Weltweit sorgen gemeinnützige Organisationen mit Lebensmittelbanken dafür, Bedürftige gratis mit Lebensmitteln zu unterstützen. In Spanien hat die Corona-Krise fast zu einem Zusammenbruch der Lebensmittelbank geführt, weil die Zahl der Hungerleidenden stark gestiegen ist. María Alfonso vom Delinat-Partnergut Volvoreta in Sanzoles hat deshalb ein einzigartiges Projekt lanciert: In den Zwischengassen der Rebberge wurden 2500 Kilo Biokartoffeln gepflanzt. Rund die zehnfache Menge konnte geerntet und der spanischen Lebensmittelbank in Madrid gespendet werden. «Wir freuen uns, dass unsere erste Ernte von hundert Prozent biologischen Gourmet- Rebbergkartoffeln an Menschen in Not geht», schreibt María. Das Projekt mit Kartoffeln und anderen Zweitkulturen im Weinberg soll im Zuge der aktuellen Wirtschaftskrise und des Klimawandels weitergeführt werden.
ZDF dreht auf Vale de Camelos
Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) war Ende Juni für Dreharbeiten zu Gast auf dem Weingut Vale de Camelos im portugiesischen Alentejo. Im Zentrum des Dokumentarfilms stehen Fragen, wie ein Delinat-Weingut in einer von der Desertifikation bedrohten Region mit den Folgen des Klimawandels umgeht. Antje und Thorsten Kreikenbaum, die deutschen Besitzer von Vale de Camelos, haben in den vergangenen Jahrzehnten enorm viel in Wasserretention, Permakultur und Biodiversität investiert. Wir haben darüber ausführlich in der WeinLese-Ausgabe vom Mai 2020 berichtet. Durch diesen Bericht ist das ZDF auf das Weingut im Süden Portugals und die Delinat-Methode aufmerksam geworden. Der Beitrag wurde am 16. August im Rahmen der ZDF-Dokumentationsreihe «planet e» ausgestrahlt.
Vorab zwei Bemerkungen. Als Kundenberater fiel mir die Ehre zu, Delinat-Chef Karl Schefer, seine Gattin Astrid und Einkäufer David Rodriguez auf meiner diesjährigen Weiterbildungsreise zu bewährten Delinat-Winzern und neuen, potenziellen Anwärtern zu begleiten. Auf dem Programm stand eine spannende Reise durch Nordspanien. Eindrücklich erlebte ich, dass das sonnenverwöhnte Spanien auch im Sommer vor Wetterkapriolen nicht verschont bleibt.
Montag, 8. Juni, Vormittag Rueda, 16 °C, sonnig Unsere Reise beginnt in der aufstrebenden Weissweinregion Rueda in Kastilien. Hier bewirtschaften die Geschwister Alexandra, Marco und Richard Sanz das Weingut Menade in sechster Generation. Wir werden im modern gestalteten Verkaufsraum mit Showroom und Bar empfangen, wo neben Wein auch andere regionale Produkte, unter anderem ein hauseigenes Bier, angeboten werden. In der alten Kellerei degustieren wir die neuen Jahrgänge der Weissweine Saxum Sauvignon Blanc, Saxum Verdejo, den ganz ohne Schwefelzusatz erzeugten Nosso Verdejo Natural sowie ein paar rare Tropfen, die im Barrique ausgebaut werden. Danach geht es im Geländewagen hinaus in die Weinberge. Mit ihren steinigen Böden, der Begrünung mit regionstypischen Kräutern und Sträuchern wirken sogar die Rebflächen für mich irgendwie ästhetisch. Besonders imponiert mir ein mobiler Hotspot, mit welchem man versucht herauszufinden, welche Pflanzen sich als Begrünung besonders eignen.
Montag, 8. Juni, Nachmittag Gumiel de Izan, 26 °C, sonnig Wir reisen weiter in die benachbarte, hochgelobte Rotweinregion Ribera del Duero. Auf rund 1000 m ü.M. liegt das Weingut Basconcillos. Wir werden von Betriebsleiterin Maria José und Kellermeister Francisco Barona empfangen. Franciscos Begeisterung für den biologischen Weinbau ist ansteckend. Er erklärt uns die unterschiedliche Bodenbeschaffenheit auf engstem Raum. Aufgrund seiner Ausführungen können wir gut nachvollziehen, weshalb die Rebparzellen nicht ganzflächig, sondern nur partiell begrünt sind. Die Weinberge wirken wie aus dem Bilderbuch, mit Hilfe modernster technischer Hilfsmittel wird hier nichts dem Zufall überlassen. Der Rundgang durch den Weinkeller lässt dann erst recht das Herz jedes Weinliebhabers höher schlagen. Hier entstehen der Dominio Basconcillos Roble und zahlreiche weitere Weine. Die Fassproben der neuen Jahrgänge sprechen für sich. Besonders spannend ist der Vergleich zwischen Weinen, die auf verschiedenen Böden reifen.
