Delinat hat Küfer Martin Thurnheer in seiner Küferei im St. Galler Rheintal besucht und hier Schritt für Schritt miterlebt, wie aus feinporigem Eichenholz ein Weinfass entsteht.
In der Küferei Thurnheer in Berneck im St. Galler Rheintal wird mit der Fassherstellung immer noch professionell eine jahrhundertealte Tradition und seltene Handwerkskunst betrieben. Seit 1854 werden hier Fässer aus regionalem Eichenholz gefertigt, das Küfer Martin Thurnheer mit grösster Sorgfalt auswählt. Die Bäume, oft bis zu 150 Jahre alt, liefern feinporiges Holz, das erst nach jahrelanger Lagerung zum Einsatz kommt.
Die Herstellung eines Fasses erfordert Präzision und Geduld: Von der millimetergenauen Bearbeitung der Fassdauben über das Formen mit Feuer und Wasser bis hin zur Röstung, die feine Aromen wie Vanille, Kaffee und Schokolade in den Wein bringt.
Auch Delinat-Winzer Roland Lenz setzt auf die Fässer aus Berneck. Für ihn zählt die lokale Herkunft und die Möglichkeit, seine PIWI-Weine darin sanft reifen zu lassen. Dabei verwendet man die regionalen Fässer beim Weingut Lenz so lange wie möglich. Einerseits, um natürliche Ressourcen zu schonen. Andererseits, um das Potenzial, das ein gutes Eichenfass für Rotweine wie Roland Lenz´ Koo Kuu Samtrot, wie auch für Weissweine, wie den Koo Kuu Goldgelb in sich birgt, voll auszuschöpfen. Ganz im Einklang mit der Natur und der Philosophie von Delinat.
Biologisch, biodynamisch – in der Welt des Bioweins gibt es zahlreiche Zertifizierungen, die Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit versprechen. Doch nicht alle Bio-Labels setzen dieselben Standards. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie sich die Delinat-Biowein-Garantie von anderen Labels wie EU-Bio oder Demeter unterscheidet.
Speziell bei der Delinat-Bio-Garantie ist, dass sie sich auf den Weinbau konzentriert und der Gründer Karl Schefer bereits in den 1980er-Jahren als Pionier erste Richtlinien speziell für biologischen Weinbau formuliert hat. Seither wurden dank Forschungsprojekten auf Weingütern und neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen diese Richtlinien laufend erweitert, verfeinert und angepasst. Dies entsteht in engem Austausch mit den von uns zertifizierten Weingütern, welche oft schon auf eine jahrzehntelange Zusammenarbeit mit Delinat zurückblicken. Die gemeinsame Vision ist klar: Ein ganzheitlicher, enkeltauglicher Weinbau zu fördern, welche der Natur nicht schadet, sondern die Artenvielfalt und die natürlichen Ökosysteme fördert. Denn unsere Winzerinnen und Winzer wissen: Das ist die beste Voraussetzung für herausragende Weine mit aussergewöhnlichem Charakter.
Viele andere Zertifizierungen beschränken sich nicht nur auf den Weinbau, sondern stehen für viele verschiedene Landwirtschaftserzeugnisse. Das mag für Konsumentinnen und Konsumenten hilfreich sein, weil man sich so besser im Label-Dschungel zurechtfindet. Doch gerade der Weinbau und die Weinherstellung unterscheidet sich erheblich von anderen Kulturpflanzen und landwirtschaftlichen Erzeugnissen, was detaillierte und spezifische Richtlinien sinnvoll macht. Hier ein paar Beispiele, welche die Delinat-Biowein-Garantie auszeichnen:
1. Fokus auf Biodiversität: Der Schlüssel zu einem gesunden Ökosystem
Delinat legt besonderen Wert auf die Förderung der Biodiversität. Während viele Bio-Labels sich auf den Verzicht von chemischen Pestiziden und Düngemitteln beschränken, geht Delinat einen Schritt weiter. Eine reiche Artenvielfalt mit Bäumen, Hecken und Sträuchern in den Weingärten schafft ein gesundes Ökosystem, das nicht nur den Boden belebt, sondern auch Schädlinge auf natürliche Weise kontrolliert. Im Vergleich dazu konzentrieren sich andere Bio-Labels weniger auf diese Vielfalt innerhalb der Reben und fördern stattdessen hauptsächlich die chemiefreie Bewirtschaftung.
2. Erneuerbare Energien: Nachhaltigkeit auf allen Ebenen
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal des Delinat-Biowein-Labels ist der konsequente Einsatz von erneuerbaren Energien. Delinat-Winzer müssen ihren Energiebedarf wo immer möglich durch nachhaltige Quellen wie Solar- oder Windenergie decken. Das Ziel ist es, den CO₂-Fussabdruck zu minimieren und einen nachhaltigen Betrieb sicherzustellen. Andere Bio-Labels setzen meist keine spezifischen Anforderungen an die Energieversorgung der Weingüter. Hier hebt sich Delinat durch einen ganzheitlichen Ansatz ab, der nicht nur den Weinbau, sondern auch die Energieversorgung miteinbezieht.
Wie sich die Delinat-Richtlinien im Detail von anderen Labels unterscheiden, können Sie in diesem Beitrag nachlesen.
3. Mehrwegkonzept: Innovation in der Verpackung
Delinat geht auch beim Thema Verpackung innovative Wege. Mehrwegkonzepte und umweltfreundliche Verpackungslösungen sind fester Bestandteil der Delinat-Philosophie. Kunden haben seit kurzem die Möglichkeit, Flaschen zurückzugeben, die dann gereinigt und wiederverwendet werden. Das reduziert nicht nur Abfall, sondern spart auch wertvolle Ressourcen. Damit positioniert sich Delinat auch als Vorreiter in der nachhaltigen Verpackungsgestaltung. Ein Video zur Herstellung der Mehrwegflasche gibt es hier.
