmende Pestizideinsätze in der Landwirtschaft, den Verlust von Bienenweiden durch Waldbrände sowie klimatische Extreme», klagt Luisa Fernández. So blieb etwa im vergangenen Sommer der in Asturien übliche und besonders für das Heidekraut wichtige Sommerregen Orbayu aus, was sich zusammen mit der Trockenheit negativ auf die Nektarbildung auswirkte. Luisa: «Beim Heidekrauthonig konnten wir nur etwa 30 Prozent eines Normaljahres ernten.»

Immerhin noch genug, dass für das Delinat-Sortiment etwas übrig blieb. Zusammen mit dem Eukalyptus- und dem Tausendblütenhonig steuert Luisa Fernández somit vier Honige aus Asturien bei. Sie betreut insgesamt rund tausend Bienenvölker. Mit gut der Hälfte davon geht sie je nach Blütezeit auf Wanderschaft. So kennt die leidenschaftliche Imkerin die hintersten Winkel der wilden «Suiza española» (spanische Schweiz), wie Asturien auch genannt wird.


Imkerin bei der Arbeit

Was ist anders bei Biohonig?

Bioimker unterscheiden sich von konventionellen Bienenzüchtern in wesentlichen Punkten. Für Luisa Fernández Alonso sind vier Punkte zentral:

Standort der Bienenstöcke
Diese müssen fernab von Verschmutzungsquellen (Autobahnen, Industriezonen, intensiven Landwirtschaftszonen, Städte) liegen.

Pflege und Unterhalt
Wir verwenden in unseren Bienenstöcken ausschliesslich eigenen Wachs für die Mittelwände in den Beuten.

Krankheitsbekämpfung
Zur Behandlung von Krankheiten setzen wir nur von den Bio- Kontrollstellen autorisierte natürliche Mittel wie Ameisen-, Essig-, Milch- und Oxalsäure sowie ätherische Öle ein.

Winterfütterung
Wir überlassen den Bienen genügend eigenen Honig als Winternahrung. Nur im äussersten Notfall füttern wir die Bienen mit einem Sirup, der aber nicht aus Zucker, sondern aus eigenem Honig hergestellt wird.

 Das gesamte Honigsortiment von Delinat unter: www.delinat.com/honig

Der Weinberg als Tummelfeld für Nutztiere

Noch vor 50 Jahren waren die meisten Winzer wie selbstverständlich auch Tierhalter. Nicht nur, dass sie auf Pferde oder Maulesel als Zugtiere angewiesen waren, sie hielten zur Eigenversorgung und zur Düngemittelproduktion je nach Gegend auch verschiedene Haustierarten. Wegen der knappen Weideflächen wurden auch die Weinberge wie selbstverständlich als Futtergrundlage genutzt und dabei zugleich der Aufwand für den Misttransport vom Stall zum Feld reduziert.

Was sich da einst so tummelte…

Je nach lokalen Voraussetzungen (Stockdichte, Erziehungssystem, Lage) kam es zu verschiedenen saisonalen Weidefolgen zwischen den Reben. Nach der Weinlese konnte und sollte neben der im Herbst aufgelaufenen Begrünung auch das Reblaub verwertet werden, was insbesondere Schafen und teilweise sogar Kühen Zugang zu den Rebflächen verschaffte.

Schafe weiden im Weinberg

Nach der Schneeschmelze wurden zum Unterhalt der Begrünung wiederum Schafe und gern auch Schweine, oft sogar beide Tierarten gemeinsam eingesetzt.

Mit Beginn des Austriebs der Reben mussten die Schafe jedoch rasch abgezogen werden, da sie eine besondere Vorliebe für frische Knospen und junge Blätter haben. Einigen Winzern soll es gelungen sein, ihren Schafen das Fressen von Rebblättern durch das Spritzen von wermuthaltigen Kräuterextrakten abzugewöhnen, aber für viele war dieser Aufwand wohl zu gross und das Ergebnis zu riskant. Schweine mussten spätestens beim Farbumschlag der Trauben abgezogen werden, da die Beeren für sie schon bei leicht süssem Hauch ein vorzüglicher Genuss sind. Ziegen sind für den Weinbau leider gänzlich ungeeignet, da sie zu gern an Rinde und Holz knabbern und damit die Reben langfristig schädigen.

