WeinLese 57: Kurz & bündig

Winzer des Jahres im Languedoc

Delinat-Winzer Louis Fabre von Château Coulon

«Le Guide Hachette des Vins», der älteste und meistverkaufte Weinführer Frankreichs, hat Delinat-Winzer Louis Fabre von Château Coulon zum Winzer des Jahres 2020 im Languedoc gekürt. Louis Fabre repräsentiert eine der ältesten Winzerfamilien im Languedoc – ihre Geschichte geht bis auf das Jahr 1605 zurück. Mit der Auszeichnung zum Winzer des Jahres werden vor allem das über 30-jährige Engagement für den biologischen Weinbau sowie die Verdienste als Botschafter der Weine aus dem Languedoc gewürdigt. «Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung. Es ermuntert uns, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzugehen», erklärt Louis Fabre.

Aufstieg in die Weltklasse

 Oliver und Carolin Spanier-Gillot

Die beiden biodynamischen Weingüter Battenfeld-Spanier und Kühling-Gillot in Rheinhessen, die vom Ehepaar Oliver und Carolin Spanier-Gillot geführt werden, gehören schon länger zur deutschen Weinelite. Im November 2019 wurden sie und ihre Riesling-Weine vom Weinguide «Gault&Millau» mit neuen Lorbeeren überschüttet. Battenfeld-Spanier erhielt die höchste Auszeichnung von 5 Trauben und steigt damit zum Weltklasse-Weingut auf. Kühling-Gillot wurde mit 4 Trauben ausgezeichnet (deutsches Spitzenweingut). Delinat arbeitet seit rund fünf Jahren mit Oliver Spanier und Carolin Spanier-Gillot zusammen.

Rückhaltebecken überflutet

Unermüdlich hat Winzer Carlos Laso auf seinem Weingut Pago Casa Gran im Hinterland von Valencia in den vergangenen Jahren im Sinne der Permakultur viele Retentionsflächen für Regenwasser geschaffen. Im vergangenen September wurden nach überaus heftigen Gewittern alle Rückhalteflächen überflutet, mit Sedimenten gefüllt und teilweise beschädigt. Dank den Permakulturmassnahmen konnten noch grössere Schäden durch Überschwemmungen und Erosion verhindert werden. Das Wetterphänomen «La Gota Fría» ist an der spanischen Ostküste bekannt; so hart wie im vergangenen Herbst traf es die Region aber seit drei Jahrzehnten nicht mehr. Carlos Laso will nun noch mehr und noch grössere Retentionsflächen realisieren, um für solche Ereignisse besser gerüstet zu sein und auch in langen Trockenperioden über genügend Wasserreserven für seine Reben zu verfügen.

Tragisches Insektensterben

Krefelder Insektenstudie

Seit der weltweit beachteten «Krefelder Insektenstudie» ist bekannt, dass der Bestand an Fluginsekten selbst in Naturschutzgebieten in den letzten 30 Jahren um über 70 Prozent zurückgegangen ist. Neuste Ergebnisse einer Studie der Technischen Universität München mit einem internationalen Forscherteam zeigen ein noch schlimmeres Bild: Alleine in den letzten neun Jahren ging in den jährlich erprobten Gründlandstandorten die Biomasse um 67 Prozent, die Individuenzahl um 78 Prozent und die Artenzahl um 34 Prozent zurück. Betroffen sind auch die Insekten im Wald. Hier ging die Insektenmasse zwischen 2008 und 2017 um 41 Prozent zurück, und die Artenvielfalt sank um 36 Prozent. Laut Studie steht das Insektensterben in direktem Zusammenhang mit der heute praktizierten Landund Forstwirtschaft. Die an der Studie beteiligten Wissenschaftler fordern einen Paradigmenwechsel in der Naturschutzund Landnutzungspolitik auf nationaler und internationaler Ebene. Es besteht der Verdacht, dass das Insektensterben verheerende Folgen für die Bodenfruchtbarkeit und die Befruchtung von Obst-, Gemüse- und Feldkulturen hat. Diesbezüglich liegen aber noch zu wenig konkrete Forschungsergebnisse vor.

Naturkork im Aufwind

Korkindustrie Trier, ein deutscher Veredelungsbetrieb für Naturweinkorken und Sektkorken im hochwertigen Bereich, feiert 2020 das 10-jährige Jubiläum des OrganiQork. Dieser Naturkorken kommt ganz ohne Bleichung und synthetische Behandlungsmittel wie Silikon und Paraffin aus. Der ungebleichte Korken wird nur mit Bienenwachs und pflanzlichen Ölen beschichtet. Mittlerweile umfasst diese ökologische Korklinie ein Drittel der Produktion von Korkindustrie Trier. Delinat verwendet diese Korken seit rund fünf Jahren.

Auf ein Glas mit … Günter Faltin

1985 hat Wirtschaftsprofessor Günter Faltin das Unternehmen Teekampagne gegründet. Der heute grösste Teeversandhändler Deutschlands verkauft ausschliesslich echten, fair produzierten Darjeeling-Tee aus biologischem Anbau. Im Interview erzählte uns der Hochschulprofessor seine Erfolgsgeschichte.

Indische Pflückerinnen ernten für die Teekampagne zu fairen Konditionen biologischen Darjeeling-Tee.

Sie haben 1985 das Unternehmen Teekampagne gegründet. Wie ist es dazu gekommen?
Günter Faltin: Ich wollte meinen Studenten am praktischen Beispiel zeigen, dass man ein Unternehmen gründen kann, das gleichermassen fair gegenüber Produzenten und Konsumenten ist. Die Erzeuger bekommen gute Preise für hochwertigen Tee, und die Verbraucher müssen dank unseres Kampagnenprinzips, das Wege und Material einspart, für diese hohe Qualität nicht tief in die Tasche greifen.

