Neuer Pasta-Wein aus Sizilien

Ein fruchtig-würziger Rotwein, der Süditalien von der schönsten Seite zeigt, und zu Pasta genauso passt wie zu regionaltypischen Gemüsegerichten. Mit diesem Ziel vor Augen habe ich mich vor rund zwei Jahren auf die Suche nach einem neuen, preiswerten Alltagswein gemacht, der hohen Anforderungen und Qualität und Ökologie genügt.

Caserecce Bonarossa

Typisch Sizilien: Bonarossa und Pasta Caserecce – ein Fall für Geniesser.

Fündig wurde ich schliesslich bei unserem Biowinzer Massimo Maggio im Süden von Sizilien. Er hat aus der fast nur in Sizilien angebauten Traubensorte Nero d’Avola und kleinen Anteilen von Cabernet Sauvignon und Merlot einen Wein gekeltert, der mir persönlich viel Trinkspass bereitet.

Ehrlich und bodenständig

Ich kenne Massimo Maggio schon lange. Was ich an diesem Weingut besonders schätze: Die Weine kommen ohne Allüren aus, sie sind ehrlich und bodenständig wie der Winzer selber. Massimo Maggio entspricht nicht dem Bild, das wir in der Schweiz oder Deutschland von Sizilianern haben. Er ist genau, verantwortungsbewusst und plant alles bis ins Detail. Und er hat eine ausgeprägte Liebe zu Sizilien, zur Natur und zum Weinbau.

Massimo Maggio

Winzer Massimo Maggio bringt natürlichen Genuss ins Weinglas.

Forschungspartner von Delinat

Sein Weingut hat mittlerweile eine stattliche Grösse. Trotzdem schafft er es vorzüglich, in seinen Weinbergen keine Monokultur aufkommen zu lassen. Mit ökologischen Ausgleichsflächen und Hotspots sowie weiteren Kulturen wie Fruchtbäumen und Biogetreide hat er einen Vorzeigebetrieb. Als Partnerweingut des Delinat-Instituts arbeitet und forscht Massimo Maggio zukunftsgerichtet an neuen Fortschritten im biologischen Weinbau. Auf der andern Seite bewahrt der Winzer das Ursprüngliche. So restauriert er alte Bauten auf dem Weingut, die früher als Behausungen dienten.

Weinberg Maggio

Reife Mandarinen sorgen zusammen mit anderen Früchten für natürliche Vielfalt und bunte Kontraste in den Weinbergen von Massimo Maggio.

Wenn Sie den Bonarossa schon probiert haben, schreiben Sie eine Produktbewertung – oder machen Sie beim Rezeptwettbewerb mit: Wir suchen die besten Pasta-Rezepte zum Bonarossa. Herzlichen Dank.

Pappardelle al Ragù di Manzo

Wir suchen die besten Pasta-Rezepte zum Bonarossa, dem neuen, fruchtig-würzigen Rotwein aus Sizilien. Die ersten Vorschläge sind bereits eingetroffen. Mitmachen beim Wettbewerb «Pasta zum Bonarossa» ist ganz einfach – klicken Sie hier.

Der Wettbewerb läuft bis zum 30. September. Eine kompetente Jury trifft eine Vorauswahl. Dann aber sind Sie, liebe Leserin, lieber Leser, gefragt: Sie küren am Ende das Sieger-Rezept.

Claudio Del Principe, anonymer Koch

Claudio Del Principe ist nicht nur auf Grund seines italienischen Namens als Juror qualifiziert.

Ausser Konkurrenz präsentieren einzelne Jurymitglieder an dieser Stelle persönliche Lieblings-Pastarezepte. Den Anfang macht Claudio Del Principe. In seinem Blog «Anonyme Köche», der weit über die Schweiz hinaus im ganzen deutschsprachigen Raum gelesen wird, ist seine Leidenschaft für die italienische Küche und Weine deutlich zu spüren. Hier der Pasta-Tipp eines unerbittlichen Puristen, dem nichts wichtiger ist, als mit möglichst wenigen Zutaten das Beste aus jedem Gericht zu holen:

Pasta zum Bonarossa: «Pappardelle al Ragù di Manzo»

Pasta zum Rotwein: Pappardelle al Ragù di Manzo

Claudios «Pappardelle al Ragù di Manzo» brauchen Zeit – und harmonieren perfekt mit dem Bonarossa

Foto: Claudio Del Principe

Ein Kilo grob gewürfelte Ragùstücke portionsweise mit Olivenöl in einer schweren Schmorpfanne rundum scharf anbraten, salzen, pfeffern und warm stellen. Das Öl darf man wegschütten, nicht jedoch den Bratensatz am Topfboden. Auf diesem wird mit Butter Mirepoix aus Karotten, Sellerie, Schalotten und Knoblauch geröstet. Nach 5 Minuten etwas Tomatenmark mitrösten.
Mit einem Glas Rotwein ablöschen, warten bis Flüssigkeit reduziert ist. Dann gleich noch einmal mit einem weiteren Glas Rotwein ablöschen. Wer möchte, darf ruhig etwas Demi-Glace hinzufügen.