Über die ganze Wachstumssaison nützlich und damit als besonders geeignete Tierarten gelten seit jeher Hühner und Gänse, was sogar schon im ältesten Lehrbuch der Landwirtschaft, bei Cato dem Älteren, geschrieben steht. Der Weinberg muss dafür aber nah genug am Hof bzw. am Stall gelegen sein, da die Hühner und Gänse nachts in Sicherheit gebracht und auch tagsüber vor Greifvögeln, Füchsen und Hunden geschützt werden müssen. Letzteres wurde am besten durch Mischherden mit Schafen oder/und Schweinen erreicht. Allerdings ergänzen auch Hühner ihr Futter gern mit reifen und unreifen Trauben, was, wie schon oben genannter Cato wusste, durch das Füttern von durchgeseihten grünen Trauben abgewöhnt werden kann.

Nutzen der Tiere

Nutztiere im Weinberg haben den Vorteil, dass sie sich effizient um die Begrünung kümmern, diese in wertvollen organischen Dünger umwandeln und zudem Sekundärprodukte wie Eier, Milch, Wolle und Fleisch liefern.

Gans im Weinberg

Durch ihre Anwesenheit im Weinberg sorgen sie zudem für eine deutlich höhere Vielfalt an Mikroorganismen, was die Gefahr von Schädlingen minimiert. Die Mikroorganismen im Dung sorgen in Kombination mit dem Niedertrampeln der Begrünung für die Förderung des Bodenlebens sowie für Schutz und Aufbau von Humus. So sinnvoll die Verbindung von Weinbau und Tierhaltung auch erscheint, vor etwa 50 Jahren starb die Nutzung der Rebflächen für Nutztiere quasi aus. Dies jedoch nicht vordergründig wegen des erheblich höheren Aufwands im Vergleich zur Weide und zur Stallhaltung, sondern vor allem aufgrund der immer häufigeren Spritzungen giftiger Pflanzenschutzmittel. Die extrem hohen Einsatzmengen an Schwefel und Kupfer, wie sie damals üblich waren, sowie die schon bald darauf üblich gewordenen chemischen Pestizide vergifteten den Tieren das Futter. Erschwerend kam noch hinzu, dass man die Begrünung lieber mit Herbiziden unterdrückte, anstatt sie mit entsprechendem Aufwand nutzbringend zu pflegen. Will man heute wieder Nutztiere im Weinbau einsetzen, gelten folglich als Voraussetzung eine gezielte, nährstoffreiche Begrünung sowie der Verzicht auf Pestizide und die Reduktion von Kupfer und Schwefel auf absolute Minimalmengen.

Zwergschafe im Weinbau

Auf unserem Weingut Mythopia im Wallis werden seit acht Jahren im Frühjahr Schafe zum Unterhalt der Begrünung eingesetzt. Da die Begrünung in der Regel zwei Monate vor dem Austrieb der Reben in vollem Wuchs steht, können kleine Schafherden hier sehr effizient und ohne grossen Aufwand eingesetzt werden.