Sie waren damals Wirtschaftsprofessor an der Freien Universität in Berlin. Gaben ökonomische Anliegen den Ausschlag für die Gründung?
Auf meiner Seite gab das nicht den Ausschlag, ich hatte ja mein Einkommen als Hochschullehrer. Ich hatte recherchiert, dass sich der Direkteinkauf des Tees in Indien ab einer Menge von zwei Tonnen lohnt. Unsere Standardverpackung ist die 1-kg-Tüte, das heisst, auch der Aufwand für Material war überschaubar. Bei dem hervorragenden Preis, den wir den Kunden bieten konnten, waren wir rasch ausverkauft. Ökonomische Gewinner waren und sind bis heute die Kunden, die plötzlich feinen Darjeeling zu einem enorm günstigen Preis bekamen.

Welchen Stellenwert hatte damals die Ökologie für Sie?
Damals gab es kaum ein Verbrauchermagazin, das nicht über besorgniserregende Pestizidrückstände berichtete. Wir haben die Produzenten von Anfang an ermutigt, auf chemische Dünge- und Pflanzenschutzmittel zu verzichten. Wir waren die Ersten, die nicht nur auf Rückstände kontrollieren liessen, sondern die Ergebnisse der Rückstandsanalyse sogar auf der Packung veröffentlichten. Und auch die Ersten, die ein Wiederaufforstungsprogramm in Darjeeling starteten, das wir bis heute allein finanzieren.

Welche Ziele verfolgten Sie mit der Teekampagne genau?
Ziel war und ist es, viel mehr Menschen für das Thema Gründung zu begeistern. Wenn man nicht den Konventionen folgt, ergeben sich oft neue, günstigere Kombinationen. Tee gab es schon lange und Grosspackungen auch, aber Teehandel nur mit einer einzigen Teesorte, dafür aber direkt vom Erzeugerland und in Grosspackungen, um sie besonders preisgünstig anbieten zu können – das war 1985 neu.

Sie fokussierten sich von allem Anfang an auf eine einzige Teesorte: Weshalb musste es Darjeeling sein?
Wenn man nur eine Sorte anbietet, dann muss das ein guter Tee sein. In den Teebüchern las ich, dass Darjeeling als der «Champagner unter den Tees» gilt. Deshalb ist es Darjeeling geworden.

Persönlich

Günter Faltin: «Tagsüber trinke ich meistens Tee. Abends aber ist ein Glas Wein wunderbar.»

Günter Faltin wurde am 25. November 1944 in Bamberg (DE) geboren. Von 1964 bis 1968 studierte er Volkswirtschaft in St. Gallen und Tübingen. 1972 promovierte er an der Universität Konstanz. 1977 wurde er als Professor an die Freie Universität Berlin berufen, wo er den Arbeitsbereich Entrepreneurship aufbaute. 1985 initiierte er das Unternehmen Teekampagne. Hintergrund der Unternehmensgründung: Als Hochschulprofessor wollte er seinen Studenten an der Freien Universität Berlin zeigen, dass eine nachhaltige, faire und intelligente Art des Wirtschaftens möglich ist. Heute ist die Teekampagne die grösste Importeurin von Darjeeling-Tee aus Indien und das grösste Teeversandhaus Deutschlands. Die Teekampagne hat heute ihren Sitz in Potsdam. 20 Mitarbeiter kümmern sich dort um die Wünsche der mittlerweile rund 200 000 Kunden. Mit Delinat besteht eine Partnerschaft, deren Ziel es ist, in Sachen Nachhaltigkeit und Transparenz neue Massstäbe zu setzen.

www.teekampagne.de

Was ist das Besondere an diesem Tee?
Aufgrund der geografischen Besonderheiten – der steilen Hänge, der hohen Lage, der intensiven Sonneneinstrahlung und des kühlen Bergklimas – schmeckt dieser Tee sehr fein und blumig. Es sind nur 87 Teegärten, die zur Region Darjeeling gehören, und die jährliche Produktionsmenge ist mit 9000 Tonnen sehr überschaubar. Kein Wunder, dass er zu jenen Tees zählt, die häufig und viel gefälscht werden. Darum haben wir ein System der Rückverfolgbarkeit initiiert.

Die Teekampagne zeigt, dass sich Ökonomie und Ökologie gut vertragen. Spüren Sie eine Art Seelenverwandtschaft mit Delinat-Gründer Karl Schefer?
Auf jeden Fall, ich glaube, wir haben beide schon nachhaltig agiert, als dieser Begriff noch nicht seine heutige Popularität besass. Karl Schefer ist ein Pionier des Bioanbaus von Wein, hat Richtlinien entwickelt und fördert Biodiversität. Wir sind ebenfalls Pioniere im Hinblick auf transparenten Teehandel. Ich finde, da gibt es viele Parallelen.

Tee oder Wein: Was ziehen Sie vor?
Das hängt eindeutig von der Uhrzeit ab. Tagsüber trinke ich meistens Tee. Abends aber finde ich ein Glas Wein wunderbar.

Bei welchen Gelegenheiten trinken Sie Wein?
Wenn ich mich am Abend mit Freunden treffe, dann diskutieren wir gerne bei einem Glas Wein. Auch zu Käse, finde ich, ist Wein ein idealer Begleiter.

Worauf achten Sie, wenn Sie eine Flasche Wein kaufen?
Ich achte auf hohe Qualität und auf ein ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis. Mir liegt nicht so sehr an einem klangvollen Namen oder einem schönen Etikett, sondern an den Informationen, die man dort findet, wie Herkunft, Jahrgang usw. – das haben wir übrigens auch für unsere Etiketten übernommen!

