Spanien – üppig grün wie selten

«Immer wenn ihr zu uns kommt regnet es», spottet Juan Sojo, Önologe der Weinkellerei Cerro La Barca in der Extremadura. Normalerweise gibt es in dieser Region, die an Andalusien und Portugal grenzt, 280-360 mm Niederschläge in einem ganzen Jahr. Heuer sind es bis Ende Mai schon 600 mm. Eine verkehrte Welt, bei uns in der Schweiz war es so trocken wie seit 150 Jahren nicht!

Begrünung im Weinberg

Bodenbegrünung bei Cerro la Barca in der sonst so trockenen Extremadura. Joaquí­n Salamancas Hund Bubu ist vor dem üppigen Grün kaum zu erkennen.

Gründüngung überragt die Reben

Aber auch in anderen Regionen Spaniens sorgen die vielen Winter- und Frühjahrniederschläge für eine Landschaft in ungewohnt üppigem Grün. Die im vergangenen Herbst eingesäte Gründüngung ist bei Albet i Noya im Penedès über anderthalb Meter in die Höhe geschossen. Ich habe Winzer Josep Maria empfohlen, die Begrünung statt zu mähen nur zu walzen, um so die Feuchtigkeit noch besser im Boden zurückzuhalten. Das hat er auf einer kleinen Fläche versuchsweise getan. Hier wird er nun jeden Monat die Bodenfeuchtigkeit messen und mit jener in den gemulchten Flächen vergleichen.

Albet i Noya

Josep Maria Albet i Noya ist Spaniens Biopionier – auch was Blumen im Weinberg betrifft.

Dank der vielen Niederschläge in den letzten zwei Wintern konnten sich im Penedès die Grundwasserreserven wieder erholen. Diese waren seit 2003 sehr tief gesunken. Auf der andern Seite werden die Winzer durch den Niederschlagsreichtum mit erhöhtem Druck durch Pilzkrankheiten wie echter und falscher Mehltau konfrontiert. Dies führt immer wieder zu Kritik an den Delinat-Richtlinien. Die Winzer monieren, diese seien bezüglich Einschränkung von Schwefel gegen echten Mehltau für die höchste Qualitätsstufe (3 Schnecken) zu streng und kaum erreichbar. Ich empfehle ihnen dann jeweils, den flüssigen Schwefel mit Backpulver und den Stäubeschwefel mit Steinmehl zu mischen. So kann die Schwefelmenge reduziert werden.

Neues, vielversprechendes Weingut

Ein absolutes Highlight habe ich zum Abschluss meiner Reise in Zamorra am Fluss Duero in Kastillien und Leon erlebt. Volvoreta ist ein neuer Betrieb, von dem wir im Herbst den ersten Wein erhalten werden. Noch nie habe ich eine so kompromisslose Winzerfamilie erlebt, die sowohl bezüglich Weinqualität als auch bezüglich Biodiversität das Maximum anstrebt. Antonio Alfonso, seine Tochter Maria (25) und ihr Bruder David (30) reduzieren zu Gunsten der Weinqualität ihre Erträge um 50%. Die 15 ha Weinberge sind Bestandteil einer wilden Heidelandschaft mit Überbleibseln früherer Kulturen: Pfirsich-, Mandel-, Feigen-, Walnuss-, Kastanien und Birnbäume. Daneben prägen Steineichen, Pinien, Schwarzpappeln und vor allem wilder Lavendel, Rosmarin, Thymian sowie andere aromatische Pflanzen das Bild.

Blumen im Weinberg

Weinqualität und Biodiversität stimmen nahezu perfekt: Weingut Volvoreta am Duero.

Gut möglich, dass Volvoreta zu den ersten Weingütern gehört, die die höchste Delinat Auszeichnung (3 Schnecken) erreichen.

Der kalte Hauch des Kommunismus

Während 40 Jahren war Bulgarien unter kommunistischer Herrschaft. Nach dem Fall der Berliner Mauer setzte auch hier ab 1990 der Übergang zu einer demokratischen Republik ein. Auf unserer Fahrt durch das Land erinnern noch immer hässliche Plattenbauten in den Vorstädten und zerfallende Kolchosen auf dem Land an diese Zeiten.