Dann kommen je etwa 3 Deziliter passierte Tomaten, Rindsfond und Rotwein dazu. Und absolute Ruhe für die nächsten 8 Stunden auf niedrigster Schmortemperatur. Das Ziel ist erstens, eine intensive braune Sauce zu bekommen und zweitens, das Fleisch komplett zerfallen zu lassen. Bevor die Sauce durch ein Sieb passiert wird, 10 Minuten mit einem Zweig Rosmarin und Thymian aromatisieren. Dann Fleisch herausnehmen, mit einer Gabel zerteilen und wieder zur Sauce geben. Mit Salz und Pfeffer justieren.

Wichtig: Die Pasta nach dem Kochen nicht abschütten. Besser mit einem grossen Schaumlöffel oder einer Zange direkt aus dem Wasser in eine Schwenkpfanne geben, wo sich bereits etwas Sauce mit dem Ragù befindet. Unter mittlerer Hitze Pappardelle portionsweise Schwenken und soviel Sauce dazugeben bis sie durch und durch damit überzogen sind. Auf Tellern mit etwas glatter Petersilie und Olivenöl Extra Vergine anrichten. Dazu übrigens nie und nimmer Parmesan reichen – viel zu aufdringlich!

In Claudios Blog ist die Zubereitung der «Pappardelle al Ragù di Manzo» noch ausführlicher beschrieben – wer sich nicht mit gekaufter Pasta zufrieden gibt, erfährt hier auch mehr über die Herstellung von Pappardelle.

Mit Staumeldungen gegen Wildschweine

In den Weinbaugebieten Europas steht die Ernte unmittelbar vor der Tür oder hat bereits begonnen. Es ist die Zeit, wo unerwünschte Gäste den Winzern die reifen Trauben streitig machen. Vielerorts sind Wildschweine ein Problem, die sich nachts die Bäuche mit den süssen Früchten vollschlagen. Wo Wildschweine zu Tausenden in den Wäldern unterwegs sind – wie etwa in der Provence – sind Elektrozäune meist die einzige wirkungsvolle Abwehrmassnahme.

La Tour des Vidaux

Volker Paul Weindel vom Weingut La Tour des Vidaux in der Provence mit einem Traubenstielgerüst, das von Wildschweinen kahlgefressen wurde.

Von einer neuen, pfiffigen Idee berichtet jetzt unser Winzer Volker Paul Weindel vom Weingut La Tour des Vidaux. «In der kritischen Zeit – ab etwa zwei Wochen vor der Ernte – installiere ich fünf Radioapparate im Weinberg und lasse nachts den Verkehrsfunk laufen. Das wirkt ganz gut, da Musik ständig mit Sprache und akustischen Signalen wechselt. Die Wildschweine werden so etwas auf Distanz gehalten», erklärt der Winzer. Vereinzelt getrauen sich die Wildsauen trotzdem in den Weinberg und tun sich an den Trauben gütlich.

Drachen gegen Starenplage

Andernorts – etwa im österreichischen Burgenland – sind nicht die Wildschweine, sondern die Stare das grosse Problem. Die Beeren fressenden Vögel fallen jeweils gleich schwarmweise über die reifen Trauben her und hinterlassen grosse Schäden. Einige Weinbauern schützen ihre Reben mit Netzen, was aber aufwändig und kostspielig ist. Andere stellen Schussapparate auf, welche die heranfliegenden Vögel durch Knallgeräusche vertreiben sollen.

Drachen im Weinberg

Fliegende Drachen über den Weinbergen von Werner Michlits im österreichischen Burgenland

In Pamhagen, wo das Weingut Meinklang zu Hause ist, haben sich die Weinbauern zusammengeschlossen und gemeinsam mehrere Feldhüter engagiert. Diese schiessen mit Platzpatronen in die Luft, sobald die drohende Gefahr herannaht. «Diese Methode erweist sich als örtlich sehr flexibel und effizient», erklärt Meinklang-Winzer Werner Michlits. Er selber setzt noch auf eine andere, originelle Idee: «Wir haben bemerkt, dass Greifvögel für Stare eine gewisse Schreckfunktion haben.» Der Winzer lässt deshalb Drachen steigen. «Damit lassen sich Raubvögel gut imitieren und die Stare bleiben auf Distanz», sagt er.

