Sizilien-Reise (2): Nero d’Avola – eine erstaunliche Karriere

Nero d'Avola: Wein aus Sizilien
Nero d’Avola: Wein aus Sizilien

„Principe Siciliano“  – sizilianischer Prinz wird sie auch genannt: die „Schwarze von Avola“. Nicht immer wurde sie so hoch geschätzt. Lange Zeit  diente die Nero d’Avola vor allem dazu, schwachbrüstige Rotweine aus Mitteleuropa durch die intensive, dunkle Farbe und den vollmundigen Geschmack aufzupeppen.

In diesen Tagen bin ich auf Sizilien unterwegs und besuchte gerade Rosario Cicazzo und Corrado Gurrieri von der Kooperative Elorina. Corrado ist in fünfter Generation Weinbauer und erzählte uns von der „alten“ Zeit: Bis in die 80er Jahre wurden die Trauben auf einer grossen Steinfläche mit den Füssen gestampft, der Saft floss ab in darunterliegende offene Behälter, und die Traubenhäute wurden dazu”geschaufelt”. Die Gärung erfolgte bei hohen Temperaturen recht stürmisch,  während maximal zwei Tagen. Das Ziel war nicht, vielschichtige, elegante Weine zu erzeugen, sondern farbintensive mit hohen Alkoholgehalten. Es ist ja längst kein Geheimnis mehr, sagte er, dass viele Weine aus Norditalien oder Bordeaux mit sizilianischem Nero d’Avola aufgebessert wurden. In der Nähe steht sogar noch eine verlassene Kellerei, die eine Standleitung bis zum Hafen hat, um den Wein direkt auf die Schiffe zu befördern.

Auszeichnungen für Nero d’Avola

Setzt auf Nero d'Avola: Rosario Cicazzo
Setzt auf Nero d’Avola: Rosario Cicazzo

Zum Glück erfolgte ein Umdenken auf Sizilien. Man merkte, dass sich mit dieser Rebsorte durch Ertragsreduzierung und moderne Verarbeitungsmethoden nicht nur Alltagsweine, sondern sogar Spitzenweine erzeugen lassen: Regelmässig wird im Gambero Rosso ein Nero d’Avola zu den besten Weinen Italiens gezählt. Nero d’Avola ergibt farbintensive, fruchtig-würzige Weine mit Noten von Pflaumen und Schokolade. Corrado liess uns einen gereiften Nero d’Avola des Jahrgangs 2002 verkosten: Der präsentierte sich erstaunlich frisch am Gaumen mit angenehm reifen und fruchtigen Noten im Bukett.

Nero d’Avola: ideal für biologischen Anbau

Wir sind froh, dass die sizilianischen Weinbauern das Potential ihrer alten einheimischen Sorten wieder entdeckt haben: Die weisse Cataratto und die rote Nero d’Avola. Die Sorten gelten heute als die besten Siziliens; fast ausschliesslich hier werden sie kultiviert. Das beste Terroir ist das Gebiet am südöstlichen Zipfel der Insel: Sonne, Wärme und geringe Niederschläge sind ideal für das Wachstum der Reben und bestens geeignet für den biologischen Anbau. Die Weinberge ziehen sich teilweise bis auf 900 Meter Höhe; hier sind die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht beträchtlich, was wiederum der harmonischen Reife der Trauben zu Gute kommt.

Gehört zusammen: Caponata und Nero d’Avola

Nero d’Avola-Weine sind ideale Essensbegleiter. Die einfacheren, frisch-fruchtigen Weine passen gut zur typischen sizilianischen Küche: Caponata, gedünstete Auberginen  mit Rosinen, Pinienkernen, Tomaten und Kapern, gewürzt mit etwas Zucker und Essig. Man geniesst die Caponata kalt, lauwarm oder heiss, als Beilage zu Fisch oder Fleisch. Gehaltvolle Weine, die oft im Holzfass ausgebaut wurden, harmonieren gut mit Kastanienrisotto (risu che pastìgghi), gebratenem Lamm oder geschmortem Kaninchen.

Eine Auswahl der Nero d’Avola-Weine von Delinat finde Sie hier.

Martina Korak
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