Imker in Bulgarien

Bio-Imker Gregori Kolchev hält seine Bienenvolker in einem zur Zeit des Kommunismus berühmten und berüchtigten Jagdgebiet.

Eine unheimliche Begegnung

Ganz extrem wird es, als wir bei Bienenzüchter Gregori Kolchev in der Nähe der Stadt Silistra im Nordosten Bulgariens Station machen. Schon die Zufahrt durch ein breites Gittertor jagt mir einen kalten Schauer den Rücken hinunter. Einige 100 Meter später passieren wir einen heute unbewachten Sicherheitsposten. Dann dringen wir durch verschlungene Waldwege zu einem alten Jagdhaus vor. In der düster-dunklen Stube hängen Jagdtrophäen. Auf einem Salontisch warten Whisky, Cola, Wurst, Käse und Schokolade auf uns. Wir lassen uns in die schweren Ledersofas nieder.

Jagdhütte in Bulgarien

Die Elite des Kommunismus ist nicht mehr da – heute empfangen hier die Bio-Imker Gregori Kolchev (ganz links) und Christofor Petrov (mit Hirschgeweih) ihre Jagd- und Bienenzucht-Freunde.

«In diesen Sesseln haben sich einst die kommunistische Elite Bulgariens und Staatsmänner wie Nicolae Ceausescu, Fidel Castro oder Erich Honecker nach gemeinsamer Jagd zugeprostet», erzählt uns Gregori. Irgendwie überkommt mich ein unheimliches, beklemmendes Gefühl. Ich bin erleichtert, als wir das Jagdhaus verlassen und uns Gregori seine in der Nähe stationierten Bienenstöcke zeigt.

Honig erhält gesund und fit

So richtig wohl ist mir aber erst wieder, als wir dieses unheimliche Revier verlassen. Die Reise geht weiter südwärts. Nach rund einstündiger Fahrt warten am Ende eines dschungelähnlichen Weges durch blühende Robinienwälder Kostadin Tachev und seine Frau Ginka auf uns. Was für ein Kontrast zur beklemmenden Atmosphäre im Jagdrevier: Es ist der bisher schönste Platz mit Bienenstöcken, den wir antreffen. Das Imkerpaar ist mitten im lichten Wald in einem einfachen Häuschen gerade dabei, frischen Blütenhonig zu schleudern.

Imker und Bienenhonig in Bulgarien

Das Bienenzüchterpaar Kostadin (links) und Ginka Tachev (Mitte) empfängt uns freundlich in einem wahren Imker-Paradies.

«Wir essen selber jeden Tag viel Honig. Das gibt uns Kraft und Gesundheit», sagt Kostadin. Er liebt die Natur über alles. Mit der Jagd hat er, im Gegensatz zu den meisten andern bulgarischen Imkern, nichts am Hut. «Ich kann kein Tier töten», sagt er.

Bio-Honig in Bulgarien

Frischer Honig, direkt im Wald produziert: Ginka Tacheva bereitet die mit Honig gefüllte Wabe zum Schleudern vor.

Alle Reiseberichte aus Bulgarien:

Tag 1: Ein glückliches Leben dank Bienenzucht
Tag 2: Böse Bienen und blutrünstige Zecken
Tag 3: Der kalte Hauch des Kommunismus

Böse Bienen und blutrünstige Zecken

Heute erfahren wir am eigenen Leib, mit welchen grossen und kleinen Gefahren bulgarische Bienenzüchter in ihrem Imkeralltag zu kämpfen haben. Wir sind bei Imker Asen Asenov weitab von jedem Dorf im Naturpark Rusenski Lom im Nordosten Bulgariens. Rund 200 Bienenstöcke stehen hier in und vor einem lichten Wald.

Imker in Bulgarien

Imker Asen Asenov zeigt uns Relikte aus vergangenen Zeiten – hier ein ehemaliger Bienenstock. Ich schütze mich angesichts der vitalen Bienen lieber mit professioneller Vollmontur (rechts).

Ist es der Lärm einer alten Mähmaschine in der Nähe, der die Bienen verrückt macht? Jedenfalls gebärden sie sich in höchstem Masse aggressiv. Da hilft nur gute Schutzkleidung. Die schwarze, kurze Hose von Delinat-Reporter Hans Wüst ist aber das pure Gegenteil.

