Auf den Spuren der Entdecker

Drohendem Staatsbankrott zum Trotz: Portugal bleibt ein faszinierendes Land mit enormem Potenzial – gerade im Weinbau. In einer kleinen Artikelserie nehmen wir Sie mit auf eine Reise ins Land der alten Seefahrer und der neuen, innovativen Weinbauern. Gemeinsam mit Redaktor Hans Wüst bereiste ich vom 1. bis 5. September 2010 das Land, begleitet von Delinat-Winzer António Lopes Ribeiro und seiner Frau Sara Dionísio.

Tram in Lissabon

Die historischen Trams prägen das Stadtbild. Sie sind innen mit Holzbänken bestückt – vorn und hinten ist so etwas wie ein Personenfänger montiert.

Erste Station ist Lissabon, die pulsierende Hauptstadt des Landes. Hier versuchen wir portugiesischer Pionier- und Entdeckerlust nachzuspüren. Besonders einfach ist das im historisch bedeutenden Stadtteil Belém, wunderschön am Fluss Tejo gelegen. Das mächtige Entdeckerdenkmal am Ufer des Tejo erinnert eindrucksvoll an die Ära, als die portugiesischen Seefahrer die Welt eroberten. Wir machen uns zu Fuss auf den Weg, um vom zentral gelegenen Hotel Solar dos Mouros die Stadt zu erkunden.

Eine unwiderstehliche süsse Versuchung

Dann werden wir plötzlich selber zu Entdeckern: Vor einem alten, historischen Bäckereigebäude stehen die Leute Schlange. Der verführerische Duft von ofenfrischen Gebäck strömt ins Freie: Wir stehen vor der legendären Confeitaria de Belém. Hier werden seit bald 200 Jahren nach einem streng gehüteten Rezept die famosen Törtchen (Pastéis) von Belém gebacken. 14 000 Stück am Tag finden reissenden Absatz. Anstehen lohnt sich definitiv: Ein Pastéis de Belém versüsst den Aufenthalt in Lissabon genauso wie eine Stadtrundfahrt mit der gemütlichen gelben Strassenbahn Nr. 28, eine Verschnaufpause auf dem Rossio, dem schönsten Platz der Stadt, oder ein feines Nachtessen im Kais.

Restaurant Kais, Lissabon

Das Restaurant Kais befindet sich in einem alten Elektrizitätswerk am Ufer des Tejo und ermöglicht einen schönen Einstieg in Portugals Weinwelt.

Wir schlendern über Kopfsteinpflaster hinunter zur Uferpromenade. Das überdimensionale «K» vor dem historischen Backsteinhaus aus dem 19. Jahrhundert weckt zwar Assoziationen an eine Marke für Frühstücksflocken. Bei genauem Hinsehen aber erkennen wir, dass wir uns bereits an unserem Ziel befinden, dem aussergewöhnlichen Restaurant Kais. Zum saftigen Fisch vom Grill ist ein frischer, eleganter Vinho Verde aus dem Minho im Norden des Landes jetzt genau das Richtige. – Nach dem Essen meint Hans voller Erstaunen: «Du Emil. – Weisst du was? – Portugal ist ein Weissweinland!»

Restaurant Kais:
Cais da Viscondessa
Rua da Cintura – Santos
1200-109 Lisboa
www.kais-k.com
Eine riesige Eisenplastik, das an ein überdimensionales Kelloggs-R erinnert, empfängt den erwartungsvollen Gast.

Hotel Solar dos Mouros:
Rua do Milagre de Santo António n° 6
1100-351 Lisboa
www.solardosmouros.com
Das schmucke Hotel Solar dos Mouros, direkt unterhalb der Zitadelle, ist eine sympathische Bleibe für Lissabon-Besucher.

Am nächsten Tag gehts allerdings in die andere Richtung: Im Alentejo treffen wir auf einen bodenständigen Allgäuer Winzer, der auf dem Weingut Herdad dos Lagos das Zepter führt.

