Über 2200 Kundinnen und Kunden haben uns im Rahmen einer Abstimmung zu über 90 Prozent ermuntert, auch in Zukunft durch die Teilnahme an solchen Wettbewerben auf unser Engagement für einen biologischen Weinbau mit reicher Biodiversität aufmerksam zu machen. Geradezu überwältigt aber waren wir von der Flut von über 100 Kommentaren, in denen wir mehrheitlich Gratulationen für unser Wirken und die damit verbundene Nomination für den CSR-Preis 2013 (CSR = Corporate Social Responsibility: unternehmerische Gesellschaftsverantwortung) entgegennehmen durften.
Delinat sorgt dafür, dass wieder mehr Schmetterlinge in den Weinbergen Europas fliegen. Ziel ist ein Weinbau mit grosser Naturvielfalt und selbstregulierenden, stabilen Ökosystemen.
Erstmals an ein Schweizer Unternehmen
Und jetzt ist also eingetreten, was wir kaum für möglich gehalten haben: Als erstes Schweizer Unternehmen konnte Delinat in Ludwigsburg den vom Deutschen Forum für Nachhaltigkeit vergebenen CSR-Preis in der Kategorie «Biodiversitätsmanagement zum Erhalt der weltweiten biologischen Vielfalt» entgegennehmen. Der jährlich in verschiedenen Kategorien vergebene Preis honoriert herausragende Leistungen der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen im deutschsprachigen Raum. In unserem Fall wird damit das jahrelange, ausserordentliche Engagement für Weinberge mit grosser Biodiversität in ganz Europa gewürdigt. Die Jury zeigt sich sehr beeindruckt, dass bei Delinat das Rezept stimmt und die Unternehmensphilosophie vom Management wirklich gelebt wird. Explizit gelobt wird auch die hervorragende Öffentlichkeitsarbeit, z.B. mit der WeinLese.
Preisverleihung in Ludwigsburg – ganz rechts Arina Schefer (Delinat) und Hans-Peter Schmidt (Leiter Delinat-Institut)
Dank eigenen Richtlinien, die weit über EU-Bio und andere Bio-Labels (Ecovin, Demeter, Bio Suisse) hinausgehen und der unermüdlichen Forschungstätigkeit des Delinat-Instituts zugunsten selbstregulierender, stabiler Ökosysteme, gehören die Weinberge der Delinat-Winzer zu den artenreichsten ihrer Region. Sie zeichnen sich durch vielfältige Gründüngung, Blühstreifen, Hecken, Bäume und ökologische Hotspots inmitten der Reben aus.
Der steile Walliser Rebberg des Delinat-Instituts kommt mit seiner reichen Biodiversität dem Weinbau der Zukunft schon sehr nahe.
Willkommener Motivationsschub
Der Preis ist für uns eine schöne Motivation, gemeinsam mit unseren Winzern den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Und vielleicht hilft er ja sogar mit, die Beispielwirkung von Delinat für den Weinbau Europas auf eine neue Stufe zu heben. Schön wärs, denn nach wie vor ist herkömmlicher Bioweinbau meist auch bloss Monokultur. In diesem Sinne: Danke, dass Sie Delinat und einem Weinbau mit grosser Naturvielfalt die Treue halten. Stossen Sie mit uns auf den CSR-Preis 2013 an. Auch über neue Kommentare, die Sie unten eintragen können, freuen wir uns!
Mit der neuen EU-Verordnung für die Vinifikation von biologischen Weinen ändert sich für die Delinat-Winzer in ganz Europa nichts. Diese erfüllen nämlich schon lange die viel strengeren Delinat-Richtlinien.
Bio ist nicht gleich bio: Bei der Vinifikation im Weinkeller gibt es grosse Unterschiede.
