Lago mio…

Weisswein zu Fisch ist die Regel – Rosé eine gute Alternative. Davon haben uns Natalino und Amadio Fasoli bei einem sommerlichen Abstecher an den Gardasee überzeugt. Ihr alter Freund Emilio, ein passionierter Fischer, hat uns nach wenig Petri Heil auf dem See in sein Lieblingsrestaurant in Bardolino entführt.

Fischen auf dem Gardasee
Emilio mit seinen Freunden Amadio (links) und Natalino Fasoli beim Fischen.

Die Begrüssung ist überaus herzlich: Emilio Fasoletti, Ehefrau Esther und Tochter Angela empfangen uns auf ihrem Agriturismo Al Vajo im kleinen Dorf Lazise mit einem Glas Hauswein. Emilio und Natalino Fasoli sind alte Freunde: «Wir kennen uns schon viele Jahre, hatten miteinander zu tun, als Emilio noch Direktor des Winzerkonsortiums Valpolicella war», erzählt Natalino.

Schon damals war Emilio ein passionierter Hobbyfischer. Doch seit er im Ruhestand ist, verbringt er manchmal fast den halben Tag auf dem nahegelegenen Gardasee. Zu früher Morgenstunde saust er auf seinem alten Fahrrad Richtung See. Manchmal, wenn er besonders gut gelaunt ist, nimmt er Gäste mit zum Fischen, so wie heute. Sein Boot liegt vertäut im kleinen Fischerhafen. «Pippuccia» steht vorne am Bug. «Der Name stammt vom Vorbesitzer des Boots, der seine Tochter so genannt hat», erklärt Emilio. Dann startet er den Motor. Unter strahlender Sonne fahren wir hinaus auf das ruhige Gewässer. Unterwegs erzählt Emilio Episoden aus seinem Fischerleben. Den bisher kapitalsten Fang hat er an einem Silvestertag gemacht. 13 Kilo wog der Hecht, den er nach langem Kampf ins Boot gezogen hatte. Meistens hat er carpione (Gardasee-Forellen) oder coregone (Felchen) an der Angel. Heute allerdings wollen sie nicht beissen. «Wir sind zu spät dran. Es ist ja schon fast Mittag. Normalerweise bin ich von sechs bis neun Uhr auf dem Wasser», findet Emilio eine halbwegs plausible Erklärung.

Frischen Fisch gibt es hier immer

Emilio Fasoletti
Jeden Morgen ist Emilio Fasoletti als Fischer auf dem Gardasee unterwegs.

Der Plan, eigenhändig gefangene Forellen oder Felchen bei Gabriele Erbifori in der «Osteria Due Nani» in Bardolino frisch zubereiten zu lassen und zu einem Glas Bardolino Chiaretto der Fasolis zu geniessen, lässt sich nicht eins zu eins umsetzen. Doch das auf Fisch spezialisierte «Due Nani» hat natürlich noch ein paar andere Lieferanten, die an diesem Tag früh genug aufgestanden sind. So serviert uns Gabriele in der gemütlichen, meist von Einheimischen frequentierten Osteria nach ein paar leckeren Antipasti zum Hauptgang Felchen vom Grill mit Kartoffeln und Gemüse. Mit seiner leichten, würzigen Frische und dem dezent herben Abgang harmoniert der Bardolino Chiaretto der Fasolis hervorragend mit dem Geschmack des Fisches.

Rosé zu Fisch

Nicht jeder Rosé passt zu jedem Fisch. Helle, leichte und fruchtige Rosés ohne viel Tannin wie der Bardolino Chiaretto Fasoli, klassische Rosés aus Südfrankreich wie der Vidaux Célestine aus der Provence oder der Villa Veredus rosé aus dem Languedoc harmonieren perfekt zu feinfaserigem, eher geschmacksneutralem Fisch. Aus dem Süsswasser sind dies etwa Felchen, Egli und Forelle, aus dem Meerwasser gehören Seezunge und Wolfsbarsch dazu. Viele Meerwasserfische sind fester in der Textur und aromatischer als Süsswasserfische. Das verlangt in der Regel nach einem kräftigen Rosé, wie sie vor allem in Spanien und Süditalien zu finden sind. Dazu gehören der Pithoi Nero d’Avola aus Sizilien, der Albet i Noya Cabernet rosat aus dem Penedès, der Vale de Camelos rosé aus Portugal oder der Maison Coulon Rosé aus dem Languedoc.

Rosé mit sozialem Hintergrund

Rose und Fisch
Der Geschmack des Fisches passt gut zu einem Bardolino Chiaretto.