Alle Artikel der Portugalreise:
1. Tag: Auf den Spuren der Entdecker
2. Tag: Auf ins Alentejo
3. Tag: Zu Hause auf Casa de Mouraz
4. Tag: Viel Spektakuläres aus dem Douro

Hier finden Sie die aktuellen Weine aus Portugal ->

Vinya Laia erobert die Rambla

Was für ein faszinierender Kontrast: Von der ruhigen, ländlichen Idylle rund um das Restaurant Els Casals (Blog vom 14. Mai) führt unsere Spanienreise zum Schluss in die pulsierende katalanische Metropole Barcelona. Erstes Ziel: Die vibrierende Flaniermeile La Rambla. Inmitten von geschäftstüchtigen Getränke- und Blumenverkäufern, von kreativen Strassenkünstlern und der flanierenden Spaziergänger suchen wir ein geeignetes Sujet, um Albet i Noyas Rotwein Vinya Laia wirkungsvoll ins Bild zu setzen.

Pantomime mit Vinya Laia

Salud auf ein Glas Vinya Laia: Die lebenden Statuen sind eine Institution auf Barcelonas La Rambla, der berühmtesten Strasse von ganz Spanien.

Die Strasse der lebenden Statuen

Rasch kommt die Idee, eine der legendären lebenden Statuten einzuspannen, die hier seit vielen Jahren mit eigenwilligen Posen die Blicke unzähliger Flaneure auf sich ziehen. David Rodriguez hat schon mit seiner ersten Anfrage Erfolg. Eine junge Frau, die als anthrazitfarbene Statue auf einem Stuhl gerade Pause macht, ergreift beherzt die Flasche, schenkt sich ein Glas ein und posiert vor neugierigen Blicken mitten auf der Rambla: So leicht erobert der Vinya Laia nicht nur Weinliebhaber, sondern auch Spaniens berühmteste Strasse.

Pantomime mit David Rodriguez

David Rodriguez weiss, wie man den Pantomimen auf der Rambla einen herzlichen Gruss entlockt.

Avantgardistische Gastroadressen

Zweites Ziel: Zwei neue Gastroadressen, die Bio-Winzer Josep Maria Albet i Noya besonders gut gefallen. Das Mon Vinic und das Fast Vinic liegen Kopf an Kopf an einer eher ruhigen Strasse im Zentrum Barcelonas. Design und Konzept der beiden Restaurants sind ultra-modern. Schon das gefällt Joseph Maria. Was für ihn das Mon Vinic zu einem seiner Lieblingsrestaurants macht, sind aber insbesondere die kreativen Gerichte, die hier aus lokalen, ökologischen Produkten auf die Teller gezaubert werden. Und die riesige Auswahl an Weinen, die von kompetenten Sommeliers kredenzt werden. Natürlich fehlt im Mon Vinic auch Albets Reserva Martí nicht – wenn er nicht gerade ausverkauft ist, wie etwa bei unserem Besuch. Auch das Fast Vinic setzt auf Weine im Offenausschank und ökologische Kost, insbesondere in Form von frischen Sandwiches in allen Variationen.

Mon Vinic Weinkeller

Der imposante Weinkeller im Mon Vinic: David Rodriguez mit einem Sommelier.

Alle Artikel der Spanien-Reise:
Tag 1: Böse Überraschung im Weinberg
Tag 2: Die Zigarrenfabrik im Weinberg
Tag 3: Kulinarische Nagelprobe für Albet-Weine
Tag 4: Vinya Laia erobert die Rambla

Kulinarische Nagelprobe für Albet-Weine

Was passiert, wenn ein spanischer Sternekoch zu den beliebtesten Weinen von Albet i Noya Gerichte aus hofeigenen, ökologischen Produkten kocht? Die Antwort gab es heute, am dritten Tag unserer Reise durchs spanische Weinbaugebiet Penedès. Im Restaurant Els Casals im Hinterland von Barcelona wurde in illustrer Runde offenbar, zu welcher ausserordentlichen Symbiose Natur, Kreativität und Qualitätsbewusstsein im Stande sind.