Weshalb sollen Delinat-Weinliebhaber Darjeeling von der Teekampagne trinken?
Die Delinat-Kunden sind einen hohen Standard gewöhnt – in Bezug auf Qualität, Bio-Anbau, Transparenz und Nachhaltigkeit. Es sind auch die Standards der Teekampagne. Unsere Unternehmensphilosophie ist sehr ähnlich, nur die Art unserer Produkte unterscheidet sich.

Weintipp Günter Faltin

Besonders überzeugt hat mich der Château Coulon von Delinat. Ein wunderbar fruchtiger Wein, ausgewogen im Hinblick auf Gerbstoffe und Säure. Ein toller Biowein zu einem günstigen Preis.

Château Coulon Sélection spéciale
Corbières AOP 2016
www.delinat.com/2047.16

Stürmisches Wetter und frische Austern

Nach einer unruhigen Nacht mit Windstärke 10 und starkem Wellengang strahlt die Sonne wieder – wie wenn nichts gewesen wäre. Überall wird «klar Schiff» gemacht, das Deck geschrubbt und die Fenster geputzt: Die Gischt der Nacht hat am ganzen Schiff deutliche Salzspuren hinterlassen. Vor Sète setzten wir die Segel, während die erste Gruppe mit Roman Herzog exklusive Weine der Königsklasse degustiert. Diese aussergewöhnliche Degustation («Opus One versus Reserva Martí») lässt sich übrigens auch an Land buchen!

Die spektakuläre Hafeneinfahrt in Sète
Die spektakuläre Hafeneinfahrt in Sète

Die Hafeneinfahrt in Sète lockt dann alle an Deck. Wir werden mit Hilfe von zwei Schleppern in den Hafen bugsiert: Der eine schiebt von hinten, der andere steuert vorne. Das ist selbst für erfahrene Seefahrer ein spektakuläres Bild. Da kann die obligate Glocke noch so freundlich zum Mittagessen läuten –  des Küchenchefs Spanferkel muss sich noch etwas auf die hungrigen Gäste gedulden.

Anne Lignères präsentiert Ihre alten Rebstöcke
Anne Lignères präsentiert Ihre Rebstöcke

Am Nachmittag stehen Ausflüge zu den Weinhöfen Château Coulon und Domain Lignères auf dem Programm. Der Ausflug in die Austernfarm von Florie er Romain Tarbouriech im Etang de Thau zieht Austernliebhaber und Austernskeptiker gleichermassen an, schliesslich muss die Qualität  intensiv getestet werden.

Sea Cloud II Küchenchef Michael Fietz in seinem Element
Michael Fietz, Küchenchef der Sea Cloud II in seinem Element

Doch schnell ist die Gruppe überzeugt und wir nehmen für alle Gäste Austern zum Apero mit – so frisch kriegt man Austern nicht so schnell wieder!

Logbuch der «Sea Cloud»-Reise, April/Mai 2016

  1. Vorbereitung auf eine Traumreise
  2. Genusserlebnisse auf Mallorca
  3. Wiedersehen mit der Sea Cloud – neuen Ufern entgegen
  4. Live von der Sea Cloud: Besuch bei Albet i Noya
  5. Referat und Degustation «schwefelfreie Weine» mit Marga Torres und Josep Maria Albet i Noya
  6. Stürmisches Wetter und frische Austern
  7. Marseille, Bordmusik und Landausflüge
  8. Ein entspannter Genusstag vor St.Tropez
  9. Aller Abschied fällt schwer

Alle Bilder der Reise

Auf grosser Fahrt

Nobler Windjammer: Sea Cloud II.
Nobler Windjammer:
Sea Cloud II.

Die Sea Cloud II ist eine Majestät. Wenn der imposante Dreimaster mit voll geblähten Segeln in See sticht, schlagen die Herzen von Segelfans höher. Lagern im Bauch der noblen Jacht auch noch tausend Flaschen von den besten und fortschrittlichsten Biowinzern Spaniens und Frankreichs, gibt es auch bei bekennenden (Delinat-)Weinfreunden kein Halten mehr: Rund 70 von ihnen gingen am 7. Mai 2014 in der katalonischen Hafenstadt Barcelona an Bord Ihrer Majestät.

Martin Schäppi, passionierter Meer-, Schiff und Weinliebhaber und im Nebenamt Delinat-Reiseleiter, hat den imposanten Windjammer für eine siebentägige Kreuzfahrt auf dem Mittelmeer samt 60-köpfiger Schiffscrew gechartert. Während fast zweier Jahre hat er die exklusive Reise minutiös vorbereitet. Dass das Segelschiff kurz nach dem Auslaufen in Barcelona während ein paar Minuten von zwei erhaben dahingleitenden, Fontänen spritzenden Walen begleitet wird, hatte er nicht planen können. Doch das zufällige Naturspektakel ist der perfekte Auftakt zu einer unvergesslichen Woche, während der Natur, Wind, Wasser, Wein und feine Kost die Hauptrollen spielen.

Nahe bei den Winzern

Aus allen Ecken Deutschlands, Österreichs und der Schweiz sind sie angereist, um auf der zum Weinschiff gewordenen Sea Cloud II von Barcelona nach Nizza zu segeln und zwischendurch auf Landausflügen jene Winzer und Weingüter näher kennenzulernen, von denen sie zu Hause vielleicht schon so manche gute Flasche genossen haben.

Willkommensdrink aus dem Hause Albet i Noya.
Willkommensdrink aus dem Hause Albet i Noya.

