WeinLese 57: Kurz & bündig

Winzer des Jahres im Languedoc

Delinat-Winzer Louis Fabre von Château Coulon

«Le Guide Hachette des Vins», der älteste und meistverkaufte Weinführer Frankreichs, hat Delinat-Winzer Louis Fabre von Château Coulon zum Winzer des Jahres 2020 im Languedoc gekürt. Louis Fabre repräsentiert eine der ältesten Winzerfamilien im Languedoc – ihre Geschichte geht bis auf das Jahr 1605 zurück. Mit der Auszeichnung zum Winzer des Jahres werden vor allem das über 30-jährige Engagement für den biologischen Weinbau sowie die Verdienste als Botschafter der Weine aus dem Languedoc gewürdigt. «Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung. Es ermuntert uns, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzugehen», erklärt Louis Fabre.

Aufstieg in die Weltklasse

 Oliver und Carolin Spanier-Gillot

Die beiden biodynamischen Weingüter Battenfeld-Spanier und Kühling-Gillot in Rheinhessen, die vom Ehepaar Oliver und Carolin Spanier-Gillot geführt werden, gehören schon länger zur deutschen Weinelite. Im November 2019 wurden sie und ihre Riesling-Weine vom Weinguide «Gault&Millau» mit neuen Lorbeeren überschüttet. Battenfeld-Spanier erhielt die höchste Auszeichnung von 5 Trauben und steigt damit zum Weltklasse-Weingut auf. Kühling-Gillot wurde mit 4 Trauben ausgezeichnet (deutsches Spitzenweingut). Delinat arbeitet seit rund fünf Jahren mit Oliver Spanier und Carolin Spanier-Gillot zusammen.

Rückhaltebecken überflutet

Unermüdlich hat Winzer Carlos Laso auf seinem Weingut Pago Casa Gran im Hinterland von Valencia in den vergangenen Jahren im Sinne der Permakultur viele Retentionsflächen für Regenwasser geschaffen. Im vergangenen September wurden nach überaus heftigen Gewittern alle Rückhalteflächen überflutet, mit Sedimenten gefüllt und teilweise beschädigt. Dank den Permakulturmassnahmen konnten noch grössere Schäden durch Überschwemmungen und Erosion verhindert werden. Das Wetterphänomen «La Gota Fría» ist an der spanischen Ostküste bekannt; so hart wie im vergangenen Herbst traf es die Region aber seit drei Jahrzehnten nicht mehr. Carlos Laso will nun noch mehr und noch grössere Retentionsflächen realisieren, um für solche Ereignisse besser gerüstet zu sein und auch in langen Trockenperioden über genügend Wasserreserven für seine Reben zu verfügen.

Tragisches Insektensterben

Krefelder Insektenstudie

Seit der weltweit beachteten «Krefelder Insektenstudie» ist bekannt, dass der Bestand an Fluginsekten selbst in Naturschutzgebieten in den letzten 30 Jahren um über 70 Prozent zurückgegangen ist. Neuste Ergebnisse einer Studie der Technischen Universität München mit einem internationalen Forscherteam zeigen ein noch schlimmeres Bild: Alleine in den letzten neun Jahren ging in den jährlich erprobten Gründlandstandorten die Biomasse um 67 Prozent, die Individuenzahl um 78 Prozent und die Artenzahl um 34 Prozent zurück. Betroffen sind auch die Insekten im Wald. Hier ging die Insektenmasse zwischen 2008 und 2017 um 41 Prozent zurück, und die Artenvielfalt sank um 36 Prozent. Laut Studie steht das Insektensterben in direktem Zusammenhang mit der heute praktizierten Landund Forstwirtschaft. Die an der Studie beteiligten Wissenschaftler fordern einen Paradigmenwechsel in der Naturschutzund Landnutzungspolitik auf nationaler und internationaler Ebene. Es besteht der Verdacht, dass das Insektensterben verheerende Folgen für die Bodenfruchtbarkeit und die Befruchtung von Obst-, Gemüse- und Feldkulturen hat. Diesbezüglich liegen aber noch zu wenig konkrete Forschungsergebnisse vor.

Naturkork im Aufwind

Korkindustrie Trier, ein deutscher Veredelungsbetrieb für Naturweinkorken und Sektkorken im hochwertigen Bereich, feiert 2020 das 10-jährige Jubiläum des OrganiQork. Dieser Naturkorken kommt ganz ohne Bleichung und synthetische Behandlungsmittel wie Silikon und Paraffin aus. Der ungebleichte Korken wird nur mit Bienenwachs und pflanzlichen Ölen beschichtet. Mittlerweile umfasst diese ökologische Korklinie ein Drittel der Produktion von Korkindustrie Trier. Delinat verwendet diese Korken seit rund fünf Jahren.

