So kommt Leben in den Weinberg

Es ist die natürliche Vielfalt, die einen Weinberg mit grosser Biodiversität ausmacht. Insektenhotels, Nisthilfen, Holz- und Steinhaufen sind wichtige Elemente. Sie bieten Tieren Unterschlupfmöglichkeiten und bringen Leben in den Rebberg.

Der Weinhof Pflüger in der Pfalz ist von lauter Hotels umgeben. Es sind keine Touristen, die hier ein und aus gehen, sondern Bienen und andere nützliche Insekten. «Wir haben diese Bienen- und Insektenhotels in Zusammenarbeit mit der Kontaktstelle Lebenshilfe, einer wichtigen sozialen Institution in Deutschland, erstellt», erzählt Winzer Alex Pflüger.

Gleiches gilt für seinen imposanten Lebensturm auf dem Herrenberg. Ein Lebensturm ist Artenschutz auf einem Quadratmeter. Er bietet Brut- und Überwinterungsplätze für verschiedene Tiere auf mehreren Etagen an. Vögel, Fledermäuse, Wildbienen, Florfliegen, Ohrwürmer, Käfer, Wespen, Hornissen, Hummeln, aber auch Kleintiere wie Igel und Eidechsen finden hier ein Plätzchen. «Für uns ist dieser Lebensturm mitten in den Reben ein Symbol für mehr Biodiversität. Viele Wanderer, die hier vorbeiziehen, erfreuen sich daran», sagt Alex Pflüger.

Mit einer grossen Vielfalt im Weinberg wird die Anfälligkeit der Reben auf Schaderreger vermindert. Jede Tierart hat ihre Funktion im Ökosystem. Ein besonders nützliches Beispiel sind Fledermäuse, die den im Rebberg gefürchteten Traubenwickler vertilgen. Pro Nacht kann eine Fledermaus mehrere Hundert Mücken und Falter fressen. Nicht nur Alex Pflüger, auch andere Delinat-Winzer wie Josep Maria Albet i Noya im Penedès oder Jean und Paul Lignères im Languedoc machen mit speziellen Behausungen für Fledermäuse gute Erfahrungen. Von solchen Stützpunkten aus helfen die nachtaktiven Jäger, den Traubenwickler in Schach zu halten.

Auch wenn es Vögel wie etwa die beerenfressenden Stare gibt, die im Weinberg nicht gern gesehen sind, bieten viele Delinat-Winzer gefiederten Gästen Nisthilfen in Form von Vogelhäuschen an. Besonders gefährdete Vogelarten, die in intensiv genutzten Kulturräumen keine Existenzgrundlage mehr finden, fühlen sich in Delinat-Weinbergen wie im Paradies. Auch sie sind nützliche Helfer, indem sie potenzielle Schädlinge fressen und so zu einem natürlichen Gleichgewicht beitragen. Immer mehr Delinat-Winzer schaffen in ihren Reben mit Holz- und Steinhaufen auch Unterschlupfmöglichkeiten für Reptilien, Igel, Wildhasen und andere Kleintiere, was wiederum zu einer reichen Vielfalt beiträgt.

Daniel Wyss

1 comment

  1. Grundsätzlich ist das alles zu begrüßen. Weinberge liegen in klimatisch und ökomorphologisch sehr begünstigten Gebieten. Von Natur aus ist hier die Biodiversität deutlich höher als im Umfeld. Daher machen alle Maßnahmen zur Unterstützung der Biodiversität gerade hier Sinn. Das Entscheidene sind aber nicht Insektenhotels oder Nistlästen für Vögel und Fledermäuse, sondern die Giftfreiheit in den Delinat-Weinbergen sowie die Vegetation unter den Reben. Hier finden viele standorttypische Tier- und Pflanzenarten noch Lebensmöglichkeiten, die sie in herbizidbeeinträchtigten Weinbergen nicht mehr finden können. Nistrmöglichkeiten können das natürlich unterstützen. Als Ökologe kann ich das Konzept von Delinat nur begrüßen.
    Viele Grüße und weiterhin viel Erfolg

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert