Referat und Degustation «schwefelfreie Weine» mit Marga Torres und Josep Maria Albet i Noya

Der Mistral bläst uns mit 8 Beaufort um die Ohren. Auf dem geschützten Lido-Deck sitzen interessierte Gäste in warmen Jacken um die Tische und hören gespannt zu, wie Marga Torres (Kellermeisterin auf dem Weingut Albet i Noya) einen geschichtlichen Überblick über die Konservierung von Wein gibt. Wie die alten Ägypter mit konservierenden Pflanzen arbeiteten. Wie die Griechen den Wein mit Baumharzen versetzten (eine Methode, die beim Retsina auch heute noch praktiziert wird), die Römer schliesslich Schwefel verbrannten und wie im mittelalterlichen Europa Blei hinzugefügt wurde. Oder auch wie Mönche in der Champagne Zucker anstatt Blei verwendeten, dieser in der Flasche nachgärte und ganz nebenbei die Herstellung des Champagners erfunden wurde.

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Zum Glück muss Marga auf keine dieser Methoden zurückgreifen, um ihren schwefelfreien Wein zu machen. Nachfolgend die wichtigsten Punkte:

  1. Auswahl einer der besten Xarel.lo-Parzellen
  2. Absolut gesundes Traubengut
  3. sorgfältig ausgewählter Erntezeitpunkt. Die Trauben dürfen weder zu grün noch allzu reif sein (wichtig für die Säurestruktur)
  4. hygienische Verarbeitung
  5. Pressung der Trauben unter Ausschluss von Sauerstoff
  6. Mostklärung unter CO2 Atmosphäre
  7. Ausbau im Barrique auf der Feinhefe
  8. Barrique wird spundvoll gemacht und verschlossen
  9. Barrique wird regelmässig gedreht, damit die Feinhefen sich mit dem Wein vermischen
  10. Nach dem Ausgabu folgt eine leichte Filtration und anschliessend die Abfüllung

Eine andere Möglichkeit ist, dem Jungwein Zucker und Hefe beizusetzen und ihn in eine Schauweinflasche zu füllen, wo eine Flaschengärung stattfindet und so ein Schaumwein ohne Zusatz von Sulfiten entsteht.

Überrascht sind die Gäste von den knackigen Mustern ohne Sulfite, welche Marga mitgebracht hat. Die Säure, so Marga, ist ein unterstützendes Element bei der Haltbarkeit der Weine. Leider haben wir aktuell noch keine schwefelfreien Weine von Albet i Noya und Marga Torres im Sortiment.

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Wie Marga ausführt, gibt es auch noch eine andere Methode, die auf dem entgegengesetzten Prinzip funktioniert. Der Wein wird absichtlich mit Sauerstoff versetzt. Dadurch oxidieren entsprechende Inhaltsstoffe und der Trub wird an die Oberfläche geschwemmt, wo er abgeschöpft wird. Nun beginnt die Gärung und der Wein kann je nach Stilwunsch im Stahltank oder im Barrique ausgebaut werden. Diese als Hyperoxidation bezeichnete Methode hat den Vorteil, dass der Wein bereits oxidationsstabil ist und deshalb keine Sulfite mehr benötigt. Allerdings verändert sich das Aromabild des Weins doch sehr. Besonders gelungene Vetreter dieser Methode sind der NOSSO der Bodega Menade und der Castello Tassarolo Titouan – Senza SO2 vom Weingut Castello di Tassarolo (beide Weine an Lager).

Und schon klingelt der Bordsteward zum Aperitif!

Logbuch der «Sea Cloud»-Reise, April/Mai 2016

  1. Vorbereitung auf eine Traumreise
  2. Genusserlebnisse auf Mallorca
  3. Wiedersehen mit der Sea Cloud – neuen Ufern entgegen
  4. Live von der Sea Cloud: Besuch bei Albet i Noya
  5. Referat und Degustation «schwefelfreie Weine» mit Marga Torres und Josep Maria Albet i Noya
  6. Stürmisches Wetter und frische Austern
  7. Marseille, Bordmusik und Landausflüge
  8. Ein entspannter Genusstag vor St.Tropez
  9. Aller Abschied fällt schwer

Alle Bilder der Reise

Live von der Sea Cloud: Besuch bei Albet i Noya

Dunkle, schwere Wolken hängen über der SeaCloud beim Anlegen im Hafen von Barcelona. Und dann setzt Regen ein. Doch an Bord herrscht munteres Treiben und die Gäste sitzen unbeeindruckt beim köstlichen Frühstücksbuffet. Wie auf Bestellung hört der Regen auf. Wir starten pünktlich um 10.00 Uhr den Ausflug zu Albet i Noya.

Regen in Barcelona
Regen bei der Ankunft in Barcelona

In der Ferne sieht man deutlich die gezackte Silhouette von Montserrat. Bald tauchen auch die grossen Cava-Kellereien von Sant Sadurni d’Anoia auf und schon fahren wir auf dem Weinhof von Albet i Noya ein. Mit einem breiten Lächeln empfängt uns Josep Maria Albet i Noya. Auch Marga Torres, Önologin und Kellermeisterin, kommt dazu. In zwei Gruppen besichtigen wir das Weingut.

Josep Maria Albet i Noya (vorne rechts) mit Roman Herzog von Delinat
Josep Maria Albet i Noya (vorne rechts) mit Roman Herzog von Delinat

Josep Maria Albet i Noya führt eine Gruppe durch seine begrünten Reben, erzählt lebhaft von seinen Versuchen mit Fledermaushäuschen in den Weinbergen. Er beschreibt, welche klimatischen Tücken um diese Jahreszeit die Trauben noch beschädigen könnten und erklärt, wie er anhand der reichen Biodiversität auf drei Delinat-Richtlinien-Schnecken kommt. Und nicht zuletzt, wie er sich über den kurzen Regenguss freut, der die Gruppe unter der Pinienallee Schutz suchen lässt.

Die andere Gruppe folgt Marga Torres in den Keller. Dort erfahren wir alles über den Ablauf der Weinbereitung, von der Traubenannahme bis zur Flaschenabfüllung. Grosses Staunen beim Eintritt in den alten Keller, als wir die vielen Stahltanks sehen. Immerhin werden hier 20 Traubensorten zu fast 30 verschiedenen Weinen verarbeitet. Jede Sorte wird separat vinifiziert und ausgebaut.  «Aus diesem Grund benötigen wir viele kleine Tanks» erklärt Marga.