Schafe im Weinberg

Diese zwei Monate sind allerdings zu kurz, als dass sich eine eigene Schafherde lohnen würde. So kommen Kleinherden von regionalen Schäfern zum Zug. Bei einer Reihe von Delinat-Winzern in südlicheren Lagen (Lignières, Duvivier, Quaderna Via) verbringen ebenfalls schon seit einigen Jahren grössere Schafherden die Winterzeit zwischen Ernte und Austrieb in den Reben. Die meiste Arbeit mit der Begrünungspflege fällt jedoch auf die Monate von Mai bis Anfang August. Deshalb haben wir im Frühjahr 2013 auf Mythopia einen Versuch mit Zwergschafen der Rasse Ouessant gestartet. Er soll Möglichkeiten aufzeigen, Tiere auch in dieser intensiven Zeit der Begrünungspflege einzusetzen. Der entscheidende Vorteil der Rasse besteht darin, dass die Tiere zu klein sind, um an die Knospen und Rebblätter heranzureichen. Sie fressen daher nur die Begrünungspflanzen und die an den Stämmen wachsenden Seitentriebe. Letzteres bedeutet eine zusätzliche Arbeitsersparnis, da der Arbeitsgang des Stammputzens wegfällt.

Erheblicher Aufwand

Die kleine Schafherde (zunächst nur fünf Zwergschafe) wird mit einem Elektrozaun vor Füchsen und Hunden geschützt. Die Installation dieser Zäune ist in den engen Rebenreihen etwas aufwändig. Einmal installiert, lässt sich die Herde jedoch relativ rasch von einem Weinberg zum nächsten umweiden. Bei einer Begrünungsintensität, wie sie auf Mythopia anzutreffen ist, sind in der Hauptvegetationszeit pro Zwergschaf etwa 200 m2 Rebfläche notwendig, in der Nebensaison braucht es gut doppelt so viel und im Winter natürlich zusätzliches Heufutter. Die Erfahrungen, die wir im ersten Jahr mit den Zwergschafen gemacht haben, sind im Ganzen gesehen als durchaus positiv zu bewerten. Es sollten allerdings grössere Herden vorgesehen werden, da sich solche viel leichter von Weinberg zu Weinberg umsetzen lassen. Bisher einziger Wermutstropfen dieses Versuchs ist, dass die Tiere die Stämme der jungen Apfelbäume sowie die Büsche an den Zeilenenden benagt haben. Für diese müssen wir im nächsten Jahr einen geeigneten Schutz anbringen, was kein unerheblicher Mehraufwand ist. Für Vegetarier und Winzer mit Kindern, die schnell eine besondere Beziehung zu den niedlichen Schafen aufbauen, kann an eine wirtschaftliche Nutzung der Tiere mit Hilfe des Metzgers freilich nicht gedacht werden. Und nur für die natürliche Düngung lohnt sich der ganze Aufwand auch nicht.

Mobiler Hühnerstall

Huhn im WeinbergWirtschaftlich interessanter scheint da schon die Haltung von Hühnern zwischen den Reben. Zu diesem Zweck haben wir einen mobilen Hühnerstall gebaut. Wie einen grossen Wohnanhänger können wir den Stall so alle drei Wochen von Parzelle zu Parzelle fahren, um den Hühnern stets grünen Auslauf und einen hygienischen Stallvorhof zu bieten. Ausgestattet ist der mobile Stall mit einer solargesteuerten Tür, die sich morgens öffnet und abends bei Einbruch der Dunkelheit automatisch wieder schliesst. Auf diese Weise sind die Hühner weitestgehend autonom. Wir müssen nur jeden zweiten Tag nach dem Rechten sehen, einige Essensresten und Körner als Zusatzfutter bringen und natürlich die gelegten Eier einsammeln.

Der Elektrozaun hat bisher alle vierbeinigen Räuber fernhalten können. Grössere Probleme bereiten Bussard und Adler, die nach etwa drei Wochen auf den Geschmack gekommen waren. Erst als wir mehrere Spiegel in der Nähe des Stalls und auf dessen Dach anbrachten, einige Schutznetze befestigten und Silberpapier aufhängten, waren die Greifvögel schliesslich irritiert genug, um aufzugeben. Seither haben wir kein Huhn mehr verloren. Der Aufwand ist freilich erheblich, da die Hühnerweide ja regelmässig gewechselt wird.