Wie würden Sie Ihre reifen Trauben vor unerwünschten Gästen schützen? Haben Sie weitere pfiffige Ideen, wie sich Wildschwein & Co. vom Weinberg fernhalten lassen? Wir freuen uns über originelle Vorschläge unten im Kommentarfeld. Herzlichen Dank.

Verheissungsvolle Wein-Entdeckungen

Provence adieu. Wir reisen westwärts Richtung Languedoc. Im Westen nichts Neues? Ganz im Gegenteil. Mit unserem langjährigen Südfrankreich-Partner Gilles Louvet machen wir uns auf die Suche nach neuen Bioweingütern. Nordwestlich von Avignon treffen wir im kleinen Städtchen Goudargues, das mit seinen offenen Kanälen einen Hauch von Venedig verbreitet, auf Brigitte Martinez und Philipp Dubois. Ihre Grenache-, Syrah– und Cinsault-Rebstöcke wachsen am Fusse der wellenförmigen Hügelkette La Font des Couteaux. Das gleichnamige Weingut bietet dem Winzerpaar und seinen beiden Kindern derzeit bloss Teilerwerb. Philipp arbeitet hauptberuflich als Erzieher in einer Behindertenwerkstätte. Seine Wochenenden aber gehören der Familie und dem Rebberg.

La Font des Coutaux

Sie freuen sich auf die Zusammenarbeit: Philippe Dubois und Brigitte Martinez mit dem Autor (Mitte).

Wein aus roter Erde

Als Volltreffer entpuppt sich auch unsere nächste Neuentdeckung: Am landschaftlich reizvollen Lac du Salagou, 50 Kilometer westlich von Montpellier, hat sich Sébastien Rouve einen Traum erfüllt. Schon seine Grosseltern und Eltern haben Weinbau betrieben, die Trauben aber an eine Genossenschaft verkauft. «Ich habe immer gesagt: Eines Tages steht mein eigener Name auf der Etikette», erzählt uns Sébastien. 2007 wurde sein Traum wahr – das Weingut Mon Rève war geboren. Seither keltert er seine Trauben (Syrah, Grenache, Carignan, Mourvèdre, Vermentino, Grenache Blanc, Roussanne und Grenache Gris) selber. Sie gedeihen fast alle auf leuchtend roten Schiefböden.

Mon Rève

Sébastien Rouve hat sich am Lac du Salagou mit dem Weingut Mon Rève einen Traum erfüllt.

Die beiden neuen Weingüter haben mich mit ihrer Weinqualität und ihrem ehrlichen Bekenntnis zum ökologischen Weinbau überzeugt. Sie werden diese Weine demnächst neu im Delinat-Sortiment finden.

Und noch ein Geheimtipp…

Sébastian Rouve hat uns übrigens seinerseits eine Entdeckung beschert, die ich allen Südfrankreich-Reisenden, die einen Abstecher ins rot schimmernde Bike- und Wanderparadies rund um den Lac du Salagou planen, nicht vorenthalten möchte. Etwas abseits vom See führt die gebürtige Bernerin Margrit Roth das Hotel-Restaurant La Palombe. Während sie für chaleureuse Gastfreundschaft sorgt, zaubert ihre französische Küchenchefin Gerichte auf den Teller, die punkto Preis-Genuss ihresgleichen suchen.

La Palombe

Wirtin Margrit Roth überrascht im Restaurant La Palombe nicht nur mir ausgezeichneter Küche, sondern auch mit einer schönen Auswahl an Bioweinen.

Dass uns Sébastien in dieses kleine Schlemmerparadies entführte, hatte natürlich noch einen anderen Hintergrund. Im stark biogeprägten Weinangebot figurieren auch jene von Mon Rève. Uns wars recht: So konnten wir uns unisono davon überzeugen, dass die Weine von Sébastien Rouve auch höchsten kulinarischen Ansprüchen problemlos genügen.