4. Konsequente Förderung von neuen Rebsorten (PIWIs) – Die Zukunft des ökologischen Weinbaus
Bereits vor Jahren hat Delinat erkannt, welches Potenzial in neuen Rebsorten schlummert, sogenannten PIWI-Sorten. Deshalb fördern wir seit Jahren die Forschung in diesem Bereich. Dank vielversprechenden Züchtungserfolgen von Spezialisten wie Valentin Blattner stieg die Qualität und Krankheitsresistenz dieser neuen Rebsorten in den letzten Jahren erheblich, was sie für den grossflächigen Einsatz im ökologischen Weinbau immer interessanter macht. PIWI-Weine erlauben eine ökologische, ökonomische und naturnahe Anbauweise, die mit herkömmlichen Traubensorten fast nicht möglich ist. Delinat motiviert deshalb Winzerinnen und Winzer, diese vielversprechenden Sorten anzupflanzen und daraus neue spannende Weine zu kreieren, welche den Weinbau der Zukunft einläuten.
Der regenreiche Sommer 2024 stellte die Neuzüchtungen im Sortengarten des Delinat-Winzers Roland Lenz auf eine harte Probe. Von den 600 gepflanzten PIWI-Reben haben sich nur etwa 15 Sorten in Bezug auf Resistenz, Wuchs und Ertrag als vielversprechend erwiesen.
An einem heissen Augusttag inspizierte Roland Lenz die unbehandelten Reben in seinem Sortengarten, um zu sehen, wie sie den anspruchsvollen Sommer überstanden hatten. Diese neuen Sorten stammen vom Züchter Valentin Blattner, der sie vor wenigen Jahren gezüchtet und für weitere Tests an Lenz anvertraut hatte. Obwohl sie genetisch überlegen und mit Mehrfachresistenzen ausgestattet sind, zeigte sich, dass nur wenige Sorten unter extremen Wetterbedingungen wie in diesem Sommer bestehen können.
Strenge Selektion mit Absicht
Die strenge Selektion hat ihren Grund: Roland und Valentin wollen nur die besten Rebsorten für die Zukunft auswählen. Halbresistente PIWI-Sorten gibt es bereits viele, doch besonders ältere Sorten wie Regent werden zunehmend anfälliger für den Mehltau und erfordern immer noch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Da Mehltaupilze im Laufe der Zeit mutieren und Resistenzen umgehen können, wird im Sortengarten nur das Beste behalten.
Damit soll sichergestellt werden, dass die Sorten auch in zehn oder zwanzig Jahren gegen Pilzinfektionen resistent sind und nur minimaler Pflanzenschutz notwendig bleibt. Den Standort des Sortengartens am Hüttwilersee hat Roland Lenz bewusst gewählt. Das feuchte Mikroklima erhöht den Stress für die Reben, da es optimale Bedingungen für Pilzinfektionen schafft. «Hier herrscht perfektes Pilzwetter», erklärt Lenz. Deshalb bleibt nur ein Bruchteil der gepflanzten Reben gesund – auch wenn sie bereits als resistent gelten. Ältere Sorten wie Regent hätten hier keine Überlebenschance, ist Roland Lenz überzeugt.
Überleben trotz aller Widrigkeiten
Dass einige Reben trotz dieser widrigen Umstände gesund bleiben, ist bemerkenswert. Lenz hält bei einer vielversprechenden Neuzüchtung inne und begutachtet Blätter und Trauben. «Das kräftige Grün und der Blattglanz zeigen die Gesundheit der Pflanze», erklärt er. Kleine Nekrosen – Bereiche, in denen die Rebe einen Pilzbefall abwehren musste – deuten darauf hin, dass die Pflanze effizient reagiert hat, indem sie befallene Zellen isoliert hat, um die Ausbreitung des Pilzes zu stoppen.
Doch nicht nur die Krankheitsresistenz überzeugt Lenz. Auch die Trauben der Rebe sind vielversprechend: «Locker angeordnet, mittelgross und gut belüftet – ideal für den Winzer.» Eine lockere Traubenstruktur hilft, Feuchtigkeitsschäden zu vermeiden, was besonders in nassen Jahren wichtig ist. Auch der Wuchs der Rebe stimmt Lenz zufrieden: «Wir mussten nur wenige Blätter entfernen, und die offene Struktur spart uns Arbeitsstunden. »
Nun bleibt nur zu hoffen, dass auch der Wein dieser Sorte überzeugt. Um dies herauszufinden, wird Roland Lenz eine detaillierte Most-Analyse durchführen. Sollte das Ergebnis positiv sein, wird er die Reben vermehren und rund 100 davon in einem neuen Weingarten anpflanzen. In den kommenden Jahren soll die Entwicklung der Sorte weiter beobachtet werden. Falls sie weiterhin überzeugt, könnte sie als neue Rebsorte offiziell zugelassen werden. Das würde es anderen Winzern ermöglichen, sie bei Rebschulen zu erwerben und in ihren Weinbergen zu kultivieren. In besonders nassen Jahren wie 2024 wäre eine solche superresistente PIWISorte ein echter Gewinn. Sie könnte den Winzern schlaflose Nächte ersparen und wäre ein bedeutender Schritt in Richtung eines nachhaltigen Weinbaus.
Die Traubenernte ist der Höhepunkt eines jeden Weinjahres. Besonders bei den Delinat-Winzerinnen und -Winzern, die sich dem ökologischen Weinbau verschrieben haben, ist die Ernte von qualitativ hochwertigen Trauben ein entscheidender Moment.
Das Jahr 2024 stellte unsere Winzerinnen und Winzer einmal mehr vor grosse Herausforderungen. Extreme Wetterereignisse sind auch im Weinbau eine direkte Folge des Klimawandels und fordern den biologischen Anbau besonders heraus. Begonnen hat es bereits im Frühling: Dank warmem Wetter zum Frühlingsbeginn trieben vielerorts die Reben sehr früh aus. Das erhöht das Risiko eines Frostereignises. Und tatsächlich: Anfang Mai wurde es in den nördlichen Weinregionen noch einmal richtig kalt. Vor allem in Deutschland und Österreich kämpften die Winzer mit dem Spätfrost.
Auch der Sommer war von Extremen geprägt: In Nordeuropa, etwa in Deutschland, Frankreich und Norditalien, sorgten teils heftige und lang anhaltende Regenfälle für eine erhöhte Gefahr von Pilzkrankheiten, besonders dort, wo die Reben bereits vom Frost angeschlagen waren.
