Biodiversität aus der Flasche

Zwei starke Frauen zeichnen sich verantwortlich für den Delinat-Biodiversitätswein 2020: Weil es im Alentejo bis in den September hinein schier unerträglich heiss sein kann, haben Betriebsleiterin Helena Manuel und ihr Team die vollreifen Trauben nachts im Lichte von Mondschein und Stirnlampe von Hand gelesen. So kamen sie vor Hitze geschützt frisch in den Keller, wo sie von Önologin Marta Pereira sofort sanft und schonend verarbeitet wurden. Die verschiedenen Traubensorten wurden im Stahltank vergoren. Danach reiften die Jungweine während sechs Monaten teilweise im Stahltank, teilweise in französischen Barriques. Erst dann bestimmten die beiden Frauen gemeinsam die definitive Assemblage mit 80 Prozent Syrah und je 10 Prozent Touriga Nacional und Alicante Bouschet.

Entstanden ist eine geschmeidige, aber kräftige Cuvée mit intensiven Fruchtaromen nach Cassis und Waldbeeren sowie Anklängen von Eukalyptus und schwarzem Pfeffer. Wir empfehlen, den Wein aus grossen Gläsern zu geniessen. Er harmoniert ausgezeichnet zur Küche des Alentejo, aber auch zu Gemüse- und Kartoffelgratin, Rollbraten und Geflügel.

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Grandiose Vielfalt am Rand der Halbwüste

Kaum ein anderes Weingut liegt so nahe an einer Halbwüste wie Azul y Garanza in der Navarra. Artenvielfalt im Weinberg ist hier eine Herausforderung. Doch María Barrena und Daniel Sánchez haben es geschafft, die höchsten Delinat-Anforderungen zu erfüllen. Sie sind die Biodiversitätswinzer 2017.

María Barrena und Dani Sánchez sind von Delinat als Biodiversitätswinzer 2017 ausgezeichnet worden.

Die zierliche María Barrena träumt nicht nur gerne, sie setzt ihre Träume auch um. Das war schon im Jahr 2000 so, als sie nach einem Önologiestudium in Tarragona zusammen mit ihrem Studienkollegen Daniel Sánchez die Bodega der Kooperative von Carcastillo übernahm. Die beiden nannten das Weingut fortan Azul y Garanza und setzten kompromisslos auf ökologischen Weinbau. Der ungewöhnliche Name bedeutet «Blau und Karminrot » und steht für die intensive Farbe ihrer Rotweine.

Von der Vision …

Die Zusammenarbeit mit Delinat begann 2005. «Von Anfang an teilten wir den Geist von Delinat, die Biodiversität zu fördern und die Weinberge in ein intaktes Ökosystem zu verwandeln», sagt María. Fünf Jahre später präsentierte das innovative Duo von Azul y Garanza am Winzertreffen 2010 auf Château Duvivier Pläne und Skizzen, wie man sich das eigene Traumweingut vorstellt: kleine Parzellen, durchmischt mit Oliven-, Mandel- und Fruchtbäumen, Kräutern, Wildsträuchern und vielen Blumen. Dazu Stein- und Holzhaufen, Nistkästen und Bienenhotels, sodass die Rebberge zu einem Refugium für Insekten, Vögel und Reptilien werden. Angesichts der Lage am Rande der trockenen, steppenartigen Landschaft Bardenas Reales mit ihren bizarren Felsformationen hielten damals viele Winzerkollegen diese Pläne für utopische Wunschträume.

… zur Realität

Doch María Barrena und Daniel Sánchez haben alle Skeptiker eines Besseren belehrt. Mit Kreativität und Ausdauer sind sie ihrem Ziel von einem Weingut mit funktionierendem Ökosystem schon ziemlich nahe gekommen. «Durch die Verwendung von Traubenstielen, zerkleinertem Schnittholz und der Einsaat von Leguminosen ist es uns gelungen, das Bodenleben zu aktivieren, die Wasserspeicherung zu verbessern und die Reben mit natürlichen Nährstoffen zu versorgen », freut sich María. Blühende Pflanzen, Kräuter, Bäume und Hecken wurden angepflanzt. Diese wirken als natürliche Barrieren gegen Pilzkrankheiten und locken Vögel und Insekten an, die mithelfen, Schädlinge fernzuhalten. Ein ausgehobenes Rückhaltebecken dient in Trockenzeiten als Wasserquelle für die Reben, aber auch als Tränke und Lebensraum für Insekten, Vögel und Amphibien. Und nicht zu vergessen: Die vielen Wildhefen, die sich in derart reicher Biodiversität bilden, sorgen für eine harmonische Spontangärung der Weine.