Alle Artikel der Reise nach Südfrankreich:
Tag 1: Edles Gewürz und edle Weine
Tag 2: Der ganze Weinberg ein einziger Hotspot
Tag 3: Verheissungsvolle Wein-Entdeckungen
Tag 4: Stille Wein-Revoluzzer mit Doktorhut
Tag 5: Madame Delmas drückt aufs Gaspedal

Der ganze Weinberg ein einziger Hotspot

Château Duvivier und eine kurze Nacht liegen hinter uns – wir streifen südwärts durch die Provence. Viele Rebberge machen einen «geschleckten», aber leider auch monotonen Eindruck. Hecken, Sträucher, Bäume und andere natürliche Strukturelemente wurden Opfer einer auf reine Bequemlichkeit getrimmten Wirtschaftsweise. Ökologiebewusste Winzer wirken solcher Monotonie mit Neupflanzungen von Hecken, Bäumen und Kräutergärten entgegen. Die sogenannten ökologischen Hotspots sorgen für neue Artenvielfalt.

Leider noch nicht ganz reif: Der Autor greift nach einer Feige im Rebberg von Biowinzer Volker Paul Weindel (links).

Biodiversität pur

In der Provence gibt es jedoch noch Orte, wo der ganze Weinberg bis heute ein einziger natürlicher Hotspot mit schier perfekter Biodiversität geblieben ist. Zum Beispiel auf der Domaine La Tour des Vidaux im Hinterland von Toulon. Jedes Mal wenn ich Volker Paul und Marlena Weindel auf ihrem Gut in Pierrefeu-du-Var besuche, fühle ich mich in einer andern (Wein-)Welt. Hier, auf seinen exponierten Weinbergsterrassen, die einem Amphitheater gleichen, muss Volker aufpassen, dass die natürliche Vielfalt nicht überhandnimmt. Für mich ist das einer der schönsten und vielfältigsten Weinberge, die ich kenne.

Von der «Arena» mit dem Weingut führt ein steiler Weg hinauf ins «Amphitheater», wo auf Terrassen Reben, Bäume und wilde Kräuter wachsen.

Fruchtbare Partnerschaft

Was unsere ästhetischen und ökologischen Ansprüche derart begeistert, bedeutet für den Winzer mit dem langen, wilden Bart harte, schweisstreibende Arbeit. Die engen Steillagen lassen kaum eine maschinelle Bearbeitung zu. Als wir am Abend unten in der «Arena» auf der Terrasse des Weingutes auf die sonnenbeschienenen Rebhänge blicken und die Kochkünste von Marlena zusammen mit den köstlichen Weinen von La Tour des Vidaux geniessen, sprechen wir über Gott und die Welt , aber auch über Volkers langjährige Zusammenarbeit mit Delinat.

Für Volker Paul und Marlena Weindel ist die Zusammenarbeit mit Delinat eine fruchtbare Partnerschaft.

«Als eher unbekannter Winzer ist es für mich ein enormer Vorteil, dass ein Grossteil der Weine über den Delinat-DegustierService verkauft werden kann. So müssen wir uns nicht auch noch gross um die Vermarktung kümmern», sagt der Biowinzer zufrieden. Dann ist es Zeit, aufzubrechen. Auch heute ist es wieder spät geworden – Antoine Kaufmann lässt grüssen. Marlena fährt uns zum nahegelegenen Hotel – diesmal haben wir den Schlüssel im Sack – zum Glück.

Alle Artikel der Reise nach Südfrankreich:
Tag 1: Edles Gewürz und edle Weine
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Edles Gewürz und edle Weine

Erste Station unserer Südfrankreichreise ist ein guter Bekannter: Seit 1998 wird das Delinat-eigene Weingut Château Duvivier in der Provence von Antoine Kaufmann bewirtschaftet. Ich staune immer wieder, mit welchem Engagement und welchen Ideen der Winzer die ökologische Revolution und die natürliche Vielfalt in seinen Weinbergen vorantreibt.

Die ökologischen Hotspots, die Winzerkollegen aus ganz Europa im Frühling 2010 gepflanzt haben, gedeihen prächtig.

Bei unserem Spaziergang durch die Rebanlagen interessieren uns vorerst die ökologischen Hotspots, die beim Winzertreffen 2010 von Biowinzern aus ganz Europa angepflanzt worden waren. Die kleinen Setzlinge haben sich in rund anderthalb Jahren zu stattlichen Sträuchern und kleinen Bäumchen entwickelt und sorgen so bereits für viel Abwechslung im Weinberg.