WeinLese 45: Kurz & bündig

Editorial

Wir sind stolz auf unsere Winzer und ihre exzellenten Weine, die sie nach den anspruchsvollsten Biorichtlinien Europas erzeugen. Es sind Weine mit einem klaren Mehrwert. Diesen Mehrwert zu kommunizieren und verständlich zu machen, ist nicht immer ein einfaches Unterfangen.

Aber wir haben dafür probate Wege und Mittel gefunden. Geschichten und Hintergründe zu Winzern und Weinen in unseren gedruckten Medien und auf der Website machen diesen Mehrwert plausibel. Oder das vielseitige Kurs- und Reiseangebot: In entspannter Atmosphäre und im persönlichen Kontakt mit Direktbeteiligten erfährt man mehr über den Weinbau nach der Delinat- Methode.

Eine weitere Möglichkeit, in die Weinwelt von Delinat einzutauchen, bieten individuelle Ferien beim Winzer. Eine Reportage vom Agriturismo der Azienda Salustri in der Toskana (Artikel «Benvenuti in der Maremma») zeigt, wie spannend, abwechslungsreich und erhellend eine solche Ferienwoche sein kann. In Italien und Frankreich bieten mehrere Delinat-Weingüter Ferienunterkünfte an.

Halten Sie es mit Goethe, und seien Sie neugierig – auf unseren Weingütern erfährt man viel!

Hans Wüst, Redaktor

Kurz & bündig

Deutsche Riesling-Elite

Oliver Spanier und Carolin Spanier-Gillot sind verheiratet und haben je ein Weingut mit in die Ehe gebracht: Battenfeld-Spanier und Kühling-Gillot aus Rheinhessen gehören beide zu den 25 besten Weingütern Deutschlands, wenn es nach dem Weinguide Gault-Millau geht. Bei Kühling-Gillot war das bereits in der Vergangenheit der Fall, Battenfeld-Spanier ist in der Ausgabe 2017 erstmals mit vier Trauben ausgezeichnet worden und somit ebenfalls in die deutsche Riesling-Elite aufgestiegen. Von beiden Weingütern, die konsequent nach ökologischen Kriterien arbeiten, sind mehrere Riesling-Weine bei Delinat erhältlich.

Neuer Besitzer für Mas Igneus

Toni Albet i Noya, der Bruder von Josep Maria, ist neuer und alleiniger Besitzer der Bodega Mas Igneus. Toni Albet i Noya zieht sich mittelfristig aus dem operativen Geschäft bei Albet i Noya zurück und kümmert sich nur noch um das renommierte Weingut im Priorat. «In Zusammenarbeit mit Önologin und Kellermeisterin Yolanda Carazo möchte ich auf Mas Igneus für neue Impulse sorgen», begründet Toni Albet i Noya seine Neuausrichtung.

Auszeichnung für «Steinzeug-Riesling»

ECOVIN, der Bundesverband ökologischer Weinbau in Deutschland, prämiert jedes Jahr die besten Weine des Verbands (EcoWinner). 2016 haben die Mitgliedsbetriebe über 500 Weine zur Probe eingereicht. Daraus wurden in 18 Kategorien die EcoWinner gekürt. Einer davon ist der bee Honigberg Steinzeug Riesling 2015 von Timo Dienhart vom Weingut zur Römerkelter an der Mosel.

Letzte Saison für Sylvia und Uwe Fahs

Uwe und Silvia Fahs

Tausende von Feriengästen haben Sylvia und Uwe Fahs auf dem Delinat-eigenen Château Duvivier in den vergangenen 22 Jahren umsorgt und kulinarisch verwöhnt. Jetzt hat für das langjährige Gastgeberpaar die letzte Saison in der Provence begonnen. Ende 2017 wartet der wohlverdiente Ruhestand. Wer nochmals die legendäre Fahs-Gastfreundschaft und die unvergesslichen Abendessen in Bioqualität mit der launigen Präsentation von Uwe erleben möchte, muss sich also beeilen.
www.chateau-duvivier.com

Delinat-Richtlinien 2017

Wie jedes Jahr wurden die Delinat-Richtlinien neuen Entwicklungen und Erkenntnissen angepasst. Die wichtigsten Änderungen ab 2017: Von den Winzern wird verlangt, fossile Brennstoffe durch erneuerbare Energien zu substituieren (siehe Artikel «Traktoren unter Strom»). Neu sind von Tieren stammende Verarbeitungshilfsstoffe (Hühnereiweiss, Milchprodukte usw.) in der Weinbereitung ausgeschlossen. Darüber hinaus dürfen im Weinbau keine Produkte, die Schlachtabfälle enthalten, als Dünger verwendet werden. Damit sind alle Delinat-Weine ab Jahrgang 2017 für Veganer geeignet.