Reicher Eiersegen

Die 30 Hühner legten im Schnitt knapp 30 Eier am Tag. Die Versorgung der Hühner liegt traditionell in den Händen der Kinder, und so dürfen sie auch einmal pro Woche die Eier auf dem Markt in Sion verkaufen. Seit dem Sommer haben sie sich so schon ein erkleckliches Taschengeld mit «ihren» Hühnern erwirtschaftet. Rechnet man den Hühnerversuch im Weinberg auf die natürliche Flächenkapazität hoch, so könnten leicht 150 Hühner pro Hektar gehalten werden. Das ergäbe rund 40 000 Eier pro Jahr und Hektar. Bei einem Biopreis von 50 bis 80 Rappen pro Stück im Direktverkauf, klingt dies nach einem beachtlichen Zubrot für den ökologisch arbeitenden Winzer. Aber 150 Hühner, die alle drei Wochen umgesetzt, vor Greifvögeln geschützt, denen zugefüttert, deren Stall ausgemistet, die im Winter versorgt, gesund erhalten und deren Eier vermarktet werden müssen, machen auch beachtlich viel Arbeit, die mit dem Metier des Winzers nur entfernt zu tun hat. Ausserdem können die umzäunten Flächen nur mühsam mit Maschinen befahren werden. Alle Arbeitsschritte im Weinberg sind behindert und brauchen mehr Zeit. Früher oder später wird sich der Winzer so fragen, warum er sich dies antut und die Hühner nicht auf einer Fläche hält, wo sie niemanden stören. Und ausserdem will er ja noble Weine an Operngänger und nicht alltägliche Eier an Hausfrauen verkaufen.

Kurz, die Idee ist wunderbar, und in Notzeiten sind Hühner sicher eine Möglichkeit, die Flächen besser zu nutzen. In einer Welt der Arbeitsteilung und des Zwangs zu wirtschaftlicher Effizienz werden Hühner im Weinberg allerdings weiterhin eine Seltenheit bleiben. Für einige wenige Familienhühner, die Kinder Verantwortungsgefühl lehren und Taschengeld bringen sowie die Essensresten aus der Küche verwerten, ist der Weinberg ein schöner und geeigneter Ort. Für eine wirtschaftliche Nutzung im Sinne einer Sekundärkultur wohl eher nicht …

Hilfe für einen stillen Revolutionär

Gilles Louvet, Winzer und Önologe ist DER Pionier für biologischen Weinbau in Südfrankreich. Seit 1993 treibt sein Unternehmen die ökologische Revolution in den Weinbergen des Midi mit voller Kraft voran. In Zusammenarbeit mit 50 Weinbauern und 10 Genossenschaftskellereien gelingt es ihm, die Biodiversität der Region wieder in ein gesundes Lot zu bringen und authentische Weine in ausgezeichneter Qualität zu erzeugen. Zahlreiche köstliche Delinat-Weine sind aus dieser Zusammenarbeit entstanden, das bekannteste Beispiel ist sicherlich der Canta Rasim.

Gilles Louvet im Weinberg
Gilles Louvet mit Agronom und Önologe Chakib Lagrhib aus Marokko

Das wohl ehrgeizigste Projekt seit der Gründung hat Louvet vor einem Jahr gestartet: in Zusammenarbeit mit Universitäten und Forschern entsteht eine Biodiversitäts-Landkarte. Akribisch werden Rebsorten, Lage, Bodenstruktur, Wetterdaten, Fauna und Flora in einer umfangreichen Datenbank dokumentiert, um die gegenseitigen Einflüsse besser verstehen zu können und die Wirksamkeit der Biodiversität auf die Weinqualität zu untersuchen. Diese aufwändigen Kartographiearbeiten erstrecken sich auch auf die Weinberge seiner Partnerwinzer, die er seit Jahren berät und unterstützt – insgesamt werden rund 700 Hektar erfasst.