Gross ist der Andrang zum Ausflug ins Penedès, wo der erfolgreichste Biowinzer Spaniens zu Hause ist. «Ich verfolge Albet i Noya schon seit 25 Jahren via Delinat und bin völlig fasziniert von diesen Weinen. Jetzt, wo ich den Winzer persönlich kennengelernt und das Weingut gesehen habe, das mir wie eine Oase vorkommt, bin ich ein noch grösserer Fan geworden », freut sich Monica Ferrari-Zanetti aus Weingarten. Zusammen mit ihrem Mann Fredy geniesst sie sieben unbeschwerte Tage auf dem Schiff. Ähnlich beeindruckt zeigt sich Arnd Knopke aus Wil: «Ich war schon auf vielen Weingütern. Bei Albet i Noya beeindruckt mich vor allem, dass mit alten, autochthonen Sorten experimentiert wird, die mit weniger Pflanzenschutzmitteln auskommen sollen. Dieses spanische Weingut entspricht meiner Idealvorstellung.»

Dass die beiden Winzerbrüder Josep Maria und Toni Albet i Noya samt Önologin Marga Torres – wie alle andern besuchten Winzer auch – ebenfalls für ein oder zwei Tage an Bord steigen, gefällt den Passagieren: «Die Idee, die Winzer ein Stück mitreisen zu lassen, ist genial. So lassen sich persönliche Kontakte knüpfen, und man bekommt aus erster Hand Einblick in deren Philosophie», freut sich Jörg Wilhelm aus Bremgarten. Überhaupt findet er die Kombination von Delinat-Wein und Segeln passend: «Beides steht für Langsamkeit. Das tut gut in unserer hektischen Alltagswelt.» Auch Winzer Josep Maria Albet i Noya gibt sich begeistert: «Das ist eine unglaubliche Reise. Zwei Tage lang in entspannter Atmosphäre über diese blaue, glatte See zu segeln – es könnte keinen schöneren Rahmen geben, um unsere Weine zusammen mit Kunden zu geniessen und den Geist von Delinat und Albet i Noya zu würdigen. Ich geniesse es in vollen Zügen.»

Entspannt mit an Bord: Josep Maria Albet i Noya und Önologin Marga Torres.
Entspannt mit an Bord: Josep Maria Albet i Noya und Önologin Marga Torres.

Die Bodegas Mas Igneus im Priorat ist mit den beiden Önologinnen Mireia Pujol und Chaxiraxi Velázquez fest in Frauenhand. Auch dieser Ausflug hinterlässt nachhaltige Eindrücke. Alois Schuler, pensionierter Winzer aus Altdorf: «Ich bin begeistert und fasziniert vom Priorat und den Weinen von Mas Igneus. Einfach gewaltig.» Bernhard Weber aus Schmitten findet ebenfalls Gefallen: «Die Steillagen im Priorat erinnern mich ein bisschen an die Mosel. Beeindruckt bin ich von der Pflanzenvielfalt auf Mas Igneus.»

Abwechslungsreiches Bordleben

An Bord dreht sich ebenfalls vieles um ökologischen Weinbau, wie ihn Delinat und ihre Winzer verstehen. Zum einen begleiten die Weine der besuchten Winzer die fürstlichen Tafelrunden aus der Sea-Cloud-Küche, zum andern werden sie im Rahmen von Wein- und Winzerseminaren degustiert. Bei dieser Gelegenheit wird viel Wissenswertes über die richtige Kombination von Wein und Speisen sowie über den Weinbau der Zukunft vermittelt. Das «Delinat-Konzept» komme gut rüber, findet Ilona Arns Hermle aus Erlach. «Die Begegnungen mit den Winzern und die Ausdruckskraft ihrer Weine sind sehr überzeugend.»

Nächtliches Philosophieren über Gott und die (Wein-)Welt.
Nächtliches Philosophieren über Gott und die (Wein-)Welt.

Zwischendurch sorgen die Matrosen auf dem Deck für Spektakel und Abwechslung: Wagemutig klettern sie an den drei Masten in den blauen Himmel und setzen mir roher Manneskraft die Segel. Die ersten Tage vergehen im Fluge. Schon ist die kleine, pittoreske südfranzösische Hafenstadt Sète in Sicht. Zeit für neue Winzerbesuche. «Von Château Coulon sind wir etwas enttäuscht. Unter einem Château stellt man sich etwas anderes vor als diese alten Kellereigebäude. Aber die Weine sind dafür ausgezeichnet », sagt Karin Näf aus Ebnat-Kappel, und ihr Freund Marco Moser stimmt zu. Eigentlich wollten die beiden auf der Sea Cloud heiraten. Doch dann haben sie gemerkt, dass ihre lieben Angehörigen ja gar nicht dabei sind. Marco Moser: «Jetzt ist daraus halt eine vorgezogene Hochzeitsreise geworden.»

Immer gut drauf: Winzerin Anne Lignères.
Immer gut drauf: Winzerin
Anne Lignères.

Auf der Domaine Lignères in den Corbières sorgen 120-jährige Carignan-Rebstöcke, die in die wilde Garrigue-Landschaft eingebetteten Weinberge für grosse Augen. Beim Kellerrundgang stossen ohne Schwefelzugabe erzeugte Naturweine und Wein aus der Amphore auf reges Interesse. Einen Einblick in einen Weinbau, der auf einem funktionierenden Ökosystem mit reicher Biodiversität basiert, liefert der Besuch auf dem Delinat-Modellweingut Château Duvivier. Winzer Antoine Kaufmann ist jeweils in seinem Element, wenn er die ausgetüftelte Begrünung zwischen den Rebzeilen und die ökologischen Hotspots mit Kräuterinseln, Bäumen, Bienenhotels und Steinhaufen als Unterschlupf für Reptilien erläutert. Doch heute führt er durch den Keller und gibt Einblick in sanfte Vinifikationsverfahren. Den Part im Feld übernimmt derweil Delinat-Ökologe Daniel Wyss.