Ernte in Windeseile
Beim Delinat-Weingut Moser in Österreich führte das aussergewöhnliche Wetter zur «verrücktesten, kürzesten und intensivsten Ernte aller Zeiten». Nach einem sehr heissen Sommer in Österreich startete das Team von «Vitikultur Moser» bereits am 22. August mit der Ernte, mit dem Ziel nicht zu hohe Zuckergehalte und eine schöne Säure in den Trauben zu erhalten.
In Windeseile wurden sogar am Wochenende und mit verstärkter Manpower die Trauben gelesen. Denn es zeichnete sich ein Wetterumschwung ab: Ab dem 12. September wurden grosse und langanhaltende Regenfälle gemeldet. Das hätte sich negativ auf das Traubenmaterial ausgewirkt. Am Tag vor dem Regen blieb das Ernte-Team des Delinat-Weinguts deshalb in den Weinbergen, bis es fast dunkel wurde. Doch die Mühe hat sich gelohnt: Sämtliche Trauben konnten vor den verheerenden Regenfällen in den Keller gebracht werden und Mosers schauen mit Optimismus auf den neuen Jahrgang: «Die Rotweine sind verrückt konzentriert und die Weissweine zeigen sich ausgewogen und mit einem guten Potential», so das erste vielversprechende Fazit.
Reduzierter Ertrag wegen Trockenheit und Hitze
Regionen wie Spanien und Süditalien kämpften mit Hitze und Dürreperioden: Langanhaltende Trockenperioden sorgen für einen reduzierten Ertrag. «Hier hat es seit April keinen Tropfen geregnet und wir haben keine Bewässerungsanlagen für unsere Reben», erzählt Salvatore Mero vom Delinat-Weingut Felline in der Primitivo-Hochburg Manduria in Apulien. Das habe dazu geführt, dass zum Teil auch über 50-jährige Reben den heissen und trockenen Sommer nicht überlebt haben. Mengenmässig schätzt er, dass dieses Jahr wohl nur die Hälfte des normalen Ertrages geerntet wird, qualitativ soll es aber keine Einbussen geben.
Delinat-Winzer Josep Maria Albet i Noya aus dem Penedès ist einmal mehr froh, dass er bereits viele robusten Traubensorten in seinen Weingärten gepflanzt hat. Denn trotz sehr spärlichen Niederschlägen konnte sich bei ihm an manchen Orten der Falsche Mehltau ausbreiten. Das führte vor allem bei der autochthonen Sorte Macabeo für grosse Schäden, trotz Pflanzenschutzmittel-Behandlungen. Umso eindrücklicher ist es, wenn man sieht, dass direkt daneben die unbehandelten Neuzüchtungen kerngesund heranwachsen.
Blick in die Zukunft: Wie der ökologische Weinbau den Herausforderungen begegnet
Trotz der Schwierigkeiten, mit denen die Delinat-Winzer 2024 konfrontiert waren, zeigt sich der ökologische Weinbau als robust und zukunftsweisend. Klimaveränderungen erfordern Anpassungen in der Bewirtschaftung der Weinberge. Hierbei spielen die Diversifizierung der Pflanzen, das Verständnis der Naturzyklen und der Einsatz von innovativen ökologischen Methoden eine zentrale Rolle.
Die Delinat-Winzerinnen und -Winzer beweisen jedes Jahr erneut, dass Weinbau im Einklang mit der Natur nicht nur möglich, sondern auch zukunftsfähig ist. Durch ihre Arbeit schützen sie nicht nur die Umwelt, sondern sorgen auch dafür, dass die Weine, die sie herstellen, die Charakteristik und Qualität der jeweiligen Region optimal widerspiegeln.
Das Weinjahr 2024 hat erneut gezeigt, dass der ökologische Weinbau in Europa vor grossen Herausforderungen steht. Doch durch den Einsatz nachhaltiger Methoden und den Verzicht auf chemisch-synthetische Mittel konnten die Delinat-Winzer trotz den Widrigkeiten eine hochwertige Ernte erzielen. Die Kombination aus Biodiversität, sorgfältiger Ernte und natürlichen Schutzmassnahmen ist ein zukunftsweisendes Modell für den Weinbau in Zeiten des Klimawandels. Die Weine, die in diesem Jahr entstehen, spiegeln nicht nur den Charakter der Trauben wider, sondern auch das Engagement und die Hingabe der Winzer, die sich für eine gesunde und lebendige Natur einsetzen.
Beim internationalen Winzerseminar auf dem Modellweingut Château Duvivier standen Verkostungen von Weinen aus neuen, resistenten Traubensorten auf dem Programm. Winzerinnen und Winzer konnten Weine aus neuen PIWI-Sorten probieren, die auf dem Forschungsweingut in kleinen Mengen angebaut werden und nun erstmals einige Flaschen Wein hervorgebracht haben.
Seit rund 30 Jahren werden auf Château Duvivier Versuche mit neuen, resistenten Rebsorten gemacht. In Versuchsanlagen wird geprüft, wie robust diese Neuzüchtungen gegenüber Pilzkrankheiten sind und ob sie bezüglich Wuchs, Ertrag und Traubenqualität den Anforderungen einer kommerziellen Rebsorte entsprechen. Was bisher nie vollumfänglich möglich war, ist die gezielte Erforschung des Potenzials dieser neuen Sorten im Weinkeller. Es fehlten sowohl die personellen Ressourcen wie auch die Infrastruktur dafür. Nun wurden dafür auf Château Duvivier die nötigen Voraussetzungen geschaffen: Es gibt jetzt einen Raum, der extra für Mikrovinifikationen ausgestattet wurde. Etwa 30 verschiedene 10-Liter-Tanks bieten die Möglichkeit, verschiedenste PIWI-Sorten separat in kleinsten Mengen zu vinifizieren, um damit das Geschmacksprofil jeder Sorte bereits in einem frühen Stadium des Versuchsanbaus zu bewerten. So können künftig die neuen Sorten nicht nur im Feld auf Herz und Nieren getestet werden, sondern auch im Weinkeller.
