Nach den Trauben das rote Gold…

Backe, backe Kuchen,

Der Bäcker hat gerufen

Wer will guten Kuchen backen,

Der muss haben sieben Sachen:

Eier und Schmalz,

Butter und Salz,

Milch und Mehl,

Safran macht den Kuchen gel‘! (gelb)

Schieb in den Ofen ‚rein.

 

Safran – das faszinierende Gewürz, das Gerichten und Gebäck eine helle Farbe verleiht, war für mich bisher vor allem mit Erinnerungen an dieses in meiner Jugendzeit populäre Kinderlied verbunden. Anfang September dieses Jahres haben wir auf Château Duvivier auf einer Fläche von etwa 500 Quadratmetern 12 000 Safran-Zwiebeln gesetzt. Kaum ist die Weinlese unter Dach, stehen wir jetzt rund zwei Monate nach der Pflanzung bereits mitten in der ersten Safran-Ernte. Diese ist mit ziemlich viel Handarbeit verbunden.

Safranernte

Katze Peppy wundert sich über eine neue Kultur auf Château Duvivier: Die erste Safranernte ist im Gang, fällt aber noch ziemlich bescheiden aus.

Während rund zwei Wochen werden die wunderschönen violetten Blüten gepflückt. Jede Blüte enthält drei rote Safran-Fäden. Diese werden herausgezupft und getrocknet. Für ein Gramm Safran-Gewürz braucht es die schier unglaubliche Zahl von gegen 180 Blüten. Da kann man sich leicht ausmalen, dass unsere Gesamternte nie im Kilobereich liegen wird. Für unsere allererste Ernte erwarten wir eine Ausbeute von vielleicht 80 Gramm. In den Folgejahren, wenn sich die Zwiebelknollen automatisch vermehren, wird die Erntemenge deutlich ansteigen. Unser längerfristiges Ziel liegt bei etwa 400 Gramm pro Jahr.

Neues Angebot für Château-Gäste

Mit dem Anbau von Safran machen wir nicht nur einen weiteren Schritt zur Erhöhung der Biodiversität auf unserem Weingut, wir erhoffen uns davon auch eine zusätzliche Nebeneinkunft. Denn das als «rotes Gold» bekannte Gewürz ist begehrt und lässt sich zu einem guten Preis verkaufen. Wir werden unser Bio-Safran für die Gourmetküche auf dem Château nutzen und es vor allem den Gästen in attraktiver Form zum Direktkauf für 25 bis 30 Euro pro Gramm anbieten. Ich bin jetzt schon gespannt, wie das neue Angebot ankommt. Vorderhand hoffen wir jetzt noch auf schönes Spätherbstwetter bis die Ernte abgeschlossen ist. Denn Qualität und Menge des roten Goldes ist von vielen Faktoren abhängig: trockene Wetterbedingungen, tägliches Ernten der frischen Blüten, sorgfältiges Lösen der Fäden und ein sanfter Trocknungsprozess.

 

Neues Aronia-Kraftpaket

Als wir im vergangenen Herbst eine neue Linie mit Bio-Aroniaprodukten lancierten, war die kleine, fast schwarze Apfelbeere hierzulande nur den Wenigsten ein Begriff. Aber die Neugierde, was hinter und in dieser aus Nordamerika stammenden Wildbeere steckt, war gross. Viele natur- und gesundheitsbewusste Weinliebhaber bestellten das Probierpaket mit den verschiedenen Kraftspendern. Die Reaktionen darauf waren mehrheitlich positiv und so bleibt Aronia keine Eintragsfliege.

Aronia Probierpaket

Die beste Art, die neuen Aronia-Produkte kennenzulernen: das Aronia-Probierpaket, erhältlich im Webshop. Klicken Sie einfach auf das Bild!