Im Gegensatz zu EU-Bio verbietet Delinat beispielsweise generell den Einsatz von Gelatine und anderer tierischer Hilfsstoffe zur Klärung, Schönung und Stabilisierung von Wein. Alle zugelassenen Hilfsmittel wie Hühnereiweiss, Eiklar (Albumin), Lysozym (Milchprodukt), Aktivkohle, Bentonit (natürliche Mineralerde) oder vegetabile Gelatine müssen bei Anwendung von den Winzern deklariert werden.
Deutlich strenger als die EU-Vorschriften sind die Delinat-Vorgaben auch bezüglich Zugabe von SO2 (schweflige Säure) zur Stabilierung des Weines. Das Gleiche gilt für die Aufzuckerung, Entsäuerung und Ansäuerung von Wein.
Das Ziel von Delinat sind reine Naturweine, die keinerlei weinfremde Hilfsstoffe enthalten und weder mechanisch noch thermisch verändert werden. Um diesem Ziel kontinuierlich näher zu kommen, konzentriert das Delinat-Institut seine Forschung auf einen Weinbau mit hoher Biodiversität. Denn je höher die biologische Qualität eines Weinberges ist, desto höher ist auch die biologische Stabilität des Weines und desto geringer der Bedarf an Schönungs- und Stabilisierungsmitteln sowie an Filtrierungstechnik.
Das renommierte Deutsche Forum für Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit hat Delinat zum Finalisten des CSR-Preises nominiert. Der Preis honoriert herausragende Leistungen der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen im deutschsprachigen Raum. Die Nominierung verdankt Delinat dem ausserordentlichen Engagement in der Förderung der Biodiversität.
«In den Weinbergen sollen wieder Schmetterlinge fliegen». Das war schon bei der Gründung von Delinat vor über 30 Jahren das Ziel.
Die wichtigsten Argumente, die zur Nominierung von Delinat geführt haben, sind:
Europäische Weinberge in hoher Biodiversität
Delinat hat 1983 die ersten Richtlinien für biologischen Weinbau verfasst und gehört seither zu den Vorreitern für den Schutz von Ökosystemen im Weinbau. Die aktive Förderung der Biodiversität im Weinberg ist zentraler Bestandteil des Delinat-Labels. Die über 100 zertifizierten Delinat-Weingüter zeichnen sich durch vielfältige Gründüngung, Blühstreifen, Hecken, Bäume und ökologische Hotspots inmitten der Reben aus. Der Erfolg der Delinat-Richtlinien, der Winzer und der Weine hat zahlreiche Verbände zur Förderung der Biodiversität inspiriert.
Delinat-Weinberge gehören zu den artenreichsten Flächen der Region.
Die besten Biorichtlinien Europas
Bio ist im Trend – auch im Weinbau. Doch leider dominiert immer mehr trügerisches Monokultur-Bio, das nur minimale Auflagen erfüllt. Die Delinat-Richtlinien gehen aber weit über EU-Bio und andere Biolabels wie Ecovin, Demeter oder Bio Suisse hinaus und zielen als einzige konkret auf eine Förderung der Biodiversität. Delinat-Weinberge sind selbstregulierende, stabile Ökosysteme, die eine überdurchschnittliche Wein- und Terroirqualität ermöglichen – ihr Erfolg basiert auf 4 Pfeilern:
Biodiversität statt Monokultur: Dieser zentrale Punkt der Delinat-Richtlinien wurde zuerst in der «Charta für Biodiversität» definiert.
Stiftung des Delinat-Instituts für Ökologie und Klimafarming
Treibende Kraft ist die unabhängige, gemeinnützige Stiftung «Delinat-Institut für Ökologie und Klimafarming», deren Wirken mit 1 Prozent des Delinat-Umsatzes unterstützt wird. Geforscht wird an den Grundlagen für einen klimaneutralen Weinbau mit hoher Biodiversität. Das «Forschungslabor» liegt inmitten eines eigenen Weinguts im Wallis oberhalb von Sion. Praxisnah werden in Zusammenarbeit mit Universitäten, Instituten und innovativen Winzern Methoden und Strategien für einen ökologisch und wirtschaftlich nachhaltigen Qualitätsweinbau entwickelt. Das erarbeitete Wissen fliesst in die sich ständig entwickelnden Delinat-Richtlinien ein und wird an Biowinzer in ganz Europa im Rahmen von Kursen und individueller Beratung weitergegeben.
