Zu Besuch im Tal der Kamele

Weingut Vale de Camelos mit Stausee «Monte»

Von Antje Kreikenbaum, Vale de Camelos. Klimawandel, Wassermangel und Dürre sind im Alentejo in Portugal keine düstere Zukunftsvision mehr, sie sind bereits Gegenwart. Sie gehören zu den drängenden Problemen mit denen wir uns auseinandersetzen müssen, wenn wir Weinbau und Landwirtschaft in unserem «Tal der Kamele» betreiben wollen.

Klimawandel ist Gegenwart

Dies stellt uns vor Herausforderungen, denen wir in vielfältiger Weise begegnen. Wir, das ist ein deutsch-portugiesisches Team, das eng zusammenarbeitet: eine Agrar-Ingenieurin, zwei Önologen, acht feste MitarbeiterInnen für die tägliche Farmarbeit – und wir, die ganze Familie Kreikenbaum (Antje, Thorsten und Jannes ). Gemeinsam sind wir im ständigen kreativen Austausch und versuchen, das Beste aus den vorhanden Gegebenheiten zu machen.

Aussaaten im Frühjahr mit Solarzellen. Es wird mehr Strom produziert als verbraucht.

Die Schaffung von Wasser-Retentionsflächen in Verbindung mit Keyline-Management ist dabei vielleicht der wichtigste Baustein. Wir haben im Laufe der letzten 35 Jahre fünf grosse Stauseen angelegt bzw. erweitert, die als Wasserreservoirs für das sonst ungenutzt ablaufende Winter-Regenwasser dienen. Regelmässig kommt es in den Hitzemonaten Juni bis September zu vollkommener Trockenheit bei Temperaturen bis zu 50°C. Deshalb wird das Wasser zur Bewässerung von Oliven und Wein in diesen Trockenzeiten benötigt.

Stauseen versorgen die Pflanzen und Tiere mit Wasser

Die Wasserflächen bilden zudem reichhaltige Biotope im sonst völlig ausgetrockneten Umland. Jedes Jahr versammeln sich an den Stauseen von Vale de Camelos bis zu 1500 Kraniche und andere Zugvögel im Winterquartier. Andere Vogelarten wie z.B. den fast ausgestorbenen Grosstrappen bieten die Seen und die daraus entstandenen Rückzugsgebiete eine Heimat, so dass sich auf dem Gebiet von Vale de Camelos mittlerweile verschiedene Vogelschutzzonen und Naturschutzgebiete wie das NATURA 2000-Gebiet überlappen.

See im Morgenlicht

Ohne unsere Stauseen wäre ein Weinbau kaum möglich. Daher sind die Seen auch Namensgeber für einige unserer Weine, die Sie bei Delinat beziehen können: Der Rotwein Vale de Camelos Organim Tinto erhält seinen Namen vom Stausee Organim, der inmitten unserer Johannisbrot- , Korkeichen und Olivenanpflanzungen liegt. Unsere Solaranlagen produzieren dort Strom für eine nachhaltige Energieversorgung. Ihm ist eine fruchtige, gehaltvolle Cuvée aus Touriga Nacional, Aragonez und Syrah gewidmet.

Permakultur und Biodiversität

Permakultur und Biodiversität sind für diese Wirtschaftsweise die grundlegenden Stichworte. Ehemalige ausgetrocknete Getreideflächen wurden von uns mit autochthonen Gehölzen bepflanzt, z.B. Johannisbrotbäume, Steineichen, Pinien, Korkeichen, Oliven. So wurden im Laufe der Jahre mehr als 600 Hektar neue Waldflächen geschaffen.

Reiche Biodiversität im Weinberg

Ein weiterer Baustein, mit dem wir uns dem Klimawandel entgegen stellen, ist die Aufforstung, Anpflanzung und Aussaat autochthoner Pflanzenarten. Lebendige Böden sind eine Heimat nicht nur für Trauben und Oliven, sondern auch für Blumen, Gräser, Kräuter, Schmetterlinge, Vögel, Insekten, Reptilien und unzählige Bodenlebewesen. Da die Gesamtfläche der Farm sich über 1000 Hektar (davon ca. 30 Hektar Weinanbau) erstreckt, hat sich im Laufe der Jahre eine grüne Oase inmitten der durch den Getreideanbau der 70iger Jahre ausgebeuteten Landschaft gebildet.

Aufforstung verbessert den Wasserhaushalt

Wir forsten nach wie vor weitere Flächen auf, die letzte Neupflanzung von 33 Hektar Korkeichen und Pinien ist im Jahr 2016 fertig gestellt worden. Begrünung und Bewaldung bilden organische Materie und verbessern den Wasserhaushalt des Bodens (Melioration). So können extreme Hitzegrade abgepuffert werden. Durch diese Massnahmen hat sich das Mikroklima und die Biodiversität in den letzten Jahren nachhaltig und nachweislich verändert.

Flamingos über dem Stausee – die Farm ist Vogelschutzgebiet

Neue Anpflanzungen werden nach den Grundsätzen der Permakultur angepflanzt. Der Boden wird vorbereitet, indem wir unseren sorgfältig vorbereiteten Kompost einbringen, den wir über die Jahre vor allem aus Schafsdung unser eigener Schafe, eigenem Grünschnitt und Humus aus Ausbaggerung unserer Seen gewonnen haben.

Wo immer möglich arbeiten wir nach dem Prinzip des «Keyline Management» , einem Grundsatz der Permakultur. Vereinfacht gesagt, wird hierbei der Topografie des Bodens gefolgt, um möglichst alles Wasser im Boden und auf dem Gelände zu halten. So wird der Wasserverbrauch minimiert und bei Regen das Wasser direkt den Pflanzen verfügbar gemacht.