Lara Spresser widmet sich auf Château Duvivier der Mikrovinifikation von PIWI-Sorten: «Hier habe ich dieses Jahr etwa zwanzig verschiedene PIWI-Rebsorten vinifiziert», berichtet sie. Die Mikrovinifikation ermöglicht es, die Charakteristiken jeder Rebsorte im Detail zu erforschen. Doch diese Methode bringt auch ihre Herausforderungen mit sich: «Die Hauptschwierigkeit ist die geringe Menge. Bei manchen Rebsorten hatte ich nur fünf Liter. Deshalb ist es schwierig, die Dosierungen und Techniken richtig einzuschätzen», erklärt sie. Ein weiteres Problem ist der Erntezeitpunkt. «Dieses Jahr und letztes Jahr war es sehr schwierig, weil viele Trauben zur gleichen Zeit und sehr früh reif waren. Es mussten sehr schnell mehrere Rebsorten geerntet werden.» Die richtige Koordination der Erntezeitpunkte ist entscheidend, um die bestmögliche Qualität zu gewährleisten, besonders bei den kleinen Mengen, mit denen Lara arbeitet.
Auf Château Duvivier werden nicht nur Weissweine, sondern auch Rotweine aus PIWI-Sorten hergestellt. «Wir haben viele weisse Sorten, aber dieses Jahr werden wir auch mehrere rote Sorten vinifizieren», erklärt Lara. Die Vinifikation von roten und weissen Sorten bringe unterschiedliche Herausforderungen mit sich. «Weisswein ist etwas anfälliger für Oxidation. Beide Arten haben ihre eigenen Schwierigkeiten.» Trotz der Herausforderungen sei der erste Jahrgang mit so vielen verschiedenen Vinifikationen geglückt: «Dieses Jahr bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Im letzten Jahr hatten wir nur sehr wenige neue Sorten separat vinifizieren können, und dieses Jahr klappte es deutlich besser.»
Die Delinat-Winzerinnen und Winzer, die während des Seminars zu den Ersten gehörten, die diese Sorten verkosten konnten, zeigten sich äusserst interessiert und probierten sich konzentriert durch die verschiedenen Sorten (mehr zum internationalen Winzerseminar erfahren Sie in diesem Beitrag). Solche Verkostungen sind für sie eine einzigartige Gelegenheit, neuartige Rebsorten auch gustatorisch zu bewerten und sich zugleich mit Kolleginnen und Kollegen über die verkosteten Weine auszutauschen.
Für dieses Jahr möchte Lara das Protokoll der Mikrovinifikation weiter verbessern und schauen, ob einige Dinge optimiert werden können. Zudem kommen nächstes Jahr noch weitere neue Versuchssorten dazu, und die Zahl der Mikrovinifikationen soll laufend ausgebaut werden. Das Ziel ist, in den nächsten Jahren eine Handvoll rote und weisse Sorten zu finden, die bezüglich Geschmacksprofil besonders überzeugen. Diese könnten anschliessend in grösserer Menge angebaut und in einem späteren Schritt für die offizielle Sortenzulassung in Frankreich angemeldet werden.
Die Geschichte des Weinguts Albet i Noya ist eine Geschichte von Leidenschaft und Innovation. Seit Generationen sind die Familie und das Weingut tief in der Region Penedès verwurzelt. In einem persönlichen Gespräch teilen Josep Maria Albet i Noya und sein Sohn Martí ihre Gedanken und Erfahrungen mit den Herausforderungen und Freuden des Generationenwechsels im Weinbau.
Zudem hat uns kurz vor Veröffentlichung dieses Beitrags die freudige Nachricht erreicht, dass die Weine des Weinguts Albet i Noya bei der renommierten Expovina in Zürich abgeräumt haben. Silber für den Aventurer Brut, ein famoser Schaumwein aus robusten Rebsorten, sowie für den Prestigewein des Weinguts, Reserva Martí. Die Reserva ist Sohn Martí gewidmet. Das Etikett zieren Abdrücke seiner Kinderhände. Nun hat Delinat Josep Maria und Martí in Katalonien getroffen, und mit Ihnen über die Betriebsnachfolge gesprochen. Diese tritt eben dieser Sohn, Martí an.
Josep Maria hatte schon frühzeitig über die Zukunft des Betriebs und eine mögliche Nachfolge seines Sohnes nachgedacht: «Ich hatte mir das schon überlegt, als Martí noch ein Kind war, denn natürlich ist das eine schöne Vorstellung. Aber ich wollte es auch nicht erzwingen, am Ende musste Martí selbst entscheiden. Vielleicht hätte er ja lieber Autos verkauft», erinnert sich Josep Maria lachend. Diese offene Einstellung seines Vaters half Martí, seinen Weg zu finden. «Ja, ich glaube auch, dass es gut war, mich nicht zu drängen. Denn wenn man Dinge erzwingen will, klappt es meist nicht.»
Die Weichen für seine berufliche Zukunft stellte Martí nicht sofort auf Weinbau. Zunächst versuchte er sich an einem Maschinenbaustudium, da ihn Motoren und die Formel 1 faszinierten. Doch er erkannte bald, dass das nicht sein Weg war. «Danach erst habe ich mich entschieden, es mit Önologie zu versuchen. Und während des Studiums habe ich gemerkt, dass es mir wirklich gefiel», erklärt Martí. Das brachte nicht nur Klarheit für Martí, sondern auch Erleichterung für seinen Vater. Josep Maria gibt zu: «Ich habe mich gefreut, denn ich hatte schon darüber nachgedacht, das Weingut zu verkaufen. Wenn man keinen Nachfolger in der Familie hat, macht das Ganze nicht mehr viel Sinn.»
Video-Interview mit Josep Maria und Martí Albet i Noya
Die Albet-Familie kann auf eine lange Weinbautradition zurückblicken. Josep Maria erzählt stolz: «Der Erste aus der Familie Albet, der hierher kam, war mein Ururgrossvater. Er kam von Cubelles, das liegt etwa 20 Kilometer von hier entfernt am Meer. Er kam zur Zeit der Reblauskrise hier]]her und pfropfte Reben auf resistente Unterlagen. Das Weingut war dabei nie im Besitz der Familie Albet, erst vor rund 40 Jahren bekam Josep Maria die Gelegenheit, den Betrieb zu kaufen. Seither hat er ihn laufend weiterentwickelt und erfolgreich weiter aufgebaut.