Dienstag, 9. Juni Felechosa, 21 °C, regnerisch Heute lassen wir Wein für einmal Wein sein, fahren weiter nordwärts und besuchen in Asturien Luisa Fernandez Alonso, Besitzerin der Bio-Imkerei Artesanos de Cuevas in Felechosa. Von hier stammen verschiedene feine Honige im Delinat-Sortiment: der Edelkastanienhonig, der Tausendblütenhonig, der Eukalyptushonig und der Heidehonig. Die Gegend erinnert mich ein wenig an die waldigen Täler im Tessin. Es ist kühl und bewölkt in Felechosa. Bevor eine Gewitterwolke allzu bedrohliche Dimensionen annimmt, fahren wir auf steinigen und holprigen Strassen durch die Hügel zu den Bienenstöcken. Wir sehen nur vereinzelt Bienen, es ist zu kalt und zu nass. Das Wetter bereite Luisa heuer Sorgen. Sie befürchtet Ernteausfälle. Bis zu 30 Prozent sei keine Seltenheit, sagt sie. Wir nehmen nochmals ein Brise von der frischen Bergluft und fahren dann zurück ins Tal, wo uns Luisa zeigt, wie der Honig produziert wird.
Mittwoch, 10. Juni Zamora, 18 °C, stürmisch Wir widmen uns wieder unserem Kerngeschäft, dem Wein. Ein Blick in den Himmel verheisst auch heute nichts Gutes – Hundewetter ist angesagt. In Zamora empfängt uns Winzerin Maria Alfonso vom Weingut Volvoreta und führt uns durch die romantische Altstadt. An Zamoras ehemaliger Partymeile hat sich Maria mit einer Bar ein zweites Standbein geschaffen. Hier werden wir mit einem Glas Wein und feinen Häppchen verwöhnt. Später degustieren wir im Keller noch den Volvoreta Probus – ein Wein der selbst Weinguru Robert Parker ins Schwärmen gebracht hat. Auf einen Besuch der Weinberge müssen wir leider verzichten. Stürmische Regenschauer machen das Gelände unzugänglich.
Donnerstag, 11. Juni Fermoselle und Villanueva del Conde, 20 °C, bewölkt Zum Abschluss unserer Reise besuchen wir westlich von Zamora hart an der Grenze zu Portugal und weiter südlich in der Provinz Salamanca noch zwei neue, potenzielle Delinat-Weingüter. Die Zukunft wird zeigen, ob es Weine dieser Winzer ins Delinat-Sortiment schaffen. Ich bin gespannt.
Am nächsten Tag setzen Astrid und Karl Schefer ihre Winzerreise durch Portugal fort. Zusammen mit David Rodriguez trete ich die Heimreise ab Salamanca an. Ich nehme viele Eindrücke und Erkenntnisse mit nach Hause, die mir für meine Tätigkeit im Delinat-Kundendienst sehr nützlich sein werden.
Die Weineinkäufer und die Winzerberater sind viel unterwegs und pflegen einen engen Kontakt mit den Delinat-Winzern. Das Team an der Delinat-Verkaufsfront bekommt hin und wieder die Möglichkeit, einen Winzerberater zu begleiten. Durch den direkten Einblick in Philosophie und Bewirtschaftungsweise der Winzer entsteht wichtiges Knowhow für eine kompetente Kundenberatung. Christian Wild und Roman Herzog berichten von ihrer Reise mit Winzerberater Daniel Wyss durch Nordspanien.
«Landung in Barcelona, Übernahme eines Mietwagens und los gehts: Erste Station ist die Winzerfamilie Ramirez mit ihrem Weingut Las Cepas in der Rioja. Santiago Ramirez zeigt uns seine Weinberge mit permanenter Begrünung und beeindruckender Biodiversität. Zu Winzer Francisco Ruiz (Osoti) ist es bloss ein Katzensprung. Er führt uns seine sensationell schön auf einem Hügel gelegene Neuanlage vor, wo Francisco seine Vision von einem ausgeglichenen, mit der Natur im Einklang stehenden Rebberg konsequent verfolgt. Wir sind begeistert und überzeugt, dass er das Ziel dank seinem grossen Enthusiasmus erreichen wird.
Am nächsten Tag fahren wir nordwärts in die Navarra, wo wir auf dem Weingut Azul y Granza von Dani Sanchez, María Barrenas Vater Antonio und Bruder Fernando empfangen werden. Besonders beindruckend sind die Weinberge im wüstenähnlichen Naturreservat Bardenas Reales. Weitläufige junge Rebanlagen sind in eine traumhafte Landschaft eingebettet und profitieren von einer phänomenalen Biodiversität. Bereits ein Vierteljahrhundert haben die knorrigen Cabernet-Sauvignon-Rebstöcke auf dem Buckel, welche Trauben für den Spitzenwein Desierto liefern.
Nächste Station ist das am Jakobsweg gelegene Weingut Quaderna Via. Hier dürfen wir im komfortablen Gästehaus übernachten. Winzer Raúl Ripa und Rebmeister Alfonso führen uns durch die Reben. Dabei wird offensichtlich, wie ernst die Delinat-Richtlinien genommen werden. In enger Zusammenarbeit mit Berater Dani Wyss bemüht sich das Weingut, diese auf der höchsten Stufe zu erfüllen.
