Weinprämierungen sind im Trend. Medaillen und Parker-Punkte sind gute Marketinginstrumente und Motivationspritzen für die Winzer. Als Entscheidungshilfe für Weinliebhaber taugen sie dagegen nur bedingt. Nur wer selber verkostet, weiss, ob ihm ein Wein wirklich schmeckt. Und letztlich zählt nur das.
Wettbewerbe und Prämierungen sind in der Weinwelt besonders beliebt. Parker-Punkte, Gold- und Silbermedaillen, Empfehlungen aus Weinführern und Magazinen – das alles können durchaus nützliche Hilfestellungen für unschlüssige Weinfreunde sein. Doch aufgepasst: Blindes Vertrauen zahlt sich meist nicht aus.
Gegen Weinwettbewerbe und professionelle Weinverkoster lassen sich nämlich einige Vorbehalte ins Feld führen. So macht es die inflationäre, kaum noch zu überblickende Vielfalt an Prämierungen schwierig, den Überblick über Seriosität und Bedeutung der einzelnen Anlässe zu behalten. Manchmal lassen sich einzelne Ergebnisse kaum nachvollziehen – etwa wenn derselbe Wein an zwei verschiedenen Anlässen völlig unterschiedlich bewertet wird. Vielfach sind die Ergebnisse auch deshalb nicht repräsentativ, weil viele Spitzenweingüter an Prämierungen gar nicht teilnehmen.
Aus solchen Gründen halten auch wir uns zurück und nehmen jährlich nur an vier ausgewählten, seriösen Wettbewerben teil. Es sind dies die Berliner Weintrophy, die MUNDUSvini, (der grösste internationale Weinwettbewerb), die MUNDUSvini Biofach in Nürnberg sowie die Expovina in Zürich. Hier werden nicht einfach massenweise Weine ausgezeichnet, sondern es gelten die Normen der Internationalen Önologenunion (UIOE) für Weinwettbewerbe, wonach in jeder Kategorie höchstens 30 Prozent der eingereichten Weine von einer ausgewiesenen Fachjury mit einer Medaille prämiert werden dürfen.
Seit 7 Jahren nehme ich selbst als Jurymitglied an der Expovina teil. Der Ablauf der Degustationen ist beispielhaft: Im letzten Jahr wurden an vier Tagen ca. 2’200 Weine degustiert. Die Jurymitglieder sind Spezialisten aus der Weinbranche: Einkäufer, Weinhändler, Winzer, Weinakademiker, Sommeliers. Pro Tag sind 60 Weinprofis vor Ort, die vor der eigentlichen Degustation „geeicht“ werden: Drei Weine werden als Eichweine blind verkostet und bewertet. Dann beginnt die eigentliche Degustation. In Gruppen von 5 Personen mit jeweils einem „Tischchef“ werden ca. 45 Weine in drei Blöcken mit kurzen Pausen blind degustiert und bewertet. Diese Weine haben jeweils eine ähnliche Stilistik und kommen in der Regel aus einer Region (z.B. Valpolicella Amarone), auf die die jeweiligen Degustatoren sich spezialisiert haben. So gehört die Expovina zu den professionellen und seriösen Weinprämierungen – nicht alle Wettbewerbe führen diesen aufwändigen Ablauf durch.
Selbstverständlich freuen auch wir uns darüber, wenn die Weine unserer Winzer an solchen renommierten Anlässen mit Medaillen ausgezeichnet werden. Erfreulicherweise ist das oft der Fall. Klar aber ist auch: Statt einfach auf Namen und Marken, auf Gold und Silber oder hohe Bewertungspunkte zu vertrauen, lohnt es sich immer, einen Wein selber zu probieren. Erst dann weiss man wirklich, ob er einem zusagt oder nicht. Dafür hat Delinat übrigens den DegustierService erfunden – nach unserer Überzeugung nach wie vor der verlässlichste «Weinwettbewerb». Mit diesem Wein-Abo lassen sich zu Hause in aller Ruhe regelmässig neue Weine entdecken und bei Gefallen nachbestellen.
Konnten Sie bisher auf Medaillen und Punkte vertrauen? Oder sind Sie schon einmal von prämierten Weinen enttäuscht worden? Wir freuen uns über Ihre Erfahrungen – schreiben Sie einfach unten in die Kommentare.
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7 comments
Die Einschätzung von Delinat ist richtig. Prämierungen etc. sind nur Marketing-Getöse (deswegen nötig). Der persönliche Geschmack ist etwas ganz anderes. So frage ich mich, seitdem ich einen OPUS 1 probieren durfte, was die Leute an diesem Wein finden? Mir sind da einige Weine z.B. aus Portugal mit ihrem eigenen Terroir viel lieber.
