Mit 20 Jahren gründete Nora Sophie Griefahn die gemeinnützige Cradle to Cradle NGO in Berlin. Heute arbeiten mehr als tausend Ehrenamtliche und eine Bürogemeinschaft von 40 Personen daran, das Denken in Kreisläufen zu fördern und so auch den Menschen zum Nützling für die Umwelt zu machen.
Wie kam es zur Gründung der Cradle to Cradle NGO in Berlin?
Nora Sophie Griefahn: Wir wollten ein Umdenken in der Gesellschaft anregen. Schon als wir noch Studierende waren, haben mein Co-Gründer und ich die Idee von Cradle to Cradle verinnerlicht. Das erste Buch zu diesem Thema ist 2002 erschienen. Wir haben unsere NGO während meines Studiums der Umweltwissenschaften 2012 gegründet. Seitdem sind wir als Organisation gewachsen. Mehr als tausend Ehrenamtliche unterstützen uns bei Projekten in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich. Im Büro in Berlin arbeiten wir mit 40 Kollegen und Kolleginnen an der Umsetzung von Cradle to Cradle.
Was kann man sich unter Cradle to Cradle und unter Ihrer Arbeit vorstellen?
Bei Cradle to Cradle verstehen wir den Menschen als potenziellen Nützling, der durch sein Handeln einen echten ökologischen, ökonomischen und sozialen Mehrwert erzielen kann. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir in Kreisläufen denken und unser Handeln danach ausrichten. Also Produkte so zu designen und herzustellen, dass alle darin verwendeten Ressourcen nach ihrer Nutzung weiter in Kreisläufen geführt werden können. Mit Cradle to Cradle NGO bringen wir diesen Ansatz in die Breite, kooperieren dazu auch mit Politik, Wissenschaft Privatwirtschaft und zeigen anhand von Beispielen auf, dass Cradle to Cradle funktioniert.
Persönlich
Nora Sophie Griefahn wurde 1992 geboren. 2012 gründete sie während des Studiums der Umweltwissenschaften die Cradle to Cradle NGO, die sich mit der Bewusstseinsbildung und der praktischen Umsetzung von zirkulären Prozessen im Sinne des Cradle-to-Cradle-Ansatzes beschäftigt. Prominente Projekte sind die Sanierung einer ehemaligen Apotheke in einem Berliner Plattenbau nach Cradle to Cradle sowie die Umsetzung von Grosskonzerten der Bands Die Ärzte und Die Toten Hosen auf dem Flugfeld des ehemaligen Flughafens Berlin Tempelhof. Jährlich findet der Cradle to Cradle Congress statt, an dem bisher mehr als 6000 Personen teilgenommen haben, die in Zukunft noch zirkulärer denken wollen. Nora Griefahn hat vier Kinder und lebt mit ihrem Mann in Berlin.
Cradle to Cradle NGO und die Ärzte
Was sind das für Beispiele?
Wir haben mit dem «Labor Tempelhof» und dem «C2C LAB» bereits zwei Transformationsprojekte umgesetzt, die zeigen, wie Cradle to Cradle angewendet werden kann. Mit dem «Labor Tempelhof » zeigen wir das auch in diesem Sommer wieder anhand von drei Grosskonzerten, die wir gemeinsam mit unseren Partnern nach Cradle to Cradle ausrichten. Und mit dem «C2C LAB» haben wir 2018/19 eine Einheit in einem stark sanierungsbedürftigen Plattenbau nach C2C-Kriterien saniert und machen so C2C im Bauwesen sichtbar und erlebbar.
Sie arbeiten ja auch mit Bands wie den Ärzten oder den Toten Hosen für C2C zusammen.
Genau. Die beiden Bands haben uns bereits 2022 vier Konzerte mit jeweils 60’000 Besuchenden zur Verfügung gestellt, um zu zeigen, wie Grossveranstaltungen der Zukunft aussehen können. Wir haben für diese Konzerte und auch für die Konzerte in diesem Sommer jeden einzelnen Bereich hinterfragt. Wie kann eine zukunftsfähige Ernährung an einer solchen Veranstaltung aussehen? Wie gehen wir mit Wasser bei einem solchen Konzert um? Welche Textilien, also zum Beispiel Merchandise-Shirts, braucht es, damit möglichst nur positive Auswirkungen entstehen?
Ein wesentlicher Punkt waren die Toiletten, nicht wahr?