Bienenhonig in Bulgarien

Aggressive Bienen: Gute Schutzkleidung tut Not.

Ein Fotoshooting mit mir und dem Imker fällt einer Bienenattacke zum Opfer. Fotograf Hans sucht fluchtartig das Weite. Mit einem Stich in die linke Wade kommt er letztlich noch glimpflich davon. Mir selber bleiben glücklicherweise geschwollene Körperteile erspart. Dafür entdecke ich am Abend im Hotel eine kleine, schwarze Zecke, die sich draussen in der wilden und teilweise noch unberührten bulgarischen Natur an meinem Körper festgesaugt hat.

Schlangenbändiger

Mit stechenden Bienen und beissenden Zecken sind die Imker im Frühling fast täglich konfrontiert. Schon etwas spezieller ist die Begegnung, die uns Bienenzüchter und Hobbywinzer Marcho Alexandrov in seiner Pergola in dramatischem Jägerlatein schildert. Er hält in der Nähe des Tichasees knapp 100 Kilometer von der Schwarzmeerküste entfernt 40 Bienenvölker.

Schlangenfaenger

Marcho Alexandrov züchtet nicht nur Bienen, er ist auch Hobbywinzer und «Schlangenbändiger».

Vor ein paar Tagen wurde er in seinem Garten von einer 1,5 Meter langen Würgeschlange bedroht. Mit einem gezielten Stockschlag gelang es ihm, die seinen Aussagen zufolge tödliche Gefahr zu bändigen. Zum Beweis, dass er uns keine Räubergeschichte auftischt, führt er uns auf eine Wiese, greift ins hohe Gras und hebt das tote Reptil in die Höhe. Dann stossen wir mit seinen sehr speziellen Weinen, die er ausschliesslich für den Eigenkonsum keltert, auf ein gutes Honigjahr 2011 an.

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Tag 1: Ein glückliches Leben dank Bienenzucht
Tag 2: Böse Bienen und blutrünstige Zecken
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Ein glückliches Leben dank Bienenzucht

Für einmal bin ich nicht in Sachen Wein, sondern zusammen mit unserem Reporter Hans Wüst in Sachen Bio-Honig in Bulgarien unterwegs. Was beim Wein Standard ist, gilt auch hier: Wir wollen vor Ort erfahren, in welchem Umfeld die verschiedenen Honige entstehen, welche Menschen dahinterstecken und wie sie produziert werden. Den Zeitpunkt für die Reise habe ich bewusst gewählt: Jetzt stehen die grossflächigen Robinienwälder in voller Blüte. Die Bienen umschwärmen die weissen Blüten und holen sich den Nektar für den beliebten Akazienhonig.

Akazien in Bulgarien

Zurzeit blühen in Bulgarien die Robinien (Falsche Akazie). Aus dem Nektar produzieren die Bienen den beliebten Akazienhonig.

Kundiger Reiseführer

In Sofia treffen wir unseren englisch sprechenden Honig-Partner Gerasim Dochev, der uns in die entlegensten Winkel Bulgariens zu den Bienenzüchtern führt. Die Imker sind einfache Bauersleute, die neben bulgarisch höchstens noch etwas russisch sprechen. So sind wir froh um die Reiseführer- und Dolmetscherqualitäten von Gerasim, der uns auf dieser Reise mit seinem grossen geschichtlichen Hintergrundwissen und einigen Abstechern zu historischen und kulturellen Stätten auch viel über die bulgarische Kultur und Geschichte vermittelt.

Bauernfuhrwerk in Bulgarien

Die Bilder auf dem Land erinnern an alte Zeiten: Viele Bauern sind noch mit Ross und Wagen unterwegs aufs Feld.

Bilder wie vor 100 Jahren

Erste Station ist das kleine, abgelegene Dorf Chilnov im Naturpark Rusenski Lom im Nordosten Bulgariens. Auf dem Weg zu Bienenzüchter Nuereitin Nieziew wird rasch klar, wie ärmlich und einfach das ländliche Leben in Bulgarien bis heute geblieben ist. Viele Bauern sind noch immer mit Ross und Wagen unterwegs. Nuereitin zeigt uns seine hellblauen und gelben Bienenstöcke inmitten blühender Robinien. Hier summt und brummt es – die Produktion von Akazienhonig läuft in diesem Frühling auf Hochtouren. Ganz anders als im letzten Jahr, als die Ernte von Akazienhonig wegen starken Regenfällen und tiefen Temperaturen fast vollständig ausgefallen war.

