Bienenhonig – eine rare Delikatesse

Für ein einziges Kilogramm Honig legen Bienen Zehntausende von Kilometern zurück. Mit dem Einbringen des Nektars ist es aber nicht getan. Dann erst beginnt der aufwändige Prozess des Trocknens und Einlagerns des Honigs in die Waben. Und parallel dazu will die Königin versorgt und die Brut ernährt werden.

Die naturnahe Imkerei

Biene in der Blüte

Aber nicht nur die Bienen arbeiten hart. Auch der Aufwand der naturnah arbeitenden Imker ist enorm. Mit der Aufzucht gesunder eigener Königinnen wirken sie der Schwächung ihrer Völker entgegen. Sie verzichten auf den Einsatz chemischer Produkte gegen Krankheiten und Seuchen. Parasiten dämmen sie mit natürlichen Mitteln wie Ameisensäure und ätherischen Ölen ein. Sie lassen ihre Bienen nur an entlegenen Standorten ausfliegen, fernab von Industrie, Strassen und anderer Umweltverschmutzung. Und ein Punkt ist besonders wichtig: Im Unterschied zur konventionellen Imkerei lassen Delinat-Imker den Bienen genügend eigenen Honig als Winterfutter im Stock. Dieser stärkt ihre Widerstandskraft und sichert den Fortbestand der Bienenvölker.

Doch die Umstände, einen reinen, naturbelassenen Honig zu gewinnen, werden immer schwieriger. Krankheiten, Wetterkapriolen, Umweltverschmutzung, Pestizide und eingeschleppte Parasiten schwächen und dezimieren die Bienenvölker. Kumulieren sich diese Faktoren, können massive Ernteausfälle entstehen.

Geeignete Bienenstandorte

Wie wichtig der Standort der Bienenvölker ist, musste ich als Freizeitimker in der Lüneburger Heide im letzten Herbst selbst erleben: Meine zwei Völker waren im Frühjahr und Sommer  prächtig gediehen. Häufig freute ich mich – auf der Terrasse sitzend – am emsigen Treiben vor den Bienenstöcken. Dabei hatten die fleissigen Immen reichlich Honig eingetragen. Der reichte für den Wintervorrat der Bienen und den Jahresvorrat meiner Familie.

Bienen in der Einraumbeute
Reges Treiben schon in der Märzsonne

Im Herbst bei der letzten Kontrolle vor dem Winter, machte ich eine schockierende Entdeckung: Beide Völker waren eingegangen! Da genügend Futter vorhanden war, auch kaum Varroabefall zu verzeichnen, stand ich zunächst vor einem Rätsel. Ein befreundeter Bio-Landwirt konnte es auflösen: Im heissen September 2016 flogen die Bienen – anders als in normalen Jahren bei uns im Norden – fleissig weiter aus, um Futter einzutragen. Ebenfalls im September bringen konventionelle Landwirte auf ihren Feldern bestimmte Pestizide aus. Im letzen Jahr haben diese Pestizide auf den umliegenden Feldern meinen Bienen wohl den Garaus gemacht. Auch im Imkerverein hatten viele Imker ähnliche Erfahrungen gemacht. Eine Imkerfreundin hingegen lebt auf einem grossen Bio-Hof in der Nähe und hatte keine Verluste zu beklagen…

Wo kommt der Delinat-Honig her?

Anders als wir Hobbyimker müssen die Profis natürlich mehr tun, um ihre Völker zu schützen und die Ernte zu sichern. Die nach strengen biologischen Richtlinien arbeitenden Delinat-Imker stehen aber immer wieder vor neuen Herausforderungen, z.B. möglichst unbelastete Reviere für ihre Bienen zu finden. Darin sind sie wahre Meister. Dank langjähriger Erfahrung kennen sie unberührte Weideplätze, wo die Bienen ungestört ihre süsse Nahrung finden.

Der abgelegene nordbulgarische Naturpark Russenski Lom ist so eine Gegend. Von hier kommt unser aromatischer Blütenhonig. Oder das noch ursprüngliche westbulgarische Stara-Gebirge, wo milder Akazienhonig aus dichten Robinienwäldern gewonnen wird.

An Spaniens nördlicher Atlantikküste sind es blühende Strauch-Landschaften, die einen herrlich würzigen Heidehonig hergeben. Der ebenfalls würzige Kastanienhonig kommt aus den urigen Wäldern der abgelegenen Bergregionen Asturiens.

Bienestand in Asturien
Bienenstand in der unberührten Natur Asturiens

Auch in Italien kennen unsere Imker hervorragende Standorte für ihre Bienen. Aus der wildromantischen Landschaft zwischen Ionischem Meer und Apennin in der Basilikata kommt der köstliche Süsskleehonig. Und im benachbarten Kampanien wird der zartduftende Zitronenhonig gewonnen.

2016 – ein weiteres schwieriges Imkerjahr

Auch im Jahr 2016 waren die Erntemengen in weiten Teilen Europas gering. Davon blieben auch die Delinat-Imker nicht verschont, trotz geeigneter Standorte (ohne Pestizidbelastung), umsichtiger Pflege und sorgfältiger Betreuung ihrer Völker. Dank langjähriger Erfahrung kennen sie zwar viele unberührte Weideplätze, wo Bienen ungestört ihre süsse Nahrung finden. Falls diese aber witterungsbedingt fehlt, sind auch sie machtlos.