Hotel-Restaurant Els Casals bei Barcelona

Das Hotel-Restaurant Els Casals liegt in ländlicher Umgebung rund 100 Kilometer landeinwärts von Barcelona.

Ein Sternekoch als Selbstversorger

Der 37-jährige Oriol Rovira kocht in seinem idyllisch gelegenen Hotel-Restaurant auf hohem Niveau. Hier kommt fast nur auf den Tisch, was mehr oder weniger vor der Haustüre heranwächst: Gemüse, Fleisch und Früchte stammen entweder vom familieneigenen Hof oder von befreundeten Nachbarn, die nach den Vorstellungen des mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Kochs produzieren.

Oriol Rovira in der Küche des Els Casals

Oriol Rovira in seiner Küche: Hier fühlt sich der Sternekoch im Element.

Oriol Rovira legt zwar keinen Wert auf Biozertifikate. Seine ökologischen Anforderungen an die Produkte sind aber nicht minder gross: «Unsere Philosophie beruht auf Produkten, die in einem natürlichen Kreislauf entstehen.»

Kulinarische Runde im Els Casals

Die gesellige Runde geniesst die Kochkunst von Oriol Rovira und die passenden Weine von Albet i Noya.

Eine schöne Bestätigung für den Biowein-Pionier

Für Biowein-Pionier Josep Maria Albet i Noya und seine Önologin Marga Torres war der kulinarische Abend ebenso Genugtuung, wie für David Rodriguez von Delinat. Er zeigte nämlich eindrücklich, dass der Cava Espriu und die beiden beliebten Rotweine Vinya Laia und Reserva Martí die Nagelprobe, auch kulinarisch höchsten Ansprüchen gerecht zu werden, ohne Abstriche bestehen. Für alle andern Glücklichen am Tisch war es einfach ein kulinarisches Erlebnis, das noch lange nachhaltig in Erinnerung bleiben wird.

Felix Plantalech

Künstler Felix Plantalech, von dem die Etikette für den Cava Espriu stammt, war von der kulinarischen Kreativität im Els Casals angetan.

Alle Artikel der Spanien-Reise:
Tag 1: Böse Überraschung im Weinberg
Tag 2: Die Zigarrenfabrik im Weinberg
Tag 3: Kulinarische Nagelprobe für Albet-Weine
Tag 4: Vinya Laia erobert die Rambla

Die Zigarrenfabrik im Weinberg

Direkt aus Spanien berichtet Delinat-Redaktor Hans Wüst. Mit Spanien-Einkäufer David Rodriguez ist er in Katalonien unterwegs, zu Gast bei Bio-Pionier Albet i Noya. Gestern besichtigten sie eine Zigarrenfabrik im Weinberg.

Was tut Winzer Albet i Noya gegen die Monokultur im Weinberg? «Wir lassen Zigarren herstellen», lacht er und zeigt uns braune, eingerollte Weinblätter, die da und dort zwischen dem üppigen Grün seiner Rebstöcke hängen.

"Zigarren" von Albet

Immer zu einem Scherz aufgelegt: Albet i Noya (links) und David Rodriguez bei der aktiven «Schädlingsbekämpfung» im Rebberg: Sie «rauchen» die von einem Käfer befallenen und zu einer Zigarre gerollten Weinblätter.

Dann pflückt er zwei dieser «Zigarren», reicht eine davon David Rodriguez und steckt die andere selber in den Mund: «Schmeckt ausgezeichnet», macht der Biowinzer gute Miene zum bösen Spiel. Denn was er da scherzhaft als Sekundärkultur bezeichnet, ist in Tat und Wahrheit das Werk eines kleinen Schädlings. Ein Käfer verletzt den Stiel des Weinblattes und schneidet ihm so die Saftzufuhr ab. So wird das Blatt rasch schlapp und lässt sich leicht rollen und bekommt nach einigen Tagen das Aussehen einer braunen Zigarre. Dem Käfer dient es als wohliges Zuhause für die Ablage seiner Eier.