Schafe für nachhaltige Bewirtschaftung

In Vale de Camelos weiden ca. 1200 Merino-Schafe. Die Schafe bilden einen wertvollen Bestandteil der nachhaltigen Bewirtschaftung. Sie weiden in den verschiedenen Anbauflächen und sorgen so für eine natürliche Düngung, Durchlüftung des Bodens und Eindämmung von Unkraut, die so nicht maschinell gemacht werden muss. Zudem wird der Schafsdung der gepferchten Schafe gesammelt und kompostiert. Der Kompost wird wiederum zur Bodenverbesserung eingesetzt.

Schafe unter den Korkeichen

Die Farm wirkt mittlerweile als Modell für internationale Forschung. Regelmäßig bekommen wir Besuch von Studenten- und Dozentengruppen, die unsere Weinberge besichtigten. Sie sind beeindruckt von den Biodiversitäts-Projekten, den neuen Anpflanzungen und den verschiedenen Massnahmen zur Wasserrückhaltung im Boden.

Auf der Farm haben wir schon heute mit Problemen des Klimawandels zu kämpfen. Die Desertifikation der Landschaft wird auch in anderen Ländern in Zukunft zum Problem werden, auch in der Schweiz und in Deutschland wurde das in den heissen Sommermonaten 2018 spürbar.

Helena Manuel, Betriebsleiterin (links) und Marta Pereira, Önologin engagieren sich für eine reichhaltige Biodiversität – und authentische Weine mit Terroircharakter

Wir konnten zeigen, wie unsere Massnahmen helfen, sich dieser Entwicklung entgegen zu stemmen. Die Humusschicht hat sich in den letzten Jahren nachweisbar erhöht, die Wasserstände fallen nicht mehr so dramatisch wie noch vor den Anpflanzungen nach den Grundprinzipien der Permakultur. Die Pflanzen sind insgesamt gesünder, besser mit Wasser aus dem Boden versorgt und resistenter gegen Schädlinge.

Weinreisen und Winzerberatung

Die Delinat-Winzerberater stehen uns bei unserer Arbeit mit Rat und Tat zur Seite und besuchen uns regelmässig, um die anstehenden Aufgaben zu besprechen und sich über neue Erkenntnisse auszutauschen. Auch die anderen Delinat-Winzer beim Winzerseminar und die Gäste der Delinat-Weinreisen sind willkommene Besucher, die sich bei uns über unsere Wirtschaftsweise informieren.

Delinat-Weinreisen zu Besuch: Degustation und lokale Spezialitäten auf der Terrasse (links im Vordergrund Emil Hauser, Einkäufer bei Delinat)

Natürlich soll bei aller Auseinandersetzung mit den Problemen des Klimawandels der Genuss und die Lebensfreude nicht zu kurz kommen. Der Blick in den Weinberg von der kühlen Terrasse mit einem Gläschen Wein in der Hand, ein Spaziergang am See und in den Rebzeilen mit blühenden Aussaaten: Das entschädigt für alle Mühe!

Beim einem Besuch im «Tal der Camele» stehen für die Delinat-Reisegruppen eine Weingutsführung, Mittagessen mit lokalen Spezialitäten, unserem Olivenöl und Honig und natürlich eine Weinprobe auf dem Programm. Beim letzten Besuch einer Reisegruppe im Juni hatte Marta Pereira, die als studierte Önologin die Weinbereitung betreut, regionale Leckereien gekocht, die sie im familieneigenen Restaurant vorbereitet hatte.

Weinversand im Wandel: Umzug des Delinat-Warenlagers

Nachhaltigkeit und Ökologie sind bei Delinat nicht auf den Weinbau beschränkt. Vielmehr dominieren sie sämtliche Prozesse und Entscheidungen. Das fängt im Kleinen an, zum Beispiel mit dem Gebrauch von Recycling-Papier und konsequenter Mülltrennung. Die Vermeidung von Flugreisen hat bereits grössere Wirkung, die Herstellung des eigenen PV-Stroms und die Verwendung von Elektroautos erst recht. Einer der grössten Hebel ist die Verpackung für einen sicheren Versand und die Logistik im Allgemeinen.

Am 2. Januar 2019 machen wir den nächsten grossen Schritt: Wir nehmen ein neues, eigenes Versandlager im zentral gelegenen Grenzach bei Basel in Betrieb. Unser Ziel ist kein Geringeres als Weine sicher, schnell und ohne Verpackungsmaterial in ganz Europa auszuliefern. Wir wollen der ökologisch vorbildlichste und zuverlässigste Versandhändler in Europa werden. Schon seit einiger Zeit war klar, dass externe Dienstleister unseren Ansprüchen nicht gerecht werden können, weshalb wir vor einem Jahr entschieden haben, das Delinat-Lager wieder in die eigenen Hände zu nehmen.

Dank einer modernen und vollständig auf unsere Bedürfnisse ausgerichteten Infrastruktur werden wir künftig schneller und zuverlässiger ausliefern können. Auch aus ökologischer Sicht soll das Gebäude zum Vorzeigeobjekt werden. Das Dach ist bereits mit einer grosszügigen PV-Anlage ausgestattet. Zusätzlich wird eine neue Anlage die Südfassade bedecken, die gleichzeitig wertvollen Schatten spendet, um die Sommerhitze zu reduzieren. Die Nord- und Westfassaden werden begrünt, um zusätzlich zu isolieren.

Wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, werden wir das Gebäude gebührend einweihen. Natürlich bekommen Sie rechtzeitig eine Einladung und wir hoffen schon jetzt, dass Sie uns besuchen werden.

Es freut uns sehr, dass wir nach langer Abhängigkeit von externen Dienstleistern nun in der Lage sind, die Logistik künftig selbst und besser zu machen.