Imker in Bulgarien

Nuereitin Nieziew mitten in seinen Bienenstöcken unter blühenden Robinien. Vom weltweiten Bienensterben sind seine Völker bisher verschont geblieben.

Gesunde Bienenvölker

Fast schüchtern erzählt der 42-Jährige von seinem einfachen Leben als Bienenzüchter. Seine 150 Bienenvölker produzieren neben Akazien- vor allem auch Lindenhonig. Probleme mit Krankheiten oder Bienensterben kennt er kaum: «Ich züchte alle meine Königinnen selber. Ausserdem ernähren sich meine Bienen im Winter vom eigenen Honig. Es gibt keine Zufütterung», nennt er neben der intakten Natur zwei weitere Gründe für die robuste Gesundheit seiner Völker. Die Bienenzucht ermöglicht Nuereitin und seiner Familie eine gute Existenz. Seine Ansprüche sind allerdings bescheiden. «Ich war bisher erst einmal in meinem Leben in Sofia, im Ausland noch überhaupt nie», sagt er. Dann steigt er in seinen 14jährigen Lada und führt uns über löchrige Strassen zu den nächsten Imkern.

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Artenvielfalt statt Agro-Gentechnik

87 Prozent der Deutschen lehnen Agro-Gentechnik ab. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Bundesamts für Naturschutz (BfN) im Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMU) vom Oktober 2010.

Um den politischen Diskurs anzuregen und auch bei den verantwortlichen Politikern in ganz Europa einen Meinungswandel zu bewirken, ist in Deutschland auf Initiative von Alnatura die breit angelegte Kampagne Vielfalterleben angelaufen. Diese verlangt die Förderung der Artenvielfalt und eine Abkehr von der Agro-Gentechnik.

Wer sich gegen Genpflanzen auf dem Acker und in unserem Essen engagieren möchte, kann jetzt die öffentliche Petition unterschreiben.

Unterschriften für Artenvielfalt

Schwerpunkt der Kampagne ist die öffentliche Petition vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Der BÖLW fordert einen Zulassungstopp für den Anbau von gentechnisch veränderten Organismen (GVO). Während drei Wochen werden Unterschriften gesammelt – auch in der Schweiz und Österreich. Die Kampagne wird von über 120 Partnern (WWF, Bioland, usw.) getragen. Sie liegt auch klar auf der Linie von Delinat: Im biologischen Weinbau ist Gentechik absolut tabu – seit jeher setzen wir uns stattdessen für mehr Biodiversität und damit eine grössere Artenvielfalt ein. Deshalb unterstützen wir mit Überzeugung die Aktion Vielfalterleben.

Die Petition ist gestern, am 28. März gestartet. Bis zum 19. April müssen nun 50’000 Unterzeichner gewonnen werden. Wir freuen uns, wenn auch Sie mithelfen, die Artenvielfalt zu fördern. Alles Wissenswerte und die verschiedenen Mitmachoptionen finden Sie unter www.vielfalterleben.info. Herzlichen Dank!

Originelle «Hotspots» in der La Mancha

Mechanisierung und Chemikalien haben in vielen Weinbergen Europas Insekten, Rebbergflora und wichtige Landschaftselemente wie Bäume, Hecken und Bruchsteinmauern zum Verschwinden gebracht. Die daraus resultierenden Nachteile und Verluste werden immer deutlicher. Anstrengungen für mehr Ökologie und Biodiversität tun Not. Immer wieder propagieren wir deshalb die Anlage von biologischen Hotspots inmitten von Rebbergen. So werden Monokulturen aufgebrochen und die Artenvielfalt gefördert.

Hasenburg

Ursprüngliche, von Menschenhand geschaffene Steininseln bilden in der la Mancha eine Zuflucht für Hasen.