Der Autor demonstriert das Weissweintrinken aus dem traditionellen katalanischen Porrón.
Der Autor demonstriert das Weissweintrinken aus dem traditionellen katalanischen Porrón.

Bevor wir in den Barrique-Keller steigen, lässt uns Marga den neuen «Cafeter» (voraussichtlich ab Juni erhältlich) aus dem Tank verkosten. Die Cuvée aus Chardonnay und Macabeu schmeckt herrlich fruchtig mit dezenten Vanillearomen, die vom Ausbau im Barrique herrühren. Am Gaumen zeigt sich der Wein anregend frisch – und doch geschmeidig mit einer leicht rauchigen Note.

Önologin Marga Torres zieht eine Fassprobe des Reserva Marti aus dem Barrique.
Önologin Marga Torres zieht eine Fassprobe des Reserva Marti aus dem Barrique.

Danach zeigt uns Marga, wo und wie ihre Spitzenweine gekeltert werden und wir verfolgen den Weg der Weine in den Barriquekeller. In diesem Gewölbekeller riecht es nach Eichenholz. Die gestapelten Fässer machen einen majästetischen Eindruck. Hier reifen auch die Schaumweine heran.

Marga zieht eine Probe direkt aus dem Barriquefass – Albets Top-Cuvée, die er exklusiv für Delinat keltert: Reserva Marti 2014! Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah und Tempranillo sind hier perfekt vermählt. Es wird deutlich, dass solche Traumweine viel Zeit brauchen. Noch wild und ungestüm zeigt sich der Reserva Marti, das Tannin noch bissig. «Er braucht noch viel Zeit» meint Marga.

Im Degustationsraum serviert uns Albet schliesslich ein leckeres Menue aus typisch regionalen Gerichten, begleitet von einem Macabeu, Rosé und einer Probe des Reserva Marti 2011. Was will man mehr!

Logbuch der «Sea Cloud»-Reise, April/Mai 2016

  1. Vorbereitung auf eine Traumreise
  2. Genusserlebnisse auf Mallorca
  3. Wiedersehen mit der Sea Cloud – neuen Ufern entgegen
  4. Live von der Sea Cloud: Besuch bei Albet i Noya
  5. Referat und Degustation «schwefelfreie Weine» mit Marga Torres und Josep Maria Albet i Noya
  6. Stürmisches Wetter und frische Austern
  7. Marseille, Bordmusik und Landausflüge
  8. Ein entspannter Genusstag vor St.Tropez
  9. Aller Abschied fällt schwer

Alle Bilder der Reise

Wiedersehen mit der Sea Cloud – neuen Ufern entgegen

Abschied von Palma: Ein Teil der Reisegruppe hat sich schon auf Mallorca auf die bevorstehende Seereise mit dem imposanten Dreimaster Sea Cloud II eingestimmt. Der Besuch der Salinas de Levante, des neuen Delinat-Weinguts Can Majoral und des Restaurants Sal de Cocó wären allein schon eine Reise wert gewesen. Inzwischen sind sind alle 75 Gäste eingetroffen.

28. April, 13.30 Uhr

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Abschied von Palma de Mallorca – wir segeln dem Wein aus reicher Natur entgegen!

Das Wiedersehen mit der Sea Cloud lässt mein Herz höher schlagen. Vor allem freue ich mich, einige vertraute Mitglieder der Crew, die bereits 2014 mitgesegelt sind, wieder an Bord vorzufinden. In dieser intensiven Reisewoche vor zwei Jahren waren sie mir ans Herz gewachsen. Sehr herzlich ist die Begegnung mit Lisa Huijsers, Kreuzfahrtsdirektorin und damit meine direkte Ansprechpartnerin. Auch Hoteldirektorin Elisabeth Vogel und Christian Pfenninger, «unser» Schweizer Kapitän sind wieder dabei. Und je später der Abend, desto wichtiger: «unser» Barkeeper Avelionio Saltarin. Die konstante Stammbesatzung ist in meinen Augen ein klares Qualitätsmerkmal der Sea Cloud II.

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Die beiden Kreuzfahrts-Direktoren: Lisa Huijsers (Sea Cloud) und der Autor

28. April, 16.00 Uhr

Trotz etwas Regen und einer kleinen Kältefront verläuft das Boarding zügig und routiniert. Das erste Staunen der Gäste (eine Menge «Ah und Oh» ist zu hören), die ersten Fotos mit der Sea Cloud II im Hintergrund – und wie es sich gehört: Die Delinat-Flagge am Hauptmast!

Vom Schiff aus nur schwer zu fotografieren: die Delinat-Flagge
Vom Schiff aus nur schwer zu fotografieren: die Delinat-Flagge

Nach der Rettungsübung mit Sicherheitsinstruktionen werden die Leinen losgemacht und es geht los: Wir segeln dem Wein aus reicher Natur entgegen! Der aufkommende Wind und der Wellengang sorgen dann allerdings während des Abendessens für etwas Unruhe in einigen Mägen und Gleichgewichtsorganen. Nicht immer ist das Mittelmeer spiegelglatt.

Maria Barrena Belzunegui von Azul y Garanza (Navarra) stellt Ihren Wein beim Abendessen vor.
Mit an Bord: Maria Barrena Belzunegui von Azul y Garanza stellt Ihren Wein beim Abendessen vor. Links im Hintergrund David Rodriguez (Delinat).

Trotzdem versäumen nur wenige Gäste die Degustation am späteren Abend: Wir verkosten einige Schätze aus dem privaten Weinkeller von Mireia Oliver – eine schöne Erinnerung an Mallorca und Can Majoral. Danach wird es literarisch: Weinkrimi-Autor Carsten Henn lädt in der Bordbibliothek zur (spannenden) Gutenacht-Geschichte.

29. April, 9.00 Uhr

Beim Frühstück sind wieder alle (Gäste, Delinat-Team und Crew) wohlgelaunt versammelt!

29. April, 11.00 Uhr

Die Sonne lacht vom Himmel. Die Temperaturen haben im Schatten sicherlich bereits 20 Grad erreicht, wenn nicht schon überschritten. Bald werden wir im Hafen von Tarragona anlegen.

