Liebhaberhonig aus Asturien

Mit seiner dunklen Farbe, dem würzigen Charakter und seiner leicht herben Note wird Edelkastanienhonig besonders von Kennern geschätzt. Ein echter Liebhaberhonig. Bisher kam der Delinat- Edelkastanienhonig aus den blühenden Kastanienwäldern Norditaliens.

Bio-Imker Flavio Piovesan scheut seit Jahren keine Mühe, seine Bienenvölker an die besten Standorte der abgelegenen, voralpinen Kastanienwälder Venetiens zu fahren. Im vergangenen Jahr war aber auch er machtlos: Ungünstiges Wetter und eine mysteriöse Krankheit haben in Italien zu einem totalen Ernteausfall beim Kastanienhonig geführt.

Ersatz aus Spanien

Liebhaber von Edelkastanienhonig kommen aber weiterhin auf ihre Kosten. Luisa Fernández Alonso, eine erfahrene Bio-Imkerin aus Asturien, konnte bei der jüngsten Kastanienhonigernte zwar ebenfalls nicht aus dem Vollen schöpfen: «Die Ernte fiel auch bei uns witterungsbedingt etwas schwächer aus als in anderen Jahren. Mit der Qualität sind wir aber sehr zufrieden.»

Bienenvölker in Asturien
Imkerin Luisa Fernández Alonso betreut in Asturien tausend Bienenvölker.

Die Krux mit den Bienen

Wie fast überall auf der Welt ist die Imkerei auch in Spanien generell schwierig geworden. Nicht nur Wetterkapriolen, auch das weltweit anhaltende Bienensterben macht vor Bio-Imkern nicht Halt. «Wir kämpfen insbesondere gegen Varroabefall, Nosemose (Verstopfungskrankheit) zunehmende Pestizideinsätze in der Landwirtschaft, den Verlust von Bienenweiden durch Waldbrände sowie klimatische Extreme», klagt Luisa Fernández. So blieb etwa im vergangenen Sommer der in Asturien übliche und besonders für das Heidekraut wichtige Sommerregen Orbayu aus, was sich zusammen mit der Trockenheit negativ auf die Nektarbildung auswirkte. Luisa: «Beim Heidekrauthonig konnten wir nur etwa 30 Prozent eines Normaljahres ernten.»

Immerhin noch genug, dass für das Delinat-Sortiment etwas übrig blieb. Zusammen mit dem Eukalyptus- und dem Tausendblütenhonig steuert Luisa Fernández somit vier Honige aus Asturien bei. Sie betreut insgesamt rund tausend Bienenvölker. Mit gut der Hälfte davon geht sie je nach Blütezeit auf Wanderschaft. So kennt die leidenschaftliche Imkerin die hintersten Winkel der wilden «Suiza española» (spanische Schweiz), wie Asturien auch genannt wird.


Imkerin bei der Arbeit

Was ist anders bei Biohonig?

Bioimker unterscheiden sich von konventionellen Bienenzüchtern in wesentlichen Punkten. Für Luisa Fernández Alonso sind vier Punkte zentral:

Standort der Bienenstöcke
Diese müssen fernab von Verschmutzungsquellen (Autobahnen, Industriezonen, intensiven Landwirtschaftszonen, Städte) liegen.

Pflege und Unterhalt
Wir verwenden in unseren Bienenstöcken ausschliesslich eigenen Wachs für die Mittelwände in den Beuten.

Krankheitsbekämpfung
Zur Behandlung von Krankheiten setzen wir nur von den Bio- Kontrollstellen autorisierte natürliche Mittel wie Ameisen-, Essig-, Milch- und Oxalsäure sowie ätherische Öle ein.

Winterfütterung
Wir überlassen den Bienen genügend eigenen Honig als Winternahrung. Nur im äussersten Notfall füttern wir die Bienen mit einem Sirup, der aber nicht aus Zucker, sondern aus eigenem Honig hergestellt wird.

 Das gesamte Honigsortiment von Delinat unter: www.delinat.com/honig

Ein ganz spezieller Glühwein

Glühwein hat nicht eben den besten Ruf: Puristen können nicht begreifen, wie man Wein erhitzen und mit Zucker, Zimt und allerhand Gewürzen «verunstalten» kann. Andere haben vielleicht schlechte Erfahrungen mit einem fixfertig gekauften Glühweingetränk gemacht – sind nach einem fröhlichen Winterabend am nächsten Morgen mit einem Kater aufgewacht.

Glühwein

Winterzeit ist Glühweinzeit. Ein selbst zubereiteter Aronia-Glühwein mit wenig oder ganz ohne Alkohol garantiert einen beschwerdefreien und gesunden Genuss.