Die Instituts-Rebberge zeigen eindrücklich, wie der Weinbau der Zukunft aussehen könnte.
Preisverleihung
Am 9. April 2013 wird der CSR-Preis vom deutschen Bundesminister Dirk Niebel verliehen. Ob Delinat als erstes Schweizer Unternehmen «nur» zu den Finalisten gehört oder gar den renommierten Preis für den Schutz der weltweiten Biodiversität überreicht bekommt? Am Engagement zur Förderung der Artenvielfalt in den Delinat-Weinbergen wird der Preis nichts ändern, aber er könnte die Beispielwirkung Delinats für den Weinbau Europas auf eine neue Stufe heben.
1-Klick-Umfrage
In dieser Frage sind wir immer etwas unsicher: Soll Delinat die Vorbildrolle für den Weinbau der Zukunft durch die Teilnahme an solchen Wettbewerben bekannt machen und damit auch für Unternehmen anderer Branchen zum Beispiel werden? Oder sollten wir lieber im Stillen wirken und einfach durch die besten Weine überzeugen?
Die Biodiversität im Weinberg lässt sich auf verschiedene Arten fördern. Neben einer geeigneten Bodenflora zwischen den Rebzeilen (Begrünung) oder ökologischen Hotspots in Form von Bäumen, Hecken oder Teichen sind Sekundärkulturen in all ihren Varianten geeignet, den Weinberg zu einem eigentlichen Biotop mit funktionierendem natürlichem Kreislauf zu machen.
Cocktailtomaten im Weinberg von Château Duvivier
Unter Sekundärkulturen versteht man den ganzen Reichtum an Früchten, Gemüse und Kräutern, die an der Seite von Trauben heranreifen können. Je nach Region sind Oliven, Feigen, Mandeln, Mandarinen, Orangen, Weinbergpfirsiche, Himbeeren, Erdbeeren, Tomaten, Kartoffeln, Zucchetti, Kürbisse, Salate, Rosmarin, Thymian, Salbei, Safran und vieles mehr geeignet, den Weinberg in einen eigentlichen Mischgarten zu verwandeln. Ebenfalls zu den Sekundärkulturen zählen Nutztiere wie Bienen, Schafe, Hühner, Fische und ähnliche Kleintierzucht.
Oliven, Mandarine und Weinberge bei Maggio Vini auf Sizilien
Die Flächen, die für die Sekundärkulturen bestimmt werden, müssen gross genug sein, um eine wirtschaftliche Verwertung zu gewährleisten. So können die Mindererträge, die bei den Trauben bewusst in Kauf genommen werden, kompensiert werden. Der Winzer wird durch dieses zusätzliche Standbein auch ein bisschen zum Früchte-, Gemüse- und Kräuterbauern.
Durch die industrielle Landwirtschaft sind ganze Kulturlandschaften aus Rationalisierungsgründen ausgeräumt worden: Hochstammbäume und Hecken wurden aus dem Weg geräumt, offene Bachläufe, Gräben und Teiche zugeschüttet. Geschlossene Naturkreisläufe wurden zerstört. Die Artenvielfalt ist der Monokultur gewichen. Diese Entwicklung machte auch vor dem Weinbau nicht halt.
Für eine artenreiche Flora und Fauna: Kräuterinsel im Weinberg von Maggio Vini auf Sizilien
Die Delinat-Richtlinien verlangen eine Rückkehr zu artenreicher Kleinstruktur im Weinberg. Monokulturen sollen aufgelöst und mit verschiedenen Strukturelementen durchbrochen werden. Durch das Anlegen von sogenannten Hotspots wird die Biodiversität gefördert.