Die Domaine Mon Rêve am Lac du Salagou, die Domaine Pierre André in Châteauneuf-du-Pape und das Weingut La Tour des Vidaux in der Provence sind weitere begehrte Ausflugsziele auf dieser Reise. Sie liefern alle ähnlich eindrucksvollen Anschauungsunterricht, was einen Weinbau mit reicher Biodiversität ausmacht.

Dreht sich da auf dieser Reise vielleicht ein bisschen gar viel um Wein und Winzer? «Kein Problem, es wird ja immer auch ein Stadtausflug als Alternative angeboten», sagt Anni Tanner aus Liestal, eines von drei Geburtstagskindern während dieser Sea-Cloud-Woche. Und schon beginnt sie von Tarragona zu schwärmen: «Eine Stadt, die ich überhaupt nicht gekannt habe, die mich mit ihren vielen römischen Baudenkmälern und dem lokalen Markt jetzt völlig begeistert.»

Auf Wiedersehn in Sizilien?

Dann, am siebten Tag, läuft die Sea Cloud II im Hafen von Nizza ein. Die erste Delinat-Weinkreuzfahrt ist Geschichte. Zurück bleiben unvergessliche Erinnerungen. «Diese Reise war eine wunderbare Idee. Die Sea Cloud und Delinat sind beide auf schöne und sympathische Weise altmodisch. Das gefällt uns. Wir hoffen auf eine Wiederholung auf einer neuen Route», sind sich Marianne und Ulrich Müller-Herold aus Stallikon einig. Reiseleiter Martin Schäppi nickt zufrieden: «Schön zu sehen, wie die Verbindung von Lebens- und Genussfreude, Sorge zur Natur und Biodiversität zusammen mit einem Hauch Windjammer-Romantik alle in ihren Bann gezogen haben.» Gibt es eine Fortsetzung? Martin Schäppi: «Gut möglich … ich vertiefe mich bereits in die Geografie Siziliens und träume von einer Inselumrundung auf der Sea Cloud II im Jahr 2017 …»

Lesen Sie auch den Artikel «Der Zauberer in der Bordküche» und erfahren Sie mehr über die kulinarischen Höhepunkte während der einwöchigen «Sea Cloud»-Reise.

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann werfen Sie doch auch einen Blick auf unsere zukünftigen Weinreisen.

Wein-Urlaub in Südfrankreich

Um mehr über die Weine von Delinat zu erfahren, beschlossen meine Frau und ich, im Mai drei Weingüter in Frankreich zu besuchen. Seit 10 Jahren kaufen wir Wein bei Delinat. Nun wollten wir uns mal mehr als ein einfaches Einkaufserlebnis gönnen: Urlaub verbunden mit Besuchen auf Château Duvivier (na klar!), Tour de Vidaux (Volker Weindel) und Château Coulon (Louis Fabre).

Château Duvivier

Morgens fahren wir also in Baden (Schweiz) mit dem Auto via Genf los, über Grenoble und die alten Route Napoleon in die Provence nach Pontevès. Das ist eine angenehme Fahrt ohne jede Hektik. Gegen 18 Uhr kommen wir auf Château Duvivier an, und werden von Silvia Fahs freundlich empfangen. Das Zimmer ist angenehm, mit Blick auf die Maulbeerbaum Allee «hinter» dem Haus.

Die Maulbeerbäume «hinter» dem Haus – nur Eingeweihte wissen, warum «hinter» in Anführungszeichen steht!

Frau Fahs empfiehlt uns, um 18:30 zum Apéro zu kommen. Wir sind noch nicht richtig entschlossen, nehmen dann aber doch teil. Wir treffen andere Gäste, geniessen zwei bis drei Delinat-Weine mit Oliven. Und dann der Knaller! Uwe Fahs kommt hinzu, und erklärt uns, wie er das Menu für diesen Abend zubereitet hat. Sensationell! Den Salat mit den Kräutern, die Suppe, das Hauptmenu und auch die Nachspeise. Der mit Abstand beste Apéro, den ich je genossen habe.

Wir sind von der Anreise recht hungrig: Man kann sich vorstellen, wie uns das Wasser im Munde zusammenfliesst. Wir sind begeistert, wir haben so etwas noch nie erlebt. Als Uwe Fahs den Apéro mit uns beendet und sich wieder seiner Küche zuwendet, dauert es etwa eine halbe Stunde: Dann dürfen wir seine Erklärung beim Apéro gegen das Abendessen verifizieren. Und es ist grandios. Wir werden uns sicher wieder für einen Besuch anmelden!

Den Folgetag beginnen wir mit einem leckeren Frühstücksbuffet, und ein paar Tipps von Silvia Fahs führen uns in der Provence herum. Wir freuen uns natürlich heimlich auf den Abend – und den nächsten Apéro. Auf dem Markt im Nachbarort kaufen wir ein paar Souvenirs, In den Hügeln rundherum wächst Lavendel, Thymian und Rosmarin. „Hhhhmmmm, so aromatisch – riech mal dran! Davon müssen wir zu Hause haben.“

La Tour des Vidaux

Nach zwei Tagen auf Château Duvivier fahren wir ca. eine Stunde Richtung Süden zu Volker Paul Weindel (La Tour des Vidaux). Da sein Gästehaus ausgebucht ist, empfiehlt er uns eine kleine Pension in unmittelbarer Nähe. Wir mieten uns für zwei Nächte dort ein.