Hausgemacht ist besser

Doch das muss nicht sein: Ein guter Glühwein erwärmt an kalten, grauen Wintertagen das Gemüt und hebt die Stimmung. Sicher gibt es auch akzeptable Fertig-Glühweine. Aber man weiss halt nie ganz sicher, mit wieviel Zucker eine allenfalls minderwertige Weinqualität überdeckt wird und das Fertiggetränk somit Katerpotenzial birgt. Deshalb: Auf der sicheren Seite ist, wer das würzige Heissgetränk selbst zubereitet und damit genau weiss, was drin ist.

Exklusives Aronia-Glühweinpaket

Mit unserem Aronia-Glühweinpaket bieten wir nicht nur eine elegante und einfache, sondern erst noch exklusive Variante für einen hausgemachten Glühwein. Der im Paket enthaltene La Fleur Gitane ist zwar ein preiswerter, qualitativ aber hochwertiger, würziger und extraktreicher Rotwein. Zusammen mit dem Traubensaft bildet er die Basis für diesen feinen Spezial-Glühwein. Die biologisch zertifizierte Mischung aus Zimt, Süssholz, Orangenschalen, Ingwer und Nelken sorgt für einen herrlich würzigen Geschmack und der gesunde Aronia-Fruchtsaft für die Exklusivität. Falls Sie eine alkoholfreie Version vorziehen, lassen Sie einfach den Wein weg und ersetzen diesen durch zusätzliche Mengen Aronia-Fruchtsaft und Traubensaft. Zwei Rezeptvorschläge mit Zubereitungstipps liegen dem Paket bei. Sie finden diese auch hier.

Natürlich lässt sich unser Grundrezept nach Lust und Laune abändern und mit weiteren Zutaten ergänzen. Verraten Sie uns unten im Kommentarfeld Ihre Lieblingskreation für alle Glühwein-Fans? Herzlichen Dank.

Winzertreffen in Spanien

Dieses Jahr durften wir das Delinat-Winzertreffen auf dem Weingut Pago Casa Gran von Carlos Laso – dem spanischen Forschungspartner des Delinat-Instituts durchführen. Erwartungsgemäss kam es bei dem von Winzerberater Daniel Wyss (Delinat) vorgetragenen Thema «Begrünung» zu Diskussionen. In Spanien herrschte gerade eine extreme Trockenheit. Das nährte die Befürchtung, eine Begrünung könnte zur Konkurrenz werden und den Reben Nährstoffe und vor allem Wasser entziehen.

Winzertreffen Spanien 2012 bei Pago Casa Gran

Winzerberater Daniel Wyss (Mitte, im roten Pullover) mit den spanischen Winzerinnen und Winzern im Weinberg

Nach einem traditionellen Arroz (so nennt man hier die Paella) führten uns Carlos und sein Team bei herrlichem Sonnenschein aber gefühlten Minustemperaturen durch die Weinberge. Auch hier stiessen die Parzellen mit Dauerbegrünung auf besonderes Interesse. Carlos bearbeitet hier den Boden im Winter gar nicht und im Sommer nur teilweise, so dass sich jetzt ein grüner Teppich gebildet hat. Dieser dient der Humusbildung. Damit wird das Wasser- und Nährstoffspeichervermögen der Böden verbessert. Gleichzeitig haben Leguminosen (Kleearten) eine Düngewirkung für die Reben. Die positive Wirkung ist hier ganz offensichtlich – allerdings hatte Carlos auch etwas Glück. In andern Regionen Spaniens hat es nämlich seit 7 Monaten kaum mehr geregnet, weshalb die Einsaaten nicht keimen konnten.

Zurück zur Mischkultur

Auf grosses Interesse stiess auch die kürzlich mitten in einem Weinberg angelegte, mit Steinen gesäumte und mit Wildkräutern bewachsene Olivenbaumreihe. Diese erfüllt gleich mehrere Funktionen. Die Olivenbäume durchbrechen die Monokultur und erhöhen die Biodiversität ebenso wie die Steine und Kräuterbüsche, die Refugien für allerlei Reptilien und Insekten bilden. Ausserdem sind die Oliven eine willkommene Sekundärkultur zu den Reben – sie werden zu Öl verarbeitet. Bleibt zu hoffen, dass diese ökologische Aufwertung des Weinberges Schule macht.

Auch die Geselligkeit kam am diesjährigen Winzertreffen nicht zu kurz. So konnte auf den 63. Geburtstag von Antonio Alfonso vom Weingut Volvoreta angestossen werden und Winzer Santi Ramírez (Loatum) ging als Sieger aus einem vorösterlichen «Eiertütsch» hervor.