Die Domaine Mon Rève am Lac du Salagou
Die Domaine Mon Rève am Lac du Salagou

Gilles Louvet gehört zu den wenigen Winzern, die die aktuelle Entwicklung in Richtung Industrie-Bio mit grossem Argwohn verfolgen und Gegensteuer geben. Vielfalt statt Monokultur, natürlicher Kreislauf statt (biologische) Spritzmittel, lautet seine Devise. Es ist das Resultat einer langjährigen Zusammenarbeit mit Delinat, in der viele kleine Versuche die Richtung gewiesen und die nötige Sicherheit vermittelt haben.

Louvet wurde schon vor Jahren mit einem Darlehen von Delinat unterstützt. Das Wachstum hat aber in letzter Zeit noch zugenommen, so dass ein neues Finanzierungskonzept notwendig wurde. In diesem spielt die Alternative Bank Schweiz (ABS) eine zentrale Rolle und öffnet damit die Möglichkeit auch für kleine Anleger, sich zu interessanten Konditionen am Erfolg des ehrgeizigen Südfranzosen zu beteiligen.

Gilles Louvet bei der Degustation des Canta Rasim
Gilles Louvet bei der Degustation des Canta Rasim

Auch Sie haben die Möglichkeit, bei diesem einmaligen Projekt dabei zu sein. Gilles Louvet sagt dazu: «Ich lade Sie ein, den Wein neu zu entdecken: Wein, wie er ursprünglich hergestellt wurde, genährt auch von der Leidenschaft des Winzers für sein Terroir. Ergänzt durch harte Arbeit in den Weinbergen und das Verständnis für die Natur. All das verleiht dem Wein einen unverwechselbaren Charakter.»

Alle Details, wie Sie Gilles Louvet mit einer gewinnbringenden Geldanlage unter die Arme greifen können, erfahren Sie von der Alternativen Bank  Schweiz (ABS), die Ihnen alle Unterlagen unverbindlich per Mail schickt (einfach anklicken und Mail abschicken).

PS: Bisherige pionierhafte Projekte der Vignobles Gilles Louvet:

  • Von 2006 bis 2009 hat sich Gilles Louvet an der Seite des World Wildlife Found (WWF) an einem Programm zum Schutz mediterraner Korkeichenwälder beteiligt. Seine Weinflaschen werden nur mit Naturkorken vom Forest Stewardship Council (FSC) verkorkt. Das FSC sichert eine nachhaltige Bewirtschaftung der Korkwälder im Mittelmeerraum.
  • Vignobles Gilles Louvet war das erste weinproduzierende Unternehmen in Frankreich, das 2008 eine CO2-Bilanz erstellt hat. Die dabei verwendete Methode zur Berechnung diente in der Folge der gesamten Weinhandelsbranche in Frankreich als Vorlage.
  • Im Herzen des Domaine Jardin des Iris hat Gilles Louvet in Partnerschaft mit der Wasserbehörde eine Studie über die Erhaltung der Grundwasserschicht begonnen.

Deutscher CSR-Preis 2013: Ein Tropfen auf den heissen Stein

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Der Biodiversität geht es schlecht, doch kaum jemand nimmt es wahr: Gemäss einer Studie des Forschungsinstituts gfs.Bern von 2011 waren bei einer Umfrage in der Bevölkerung 70 Prozent der befragten Personen fälschlicherweise der Ansicht, dass es der Natur in der Schweiz eher gut oder sogar sehr gut gehe. Wissenschaftliche Studien, die 2010 – im internationalen Jahr der Biodiversität – publiziert worden waren, zeigen allerdings deutlich, dass die Artenvielfalt in der Schweiz seit 1900 ärmer geworden ist und dass die Verluste auch 2010 nicht gestoppt werden konnten. Auch allerjüngste Daten aus einer laufenden Feldstudie des Informationszentrums zur Schweizer Flora (Info Flora), die der Aktualisierung der Roten Listen (bedrohte Arten) dienen, zeigen, dass in der Schweiz noch immer ein massiver Verlust an Biodiversität stattfindet.

Gleich tönt es aus Deutschland: Aus dem Rechenschaftsbericht 2013 des Bundesamtes für Naturschutz geht hervor, dass die Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten weiterhin bedroht ist. Im übrigen Europa und im Rest der Welt sieht es nicht besser aus (siehe Interview mit Marion Hammerl).