Neue Produkte

Gleich mehrere Kundinnen und Kunden haben uns ermuntert, mit Aronia weiter zu experimentieren und neue Produkte zu entwickeln. Das haben wir getan und unser Sortiment leicht verändert und ergänzt. Neu sind die beiden Fruchtaufstriche Quitten-Aronia und Hagebutten-Aronia sowie der Aronia-Crunch. Letzterer ist ein Power-Müesli, das wunderbar zu einem gesunden, energiespendenden Frühstück passt.

Gesundheitspotenzial

Kernprodukt bleibt der Reinsaft, der direkt aus biologisch angebauten Aroniabeeren gepresst wird. Vom Gehalt her ist dieser Direktsaft das wertvollste Produkt. Er enthält besonders viele wertvolle Anthocycane. Dieses natürliche Polyphenol wirkt antioxidativ gegen freie Radikale, die mitunter als Krebsverursacher gelten. In Russland, wo Aronia schon lange kultiviert wird, gilt die Beere in der Volksmedizin als Heilpflanze. Ihren Inhaltsstoffen wird auch eine positive Wirkung gegen Bluthochdruck, Harnweginfektionen sowie Darm- und Hauterkrankungen zugeschrieben.

Wie halten Sie es mit Aronia?

Haben Sie positive oder negative Erfahrungen mit Aronia? Wie setzen Sie die Produkte ein? Welche finden Sie gelungen, welche weniger? Schreiben Sie uns Ihre Meinung unten ins Kommentarfeld. Herzlichen Dank! Ich wünsche Ihnen gute Gesundheit und viel Energie für die kommende kalte Jahreszeit.

Wein & Fisch

Soll man in Zeiten von überfischten und geplünderten Meeren sowie vieler bedrohter Fischarten dem Fischkonsum überhaupt noch das Wort reden? Ich finde ja. Wer ein paar wichtige Regeln beachtet und bewusst einkauft, der kann Fisch weiterhin als gesunde Delikatesse ohne schlechtes Gewissen geniessen.

Wein und Fisch

Schmeckt vorzüglich und ist gesund: ein feines Fischgericht mit einem Glas Weisswein.

Ich kaufe zum Beispiel in erster Linie frischen Fisch aus einheimischen Gewässern oder regionaler Biozucht. Soll es zur Abwechslung mal ein Meerfisch sein, leistet mir der vom WWF herausgegebene Einkaufsführer nützliche Dienste. Dieser verrät auf einen Blick, welche Fische aus welchen Regionen bedenkenlos gekauft werden können, bei welchen man sich eher zurückhalten sollte und wo ein Verzicht angezeigt ist. Ganz generell kann man sich auch einfach an folgende Grundregel halten: Fische und Meeresfrüchte mit dem MSC- und dem Bio-Label bevorzugen.

Welcher Wein zu welchem Fisch?

«Un poisson sans boisson, c’est poison – ein Fisch ohne Getränk ist Gift», sagt der Volksmund. Habe ich mich also für einen Fisch entschieden, kommt rasch die Frage nach dem passenden Wein. Rotweine verstehen sich – vor allem zu Meeresfisch – nur in speziellen Fällen. Ein grillierter Thunfisch oder eine Barbe können wunderbar zu einem Pinot Noir passen. Dasselbe gilt für Forelle an Rotweinbuttersauce. Eine Grundregel: Wenn Rotwein zu Fisch, dann eher ein tanninarmes Gewächs wie Pinot Noir (Jürgen von der Mark, Pinot Noir Village), Zweigelt (Meinklang, Zweigelt) oder Grenache (La Tour des Vidaux Tradition). In der Regel passen jedoch Weissweine besser. Sie zeichnen sich oft durch eine prägnantere Säure aus als Rotweine. Diese verleiht dem Fisch Pfiff, besonders kräftigen Meerbewohnern, die in Begleitung eines Chardonnay oder eines kräftigen Riesling (Römerkelter, bee Honigberg) wunderbar munden. Zu einheimischen Süsswasserfischen passen Chasselas/Gutedel (La Capitaine, Clos de la Capitaine), Riesling x Sylvaner (Hirschhof Rivaner) bis hin zu einem leichten, trockenen Riesling (Pflüger, Jungreben Ungsteiner Herrenberg). Letztlich ist aber auch die Kombination von Fisch & Wein Geschmackssache. Experimentieren Sie selber oder versuchen Sie es mit unserem Rezept-Tipp!