Edler Essig für höchste Genüsse

Als Ergänzung zu unserem kleinen aber feinen Olivenöl-Sortiment haben wir uns auf die Suche nach verschiedenen hochwertigen Essigen gemacht. Fündig geworden sind wir bei Familienbetrieben in Italien, Spanien und Griechenland. Dank langjähriger Erfahrung, handwerklichem Geschick und grosser Sorgfalt erzeugen diese Betriebe aus biologischen Weinen und Traubenmosten erstklassige Essigprodukte.

Würziger Balsamico

Felice, Iride und Lorenzo Guerzoni halten auf ihrem Bauerngut in einem kleinen Dorf nördlich von Modena die lange Familientradition der Essigherstellung aufrecht. Mit grosser Leidenschaft produzieren sie Aceto für Biomärkte in ganz Italien – und neu jetzt auch für Delinat. Ihr junger, dünnflüssiger, würziger Balsamessig ist preiswert und eignet sich hervorragend zum Aromatisieren von gekochtem Gemüse, von Tomaten oder Fisch.

Sherry-Essig

Vinagre de Jerez, Aceto Balsamico, ξίδι από κρασί (Xidi apo Krasí): Es lohnt sich, regionale und kontrolliert-biologisch produzierte Essig-Spezialitäten in der eigenen Küche auszuprobieren.

Exklusive Spezialität aus Andalusien

In Andalusien stellt das Familienunternehmen El Majuelo exklusiven Sherryessig aus Palomino-Trauben im aufwändigen Solera-Verfahren her. Das funktioniert so: Drei Fassreihen (oder mehr) mit unterschiedlich alten Essigen sind übereinander gestapelt. Der älteste, zum Verkauf bereite Essig befindet sich immer im untersten Fass. Die entnommene Menge wird jeweils mit Essig aus dem oberen Fass nachgefüllt. Dieses Prinzip setzt sich bis zur obersten Fassreihe fort. Die dort entnommene Menge wird mit jungem Sherrywein, dem Mosto, ersetzt. Dieses Verfahren trägt zum einzigartigen Sherry-Geschmack bei, bewirkt aber auch über viele Jahre eine gleichbleibende Qualität, da Schwächen eines Jahrgangs ausgeglichen werden. Der Sherryessig El Majuelo eignete sich zum Aromatisieren zahlreicher Gerichte.

Rotweinessig vom Winzer

Neu im Bunde ist auch ein fruchtiger, ausgewogener Rotweinessig aus Griechenland. Dieser entsteht aus der einheimischen Agiorgitiko-Traube des bewährten Delinat-Biowinzers Apostolos Spiropoulos. Der Weinessig von der Halbinsel Peloponnes eignet sich zusammen mit Olivenöl ideal für Salatsaucen.

Mit den drei Neuentdeckungen und dem bisherigen, gereiften Aceto Balsamico di Modena des passionierten Erzeugers Giuseppe Cattani aus Modena können wir Ihnen jetzt auch beim Essig ein vielseitiges Angebot offerieren, das jeder Küche gut ansteht und unsere vier Olivenöle der höchsten Güteklasse würdig begleitet. Probieren Sie es aus!

Bio-Honig aus drei Ländern

Während sich die Honigbienen in ihrem Winterquartier noch dicht gedrängt um die Königin scharen und dem Frühling entgegenfiebern, sind die Früchte ihrer letztjährigen Fleissarbeit bei uns eingetroffen: 12 gesunde und aromatische Bio-Honige aus Italien, Spanien und Bulgarien. Neben zahlreichen bewährten Honigen können wir Ihnen endlich auch wieder den zartduftenden Orangenblütenhonig aus Kalabrien anbieten. Dieser war aufgrund des schwierigen Erntejahres 2010 in Süditalien vorübergehend aus unserem Sortiment gefallen. Jetzt ist er in bestechender Qualität zurück. Persönlich nutze diese aromatische Delikatesse gerne auch als Zutat für Süssspeisen und Marinaden.

Neu: Luzerneblütenhonig

Erstmals im Sortiment ist der milde Luzerneblütenhonig aus Norditalien. Das fruchtbare Po-Delta bietet hervorragende Bedingungen für die Luzerne (Medicago Sativa) – die attraktive Königin unter den Futterpflanzen. Unser Bio-Imker Falvio Piovesan nutzt die blühenden Kulturen zur Honiggewinnung. Dass er dabei manchmal mit den Bauern reden muss, damit diese nicht zu früh mähen, nimmt er gerne in Kauf.