Die Zusammenarbeit zwischen Vater und Sohn bringt natürlich Herausforderungen mit sich. Beide lachen, als sie gefragt werden, ob es schwierig sei, mit einem Familienmitglied zu arbeiten. «Jeder hat seinen eigenen Charakter und seine eigenen Kriterien, das ist klar», bemerkt Josep Maria. Martí fügt hinzu: «Ich glaube, als ich noch hier wohnte, war es schwieriger, zumindest für mich.» Die räumliche Trennung und die klare Aufgabenteilung verbessern ihre Zusammenarbeit. «Martí kümmert sich um die Weingärten, ich fokussiere mich auf unsere Versuche mit den robusten Rebsorten», erklärt Josep Maria. «Letztendlich bin ich die Brücke zwischen Weinberg und Keller, vor allem während der Ernte», ergänzt Martí.
Der Generationenwechsel bringt auch unterschiedliche Ansichten über die Arbeitsweise mit sich. Martí bemerkt: «Eines der Dinge, die meiner Meinung nach anders sind, ist, dass meine Generation – oder zumindest bei mir ist das so – das hier als einen Job ansieht und es auch noch andere Dinge im Leben gibt. Und deine Generation arbeitete zwölf Stunden am Tag, es gab nichts anderes.»
Ein zentrales Thema für die Zukunft des Weinguts ist das Züchtungsprojekt mit Valentin Blattner, das sich auf resistente Rebsorten konzentriert. Deren Einführung ist ein wichtiger Schritt, um den Weinbau in Spanien nachhaltiger zu gestalten. Als erstes Weingut in Spanien, das mit robusten Rebsorten arbeitet, hat Albet i Noya bewiesen, dass diese Sorten auch in Spanien ein wichtiger Baustein für die Zukunft sind und daraus erstklassige Weine entstehen. Martí sieht darin grosses Potenzial: «Man muss nicht die Landwirte von diesen Sorten überzeugen, denn sie werden deren Vorteile schnell erkennen. Auch im Penedès wird gegen den Echten Mehltau immer noch viel Schwefel gespritzt. Das ist mit diesen Sorten nicht nötig. Sie sind der Traum eines jeden Winzers.» Aber man müsse auch diejenigen überzeugen, die für die Vinifikation und den Verkauf der Weine verantwortlich sind, und das werde nicht immer ganz einfach sein.
Josep Maria ergänzt, dass der Prozess der Genehmigung noch etwas Zeit in Anspruch nehmen wird. Doch er ist zuversichtlich, dass die Zulassung in den nächsten Jahren erfolgt und damit der Weg für eine breitere Nutzung in Spanien geebnet wird: «Wir haben nun 20 unserer neuen Sorten in das Register der offiziellen Handelssorten eintragen lassen. Bis in fünf Jahren sollten praktisch alle genehmigt sein», ist er überzeugt.
Josep Maria möchte sich nach und nach aus dem Betrieb zurückziehen, um mehr Zeit seiner Frau und seinen Hobbys zu widmen. «Meine Frau Marta ist jetzt ebenfalls im Ruhestand. Wir können nun für ein paar Tage eine Reise unternehmen oder Leute besuchen. Oder ich kann mit meinem Freund Fahrrad fahren gehen.» Martí hat indes weitere Unterstützung aus der Familie erhalten, sein Cousin hat begonnen, auf dem Weingut zu arbeiten. Langweilig wird es ihnen sicher nicht werden: «Wir haben genügend Projekte, denen wir uns ein ganzes Leben lang widmen können.»
Auf unserem Modellweingut Château Duvivier in der Provence geht es gerade rund: Alle Delinat-Winzer sind zum internationalen Winzerseminar geladen. Einer der Wissensschwerpunkte liegt auf dem Thema PIWI. Robuste Rebsorten, für Delinat ein unabdingbarer Baustein für den Weinbau der Zukunft. Auch in Italien spielen diese Sorten eine immer grössere Rolle, berichten die italienischen Delinat-Winzer. Teil des Seminars war deshalb eine grosse Verkostung neuer Rebsorten.
Das internationale Delinat-Winzerseminar findet dieses Jahr auf Château Duvivier in der französischen Provence statt. Den Auftakt bildeten die italienischen Delinat-Winzer, welche sich für den Austausch und die Weiterbildung auf dem Delinat-Forschungsweingut trafen. Nebst Themen wie Bodenbearbeitung, Wasserretention und Zubereitung von Komposttee standen die neuen Rebsorten im Zentrum des Seminars.
Degustation aus Kleinst-Weinproduktion
Die italienischen Winzer verkosteten Mikrovinifikationen, also Kleinst-Weinproduktionen von den jüngsten PIWI-Neuzüchtungen, die in einem Versuchsfeld auf Château Duvivier angepflanzt werden. Mit dabei war auch Alexander Morandell, der Präsident von PIWI International. Er tauschte sich aktiv mit den Delinat-Winzern zu den neuen Sorten aus. Er wies auch darauf hin, dass man für jede Rebsorte entsprechendes Wissen im Weinberg und -keller braucht, um einen guten Wein herstellen zu können. Und das gelte natürlich auch für die verschiedenen PIWI-Sorten, dieses Wissen müsse man sich als Winzer zuerst aneignen.
Grosse robuste Rebsorten-Degustation auf Château Duvivier: einige Eindrücke
Der sizilianische Delinat-Winzer Massimo Maggio stellte dabei klar, dass sich PIWIs keineswegs nur für kühlere Weinregionen eignen: «Auf Rat von Delinat pflanzen wir als eines der ersten Weingüter in Sizilien seit sechs Jahren verschiedene PIWI-Sorten an. Und wir sind sehr zufrieden mit den ersten Jahrgängen: Die Sorten behalten auch in unserem heissen Klima eine schöne Säure und reifen sehr früh. Da wir sie schon Anfang August ernten können, sparen wir uns so in trockenen Jahren einen Monat Bewässerung».