Zu diesen Hotspots gehören Bäume mitten im Rebberg. Sie üben sowohl auf Vögel wie Insekten und andere Tiergruppen eine hohe Anziehungskraft aus und fördern dauerhaft die Wiederbesiedlung des ökologischen Habitats. Zudem fungieren sie als Sporenfänger, von wo aus Hefen und andere Pilze sich im Weinberg ausbreiten können. Die Vielfalt natürlicher Hefen zur Weinbereitung und die Konkurrenz für Schadpilze nehmen zu. Pro Hektar sollte mindestens ein Baum inmitten der Reben und mehrere kleinere Fruchtbäume am Rand gepflanzt werden.
Ebenfalls wertvolle Hotspots sind Kräuterinseln, Stein- und Holzhaufen, Teiche, Bienenhotels und Nistkästen. Werden solche Strukturelemente angelegt, erhalten Reptilien, Amphibien, Insekten und Vögel wertvolle Lebensräume, was wiederum viel zu einer artenreichen Fauna und Flora im Weinberg beiträgt.
Die Imkerei steckt in einer tiefen Krise. Vor 3 Jahrzehnten wurde die Varroamilbe nach Europa verschleppt und hat sich über den ganzen Kontinent ausgebreitet. Die Milbe, die in Ostasien als harmloser Parasit auf dem «Pelz» der krankheitsresistenten Östlichen Honigbiene lebt, bringt den europäischen Bienen den Tod. Sie setzt sich auf der Bienenbrut fest, schwächt die Völker und ist für das weltweite Bienensterben mit verantwortlich.
Diese Bienen müssen nicht hungern: In der reichhaltigen Biodiversität der Mythopia-Weinberge gibt es genug Nahrung.
Die Milbe ist aber nicht der einzige Übeltäter: Chemische Pestizide, vor allem in der Landwirtschaft, vergiften die Nahrungsquellen der Bienen. Die zunehmende Industrialisierung in der Landwirtschaft und die wachsenden Monokulturen verringern ihr Nahrungsangebot. Zudem gibt es immer mehr Versuchsflächen mit gentechnisch veränderten Pflanzen, deren Wirkung auf die Bienen noch viel zu wenig bekannt ist.
Es wundert nicht, dass es vor allem im deutschsprachigen Raum immer weniger Imker gibt: Die Probleme verleiden die Freude an der faszinierenden Bienenhaltung und schmälern den Ertrag des Berufsimkers. In den letzten Jahren gibt es allerdings Anlass zur Hoffnung: In den Städten, wo die Biodiversität inzwischen oft höher ist als auf dem Land, entsteht eine neue Imkerbewegung – die Stadtimker kommen!
Dr. Marc-Wilhelm Kohfink ist Sozialwissenschaftler, Wirtschaftsjournalist und Bioland-Imker in Berlin. Er beschäftigt sich intensiv mit der Problematik. Wir befragten ihn zu den Ursachen und Lösungsansätzen.
Dr. Marc-Wilhelm Kohfink am Bienenstand
Herr Dr. Kohfink, was sind aus Ihrer Sicht die Gründe für das weltweite Bienensterben? Dr. Kohfink: Leider ist das nicht so einfach zu beantworten. Es gibt nicht die zwei oder drei Gründe, welche die Bienen weltweit umbringen. Es ist vielmehr ein ganzes Bündel, das da zusammenkommt. Die Gründe können ganz verschieden sein und unterscheiden sich von Jahr zu Jahr. Trotzdem lassen sich einige allgemeine Aussagen machen. Die Varroa-Milbe und die mit ihr übertragenen Virenerkrankungen schwächen die Bienen, so dass sie anfälliger werden. Die harten Winter der letzten Jahre führen ebenfalls zu einer höheren Sterblichkeit. Die ausgeräumte Landschaft und die Dominanz von Mais für die Erzeugung von Bio-Gas lassen die Bienen auf dem Land hungern. Wo Bienen wie in den USA vor allem der Bestäubung von riesigen Monokulturen dienen, schwächt die einseitige Ernährung die Bienen. Hinzu kommen langfristig wirkende oder unsachgemäß angewandte Pestizide, die immer wieder für ein Bienensterben sorgen. Es sind also viele Einflüsse, welche die Bienen schwächen. Nicht zuletzt sind es auch ökonomische und soziale Gründe, dass es weniger Honigbienen gibt. Es gibt nämlich einfachere Möglichkeiten seinen Lebensunterhalt zu verdienen oder seinen Lebensabend zu gestalten als mit Bienen. Weniger Imker bedeuten auch weniger Bienen.