Update:

29. April, 14.30h

Mittlerweile hat sich die Sonne durchgesetzt und alle Gäste sind auf Landausflügen. Ich geniesse «unser» Schiff fast ganz für mich alleine – zusammen mit der Crew: Da werden Gläser gespült, gekocht, geputzt, dies und jenes repariert und gewartet, Rost weggeschliffen, Farbe aufgetragen, Abfall entsorgt, Wasser gebunkert und was es sonst noch zu tun gibt. Auf 15h ist übrigens die Bieranlieferung terminiert…

Logbuch der «Sea Cloud»-Reise, April/Mai 2016

  1. Vorbereitung auf eine Traumreise
  2. Genusserlebnisse auf Mallorca
  3. Wiedersehen mit der Sea Cloud – neuen Ufern entgegen
  4. Live von der Sea Cloud: Besuch bei Albet i Noya
  5. Referat und Degustation «schwefelfreie Weine» mit Marga Torres und Josep Maria Albet i Noya
  6. Stürmisches Wetter und frische Austern
  7. Marseille, Bordmusik und Landausflüge
  8. Ein entspannter Genusstag vor St.Tropez
  9. Aller Abschied fällt schwer

Alle Bilder der Reise

Genusserlebnisse auf Mallorca

Einstimmung auf die Traumreise:  22 Kundinnen und Kunden nutzen die einmalige Gelegenheit und nehmen noch vor dem Ablegen der Sea Cloud II in Palma de Mallorca am attraktiven und genussreichen Vorprogramm teil.

Salinas de Levante

Salinas de Levante
Salinas de Levante

Bei angenehmen 22 °C besuchen wir die Salinas de Levante im Südosten der Insel. Zunächst erfahren wir, wie das Meesalz gewonnen wird. Die Salinen bilden zusammen mit dem nahegelegenen geschützten Strand Es Trenc ein wertvolles Ökosystem. Sie beherbergen verschiedene Zugvögel sowie 12 Flamingos. Übrigens: Das Federkleid der Flamingos verfärbt sich rosa durch die kleinen Krebse, welche sich in den Salzwasserbecken von Mikroorganismen ernähren und Hauptnahrungsquelle der Flamingos sind.

Neben der Salzgewinnung (10’000 t/Jahr) wird auch das wertvolle Flor de Sal abgeschöpft, das durch ein Zusammenwirken von Sonneneinstrahlung, Temperatur und Salzgehalt entsteht. In der gehobenen Gastronomie wird dieses Salz wegen seiner natürlichen Geschmacksverstärkung hoch geschätzt. Der Besuch wird abgerundet durch eine Flor de Sal – Degustation mit perfekt abgestimmten Häppchen und Wein.

Can Majoral

Als nächstes steht der Besuch auf dem Bioweingut Can Majoral auf dem Programm. Seit der Gründung 1990 arbeitet Andreu Oliver biologisch – 1994 erhielt er als erster Winzer auf der Insel das Biozertifikat! Von Beginn an achtete er auf eine vielfältige Vegetation. Heute finden sich neben den Reben viele Mandelbäume, Johannisbrotbäume und Feigenbäume auf der Finca. Das Gut liegt in einer wunderschönen Naturlandschaft, umgeben von Pinienwäldern und wild wachsenden Sträuchern – ein kleines Paradies zu dem auch ein paar Schweine, freilaufende Hühner, Enten, Truthähne und zwei Esel gehören.

Im Keller von Can Majoral
Im Keller von Can Majoral

Seit mehreren Jahren wird Andreu durch seine Tochter unterstützt. Als Önologin führt sie uns durch den Keller und lädt uns zu einer Degustation zweier Callet-Jahrgänge ein. Callet ist eine autochthone Rebsorte auf Mallorca, die wohl zu den interessantesten der Insel gehört. Der erste Wein kommt direkt aus dem Holzfass, den anderen können wir nach seiner Reifezeit im Holzfass degustieren. Nach dem Weinbergsbesuch wird die Gruppe mit einer reichhaltig gedeckten Tafel überrascht. Selbst gebackene Gemüsetaschen, Tortilla aus Eiern der eigenen Hühner, Wurstwaren aus eigener Produktion, Gemüseeintopf aus dem Garten, Pa amb Oli, Gemüse-Coca begleitet von zwei köstlichen Weissweinen und einem Rotwein aus der autochthonen Sorte Gorgollassa.

Besuch bei Marta Roselló

Gaumenfreuden im Restaurant Sal de Coco
Seebrasse im Salzmantel: Gaumenfreuden im Restaurant Sal de Coco

Bereichert durch diese vielen Sinneseindrücke geht die Reise weiter an die Südküste nach Colonia St. Jordi, wo wir an der frischen, frühlingswarmen Meeresluft am Hafen Zeit für einen Spaziergang haben. Zum Nachtessen sind wir Gäste bei Marta Roselló. Bereits mit 21 Jahren führte sie ihr eigenes Restaurant. Heute – 9 Jahre später – betreibt sie ihr Restaurant Sal de Cocó in bester Lage direkt am Hafen. Die gefeierte Jungköchin lernte beim bekannten Koch Santi Santamaria vom Can Fabes. Für uns kocht sie an diesem Abend eine Seebrasse im Salzmantel, begleitet von einem Chardonnay-Riesling aus der Magnumflasche von Can Majoral. Ein Gedicht – und ein toller Auftakt zu den Genüssen, die uns in den nächsten Tagen auf der Reise mit der Sea Cloud II erwarten.

Logbuch der «Sea Cloud»-Reise, April/Mai 2016

  1. Vorbereitung auf eine Traumreise
  2. Genusserlebnisse auf Mallorca
  3. Wiedersehen mit der Sea Cloud – neuen Ufern entgegen
  4. Live von der Sea Cloud: Besuch bei Albet i Noya
  5. Referat und Degustation «schwefelfreie Weine» mit Marga Torres und Josep Maria Albet i Noya
  6. Stürmisches Wetter und frische Austern
  7. Marseille, Bordmusik und Landausflüge
  8. Ein entspannter Genusstag vor St.Tropez
  9. Aller Abschied fällt schwer

Alle Bilder der Reise

Vorbereitung auf eine Traumreise

18 Monate Vorbereitung gehen nun zu Ende, die Phase der Umsetzung hat begonnen! Und die Nervosität steigt – auch in Anbetracht der Grösse dieses Unterfangens: 75 erwartungsvolle Gäste sind an Bord, wenn die Sea Cloud II in Palma de Mallorca in See stechen wird. Das Delinat-Team zählt acht Reisebegleiter und Weinexperten. Sie sind gefordert, auf jede Frage der wissbegierigen Gäste eine Antwort zu wissen. Vier Kabinen sind für die Delinat-Winzer und die Jazz-Musiker reserviert, die uns etappenweise begleiten werden. Die Besatzung der Sea Cloud II besteht aus 56 Frauen und Männer die in Nautik, Hotel, Küche und Service täglich ihr bestes geben werden.