Zudem seien letztes Jahr sehr viele Reben wegen Pilzbefall krank geworden, was dazu geführt habe, dass sich nun immer mehr sizilianische Winzer für die neuen Sorten interessieren. Massimo Maggio ist deshalb froh, dass er diesbezüglich bereits einen Vorsprung hat und plant, in Zukunft noch mehr PIWI-Sorten in seinen Weingärten anzupflanzen. Im Norden Italiens, im Veneto, überzeugen die robusten Rebsorten ebenso, berichtet Delinat-Winzer William Savian. «Für mich ist ökologischer Weinbau untrennbar mit PIWIs verbunden», so Savian.
Der Weinstock treibt seine ersten zarten Spitzen, die Temperaturen gehen unter null: Der gefürchtete Spätfrost hat dieser Tage einige unserer Delinat-Winzer heimgesucht. Vom österreichischen Burgenland bis an die deutsche Mosel hat der Spätfrost grosse Schäden verursacht. Ein Problem, das mit dem Klimawandel leider verstärkt auftritt.
Die Reben treiben Jahr für Jahr früher aus. Grund dafür sind die milden Temperaturen während der Wintermonate. Der vergangene Winter war in Europa der wärmste seit Messbeginn. Der Austrieb war mancherorts Wochen früher zu beobachten, als dies noch vor einigen Jahren der Fall war. Mit dem frühen Austrieb erhöht sich auch die Gefahr von Ernteverlusten durch Spätfrost.
Nach Temperaturen von knapp 30 Grad und dem massiven Austreiben der Reben, stellte der erneute Kälteeinbruch nördlichere Weinregionen Europas vor eine grosse Herausforderung. Delinat-Winzer erklären: Die Frostschutzmechanismen in der Rebe sind ab Erscheinen der «Wolle» nahezu nicht mehr aktiv. Das bedeutet somit: Sobald es friert, dehnt sich das Wasser aus und sprengt die Zellen. Der junge Trieb stirbt ab.
Massive Einbussen an der Mosel
Delinat-Winzer Timo Dienhart aus Maring-Noviand kämpft 2024 mit den grössten Frostschäden seiner Winzerlaufbahn: «Aktuell kann ich es noch nicht genau beziffern, aber es ist verdammt viel kaputt», berichtet uns Dienhart. Zwei Drittel seiner Ernte dürften so früh im Weinjahr schon zerstört sein. Auch seine Premium-Steillagen sind betroffen. «Angesichts der vielen Steillagen in unserem Betrieb waren wir historisch gesehen sehr gut gegen Frost geschützt. Das ändert sich aber scheinbar durch den verfrühten Austrieb», so Dienhart. Versuche mit Baldrian und Co. seien bei ihm bisher nicht erfolgreich gewesen: «Eine aktive Frostabwehr ginge nur mit rabiateren Mitteln, also Frostkerzen, Nebel, Helikopter, oder Sprinkleranlagen. Was aber ökologisch und ökonomisch schwierig ist», sagt Timo Dienhart.
Der Winzer Alexander Pflüger in der Pfalz ist dagegen mit einem blauen Auge davon gekommen: «Es war äusserst knapp und es gibt auch hier und da etwas Schaden. Allerdings sind es „nur“ angefrorene Blätter. Das sollte sich auswachsen», teilt er Delinat mit. Spätfrost war auch bei ihm in Bad Dürkheim in den letzten Jahren immer wieder ein Thema. «Die Einflüsse der Umgebung, also Windoffenheit, Hanglage und Biodiversität, können den Unterschied machen», ist er überzeugt.
Zur Prävention setzt Pflüger auf niedrige Begrünungen durch Walzen und verzichtet auf Bodenbearbeitung. Kurz vor potenziellen Frostnächten spritzt er Baldrian in den Gärten aus.
Grosse Spätfrost-Schäden auch in Österreich
Niki Moser vom Delinat-Weingut «Vitikultur Moser» bei Krems blickt ebenfalls auf schwierige Tage zurück: «In den Ortschaften der Nachbarschaft in der Donauregion hat der Frost in den letzten Tagen teils massiv zugeschlagen». Sogar in den Hanglagen habe es grosse Schäden gegeben, ganz zu schweigen von den ebenen Lagen. Manche Winzerkollegen sprächen demnach von 60 bis 80 Prozent Ausfall.
Der Delinat-Winzer hat dieses Jahr an den Vorabenden der Frostereignisse ebenfalls ein Baldrian-Präparat in den ebenen Lagen ausgebracht. «Wir haben den Eindruck, dass das den negativen Einfluss des Frosts mildert. Aber mehr als 1–2°C kann man sicher nicht wettmachen», so Niki Moser. Im Jahr 2016 hatte der Delinat-Winzer als drastische Massnahme gemeinschaftlich mit dem Weinbauverein geräuchert. Das sei recht effektiv gewesen, berichtet der Winzer rückblickend, müsse aber gut organisiert sein.
Bei Niki Moser sind zehn Prozent der Kremstaler Flächen in der Ebene betroffen. «Eine 1,5-Hektar-Lage hat es jedoch voll erwischt. Dort sind 90 Prozent der Triebe kaputt». Der Delinat-Winzer hatte in den letzten Jahren viel mit Frösten zu kämpfen. Im Burgenland, wo er ebenfalls Rebflächen bewirtschaftet, gab es im Jahr 2016 etwa 80 Prozent Ausfall, im Jahr 2017 rund 40 Prozent und im Jahr 2021 etwa 50 Prozent Ernteverlust.
Delinat-Winzerkollege Andreas Harm aus Krustetten (ebenfalls in der Nähe von Krems) verzeichnete bis jetzt noch keine grösseren Schäden an seinen Reben. Doch die Gefahr ist dort noch nicht gebannt. In der Region ist weiterhin mit Minusgraden zu rechnen. Stärkere Ausfälle durch Spätfrost hatte Andreas Harm in den Jahren 2012 und 2016: «Das Problem bei Spätfrösten ist der Stress für die Pflanzen und die steigende Anfälligkeit gegenüber Falschem Mehltau». Daher sind laut Delinat-Winzer Harm Spätfrostschäden auch weit schlimmer als Hagelschäden. Diese kämen jedes Jahr kleinräumig vor.