Viel Spass bei Wein und Fisch!

Fairtrade-Rum aus Paraguay

Es war einmal ein Zuckerfabrikant… Was wie der Beginn eines Märchens tönt, steht am Anfang einer wahren Geschichte aus der einsamen Region Arroyos y Esteros im südamerikanischen Paraguay. 1993 mochte der einheimischen Ingenieur und Zuckermühlebesitzer Eduardo Felippo nicht mehr mitansehen, wie die Bauern im von Bächen und Sümpfen (Arroyos y Esteros) geprägten Landstrich trotz harter Arbeit ein Dasein ohne echte Perspektiven fristen. Gemeinsam mit Fairtrade, der internationalen Organisation für fairen Handel, startete er ein Biofarmprojekt. Sein Ziel: Bis zu 1000 schlecht bezahlten Farmerfamilien durch eine umweltschonende Zuckerrohrproduktion zu einem besseren Einkommen und mehr Lebensqualität verhelfen.

Zuckerrohrbauern in Paraguay

800 Zuckerrohrbauern aus Paraguay profitieren dank dem Papagayo-Rum von einem besseren Einkommen.

Besseres Leben für 800 Bauern

Was für die Bauern anfänglich wie ein Traum aussah, ist bereits für 800 Familien in Erfüllung gegangen. In Kooperativen vereint, liefern sie biologisch hergestelltes Zuckerrohr an die Mühle von Eduardo Felippo in Asuncion. Dafür lösen sie einen fairen Preis und profitieren zusätzlich von einer Fairtrade-Prämie. Ein Teil davon wird ihnen bar ausbezahlt, ein Teil fliesst in einen Fonds. Dieser dient der Finanzierung von Ausbildung, Beratung und Gemeinschaftsprojekten. So konnten in den vergangenen Jahren beispielsweise Computer angeschafft und der Aufbau einer Arzt- und einer Zahnarztpraxis unterstützt werden.

Fairtrade-Rum

Ökologie steht nicht nur beim Anbau des Zuckerrohrs, sondern auch beim Transport hoch im Kurs.

 

Ein feiner Bio-Rum

Aus dem angelieferten Zuckerrohr entsteht in erster Linie Bio-Rohrzucker. Der als Nebenprodukt anfallende dicke, schwarze Sirup – die Melasse – wird für die Herstellung von Rum genutzt. In traditionellen, kupfernen Brennblasen, sogenannten Pot-Stills, wird die Melasse destilliert. Danach reift der Fairtrade Bio-Rum Papagayo in alten Whisky-Fässern, ehe er via Buenos Aires auf dem Seeweg nach London gelangt. Hier wird er in der kleinen Thames Distillery mit etwas Jamaika-Rum veredelt und anschliessend in Flaschen abgefüllt.

Aus ökologischen Gründen verzichten wir konsequent auf Weine aus Übersee – auch weil die besten Tropfen ohnehin in Europa wachsen. Beim Papagayo Golden Rum verhält es sich anders. Alle Produktions- und Transportabläufe entsprechen hohen ökologischen Anforderungen. Zudem gedeiht Zuckerrohr hier nicht. Wir freuen uns, mit der Aufnahme eines ersten Produktes aus Südamerika ein wenig zu einem wahr gewordenen Märchen beitragen zu können. Der köstliche, mehrfach prämierte Bio-Rum aus Paraguay besticht durch einen milden Geschmack und ein ausgewogenes Bukett.

Wachau – toter Boden wird lebendig

Erste Station unserer Österreichreise ist das noch weitgehend unbekannte Weingut der Familie Harm, das ich vor zwei Jahren in der Wachau entdeckt habe. Die beiden Brüder Andreas und Michael Harm konnten damals am Dürsteiner Kellerberg – einer Wachauer Riesling-Toplage – eine Parzelle übernehmen, die zuvor konventionell bewirtschaftet wurde. Die Umstellung auf biologischen Anbau dauert insgesamt drei Jahre.