Hinweis: Aufgrund des Lagerumzuges, werden wir Bestellungen, die nach dem 19. Dezember 2018 eingehen, erst im neuen Jahr verschicken können. Wir danken für Ihr Verständnis.

Permakultur: Château Duvivier in neuer Vorreiterrolle

Schon zwei Jahrzehnte arbeitet Delinat auf Château Duvivier am Weinberg der Zukunft. Viele Versuche finden und fanden statt: Bepflanzung zwischen den Reben, Mehltau-Prognosemodelle, reduzierte Bodenbearbeitung, Pflanzenschutz ohne Kupfer und vieles mehr. Die Erkenntnisse daraus bringen wir in die eigenen, strengen Delinat-Richtlinien ein und vermitteln sie in Seminaren den Delinat-Winzern in ganz Europa.

Naturparadies Château Duvivier – bald auch im Sinne der Permakultur

In den letzten Jahren haben wir den Forschungs-Schwerpunkt zunehmend auf Permakultur-Methoden verlegt. Unter «Permakultur» versteht man ein Konzept, durch das Ökosysteme gestärkt, Bodenfruchtbarkeit erhöht, Bodenbearbeitung vereinfacht und der Ertrag gesteigert werden kann. Vorbild ist die Natur mit einem geschlossenen Nährstoffkreislauf. Mehr zum Thema Permakultur im Delinat-Weinwissen ->

Der österreichische Agrar-Rebell und Öko-Visionär Sepp Holzer hat eine Variante von Permakultur auf seinem Krameterhof südlich von Salzburg über viele Jahre entwickelt und europaweit verbreitet. Jetzt ist sein Sohn Josef am Ruder, der nicht nur den Krameterhof führt, sondern auch als begehrter Berater weltweit Projekte begleitet. Zurzeit arbeitet er zusammen mit seinem Partner Jens Kalkhof und einem Team von drei Bagger-Experten auf Château Duvivier an der lange geplanten Permakultur-Umsetzung.

Permakultur-Projekt auf Château Duvivier

Ziel der Massnahmen ist, durch sanfte Umgestaltung die Gewalt des Wassers zu zügeln, um auch bei intensiven Niederschlägen Erosion zu verhindern und möglichst das gesamte Wasser auf dem Grundstück zurück zu halten (Wasserretention). So soll auch in den immer trockeneren Sommern die Erde feucht bleiben und Reben, Obstbäume und Gemüse gesund halten.

Kein Permakultur-Projekt ohne detaillierte Planung

Bereits vor einem Jahr startete das Permakultur-Projekt: Bis zu 2,80 m tief hatten die Experten gegraben, um ein genaues Bild des Bodenaufbaus zu bekommen. Permakultur-Projekte beginnen stets mit Beobachtung, Analysen und dem Design der künftigen Landschaft.

Umgestaltung im Sinne der  Permakultur: Teiche und Sickergräben

Im Bereich von Garten- und Baumanlagen wurden sechs kaskadenartig auf Terrassen angelegte Teiche in unterschiedlicher Grösse erstellt. Diese alimentieren künftig Gemüse und Obstbäume mit gesammeltem Regenwasser. Die Teichböden haben wir nicht mit Folien oder Beton versiegelt, sondern durch präzise Aufschichtung von Feinerde und Lehm abgedichtet. Dabei haben wir ausschliesslich Erde vom Gelände verwendet.

Die Wasserretentions-Teiche unterhalb des Château sind nach dem ersten Regen bereits gut gefüllt.

Nach Abschluss der Erdarbeiten werden Mischkulturen angepflanzt und eingesät, welche das Château schon bald in ein noch stärker blühendes Naturparadies mit hohem Frucht- und Gemüseertrag verwandeln werden.

Nach der diesjährigen Traubenernte sind die Bagger aufgefahren und haben in den Reben unterhalb des Gros Bessillon Sickerteiche und -gräben ausgehoben. Diese sorgen dafür, dass bei starken Niederschlägen das Regenwasser nicht abfliesst, sondern kanalisiert wird und innerhalb des Weinbergs versickert.

Parallel zur Erstellung der Sickergräben gewinnt der Bagger Schotter für die Drainage.

Zudem haben Josef Holzer und sein Partner Jens Kalkhof einen kleinen Wasserlauf im oberen Bereich des Geländes gestaut und so umgeleitet, dass das kostbare Nass nun in den neu geschaffenen Gräben und Teichen aufgefangen wird. Nach und nach versickert es im Boden und versorgt die Reben auch in langen Trockenperioden mit genügend Wasser.

Bei den Aushubarbeiten für den Sickerteich sind die einzelnen Erdschichten gut zu erkennen. Lehm und Steine wurden an anderer Stelle verwendet und das 5 m tiefe Loch mit dem Erdreich der Sickergräben wieder aufgefüllt.
Das Wasser wird im Auffangbecken gesammelt, wo es langsam versickert. Dadurch steigt die Bodenfeuchtigkeit und Wasserverfügbarkeit in der unmittelbaren Umgebung merklich an.

Als Versuch wurden bei den steilsten Lagen kleine Sickergruben direkt zwischen den Reben angelegt: Immer vier Reihen mit und vier Reihen ohne. Schon nächstes Jahr werden wir prüfen können, ob die Massnahmen greifen. Bei Erfolg werden die bearbeiteten Reihen keine Erosion aufweisen und kräftigere Reben haben, weil der Boden feuchter bleibt.

In der bestehenden Rebanlage erfüllen kleine Sickergruben dieselbe Aufgabe wie die grossen in freiem Gelände.