Der Cigarrenfabrikant im Weinberg

Albet entrollt eine der «Zigarren», worauf prompt der krabbelnde Bewohner zum Vorschein kommt.

Albet lässt seine «Zigarrenfabrikanten» machen: «Weil der Käfer sich nicht im grossen Stil ausbreitet, bekämpfen wir ihn nicht», erklärt er.

Der Weinberg als Gemüsegarten?

Natürlich hat der Bio-Pionier auch noch ein paar echte Sekundärkulturen in seinen Reben. Abgesehen von zahlreichen Fruchtbäumen sorgen Tomaten, Artischocken und Bohnen für Abwechslung, allerdings nicht im grossen Stil und vorerst bloss für den Eigengebrauch. Er plant aber eine Ausdehnung und eine Belieferung des lokalen Marktes mit Biogemüse.

Artischocken als Sekundärkultur im Weinberg

Artischocken am Rande der Reben: Eine kleiner Weinberg ist zur Zeit gleichzeitig Gemüsegarten.

Falls er damit Erfolg hat, soll es Jahr für Jahr ein bisschen mehr werden. «Im Moment sind die fehlende Rentabilität und die damit verbundenen Einschränkungen bei der Bewirtschaftung der Weinberge noch das Hauptproblem», sagt er.

Alle Artikel der Spanien-Reise:
Tag 1: Böse Überraschung im Weinberg
Tag 2: Die Zigarrenfabrik im Weinberg
Tag 3: Kulinarische Nagelprobe für Albet-Weine
Tag 4: Vinya Laia erobert die Rambla

Böse Überraschung im Weinberg

David Rodriguez, bei Delinat für das Weinland Spanien zuständig, und Redaktor Hans Wüst sind derzeit in Spanien unterwegs. Gestern stand ein ausgedehnter Rundgang durch die weitläufigen Weinberge von Albet i Noya auf dem Programm. Sie wurden nicht nur Zeugen einer aussergewöhnlichen Naturvielfalt in den Weinbergen des Bio-Pioniers aus dem Penedès, sondern auch von verheerenden Spuren, die nächtliche Besucher hinterlassen haben…

Es blüht und spriesst in den Rebbergen von Joseph Maria Albet i Noya im spanischen Penedès. Eigentlich durchwegs ein tolles Bild, wenn sich nicht dann und wann unverhofft Spielverderber einmischen würden.

Wildschweine im Weinberg

Sichtlich geschockt: David Rodriguez (links) und Josep Maria Albet in Noya.

So mussten wir auf unserem Rundgang durch die üppig begrünten Weinberge mit Schrecken feststellen, dass Wildschweine in einer Nacht mehrere junge Fruchtbäume übel zugerichtet hatten. Albet hatte die Bäume vor wenigen Jahren als schönen Ausgleich zum Rebberg angepflanzt. Heuer tragen sie nun zum ersten Mal Früchte. Die bereits süssen Kirschen waren eine zu grosse Versuchung für die frevlerischen Vierbeiner…

Neues Projekt: Trockensteinmauern

Die getrübte Stimmung war jedoch von kurzer Dauer, denn mit grossem Stolz konnte Albet auf dem weiteren Spaziergang durch die Reben seine neueste Errungenschaft präsentieren: An klimatisch günstiger Hanglage hat er 4 Hektar zusätzliche Reben gepachtet.

Arbeiter im Weinberg

Arbeiter in den grünen und blühenden Weinbergen von Albet i Noya in Katalonien

Auf prachtvollen Terrassen, die von 150-jährigen Trockensteinmauern gestützt werden, wachsen Trauben in schönster Biodiversität, aus denen bald neue Weissweine entstehen. Und der Weinberg selber soll aufgrund seiner Einzigartigkeit ein Fall für das UNESCO Weltkulturerbe werden. Das Anmeldeformular hat der innovative Bio-Pionier bereits ausgefüllt…

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Tag 1: Böse Überraschung im Weinberg
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Tag 3: Kulinarische Nagelprobe für Albet-Weine
Tag 4: Vinya Laia erobert die Rambla

Dauerregen als Spielverderber

Es war im vergangenen Herbst beim Besuch auf dem spanischen Weingut Cerro La Barca. Ein ganzer Tag war eingeplant für das Anpflanzen von ökologischen Hotspots und das Aussäen einer vom Delinat-Institut zusammengestellten Saatgutmischung in einer problematischen Rebparzelle.