Alle Beiträge der WeinLese 45 finden Sie hier.

Die Magie des Terroirs

Riesling schafft es wie keine andere Weissweintraube, im Wein seine Herkunft zu verraten. Vorausgesetzt, der Winzer pfuscht der Natur nicht ins Handwerk. Nabel der Riesling-Welt ist Deutschland. Fünf Delinat-Winzer erzählen, wie sie die Magie des Terroirs ins Glas bringen.

riesling-terroir

Viele sprechen von Terroir, ohne zu wissen, was es ist», sagt Hansjörg Rebholz vom Weingut Ökonomierat Rebholz in Siebeldingen in der Pfalz. Er gehört zu den renommiertesten deutschen Riesling-Erzeugern und setzt sich intensiv mit den Themen Terroir und Mineralität auseinander. Das zeigt sich schon im Verkostungsraum, wo er seine Gäste empfängt. Hier hängen die verschiedenen Bodenprofile seiner Rebberge als Kunstwerke an der Wand: Muschelkalk, Buntsandstein, roter Schiefer, Löss und Lehm. «Terroir ist wissenschaftlich betrachtet nicht schmeckbar. Aber der Boden, die Mikrobiologie, die Hefen, die Lage und das Klima haben einen grossen Einfluss auf den Wein», erklärt Rebholz. Ebenso gross ist jedoch der Einfluss des Winzers. Je stärker er der Natur den Vorrang lässt, desto ausgeprägter kommt das Terroir im Wein zum Ausdruck. Hansjörg Rebholz hat deshalb klare Prinzipien: Das Wichtigste für authentische Terroir-Weine sind für ihn Trauben mit perfekter physiologischer Reife. Die erreicht man gemäss seinen Erfahrungen am besten mit biodynamischer Bewirtschaftung. Je trockener ein Riesling ausgebaut wird, desto purer ist er in der Nase und umso besser lassen sich Terroir und Mineralität abbilden. Ein schönes Beispiel dafür ist sein Spitzengewächs Ökonomierat Rebholz Riesling Ganz Horn. Die Reben gedeihen auf kargen Verwitterungsböden aus Buntsandstein und etwas Muschelkalk. Sie ergeben nur wenig Ertrag, was die Ausprägung der Aromen begünstigt. Der Wein hat einen ausgesprochen individuellen Charakter mit den für Buntsandstein typischen Fruchtaromen von Pfirsich, Aprikose und Apfel.

Böden mit Muschelkalk enthalten Spuren, die über Millionen Jahre zurückreichen.
Böden mit Muschelkalk enthalten Spuren, die über Millionen Jahre zurückreichen.

Perfekte Traubenreife

Alex Pflüger
Alex Pflüger, Weingut Pflüger, Pfalz.

Ebenfalls in der Pfalz, etwas weiter nördlich in Bad Dürkheim, ist Alex Pflüger zu Hause. Seine Riesling-Reben gedeihen auf ähnlichen Böden: Neben Buntsandstein dominieren im Wechselspiel rote und weisse Kalksteinböden. «Mit gutem, präzisem Handwerk nach biodynamischen Richtlinien versuchen wir, das gesamte natürliche Umfeld im Wein einzufangen», beschreibt er seine Arbeitsweise. Das A und O sind auch für Pflüger perfekt gereifte Trauben aus ökologisch intaktem Umfeld: «Hat man fantastisches Traubengut, besteht die grösste Kunst des Kellermeisters darin, es nicht kaputtzuverarbeiten.» Pflüger-Rieslinge sind fast immer trocken ausgebaut. So wirkt sein Riesling Herrenberg Terrassen puristisch und präzise, dank milder Säure und exotischen Duftnoten gleichzeitig elegant und blumig.

Der nackte Wahnsinn

Timo Dienhart
Timo Dienhart, Weingut zur Römerkelter, Mosel.

«Die Aura des Terroirs ins Weinglas zu bringen, gehört für mich zu den schönsten Herausforderungen eines Winzers», sagt Timo Dienhart vom Weingut zur Römerkelter an der Mosel. Wie geht das? «Indem ich die natürlichen Kräfte nutze», sagt er auf dem Weg zum Honigberg, wo uns gewahr wird, dass sich seine Weingärten von jenen des konventionell wirtschaftenden Nachbarn wie Tag und Nacht unterscheiden. «Bei meinem Nachbarn sieht man zwar eindrucksvoll die typischen Schiefersteine. Aber das ist der nackte Wahnsinn. Die stark abfallenden, unbegrünten Böden sind schutzlos der Witterung und damit der Erosion ausgesetzt. Humus und Nährstoffe werden einfach weggebrannt, ausgewaschen und weggeschwemmt.» In den Weinbergen von Timo Dienhart dagegen ist vom Schiefer wenig zu sehen. Er verbirgt sich unter einem üppigen Pflanzenteppich. Die selbstkreierte Kräuterbegrünung mit rund 20 verschiedenen Pflanzen reguliert den Wasserhaushalt, schützt die Reben vor Erosion und versorgt sie mit wertvollen natürlichen Nährstoffen. «Auch der Einbezug biodynamischer Kriterien ist mir sehr wichtig. Nur so gelingen Weine mit bestem Trinkfluss und vollendetem Genuss», sagt Timo Dienhart. So kommt etwa bei seinem Riesling vom Schiefer, einem leichtfüssigen Gaumentänzer, das Terroir unter anderem in Form von ausgeprägter Mineralität zur Geltung.

Biodiversität stärkt Terroir

Tobias Zimmer, Weingut Hirschhof, Rheinhessen.
Tobias Zimmer, Weingut Hirschhof, Rheinhessen.

Auf dem Weingut Hirschhof in Rheinhessen erzeugt das Winzerpaar Ellen und Tobias Zimmer nach den aktuellsten Erkenntnissen des biologischen Weinbaus authentische Weine. Einer davon ist der exklusiv für Delinat gekelterte Riesling Terra Rossa. Mit einem Anteil von gut einem Drittel ist Riesling auf dem Hirschhof die wichtigste Traubensorte. «Die Sorte reagiert stark auf verschiedene Böden. Der Riesling ist deshalb gut geeignet, um das Terroir herauszuarbeiten», ist Tobias Zimmer überzeugt. Als ideal für Riesling bezeichnet er Böden mit hohem Gesteinsanteil. «Löss und Sand sind weniger geeignet, da in diesen kaum Mineralien stecken.» Einen wichtigen Einfluss auf das Terroir hat für Tobias Zimmer die Biodiversität innerhalb eines Weinbergs. «Wenn sich die Reben gegen andere Pflanzen behaupten müssen, sind sie stärker und widerstandsfähiger. Sie wurzeln tiefer und kommen so besser an die verschiedenen Mineralien heran.» Wie vielerorts in Rheinhessen sind die Hirschhof-Böden von Kalkstein geprägt. «Riesling aus Rheinhessen und aus der Pfalz unterscheiden sich relativ wenig – ganz im Gegensatz etwa zum Mosel-Riesling von Schieferböden», so Tobias Zimmer.

Zwei Güter – zwei Terroirs

Schieferboden prägt die erstklassige Hanglage Pettenthal in Rheinhessen.
Schieferboden prägt die erstklassige Hanglage Pettenthal in Rheinhessen.

Wie stark sich der Riesling vom Boden beeinflussen lässt, weiss kaum jemand besser als Oliver Spanier und Carolin Spanier-Gillot. 2006 haben die beiden geheiratet und je ein Weingut mit in die Ehe gebracht: Carolin den von ihren Eltern übernommenen Betrieb Kühling- Gillot in Bodenheim unweit von Mainz und Hans-Oliver Spanier sein Gut Battenfeld- Spanier in Hohen-Sülzen bei Worms. Beide Weingüter gehören zu den renommiertesten in Rheinhessen. Die Reben wachsen auf völlig verschiedenen Böden und Lagen: jene von Kühling- Gillot auf steilen Hängen mit Rotschiefer direkt über dem Rhein, die von Battenfeld-Spanier auf hügeligen Kalksteinböden.

Oliver Spanier, Weingut Battenfeld-Spanier, Rheinhessen.
Oliver Spanier, Weingut Battenfeld-Spanier, Rheinhessen.

Hans-Oliver Spanier ist für die Produktion beider Weinlinien zuständig. Nichts bereitet dem bekennenden Biodynamiker mehr Freude, als die Eigenheiten des Terroirs auf die Weine zu übertragen. «Wir machen eigentlich Naturweine, verzichten auf Eingriffe und Schönung», sagt er. Die Unterschiede der beiden Weinlinien sind terroirbedingt markant. Der auf Kalkstein reifende Battenfeld Riesling Salamander ist geprägt von fruchtigen Aromen (Limetten und Grapefruit), feiner Mineralität und kräftigem Körper. Beim Grossen Gewächs Kühling-Gillot Riesling Pettenthal sorgen der steinige Schieferboden, die steile Lage, die optimale Sonneneinstrahlung und das vom Rhein beeinflusste Klima für ganz andere Aromen: Mandeln, Tabak und Würze harmonieren mit fein ziselierter Säure und Mineralität.