Schweiz: Frostschäden im Wallis, Thurgau hatte Glück
In der Schweiz war vor allem das Wallis von Spätfrost betroffen. Der Thurgauer Delinat-Winzer Roland Lenz verzeichnete ebenfalls mehrere Nächte um den Gefrierpunkt. Bis jetzt haben seine Reben die Kälteperiode gut überstanden. Vorbeugend setzt Roland Lenz ebenfalls auf Hilfsmittel: «Baldrian kann helfen, Zuckerlösungen ebenfalls. Hat die Rebe genügend Reservestoffe in den Vorjahren aufbauen können, hilft das auch. Bei trockenen Verhältnissen können da auch -5°C überstanden werden. Sehr effektiv ist auch ein später Winterschnitt und Frostreserven», erklärt der Delinat-Winzer. Eine Frostreserve, wie sie Delinat-Winzer Lenz in der Regel stehen lässt, bezeichnet eine zusätzliche Rute, die gewöhnlicherweise später austreibt. Sie kann bei spätem Frost daher als Rettung für einen gewissen Ertrag dienen. Falls kein Spätfrost eintritt, wird sie Ende Mai einfach abgeschnitten.
Zwischen den verschiedenen PIWI-Sorten, also den robusten Rebsorten, die der Delinat-Winzer im Anbau hat, beobachtet er eine grosse Bandbreite: «Regent, Cabertin, Satin Noir treiben eher später aus. Auch Souvignier gris. Generell kann man sagen, je mehr Zuckerlösungen, also Glyzerin, in den grünen Teilen ist, umso frostbeständiger sind die Zellen.»
Einen grossen Vorteil bei Frostereignissen sieht der Delinat-Winzer auch in Sorten, die ein weiteres Mal austreiben können: «Da die PIWI-Sorten meist in den Nebenaugen fruchtbar sind, gibt es bei einem Neuaustrieb oft trotzdem noch einen Ertrag». Durch das Wegbrechen geschädigter Triebe könne man bei manchen robusten Rebsorten den Austrieb der Beiaugen forcieren. Das bringe je nach Sorte zwischen 50 und 60 Prozent einer Normalernte.
Die Gefahr von Spätfrost ist leider noch nicht ganz gebannt. Die gefürchteten «Eisheiligen», so werden im Bauernkalender die Tage von 11. bis 15. Mai bezeichnet, bahnen sich noch an. Währenddessen und bis dahin kann es noch (zu) kalt werden. Doch ob diese Regel angesichts des Klimawandels noch Bestand hat, bleibt auch abzuwarten.
Einer der Grundpfeiler der Delinat-Philosophie – dass Schmetterlinge weiter im Weinberg fliegen können – scheint an der Mosel nicht gewährleistet. Der Mosel-Apollofalter ist vom Aussterben bedroht. Schuld daran sind die Pflanzenschutzmittel, die per Helikopter ausgebracht werden, sagen Naturschützer. Anders ist Weinbau in diesen Steillagen nicht möglich, sagen die Winzer.
Der Mosel-Appolo ist Schmetterling des Jahres 2024. Selten sichtet man ihn nur noch in seinem natürlichen Habitat, den Hecken, Sträuchern und Steinmauern, in oder nahe den Weinbergen an der Mosel.
Grundsätzlich ist die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln mit dem Hubschrauber in Deutschland verboten. Denn zu hoch ist die Abdrift in umliegende Flächen. Ausnahmeregelungen gibt es für die Steillagen an der Mosel, in der Pflanzenschutzmittel kaum anders ausgebracht werden können.
Naturschützer sehen in der Genehmigung zur Ausbringung des Fungizids mittels Hubschrauber und dem massiven Rückgang der Falterpopulation einen starken Zusammenhang. Winzer andererseits sagen, eine wirtschaftliche Erhaltung der Steillagen sei ohne diese Art der Spritzung nicht möglich. Dazu berichteten Medien wie die Frankfurter Allgemeine oder der SWR.
Verzwickte Situation
Um den Falter zu schützen, veröffentlichte das Deutsche Umweltbundesamt im Februar dieses Jahres ein Votum gegen das jährliche Genehmigungsverfahren zum Ausbringen der Fungizide per Luftfahrzeug. Doch der Mosel-Apollofalter lebt in den Weinbergen, gehen also die Weinbergflächen zurück, gingen auch wichtige Nahrungsquellen wie die Weisse Fetthenne für den Falter verloren, heisst es von anderer Stelle.
Aus diesem Grund entschied das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit mittels einer Fachmeldung im März gegen das Votum des Umweltbundesamts und somit für die Anwendung von Fungiziden mit Helikoptern in Weinbausteillagen an der Mosel.
Die Population des Apollo-Falters ist hochgefährdet. «Das Land Rheinland-Pfalz ist rechtlich verpflichtet, sich um den Erhalt des Schmetterlings zu kümmern», sagt Schmetterlingskundler Tim Laußmann von der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen, gegenüber dem SWR. Nach diesem Entscheid gilt es den Lebensraum des Apollo-Falters wohl auf andere Art und Weise zu schützen.
Helikopter-Spritzung auch im Wallis immer noch erlaubt
Auch im Wallis ist die Ausbringung von Fungiziden mittels Helikopter nach wie vor erlaubt, Delinat berichtete. Eine Einhaltung der notwendigen Abstände zu Hecken und Sträuchern scheint mit einem kurzen Blick auf die Bilder absolut unwahrscheinlich.
Helikopterflüge bedrohen den Apollofalter. Die Thematik zeigt zum wiederholten Mal auf, wie essenziell Biodiversitäts-Hotspots in den Weingärten sind. Denn sie sind ein überlebenswichtiges Refugium für viele Insektenarten. Ein wirkungsvoller Ansatz wäre auch, vermehrt robuste Rebsorten in Steillagen zu pflanzen, um den Pflanzenschutzmitteleinsatz zu reduzieren und zugleich Arbeitsstunden einzusparen.