Geniessen Sie beim probieren. Abwechslung macht das Leben schön. Wohl bekomm’s.
Als Besucher bei der Expovina hatte ich vor ein paar Jahren einen völlig anderen Eindruck von der Prozentzahl der Auszeichnungen. Und nicht nur ich: sogar eine Ausstellerin, die für nahezu jeden ihrer Weine einen Preis bekommen hatte, scherzte mit mir, ob ich auf der Messe denn auch Weine ohne Auszeichnung gefunden hätte…
Als Besucher der Expovina präsentieren Ihnen die Aussteller natürlich vor allem ihre Medaillen-Weine – so entsteht der Eindruck, es gebe fast nur Weine mit Auszeichnungen. In Wahrheit aber wurden im letzten Jahr nur 4 Weine mit dem Grossen Golddiplom geehrt, 227 Weine erhielten das Gold- und 447 das Silberdiplom. Das ist etwa ein Drittel der 2’200 Weine, die insgesamt eingereicht wurden (siehe auch oben den Hinweis zur „30%-Regel“).
Der höchst bewertete Wein der Expovina 2015 war übrigens der La Colle des Lignères 2012. Ob der nun wegen der Medaillen oder wegen seiner hervorragenden Qualität bereits ausverkauft ist, wissen wir nicht. Wir empfehlen in jedem Fall den Folgejahrgang: La Colle des Lignères 2013…
Stimmt, das System ist immer gleich, was ins Auge sticht, in einem solchen Fall nennt man das bei uns “ Bapper“, wird bevorzugt. Für WINZER ist das ein Verkaufsargument. Ob es den Tastachen entspricht spielt keine Rolle. Fragt man gute Winzer warum sie nicht ihre Produkte mit Preisen auszeichnen lassen bekommt man die Antwort „Ich stecke das Geld in die Verbesserung der Qualität meiner Weine, Masse ist für mich nicht Klasse“. In allen Bereichen ist es heute „inn“ Preise zu bekommen und das wird publiziert. Da der Mensch dem Herdentrieb folgt ist logisch und wird selten hinterfragt. Gold oder Silber zieht immer!In den vielen unterschiedlichen LANDSCHAFTEN der Welt werden wunderbare Weine produziert und sind einmalig. Ich habe alle Pakete im Abo, die Vielfalt ist wunderbar und vor allem mag ich Rotweine die Power haben ab 13,5 % Alcohol. Selten bestelle ich 6 Flaschen, ich mag die tägliche Abwechslung in Rose, Rot und Weiss und was u.a. Delinat an Rosevielfalt anbietet u.a. vom Farbenspiel ist ein Genuss pur. Deswegen freue ich mich auf jedes neue Paket.
Der Meinung von Norbert Müller schließe ich mich voll an!
Vielen Dank für Ihren Bericht, wie systematisch es bei einer gut organisierten Degustation zugeht. Als langjähriger Kunde des Degustierservice gestehe ich, dass ich so garantiert nicht vorgehe wenn mir mal wieder Ihr Paket ins Haus getragen wird.
Und erlauben Sie mir als Ingenieur eine kleine Klugsch… in Bezug auf das „Eichen“: http://www.elektronikpraxis.vogel.de/messen-und-testen/articles/429301/
Im normalen Sprachgebrauch ist die Verwendung des Begriffs so wie bei Ihnen allerdings üblich und sicher nicht schädlich, weil jeder weiß was gemeint ist.
Für einen Einsteiger, der naturgemäß erstmal unsicher ist, sind Medaillen oder Punkte eine schöne Orientierung – immerhin besser als nur das Design des Ettikets. Denn wer weiß schon Bescheid über die Anbaugebiete und einzelnen Lagen, Rebsorten, Ausbauarten. Das kann ja schon alles sehr kompliziert werden. Ich denke, Wein ist ein wenig mit klassischer Musik vergleichbar – Am Ende zählt bei allem Wissen und Analysieren doch eigentlich nur: trifft mich die Sinneswahrnehmung, verzaubert sie mich, überrascht sie mich, verändert sie die Situation, erzeugt sie gute Gefühle?
Wenn ja , dann ist sie gut.
Viele Grüße und Delinat weiter gutes Gelingen!
Eichwein ist in der Wein-Branche ein durchaus üblicher Ausdruck, es kann auch von „Pegelwein“ gesprochen werden. Daraus entsteht der „Kosterpegel“ als Vernunftsmass und der ist genau so wenig mit dem Wasserpegel zu vergleichen wie Ihre kluggemeinte Benzin-Zapfsäule mit einem goldenen Weisswein.
Ich empfehle Ihnen, einen erheiternden Degustierkurs bei Dirk Wasilewski zu machen und Sie werden eher „gorbsen“ vor Lust statt in allzu deutsche Klugheit zu verfallen 🙂