Wir haben bei den Konzerten unter anderem Trockentoiletten eingesetzt, in denen Urin und feste Rückstände getrennt aufgefangen und gesammelt werden, um den darin enthaltenen Phosphor zurückzugewinnen. Aus den festen Resten wurde Humus und aus dem Urin Flüssigdünger hergestellt. Wir möchten so auch dazu beitragen, dass in Deutschland ein technischer Rahmen entstehen kann, um Nährstoffe, die unseren Körper verlassen, wieder nutzbar zu machen, zum Beispiel in der Landwirtschaft. Auch beim Bier und bei anderen Getränken war es wichtig, im Kreislauf zu denken: sowohl bei den Getränken selbst als auch bei der Frage, wie sie ausgegeben werden. Da haben wir auf ein Mehrwegsystem gesetzt, dessen Vorteile Sie ja auch gut kennen.
Kreislaufgedanken um Delinat
Das stimmt natürlich. Was halten Sie von unserer Delinat-Mehrwegflasche?
Ich finde es gut, dass Delinat auf Mehrweg setzt! Wir arbeiten ja bei unseren Veranstaltungen wie dem C2C Congress oder bei Events in unserem C2C LAB schon seit vielen Jahren mit Delinat zusammen, weil wir viele Werte teilen und auch Delinat sehr vertraut mit dem Kreislaufdenken ist. Und das nicht nur bei den Flaschen, sondern auch durch Qualitätsvorgaben wie Weinbau im Rahmen einer regenerativen Landwirtschaft. Lineares Denken und Handeln sind nichts Natürliches, das haben wir uns selbst beigebracht. Um Kreisläufe zu schaffen, müssen wir uns die richtigen Fragen stellen, wie: Wie kann ich den Gegenstand und seine Bestandteile im Kreislauf führen, um seine Ressourcen immer wieder nutzen zu können? So wie die leere Flasche Wein.
Was kann ich als Privatperson tun?
Auf Produkte setzen, die nach dem C2CPrinzip gedacht und hergestellt werden. Sich immer wieder die Frage stellen: «Was passiert mit dem Gegenstand, wenn ich ihn nicht mehr brauche?» Und es ist gut, sich immer wieder damit zu beschäftigen, welche Vorteile es für die Umwelt und die eigene Gesundheit hat, C2C-Produkte zu verwenden. Zum Glück gibt es bereits in vielen Sektoren tolle Beispiele.
Cradle to Cradle in Zukunft
Und wird Cradle to Cradle auch einmal in der Mitte der Gesellschaft ankommen?
Ich denke schon, dass ich es noch erleben werde, dass wir wieder mehr in Kreisläufen denken. Kinder denken automatisch in Kreisläufen, wir dürfen es ihnen nur nicht abtrainieren. Dorthin müssen wir wieder zurückkommen. Wir haben auch keine andere Wahl, da wir schon heute ein Problem mit unseren Ressourcen haben. Wir müssen es schaffen, Rohstoffe, Gesundheit und auch Biodiversität – all diese Themen – ganzheitlich und gemeinsam zu bedenken.
Ganzheitlich bedenken: Können Sie uns ein Beispiel geben?
Delinat ist dafür ein gutes Beispiel: Es bringt nicht viel, Themen wie Biodiversität, erneuerbare Energie oder Ressourcenkreisläufe getrennt voneinander zu denken und anzugehen. Denn all diese Themen sind miteinander verbunden, sie alle sind Teil des Kreislaufs. Überspitzt gesagt: Es würde am Ziel vorbeigehen, wenn ich zwar Wein in einer regenerativen Landwirtschaft anbaue, ihn dann aber beispielsweise mithilfe von Kohlestrom in Einweg-Getränkedosen abfüllen würde. Wir müssen aufhören, diese Bereiche als voneinander unabhängig zu betrachten.
Weintipp von Nora Sophie Griefahn
Noch vor Kindern und Stillen war der Delinat-Wein Château Coulon unangefochtener Favorit bei Nora Sophie Griefahn. Die Samtigkeit und gleichzeitig der Nachdruck und die verführerische Frucht, die dieser Südfranzose mit sich bringt, überzeugen nicht nur auf ganzer Linie, sondern ergeben ein rundes, grosses Ganzes.
Château Coulon Sélection spéciale
Corbières AOP
https://www.delinat.com/chateau-coulon-selection-speciale