Ein Bild von der letzten Seereise: die Sea Cloud im Hafen von Tarragona
Ein Bild von der letzten Seereise: die Sea Cloud im Hafen von Tarragona

Ende März: Delinat-Lager in Weil am Rhein

Drei Paletten voll mit Material machen sich via Hamburg auf den Weg nach Lissabon. Die Sea Cloud II wird dort mit Verbrauchsmaterialen, Ersatzteilen und Kleidern für die Crew versorgt. Mit dabei sind drei Paletten mit Delinat-Weinen, -Spirituosen, einigen Drucksachen und Degustationsutensilien.

20. April: E-Mail aus Lissabon

Alles wohlbehalten angekommen und bereits an Bord verstaut – das ist beruhigend. Doch die Ruhe währt nur kurz: «Was macht dieses Bier für die Sea Cloud II noch hier?» möchte jemand aus dem Delinat-Lager wissen. Das löst einige Aktivitäten aus –  wir einigen uns auf eine Nachlieferung nach Tarragona…

Detailplanung: Immer mehr Fragen

Je näher der Termin rückt, je detaillierter werden die Fragen: «Nein, mit einem 30-Plätzer Bus können wir nicht bis zu unserem Winzer fahren. Der Weg ist zu schmal.  Wir brauchen dazu exakt den 26-er Bus. Auch wenn uns das Busunternehmen mit einem Upgrade auf einen grösseren Bus eine Freude machen möchte…»

Mein Koffer ist gepackt

Nehmen alle Gäste soviel Gepäck mit wie ich, tragen wir rund 2 Tonnen Reisegepäck an Bord. Die 14-Tages Wettervorhersage sieht gut aus – Sonne und Wind, zwischen 12 und 20 Grad. Ist die Sonnenbrille dabei? Habe ich an alles gedacht, habe ich alle Vorbereitungen getroffen?

Meine Abreise und Ankunft auf Mallorca

Bestes Wetter auf Mallorca
Bestes Wetter auf Mallorca

Zu Hause Schneeschauer – nicht nur in den Bergen, sondern im Flachland! Es tut gut, die Wärme Palmas zu spüren. Und hier ist es breits sommerlich – sowohl auf dem Thermometer als auch in den Farben der Natur, die richtig leuchten! Doch es bleibt nicht viel Zeit, das wunderbare Wetter zu geniessen. Der angekündigte Streik auf deutschen Flughäfen sorgt für Unruhe – ich muss wieder «ins Büro»: Das ist zwar im Freien an der Wärme, aber auch hier stellen sich Herausforderungen…

Logbuch der «Sea Cloud»-Reise, April/Mai 2016

  1. Vorbereitung auf eine Traumreise
  2. Genusserlebnisse auf Mallorca
  3. Wiedersehen mit der Sea Cloud – neuen Ufern entgegen
  4. Live von der Sea Cloud: Besuch bei Albet i Noya
  5. Referat und Degustation «schwefelfreie Weine» mit Marga Torres und Josep Maria Albet i Noya
  6. Stürmisches Wetter und frische Austern
  7. Marseille, Bordmusik und Landausflüge
  8. Ein entspannter Genusstag vor St.Tropez
  9. Aller Abschied fällt schwer

«Die Natur kennt keine Monokultur»

Die Begrünung ist ein zentrales Element der Biodiversität im Rebberg. Der deutsche Ökoweinbauberater Matthias Wolff gehört zu den gefragtesten Experten für Weinbergbegrünung. Im Interview verrät er, worauf es ankommt und was sie bewirkt.

Matthias Wolff, weshalb soll ein Weinberg begrünt sein?
Matthias Wolff: Weil die Natur keine Monokulturen kennt. Natur bedeutet Vielfalt, Mischkultur. Ein idealer Pflanzenteppich in den Gassen zwischen den Rebzeilen stellt eine Wurzel- und Blütenvielfalt dar. Das ist gut für das Bodenleben und den Insektenreichtum. Beides begünstigt ein natürlich funktionierendes Ökosystem.

Matthias Wolff
Matthias Wolff

Sind Begrünungen auch in heissen und trockenen Südregionen möglich und sinnvoll?
Es gibt Einschränkungen für Regionen mit geringen Niederschlägen. Bei 500 Millimeter oder weniger pro Jahr muss man sich spezielle Lösungen überlegen. Gerade im Weinbau gibt es längere Zeitspannen, wo die Rebe kein Wasser braucht. Ausgeprägt ist das etwa während der Winterruhe der Fall. In solchen Zeiträumen kann man eine Begrünung wachsen lassen, um dann in der niederschlagsarmen Vegetationszeit wenn nötig teilweise darauf zu verzichten. In diesem Fall sollte man den Boden aber mit Stroh oder mit der gemulchten oder gewalzten Winterbegrünung abdecken.

Weshalb wird oftmals nicht der ganze Weinberg begrünt, sondern bloss jede zweite oder dritte Gasse?
Das hängt meist mit dem Wassermanagement zusammen. Wenn ich pro Jahr 700 und mehr Millimeter Niederschlag habe, kann ich alle Gassen ganzjährig begrünen, ohne mir Gedanken über möglichen Trockenstress für die Rebe zu machen. Bezüglich Bodenfruchtbarkeit, Humusaufbau, Biodiversität und Erosionsschutz ist die ganzflächige und ganzjährige Begrünung optimal. Wenn hingegen die Wasserreserven begrenzt sind, kann die sommerliche Begrünung in nur jeder zweiten oder dritten Gasse eine akkurate Lösung sein.