Winzer Andreas Harm (links) mit dem Autor bei der Spatenprobe am Dürnsteiner Kellerberg.

Dramatischer Direktvergleich

Wir nutzen unsern Besuch, um zu sehen, wie sich der Boden nach zwei Jahren biologischer Bewirtschaftung verändert hat. Die Spatenprobe aus dem begrünten Rebberg zeigt eine schön poröse Erde, die dank feiner Durchwurzelung schon recht lebendig wirkt. Jedenfalls ist der Unterschied zur Probe aus der direkt daneben liegenden, konventionell bewirtschafteten Parzelle eklatant. Wie ein lebloser Zementblock ohne jede Wurzelstruktur zeigt sich das ausgehobene Stück Erde. Der Direktvergleich ist eindrücklich: Da ein Boden, in den langsam aber schon gut sichtbar neues Leben zurückkehrt, dort ein toter, stark verdichteter Erdblock, in den sich kaum je ein Regenwurm verirren dürfte.

Eklatanter Direktvergleich: Links lebendiger Boden nach Umstellung auf Bio; rechts konventioneller Boden direkt nebenan.

Reben wie nackte Zahnhälse

Die Harms sind eigentliche Umstellungsspezialisten. Insgesamt haben sie zu ihren eigenen Weingärten in den beiden letzten Jahren an verschiedenen Standorten 2,5 Hektar konventionell bewirtschaftete Rebflächen übernommen, die sie jetzt mit grossem Aufwand ebenfalls auf Bio umstellen. Andreas ist Agronom und Bodenspezialist. Er führt uns zu einer anderen Umstellungsparzelle, wo sich schon an der Oberfläche ein dramatisches Bild bietet.

Dramatische Erosion wegen fehlender Begrünung: der ganze humushaltige Oberboden ist weg.

Der ganze Oberboden eines Weingartens mit leichter Hanglage wurde im Verlauf der Jahre abgetragen, die einzelnen Rebstöcke ragen wie nackte Zahnhälse aus dem Boden. Es wird Jahre dauern, bis mit Hilfe von Kompost und einer Begrünung, welche die Erosionsgefahr bannt, die Humusschicht wieder aufgebaut ist.

Übrigens: Der Riesling Dürsteiner Kellerberg vom Weingut Harm ist ab Oktober erstmals im Delinat-Sortiment erhältlich. Freunde von trockenem Riesling mit knackiger Säure werden begeistert sein.

Alle Artikel der Österreichreise:
Tag 1: Wachau: Toter Boden wird lebendig
Tag 2: Wagram – Grüner Veltliner aus der Gruft
Tag 3: Der Charme von Wien und Biowein
Tag 4: Meinklang: Pflanzen-Inseln im Weinberg

Rückfall ins Mittelalter?

Massimiliana Spinola, Besitzerin des piemontesischen Delinat-Weingutes Castello di Tassarolo, und ihr Partner Henry Finzi-Constantine haben sich ein Pferd gekauft. Titouan, so sein Name, entkam dadurch knapp der Schlachtbank und kommt nun als bald fünfjähriges Arbeitspferd im Weinberg zum Einsatz.

Pferd im Weinberg

Ein PS ganz ohne Abgase: Titouan, das Arbeitspferd auf Castello di Tassarolo.

Rückfall ins Mittelalter oder unverbesserliche Nostalgiker? Aus ökologischer Sicht ist ein Pferd für die Reben auch heute noch besser als alle Traktoren. Es verursacht keine Abgase und keine Bodenverdichtung. Stattdessen liefert es frischen Naturdünger und vermittelt dem Winzerpaar ein gutes Gefühl und eine noch engere Beziehung zur Natur. Titouan habe die Atmosphäre auf dem Weingut sofort positiv verändert, schreibt mir Massimiliana. Diesen Effekt habe sie auch schon bei anderen Haustieren – etwa ihrem Hund Rusfus – bemerkt. Nur sei es beim Pferd noch viel mächtiger.