Bringen die Zuchten der Bio-Imkerei vitalere und widerstandsfähigere Bienen hervor? Es gibt nicht die Biobiene. Bioimker arbeiten überwiegend mit den gleichen Bienen wie konventionelle Imker. Das liegt am Paarungsverhalten der Bienenköniginnen, die auf ihrem Hochzeitsflug keinen Unterschied machen zwischen Bio-Drohnen und konventionellen Drohnen. Künstliche Besamung, die eine gezielte Zucht ermöglichte, ist in der Bio-Imkerei verboten. So unterscheidet sich die Bio-Betriebsweise vor allem in den Prozessen, die zum Biohonig führen von der konventionellen Imkerei. Wie konventionelle Imker müssen wir vor allem darauf schauen, dass wir die Belastung mit Milben gering und die Bienen so vital halten. Dafür haben wir andere Methoden zur Verfügung, die einen rückstandsfreien Bio-Honig garantieren. Außerdem machen wir einen großen Bogen um konventionelle Obstplantagen, weil die dort ausgebrachten Spritzmittel unsere Bienen gefährden würden.
Sie imkern in der Grossstadt Berlin. Ist die Biodiversität und damit die Lebensgrundlage der Bienen in der Stadt inzwischen besser als auf dem Land? Beides kann ganz klar mit «Ja» beantwortet werden. Das hängt damit zusammen, dass die Stadtnatur nicht in erster Linie der Volksernährung dient sondern auch der Erholung und der Freizeitgestaltung. In Berliner Stadthonig werden im Durchschnitt 26 verschiedene Pollen gefunden, in Honig vom Land rund 20. In städtischen Gärten und an städtischen Straßen blüht eben auch manches exotische Gewächs wie z. B. der japanische Schnurbaum. Hinzu kommen allerlei Wildkräuter auf Brachflächen und Pflanzen in schwierigen Biotopen z. B. auf begrünten Dachflächen. Um den Bienen auf dem Land das Überleben zu sichern, werden dort jetzt Blühstreifen angelegt und gefördert. Dabei geht es aber nicht nur um Bienen sondern auch um Überlebensräume für Niederwild wie z. B. den Feldhasen. Solche Krücken brauchen wir in der Stadt nicht.
Hans-Peter Schmidt, Leiter des Delinat-Instituts, empfiehlt die Anlage von Fenstergärten, um die Biodiversität im unmittelbaren Lebensumfeld zu fördern. Können auch Bienen von Fenstergärten profitieren? Das können sie auf jeden Fall. Viele Balkonkästen mit Geranien sind für die Bienen nichts mehr als eine bunte Wüste. Es gibt im Handel Saatmischungen, die unter anderem Kornblumen-, Buchweizen- und Sonnenblumensamen enthalten. Sie blühen kontinuierlich den ganzen Sommer hindurch. Gute Bienenweidepflanzen sind alle Korbblütler und Blumen mit ungefüllten Blüten. Außerdem empfiehlt sich statt der beliebten Knospenheide besser Heidekraut, das richtig aufblüht. Bienenfreundlich angelegt, lockt ein solcher Fenstergarten auch noch andere Blütenbesucher an wie z. B. Schmetterlinge und Schwebfliegen.