Auf die Herkunft der Trauben für diesen Chiaretto sind Amadio und Natalino besonders stolz. Sie reifen in den biologischen Weinbergen der Comunità dei Giovani in den Hügeln über Bardolino. «Wir arbeiten seit ein paar Jahren mit dieser gemeinnützigen Institution zusammen, die Jugendliche mit Suchtproblemen betreut », erklärt Amadio auf der Fahrt dorthin. Einige der Drogenabhängigen arbeiten im Gemüsegarten, andere in den Olivenhainen oder den Rebbergen, die noch im traditionellen Pergolasystem angelegt sind. Im Klangmeer eines Zykadenkonzerts führt uns Betriebsleiter Antonio Toffali hinauf auf den Hügelkamm. Das Panorama mit dem Gardasee und der Landzunge von Sirmione, die sich von Süden her ins Gewässer schiebt, ist gewaltig. Irgendwo da unten wird morgen in aller Herrgottsfrühe Emilio Fasoletti mit seinem Boot hinaustuckern und dann wohl wieder die schönsten Gardasee-Forellen und -Felchen aus dem Wasser ziehen…

Begegnung mit «Mister Valpolicella»

Die Winzerbrüder Fasoli und Emilio Fasoletti sind alte Freunde. Für eine Valpolicella-Reportage in der WeinLese verabredeten wir uns mit dem Trio am Gardasee. Emilio ist als ehemaliger Direktor der Winzervereinigung Consorzio Valpolicella noch heute so etwas wie der «Mister Valpolicella». Und Amadio und Natalino Fasoli kennen als Biowein-Pioniere das Valpolicella ebenfalls wie die eigene Westentasche.

Landschaft im Valpolicella
Die Weinregion Valpolicella liegt in den Hügeln nördlich von Verona zwischen Bardolino am Gardasee und dem Städtchen Soave.

Wir sitzen im Ristorante Due Nani in Bardolino an einem massiven Holztisch. Hinten an der Wand hängt ein altes Plakat des Consorzio Valpolicella. Eine attraktive Frau im wallenden Rock wirbt für die Weine aus dem «Tal der vielen Keller», wie das Valpolicella übersetzt heisst. «La donna volante. Das Plakat hat seinerzeit für viel Aufregung gesorgt, weil der Künstler den Rocksaum der Schönen ziemlich knapp gehalten hat», grinst Emilio.

«La Donna Volante» warb einst für die Region Valpolicella.
«La Donna Volante» warb einst für die Region Valpolicella.

Während in der Küche die bestellte Platte mit allerlei Antipasti zubereitet wird, unterhalten wir uns über die Entwicklung dieses aufstrebenden Weinbaugebietes im Umland von Verona. Emilio Fasoletti entpuppt sich rasch als wandelndes Google. «Das Valpolicella stand früher für einfache Massenweine, die in Fiascos (bauchige Flaschen im Strohmantel) abgefüllt wurden. Die Qualitätssteigerung war für mich stets ein zentrales Anliegen», erzählt der seit 2010 pensionierte Direttore.

Das sei auch gelungen, bestätigen die Gebrüder Fasoli. Das gilt selbst für den als Valpolicella bezeichneten Basiswein. Doch es ist der aus rosinierten, hochkonzentrierten Trauben erzeugte Amarone, der das Valpolicella in aller Welt bekannt und begehrt gemacht hat. Grosser Valpolicella-Star ist im Moment indes der Ripasso, oft als kleiner Bruder des Amarone bezeichnet. Ripasso entsteht aus einem jungen Valpolicella, den man auf nassen Traubenhäuten des Amarone nochmals aufgären lässt. «Ripasso ist eine überaus begehrte, preiswerte Alternative zum teuren Amarone. Die Nachfrage ist viel grösser als das Angebot», weiss Emilio. Den Winzern sind allerdings die Hände gebunden: Gemäss Reglement darf höchstens doppelt so viel Ripasso produziert werden wie Amarone. Und für den Amarone gilt ein Kontingent, an dem nicht zu rütteln ist: Die gesamte Rebfläche des Valpolicella beträgt 7000 Hektar. Pro Hektar dürfen maximal 4000 Kilo Trauben zu Amarone verarbeitet werden.

Geniessen Essen und Bardolino: Natalino Fasoli, Emilio Fasoletti, Martina Korak (Delinat) und Amadio Fasoli (v.l.).
Geniessen Essen und Bardolino: Natalino Fasoli, Emilio Fasoletti, Martina Korak (Delinat) und Amadio Fasoli (v.l.).

Potenzial gibt es im Valpolicella dafür noch beim biologischen Weinbau. Die Entwicklung in diesem Bereich lief lange sehr zögerlich. «Ich habe immer alle zu den Fasolis geschickt, die sich dafür interessiert haben», sagt Emilio. Erst in den letzten Jahren habe es einen kleinen Boom gegeben, weil Bio in Mode kam. Auf dem Papier sieht die Bilanz aber nach wie vor trist aus. Natalino Fasoli: «Neben uns gibt es im ganzen Valpolicella vielleicht noch eine Handvoll zertifizierte Produzenten. Die kontrollierte Biofläche dürfte 200 Hektar nicht überschreiten.» Er glaubt zwar, dass heute viel mehr Winzer auf den Einsatz von Chemie verzichten, nicht zuletzt, weil «viele Leute aufschreien, wenn sie das sehen». Manch einer aber scheue den Aufwand, sich zertifizieren zu lassen.

So sind der Valpolicella La Casetta und der Ripasso La Casetta aus dem Hause Fasoli auch heute noch ganz besondere Weine aus dem «Tal der vielen Keller». Zu den mittlerweile aufgetischten Antipasti haben wir uns angesichts der hochsommerlichen Temperaturen und der Lage knapp ausserhalb des Valpolicella-Gebietes aber einen Bardolino Chiaretto, ebenfalls aus dem Hause Fasoli, einschenken lassen. Auch der hat eine äusserst gute Falle gemacht …