Tassarolo Kutsche

Titouan ist vielseitig einsetzbar.

Vielseitig einsetzbar

Titouan kommt auf Castello di Tassarolo beim Pflügen, beim Einsäen der Gründüngung, bei Laubarbeiten und beim Ausbringen von biodynamischen Präparaten zum Einsatz. Das Pferd stapft durch die begrünten Rebgassen, ohne Schaden an Begrünung und Boden anzurichten – selbst bei nassen Verhältnissen. Wie stark die Natur auf diesem Weingut im Vordergrund stehen, zeigen auch zwei Weine, die ganz ohne Schwefelzugabe gekeltert werden. Schon probiert?

Aus «Biokohle» wird «Pflanzenkohle»

Bis vor zwei Jahren etwa, als sich eigentlich nur die Wissenschaft mit dem Thema Pflanzenkohle beschäftigte, wurde ausschliesslich der englische Begriff «Biochar» dafür verwendet. Erst als die Entwicklung der Technik einen grossflächigen Einsatz in der Landwirtschaft möglich machte, schlich sich die etwas unglückliche Übersetzung «Biokohle» in den Sprachgebrauch. Das «Bio» des englischen «Biochar» steht jedoch lediglich als Abkürzung für Biomasse und nicht für das «Bio» eines bio-zertifizierten Produktes wie Bioapfel oder Biowein. Das «Bio» im Begriff «Biokohle» kennzeichnet also nicht die ökologisch nachhaltige Herstellung des Produktes, sondern besagt lediglich, dass organische Ausgangsmaterialen, also Biomasse, als Rohstoff verwendet wird. Vertreter der Biobranche monierten deshalb eine fälschliche Verwendung des Bio-Kürzels.

Pflanzenkohle

Klimafarming: Neben ihrer Eigenschaft als Bodenverbesserer kann Pflanzenkohle durch Nutzung natürlicher Prozesse gezielt Kohlendioxid aus der Atmosphäre entziehen

Neuer Name

Die führenden Hersteller und Forscher haben sich jetzt auf eine Namensänderung geeinigt: Aus «Biokohle» wird «Pflanzenkohle». Damit wurde nun ein korrekter deutscher Begriff geprägt, denn Pflanzenkohle entsteht aus Pflanzen. In der Landwirtschaft sowie im Wein- und Gartenbau kommt sie zusammen mit Kompost und Mist als Bodenverbesserer, Wasser- und Nährstoffspeicher sowie als Klimagas-Bremse zum Einsatz. Auf den Partnerweingütern des Delinat-Forschungsnetzwerkes laufen derzeit in allen wichtigen Weinländern Europas grossangelegte Versuche mit Pflanzenkohle. Für Delinat wird sie bald als Bio-Pflanzenkohle zertifiziert.

Experimentieren Sie in Ihrem Garten

Pflanzenkohle wurde schon in alten Indiokulturen am Amazonas verwendet. Dort kommt sie in der fruchtbaren schwarzen Erde «Terra Preta» vor. Pflanzenkohle lässt sich aus organischen Reststoffen herstellen. Erhitzt man Biomasse (Grünabfälle, Stroh, Trester, Küchenabfälle usw.) unter Ausschluss von Sauerstoff auf über 350°C, entsteht reine Pflanzenkohle. Im Frühling 2010 wurde in Lausanne die europaweit erste professionelle Anlage zur Herstellung qualitativ hochwertiger Pflanzenkohle in Betrieb genommen. Wer im eigenen Garten oder Weinberg mit Pflanzenkohle experimentieren möchte, kann bei www.swiss-biochar.com Pflanzenkohle oder fertige Terra-Preta-Substrate bestellen.

Qualitätsstandard mit Ausnahmen?