Viel Nachholbedarf

In einem Beitrag der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ, 15.5.2013) unter dem Titel «Biodiversität in der Abwärtsspirale» legt Stefan Eggenberg, Direktor von Info Flora, dar, was aus wissenschaftlicher Sicht notwendig ist, um die Abwärtsspirale zu stoppen: Alle verbliebenen Bestände müssen gestärkt und untereinander vernetzt werden. Es gelte, die ökologische Qualität der Naturschutzgebiete zu erhöhen, in der ganzen Schweiz systematisch Flächen zu renaturieren, neuen Lebensraum zu schaffen und sämtliche naturnahen Flächen mit bedrohten Arten zu erhalten.

Zögerliche Politik

Genau in diese Richtung zielen Vorreiter wie Delinat. Dass die über 30-jährigen Bemühungen für einen biologischen Weinbau mit grosser Biodiversität nun mit einem deutschen Nachhaltigkeitspreis geehrt wurden, ist für Delinat-Gründer und Geschäftsleiter Karl Schefer natürlich hoch erfreulich: «Aber letztlich ist Delinats Erfolg lediglich ein Tropfen auf den heissen Stein. So lange Gesellschaft, Wirtschaft und Politik nicht auf breiter Ebene konsequent in diese Richtung arbeiten, wird sich regional und global wenig ändern.»

Für Hans-Peter Schmidt, Leiter des Delinat- Instituts, das im Wallis am Weinberg der Zukunft arbeitet, ist der Preis ein Zeichen dafür, wie wichtig die Leistung von Vorreitern ist, um Themen wie den Schutz der Biodiversität zum Erfolg zu führen. Mit der praxisbezogenen Forschungsarbeit (Grundlage der strengen Delinat-Richtlinien) hat das Institut grossen Anteil, dass der Biodiversitätspreis 2013 des CSR-Forums an Delinat ging.

Beeindruckender Pakt mit der Natur

Das Alentejo-Weingut Vale de Camelos liegt in den Natura-2000-Zonen der EU. Mit diesen grossflächigen Zonen wird ein länderübergreifender Schutz gefährdeter, wild lebender, einheimischer Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume angestrebt.

So bietet etwa der in der Schutzzone gelegene Stausee Atafona unweit des Weingutes jedes Jahr bis zu 1’500 Kranichen und vielen andern Vögeln einen Schlafplatz im Winterquartier.

Kranich im Vale de Camelos

Die Uferzonen der angelegten Stauseen bieten Kranichen Schutz und Nahrung im Winterquartier.

Rückkehr zur Naturvielfalt

Lange galt das Alentejo als reine Kornkammer Portugals. Als sich der Bremer Reeder und Seefahrer Horst Zeppenfeld hier in den 1980er-Jahren einen Traum erfüllte und im Tal der Kamele (Vale de Camelos) ein 1000-Hektar-Landgut erwarb, waren die kargen und sauren Ton- und Schieferböden durch den intensiven Getreideanbau stark erodiert und verarmt. Er schloss damals mit der Natur einen eindrücklichen Pakt: Seit nunmehr 30 Jahren wird auf seinem Landgut der Tendenz der «Desertifikation» (kontinuierliche Wüstenbildung) entgegengewirkt. Mit Neupflanzungen von regionstypischen Steineichen, Johannisbrot-, Oliven-, Mandel- und Eukalyptusbäumen sowie dem Anbau von Weinbergen mit autochthonen Rebsorten wird die Naturvielfalt ständig vergrössert.

Sinnvolle Wassernutzung

Dazu tragen auch die fünf angelegten Stauseen bei, in denen das Winterregenwasser aufgefangen und zur Bewässerung von Reben und Oliven genutzt wird. Denn in den Hitzemonaten Juni bis September steigen die Temperaturen auf 40 Grad und sorgen für vollkommene Trockenheit. Die Wasserflächen und Ufer bilden gleichzeitig reichhaltige Biotope im sonst völlig ausgetrockneten Umland.