10 000 Safran-Setzlinge

Ein imposanter «Hotspot» innerhalb der Weinberge ist auch der grosse Gemüsegarten, wo gerade reife Tomaten, Kürbisse, Zucchini und andere Gemüse darauf warten, in der Schlossküche zu kulinarischen Leckereien verarbeitet zu werden. Direkt neben dem Garten zeigt uns Antoine ein brachliegendes Feld. Hier pflanzt er in den nächsten Tagen rund 10 000 Safran-Zwiebeln. Bereits Ende Oktober wird das Feld dann erstmals bläulich leuchten und die ersten Safranblüten können geerntet werden.

Antoine Kaufmann vor dem Feld, auf dem er in diesen Tagen 10 000 Safran-Zwiebeln setzt.

Damit entsteht auf Duvivier ein weiterer, farbiger Hotspot, der auch wirtschaftlich etwas abwerfen soll. 180 Blüten ergeben rund 1 Gramm rot-orange Safran-Fäden. Der Verkaufspreis dafür liegt laut Antoine bei rund 30 Euro. Das wertvolle Gewürz soll vor allem den Château-Gästen zum Kauf angeboten werden.

Vor verschlossenen Château-Türen

Wie sehr sich die ökologischen Bemühungen auch in der Qualität der Duvivier-Weine niederschlagen, durften wir dann einmal mehr bei einem gemeinsamen kulinarisch hochstehenden Nachtessen im abgelegenen, privaten Zuhause von Antoine und Irene Kaufmann feststellen.

Privataudienz bei Irene und Antoine Kaufmann: Richard Zumkemi (rechts) und der Autor freuen sich auf ein gediegenes Diner mit Duvivier-Wein.

Es wurde spät an diesem lauwarmen Sommerabend auf der weitläufigen Gartenterrasse. So spät, dass wir bei der Rückkehr zu unseren Gemächern im Château Duvivier unverhofft vor verschlossenen Türen standen. Uns blieb nichts anders übrig, als Schlossherrin Sylvia Fahs weit nach Mitternacht aus dem Bett zu klingeln. Sie nahms, trotz strengem Arbeitstag, mit Humor…

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Tag 1: Edles Gewürz und edle Weine
Tag 2: Der ganze Weinberg ein einziger Hotspot
Tag 3: Verheissungsvolle Wein-Entdeckungen
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Rückfall ins Mittelalter?

Massimiliana Spinola, Besitzerin des piemontesischen Delinat-Weingutes Castello di Tassarolo, und ihr Partner Henry Finzi-Constantine haben sich ein Pferd gekauft. Titouan, so sein Name, entkam dadurch knapp der Schlachtbank und kommt nun als bald fünfjähriges Arbeitspferd im Weinberg zum Einsatz.

Pferd im Weinberg

Ein PS ganz ohne Abgase: Titouan, das Arbeitspferd auf Castello di Tassarolo.

Rückfall ins Mittelalter oder unverbesserliche Nostalgiker? Aus ökologischer Sicht ist ein Pferd für die Reben auch heute noch besser als alle Traktoren. Es verursacht keine Abgase und keine Bodenverdichtung. Stattdessen liefert es frischen Naturdünger und vermittelt dem Winzerpaar ein gutes Gefühl und eine noch engere Beziehung zur Natur. Titouan habe die Atmosphäre auf dem Weingut sofort positiv verändert, schreibt mir Massimiliana. Diesen Effekt habe sie auch schon bei anderen Haustieren – etwa ihrem Hund Rusfus – bemerkt. Nur sei es beim Pferd noch viel mächtiger.

Tassarolo Kutsche

Titouan ist vielseitig einsetzbar.

Vielseitig einsetzbar

Titouan kommt auf Castello di Tassarolo beim Pflügen, beim Einsäen der Gründüngung, bei Laubarbeiten und beim Ausbringen von biodynamischen Präparaten zum Einsatz. Das Pferd stapft durch die begrünten Rebgassen, ohne Schaden an Begrünung und Boden anzurichten – selbst bei nassen Verhältnissen. Wie stark die Natur auf diesem Weingut im Vordergrund stehen, zeigen auch zwei Weine, die ganz ohne Schwefelzugabe gekeltert werden. Schon probiert?

Ein Newsletter nach Wunsch

Am letzten Wochenende haben über 2’000 Leser/innen darüber abgestimmt, ob der Newsletter anstelle von wöchentlich nur noch alle 14 Tage oder monatlich erscheinen soll. Und ob es gewünscht wäre, einen Teil der Information lieber über soziale Netzwerke wie Facebook zu beziehen. Für Schnellleser so viel: Der Newsletter erscheint ab sofort nur noch alle zwei Wochen. Eine Aufteilung auf Facebook wird es nicht geben.