Wenn die Welt noch in Ordnung ist…

Bei Reisen zu unseren Biowinzern kommt es jedoch hin und wieder auch vor, dass ich auf Weinberge in wildromantischen Naturlandschaften stosse. Oft sind dort ursprüngliche Elemente und eine grosse Artenvielfalt noch natürlich vorhanden. Die Anlage von Hotspots in Form von Kräutergärten, Einzelbäumen, Hecken, Steinhaufen und Insektenhotels erübrigt sich hier.

Eine solche Naturlandschaft mit verschiedenen Kulturen und weiten ungenutzten Flächen habe ich im vergangenen Herbst in der spanischen Hochebene La Mancha angetroffen. Der Familienbetrieb von Gabriel Muñoz Bascuñana baut hier neben Reben auch süssen Paprika, Getreide, Lavendel, Rosmarin und Thymian an – alles bio. Aus den aromatischen Kräutern entstehen ätherische Öle und Gewürze.

Faszinierende Hasenställe

Besonders fasziniert haben mich in dieser Landschaft eine ganz spezielle Art von «Hotspots»: Überall verstreut in der wilde Landschaft stehen grosse, runde, von Menschenhand geschaffene Steininseln. Erst beim genaueren Hinschauen bemerkt man auf Bodenhöhe Schlupflöcher rund um die fein säuberlich aufgebauten Steinburgen. Es sind Zufluchtsorte für die zahlreichen Hasen, die hier Schutz vor Greifvögeln und Füchsen finden.

Die «Hasenburgen» entstanden vor langer Zeit aus ganz praktischen Gründen: Die Menschen sammelten die störenden Steine aus den Feldern. Sie konnten oder wollten diese mit den damaligen Mitteln aber nicht weit transportieren. Um die losen Steinhaufen bauten sie stattdessen ordentliche Trockenmauern, verschönerten damit das Landschaftsbild und liessen unbewusst die ersten und noch heute sehr wertvollen Hotspots entstehen. Ein prima Zuhause übrigens nicht nur für Hasen, sondern auch für Mäuse, Schlangen, Echsen, Kröten und viele andere nützliche Tiere.

500 Schafe grasen im Weinberg

In den vergangenen Wochen hatten wir spezielle Gäste auf unserem Weingut. Ein Wanderhirte aus der Provence hat bei uns mit seinen rund 500 Schafen Halt gemacht. In einer etwa drei Hektar grossen Weinbergparzelle haben sich die blökenden Tiere während zwei Wochen an den Gräsern und Kräutern, die bei uns zwischen den Rebzeilen gedeihen, gütlich getan. War das ein (Fest-)Fressen! Mittlerweile ist die Herde weitergezogen – allerdings nicht ohne wertvollen Naturdünger im Weinberg zurückzulassen.

Schafe auf Duvivier

Ungewohntes Bild im Weinberg: die Schafherde auf Château Duvivier

Achtung: Hotspot in Gefahr

An den Reben selber können die Schafe im Winter keine Schäden anrichten. Problemlos zirkulieren sie zwischen den Rebstöcken und unter den Drähten durch. Aufpassen mussten wir lediglich, dass sie uns nicht die ganzen Hotspots mit den vielen leckeren Kräutern leerfrassen. Möglicherweise kehrt die Herde gegen Ende März/Anfang April nochmals zurück. Dann allerdings heisst es zusätzlich aufpassen. Wenn die frischen Triebe der Reben schon weit vorgestossen sind, landen sie natürlich rasch auf dem Menüplan der Schafe.

Meditatives Rebenschneiden

Bis zur allfälligen Rückkehr der Schafherde beschäftigt uns nun der Rebschnitt intensiv. Verteilt auf die Monate Dezember, Januar und Februar schneiden vier Personen die über 100 000 Rebstöcke auf Château Duvivier. Damit wird bereits der wichtige Grundstein für die nächste Ernte gelegt. Für das Rebenschneiden sind wir auf trockenes Wetter angewiesen. Bei Regen und an zwei bis vier Tagen pro Monat, die aufgrund der Mondkonstellation ungünstig sind, wird nicht geschnitten. Der Rebschnitt ist zwar eine aufwändige Handarbeit, gleichzeitig aber auch eine schöne, schon fast meditative Tätigkeit in einer noch weitgehend kahlen und stillen Natur.

