Vergangene Woche versammelten sich unsere französischsprachigen Delinat-Winzerinnen und -Winzer auf dem Delinat-Weingut Domaine La Baronne der Familie Lignères im südfranzösischen Moux. Drei Tage lang drehte sich alles um den Austausch von Erfahrungen und Wissen, vor allem um konkrete Lösungen für eine grosse Herausforderung für viele unserer Betriebe: die Trockenheit infolge des Klimawandels.
Das Weingut der Familie Lignères war für dieses Seminar nicht nur Gast-, sondern auch Beispielgeber: Seit mehreren Jahren leiden die Reben im Betrieb unter extremer Trockenheit. In drei aufeinanderfolgenden Jahren fielen jeweils weniger als 250 mm Regen. Der Ertrag sank dramatisch und die Reben kämpfen mit massivem Trockenstress. 2021 kam es in der Umgebung sogar zu Waldbränden, bei denen nur durch Glück grössere Schäden am Weingut ausblieben.
Statt zu resignieren, haben sich Jean und Anne Lignères gemeinsam mit unseren Winzerberatern Daniel Wyss und Arina Schefer auf den Weg gemacht, um die Situation Schritt für Schritt und im Einklang mit der Natur zu verbessern.

Aus der Krise lernen und handeln
Schon beim Winzerseminar im Jahr zuvor gab es wertvolle Anregungen, etwa vom Bodenexperten Nicola Fagotto. Diese Impulse haben bei Familie Lignères einiges ins Rollen gebracht: Sie haben den Boden untersucht, die Artenvielfalt im Weinberg noch weiter gefördert, Komposttees zur Stärkung der Reben eingesetzt und hunderte Bäume und Sträucher gepflanzt. Zudem haben sie spezielle Wasserretentionsteiche und -gräben angelegt, damit das seltene Regenwasser nicht einfach abfliesst, sondern im Boden gespeichert wird.

Erste Erfolge in den Weinbergen
Beim Winzer-Treffen ein Jahr nach den Impulsen des Winzerseminars 2024 auf unserem Forschungsweingut Château Duvivier, konnten wir uns gemeinsam mit den anderen Winzerinnen und Winzern ein Bild davon machen, was sich bei Lignères bereits alles getan hat. Und das ist beeindruckend: Die Böden sind lebendig, die Pflanzen im Weinberg wirken gesund und kräftig. Nach einem kräftigen Regenguss kurz vor dem Seminar konnten wir uns beim Spaziergang durch die Reben selbst davon überzeugen: Das Wasser bleibt im Weinberg, statt abzulaufen. Genau so soll es sein.
Damit das so weitergeht, werden weitere Arbeiten folgen: Im Herbst werden Jean und Anne gezielt Pflanzen säen, die dem Boden helfen, locker und fruchtbar zu bleiben. Oberhalb der Weinberge, in der wilden Garrigue mit Rosmarin, Thymian und Lavendel, werden sie Massnahmen umsetzen, um Regenwasser zu verlangsamen und für die Reben zu sammeln.

Ein Vorbild für andere und Motivation für uns alle
Das Weingut der Familie Lignères hat sich in kurzer Zeit zu einem echten Vorbild entwickelt. Es zeigt eindrücklich, was möglich ist, wenn man sich mit seinem Boden beschäftigt, die landschaftlichen Gegebenheiten betrachtet und daraus die richtigen Schlüsse zieht. Für die Winzerinnen und Winzer dient unser Seminar mit seiner Mischung aus Theorie und Praxis als Inspiration und Ideengeber, wie sie ihre eigenen Betriebe noch besser auf die Zukunft vorbereiten können.

Wir sagen «Merci» an unsere äusserst zuvorkommenden Gastgeber Jean und Anne, an alle Teilnehmenden und an alle, die sich Tag für Tag für eine enkeltaugliche Weinkultur einsetzen.

