Als wir dann bei Volker Weindel sind, nimmt er sich die Zeit, uns sein Weingut zu zeigen. Er hat Spass am Experiment, und sein musikalisch untermalter Weinkeller ist doch überraschend. Im Weinberg stehen neben den Reben auch Olivenbäume. Aha, sehr gut zu wissen, von seinem Olivenöl nehmen wir später auch noch was mit!

Im Keller angekommen, stehen neben den Barriques und den grossen Eichenfässern diese Betoneier, die unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Es sind ca. 2m hohe Gebilde, in eiförmiger Gestalt, in denen der Wein gelagert und ausgebaut wird. Vom Geschmack werden wir uns später überzeugen, wenn wir wieder oben sind. Wir begreifen förmlich den Weinherstellungsprozess, von der Rebe bis in die Flasche. Und bei allem die sympathische Ausstrahlung von Volker Weindel, der bei allem Engagement nie versucht, seine Überzeugung Anderen überzustülpen. Im Weinkeller kann man seine Zeit schon verbringen!

Zurück oben im Hause probieren wir seine Weine. Neben den Delinat-Weinen werden noch andere angeboten, die uns genauso überzeugen. Wir entscheiden uns neben Bekanntem auch für den Wein, der nicht im Delinat Sortiment ist. Und zwei Flaschen Olivenöl kommen auch noch mit. Es ist naturtrüb. Zu Hause wird es sich zeigen, was es im Salat hergibt.

Richtung Canal de Midi

Am nächsten Morgen geht es weiter Richtung Canal de Midi. Ein Zwischenstopp legen wir bei Chateâu Estoublon ein, auch ein Weingut, welches sich der naturnahen Produktionsmethode verschrieben hat. Uns interessiert hier weniger der Wein, vielmehr das Olivenöl. Davon gibt es mehrere, und wir hatten davon schon welche zu Hause. Also gegen Mittag dort eingekehrt, das Restaurant überfallen, und gut genährt dem Verkaufsraum genähert. Dort haben wir die verschiedenen Olivenöle probiert, und uns mit weiteren Vorräten eingedeckt. Weiter Richtung Cap d’Agde, dort wartet im Bootshafen am Canal du Midi ein Boot auf uns. Damit wollen wir 6 Tage auf dem Kanal rumschippern. Es sind Boote, die man ohne Führerschein fahren kann, und allein so eine Bootstour füllt Bände…

Château Coulon

Man braucht etwa zwei Tage auf dem Boot, um über den Kanal zu unserem nächsten Ziel zu gelangen: Château Coulon. Dieses Château liegt allerdings nicht genau am Canal. Daher machen wir das Boot in der Nähe von Argens-Minervois fest und fahren mit dem Taxi auf den Markt nach Lézignan-Corbières – auf eine Erwähnung im WeinLese-Magazin.

Auf dem Platanen bestandenen Marktplatz gibt es leckere Salami und Käse für die daheim Gebliebenen.

Nach dem Einkauf geht es also zum Château Coulon. Dort werden wir im Verkaufsraum von einer Angestellten über die Weine informiert, und als ich das Stichwort «Delinat» erwähne, sagt sie: «Halt, da ist der Chef zuständig. Ich hole ihn gerade mal». Wir waren verblüfft, aber dann kommt Louis Fabre und erklärt uns seine Weinphilosophie. Wir probieren die verschiedenen Weine und erfahren viel über seine Domäne und die im Umbau befindlichen Flächen. Nach einer halben Stunde sagt er: «Kommt mit, wir fahren hoch auf den Hügel, da zeige ich Euch meine Anbauflächen». Sein Cousin gesellt sich dazu, und nach kurzer Fahrt kommen wir oben auf dem Hügel an und geniessen einen wunderbaren Ausblick über die Gegend.

Auf dem Hügel erklärt uns Louis Fabre seine Domaine Coulon

Nebenbei: Es gibt hier viele Windkraftanlagen, die nur noch mehr untermauern, wie sinnvoll das Gesamtpaket Umweltschutz betrachtet werden muss (wir wissen, da hat die Schweiz noch reichlich Potential…). Louis Fabre erklärt uns also die besondere Lage mit den drei typischen Winden (vom Mittelmeer, von den Pyrenäen und «von rechts» der Ostwind. Der Wein wird übrigens nicht an den Hängen angebaut, weil dort das Wasser zu schnell abfliesst. Alle Weinfelder liegen in der Ebene.

Grenache, Syrah, Carignan – ich gebe ja ehrlich zu, ich kann sie nicht unterscheiden. Meine Frau sagt, die Reben mit den dunkelgrünen Blättern sind die Grenaches… Zurück im Degustier-Raum lernen wir weiteres vom Weingut kennen, und am Ende einen Desertwein: 17% Alkohol, aus Grenache, süsslich – passt bestens zu einem Madeleine oder Schokomuffin 😉

Noch ein Hinweis: das kleine Restaurant direkt neben der Domaine Coulon hat Mittwochs geschlossen. Schade, unglücklich getroffen, denn Mittwochs ist ja auch der Markt in Lézignan-Corbières. Beim nächsten Mal denn wohl…

Wieder zu Hause angekommen, kann ich sagen, dass diese Reise mit Abstechern zu den Weingütern eine wahre Wohltat für uns gewesen ist. Kulinarisch sind wir dort auf unsere Kosten gekommen, und zu Hause ist der Effekt noch immer anhaltend. Der Wein hat nichts von seiner Stärke und Kraft verloren, das Olivenöl kommt sehr gut im Salat an, die Kräuter aus der Provence wachsen nun in unserem (Delinat-)Fenstergarten mit dieser Terra Preta-Erde.