Matthias Wolff ist seit 1991 für den Beratungsdienst ökologischer Weinbau in Freiburg im Breisgau tätig. Dem Verein gehören rund 200 Winzer vorab aus Baden-Württemberg an. Die Beratungen des ausgewiesenen Experten für Bodenfruchtbarkeit, Weinbergbegrünung und Pflanzenschutz im biologischen Weinbau sind auch im Ausland gefragt.

Begrünte Böden brauchen also mehr Wasser als unbegrünte?
Nicht zwingend. Jeder Fall muss individuell beurteilt werden. Offene, nackte Böden erwärmen sich schneller und haben dadurch eine höhere Verdunstung. Ein Boden, der beispielsweise mit einer niedergewalzten Begrünung bedeckt ist, hat vielfach einen wesentlich geringeren Wasserverbrauch. Aber das ist in der Praxis leider noch nicht richtig durchgedrungen und stösst manchmal auch auf Ungläubigkeit.

Mittlerweile sind viele Weinberge begrünt, auch konventionell bewirtschaftete. Ist begrünt immer gut, oder gibt es da Unterschiede?
Da gibt es ganz klare Unterschiede. Ich unterscheide zwischen der Begrasung, die fast nur aus Gräsern besteht, und der Begrünung mit Kräutern, Blumen und Leguminosen wie Klee, Wicken, Ackerbohnen und Erbsen. Gräser haben die Eigenschaft, dass sie für die Reben eine viel grössere Wasser- und Nährstoffkonkurrenz darstellen als eine Begrünung, die mehrheitlich aus Kräutern und Leguminosen besteht.

Ist letztlich nicht jede Begrünung irgendwie auch eine Konkurrenz zur Rebe?
Es gibt genügend Pflanzen wie die erwähnten Leguminosen, die in der Lage sind, aus der Luft Stickstoff zu sammeln und so an die Rebe abzugeben, dass man den Stickstoffdüngersack getrost weglassen kann. In trockenen Regionen ist die Gefahr von Nährstoffkonkurrenz grösser. Aber auch hier lässt sich das Problem mit einer optimalen Pflanzenauswahl und dem gezielt gewählten Zeitraum der Begrünung gut lösen.

Eine Standardbegrünung für alle Weinberge gibt es demnach nicht?
Nein, die gibt es nicht. Die Begrünung muss auf die Region, den Boden und das Klima abgestimmt sein. Überall kann man dabei auf gewisse Erfahrungswerte zurückgreifen. Wegen des herrschenden Klimawandels sind wir aber auch gezwungen, immer wieder auszuprobieren, welche Pflanzen sich eignen und keine Konkurrenz zur Rebe darstellen.

Bekannt sind Ihre «Wolff-Mischungen». Wie viele gibt es davon?
Es gibt eine Grundmischung, die ich seinerzeit für meine rund 200 Winzer zusammengestellt habe, die ich berate. Diese Winzer kommen mehrheitlich aus Baden-Württemberg und arbeiten auf eher alkalischen Böden mit hohem pH-Wert. Zusätzlich habe ich eine zweite Spielart für südliche Regionen kreiert, wo die Böden eher sauer sind. Pflanzen haben ja ganz bestimmte Standortansprüche, insbesondere muss auch der pH-Wert berücksichtigt werden. Ich verstehe meine Mischungen als Grundlage, die man individuell anpassen kann.

Wie wichtig ist die Begrünung als Element der von Delinat zur obersten Maxime erklärten Biodiversität?
Sehr wichtig. Im biologischen Weinbau verträgt es meiner Meinung nach keine Monokultur. Wenn ich mit einer Begrünung zu einer Mischkultur beitrage, ist das eine gute Möglichkeit, die Biodiversität zu verbessern.

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Gibt es auch Nachteile einer Begrünung?
Nein, sofern ich keine Fehler mache in der Auswahl der Pflanzen. Aber man kann eben auch Fehler machen. Wenn ich stark zehrende Pflanzen für humusarme Böden wähle, kann die Begrünung zur unnötigen Konkurrenz für die Rebe werden. Oder wenn ich auf gut versorgten Böden stickstofffördernde Pflanzensamen aussähe, kann es zu einer Überversorgung der Rebe mit Stickstoff und somit zu Fäulnis bei Trauben kommen.

Wie kommt der Winzer zum ganz spezifischen Begrünungswissen für seine Böden?
Einfach und wirkungsvoll ist gutes Beobachten. Als Winzer habe ich es nur mit einer Kultur zu tun, das ist die Weinrebe. Diese Pflanze muss ich beobachten, ich bin ihr Hirte, betreue sie. Einer Rebe sieht man sehr genau an, wie es ihr geht. Ob sie Wassermangel hat oder ob Nährstoffmangel vorliegt. Hilfreich sind aber auch Bodenanalysen. Über das Begrünungsmanagement, das auf dem Beobachten und allenfalls auf Bodenanalysen basiert, habe ich als Winzer genügend Möglichkeiten, einzugreifen.

Wirkt sich eine Bodenbegrünung in irgendeiner Art und Weise auch auf den Wein aus?
An eine direkte Auswirkung glaube ich nicht. Aber wenn ich mittels Begrünung die Bodenfruchtbarkeit so verbessere, dass die Wurzeln der Rebe sich vielfältiger und optimaler entwickeln, kann ich Begriffe wie «Terroir» ernst nehmen. Im Sinne von Terroir kann sich die Begrünung also indirekt auf den Weingeschmack auswirken.

Wie definieren Sie Terroir?
Zum Terroir gehören die Eigenschaften des Bodens, das regionale Klima, das Jahresklima, aber auch die Arbeit des Winzers. Meiner Meinung nach ist Terroir nur im biologischen Weinbau möglich. Reben, die mit wasserlöslichem Stickstoff ernährt werden, sind nicht in der Lage, Terroir auf den Wein zu übertragen. Die Rebe muss von sich aus eine Verbindung zum Boden und zum Bodenleben aufbauen. Nur so können die Böden einen konkreten und spürbaren Einfluss auf den Wein haben. Aber auch das Tun und Lassen des Winzers darf man diesbezüglich nicht unterschätzen.