Herausforderung Klimawandel

Azul y Garanza hat schon 2014 den höchstmöglichen Delinat-Status als Drei-Schnecken-Betrieb erreicht. Doch damit geben sich María und Dani nicht zufrieden. Die Vermehrung von Wildbienen ist ihnen ein wichtiges Anliegen. Deshalb ist die Installation von weiteren Bienennistplätzen geplant. Vor eine besondere Herausforderung wird Azul y Garanza durch den Klimawandel gestellt. Starkregen und Trockenperioden werden immer häufiger und intensiver. Es müssen neue Methoden entwickelt werden, die Erosion und Austrocknung verhindern. Ziel ist es, bei Gewittern alles Regenwasser aufzufangen, zu speichern und später fein dosiert den Reben zugänglich zu machen. Wichtige Inputs diesbezüglich erhoffen sich María Barrena und Daniel Sánchez vom diesjährigen Delinat-Winzerseminar von Ende Mai in Portugal und Spanien, das dem Thema Permakultur gewidmet ist.

Ein Wasserrückhaltebecken hilft, Trockenperioden zu überstehen.

Der Wein zum Tag der Biodiversität 2017

«Es ist für uns eine grosse Ehre, von Delinat als Biodiversitätswinzer 2017 ausgezeichnet zu werden», sind sich María Barrena Belzunegui und Dani Sánchez einig. «Das spornt uns an, auf dem eingeschlagenen Weg fortzu fahren.»

Wie ihre Vorgänger (Albet i Noya und Massimo Maggio 2015; Jean und Paul Lignères 2016) hat das Winzer-Duo von Azul y Garanza zum Internationalen Tag der biologischen Vielfalt vom 22. Mai einen speziellen Biodiversitätswein gekeltert. «Der Biodiversidad de Azul y Garanza drückt für uns die Einzig artigkeit der Lagen aus. Die Merlot- und Graciano-Trauben stammen von kleinen Parzellen, allesamt reich an Biodiversität», erklärt Dani Sánchez. Beide Sorten wurden separat vinifiziert. Nach der Gärung reiften die verschiedenen Partien acht Monate in Barriques aus französischer und ungarischer Eiche. Danach wurden die Weine nochmals verkostet und zu einer ausgewogenen Cuvée assembliert.

Entstanden ist so ein lebhafter, fruchtiger und harmonischer Wein, der auch den Geschmack der Erde in sich trägt. Ein Wein, der von der Liebe zur Rebe, zur Natur und von der Passion des Weinmachens erzählt.

Biodiversidad de Azul y Garanza
Navarra DO 2015, Spanien
www.delinat.com/1818.15

Auf ein Glas mit… Judith Schönenberger

Bunte Farbtupfer reihen sich traubenförmig aneinander: Mit dieser Idee hat Judith Schönenberger aus Bern den Etikettenwettbewerb für die Delinat-Biodiversitätsweine 2015 gewonnen. Bei einem Glas Wein im Weindepot Bern gab sie Einblick in ihre Arbeit und ihre Beziehung zu Wein und Natur.

Judith Schönenberger
Ein gutes Glas Wein gehört für Judith Schönenberger zu ihrem Kulturverständnis.

Der weisse Biodiversitätswein von Albet i Noya mit Ihrer Etikette ist abgefüllt. Haben Sie ihn schon probiert?
Ja, ich habe den Weisswein probiert. Er schmeckt sehr gut, ich habe grosse Freude daran. Albet i Noya gehört zu meinen Lieblingswinzern.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, an diesem Gestaltungswettbewerb mitzumachen?
Im Moment bin ich beruflich stark als Dozentin für Bildnerisches Gestalten engagiert, ich unterrichte relativ viel. Dieser Wettbewerb war für mich eine gute Abwechslung zu meiner Unterrichtstätigkeit.

Was bedeutet für Sie Biodiversität?
Vielfalt innerhalb und zwischen den Arten. Für mich steht Biodiversität für ein buntes Nebeneinander, für Heterogenität, für Variation, Verspieltheit, Kreativität…

Hat Sie das Thema besonders angesprochen?
Mich hat vor allem das Thema «Weinetiketten entwerfen» angesprochen. Biodiversität hat dann ein Bild ausgelöst. Etwas schwierig war, dass ich nicht wusste, für welche Winzer und Weine die Etiketten gedacht sind. Ich habe mich für abstrahierte, farblich unterschiedene Traubenbeeren entschieden. Die kühleren Farbtöne passen zum Weisswein, die wärmeren zum Rotwein.

