Sekundärkulturen – der Weinberg als Mischgarten

Die Biodiversität im Weinberg lässt sich auf verschiedene Arten fördern. Neben einer geeigneten Bodenflora zwischen den Rebzeilen (Begrünung) oder ökologischen Hotspots in Form von Bäumen, Hecken oder Teichen sind Sekundärkulturen in all ihren Varianten geeignet, den Weinberg zu einem eigentlichen Biotop mit funktionierendem natürlichem Kreislauf zu machen.

Cocktailtomaten im Weinberg von Château Duvivier

Unter Sekundärkulturen versteht man den ganzen Reichtum an Früchten, Gemüse und Kräutern, die an der Seite von Trauben heranreifen können. Je nach Region sind Oliven, Feigen, Mandeln, Mandarinen, Orangen, Weinbergpfirsiche, Himbeeren, Erdbeeren, Tomaten, Kartoffeln, Zucchetti, Kürbisse, Salate, Rosmarin, Thymian, Salbei, Safran und vieles mehr geeignet, den Weinberg in einen eigentlichen Mischgarten zu verwandeln. Ebenfalls zu den Sekundärkulturen zählen Nutztiere wie Bienen, Schafe, Hühner, Fische und ähnliche Kleintierzucht.

Oliven, Mandarine und Weinberge bei Maggio Vini auf Sizilien

Die Flächen, die für die Sekundärkulturen bestimmt werden, müssen gross genug sein, um eine wirtschaftliche Verwertung zu gewährleisten. So können die Mindererträge, die bei den Trauben bewusst in Kauf genommen werden, kompensiert werden. Der Winzer wird durch dieses zusätzliche Standbein auch ein bisschen zum Früchte-, Gemüse- und Kräuterbauern.

Richtlinien 1: Biologisch aktive Böden als Basis
Richtlinien 2: Begrünung garantiert lebendige Weinberge
Richtlinien 3: Mit ökologischen Hotspots gegen Monokultur
Richtlinien 4: Sekundärkulturen – der Weinberg als Mischgarten

Hans Wüst

7 comments

  1. Ich habe zum Thema «Oliven und Erdbeeren» zwei Olivenbauern befragt. Hier ihre Antworten.

    Nikolas Kunz (Jefira), Lakonien:
    «Es gibt zwar wirklich ganz hervorragende Erdbeeren in Griechenland, aber Erdbeeren im Olivenhain habe ich noch nie gesehen. Ob diese im Schatten der Olivenbäume tatsächlich gedeihen, wage ich zu bezweifeln. Die Beeren müssten viel öfter als die Olivenbäume bewässert werden, was nicht optimal ist.»

    Leonardo Salustri, Toskana:
    «Man müsste hier die Olivenhaine komplett einzäunen und gegen Tierfrass schützen. Ausserdem wäre in den meisten Lagen der Krankeitsdruck so gross, dass die Erdbeeren intensiv gespritzt werden müssten. Nicht ohne Grund sind auch biologisch zertifizierte Erdbeeren immer wieder im Fokus der Kritiker.»

  2. Lieber Herr Weber

    Da können wir Ihnen leider nicht weiterhelfen. Wir beschäftigen uns zwar intensiv mit Sekundärkulturen in Weinbergen und wissen aus eigenen Versuchen, dass sich Erdbeeren zwischen Reben wohl fühlen und gut gedeihen. Ob das auch in Olivenhainen der Fall ist, müsste man einen Olivenbauern fragen. Dafür müsste man aber erst einen finden, der die süssen roten Früchte als Sekundärkultur in seinen Olivengärten anbaut. Uns ist leider niemand bekannt, der das macht.

    Herzliche Grüsse
    Hans Wüst

  3. Sehr geehrter Herr Wüst,

    dem Artikel habe ich entnommen, daß Oliven und Wein einerseits und Erdbeeren und Wein andererseits als Sekundärkulturen machbar sind. Gibt es auch Erkenntnisse über Sekundärkulturen zwischen Oliven und Erdbeeren? Vielleicht weiß jemand ja etwas darüber. Über eine Antwort würde ich mich freuen.

  4. Danke für Ihre Antwort Herr Udo Thiem,
    ja der Aufwand im Steilhang ist sehr gross, der Ertrag mittelmässig und die Sorten, bewusst PIWI-Sorten, gepflanzt. Aber diese genügen hier im schönen Malcantone nicht, um wirklich OHNE Chemie aus zu kommen. Wir haben im Hochsommer oft 80% rel.Luftfeuchte bei 30°C tagsüber , in den exponierten Lagen +, das Sie, vermute ich, die Seite der VIGNAREALE geöffnet haben, finden Sie ja alle Informationen, inkl. der Verkaufspreise. Diese sind bewusst tief gehalten. Eigentlich, um neben den selbstkosten noch etwas für Unterhalt, Reparaturen. Pflanzenersatz zu haben müssten die PReise mindestens einen Drittel höherangesetztwerden. Aber das bezahlt niemand. Die Weine sind ausgezeichet, da durch einen BIO-Freak gekeltert.
    Jetzt schon bald, im Frühling beginnt das Erlebnis der Biodiversität, der blühende Pflanzen, in allen Farben inkl. seltener Weinberlilien. Aber daran kann sich der Winzer freuen,
    aber nicht leben. Vielleicht bis bald in Astano liebe Grüsse
    Peter König
    PS dass Bioweine nicht in den Supermarkt gehören ist, glaube ich, Ehrensache. Was dort verkauft wird, mag ja die drei Buchstaben B I O tragen, aber ist auch in der Flasche, was drauf steht ???

  5. Hallo Herr König,
    wenn ich mir die Seite Ihres Weingutes so anschaue, dann produzieren Sie ohnehin mit viel Aufwand Wein, leider konventionellen. Ihre Weinberge haben, so kann ich mir gut vorstellen, ohnehin keine solche Aufwertung mehr nötig. Bei Ihnen würde vielleicht nur noch der Mut zum Bio fehlen. Die Sekundärkulturen wären vor allem in ausgeräumten Weinbaugebieten von Nöten.
    Ich bezahle gerne etwas mehr, aber wieviel das muss der betroffene Weinbauer schon selbst vorgeben (= vom Kunden verlangen). Auch viele meiner Kunden bezahlen für Ihre Bioweine gerne mehr als im Supermarkt. Ich verkaufe überwiegend Weine zwischen 7 und 13 Euro, ich denke da kann der Kunde auch etwas mehr erwarten.
    [Link wegen Verstoss gegen die Kommentarrichtlinien gelöscht]

  6. Hallo Herr Udo Thiem,
    endlich bringt jemand die sichern Mehraufwendungen,ein Konsument, zu Sprache.
    Aber – sind Sie auch dazu bereit?
    Wieviel würden Sie mehr bezahlen für dermassen aufwendig angebauten, produzierten „gesunden“ Wein?
    Was heisst, bedeutet für Sie „etwas mehr“ ?

    das fragt ein Nicht-Bio-Weinproduzent aus dem Tessin

    Die Diskussion darüber ist eröffnet.

    Peter König
    Vigna Reale

  7. Die Vielfalt im Weinberg, gerade im Bioweinberg, zu fördern halte ich für längst überfällig. Allerdings glaube ich dass solche Sekundärkulturen bestenfalls auf sehr großen Flächen wirklich zu einer interessanten Einnahmequelle werden. Der Verbraucher, aber auch der Weinhändler muss also bereit sein, für biologische Vielfalt im Weinberg etwas mehr für den Wein zu bezahlen.
    [Link wegen Verstoss gegen die Kommentarrichtlinien gelöscht]

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