Grosse Neugier für die kleine Aronia-Beere

Als wir im vergangenen Herbst unsere neue Linie mit Bio-Aroniaprodukten lancierten, war die kleine, fast schwarze Apfelbeere hierzulande den Wenigsten ein Begriff. Umso mehr freuen wir uns jetzt über die grosse Neugierde, welche die Aroniabeere bei unzähligen natur- und gesundheitsbewussten Kundinnen und Kunden geweckt hat. Eine erste Serie von Probierpaketen mit sieben verschiedenen Produkten war im Nu ausverkauft – von der Nachfolgeserie bleiben noch wenige Pakete übrig, während einzelne Produkte noch in grösseren Mengen verfügbar sind.

Die Aronia stellt keine hohen Ansprüche an den Boden und ist eine Zierde für Garten und Weinberg.

Gesundheitlicher Aspekt ist wichtig

Dass einzelne, zu fruchtig-süssen Produkten veredelte Angebote wie die Fruchtkugeln oder die Schokobeeren auf grosse Nachfrage stossen würden, war abzusehen. Besonders positiv überrascht hat uns aber die ebenfalls starke Nachfrage nach dem reinen Aroniasaft. Aronia pur ist also gefragt. Das deutet darauf hin, dass die gesundheitlichen Aspekte dieser Kraft spendenden Wildfrucht ansprechen. In der Tat gehört die Aronia zu den gesündesten Beeren, die es gibt. Neben wertvolle Vitaminen und Spurenelementen enthält sie viele natürliche Polyphenole, die antioxidativ gegen freie Radikale wirken, welche im menschlichen Körper Zellen und Gewebe angreifen.

Mutmacher für Biowinzer

Aronia schlägt aber auch eine willkommene Brücke zum Weinbau. Zwischen den Rebzeilen oder am Rand von Weinbergen angepflanzte Aroniasträucher liefern nicht nur vielseitig verwertbare Beeren, sie erhöhen auch die Artenvielfalt, indem sie mit ihren weissen Blüten und später den reifen Beeren Schmetterlinge, Insekten und Vögel anlocken. Die erfreuliche Nachfrage nach Aroniaprodukten dürfte dazu führen, dass Bioweingüter in ganz Europa vermehrt ermuntert werden, ihre Rebberge mit dieser Sekundärkultur zu bereichern.

Was halten Sie von Aronia?

Uns interessiert natürlich, wie Aronia bei Ihnen ankommt. Was halten Sie von den Produkten? Haben Sie spezielle Rezepte ausprobiert? Oder haben Sie sonst kreative Ideen im Zusammenhang mit dieser unkomplizierten, anspruchslosen Pflanze? Schreiben Sie unten einen Kommentar . Vielen Dank!

Beglückende Vielfalt im Weinberg

Über den Rebbergen rund um Château Duvivier ist Winterruhe eingekehrt. Zeit und Musse, einen Blick auf unsere verschiedenen Biodiversitätsprojekte zu werfen. Diese machen besonders Freude, wenn ich den Blick jetzt so über die ansonsten etwas kahle Winterlandschaft schweifen lasse.

Warten auf den Frühling und die Vögel

Die verschiedenen Mischhecken, die wir auf Hunderten von Metern zwischen einzelnen Rebzeilen angepflanzt haben, entwickeln sich gut. Die Sanddornhecke, für die meine Winzerkollegen aus ganz Europa anlässlich des Delinat-Winzertreffens Ende März 2010 zu Spaten und Schaufel gegriffen haben, sieht noch immer klein aus. Für eine richtig schöne Sanddornhecke braucht es halt Zeit – sicher zwei bis drei Jahre.

Martina Korak (Delinat-Einkaufschefin, links) und Tobias Zimmer (Weingut Hirschhof) beim Pflanzen von Bäumen im Rahmen des Winzertreffens im letzten Jahr.

Hecken mit 15 verschiedenen Sträuchern und einzelnen Obstbäumen, die wir bereits früher gepflanzt haben, sind bereits zu stattlichen, meterhohen Büschen herangewachsen. Im kommenden Frühling sind die ersten Nistplätze zu erwarten. Freude machen auch die Hotspots, die wir mitten in die Reben platziert haben. Die zahlreichen Kräuter und Einzelbäume sind gut angewachsen. Die Bienenhotels sind belegt, die angehäuften Steinhaufen von Eidechsen in Beschlag genommen.