Einer der Grundsätze der Permakultur ist der schonende Umgang mit Ressourcen. Für die Umsetzung dieses Wasserretention-Konzepts im Sinne der Permakultur haben wir kaum Material zugekauft oder zugeführt. Verwendet wurde, was vor Ort vorhanden ist: fruchtbarer Boden, Lehm, Schotter, Steine, Wasser. Den Lehm hob der Bagger aus, an passender Stelle haben wir ihn für die Sickergruben und -teiche wieder eingesetzt. Der Schotter wurde vor Ort erzeugt: Mit Hilfe einer speziellen Baggerschaufel wird die Erde ausgestochen, gesiebt und der so gewonnene grobe Schotter direkt nebenan in die Sickergräben eingefüllt.

Im Rahmen eines Permakultur-Seminars, das Josef Holzer in der ersten Oktober-Woche mit 35 Teilnehmern auf dem Château durchgeführt hat, wurde beispielhaft die Umgestaltung der Lage «Beau Mulé» geplant. Dazu wurde am liebevoll gestalteten Modell (oben) das Wassermanagement geübt. Die Gruppe, die aus unterschiedlichsten Berufsgruppen und Ländern zusammengewürfelten Teilnehmern bestand, hat das Château und seine herrliche Natur sichtlich genossen.

22. Mai – wirklich ein Tag der Biodiversität?

1992 hat die UN sich auf einen Text zum Schutz der biologischen Vielfalt einigen können. Das war am 22. Mai, der heute als «Tag der Biodiversität» gilt. Das Übereinkommen gab Grund zur Hoffnung. Erstens, weil 195 Staaten die Notwendigkeit sahen, Vielfalt zu schützen. Und zweitens, weil Ziele und Handlungsfelder festgelegt wurden.

Biodiversität: eine blühende Wiese
Wie viele solcher blühenden Wiesen kennen Sie noch?

Blickt man heute zurück auf das inzwischen verstrichene Vierteljahrhundert, dann ist Optimismus allerdings fehl am Platz: Die Welt ist um tausende Arten ärmer geworden, aber statt dass sich die Staaten an die Vereinbarung erinnern und die Kräfte verstärken, scheint es, dass man sich ans grosse Aussterben gewöhnt. Über den Tod der letzten Breitmaulnashörner erscheinen in den Medien noch Randnotizen, die meisten Arten jedoch sterben im Stillen, kaum bemerkt und nicht wichtig genug für eine Meldung. Viele Arten sterben aus, noch bevor sie entdeckt wurden.

In Mitteleuropa, wo man glaubt, im Vergleich zu anderen Weltteilen eher nachhaltig zu leben und vernünftig zu handeln, sterben in nur 30 Jahren oder einer Menschengeneration 70% aller Insekten – und was passiert? Nach kurzem Erstaunen folgen Spekulationen, Schuldzuweisungen und schliesslich Resignation. Noch nicht einmal zu einem Verbot der schlimmsten Pestizide konnte sich die EU entscheiden, obwohl diese zu den bewiesenen Ursachen für das grosse Insektensterben gehören.

Tag der Biodiversität? Klingt irgendwie zynisch.

Meine persönliche Stimmung kann ich nur damit aufhellen, wenn ich das bunte Treiben in den Weinbergen unserer Winzer beobachten und Jahr für Jahr Fortschritte erleben darf (mehr dazu hier). Doch selbst in den schönsten Momenten ist mir bewusst, dass es weltweit Millionen von «Delinats» und Bauern brauchen würde, die in allen Landwirtschafts-Bereichen entschlossen und kompromisslos vorangehen und damit beweisen, dass es Lösungen gibt. Dass Vielfalt, Produktivität, Qualität und wirtschaftlicher Erfolg sich nicht ausschliessen, sondern sich im Gegenteil langfristig bedingen.

Timo Dienhart
Timo Dienhart ist Biodiversitätswinzer des Jahres 2018

Ich hoffe, dass auch Sie Inseln von reicher Vielfalt kennen, in denen Sie Kraft schöpfen können. Und dass Sie zu den Botschaftern zählen, die die Natur braucht, um die Wichtigkeit des Themas zu verbreiten. Dafür danke ich Ihnen.

Ganz besonders für die Biodiversität eingesetzt hat sich unser Winzer Timo Dienhart vom Weingut zur Römerkelter an der Mosel. Er gewinnt damit den Delinat-Biodiversitätspreis 2018. Timo, wir gratulieren dir ganz herzlich und danken für deinen unermüdlichen Einsatz!

Geniales Bewässerungskonzept

Als Delinat-Winzerberater erlebe ich immer wieder, wie sich unsere Winzer für ökologische Massnahmen zugunsten eines Weinbaus im Einklang mit der Natur begeistern lassen. Ein Paradebeispiel liefert Carlos Laso vom Weingut Pago Casa Gran in der Region Valencia.

Seit 8 Jahren arbeiten wir mit Carlos zusammen. In dieser kurzen Zeit haben sich seine Weinberge in ein Naturparadies verwandelt. Mit der Anpflanzung von Fruchtbäumen, Sträuchern und Kräutern wurden Monokulturen aufgebrochen und die Biodiversität gefördert. Eine besonders grosse Herausforderung aber blieb: Die immer längeren Trockenperioden und immer intensiveren Starkregen und Wetterextreme machen wie allen anderen Winzern auch Carlos und seinen Reben schwer zu schaffen.  Ohne Bewässerung können die Pflanzen kaum überleben.  Doch woher das Wasser nehmen in einem derart trockenen Gebiet, ohne den Grundwasserspiegel weiter zu senken?

Carlos Laso (rechts) und der Autor in den trotz Trockenheit reichhaltig blühenden Weinbergen von Pago Casa Gran.