Persönlich

Judith Schönenberger, geboren 1977 in Zürich, lebt und arbeitet als Künstlerin, freischaffende Fotografin und Dozentin für Bildnerisches Gestalten und Fotografie in Bern. Ihre Arbeiten wurden schon mehrfach mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet und von der Stadt Bern angekauft. Auch waren ihre fotografischen Werke an zahlreichen Einzelmund Gruppenausstellungen im In- und Ausland zu sehen. Derzeit ist sie hauptberuflich als Gymnasiallehrerin für Bildnerisches Gestalten am Gymnasium Muristalden in Bern tätig. Als Ausgleich zur Unterrichtstätigkeit beschäftigt sie sich mit Auftrags- und freien Arbeiten.

www.judithschönenberger.ch

Wären Ihre Entwürfe anders herausgekommen, wenn Sie vorher gewusst hätten, dass der weisse Biodiversitätswein von Albet i Noya und der rote von Massimo Maggio stammt?
Ja, ich glaube schon. Ich wäre spezifischer auf die Winzer eingegangen und hätte mich vom Land und der Region anregen lassen, aus denen die Weine kommen.

Waren Sie überrascht, dass die Delinat-Kunden Ihre Entwürfe in einer Online-Abstimmung auf den ersten Rang gesetzt haben?
Ich konnte meine Chancen nicht richtig einschätzen. Einerseits spricht die Aquarelltechnik viele Leute an. Sie ist zugänglich, die vielen Farben und das Zusammenspiel gefallen. Andererseits habe ich gesehen, dass viele gute Konkurrenzentwürfe mit im Rennen sind. Da ich niemandem erzählt habe, dass ich mitmache, dachte ich, es sei schwierig, ohne «Heimvorteil» zu gewinnen. Umso grösser war die Freude, dass es trotzdem zum Sieg gereicht hat.

Biodiversitätsweine
Die siegreichen Etiketten für den Biodiversitätswein: abstrahierte Trauben in kühlen Farbtönen für den Weisswein und in warmen für den Rotwein.

Gab es im Nachhinein viele Reaktionen?
Jemand aus meinem Freundeskreis hat zufällig gesehen, dass ich gewonnen habe, und hat das auf Facebook gepostet. Danach erhielt ich sehr viele positive Rückmeldungen.

Und alle haben sich schon angemeldet, um mit Ihnen auf den Gewinn von 120 Flaschen Biodiversitätswein anzustossen…
Ja, vor allem meine Verwandtschaft. Diese freut sich schon auf das nächste Familienfest, weil ich allen eine Flasche versprochen habe. Und auch meine Schule werde ich mit einem Apéro überraschen.

Was ist Ihnen wichtig im Leben?
Ich liebe meinen Beruf. Ich liebe Gestaltung, Kunst und Kultur. Dazu gehört auch ein guter Wein. Alles geht ineinander über. Mir ist aber auch wichtig, dass man respektvoll umgeht mit der Natur, mit den Tieren und den Menschen, dass man nachhaltig arbeitet und konsumiert.

Trinken Sie ausschliesslich biologischen Wein?
Wenn ich eingeladen bin, trinke ich auch konventionelle Weine. Ich selber kaufe aus Überzeugung und aus Respekt vor der Natur aber nur biologische Weine. Das gilt auch für die Lebensmittel.

Persönlich

Ich liebe schwere, fruchtige Rotweine. Meine Favoriten sind Ribera del Duero, Amarone, die Weine von Albet i Noya und solche aus Südfrankreich. Der Roches d’Aric ist im Moment mein Lieblings-Delinatwein. Ich mag seinen beerigen, fruchtigen Geschmack und seinen kräftigen, komplexen Körper. Ganz besonders toll finde ich, dass er auf biodynamische Anbauweise erzeugt wird. Ich fände es toll, wenn Delinat noch mehr auf Demeter-Weine setzen würde.

Roches d’Aric
Corbières AOP 2011
Domaine Lignères
www.delinat.com/2338.11

Bei welchen Gelegenheiten trinken Sie Wein?
Meine Partnerin und ich haben eine Regelung, wonach wir erst ab Freitag Wein trinken dürfen. Am Sonntagabend öffnen wir jeweils extra noch eine Flasche, damit wir sie am Montag austrinken können. Und dann gibt es noch eine Ausnahme: Wenn es Pasta gibt, darf man trotzdem eine Flasche öffnen. Deshalb kochen wir von Dienstag bis Donnerstag oft Pasta … (lacht).

Gestaltung, Kunst und Kultur sind Ihre Welt. Gibt es noch ein Projekt, das Sie verwirklichen möchten?
Ich würde sehr gerne mal ein Kochbuch machen. Ich könnte mir das gut gemeinsam mit Delinat vorstellen. Ein Kochbuch mit feinen Gerichten und Delinat-Weinen, die dazu passen!

Josep Maria Albet i Noya und Massimo Maggio sind unsere Biodiversitätswinzer des Jahres 2015. Setzen Sie ein Zeichen für mehr Artenvielfalt im Weinberg und bestellen Sie unser spezielles Probierpaket zum Delinat-Tag der Biodiversität (22. Mai). Es enthält drei Flaschen Weisswein von Albet i Noya und drei Flaschen Rotwein von Maggio. Sie erhalten die Weine zum Sonderpreis von CHF 12.70 statt 13.50 / € 9.20 statt 9.90. ->Zum Angebot

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