Ich war entsetzt, als ich den Laborbericht in den Händen hielt: Zwei Olivenöl-Proben waren mit Weichmachern und eine mit Pestiziden belastet. Zwar handelte es sich bei den Proben lediglich um Muster ab Fass, doch die Produzenten waren nicht irgendwelche Neulinge, sondern bewährte Delinat-Lieferanten. Wie üblich in solchen Fällen beauftragte ich ein zweites Labor zur Kontroll-Analyse. Dieses bestätigte die Resultate.

Olivenöl

Frisch gepresstes Olivenöl fliesst aus Rohren auf einen Filter.

Die folgende Recherche ergab, dass die Oliven in allen drei Fällen nicht auf dem Produktionshof gemahlen wurden, sondern in Ölmühlen. Diese sind zwar in allen drei Fällen bio-zertifiziert, verarbeiten aber auch konventionell angebaute Oliven. Durch eine kleine Unachtsamkeit ist in ein Bio-Öl eine Spur konventionelles gelangt, was zu Pestizid-Spuren führte. Die Weichmacher-Verunreinigung, ein bekanntes Problem bei Ölen, ist stets auf Kontakt mit Kunststoffen zurückzuführen. Im einen Fall war die Ursache eindeutig auf einen Schlauch zurückzuführen, der vom Hersteller fälschlich als für Öle geeignet vertrieben wurde. Im zweiten Weichmacher-Fall konnte die Ursache nicht lokalisiert werden.

Natürlich kommen solcherlei belastete Produkte nicht ins Delinat-Sortiment, auch wenn die Grenzwerte weit unter den gesetzlich zugelassenen liegen. Es ist aber äusserst tragisch, dass ein ganzes Jahr Arbeit durch ein triviales Missgeschick in Gefahr gerät. Meine Absage an die Produzenten fällt mir in solchen Fällen besonders schwer. Denn obwohl sie keine Schuld trifft, müssen sie die Konsequenzen tragen.

Als wir im April über diese Tragödie im Newsletter berichteten, kam eine interessante Frage auf. Unser Kunde Franz Knecht fragte sich und uns, ob es nicht vertretbar wäre, solche «leicht angeschlagenen» Produkte doch ins Sortiment aufzunehmen. Er schrieb uns:

«Da die Probleme technischer Natur sind und nicht auf Betrug oder Mauschelei beruhen, fragte ich mich, ob Delinat solche Produkte nicht deklassiert und via einmalige Aktion bestehenden Kunden anbieten sollte. […] Der Nutzen? Wenn wir Nachhaltigkeit ganzheitlich angehen wollen, dann sollten wir auch im Vertrieb (Delinat) und beim Einkauf (ich als Kunde) das Bild von allen Seiten beurteilen: Umweltnutzen durch nachhaltige Produktion (= Biostandards), Klimaschutz durch minimierten Energieaufwand (auch bei solchen Unfällen), sozialen Nutzen durch Verstehen von Kausalitäten und ökonomischen Nutzen durch kleinstmöglichen Abschreiber auf ‘richtig’ und anständig produzierte Produkte bei den Herstellern. Diese leben und arbeiten ja oft in ökonomisch nicht verwöhnten Randregionen und helfen so die Natur zu erhalten, auch die Vielfalt von Arten und Ökosystemen. Ein deklassiertes Produkt aus solcher Quelle, das als Öl einwandfrei ist, aber eben nicht den strengen Biostandards entspricht, ist mir dann allemal lieber als die meisten Produkte aus konventioneller Quelle.»

In meiner Aufgabe als Delinat-Einkäufer bin ich auch verantwortlich für die Produktqualität. Und es wäre nach aktuellen Vorgaben völlig ausgeschlossen, so ein Produkt ins Sortiment aufzunehmen. Doch natürlich verstehe ich Herrn Knechts Einwand und finde ihn überlegenswert, zumal im beschriebenen Fall unsere Produzenten ebenfalls Opfer sind und unter unserer Absage einen schweren wirtschaftlichen Schaden erleiden.