Die Folgen des Klimawandels sind im Weinbau bereits erschreckend sichtbar. In den letzten 10 Jahren hat die Geschwindigkeit deutlich zugenommen. Alle Delinat-Winzer berichten über Trockenstress der Reben, frühere Reife der Trauben, höheren Zucker- und damit Alkoholgehalt usw. Schon vor Jahren war uns bewusst, dass die Probleme, die auf den Weinbau zukommen, eine völlig neue Dimension haben. Die üblichen Massnahmen helfen da wenig. Deshalb haben wir Strategien entworfen, die grösseres Potenzial zur Lösung haben.

Die vielversprechendste war die Permakultur. Sie entstand in den 1970er in den Halbwüsten Australiens, mit dem Ziel, das wenige Regenwasser möglichst optimal zu nutzen. Im Laufe der Jahre haben Bill Mollison und seine Begleiter viele weitere Aspekte in ein umfassendes System eingewoben, das sie «Permakultur» nannten. Noch immer staunt die ganze Welt darüber, wie es möglich ist, in so trockenen Regionen bestens funktionierende Farmen zu betreiben, mit hohen Erträgen, wenig Aufwand und ohne Gift.

Natürliches Wassermanagement als Lösung im Weinbau

Ein natürliches Wassermanagement ist die zentrale Bedingung für das Funktionieren der Permakultur. Es stärkt gleichzeitig das Ökosystem und erhöht die Bodenfruchtbarkeit. Als ich im April 2016 bei Carlos auf Beraterbesuch war, hatte ich ein innovatives Bewässerungskonzept mit im Gepäck. Es brauchte nicht viel, um den dynamischen Winzer zu überzeugen, dass die topografischen Verhältnisse auf Pago Casa Gran ideal sind, um das System ohne teure Investitionen umzusetzen. Mit einem Wasserrückhaltebecken und mehreren horizontal verlaufenden Gräben entlang der Parzellenränder sollte Regenwasser vom Wegfliessen gehindert werden, so dass es langsam versickern und den Grundwasserspiegel auf hohem Niveau halten kann. Dann können die tiefen Wurzeln der Reben auch in langen Trockenzeiten genug Feuchtigkeit schöpfen.

Draussen auf dem Feld schauen wir uns mögliche Standorte für dezentrale Wasserrückhalteflächen an.

Als Carlos im vergangenen Frühling an unserem internationalen Winzerseminar zum Thema Permakultur in Spanien und Portugal mit eigenen Augen sah, dass dieses ausgeklügelte Bewässerungssystem in der Praxis so gut funktioniert, dass innerhalb von wüstenähnlichen Gebieten Oasen mit saftigem Grün, Blumen, Büschen und Früchten möglich werden, zögerte er keinen Moment mehr. Kaum wieder zu Hause, setzte er das von uns vorgeschlagene Bewässerungskonzept in kürzester Zeit um. Nur drei Monate später waren die Massnahmen zugunsten einer natürlichen Wasserretention abgeschlossen. Ob alles wie erhofft funktioniert, wird sich beim ersten grossen Regen zeigen. Bis das Rückhaltebecken ganz gefüllt ist, dürften allerdings etwa drei Jahre vergehen. In dieser Zeit sollte auch der Grundwasserspiegel langsam wieder ansteigen. Dann dürften auch lange, trockene Sommer den Reben auf Pago Casa Gran nicht mehr mehr viel anhaben können.

Artenschutz in den Delinat-Richtlinien

Weinberge von einst glichen Naturparadiesen. Zwischen Reben wurden Obstbäume, Beeren und Gemüse gepflanzt, Hühner und Schafe hielten das «Unkraut» in Schach. Erst Monokulturen brachten die grossen Probleme, an denen noch heute der Weinbau krankt: Die Rebe als alleinige Pflanze ist Eindringlingen hilflos ausgeliefert. Stabilität kann nur durch Vielfalt erreicht werden. Dieser Grundsatz, der schon seit Beginn den Kern der Delinat-Methode bildet, ist mit der Ausgabe der Richtlinien 2017 um zwei Aspekte präziser geworden.

Wiedehopf
Wenige Jahre nach grosszügiger Pflanzung von Büschen und Bäumen, dem Anlegen von Stein- und Holzhaufen zwischen und um die Reben ist beim Weingut Roland Lenz im Thurgau der Wiedehopf zurück gekehrt.

Zum einen müssen Delinat-Winzer neu Buch führen über seltene Arten, die in ihrer Region eine Chance für die Wiederansiedlung und Vermehrung haben. Die Weinbauern müssen Massnahmen unternehmen, diese Arten in und um ihre Weinberge zu fördern. Zum Beispiel können gezielt Pflanzen gesät werden, deren Nachbarschaft die seltenen Kräuter, Blumen oder Sträucher mögen oder die als Nahrung von seltenen Insekten, Vögeln, Reptilien dienen. Massnahmen und Fortschritte werden notiert, einfach und unbürokratisch.

Neophyten bedrohen die Biodiversität

Der zweite Aspekt des neuen Artenschutz-Kapitels in den Delinat-Richtlinien regelt den Umgang mit eingeschleppten, invasiven Arten. Pflanzen nennt man «Neophyten», Tiere «Neozoen». Sie verursachen mehr Schäden, als bislang angenommen wurde und die Plage nimmt rapide zu. Auch wenn es darunter giftige Arten wie den Riesen-Bärenklau gibt, der bei Hautkontakt schwere Verbrennungen auslösen kann, so ist das Hauptproblem ein anderes: Die extrem rasche Ausbreitung der «Einwanderer». Wenn der Mensch nicht eingreift, können invasive Arten die einheimischen innerhalb weniger Jahre verdrängen. Das bringt eine Reihe von Problemen mit sich: Wenn eine Art zurück gedrängt wird, fehlt es spezialisierten Insekten an Nektar und Pollen, Kleintieren an Beute, in Symbiose lebenden Partnern an der Lebensgrundlage. Mit jeder von Invasoren zurück gedrängten einheimischen Art folgt ein grosses Sterben weiterer Arten und eine Verarmung der Biodiviersität.