Winzerseminar zur Begrünung

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Zur Förderung der Biodiversität und eines funktionierenden ökologischen Kreislaufs im Rebberg verlangen die strengen Delinat-Richtlinien eine gezielte, möglichst ganzflächige und ganzjährige Begrünung der Weinbergböden. Die optimale Begrünungsstrategie stellt für jeden Winzer eine grosse Herausforderung dar, weil sie sich von Region zu Region unterscheidet und von vielen Faktoren abhängig ist.

Am diesjährigen Delinat-Seminar für deutschsprachige Winzer auf dem Weingut Zur Römerkelter an der Mosel stand das Thema Begrünung im Fokus. Hauptreferent war der deutsche Ökoweinbauberater Matthias Wolff, der europaweit als Koryphäe für die Spezialgebiete Bodenfruchtbarkeit, Weinbergbegrünung und biologischer Pflanzenschutz gilt.

Auf ein Glas mit… Simone Niggli

Simone Niggli gilt nicht nur als weltbeste Orientierungsläuferin aller Zeiten, sie ist auch eine überzeugte Botschafterin für biologische Produkte und gesunde Ernährung. Die Biologin und ehemalige Spitzensportlerin war im Delinat-Weindepot Bern auf ein Interview bei einem Glas Wein zu Gast.

Wie erklären Sie jemandem, der keine Ahnung hat, in zwei Sätzen, was Orientierungslauf ist?
Simone Niggli: Es geht darum, draussen in der Natur auf einem vorgegebenen Parcours per Karte mehrere Posten anzulaufen. Das Wichtigste dabei ist, die Balance zwischen schnellem Rennen und Kartenlesen zu finden.

Simone Niggli
Beim OL-Wettkampf im Wald.

Als x-fache Welt- und Europameisterin haben Sie haufenweise Goldmedaillen gewonnen. Da gibt es eine Gemeinsamkeit mit Delinat- Weinen, die auch immer wieder Gold holen. Was bedeuten Ihnen solche Medaillen?
Sie sind eine schöne Belohnung für etwas, auf das man intensiv hingearbeitet hat. Jede meiner Medaille hat ihre Geschichte, die mit einer unvergesslichen Erinnerung verbunden ist. Deshalb liegen sie auch nicht in einem Tresor, sondern sind bei uns im Büro an der Wand aufgehängt. Und sie sind ein beliebtes Spielzeug für unsere Kinder.

Persönlich

Simone Niggli-Luder, 1978 in Burgdorf geboren, gilt als beste Orientierungsläuferin aller Zeiten. Bis zu ihrem Rücktritt 2013 gewann sie 23 Weltmeister- und zehn Europameistertitel sowie neunmal den Gesamtweltcup. In den Jahren 2003, 2005 und 2007 wurde sie zur Schweizer Sportlerin des Jahres gewählt. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann Matthias Niggli und ihren drei Kindern in Münsingen bei Bern.

Der OL-Sport liegt ihr weiterhin am Herzen. Nach Lust und Laune ist sie weiterhin aktiv an Wettkämpfen mit Kompass und Karte unterwegs. Sie betreut verschiedene Athletinnen und wirkt als Event Director bei der Organisation der OL-Junioren-Weltmeisterschaften 2016 im Engadin mit. Darüber hinaus engagiert sie sich als Botschafterin für verschiedene gemeinnützige Organisationen. So etwa für Biovision, eine Stiftung für ökologische Entwicklung.

Worauf führen Sie Ihre grosse Überlegenheit während Ihrer aktiven OL-Karriere zurück?
Da kann ich keine abschliessende Antwort geben. Sicherlich hat bei mir das Zusammenspiel von Kartenlesen und Rennen sehr gut gepasst, und ich konnte mich immer sehr schnell auf verschiedene Geländetypen einstellen. Ein ganz grosses Plus bei mir waren aber sicher meine Freude und die Motivation für den OL-Sport, die bis heute geblieben sind.

«Ich finde es gut, dass es biologische
Weine wie jene von Delinat gibt.»

Welche Rolle spielte die Ernährung?
Die Ernährung ist ein Puzzleteil vom Ganzen. Ich musste allerdings nicht gross umstellen, als ich auf Spitzensport gesetzt habe, denn ich hatte das Glück, schon von meinen Eltern eine gesunde, ausgewogene Ernährung mitbekommen zu haben.

Sport und Wein – verträgt sich das?
Wie bei allen Genussmitteln ist es eine Frage des Masses. Es heisst ja, ein Glas Wein soll gesund sein. Auch während meiner Sportkarriere hatten ein Schluck Wein oder ein paar Süssigkeiten Platz. Vielleicht nicht am Vorabend eines Wettkampfs, obwohl das vielleicht gar nichts ausgemacht hätte. Das war halt Einstellungssache.

Simone Niggli degustiert im Weindepot Bern ein paar Delinat-Weine.
Simone Niggli degustiert im Weindepot Bern ein paar Delinat-Weine.

Worauf achten Sie beim Kauf von Lebensmitteln?
Ich schaue vor allem auf saisongerechte, regionale Produkte. Biologische sind mir auch wichtig, ich kaufe aber nicht ausschliesslich solche. Wenn ich etwa zwischen biologischen Äpfeln aus Argentinien oder nicht biologischen aus der Region entscheiden muss, hat das Regionale eher Vorrang.

Was kommt bei Ihnen auf den Familientisch?
Beim Essen sparen wir in unserer Familie nicht. Hier ist Vielfalt Trumpf, auch wenn das den Kindern nicht immer gefällt. Ich finde es aber wichtig, sie mit einer möglichst vielfältigen, gesunden Kost vertraut zu machen. Fleisch gibt es eher wenig, Vegetarier sind wir aber nicht. Wichtig ist, dass beste Produkte auf den Tisch kommen. Vor allem bei Gemüse, Fleisch, Eiern und Milch aus der Region achte ich auf Bio. Ich finde es auch gut, dass es biologische Weine wie jene von Delinat gibt, damit Weinliebhaber die Wahl haben.

Bei welcher Gelegenheit trinken Sie ein Glas Wein?
Mein Mann und ich öffnen selten eine Flasche Wein. Aber zu einem schönen Essen mit Freunden finde ich Wein etwas sehr Feines.

«Auch während meiner Sportkarriere hatten ein
Schluck Wein und ein paar Süssigkeiten Platz.»

Wo liegen Ihre Vorlieben?
Bei eher leichten, etwas süsslichen Rotweinen.