Begrünung im Weinberg

Die spezielle Leguminosensaat soll helfen, die Feuchtigkeit im sonst extrem trockenen Boden der Extremadura zu halten.

Alles bereit

Spaniens Weinberge sind sonnenverwöhnt und so war es nur normal, dass wir bei der Ankunft in der Extremadura auf strahlend blauen Himmel und milde November-Temperaturen trafen. Alles war bereit für den Saat- und Pflanztag: Winzer Joaquin Salamanca und seine Önologe Juan Sojo hatten Steineichen, Pinien, Fruchtbäume, Oleander und verschiedene Kräuterstauden besorgt. Die Saatgutmischung lag ebenfalls bereit.

Wetterkapriolen

Am nächsten Morgen sollte es losgehen. Doch dann erwachte ausgerechnet der neue Tag als grauer Miesepeter. Es regnete in Strömen – stundenlang und ohne Unterbruch. An ein Ausbringen der Grünsaat war bei diesen Bedingungen nicht zu denken. Vom Pflanzen der Hotspots liessen wir uns vorerst aber nicht abschrecken. Doch bald klebte so viel von der klumpig gewordenen roten Erde an den Schuhen, dass alle plötzlich einen Kopf grösser waren und im Weinberg nur noch schweren Schrittes vorankamen. Immerhin: Es reichte für das Pflanzen einiger Bäume und Büsche, ehe wir auch hier die Segel streichen mussten.

Begrünter Boden als Wasserspeicher

Was damals wegen des schlechten Wetters versäumt wurde, ist mittlerweile natürlich längst nachgeholt. Die Parzelle mit der speziellen Leguminosesaat präsentiert sich heute bereits als feiner grüner Teppich. Sie war lange ein Sorgenkind von Joaquin Salamanca. Die gewaltige Hitze hinterliess jeweils gewaltige Risse im Boden. Dadurch konnte viel Bodenfeuchtigkeit entweichen, die den Reben dann als Durstlöscher fehlte. Von daher war der eintägige Dauerregen im November ein Segen. Der Boden konnte sich so richtig mit Wasser vollsaugen. Die nächsten Monate werden nun zeigen, wie wirkungsvoll die Bodenbegrünung die Feuchtigkeit im Boden zu halten und den Reben zugänglich zu machen vermag.

Sizilien-Reise (2): Nero d’Avola – eine erstaunliche Karriere

Nero d'Avola: Wein aus Sizilien
Nero d’Avola: Wein aus Sizilien

„Principe Siciliano“  – sizilianischer Prinz wird sie auch genannt: die „Schwarze von Avola“. Nicht immer wurde sie so hoch geschätzt. Lange Zeit  diente die Nero d’Avola vor allem dazu, schwachbrüstige Rotweine aus Mitteleuropa durch die intensive, dunkle Farbe und den vollmundigen Geschmack aufzupeppen.

In diesen Tagen bin ich auf Sizilien unterwegs und besuchte gerade Rosario Cicazzo und Corrado Gurrieri von der Kooperative Elorina. Corrado ist in fünfter Generation Weinbauer und erzählte uns von der „alten“ Zeit: Bis in die 80er Jahre wurden die Trauben auf einer grossen Steinfläche mit den Füssen gestampft, der Saft floss ab in darunterliegende offene Behälter, und die Traubenhäute wurden dazu”geschaufelt”. Die Gärung erfolgte bei hohen Temperaturen recht stürmisch,  während maximal zwei Tagen. Das Ziel war nicht, vielschichtige, elegante Weine zu erzeugen, sondern farbintensive mit hohen Alkoholgehalten. Es ist ja längst kein Geheimnis mehr, sagte er, dass viele Weine aus Norditalien oder Bordeaux mit sizilianischem Nero d’Avola aufgebessert wurden. In der Nähe steht sogar noch eine verlassene Kellerei, die eine Standleitung bis zum Hafen hat, um den Wein direkt auf die Schiffe zu befördern.