Ambrosia
Das Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia) wurde unbeabsichtigt aus Nordamerika eingeführt und wächst nun bei uns in Gärten, an Strassenrändern oder Bahndämmen. Es verursacht erhebliche Schäden in der Landwirtschaft, da es die Pflanzen konkurrenziert und die Ernte erschwert. Seine Pollen wirken stark allergisierend und können Asthmaanfälle auslösen (Quelle: Neophyt.ch).

Die Delinat-Richtlinien 2017 schreiben daher vor, dass Winzer die in ihrer Region bekannten invasiven Arten kennen und Vorkehrungen gegen ihre Verbreitung in und um die Weinberge treffen müssen.

Laubholzbockkäfer
Der Asiatische Laubholzbockkäfer wurde durch den Holzhandel und Bonsais aus Ostasien eingeschleppt. Er befällt und schädigt viele Laubbäume und wird so zum Problem für das Ökosystem. Er wird zu den hundert schädlichsten Invasoren gezählt und verursachte in den USA bereits Schäden in Höhe von 150 Millionen Dollar. Seit 2015 werden Freilandbefälle in Deutschland, Österreich und der Schweiz registriert (Quelle: Wikipedia).

Beide neuen Richtlinien-Punkte präzisieren das Delinat-Kernthema. Denn Vielfalt ist nicht gleich Vielfalt. Wichtig ist die Qualität der Artenvielfalt. Im Fall von Neophyten bedeutet eine auftauchende neue Art fast immer einen darauf folgenden Schwund einheimischer Arten und somit eine ärmere Biodiversität.

Die Delinat-Richtlinien-Entwicklung

Jahr für Jahr gibt es neue Anforderungen, die in die Delinat-Richtlinien aufgenommen werden. Diese schreibt Delinat aber nicht einfach vor. Sie werden zuerst von Experten beurteilt. Wenn diese den Nutzen anerkennen, dann werden als nächstes die Delinat-Winzer befragt. Sie haben stets einige Monate Zeit, Stellung dazu zu nehmen, Einwände vorzubringen und allfällige spezifische Problemfälle aufzuzeigen. Im Zweifel wird die Aufnahme der neuen Punkte in die Richtlinien um ein Jahr verschoben. Erst wenn wir sicher sind, dass die meisten Delinat-Winzer keine gravierenden Probleme mit den neuen Anforderungen bekommen und der Nutzen unbestritten ist, werden die Punkte in die Richtlinien aufgenommen. Es ist also ein demokratischer Prozess, der allerdings oft etwas Druck braucht, damit die Entwicklung weiter geht und das Regelwerk sich laufend verbessern kann.

So finden Sie den passenden Wein

Im Wein liegt die Wahrheit. Schon möglich. Aber bezüglich Anbaumethoden, Vinifikation und Inhaltsstoffen liegt sie weitgehend im Verborgenen. Wer weiss schon, wie sein Lieblingswein hergestellt wurde? Die Frage, wie viel Schwefel der Winzer zugesetzt hat, wie hoch der Histamin- oder Säuregehalt eines Weines ist, ist nicht nur für Allergiker interessant.  Auch ob sich der Winzer  für die Biodiversität engagiert, ob es Blühstreifen im Weinberg gibt, wie viele Büsche er gepflanzt hat – das kann kaum ein Weinliebhaber sagen.

weinbereitung

In vino veritas – endlich!

Wie viel Kupfer hat der Winzer zum Pflanzenschutz gebraucht? Wurde im Weinkeller der Most geschwefelt? Hühnereiweiss zur Schönung eingesetzt? All diese Fragen beantwortet die neue Weinsuche. Mit wenigen Klicks filtern Sie nach 775 Parametern  (wahrscheinlich Weltrekord!). Denn nicht nur 137 An- und Ausbaudetails sowie 71 Analysewerte stehen als Suchfilter zur Verfügung, auch den Anteil der Traubensorten können Sie festlegen, oder einfach nach Weinstilen, Regionen oder passenden Speisen filtern.

Probieren Sie es selbst aus! Damit es Spass macht, haben wir ein paar «Übungsaufgaben» für Sie vorbereitet (die Lösungen finden Sie weiter unten):

  1. Suchen Sie einen feinen, eleganten Weisswein mit mindestens zwei Delinat-Schnecken zum Auftakt des Abends.
  2. Dann benötigen Sie einen kräftigen, opulenten Rotwein zum Hauptgang des Festmenüs. Sie bevorzugen Weine mit Holznoten. Weine, in denen die Traubensorte Syrah enthalten ist, gefallen Ihnen meist sehr gut.
  3. Nun suchen Sie einen Wein für ein vegetarisches, pikantes Curry. Er sollte maximal 13% Alkohol enthalten und vegan erzeugt worden sein. Ihr Besuch reagiert empfindlich auf stark geschwefelte Weine.
  4. Als nächstes forschen Sie nach einem Rotwein für Ihre Party. Sie erwarten trinkfreudige Gäste und möchten daher nicht mehr als 12 Franken bzw. 8 Euro pro Flasche ausgeben. Der Wein soll kein Exot sein, Sie möchten sicher gehen, dass er bei der Mehrheit gut ankommt.
  5. Sie haben eine Vorliebe für rote Portugiesen, leiden aber unter einer Histamin-Unverträglichkeit. Welche Weine finden Sie?
  6. Oder Sie lieben Weine aus der Toskana, haben aber höchste Ansprüche an den Pflanzenschutz. Der Einsatz von Kupfer  und Schwefel im Weinberg mag noch unumgänglich sein, sie wollen aber sicher gehen, dass für Ihren Wein nur minimale Mengen eingesetzt wurden.