Kommunikation: Die Dosierung ist eine Herausforderung

Bei Delinat gibt es viel Erfreuliches zu berichten. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht der eine oder andere der über 100 Delinat-Winzer von einem neuen Projekt oder Wein zu berichten hätte. Kaum eine Woche vergeht ohne hochinteressante News aus der Delinat-Forschung. Begeisterte Kundinnen und Kunden fragen nach, fordern und wünschen sich dies und jenes, das auch andere Weinfreunde interessieren würde. Und vor allem gibt es viele gute Anregungen, über die sich zu berichten und zu diskutieren lohnt. An lesenswertem Stoff mangelt es nicht, und es bleibt eine Herausforderung, die Menge so zu dosieren, dass die meisten Kunden sich genügend informiert, aber nicht belästigt fühlen.

Früher haben wir die wichtigsten Botschaften in monatlichen Briefen per Post verschickt. Die Post wurde mit zunehmenden Aktivitäten dicker und dicker und viele Empfänger unzufriedener, weil sie sich generell weniger Papier wünschten. Vor bald einem Jahrzehnt übernahm dann der elektronische Newsletter einen Teil der Stoffs, so dass sich Anzahl und Volumen der Briefpost auf etwa die Hälfte reduziert hat.

Doch die Medien haben sich weiter entwickelt. Die sozialen Netzwerke sind hinzugekommen und mit ihnen eine nie dagewesene Informations-Überflutung. Immer wieder muss man sich als Firma die Frage stellen, wie viel Information man liefern soll und mit welchem Medium. Kann man bald ganz auf Papier verzichten?

Der Delinat-Newsletter wird seit Jahren im Wochenrhythmus verschickt. An seinem Start gab es weder Delinat-Blog noch Delinat-Facebook-Seiten, und Twitter konnte man sich noch nicht einmal vorstellen. Inzwischen haben sich die Informationskanäle gewaltig verändert, soziale Netzwerke haben ein grösseres Gewicht bekommen. Die Informationsflut in allen Kanälen hat immens zugenommen.

Briefkasten

Für viele ein Problem: Im oft überfüllten virtuellen Briefkasten wird es immer schwieriger, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen.

Leider gehen die Meinungen und Wünsche der Kunden weit auseinander. Während sich die einen zu wenig informiert fühlen, empfinden andere schon einen jährlichen Katalog oder einen monatlichen Newsletter als aufdringlich. Es allen recht machen zu können, ist bekanntlich unmöglich und wir wollen es auch gar nicht versuchen. Daher haben wir in den letzten Jahren vermehrt an einer Individualisierung gearbeitet: Jede Kundin und jeder Kunde soll selbst bestimmen können, welche Post von Delinat kommen soll und ob elektronisch oder auf Papier. Noch ist nicht alles bis ins Detail gelöst, aber bald. Wir werden in den kommenden Monaten darüber berichten und Sie einladen, Ihr persönliches Informations-Profil festzulegen. Schon jetzt können Sie hier Ihren Newsletter auf monatlich oder 14-täglich einstellen.

2’000 Stimmen und keine Einigkeit

In der Umfrage am letzten Wochenende fragten wir unsere Newsletter-Abonnenten, ob der wöchentliche Versand beibehalten oder auf 14-täglich oder monatlich umgestellt werden soll. Über 2’000 Leser/innen haben an der Abstimmung teilgenommen und kaum eine Umfrage ergab jemals ein so heterogenes Bild. Keine der drei Optionen fand eine klare Mehrheit. So wehrten sich die Befürworter des Wochenrhythmus z.B. so:

«E-Mails liest man täglich. Der newsletter von Delinat wird 1x wöchentlich verschickt – finde ich gut, weil regelmässig, man verliert sich nicht im „wann kommt der nun wieder neu“ – gut, dass er am Sonntag kommt, denn „Genüssliches“ liest man gerne in der Freizeit.»

«Da ich mich in keinem Blog, Facebook oder Twitter bewege, doch sehr interessiert Ihre Newsletter lese, würde ich es schade finden, sie nur noch 14-tägig zu erhalten.»

Auf der anderen Seite empfinden einzelne gar einen monatlichen Newsletter als aufdringlich und wünschten sich elektronische Post nur alle zwei, drei oder sechs Monate. Wenn auch keine der vorgegebenen Optionen eine klare Mehrheit fand, so stimmten insgesamt deutlich mehr als die Hälfte für eine niedrigere Frequenz als bisher. Wenigstens dieser Aspekt der Umfrage war klar, so dass wir beschlossen haben, umgehend auf einen 14-Tages-Rhythmus umzustellen.