Die wichtigste Massnahme für das Überleben des Mosel-Apollofalters, so berichtet das Deutsche Umweltbundeamt, ist die Wiederherstellung seines ursprünglichen Lebensraums in den Flächen, welche an die Rebzeilen angrenzen.
Dieser Lebensraum sei seit Beginn des 20. Jahrhunderts um die Hälfte geschrumpft. Könne man diesen wiederherstellen, sei der Apollofalter resistenter gegen die ausgebrachten Fungizide. Mit weniger Lebensraum und bewilligten Ausnahmegenehmigungen für 2024 scheint die Zukunft des seltenen Falters allerdings ungewiss.
Klimawandel und Ökologie rufen nach neuen, robusten Rebsorten. Die Gentechnik verspricht Lösungen. Doch was taugen die Sorten aus dem Labor wirklich?
Die Versprechen klingen hoffnungsvoll und fast zu gut, um wahr zu sein: Gentechnisch veränderte Pflanzen aus dem Labor, welche dem Klimawandel angepasst sind, überdurchschnittlichen Ertrag liefern und erst noch sämtlichen Krankheiten trotzen. Was in der Theorie super klingt, klappt jedoch in der Praxis selten reibungslos und hat meistens einen oder gar mehrere Haken. Das ist leider auch bei den Versprechen der Gentechnik so. Der Kontext: In der EU wird aktuell über eine Lockerung der Regulierungen für neue Gentechniken diskutiert. Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass Pflanzen, deren Veränderungen «theoretisch auch durch herkömmliche Züchtung möglich wären», weniger strengen Vorschriften unterliegen. Auch in der Schweiz hat die Diskussion im Hinblick auf das Ende des Gentechnik-Moratoriums Ende 2025 wieder an Dynamik gewonnen. Wir beleuchten die Thematik aus der Optik des ökologischen Weinbaus und zeigen, was die klassische Züchtung bringt.
Wie funktioniert Gentechnik?
In der Debatte um die Zukunft der Rebenzüchtung stehen sich zwei Methoden gegenüber: die klassische Züchtung und die Gentechnik. Gentechnik ermöglicht die gezielte Veränderung des Erbguts von Organismen, sei es von Pflanzen, Tieren oder Mikroorganismen. Im Labor werden dabei Gene eingefügt, entfernt oder modifiziert, um spezifische Eigenschaften wie etwa die Resistenz gegenüber Krankheiten zu erzeugen. Dies ist jedoch immer noch mit vielen Unsicherheiten und Gefahren verbunden, gerade auch bei der Weinrebe. Der Hauptgrund ist dabei, dass man über die Gene und deren Interaktion untereinander in der Rebe immer noch sehr wenig weiss.
Grenzen der Gentechnik
Das Hauptproblem: Die Resistenzmechanismen gegenüber Krankheiten sind sehr komplex und nicht leicht beeinflussbar. Auch neue Gentechnikmethoden wie die derzeit viel diskutierte Genschere CRISPR/Cas können nur bestimmte Genabschnitte ändern. Im besten Fall kennt man nach heutigem Wissensstand die Gen-Abschnitte, in denen sich einzelne Resistenzen oder Krankheitsanfälligkeiten befinden. Somit kann man im Labor zwar theoretisch eine Krankheitsanfälligkeit ausschalten, die langfristig negativen Effekte auf die Pflanze lassen sich aber kaum abschätzen. So können leicht unerwünschte Nebeneffekte auftreten, von verändertem Wuchsverhalten über Geschmacksveränderungen bis hin zu unerwünschten Inhaltsstoffen. Zusätzlich gibt es weitere Faktoren, die es bei der Züchtung einer marktfähigen Traubensorte zu beachten gilt, wie etwa die Trockenresistenz. Selbst nach erfolgreicher Laborarbeit erfordert die Zulassung daher eine mehrjährige Sortenprüfung im Feld. Zeitersparnis bei Gentech-Sorten ist also nicht wirklich gegeben.
Klassische Züchtung: Die Natur macht die Selektion
In der klassischen Rebenzüchtung werden Traubensorten durch natürliche Kreuzungen weiterentwickelt und den aktuellen Bedürfnissen angepasst. Züchter wählen Elternreben mit gewünschten Eigenschaften, kreuzen sie gezielt und selektieren dann die Nachkommen mit den besten Merkmalen. Ähnlich wie bei der Fortpflanzung von Tieren oder Menschen, wird so die Vielfalt der Genetik erweitert, was sie resilienter macht. Bei traditionellen Rebsorten werden die Reben immer nur vegetativ vermehrt; also geklont. Das heisst, ihre DNA ist seit Jahren unverändert und konnte sich nie den aktuellen Gegebenheiten anpassen. Der erfahrene Rebenzüchter Valentin Blattner zweifelt daran, dass Gentechnik-Sorten bald seine klassisch gezüchteten PIWI-Sorten überflügeln.
Denn seine Züchtungsmethode erlaubt es, verschiedene Merkmale gleichzeitig zu testen. So entscheidet die Natur, was draussen im Feld am besten funktioniert. Moderne wissenschaftliche Methoden wie die Resistenzgen-Analyse unterstützen seine Arbeit. «Ich kann parallel in einem Arbeitsschritt verschiedenste Züchtungsziele realisieren, was bei Gentechnik-Methoden im Labor ewig dauern würde. Bei der klassischen Züchtung kann ich ganz einfach draussen im Feld die Natur entscheiden lassen, welche Neuzüchtung sich am besten bewährt.
«Selbst bei der neusten Gentechnik wäre das alles viel aufwendiger, wenn man es richtig machen will», erklärt Valentin Blattner die Vorteile seiner Arbeit. Auch wir sind überzeugt: Mit den in den letzten Jahren erreichten Fortschritten in der klassischen Rebenzüchtung ist es möglich, deutlich schneller und günstiger eine «bessere» Traubensorte zu züchten, als das mit Gentechnik möglich wäre. Und das erst noch deutlich ökologischer, ökonomischer und risikoärmer.