Hier gehts zur Weinsuche – wer weiss, vielleicht wartet am Ende der Suche ein neuer Lieblingswein auf Sie? Und das Beste: Wenn Sie detailliert nach Ihren Vorlieben gefiltert haben, können Sie diesen Filter ganz einfach speichern. So können Sie bei jedem Besuch mit einem Klick nachsehen, ob es neue Entdeckungen gibt, die genau Ihren Präferenzen entsprechen.

Filter speichern und Weinpaket gewinnen

weinsuche

Und damit das Spielen mit der neuen Weinsuche noch mehr Spass macht, verlosen wir 10 Probierpakete «Provenzalisches Festmenü» unter allen «Pionieren», die bis zum nächsten Donnerstag, dem 17. November um Punkt 12:00 Uhr mindestens einen Suchfilter gespeichert haben. Da macht die Suche gleich doppelt Freude!

Mitmachen ist ganz einfach: Wählen Sie ein paar geeignete Artikelfilter aus und drücken Sie auf «Filter speichern». Wenn Sie sich in «Mein Konto» anmelden, werden die gespeicherten Filter automatisch in Ihr Kundenkonto übernommen und Sie nehmen an der Verlosung teil.  Hier gehts zur neuen Weinsuche.

Update: Hunderte von Filtern wurden abgespeichert. Die Pakete sind auf dem Weg zu den Gewinnern, die wir per Email informiert haben. Herzlichen Glückwunsch!

Sagen Sie uns Ihre Meinung: Ist uns die neue Weinsuche gelungen?

In den letzten Monaten haben wir intensiv an der neuen Weinsuche gearbeitet, denn wir wollten zeigen, dass es auch anders geht: Mit wenigen, leicht erreichbaren Klicks sollten Sie beim gewünschten Wein landen. Ist uns das gelungen? Bitte hinterlassen Sie Ihre Erfahrungen beim Suchen (und Finden!) unten in den Kommentaren. Wir freuen uns auch auf Anregungen und Wünsche. Herzlichen Dank!

Die Lösungen für die Übungsbeispiele:

  1. Etwas Feines zum Beginn des Abends:
    Eleganter Weisswein zum Apéro, aber bitte mit mindestens 2 Delinat-Schnecken ausgezeichnet!
  2. Einen Wein zum Hauptgang des Festmenüs:
    Opulente Weine mit Holznoten und der Traubensorte «Syrah»
  3. Diese Weine schmecken (nicht nur) vegan lebenden Menschen:
    Passt zum Vegi-Gericht, höchstens 13% Alkohol, vegan und schwefelarm
  4. Ein preiswerter Rotwein für die Party, aber Sie möchten sicher gehen, dass er gut ankommt?
    Schweizer filtern  nach:
    Rotwein bis 12 Franken, Kundenbewertung nach Preis-Leistung und Geschmack min. 4 Sterne
    EU-Bewohner filtern nach:
    Rotwein bis 8 Euro, Kundenbewertung nach Preis-Leistung und Geschmack min. 4 Sterne
  5. Sie haben eine Vorliebe für rote Portugiesen, leiden aber unter einer Histamin-Unverträglichkeit:
    Rotweine aus Portugal, maximal 8g Histamin pro Liter
  6. Sie lieben Weine aus der Toskana, haben aber höchste Ansprüche an den Pflanzenschutz:
    Weine aus Region Toskana, 3 Schnecken für Kupfer- und 3 Schnecken für Schwefeleinsatz

 

 

 

Naturkorken – viel zu schade für den Abfall

Anfang Jahr hat Delinat-Gründer Karl Schefer in einem WeinLese-Artikel ein klares Bekenntnis zum Korken «als besten und nachhaltigsten» Verschluss für Weinflaschen abgelegt und dieses ausführlich begründet. Für den Delinat-Chef ist klar, dass ein qualitativ hochwertiger Naturkorken im Vergleich zum Aluminium-Drehverschluss oder zu Plastik- und Glaszapfen die beste Ökobilanz aufweist. Diese wird noch besser, wenn die Korken recycelt und wiederverwertet werden.

Kork Recycling
Zu schade für den Abfall: Naturkork kann zum Beispiel als ökologisch sinnvolle Dämmung wieder verwertet werden.

Kork mehrfach nutzen

Das ist leider sowohl in Deutschland wie auch in der Schweiz noch zu wenig der Fall. Als Weingeniesser haben wir es in der Hand, diese Bilanz aufzupolieren und möglichst viele Naturkorken der Wiederverwertung zuzuführen, denn für eine einmalige Nutzung als Flaschenverschluss ist dieses wertvolle Naturprodukt definitiv zu schade.

In beiden Ländern gibt es Anlaufstellen, die sich für ein rationelles Sammeln und Wiederverwerten von Korken einsetzen. So hat sich der Landesverband Hamburg des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) mit der KORKampagne zum Ziel gesetzt, möglichst viele der 1,2 Milliarden Flaschenkorken, die jährlich in Deutschland anfallen, als ökologisch wertvolles Dämmgranulat für den Hausbau zu verwenden. Beim NABU Hamburg erfährt man, wo die nächstgelegene Sammelstelle ist und wie man sogar selbst zur Sammelstelle werden kann. Mit dem Erlös aus dem Dämmgranulatverkauf unterstützt der NABU Kranichschutzprojekte in Spanien und Deutschland.