Wir werden diese von Delinat inspirierte Rundreise bestimmt nochmal wiederholen. Muttern hat nach den Bildern und dem Bericht schon ihr Interesse angemeldet. Ich muss mal schauen, wo der Canta Rasim herkommt.

Hier noch einige Referenzen, für die, die es uns gerne mal gleich tun wollen:

1) Château Duvivier, Banjol
Uwe und Sylvia Fahs
Route de Draguignan
83670 Pontevès
Telefon +33 4 94 77 20 06

2) Tour de Videaux
Quartier des Vidaux
83390 Pierrefeu du Var
+33 494 48 24 01

3) Château Estoublon
Route de Maussane
13990 Fontvieille

4) Wochenmarkt: Lézignan-Corbières
jeden Mittwoch

5) Château Coulon
Luc-sur-Orbieu
+33 468 271080

Das Restaurant, welches leider Mittwochs geschlossen hatte:
Restaurant La Luciole
3 Place de la République
11200 Luc-sur-Orbieu
+33 468 40 87 74

Der neue Jahrgang ist eingetroffen!

Louis Fabre ist so etwas wie ein weltoffener Traditionalist. Unermüdlich treibt er in seinen Weinbergen die ökologische Revolution voran. Er ist offen für Neues – gleichzeitig liegen ihm die für Südfrankreich typischen Traubensorten Carignan, Grenache, Mourvèdre und Syrah am Herzen. Daraus keltert er jenen Wein, von dem es im Delinat-Sortiment jedes Jahr zu wenig hat: die Château Coulon Sélection spéciale.

Weinkeller Chateau Coulon

Die Freude über den gelungenen neuen Jahrgang ist ihm anzusehen: Louis Fabre im Weinkeller von Château Coulon

Vor einigen Jahren konnte Louis einen zusätzlichen Weinberg übernehmen, so dass es mit dem Jahrgang 2009 erstmals deutlich grössere Mengen von diesem beliebten Gewächs gab. Meine Erleichterung als verantwortlicher Einkäufer war gross. Ich rechnete damit, dass der Vorrat an Château Coulon nun mindestens bis zum Eintreffen des neuen Jahrgangs ausreichen würde. Doch gegen Ende Herbst waren wieder sämtliche Lager leergeräumt. Nun, die Durststrecke blieb diesmal immerhin deutlich kürzer: Der neue Jahrgang 2010 ist nämlich eingetroffen und kann ab sofort bestellt werden.

Der Jahrgang 2010, soviel kann ich Ihnen an dieser Stelle verraten, bleibt ein Publikumsliebling. Vom Charakter her ist er sogar noch etwas kräftiger als der Vorgänger. Die dunkelbeerigen Fruchtaromen und die schön eingebundenen Tannine wirken leicht prononcierter.

Ich empfehle Ihnen, vom sympathischen Charmeur aus dem Corbières einen kleinen Vorrat anzulegen. Meine Erfahrung zeigt, dass er die Gäste fast ausnahmslos begeistert und stets für viel Sitzleder sorgt. Ich freue mich, wenn Sie auch den neuen Jahrgang auf unserer Homepage wieder bewerten und bin gespannt, wie er im Vergleich zum Jahrgang 2009 abschneidet. Dieser war mit Höchstnoten verwöhnt worden.

Stille Wein-Revoluzzer mit Doktorhut

Beinahe wären wir am reizvollen Lac du Salagou hängen geblieben. Doch kurz bevor uns die Ferienstimmung dieser reizvollen Landschaft im Languedoc vollständig übermannte, mahnten die beruflichen Pflichten zur Weiterreise. Ziel ist ein weiteres neues Weingut, das ich im vergangenen Dezember schon einmal besucht habe: die Domaine der Gebrüder Jean und Paul Lignères 30 Kilometer westlich von Narbonne. Die beiden sind Teilzeit-Winzer: Jean ist Dorfarzt in seinem Wohnort Moux, Paul Zahnarzt in Narbonne. Beide haben ihr Ärztepensum auf 50 Prozent reduziert, um sich intensiv jenem Weingut zu widmen, das ihre Eltern 1957 erworben haben.

Weinkeller

Der Autor (links) mit den Ärzte-Winzern Paul (vorne) und Jean Lignères im Barriquekeller.

Die Natur machen lassen

Seit der Umstellung auf Bio im 2002 gelten die beiden naturverbundenen Ärzte als stille Wein-Revolutionäre. Am liebsten würden sie den Medikamentenschrank mit ihrem Wein aus gesunder Natur bestücken und ihre Patienten nur noch damit kurieren. Möglichst viel der Natur überlassen, lautet ihre Devise im Weinbau. Bei der Vinifikation gehen sie bei einzelnen Weinen gar so weit, dass sie kaum mehr eingreifen und beispielsweise vollständig auf Schwefel verzichten. Der so entstehende Vin naturel sorgt vorab in Japan für Furore und reissenden Absatz.

Der Montagne de l’Aric – ein neuer Delinat-Wein trägt seinen Namen.

Keine reinen Naturweine, dafür zwei ihrer terroirgeprägten Bioweine finden demnächst Eingang ins Delinat-Sortiment: der Montagne de l‘Aigle und der Roches d‘Aric. Die beiden Cuvées aus einheimischen Trauben wie  Grenache, CarignanSyrah und Mourvèdre werden bei uns begeisterte Anhänger finden, davon bin ich felsenfest überzeugt.