«Die Vielfalt der Kulturen und die damit verbundene Präsenz von Menschen und Tieren vermindert auch das Risiko der periodisch auftretenden Wald- und Buschbrände und bringt Leben und Arbeit in die sonst verlassene Landschaft», erzählt uns der auf dem Gut für den Weinbau zuständige Dietmar Ochsenreiter auf einem ausgedehnten Rundgang. Und schon fast wie nebenbei erwähnt er auch noch, dass die köstlichen Weine von Vale de Camelos seit 2012 vollständig mit Sonnenenergie erzeugt werden. Solaranlagen liefern den Strom für das Weingut und die Pumpstationen von zwei Stauseen.

«Commissario» Maggio

Als ich vor ein paar Jahren für eine Reportage über Massimo Maggio und seinen neuen Rotwein Bonarossa in Sizilien unterwegs war, drückte mir der Winzer am Schluss des Besuches einen Krimi von Andrea Camilleri in die Hand. «Wie überall gibt es auch bei uns Gut und Böse. In den Krimis mit Commissario Montalbano lernst du Sizilien von beiden Seiten kennen», sagte mir der Winzer beim Abschied.

Mit seiner robusten Statur und seiner Vorliebe für kulinarische Genüsse wäre Massimo Maggio auch gut für Hauptrolle des Commissario Montalbano in den Krimis von Andrea Camilleri geeignet.

Längst habe ich das Buch gelesen und bin ich ein richtiger Montalbano-Fan geworden. Jedes Mal, wenn ich dem Romanhelden in einem neuen Krimi begegne, sehe ich das Gesicht von Massimo Maggio vor mir. Denn alles was den sympathischen Commissario ausmacht, gilt auch für Massimo: Liebe zur Heimat, Passion für Kultur, gutes Essen und feinen Wein, sympathische Nonkonfirmität.

Kaum ein anderer Winzer in Europa teilt die Philosophie von Delinat so leidenschaftlich und setzt sie so konsequent um wie Massimo Maggio. Vor ein paar Jahren hat er ganz spontan als Partner für unser europaweites Forschungsnetzwerk zugesagt. Seither finden auf seinem Gut zahlreiche, praxisbezogene Versuche unter der heissen Sonne Siziliens statt. Immer wieder staune ich, mit welcher Motivation und Dynamik er und sein Team die Biodiversifizierung und den umfassenden ökologischen Ausbau auf dem Weingut vorantreiben.

Biodiversitäts-Inseln («Hotspots») sind wertvoller Lebensraum für Vögel, Insekten und Reptilien.

Bereits heute kommt er unserem Ideal eines wirtschaftlich funktionierenden Weingutes mit grosser Biodiversität und grosszügigen Mischkulturen nahe. Mit seiner innovativen und kreativen Art hat er ein umfassendes Konzept entwickelt, das neben Wein auch die Erzeugung anderer biologischer Produkte wie Pasta (aus eigenem Getreide), Olivenöl (aus eigenen Oliven), Orangenmarmelade (aus eigenen Orangen), Honig (von den Orangenblüten) oder Kräutersalze (aus den Kräutern, die zwischen den Reben wachsen) vorsieht. Einige dieser Produkte erzeugt er bereits, andere kommen demnächst auf den Markt. Dass seine Weine bei unseren Kunden auch noch derart beliebt sind, macht ihn zum Glücksfall.

Kürzlich habe ich übrigens zum ersten Mal einen verfilmten Montalbano-Krimi gesehen. Dass der Commissario da ganz anders ausgesehen hat, als ich ihn mir vorgestellt hatte, war zwar eine leise Enttäuschung. Ein Glas Bonarossa tröstete aber rasch darüber hinweg. Klar ist für mich allemal: Die Hauptrolle im biologischen Weinbau Siziliens gehört Massimo Maggio.