Delinat-Winzer engagieren sich für die Biodiversität im Weinberg. Gibt es weitere Lösungsansätze in der Landwirtschaft? Die gibt es glücklicherweise. An Biodiversität interessierte Landwirte arbeiten heute an Alternativen zur Maiswüste. So können z. B. Sonnenblumen als Untersaat verwendet werden. Außerdem scheint die Pflanze mit dem sympathischen Namen „Durchwachsende Silphie“ eine vielversprechende Alternative zum Mais zu sein. Die schnellwachsende Robinie ist eine ideale Kultur für Kurzumtriebsplantagen, die zur Herstellung von Holzhackschnitzeln genutzt werden. Anders als die Pappel ist sie eine erstklassige Bienenweide. Außerdem nutzt der Trend zur Biolandwirtschaft unseren Bienen, indem z. B. Biolandwirte keine Pflanzenschutzmittel gegen Beikräuter im Getreide einsetzen und die Kornblumen blühen lassen. Es ist also nicht alles verloren.
Würden Sie interessierte Menschen dazu ermuntern, selbst (Hobby-)Imker zu werden? Und wenn ja, womit sollten sie anfangen? Generell sind mehr Imker wünschenswert, wobei besonders auf dem Land Imker gebraucht werden. Interesse indes allein reicht nicht. Imker zu sein, heißt auch Verantwortung zu übernehmen. Außerdem erfordert eine Imkerei auch einige Investitionen. Mit einer Leine, einer Schüssel und einer Bürste wie beim Hund ist es da nicht getan. Ich empfehle, zunächst einen Kurs zu besuchen und parallel dazu ein Einsteigerbuch zu lesen. Beim Kurs ist es ganz wichtig, dass die Interessenten auch direkt an den Bienen arbeiten dürfen, um zu erkennen, ob das etwas für sie ist oder nicht. Ideal ist ein Imkerpate in den ersten Jahren. Erfahrungen zeigen, dass fünf Jahre notwendig sind, um richtig imkern zu können. Aber ein Imker lernt eigentlich nie aus. Die Bienen überraschen einen immer wieder.
Vielen Dank, Dr. Kohfink.Allen Leser/innen, die sich mehr mit dem Thema beschäftigen möchten, empfehlen wir gern Ihr Blog und Ihr Buch «Bienen halten in der Stadt».
Die Bio-Richtlinien der EU, aber auch bekannte Biolabel, enthalten keine konkreten Bestimmungen zur Förderung der Biodiversität. Beim Umgang mit dem Boden im Weinberg beschränken sie sich mehr oder weniger auf ein Verbot von Kunstdüngereinsatz.
Biologisch aktiver Boden im Weingut Harm in der Wachau
Biologisch aktive Böden sind jedoch die Basis für artenreiche Weinberge mit intakten natürlichen Kreisläufen. Die Delinat-Richtlinien verlangen deshalb die Förderung der biologischen Aktivität und Vielfalt der Böden durch geeignete Bewirtschaftungsmassnahmen. Der Winzer verpflichtet sich beispielsweise, seine Böden durch zurückhaltende Bearbeitung und durch dauerhafte Begrünung gegen Erosion, Auswaschung, Verdunstung und somit vor unnötigen Nährstoffverlusten zu schützen.
Was dem Weinberg durch die Ernte an Kraft und Nährstoffen entzogen wird, muss ihm in nachhaltiger Form zurückgegeben werden. Dafür kommt für Delinat-Winzer ausschliesslich bioaktive Düngung in Frage wie Kompost, Pflanzenkohle, Kräutertees oder Mulch. Grundsätzlich verboten sind: Mineraldünger, Düngekonzentrate, Herbizide und Gülle. Viehmist soll vor dem Ausbringen unbedingt kompostiert, zumindest aber 1 Jahr getrocknet werden.
Durch diese Vorgaben werden lebendige Böden und damit die Voraussetzungen für einen stabilen, möglichst autonomen Nährstoffzyklus im Weinberg geschaffen. In einem lebendigen Boden arbeiten in jedem Gramm der Krume Milliarden Mikroorganismen an der Schliessung der Nährstoffkreisläufe und für die Gesundheit der Pflanzen. Die Delinat-Richtlinien widmen sich ihrem Schutz und ihrer Förderung.