In der Schweiz sorgt das Fachhaus dafür, dass die Korkzapfen an den über das ganze Land verteilten Sammelstellen abgeholt und für die Weiterverwertung bereitgestellt werden. Das gewonnene Korkgranulat wird für Hohlraumisolation, Zuschlagstoff für Bodenmatten und Lehmbausteine und anderes verwendet. Im Jahr 2015 wurden so rund 20 Tonnen Korkzapfen gesammelt und wiederverwertet. Das sind erst 5 Prozent der gesamthaft anfallenden Menge. Zu den vielen Korksammelstellen der Schweiz gehören auch die Delinat-Weindepots in Basel, Bern, Olten, St. Gallen und Winterthur sowie der Weinshop in Zürich. Es können hier ausschliesslich Naturkorken zurückgegeben werden, wie sie Delinat für ihre Weine verwendet. Eine Liste der Schweizer Sammelstellen finden Sie hier auf einer interaktiven Karte. Wer keine Sammelstelle in der Nähe hat, kann die Korken per Post ans Fachhaus nach  Dübendorf senden.

Basteln mit Kork

Kreative Köpfe können Korken auch selber weiterverwerten. Googlen Sie einfach mal nach «Basteln mit Kork». Da gibt es geniale Ideen. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf. Falls Sie nicht selber basteln wollen, fragen Sie bei Schulen oder Kindergärten nach, ob diese Ihre Korken haben möchten.

Wir freuen uns, wenn Sie dem «besten und nachhaltigsten» Flaschenverschluss die Treue halten und dafür sorgen, dass dieser nicht einfach im Hausmüll landet.

Olivenbaum und Rebstock – zwei gute Kumpel

Oliven, Fruchtbäume, Gemüse, Beerensträucher und Aromakräuter im und um den Weinberg sind nicht nur ein optischer Hingucker, sie tragen auch zur Biodiversität und damit zu einem stabilen Ökosystem bei. Eine klassische Sekundärkultur im mediterranen Weinbau ist der Olivenbaum.

Auf etlichen Delinat-Weingütern haben Sekundärkulturen nicht nur eine ökologische Bedeutung, sondern sind auch ein willkommener Nebenerwerb. Der Klassiker im Mittemeerraum sind Oliven. Kaum ein Weingut, auf dem nicht mindestens ein paar Olivenbäume für Abwechslung und Vielfalt sorgen. Einige Winzer kultivieren sie im grösseren Stil und lassen daraus ein eigenes, biologisches Premium-Olivenöl herstellen. Dazu gehören die Weingüter Osoti in der Rioja, Salustri in der Toskana, Maggio in Sizilien und Vale de Camelos im Alentejo.

Obwohl schädliche Olivenfliegen und Bakterien den Olivenbauern in ganz Europa immer mehr zu schaffen machen und immer wieder zu massiven Ernteausfällen führen, halten unsere Winzer an dieser traditionellen und zum Weinbau passenden Kultur fest. Osoti-Winzer Francisco Ruiz hat kürzlich im Umfeld einer neu bepflanzten Rebfläche auch gleich 135 Olivenbäume gesetzt. Und Carlos Laso hat in den grossflächigen Weinbergen seines Weinguts Pago Casa Gran in der Region Valencia vor ein paar Jahren Platz für Ökokorridore geschaffen, die er mit Olivenbäumen und Aromakräutern bepflanzt hat.

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Wir unterstützen unsere Mittelmeer-Winzer in den Bestrebungen, Oliven als Sekundärkultur im Weinberg zu erhalten und anzubauen. Unser kleines aber feines Öl-Sortiment besteht deshalb bereits jetzt  aus hervorragenden biologischen Olivenölen extra vergine mehrheitlich von Winzern, die nach unseren strengen ökologischen Richtlinien arbeiten.

Erstklassiges Olivenöl zeichnet sich durch Frische, leuchtende Farbe, fruchtigen Duft, reine Aromen und eine dezente Schärfe mit leicht herbem Abgang aus – flüssiges Gold für eine schmackhafte, gesunde Küche! Haben Sie schon eines unserer Winzer-Olivenöle probiert?

–> Hier gelangen Sie zu unserem Olivenöl-Sortiment.

Biodiversitätswinzer des Jahres 2016

Zum zweiten Mal nach 2015 hat Delinat zum internationalen Tag der biologischen Vielfalt  am 22. Mai den Biodiversitätswinzer des Jahres gekürt. Nach Albet i Noya und MaggioVini  geht die Auszeichnung dieses Jahr an die Domaine Lignères in der Corbières (Südfrankreich). Herzlichen Glückwunsch!

Rechtzeitig zum Tag der Biodiversität gibt es den Biodiversitätswein «Famille Lignères Biodiversité». Aus diesem Anlass bieten wir diesen eindrucksvollen Südfranzosen aus reicher Natur zum Spezialpreis an.

Famille Lignères Biodiversité, Aude-Hauterive IGP 2013
Das Etikett des Biodiversitätsweines 2016 steht für vorbildliche Artenvielfalt im Rebberg.

Die Cuvée aus Carignan, Grenache und Syrah spiegelt die Vielfalt der Traubensorten im Corbières wider. In der Nase betört der Wein durch Düfte von schwarzen Waldbeeren, Kirschen und schwarzer Schokolade. Am Gaumen wirkt er kräftig, aromatisch und sehr harmonisch. Die Trauben stammen von einem über 80-jährigen Weinberg, der noch im traditionellen Gobelet-System (Buschreben) angelegt ist. Die einzelnen Sorten wurden separat vinifiziert und zwölf Monate in gebrauchten Barriques ausgebaut. Erst danach erfolgte die Assemblage mit einem Anteil von je 35 Prozent Carignan und Grenache sowie 30 Prozent Syrah.

Die Brüder Lignères arbeiten leidenschaftlich mit und für die Natur: Sie pflanzen Bäume, Sträucher und Hecken in die Rebberge, legen Feuchtbiotope an, lassen Schafherden zwischen den begrünten Rebzeilen weiden. Ihr spannendes Vogelprojekt ist bemerkenswert. Mehr über die Passion für Wein und Natur der Brüder Lignères lesen Sie hier.