Damit enttäuschen wir leider alle jene, die den Wochentakt gerne beibehalten hätten, und hoffen auf Verständnis. Auf Facebook als Primärkanal werden wir hingegen verzichten und alle Inhalte weiterhin vollumfänglich im Newsletter bringen.

Ein paar weitere Kommentare:

«Freue mich jedesmal auf den hochinteressanten Newsletter. Ist auch noch gut, wenn dieser alle 14 Tage erhältlich ist. Vielen Dank!»

«Für mich ist der Delinat-Blog als interaktive eigene Seite wichtig, weil ich dort viele Hintergundinformationen erhalte.»

«Newsletter finde ich am besten, ob 14-täglich oder monatlich spielt nicht so eine Rolle. Facebook und Co. lehne ich völlig ab, auch wenn ich zur jüngeren Internet-Generation gehöre.»

«Ein treuer Delinat-Kunde besucht auch ohne Newsletter die entsprechenden Seiten.»

«Die Aktualität beizubehalten sollte auch mit grösserem Abstand möglich sein, bei Bedarf könnt „Ihr“ ja einen Zwischenversand machen.»

Unser Fazit: Der Newsletter ist und bleibt unser wichtigstes Kommunikations-Instrument. Nirgends sonst können wir so wirkungsvoll auf Projekte, engagierte Winzer oder auch auf die beliebten Restposten hinweisen, die nach wie vor exklusiv im Newsletter angeboten werden.

Der Blog ergänzt durch weiterführende Informationen und dient als Diskussions-Kanal für Ihre Meinung und zum Austausch mit anderen Weinfreunden.

Ganz herzlichen Dank allen, die an der Umfrage teilgenommen haben. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Freude beim Lesen!

Aus «Biokohle» wird «Pflanzenkohle»

Bis vor zwei Jahren etwa, als sich eigentlich nur die Wissenschaft mit dem Thema Pflanzenkohle beschäftigte, wurde ausschliesslich der englische Begriff «Biochar» dafür verwendet. Erst als die Entwicklung der Technik einen grossflächigen Einsatz in der Landwirtschaft möglich machte, schlich sich die etwas unglückliche Übersetzung «Biokohle» in den Sprachgebrauch. Das «Bio» des englischen «Biochar» steht jedoch lediglich als Abkürzung für Biomasse und nicht für das «Bio» eines bio-zertifizierten Produktes wie Bioapfel oder Biowein. Das «Bio» im Begriff «Biokohle» kennzeichnet also nicht die ökologisch nachhaltige Herstellung des Produktes, sondern besagt lediglich, dass organische Ausgangsmaterialen, also Biomasse, als Rohstoff verwendet wird. Vertreter der Biobranche monierten deshalb eine fälschliche Verwendung des Bio-Kürzels.

Pflanzenkohle

Klimafarming: Neben ihrer Eigenschaft als Bodenverbesserer kann Pflanzenkohle durch Nutzung natürlicher Prozesse gezielt Kohlendioxid aus der Atmosphäre entziehen

Neuer Name

Die führenden Hersteller und Forscher haben sich jetzt auf eine Namensänderung geeinigt: Aus «Biokohle» wird «Pflanzenkohle». Damit wurde nun ein korrekter deutscher Begriff geprägt, denn Pflanzenkohle entsteht aus Pflanzen. In der Landwirtschaft sowie im Wein- und Gartenbau kommt sie zusammen mit Kompost und Mist als Bodenverbesserer, Wasser- und Nährstoffspeicher sowie als Klimagas-Bremse zum Einsatz. Auf den Partnerweingütern des Delinat-Forschungsnetzwerkes laufen derzeit in allen wichtigen Weinländern Europas grossangelegte Versuche mit Pflanzenkohle. Für Delinat wird sie bald als Bio-Pflanzenkohle zertifiziert.

Experimentieren Sie in Ihrem Garten

Pflanzenkohle wurde schon in alten Indiokulturen am Amazonas verwendet. Dort kommt sie in der fruchtbaren schwarzen Erde «Terra Preta» vor. Pflanzenkohle lässt sich aus organischen Reststoffen herstellen. Erhitzt man Biomasse (Grünabfälle, Stroh, Trester, Küchenabfälle usw.) unter Ausschluss von Sauerstoff auf über 350°C, entsteht reine Pflanzenkohle. Im Frühling 2010 wurde in Lausanne die europaweit erste professionelle Anlage zur Herstellung qualitativ hochwertiger Pflanzenkohle in Betrieb genommen. Wer im eigenen Garten oder Weinberg mit Pflanzenkohle experimentieren möchte, kann bei www.swiss-biochar.com Pflanzenkohle oder fertige Terra-Preta-Substrate bestellen.