Schlapper Teich und spriessende Hecken

Nur einen guten Steinwurf von den beiden Ärzte-Winzern entfernt liegt Château Coulon. Also nutzen wir die Gelegenheit und machen noch einen kurzen Abstecher zu unserem guten Freund und Partner Louis Fabre. Hier interessiert uns vor allem, wie sich die grossen Anstrengungen, alle Rebparzellen mit einem zusammenhängenden Netz von Hecken und Bäumen zu verbinden, entwickeln.

Château Coulon Fruchtbäume

Zwei Reihen mit Fruchtbäumen mitten durch den Weinberg – das Vernetzungsprojekt auf Château Coulon kommt gut voran.

Abgesehen von einem kleinen Teich, der völlig ausgetrocknet und wild überwachsen ist, zahlen sich die Massnahme zugunsten einer grösseren Biodiversität bereits aus. Die im Verlauf der letzten beiden Jahre über mehrere Kilometer angepflanzten Hecken und Bäume gedeihen prächtig und bieten bereits neuen Lebensraum für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt.

Alle Artikel der Reise nach Südfrankreich:
Tag 1: Edles Gewürz und edle Weine
Tag 2: Der ganze Weinberg ein einziger Hotspot
Tag 3: Verheissungsvolle Wein-Entdeckungen
Tag 4: Stille Wein-Revoluzzer mit Doktorhut

Château Coulon ist zurück

Übersteigt die Nachfrage eines Weines das Angebot deutlich, stehen dem Winzer grundsätzlich drei Möglichkeiten offen: Er lässt seine Anhänger zappeln und weiterhin während einem schönen Teil des Jahres auf dem Trockenen sitzen. Oder er schraubt den Preis so in die Höhe, dass die Nachfrage automatisch sinkt.

Neuer Weinberg, Château Coulon

Louis Fabre produziert einen der begehrtesten Delinat-Weine, die Château Coulon Seléction spéciale. Einziger Nachteil: Der Wein war während 24 der letzten 36 Monate ausverkauft.

Unser Winzer Louis Fabre von Château Coulon im Languedoc hat den dritten Weg gewählt. Vor drei Jahren konnte er in seiner Nachbarschaft einen zusätzlichen Weinberg übernehmen. Die gut gepflegten Reben sind über 20 Jahre alt und eignen sich bestens als Ergänzung zu den bestehenden Parzellen. Das ermöglicht ihm, die Produktion der heiss begehrten Château Coulon Sélection spéciale zu erhöhen. Von einem Tag auf den andern ging das allerdings nicht. Schon gar nicht bei einem ökologischen Vorzeigebetrieb!

Vernetzte Biodiversität

Ohne zu zögern stellte Louis Fabre die neuen Rebflächen konsequent auf biologischen Anbau um. Zur Verbesserung der Biodiversität wurden die monotonen Strukturen mit neu gepflanzten Hecken aufgebrochen. Es wurden Bäume gesetzt, Wasserlöcher ausgehoben und Nistkästen aufgehängt. «Unser Ziel ist ein zusammenhängendes Netz von Hecken und Ausgleichsflächen über alle Weinberge hinweg, damit Vögel und andere Tiere wieder ideale Lebensräume vorfinden», sagt Rebmeister Xavier Sabouraud.

Wein in Umstellung

Für den Jahrgang 2009 des Château Coulon hat die Übernahme des neuen Weinbergs zur Folge, dass er als «Wein in Umstellung auf biologischen Anbau» deklariert werden muss. Das tut seiner Qualität und seinem Geschmack allerdings keinen Abbruch. Der Wein hat nichts von seiner bisherigen Klasse eingebüsst, im Gegenteil – wie in fast jedem der vergangenen 8 Jahre hat er aus Sicht der Delinat-Önologen noch an Qualität zugelegt. Die vielen Investitionen in die Biodiversität und die konsequente Qualitätsausrichtung zahlen sich aus. Es braucht zwar viel Zeit, doch Château Coulon ist eines der eindrücklichsten Beispiele für den erfolgreichen Weg zum Weinbau der Zukunft.

Château Coulon kann hier bestellt werden.

Dachse gegen Schnecken

Das Schneckenhaus der Weinbergschnecke dient zwar dem Delinat-Logo als Vorlage – den Grund dafür erfahren Sie hier. Im Weinberg aber sind Schnecken nicht gern gesehen: In Südfrankreich haben die Winzer vor allem im Frühling flächendeckend Probleme mit Schnecken. Durch Abfressen der jungen Blätter können diese beträchtliche Schäden anrichten. Zur Zeit der Weinlese können die Schnecken dann die Trauben verschmutzen – auch das ist unerwünscht.

Bei meinem Besuch vorletzte Woche im Château Coulon berichtete Louis Fabre, wie ihm sein Engagement für Artenvielfalt und Biodiversität dabei half, die Schnecken aus dem Weinberg heraus zu bekommen.

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Am Rande einer neu gepflanzten Parzelle ist der Boden mit vielen Dachshöhlen durchsetzt; die Dachsfamilie, die das Höhlenlabyrinth bewohnt, muss recht viele Mitglieder zählen. Diesen Rand liess Louis unbebaut, um die Dachse nicht zu vertreiben. Die Dachse dankten ihm das auf ihre Weise.

Dass Dachse Schnecken fressen, ist bekannt; aber auf der unbebauten Fläche hatte sich eine reiche Flora entwickelt, mit Wildkräutern, Sträuchern und Gräsern. Es zeigte sich, dass die Schnecken diese Üppigkeit den Reben vorziehen: Während dieser Grünstreifen förmlich vor Schnecken wimmelte, war im angrenzenden Rebgarten nicht eine einzige zu finden!

Hier zeigt sich, wie einfach der Mensch mit der Natur arbeiten kann statt gegen sie – und davon profitiert! Und die Dachse freuen sich über das reichhaltige Nahrungsangebot…