Neue Bioprodukte am Frühstücksbüfett

Noch nicht so ganz ans Klima der Provence haben sich die 200 Aronia-Pflanzen gewöhnt, die wir als Sekundärkultur im Weinberg angebaut haben. Der Wildfrucht, die sich im Norden äusserst wohl fühlt, macht hier offensichtlich die Trockenheit doch etwas zu schaffen. Gleichwohl konnten wir erstmals reife Beeren ernten.

Apropos Sekundärkulturen: Neben Gemüse werden 2011 erstmals auch biologische Aprikosen, Kirschen, Feigen und Pfirsiche aus unseren Weinbergen das Frühstücksbüfett von Château Duvivier bereichern.

Bio-Pionier Delinat an der Spitze

Delinat ist auf dem Schweizer Biomarkt (und natürlich auch in Deutschland) ein kleiner aber feiner Akteur: Das bestätigen WWF Schweiz, Schweizer Tierschutz und Stiftung für Konsumentenschutz jetzt eindrücklich. Die drei Schutzorganisationen haben die 32 wichtigsten Siegel auf dem Schweizer Lebensmittelmarkt in punkto Nachhaltigkeit neu unter die Lupe genommen. Die höchste Punktezahl und damit der Gesamtsieg geht an die neuen Delinat-Richtlinien für biologischen Weinbau.

Die Delinat-Weinbergschnecke

Die Delinat-Weinbergschnecke steht für nachhaltigen, konsequent biologischen Weinbau und garantiert eine mehrfache Kontrolle zur Einhaltung der Delinat-Richtlinien.

Damit schneidet Delinat besser ab als so bekannte Labels wie  Bio Suisse (Knospe), Demeter und  Coop Naturaplan, die eine kleinere Gesamtpunktzahl verzeichnen. Ein toller Erfolg nach 30-jährigem Engagement für den Bioweinbau.

Zentrales Element: Mehr Biodiversität

Gemessen wurden die Leistungen in den Bereichen Umwelt, Tierwohl, soziale Aspekte, Risiken für Konsumenten sowie Glaubwürdigkeit. Nur etablierte Bio-Labels schafften es in die beste Kategorie «Sehr empfehlenswert». Mit 180 von 200 möglichen Punkten steht Delinat hier zuoberst. In ihrem Bewertungsbericht halten die Ratingorganisationen fest: Delinat zertifiziert ausschliesslich Wein aus biologischem Anbau. Für in- und ausländische Produkte gelten die gleichen Richtlinien, welche in vielen Punkten über die gesetzlichen Anforderungen an den Biolandbau hinausgehen. Ein zentrales Element ist die Förderung der Biodiversität z.B. mittels Gründüngung, Stein- oder Holzhaufen sowie Sekundärkulturen. Nebst ökologischen Anforderungen beinhalten die Delinat-Richtlinien auch soziale Kriterien. Bewertung: Sehr empfehlenswert mit 180 Punkten.

Grosse Unterschiede

Die umfassende Neubewertung zeigt, dass es zwischen den 32 beurteilten Labels grosse Unterschiede gibt. Lediglich zehn schafften es in die Kategorie «Sehr empfehlenswert» (150 bis 180 Punkte). 15 figurieren in der Kategorie «Empfehlenswert» (120 bis 149 Punkte) und sieben in der Kategorie «Besser als kein Label» (90 bis 119 Punkte).

Wichtig für Konsumentinnen und Konsumenten: Labels mit dem Prädikat «Sehr empfehlenswert» bieten konsequente Bio-Produktion, Massnahmen zum Schutz von Ökosystemen und Artenvielfalt, artgerechte Tierhaltung, Verzicht auf Flugtransporte, soziale Arbeitsbedingungen, stark eingeschränkten Einsatz von Zusatzstoffen, Verzicht auf gentechnisch veränderte Organismen und unabhängige jährliche Kontrollen.

Weitere Infos und den Hintergrundbericht zur Bewertung der Schweizer Lebensmittel-Labels finden Sie hier beim WWF, dem Schweizer Tierschutz und der Stiftung Konsumentenschutz.