Slawonische Eiche und ein einzigartiger Sangiovese-Klon

Die Norditalien-Reise des ganzen Teams bietet uns Kundenberatern nicht nur eine schöne Abwechslung, sondern auch einen vertieften, praxisnahen Einblick in die Philosophie unserer Winzer. Am 4. Tag führt uns die Tour nach Montepulciano und in die Maremma:

Schweren Herzens verabschieden wir uns am Morgen vom Kloster und machen uns auf den Weg nach Montepulciano. In dieser berühmten Weinregion entsteht mit dem Vino Nobile einer der drei grossen Sangiovese-Weine. Alberto Brini heisst uns vor seinem Weingut Il Conventino herzlich willkommen und führt uns durch seine Kellerei und seinen Lagerkeller. Dort stehen die traditionellen 5000 l grossen Holzfässer. Seine «Botte» sind nebst französischer Eiche auch aus slawonischem Holz gefertigt, welches weniger Aromen an den Wein abgibt. So entstehen seine charaktervollen und authentischen Vino Nobile di Montepulciano.

Vino nobile di Montepulciano
Alberto Brini im Weinkeller

Wir geniessen die Gastfreundschaft des Winzers und machen uns gestärkt auf den Weg Richtung Montecucco in der Maremma, welches erst seit 2011 den DOCG-Status  trägt. Leonardo Salustri und sein Sohn Marco führen den Familienbetrieb mit grosser Leidenschaft. Sie präsentieren uns eine der vielen kleinen Parzellen, welche alle mit Bäumen und Büschen umrandet und so natürlich vor Wildfrass geschützt sind.  Vor vielen Jahren entdeckte Leonardo in einem alten Rebberg eine Rebe, die ihm wegen ihrer olivenförmigen und lockereren Beerenstruktur sofort ins Auge stach. Er veredelte und vervielfältigte diese einmalige Sorte – der Salustri-Klon war geboren.

Rundgang im Weinberg
Das Kundenberater-Team im Weinberg, links vorne Leonardo Salustri

Bei der anschliessenden Degustation überzeugen wir uns von der hohen Qualität der Weine aus diesen einmaligen Sangiovese-Rebstöcken und kosten dazu Schinken und Salami von betriebseigenen Schweinen. Als krönenden Abschluss serviert uns Marco Ihren Topwein Terre d’Alviero, welcher von 72 jährigen Rebstöcken stammt. Begeistert von diesem einmaligen Sangiovese geht’s Richtung Siena.

Toskana – Weine aus dem Land der Zypressen

Die Toskana mit ihren bekannten Städten Florenz, Siena und Pisa besitzt eine sehr alte Weintradition. Seit rund 3000 Jahren gedeihen Reben, gesäumt von Zypressen und Olivenbäumen, in einer wunderschönen, sanften Hügellandschaft. Wo guter Wein wächst, sind auch Kultur und feines Essen nicht weit. Die Toskana ist weltweit der Inbegriff für mediterrane Kulinarik. Die vinologische Hauptrolle spielt dabei der Sangiovese. Die autochthone Sorte hat Weine wie Chianti oder Vino Nobile di Montepulciano weltberühmt gemacht.

toskana-zypressen

Sangiovese ist sehr vielseitig, stellt aber hohe Anforderungen. Er gilt als Diva – ähnlich wie der Pinot Noir im Burgund. Winzer, die mit Sangiovese umzugehen wissen, werden mit nie langweiligen, aussergewöhnlichen Weinen belohnt, die ein grosses Spektrum toskanischer und anderer Tafelfreuden hervorragend begleiten.

In dieser Gilde sind zunehmend kleine Winzer zu finden, welche sich dem biologischen Weinbau verschrieben haben und in ihren Rebbergen auf eine grosse Biodiversität achten. Wir stellen Ihnen hier solche Familienbetriebe und deren charakterstarke Weine vor. Die edlen Tropfen versprechen ein hervorragendes Preis-Genuss-Verhältnis.

Odyssee mit Happy End

Als Walter Fromm, Sprössling einer Bündner Winzerfamilie, Önologie studierte, hatte er mit biologischem Weinbau noch nicht viel am Hut. Auch als er 1999 mit seiner Familie in die Toskana auf die Azienda Vignano zog, war kein biologischer Anbau geplant. Nur weil das Gut schon seit 12 Jahren zertifiziert war und er die bestehende Kundschaft nicht vergraulen wollte, begann er sich widerwillig mit naturgerechtem Weinbau auseinanderzusetzen. Seine Skepsis war nicht von Dauer: «Ich begriff rasch, dass eine optimale Traubenqualität und ausgewogene Weine nur möglich sind, wenn alles im natürlichen Gleichgewicht steht», erzählt Walter Fromm. Heute kann er sich keine andere Anbaumethode mehr vorstellen.

Chianti Vignano Odissea

Dass ihm so wunderbar ausbalancierte Weine gelingen, zeigt sein Chianti mit dem etwas eigenartigen Namen Odissea. Die tiefe Farbe, die reife Frucht, das würzige und weiche Finale – ein Tropfen, der jeden Chianti-Liebhaber im Nu gefangen nimmt. Der Name ist eine Referenz an die italienische Bürokratie: Bis der Schweizer für seinen ersten Jahrgang das obligatorische Chianti-Siegelband erhielt, musste er sich durch ein riesiges Labyrinth von ämtern kämpfen.

Kleines Meisterwerk

Winzer Leonardo Salustri ist als passionierter Wildsaujäger auch ein leidenschaftlicher Erzähler. Wenn er sich in illustrer Gesellschaft an den fein gedeckten Stubentisch setzt, kann es gut vorkommen, dass das Jägerlatein mit ihm durchgeht. Doch am Schluss endet er immer wieder bei seinen Weinen, die er gemeinsam mit Sohn Marco mit Hingabe und grossem Können herstellt.

Wilde Maremma - Leonardo Salustri mit Conterocca

Der Conterocca zählt zu den kleinen Meisterwerken der Salustris. Sie keltern diesen authentischen Toskaner aus den regionstypischen Sorten Sangiovese und Ciliegiolo. Die Trauben reifen auf sandigen, steinigen Böden in Weinbergen mit schönster Biodiversität. Reben, Olivenbäume, Wälder, Weideflächen und wild belassene Hecken bilden in den Hügeln zwischen Grosseto und Siena eine natürliche Einheit.

Die Trauben werden von Hand geerntet und von Sohn Marco sanft vinifiziert. So entsteht dieser frische, fruchtige und gut strukturierte Wein aus dem noch jungen und wenig bekannten DOC-Gebiet Montecucco.

Noble Gewächse aus dem Herzen der Toskana

Es gibt nur etwa 40 Winzer, die in der Toskana die «Lizenz» zur Erzeugung des berühmten Vino Nobile di Montepulciano haben. Alberto Brini ist einer davon. Auf dem Weingut Il Conventino am Fusse des Hügeldorfs Montepulciano erzeugt er aussergewöhnliche Weine. Dem Quereinsteiger aus einer Pisaner Anwaltsfamilie ist es wichtig, dass seine Weine ihre Herkunft verraten. «Ein guter Vino Nobile ist für mich ein Glas voll Toskana pur», sagt er. Das viel beschworene Terroir lässt sich aus seiner Sicht nur mit streng an der Natur orientiertem Weinbau optimal in die Flasche bringen.