Wie suchen Sie im Webshop nach Ihren Lieblingsweinen? Schon seit langem kann rasch und zuverlässig nach klassischen Kriterien gefiltert werden: Weinfarbe, Provenienz, Preis, Taubensorte, Jahrgang und einige mehr.
Neu können Sie Ihren Wein auch nach ökologischen Parametern auswählen: Die mehrfach ausgezeichneten Delinat-Richtlinien basieren auf drei Qualitätsstufen: Jeder der 116 Richtlinienpunkte wird in diese drei Stufen eingeteilt. Die tiefste Stufe wird mit einer Delinat-Schnecke ausgezeichnet, die mittlere Stufe mit zwei Schnecken und die höchste mit drei Schnecken. Schon die tiefste Stufe mit einer Schnecke erfüllt einen höheren Standard als EU-Bio, Bio Suisse oder Demeter.
Wurden die Trauben von Hand oder mit der Maschine geerntet? Wurden Zuchthefen oder Schönungsmittel verwendet? Über 100 Richtlinienpunkte zu jedem Wein sind online abrufbar.
Erst wenige Weine konnten bisher mit drei Schnecken ausgezeichnet werden, denn für die höchste Stufe sind die Kriterien sehr streng. Zudem führt eine niedrige Bewertung in einem einzelnen Punkt zu einer Abwertung insgesamt. Wenn ein Wein z.B. beim Kriterium «SO2-Gehalt» nur mit einer Schnecke bewertet wurde, erhält er auch nur eine Gesamtbewertung von einer Schnecke – auch wenn er sonst in allen Punkten mit drei Schnecken erzielt. Umgekehrt können Sie sicher sein: Ein Drei-Schnecken-Wein erfüllt die ökologischen Ansprüche in jedem Punkt in höchsten Masse.
Jeden dieser 116 Richtlinienpunkte können Sie sich jetzt im Webshop anzeigen lassen und die Weine vergleichen. Das ist maximale Transparenz, und es bleiben kaum mehr Fragen offen. Schaffen Sie sich mit individuellen Filtern Ihre eigenen Weinrubriken, z.B.: Rotweine mit Tempranillo, gewachsen in mindestens 2-Schnecken-Biodiversität – und vielleicht vegan produziert? Einfach diesen Filter speichern – und Sie können immer wieder nach Weinen mit den festgelegten Parametern suchen.
Probieren Sie es aus: Wählen Sie als Filterkriterium in der erweiterten Suche ein, zwei oder drei Schnecken z.B. für die Richtlinienpunkte für Ausbau im Keller. Oder für Weine, die in perfekter Biodiversität gewachsen sind (drei Schnecken für «Weinberg»). Viel Spass dabei! Hier gehts zur Weinsuche ->
Auf diese Innovation haben meine Kolleginnen und Kollegen und vor allem die Winzer jahrelang hingearbeitet. Wir alle sind mächtig stolz auf das Resultat. Kein anderer Weinvertrieb und kein Winzer kann diese Transparenz auch nur annähernd bieten. Jetzt fragen wir Sie:
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Weitere Meinungen zur neuen Schneckensuche schreiben Sie einfach unten in die Kommentare. Vielen Dank!
Der Klimawandel ist im Wesentlichen durch zwei Phänomene geprägt: steigende Temperaturen und unregelmässige Niederschläge. Im Weinbau ist beides bereits deutlich spürbar. Die im Vergleich zum Jahr 1950 bis zu 2° C höhere Temperaturen während der Vegetationsperiode wirken sich vorab in den südlichen Weinbauländern negativ auf die Weinqualität aus: Die Trauben sind viel zu früh reif und müssen geerntet werden, bevor sie mit den essentiellen Inhaltsstoffen angereichert sind. Laut Hans-Peter Schmidt, Leiter Delinat-Institut für Ökologie und Klimafarming, kann diesem Problem mit Massnahmen im Weinberg begegnet werden: Verringern der Blattmasse, Höherlegung der Traubenzone, Veränderung der Rebzeilenausrichtung oder Pflanzung neuer Traubensorten.