In meinem Zweifel frage ich Sie, die Verbraucherinnen und Verbraucher dieser Öle: Was meinen Sie zu diesem Vorschlag?

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Warum verschwinden die Bienen?

Die Diskussion begann per Leserbrief in der WeinLese: Ein gravierender Grund fürs weltweite Bienensterben sei der Mobilfunk, schrieb ein Leser. Dies sei wissenschaftlich belegt. Gleich mehrere Leser antworteten darauf und widersprachen dieser These ganz entschieden. Für uns ein Anlass, die Diskussion in den Blog zu tragen und einmal genauer zu beleuchten.

Bienenvölker in Bulgarien

Ein Standort mit hoher Biodiversität kann gesunde und vitale Bienenvölker hervorbringen.

Das Bienensterben wird auch als Colony Collapse Disorder bezeichnet: Völkerkollaps, der durch das Fehlen erwachsener Bienen im Volk ensteht – nur die Brut und junge Bienen sind noch vorhanden. Massiv trat dieses Phänomen Anfang 2007 in den USA auf, wo Bienen weniger als Honigproduzenten denn als Bestäuberinnen gehalten werden und mit grossen Trucks von einer (Monokultur-) Tracht zur nächsten gefahren werden. Die Hälfte aller Bundesstaaten in den USA war betroffen – in einigen Regionen kollabierten bis zu 80% der Bienenvölker.

Vereinzelt wurde dieser Zusammenbruch auch in Europa und Indien beobachtet; in Europa weisen die Zusammenbrüche aber in der Regel andere Symptome auf. Aber auch hier werden hohe Völkerverluste verzeichnet, in manchen Wintern bis zu 30%. An den Ursachen für diese Verluste wird geforscht – abschliessend geklärt sind sie noch nicht. Am wahrscheinlichsten erscheint eine Kombination mehrerer Faktoren.

  • Die Varroamilbe: Dieser Parasit verbreitete sich in den 1970er und 1980er Jahren – es gibt quasi kein Bienenvolk, das nicht von der Varroa betroffen ist. Trotz (nach Bio-Richtlinien zugelassener) Behandlung mit Ameisensäure oder Oxalsäure brechen Bienenvölker unter der Milbenbelastung zusammen.
  • Fehlende Artenvielfalt: Nahrungsgrundlagen gehen verloren: Bienen brauchen eine ganze Reihe verschiedener Pflanzen für die Ernährung ihrer Larven. Monokulturen wie der zunehmende Maisanbau stellen ein ernsthaftes Problem für die Ernährung der Bienen dar.
  • Unterernährung: In den letzten Jahren führte die sommerliche Dürre zu Nahrungsmangel: Die Bienen mussten mitten im Sommer gefüttert werden oder verhungerten. Sollte dieses Phänomen bedingt durch den Klimawandel öfter auftreten, wird das zum Problem.
  • Pflanzenschutz: Immer mehr systemische Insektizide und chemische Schutzüberzüge für Saatgut werden in der Landwirtschaft eingesetzt. Die werden immer komplexer in der Zusammensetzung und wirken toxisch – nicht nur auf Bienen.
  • Luftverschmutzung: Die beeinträchtigt den Geruchssinn der Bienen.
  • Gentechnik und Mobilfunk: Zusammenhänge werden vermutet, sind aber nicht belegt.

Die Folgen der Völkerverluste sind dramatisch. Es fehlt nicht nur die volkswirtschaftlich wichtige Bestäubungsleistung der Bienen, auch die Honigproduktion geht in manchen Ländern drastisch zurück: In Frankreich oder Argentinien zum Beispiel bis zu 50%. Frankreich ist im Übrigen der zweitgrösste Importeur von Pestiziden weltweit, Argentinien setzt voll auf industrialisierte Landwirtschaft, und es wird auf immer mehr Feldern Gen-Soja angebaut…

Mein Fazit als wissenschaftlicher Laie und Hobby-Imker: Fehlendes Nahrungsangebot infolge Monokultur und Belastung durch Pestizide schwächen die Völker; kommt dann noch ein erhöhter Milbenbefall dazu, brechen sie zusammen. Es zeigt sich, dass vor allem Bio-Imker vitalere und damit widerstandsfähigere Völker vorweisen können – denn diese Bienen dürfen in biologisch bewirtschafteten Feldern fliegen. Auch der Bericht aus Bulgarien von David Rodriguez deutet darauf hin.