In Bulgarien haben Regenfälle bis im Frühsommer die Bienen am Ausfliegen gehindert, so dass Akazien- und Korianderhonig komplett ausgefallen sind. In Spanien waren Trockenheit und hohe Temperaturen das Problem. Bei Silvia und Christoph Gaupp-Berghausen fiel die Ernte so klein aus, dass der Honig gerade für die Winterfütterung der Bienen reichte. Etwas besser erging es den Imkern in Italien, doch auch sie melden aufgrund verbreiteter Trockenheit kleine Erntemengen.

Weil sich schwierige Jahre mit kleinen Ernten häufen, halten wir es wie die Bienen und lagern von den jeweils verfügbaren Erträgen immer etwas auf Vorrat ein, so dass wir bisher Jahr für Jahr eine breite Auswahl an feinsten Delinat-Honigen anbieten können.

Die Hoffnungen ruhen auf den Bio- (und Freizeit-)Imkern

Engagierte Imker sorgen mit viel Aufwand und Liebe zur Natur für reine, naturbelassene Honige erster Güte. Nachdem die Imkerei lange rückläufig war, ist unter den Freizeitimkern das so genannte «Urban Beekeeping»  in den letzten Jahren ein richtiger Trend geworden. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Stadt ein hervorragender Bienen-Standort ist: Begrünte Dachterrassen, Parks, Kleingärten und Brachflächen sorgen für ein vielfältiges Blütenangebot – mit nur geringem Pestizideinsatz. Wer es einmal in die Imkerei reinschnuppern möchte: Ich bin gern mit Adressen behilflich.

Auf den engagierten Bio- und Freizeit-Imkern ruhen die Hoffnungen, dass die Bienen auch in Zukunft fliegen und uns weiterhin mit dieser süssen und gesunden Delikatesse verwöhnen.

Matthias Metze
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4 comments

  1. Februar 2017: Da flattert der Prospekt ins Haus, der neue Honig sei da und die Mengen knapp. Schnell ein paar Gläser bestellt. Und siehe da, auf allen bestellten Honigen heißt es „Ernte 2015“. Entweder war 2016 so ein schwieriges Jahr, dass man froh sein kann über die gebunkerten Mengen aus dem Vorjahr, oder der Werbeaufwand folgt dem Ziel, erstmal die alten Bestände loszuschlagen.

    1. Wie oben im Artikel beschrieben, war 2016 tatsächlich ein schwieriges Jahr für Imker und Bienen. Und weil sich die schwierigen Jahre häufen, lagern wir – wenn möglich – immer einen kleinen Vorrat fürs nächste Jahr ein, um Kundinnen und Kunden ein breites Sortiment bieten zu können. Den Jahrgang drucken wir aber immer mit aufs Etikett. Zum Glück ist guter, naturbelassener Honig nahezu unbegrenzt ohne Qualitätsverlust haltbar!

  2. Bienen, die mit eigenem Honig überwintern, sind nicht gesünder, im Gegenteil: Weil mehr Ballaststoffe enthalten sind, wird die Kotblase schneller voll, die Bienen können nicht so lang im Stock überwintern und laufen Gefahr, zu erfrieren, wenn sie nach draußen müssen, um ihr ‚Geschäft‘ zu erledigen. Übrigens wird nie der gesamte Honig entnommen, sondern nur ca. 50 Prozent, sonst müsste man Brutwaben schleusern und verlöre Bienen. Das macht wohl keiner. Es wird also nur die Differenz aufgefüttert. Für unsere Gesundheit ist es übrigens besser, Honig vom Imker vor Ort zu essen, der enthält nämlich genau den Pollencocktail, den wir lokal einatmen und kann so bei Allergien helfen. Der örtliche Imker in der Nachbarschaft beantwortet auch gern Fragen zur Bienenhaltung oder zeigt, wo der Honig herkommt und wie er gemacht wird. Er arbeitet nah an der Natur und sorgt für die Ausbildung von Neuimkern. Er rettet Wespenvölker vor reflexhafter Vernichtung und fängt Bienenschwärme. Er sorgt für reiche Obst- und Gemüseernte bei den Nachbarn – und das alles ohne Gewinnziel und natürlich ganz ohne Antibiotika… warum also in die Ferne schweifen?

    1. Lieber Herr Herz, danke für Ihre Einwände. Im Honig sind nicht nur mehr Ballaststoffe enthalten als im Zucker, sondern auch Bakterien, Eiweiße, Polyphenole, Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und freie Aminosäuren. Diese Inhaltsstoffe stärken die Gesundheit von Menschen und Bienen. In einer Studie wurde nachgewiesen, dass das Darmgewebe der Bienen durch Zuckerfütterung sogar geschädigt wird.

      Zum regionalen Honig: Ich selbst halte es so, dass ich natürlich zunächst meinen eigenen Honig geniesse. Und immer ab und zu auch ein Glas Delinat-Honig: Denn Sorten wie Thymian-, Rosmarin- oder Eukalyptushonig schmecken köstlich – und meine Bienen können sie nicht erzeugen.

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