Manchmal sind es die vermeintlich einfachen Dinge, die besonders schwer sind. Der perfekte Brotteig etwa. Eigentlich nur Wasser, Mehl, Hefe, Salz – und doch entscheidet jede Kleinigkeit über Erfolg oder Misserfolg. Unser Delinat-Winzer Jean Lignères hat sich neben dem Weinmachen auch dem Brotbacken verschrieben.
Schlanke Statur, schlichter grauer Pullover, ein Auge fürs Detail: Jean Lignères ist Winzer im südfranzösischen Moux. Seine Liebe gilt der Natur, dazu gehört in seiner Arbeit als Allgemeinmediziner des Dorfes auch der Mensch. In der Botanik haben es ihm die Reben angetan. Jean und Anne Lignères sind absolute Genussmenschen. Sie schaffen es, auch das subtilste Quäntchen Würze und Duft der wilden französischen Landschaft mit Bedacht in Flaschen zu füllen. Eine subtile Eleganz, die Weingeniesser weltweit schätzen.

Dafür braucht es ein Auge fürs Detail, das Jean Lignères niemand abspricht, der ihn einmal getroffen hat. Authentisch und geradlinig, aber vor allem herzlich sind der Winzer und seine gesamte Familie. Das Wohnhaus liegt neben dem Weingut. Da ist es bei dieser Gastlichkeit und Herzlichkeit nur logische Konsequenz, dass manche Menschen, die das Weingut besuchen, auch in den Genuss von Jean Lignères’ selbst gebackenem Sauerteigbrot kommen. Man trifft sich also, wenn man so will, an der Basis des Genusses.
Hefe aus 130-jährigem Weinberg
Und natürlich hat es mit Jean Lignères’ Sauerteigbrot eine Besonderheit auf sich. «Mein erster Sauerteig entstand 2016 mithilfe der Hefen aus unserem ältesten Carignan-Weinberg (anno 1892 gepflanzt). Ich habe ein Glas mit Mehl und Wasser auf den gärenden Tresterhut gestellt», erzählt der Winzer.
Zwischen Wein, Brot und Boden sieht Jean Lignères dabei eine Menge Parallelen: «Damit alle drei von guter Qualität sind, brauchen sie hochwertige Zutaten, gute Nährstoffe und ein dynamisches Leben.»
Die Kombination dieser Elemente sorge im Fall von Brot und Wein für eine gute Fermentation. Im Boden erkenne man den Zustand an der Verarbeitung und der Produktion von Mineralien und organischen Stoffen im Boden, um die Reben und Trauben zu ernähren. «Und Wasser ist für alle drei unerlässlich! Ohne Wasser kein Leben», sagt Jean Lignères.
Der Genuss von gutem Brot
Im lebendigen Brot ist das mit der Zugabe von Wasser natürlich etwas einfacher als im Weingarten. «Der Schlüssel zu gutem Brot sind ein lebendiger Sauerteig, gute biologische und vollwertige Mehle, gutes Wasser, das ich nach der Lehre der Anthroposophie dynamisiere, und ausserdem gutes Salz, aber in moderater Menge.»

Ganz besonders wichtig ist das Kneten. «Für mich sanft und von Hand.» Denn das ergibt schlicht und ergreifend das bessere Brot. Auch gutes Brot braucht seine Zeit.
Rezept für Jean’s Brot
Um 730 Gramm Teig zu erhalten, benötigt man:
- 275 ml Wasser (gutes!) bei 30 Grad Celsius nach biodynamischer Lehre dynamisiert
- 450 g Vollkornmehl
- 5 g Salz
- Sauerteig (Rezept siehe weiter unten), etwa 150 Gramm oder mehr. Der Sauerteig basiert auf 50 % Roggenmehl und 50 % Wasser. Ich bewahre ihn in einem Einmachglas auf, also unter Druck und im Kühlschrank.
Teigzubereitung
- Die Zutaten in der folgenden Reihenfolge zusammenfügen: Sauerteig, Wasser, Mehl und Salz.
- Den Teig 15 Minuten kneten, bis er homogen und geschmeidig ist. Er sollte sich dehnen lassen, ohne zu reissen.
- Den Teig zu einer Kugel formen und in eine Schüssel (z. B. eine Edelstahlschüssel) legen. Die Schüssel mit einem feuchten Tuch abdecken.
- Den Teig bei Zimmertemperatur beginnen gehen zu lassen, anschliessend für 12 Stunden oder länger in den Kühlschrank stellen.
- Den Teig herausnehmen, formen, oben einschneiden (mit einem Messer einritzen) und dann im Backofen backen.
Backen
- Bei Ober-/Unterhitze backen.
- Bei 260°C starten und dann während der Backzeit die Temperatur alle 20 Minuten um 20°C senken, bis auf 220°C.
- Die gesamte Backzeit beträgt etwa 60 Minuten.
Den fertigen Laib auf einem Gitter auskühlen lassen und probieren. Guten Appetit!
So gelingt dein eigener Sauerteig – Schritt für Schritt
Einen Sauerteig selbst herzustellen, ist einfacher, als du denkst. Mit nur zwei Zutaten und ein wenig Geduld kannst du deinen eigenen Starter ansetzen, der dir als Basis für leckers Brot dient.
Zutaten
- 200 g Roggenmehl (idealerweise frisch gemahlen und Vollkorn)
- 200 ml lauwarmes Wasser
Anleitung
Tag 1:
In einem grossen Glas 50 g Roggenmehl mit 50 ml lauwarmem Wasser gründlich verrühren, bis eine klebrige Masse entsteht. Das Glas locker abdecken (z. B. mit einem sauberen Tuch oder Deckel ohne Gummiring) und den Teig an einem warmen Ort 24 Stunden ruhen lassen.
Tag 2:
Den Teig «füttern»: 50 g Mehl und 50 ml lauwarmes Wasser hinzufügen. Dabei zuerst das Wasser unterrühren, dann das Mehl. Alles gut vermengen, wieder abdecken und für weitere 24 Stunden an einem warmen Ort stehen lassen.
Tag 3:
Der Teig beginnt, leicht säuerlich zu riechen und es bilden sich kleine Bläschen – ein gutes Zeichen! Nun 100 g Mehl und 100 ml Wasser hinzufügen, alles klümpchenfrei verrühren und erneut abgedeckt ruhen lassen.

Tag 4:
Dein Sauerteig ist fertig! Er kann jetzt direkt weiterverarbeitet werden. Sollte dein Sauerteig noch nicht ganz so aktiv sein, gib ihm ein oder zwei Tage mehr Zeit – das Ergebnis lohnt sich.
Aufbewahrung:
Bevor du deinen Sauerteig verwendest, nimm 100 g davon ab und bewahre diese in einem Schraubglas im Kühlschrank auf. Dieses «Starterstück» dient als Grundlage für zukünftige Sauerteige und sollte etwa alle 7–14 Tage gefüttert werden. Wichtig: Das Glas nicht luftdicht verschließen, da der Teig Gase bildet. Für deinen nächsten Ansatz startest du wieder bei Tag 2.