Qualitätsstandard mit Ausnahmen?

Ich war entsetzt, als ich den Laborbericht in den Händen hielt: Zwei Olivenöl-Proben waren mit Weichmachern und eine mit Pestiziden belastet. Zwar handelte es sich bei den Proben lediglich um Muster ab Fass, doch die Produzenten waren nicht irgendwelche Neulinge, sondern bewährte Delinat-Lieferanten. Wie üblich in solchen Fällen beauftragte ich ein zweites Labor zur Kontroll-Analyse. Dieses bestätigte die Resultate.

Olivenöl

Frisch gepresstes Olivenöl fliesst aus Rohren auf einen Filter.

Die folgende Recherche ergab, dass die Oliven in allen drei Fällen nicht auf dem Produktionshof gemahlen wurden, sondern in Ölmühlen. Diese sind zwar in allen drei Fällen bio-zertifiziert, verarbeiten aber auch konventionell angebaute Oliven. Durch eine kleine Unachtsamkeit ist in ein Bio-Öl eine Spur konventionelles gelangt, was zu Pestizid-Spuren führte. Die Weichmacher-Verunreinigung, ein bekanntes Problem bei Ölen, ist stets auf Kontakt mit Kunststoffen zurückzuführen. Im einen Fall war die Ursache eindeutig auf einen Schlauch zurückzuführen, der vom Hersteller fälschlich als für Öle geeignet vertrieben wurde. Im zweiten Weichmacher-Fall konnte die Ursache nicht lokalisiert werden.

Natürlich kommen solcherlei belastete Produkte nicht ins Delinat-Sortiment, auch wenn die Grenzwerte weit unter den gesetzlich zugelassenen liegen. Es ist aber äusserst tragisch, dass ein ganzes Jahr Arbeit durch ein triviales Missgeschick in Gefahr gerät. Meine Absage an die Produzenten fällt mir in solchen Fällen besonders schwer. Denn obwohl sie keine Schuld trifft, müssen sie die Konsequenzen tragen.

Als wir im April über diese Tragödie im Newsletter berichteten, kam eine interessante Frage auf. Unser Kunde Franz Knecht fragte sich und uns, ob es nicht vertretbar wäre, solche «leicht angeschlagenen» Produkte doch ins Sortiment aufzunehmen. Er schrieb uns:

«Da die Probleme technischer Natur sind und nicht auf Betrug oder Mauschelei beruhen, fragte ich mich, ob Delinat solche Produkte nicht deklassiert und via einmalige Aktion bestehenden Kunden anbieten sollte. […] Der Nutzen? Wenn wir Nachhaltigkeit ganzheitlich angehen wollen, dann sollten wir auch im Vertrieb (Delinat) und beim Einkauf (ich als Kunde) das Bild von allen Seiten beurteilen: Umweltnutzen durch nachhaltige Produktion (= Biostandards), Klimaschutz durch minimierten Energieaufwand (auch bei solchen Unfällen), sozialen Nutzen durch Verstehen von Kausalitäten und ökonomischen Nutzen durch kleinstmöglichen Abschreiber auf ‘richtig’ und anständig produzierte Produkte bei den Herstellern. Diese leben und arbeiten ja oft in ökonomisch nicht verwöhnten Randregionen und helfen so die Natur zu erhalten, auch die Vielfalt von Arten und Ökosystemen. Ein deklassiertes Produkt aus solcher Quelle, das als Öl einwandfrei ist, aber eben nicht den strengen Biostandards entspricht, ist mir dann allemal lieber als die meisten Produkte aus konventioneller Quelle.»

In meiner Aufgabe als Delinat-Einkäufer bin ich auch verantwortlich für die Produktqualität. Und es wäre nach aktuellen Vorgaben völlig ausgeschlossen, so ein Produkt ins Sortiment aufzunehmen. Doch natürlich verstehe ich Herrn Knechts Einwand und finde ihn überlegenswert, zumal im beschriebenen Fall unsere Produzenten ebenfalls Opfer sind und unter unserer Absage einen schweren wirtschaftlichen Schaden erleiden.

In meinem Zweifel frage ich Sie, die Verbraucherinnen und Verbraucher dieser Öle: Was meinen Sie zu diesem Vorschlag?

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