Nach einer rund dreistündigen Reise erreichen wir das prestigeträchtige Weinbaugebiet Ribera del Duero. Auf der Bodega Basconcillos (Basconcillos Roble und Crianza) keltert Betriebsleiter Francisco Barona Weine, die sich von den meisten Gewächsen aus dieser Region betreffend Frische und Eleganz unterscheiden. Dabei kann er sowohl im Feld wie im Keller auf modernste Technologie zählen. Die Reben wachsen auf unterschiedlichen, fliessend ineinander übergehenden Böden aus Kalk, Sand und Lehm. Die Trauben werden nach Bodentyp separat vinifiziert. Bei der Degustation der Jungweine 2013 staunen wir, wie deutlich die Unterschiede zu erkennen sind.
Ein gewaltiger Kontrastpunkt zu der mit viel Kapital und modernster Technologie ausgestatteten Bodega Basconcillos bietet das kleine Familienweingut Volvoreta im Weinbaugebiet Toro. Hier stehen der ökologische Gedanke und eine etwas romantische Vorstellung von Weinbau derart im Vordergrund, dass die Ökonomie kaum Schritt halten kann. Wir hoffen, dass die unglaublich sympathische Familie Alfonso hier einen Weg findet, der ihr ein wirtschaftliches Überleben mit dem Weinbau ermöglicht.
Letztes Weingut auf unserer Reise ist die Bodega Menade der Gebrüder Sanz in der Region Rueda (Saxum Verdejo, Saxum Sauvignon Blanc). Neben den grossen Bemühungen für eine reiche Biodiversität verblüfft uns hier eine Aussage von Betriebsleiter Marco Sanz, wonach man im ganzen Jahr 2013 kein Gramm Schwefel oder Kupfer in den Weinberg gespritzt hat. Echter und Falscher Mehltau konnten mit natürlichen Produkten aus Schachtelhalm, Schafsmilch, Zimt, Backpulver und Tonerde in Schach gehalten werden. Wer weiss, vielleicht gehört Menade zu den allerersten Weingütern, die auch längerfristig gänzlich ohne Kupfer- und Schwefellösungen auskommen. „Das ist jedenfalls unser Ziel“, sagt Marco, bevor wir uns verabschieden.
Für uns war es eine intensive Woche mit einer spannenden und lehrreichen Reise. Wir konnten die unterschiedlichen Auffassungen unserer Winzer und die Herausforderungen an den Delinat-Weinbau in Nordspanien kennenlernen. Dies verschaffte uns neue Einblicke in die Philosophie der Betriebe und zeigte uns eindrücklich, dass verschiedene Wege zum selben Ziel führen können. Die Begegnungen und die intensiven Gespräche mit unseren Winzern werden uns helfen, unsere Kunden noch kompetenter und praxisgerechter zu beraten.»
Es war für uns eine grosse Freude, als das spanische Familienweingut Volvoreta im vergangenen Jahr als erstes durchwegs die allerhöchsten ökologischen Anforderungen der Delinat-Richtlinien erfüllte. Das baskische Wort «Volvoreta» bedeutet Schmetterling. Ein schöner Zufall: So wurde das Weingut der Familie Alfonso in Kastilien und León zum leuchtenden Symbol für die Delinat-Philosophie, wonach wieder mehr Schmetterlinge in den Weinbergen Europas fliegen sollen.
Der Autor (links) lässt sich von David, Maria und Antonio Alfonso die grossartige Biodiversität auf dem Weingut Volvoreta zeigen.
Vater Antonio, Tochter Maria und Sohn David kultivieren ihre Reben in der kleinen Appellation Toro in einer einzigartigen Buschlandschaft mit Steineichen, Olivenbäumen, Mandeln und wilden Kräutern. Ihre Bemühungen, möglichst viel Natur im und um die Weinberge zu erhalten, brachte ihnen bereits 2009 den Biodiversitätspreis des spanischen Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt ein.
Volvoreta ist für mich einer der ganz wenigen Betriebe, welcher unter den Rebstöcken eine permanente Begrünung mit einer so grossen Artenvielfalt hat: Da gedeihen wilder Fenchel, wilder Lavendel, verschiedene Thymiansorten und viele andere Wildkräuter.
Dank den optimalen klimatischen Bedingungen braucht die Winzerfamilie nie Kupfer und kaum Schwefel zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten in den Reben. Im Keller verzichtet sie auf Zuchthefen, Schönungsmittel und Filtration. Der Wein schmeckt hervorragend und im Wissen, wo diese Trauben wachsen, schmeckt er mir sogar noch etwas besser als dem berühmten Weinguru Robert Parker, der den 2010er Volvoreta Probus mit 91 und den neuen Jahrgang 2011 (noch nicht im Verkauf) gar mit sagenhaften 92 Punkten bewertet hat.