Auszeichnungen für Nero d’Avola

Setzt auf Nero d'Avola: Rosario Cicazzo
Setzt auf Nero d’Avola: Rosario Cicazzo

Zum Glück erfolgte ein Umdenken auf Sizilien. Man merkte, dass sich mit dieser Rebsorte durch Ertragsreduzierung und moderne Verarbeitungsmethoden nicht nur Alltagsweine, sondern sogar Spitzenweine erzeugen lassen: Regelmässig wird im Gambero Rosso ein Nero d’Avola zu den besten Weinen Italiens gezählt. Nero d’Avola ergibt farbintensive, fruchtig-würzige Weine mit Noten von Pflaumen und Schokolade. Corrado liess uns einen gereiften Nero d’Avola des Jahrgangs 2002 verkosten: Der präsentierte sich erstaunlich frisch am Gaumen mit angenehm reifen und fruchtigen Noten im Bukett.

Nero d’Avola: ideal für biologischen Anbau

Wir sind froh, dass die sizilianischen Weinbauern das Potential ihrer alten einheimischen Sorten wieder entdeckt haben: Die weisse Cataratto und die rote Nero d’Avola. Die Sorten gelten heute als die besten Siziliens; fast ausschliesslich hier werden sie kultiviert. Das beste Terroir ist das Gebiet am südöstlichen Zipfel der Insel: Sonne, Wärme und geringe Niederschläge sind ideal für das Wachstum der Reben und bestens geeignet für den biologischen Anbau. Die Weinberge ziehen sich teilweise bis auf 900 Meter Höhe; hier sind die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht beträchtlich, was wiederum der harmonischen Reife der Trauben zu Gute kommt.

Gehört zusammen: Caponata und Nero d’Avola

Nero d’Avola-Weine sind ideale Essensbegleiter. Die einfacheren, frisch-fruchtigen Weine passen gut zur typischen sizilianischen Küche: Caponata, gedünstete Auberginen  mit Rosinen, Pinienkernen, Tomaten und Kapern, gewürzt mit etwas Zucker und Essig. Man geniesst die Caponata kalt, lauwarm oder heiss, als Beilage zu Fisch oder Fleisch. Gehaltvolle Weine, die oft im Holzfass ausgebaut wurden, harmonieren gut mit Kastanienrisotto (risu che pastìgghi), gebratenem Lamm oder geschmortem Kaninchen.

Eine Auswahl der Nero d’Avola-Weine von Delinat finde Sie hier.

Sizilien-Reise (1): Regen und sizilianische Gastfreundschaft

Keiner von uns hatte das erwartet – wir waren auf sommerliche Temperaturen eingestellt, aber Sizilien empfing uns am Montag mit Regen. Unser erster Besuch galt Massimo de Gregorio auf dem Weingut Villa Dorata, rund 50 Kilometer südwestlich von Palermo. Auch Sizilien hat unter einem nassen Frühling zu leiden, erzählte er: Wegen der Nässe auf den Feldern konnte er in diesem Jahr keinen Weizen anbauen.

Autochthone Rebsorten

Auch die Wege und Strassen sind in Mitleidenschaft gezogen – die Fahrt durch die Weinberge mit seinem Allradfahrzeug geriet eher abenteuerlich. Die Reben aber gedeihen sehr gut – gerade hat Massimo einen Versuchs-Weinberg angelegt, um weitere autochthone sizilianische Rebsorten, z.B. Grillo oder Nerello Mascalese anzupflanzen.

Neben der Verkostung des Jahrgangs 2009 (die Weine überzeugten übrigens durch schöne Frucht und sind ausgesprochen harmonisch am Gaumen) war der Höhepunkt unseres Besuchs kulinarischer Art: zu Mittag gab es eine frische, noch warme Ricotta aus Schafsmilch, am gleichen Morgen hergestellt!