Kannten Sie Delinat, bevor wir Sie für dieses Interview angefragt haben?
Ehrlich gesagt, nein. Erstens bin ich keine Weinkennerin, und zweitens haben wir in unserem sehr kleinen Weinkeller viele geschenkte Weine. Zudem habe ich ein Umfeld, das sich beim Wein besser auskennt als ich.

Gleichwohl haben Sie für die WeinLese zugesagt, obwohl Sie sicher noch immer jede Menge Interviewanfragen erhalten. Weshalb?
Weil ich mich gerne für biologische Produkte und eine gesunde Ernährung einsetze. Ich versuche das auch an meine Kinder weiterzugeben.

Weintipp Simone Niggli

2874.09Die aromatische Fruchtsüsse und die schöne Ausgewogenheit gefallen mir beim Vale de Camelos Reserva besonders gut. Ein sehr feiner Tropfen, der Erinnerungen an eine Region weckt, die ich aus meiner Sportkarriere kenne. Das Alentejo habe ich mehrmals im Frühling als schöne und ideale Gegend für den OL-Sport erlebt.

Vale de Camelos Reserva
Vinho Regional Alentejano 2013
www.delinat.com/2874.13

 

Riesling trifft Asien

Einen Riesling kann man solo geniessen, auch schon zum frühen Aperitif. Man kann ihn als Begleiter zu Fisch kredenzen, je nach Art des Rieslings und der Zubereitung des Fisches. Käse ist eine Variante – am besten zu gereiftem Hartkäse. Den grössten Spannungsbogen zum Riesling schlägt aber die asiatische Küche. Dort, wo viele zum Bier greifen, empfehle ich gerne einen Riesling.

riesling-asien

Riesling! Für mich die weisse Rebsorte schlechthin. Warum? Ganz einfach: Es gibt kaum eine andere Traubensorte, die eine so klare Typizität ins Glas bringt und doch so vielfältig ist. Ihre Aromatik erinnert an Pfirsich sowie grünen Apfel und Zitrusaromen. Und dann diese Säure: frisch, knackig und vor allen Dingen viel – da kommen schon mal 10 g/l Säure zusammen. Besonders die Äpfelsäure explodiert im Gaumen und hinterlässt einen nicht enden wollenden Speichelfluss, der mit dem nächsten Schluck gestillt werden möchte. Suchtfaktor! Etwas Restzucker darf es in diesem Fall auch sein, und schon ist die Balance im Gaumen perfekt.

Vielschichtiger Wein zu facettenreicher Küche

Riesling wächst auf unterschiedlichen Böden und spiegelt diese perfekt wider. Durch gekonnten Ausbau entstehen Weine mit Charakter, Finesse und unterschiedlicher Stilistik. All das macht den Riesling für mich auch zu einem perfekten Essensbegleiter zu verschiedenen asiatischen Gerichten, die längst fester Bestandteil in europäischen Küchen sind. Auch hier herrschen Leichtigkeit, Frische und Aromenvielfalt. Die Zutaten sind immens und variabel zu kombinieren: Austernsauce, Chili, Curry, Ingwer, Limetten, Kokosmilch, Koriander, Minze, Sesamöl, Sichuan-Pfeffer, Sojasauce, Wasabi, Zitronengras und vieles mehr.

Spielraum bei der asiatischen Küche

Beim Wine and Food Pairing, im konkreten Fall also bei der Kombination von Riesling und asiatischer Küche, sollte man Folgendes beachten: Der Wein ist ein fertiges Produkt, das sich nur durch Lagerung und Reifung verändert. Die Speisen hingegen können durch die Anpassung der Rezeptur bzw. der Inhaltsstoffe verändert werden. So kann man mit den oben genannten, geschmacksprägenden Komponenten der asiatischen Küche spielen und diese variabel einsetzen. Letztlich ist die Vermählung von Wein und Speisen aber Geschmackssache. Jeder von uns hat bestimmte Vorlieben, die in der frühen Kindheit und Jugend geprägt werden. Zum Geschmack kommt mit den Jahren noch die Leidenschaft. Es gibt Menschen, denen geht die Leidenschaft unter die Haut, und sie lassen sich zum Beispiel die Namen ihrer Liebsten auf verschiedene Körperteile tätowieren. An der Mosel traf ich einst einen Weinverkäufer, auf dessen Unterarm der Schriftzug RIESLING prangte. So weit geht meine Liebe allerdings nicht, mir reicht ein guter Riesling im Glas!

Die Säure machts aus

Riesling ist einer der edelsten Weissweine – oder der sauersten? Ja, die Säure ist ein wichtiges Merkmal, oder genauer: die Säuren. Weinsäure, Apfelsäure, Milchsäure und andere. Ob ein Riesling sauer ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab: vom Klima im Sommer, von der Qualität der Trauben sowie von der Weinbereitung.

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Am Anfang eines grossen Rieslings stehen ein beschränkter Ertrag und gut gereifte Trauben: Qualität statt Quantität. Erfrischende Säure, allfällige Restsüsse, bereichernde Aromen und Alkohol bilden die Weinstruktur, deutlich spürbar am Gaumen. Wein- und Apfelsäure machen rund 90 Prozent der Säuren im Wein aus. Je wärmer Sommer und Herbst, umso mehr dominiert die eher milde Weinsäure. Die frische Apfelsäure fällt dann weniger auf – ja, Riesling verliert in warmen Weinregionen an Charme und Charakter. Deshalb schätzen wir Riesling aus den eher nördlichen Gebieten, vor allem Süddeutschland, Österreich und Elsass. Hier unterstützt eine gesunde Portion Apfelsäure das Geschmacksprofil.

«Ein Riesling ohne Säure ist wie ein ‹Tatort› ohne Täter.»
Peter Kropf

Apfelsäure gehört beim Riesling zum guten Ton. Ein Riesling ohne prägnante Säure ist wie ein «Tatort» ohne Täter: schlapp und langweilig. Klar, könnte der Kellermeister den biologischen Säureabbau, also die automatische Umwandlung der Apfel- in milde Milchsäure, zulassen. Dies geschieht meist bei Rotwein und gerade in der Schweiz häufig auch bei Weisswein, beispielsweise beim Riesling×Sylvaner (Müller-Thurgau/Rivaner). Ein guter Riesling aber definiert sich zu einem guten Teil über seine Säuren. Wollen wir also diesen grossen Wein kennen und schätzen lernen, müssen wir uns auch mit seinen Säuren auseinandersetzen; idealerweise vor, während und nach dem Essen.