Il Conventino . Rosso di Montepulciano

Auch die Wahl der Rebsorten spielt dabei eine Rolle. Alberto Brini setzt auf autochthone, einheimische Trauben. «Viele Montepulciano-Winzer ergänzen den Sangiovese mit internationalen Sorten wie Cabernet Sauvignon und Merlot. Ich bin Traditionalist und ziehe klassische Assemblagen vor.» Das gilt für den Vino Nobile di Montepulciano genauso wie für den kleinen Bruder, den Rosso di Montepulciano. Die typische Sangiovese-Varietät Prugnolo Gentile wird mit den Sorten Canaiolo und Mammolo zu feinen Cuvées vermählt. Während für den gereiften, finessenreichen und edlen Vino Nobile nur Trauben von alten Rebstöcken an besten Lagen verwendet werden, stammen die Trauben für den früh trinkreifen, fruchtig-würzigen Rosso von Reben, die für den «grossen Bruder» noch zu jung sind.

Feiner Chianti für italienische Tafelfreuden

Es gibt Weingüter, die sind in eine derart reiche natürliche Vielfalt eingebettet, dass sich selbst ein naturverbundener Winzer nicht um die Aufwertung der Biodiversität kümmern muss. San Vito, in hügeliger Landschaft über der Stadt Florenz gelegen, gehört dazu: Weinber- ge, Olivenhaine, Pinien, Zypressen, blühende Wiesen und Büsche wechseln sich ab und bilden zusammen mit alten, schön renovierten Steinhäusern ein einzigartiges Wein- und Ferienparadies. Hier oben kann Neri Gazulli aus der geballten Kraft der Natur schöpfen und sich voll und ganz auf die Erzeugung seiner Chiantis konzentrieren. Die Sangiovese-Rebe ergibt in den Colli Fiorentini fruchtigere, weichere Weine als etwa im Chianti-Classico-Gebiet. Das kommt sowohl im San Vito wie im Massonero sehr schön zum Ausdruck.

Chianti San Vito

Der feine, fruchtbetonte San Vito ist ein reinsortiger Sangiovese. Statt im Edelstahltank ruht der Wein ein halbes Jahr im Betontank, was die feinen Fruchtaromen besonders schön ausreifen lässt. Der noch etwas gehaltvollere Massonero enthält neben Sangiovese etwas Canaiolo. Seine ausgeprägten, eleganten Fruchtaromen werden von einer dezenten Holznote begleitet, die durch eine neunmonatige Reife im grossen Holzfass entstehen. Beide Weine begleiten aufs Schönste italienische Tafelfreuden wie Pizza, Pasta, Ofengemüse und geschmortes Fleisch.

Unvergleichliche Koch- und Weinkunst

Die Kochkurse in der gut ausgestatteten Küche der fast tausendjährigen Klosteranlage von Badia a Coltibuono unweit von Siena sind legendär. Gemüse, Früchte, Käse, Sardellen, frische Pasta und jede Menge Kräuter: Das Buffet mit den frischen, regionalen Rohprodukten lässt erahnen, was für toskanische Tafelfreuden hier das halbe Dutzend Kursteilnehmer unter der Regie von Chef Andrea Gagnesi in den nächsten zwei Stunden auf die Teller zaubern wird. Qualität und Authentizität gelten auf Badia a Coltibuono in allen Bereichen als oberste Maxime. Das Ganze ist eine Angelegenheit der Familie Stucchi-Prinetti: Emanuela ist für die Kochkurse zuständig, Paolo für das Restaurant und Roberto für das Weingut. Mit unglaublicher Leidenschaft keltert Letzterer im Gebiet Monti in einer modernen Kellerei aussergewöhnliche Chiantis und IGT-Weine (toskanische Landweine). In den Weinbergen herrscht ein ganz spezielles Mikroklima mit heissen Tagen und kühlen Nächten. «Das ermöglicht strukturreiche, harmonische und lagerfähige Weine», sagt Roberto, der sich immer mehr auch von der Biodynamie inspirieren lässt.

Chianti Coltibuono

Der würzig-fruchtige Coltibuono Rosso machte übrigens zu den feinen Gerichten aus der Kochkurs-Küche selbst neben den noblen Chianti Classico-Gewächsen des Hauses eine ausgezeichnete Figur.