Trockenheit und steigende Temperaturen entwickeln sich immer deutlicher zu einer Herausforderung im Weinbau
Niederschlagskapriolen als Herausforderung
Zu einer weit grösseren Herausforderung der nächsten Jahre wird laut Schmidt das Phänomen der unregelmässigen Niederschläge. Durch die generelle Erhöhung der Lufttemperatur verdunstet mehr Wasser aus Böden und Oberflächengewässern, welches letztlich wieder als Regen niedergeht. Da die Atmosphäre durch die höhere Lufttemperatur mehr Wasser aufnehmen kann, regnet es seltener, dafür umso heftiger. Mit andern Worten: Es ist häufig lange trocken, dann regnet es plötzlich so heftig, dass die Böden das Wasser nicht aufnehmen können, erodieren und vorhandene Nährstoffe weggespült werden. Mit verhängnisvollen Konsequenzen für die Trauben: Sie leiden einerseits vermehrt unter Trockenstress und Nährstoffmangel und andererseits unter Übernässung und Nährstoffüberangebot, was sich beides negativ auf die Weinqualität auswirkt.
Ausführlicher Bericht in der WeinLese
Diesem Problem kann gemäss Hans-Peter Schmidt bloss mit einer gezielten Kombination von Begrünung, Wasserspeicherung und sparsamer Bewässerung begegnet werden. Welche konkreten Strategien das Delinat-Institut diesbezüglich verfolgt, erfahren Sie im ausführlichen Bericht von Hans-Peter Schmidt im Magazin WeinLese 27, welches Ende August erscheint.
Kaum ein Nachbar kann sich an einer so üppigen Leguminosen-Begrünung erfreuen wie Walter und Tobias Zimmer vom Weingut Hirschhof im rheinhessischen Westhofen. Die fast meterhoch blühenden Pflanzen waren eine wahre Augenfreude. Statt nun zu mähen und dann wie sonst üblich zu mulchen, haben die Zimmers die Pflanzen niedergewalzt: Diese Methode wurde im Delinat-Institut entwickelt und wird seither nicht nur auf Delinat-Weingütern gern angewandt.
Vorher und nachher: Walter Zimmer mit blühenden Leguminosen und mit Walze.
Was also ist der Vorteil beim Walzen? Das ist einfach erklärt: Durch das Walzen werden die Halme geknickt. Der Saftfluss im Stiel der Pflanzen wird unterbrochen und damit der Wasserverbrauch reduziert. Die Stiele selbst werden aber nicht zerstört, sondern bilden eine lebendige Mulchschicht. Die niedergewalzten Pflanzen bleiben am Boden liegen, den sie so vor Austrocknen und Evaporation schützen. Durch die lebende Pflanzendecke wird zusätzlich die Erosion eingedämmt und der Boden wird beim Befahren der Rebzeilen mit dem Traktor nicht verdichtet.
Die Wurzeln bleiben aktiv und versorgen den Boden mit Luft. Dies begünstigt den Erhalt einer reichen Mikrofauna (kleinste Bodenkriecher und -wühler wie Amöben, Fadenwürmer und Milben) und Mikroflora (Pilze wie Mykorrhiza, Algen, Bakterien und Flechten). Beiden kommt durch ihre Humifizierung und Mineralisierung des organischen Materials eine wichtige Aufgabe innerhalb des Ökosystems zu. Vor allem Mykorrhizen sind mit dem Feinwurzelsystem einer Pflanze in Kontakt und verbessern so nicht nur die Aromatik der Trauben, sondern machen die Reben widerstandsfähig gegen Krankheitserreger. Lesen Sie hier mehr dazu.
Die gewalzten Pflanzen blühen am Boden weiter und bilden so Lebensraum für nützliche Insekten. Das Walzen kommt also nicht nur dem Boden und damit letztendlich dem Wein zugute – es schützt und bewahrt auch die Artenvielfalt im Weinberg.