Zu denken gibt mir: Die Honigbiene ist ohne Hilfe des Menschen fast nicht mehr überlebensfähig – was passiert mit den Wildbienen, den Hummeln, den Wespen?

Spanien fördert Delinat-Philosophie

Carlos Laso Galbis ist ein umtriebiger Winzer: Seit er mit Delinat zusammenarbeitet, hat ihn auf seinem Weingut Pago Casa Gran im Hinterland von Valencia die «grüne Revolution» erfasst. Das Weingut gehört zum Forschungsnetzwerk des Delinat-Instituts. Carlos hat sich zum Ziel gesetzt, die ambitiösen Delinat-Richtlinien in seinen Weinbergen möglichst flächendeckend auf der höchsten Niveaustufe umzusetzen.

Mit Innovationen zum Erfolg: Carlos Laso Galbis setzt die Delinat-Richtlinien konsequent um.

Staatlicher Segen für Delinat-Richtlinien

Ein vom spanischen Landwirtschaftsministerium ausgeschriebenes Förderprogramm zur wirtschaftlichen Stärkung ländlicher Gebiete kam ihm da gerade recht: Er kopierte kurzerhand Auszüge aus den Delinat-Biorichtlinien und reichte diese zusammen mit ein paar Skizzen als zukunftsträchtiges Projekt ein. Die staatliche Amtsstelle hiess das Förderprojekt als vorbildlich gut. Damit erhält Carlos eine willkommene finanzielle Unterstützung, um in die Biodiversität seiner Rebberge zu investieren.

Olivenbäume mitten im Weinberg

Bereits hat er damit begonnen, in seinen grössten Parzellen ganze Reihen von Rebstöcken auszureissen um für andere Kulturen Platz zu machen. So hat er eine Reihe Olivenbäume gepflanzt, die im Stammbereich von niedrigen Trockensteinmauern gesäumt werden. Zusammen mit Steinhaufen und Aromakräutern bilden sie Anziehungspunkte und Lebensraum für Reptilien, Schmetterlinge, Bienen und andere Insekten.

Oliven im Weinberg

Eine wichtige Sekundärkultur in mediterranen Regionen: der Olivenbaum

Walzen statt mähen

Weiter setzt Carlos grossflächig spezielle Leguminosesaaten ein, um seine Weinberge ganzjährig zu begrünen. Nach dem Vorbild des vom Delinat-Institut entwickelten Rolojack hat er ein Spezialgerät gebaut, mit dem er den Pflanzenteppich zwischen den Rebzeilen plattwalzen kann. Das hat gegenüber dem Mulchen (mähen und liegen lassen) den Vorteil, dass die Feuchtigkeit besser im Boden zurückbehalten und die natürliche Nährstoffzufuhr für die Rebstöcke verbessert werden kann.

Blumen im Wein

Fast zu schade, um es zu walzen: Blumenmeer zwischen den Rebzeilen

Weisswein-Rarität

Carlos ist übrigens nicht nur ein innovativer, pfiffiger Weinbauer, er keltert auch einen für Spanien aussergewöhnlichen Weisswein: Sein Viña Llopis ist mehrheitlich aus Gewürztraminer gekeltert – eine echte Rarität für Spanien. Sein Grossvater, der früher geschäftlich viel in den Benelux-Ländern unterwegs war, hatte die Rebsorte einst aus dem Elsass mit nach Valencia gebracht. Auch hier scheint sie sich ausgesprochen wohl zu fühlen, wie der fruchtig-würzige Viña Llopis eindrücklich zeigt.