Wie eine Oase: Biodiversität im Weinberg

Am nächsten Tag fuhren wir zum nächsten Massimo: das Weingut von Massimo Maggio befindet sich in der Nähe von Vittoria – umgeben von Industriezonen und Treibhäusern. Es ist eine wahre Freude für die Augen, wenn man dann endlich bei Massimos Weinbergen ankommt – wie eine Oase in der Wüste. Jede Parzelle ist umsäumt von Bäumen: Oliven, Orangen, Mandarinen…Die Mischkultur gehört einfach in dieses Land. Auf grosszügig bemessenen freien Flächen kann die ursprüngliche Flora gedeihen, und im Frühjahr hat Massimo zwei Hotspots mit aromatischen Kräutern bepflanzt. So sind das ganze Jahr hindurch Blüten im Weinberg zu finden. Man spürt, wie Massimo sein Land liebt.

Man darf ihm aber nicht trauen, wenn es ums Essen geht: das angekündigte leichte Mittagessen erwies sich als ein Gelage von sizilianischen Köstlichkeiten: So gab es Arancini (gefüllte, frittierte Reisbällchen), Caponata (eine süßsauer zubereitete Speise aus Paprika, Auberginen, Kapern und Zwiebeln) und eine Focaccia Siciliana. Die Krönung aber war ein Riesen-Cannolo, dem wir einfach nicht widerstehen konnten. Die Gastfreundschaft der Sizilianer kann überwältigend sein…

Kennen Sie Porquerolles?

Porquerolles ist kein neuer Delinat-Wein, Porquerolles ist auch kein französisches Schweineschnitzel – nein, es ist der südlichste Punkt der Provence. Eine kleine, der Küste vorgelagerte Insel, die dem Bild vom Paradies auf Erden schon recht nahe kommt: die Ile de Porquerolles. Mit einer Fähre setzen Sie über und gelangen in eine andere Welt. Empfangen von dem kleinen Hafenort, einem früheren Piraten- und Schmugglerparadies, nehmen Sie vielleicht erst einmal einen Kaffee auf der schattigen Place Principale mit ihren kleinen, typischen Restaurants und lassen den mediterranen Charme der Insel auf sich wirken.

Und dann sollten Sie überlegen, wie Sie den Tag verbringen möchten: gut 50 km Wanderwege locken mit Routen durch die duftende Garrigue, mit mittelalterlichen Festungen, mit den schroffen Küstenlinien im Süden der Insel. Es bietet sich auch an, ein Fahrrad zu leihen – auf der nahezu autofreien Insel ist das ein besonderes Vergnügen. Oder Sie besuchen noch einmal den Hafen, gehen zum Quai des Pècheurs und sehen den Fischern bei der Arbeit zu. Und vergessen Sie nicht die malerischen Strände im geschützten Norden der Insel.

Gratis-Ausflug nach Porquerolles

Warum schreiben wir im Delinat-Blog über dieses Kleinod? Es ist nur etwa eine Stunde vom Château Duvivier entfernt, dem Delinat-Weingut, wo Sie herrliche  Ferien beim Winzer verbringen können, vom Ehepaar Fahs mit köstlichen provencalischen Menüs und Delinat-Weinen verwöhnt. Im Juli und August sind nun einige Ausflüge zur Ile de Porquerolles geplant – gratis im Buchungspreis enthalten!

In der Zeit zwischen dem 17. Juli und dem 27. August fährt Sie jede Woche ein eigens gecharteter Bus am Morgen vom einen Paradies ins andere – und bringt Sie am Abend wieder zurück. Einige Zimmer sind noch frei – sehen Sie einmal in der Wochenübersicht des Château Duvivier nach! Im Juli werde ich selbst mit meiner Familie Château Duvivier und die Ile de Porquerolles besuchen – vielleicht sehen wir uns dort?

Weitere Informationen über die Insel finden Sie auf Wikipedia.