Vielseitig …

Weisswein mit Crossini und Oliven

Riesling ist ein grossartiger Apérowein; ebenso ein idealer Essensbegleiter. Riesling verleiht Speisen Rasse, beispielsweise einem gedünsteten Bachsaibling oder einer Broccoli-Quiche. Und als restsüsse Spätlese, vor dem Einschlafen, ist Riesling ein Gedicht.

… und langlebig

Die angebrochene Flasche kommt in den Kühlschrank. Ein Glas am nächsten Tag, nach drei, vier Tagen, nach einer Woche. Erstaunlich: Ein guter Riesling hat ein bemerkenswertes Lagerpotenzial, sowohl in der angebrochenen Flasche als auch im Weinkeller über fünf oder auch zehn Jahre hinweg. Riesling altert prächtig; die Säure integriert sich ins Geschmacksgefüge. Neue, spannende Aromen treten hinzu: Honig, reife Ananas und andere exotische Früchte. Ein guter Riesling ist ein Erlebnis, heute und morgen – eine lohnende Investition.

–> Hier gelangen Sie zu einer Übersicht aller verfügbaren Riesling-Weine.

Wachablösung

Fast 20 Jahre wachte Antoine Kaufmann als Winzer und Kellermeister über Château Duvivier in der Provence. Anfang Jahr ist er in die Schweiz zurückgekehrt und hat das Zepter auf dem Delinat-Forschungsweingut an den jungen französischen Winzer und Önologen Erik Bergmann übergeben.

Erik Bergmann (links) löst Antoine Kaufmann als Winzer auf dem Delinat- Modellweingut in der Provence ab.
Erik Bergmann (links) löst Antoine Kaufmann als Winzer auf dem Delinat- Modellweingut in der Provence ab.

«Ab und zu muss man eine neue Türe aufstossen im Leben», sagt Antoine Kaufmann. Er hat dies jetzt gemeinsam mit seiner Frau Irene getan. Nach 18 intensiven Jahren in Südfrankreich ist das Paar in die Schweiz zurückgekehrt und hat sich im Raum Basel, der alten Heimat, niedergelassen. Ein bisschen Wehmut ist schon dabei, wenn Antoine Kaufmann auf seine Zeit in der Provence zurückblickt, aber auch Stolz: «Als ich am 1. April 1998 auf Château Duvivier anfing, fragte ich mich mehr als einmal, ob ich da nicht auf einen Aprilscherz her eingefallen war. Die Weinberge waren wirklich in einem desolaten Zustand. » Doch mithilfe von Delinat, die das heruntergekommene Château 1990 gekauft und vor dem Verfall gerettet hatte, gelang es im Laufe der Jahre, Château Duvivier zu einem ökologischen Vorzeigeweingut zu machen. «Für mich war es eine Freude, zu sehen, wie es allmählich aufwärtsging. Die Weinqualität entwickelte sich, erfreulich und dank umfangreicher Versuche im Rebberg wurde Duvivier immer mehr zu einem anerkannten Leuchtturm des biologischen Weinbaus und zu einer Inspirationsquelle für andere Biowinzer in ganz Europa», blickt der scheidende Winzer zurück.

Erik und Lolita

Das neue Winzerpaar auf Duvivier: Erik Bergmann und Lolita Roche.
Das neue Winzerpaar auf Duvivier: Erik Bergmann und Lolita Roche.

Sein Nachfolger Erik Bergmann will nahtlos anknüpfen und mit frischem Wind dafür sorgen, dass sich Weine und Weingut im bisherigen Sinne weiterentwickeln. «Das Nest ist gemacht. Nun ist es an uns, dieses weiter auszubauen», sagt der in der Nähe von Nizza geborene Neo-Winzer mit leicht französischem Akzent. Dass er fast perfekt Deutsch spricht, verdankt er übrigens seinem deutschen Vater. Erik Bergmann führt Château Duvivier künftig zusammen mit seiner Partnerin Lolita Roche. «Ich bin für Weinberge und Keller zuständig. Lolita wird sich hauptsächlich um Kommunikation, Verkauf und Administration kümmern, aber ebenfalls im Rebberg und im Keller Hand anlegen», erklärt er. Antoine Kaufmann ist überzeugt, dass Erik und Lolita die Chance packen und Duvivier im angestrebten Sinne weiterbringen werden: «Die beiden bilden eine gute Mischung und haben als Franzosen noch etwas Heimvorteil. Als kleiner Schweizer hatte ich es hier am Anfang nicht einfach.»

Mit Elan ins erste Jahr

duvivier-biodiversitaetErik Bergmann hat trotz jugendlichem Alter von 31 Jahren als Winzer und Önologe bereits einen beachtlichen Rucksack. Dazu gehören ein vierjähriges Agrarstudium in Avignon, ein Master in Önologie und ökologischem Weinbau an der Universität Bordeaux, ein Praktikum auf dem berühmten Château Margaux sowie diverse Winzeraufenthalte in Neuseeland und Australien. Was hat ihn gereizt, auf Château Duvivier einzusteigen? «Die Pionier- und Vorreiterrolle von Duvivier für einen biologischen Weinbau, der diesen Namen auch verdient, fasziniert mich. Ausserdem gefällt mir die Region, in der ich aufgewachsen bin, sehr gut. Und schliesslich ist es für mich eine grosse Herausforderung, erstmals als Betriebsleiter ein Weingut eigenverantwortlich zu führen.»

Während Erik Bergmann und Lolita Roche mit viel Elan in ihr erstes, selbständiges Winzerjahr auf Château Duvivier eingestiegen sind, gönnt sich Antoine Kaufmann etwas Zeit zum Durchatmen. «Selbstverständlich stehe ich Erik und Lolita bei Bedarf noch zur Seite.» Ansonsten konzentriert sich Antoine Kaufmann jetzt vorerst auf seine neue Teilzeittätigkeit als Delinat-Winzerberater in Frankreich. «Und wenn ich in der Schweiz oder der näheren Umgebung einen Weinberg finde, der mich inspiriert, werde ich auch in Zukunft noch ein paar Reben bewirtschaften und wieder selber Wein machen.»