Luzerne mit Schmetterling

Nicht nur Bienen, auch Schmetterlinge (hier ein Taubenschwänzchen) mögen den Nektar aus der blühenden Luzerne.

Die Brücke zum Weinbau

Der Luzerneblütenhonig schlägt eine spezielle Brücke zum Weinbau. Die Luzerne gehört zu den Leguminosen und eignet sich hervorragend als Bestandteil hochwachsender Grünsaaten in den Fahrgassen der Weinberge. Hier bindet sie Stickstoff aus der Luft und stellt diesen den Rebstöcken als Gratisnahrung zur Verfügung. Ausserdem wurzelt die Luzerne tief und hilft so mit, den Boden locker und lebendig zu halten.

Bienen fördern die Biodiversität im Rebberg und tragen so zur Stabilisierung des Ökosystems bei. Es freut mich deshalb jedes Mal, wenn ich auf meinen Reisen Bienenstöcke als schöne und wertvolle Bereicherung in Rebkulturen antreffe. Ich wünsche Ihnen ein gesundes Jahr mit unserer neuen Honigvielfalt und empfehle Ihnen, gleich einen kleinen Vorrat anzulegen. Das gesamte Sortiment finden sie hier.

Spanien – üppig grün wie selten

«Immer wenn ihr zu uns kommt regnet es», spottet Juan Sojo, Önologe der Weinkellerei Cerro La Barca in der Extremadura. Normalerweise gibt es in dieser Region, die an Andalusien und Portugal grenzt, 280-360 mm Niederschläge in einem ganzen Jahr. Heuer sind es bis Ende Mai schon 600 mm. Eine verkehrte Welt, bei uns in der Schweiz war es so trocken wie seit 150 Jahren nicht!

Begrünung im Weinberg

Bodenbegrünung bei Cerro la Barca in der sonst so trockenen Extremadura. Joaquí­n Salamancas Hund Bubu ist vor dem üppigen Grün kaum zu erkennen.

Gründüngung überragt die Reben

Aber auch in anderen Regionen Spaniens sorgen die vielen Winter- und Frühjahrniederschläge für eine Landschaft in ungewohnt üppigem Grün. Die im vergangenen Herbst eingesäte Gründüngung ist bei Albet i Noya im Penedès über anderthalb Meter in die Höhe geschossen. Ich habe Winzer Josep Maria empfohlen, die Begrünung statt zu mähen nur zu walzen, um so die Feuchtigkeit noch besser im Boden zurückzuhalten. Das hat er auf einer kleinen Fläche versuchsweise getan. Hier wird er nun jeden Monat die Bodenfeuchtigkeit messen und mit jener in den gemulchten Flächen vergleichen.

Albet i Noya

Josep Maria Albet i Noya ist Spaniens Biopionier – auch was Blumen im Weinberg betrifft.

Dank der vielen Niederschläge in den letzten zwei Wintern konnten sich im Penedès die Grundwasserreserven wieder erholen. Diese waren seit 2003 sehr tief gesunken. Auf der andern Seite werden die Winzer durch den Niederschlagsreichtum mit erhöhtem Druck durch Pilzkrankheiten wie echter und falscher Mehltau konfrontiert. Dies führt immer wieder zu Kritik an den Delinat-Richtlinien. Die Winzer monieren, diese seien bezüglich Einschränkung von Schwefel gegen echten Mehltau für die höchste Qualitätsstufe (3 Schnecken) zu streng und kaum erreichbar. Ich empfehle ihnen dann jeweils, den flüssigen Schwefel mit Backpulver und den Stäubeschwefel mit Steinmehl zu mischen. So kann die Schwefelmenge reduziert werden.

Neues, vielversprechendes Weingut

Ein absolutes Highlight habe ich zum Abschluss meiner Reise in Zamorra am Fluss Duero in Kastillien und Leon erlebt. Volvoreta ist ein neuer Betrieb, von dem wir im Herbst den ersten Wein erhalten werden. Noch nie habe ich eine so kompromisslose Winzerfamilie erlebt, die sowohl bezüglich Weinqualität als auch bezüglich Biodiversität das Maximum anstrebt. Antonio Alfonso, seine Tochter Maria (25) und ihr Bruder David (30) reduzieren zu Gunsten der Weinqualität ihre Erträge um 50%. Die 15 ha Weinberge sind Bestandteil einer wilden Heidelandschaft mit Überbleibseln früherer Kulturen: Pfirsich-, Mandel-, Feigen-, Walnuss-, Kastanien und Birnbäume. Daneben prägen Steineichen, Pinien, Schwarzpappeln und vor allem wilder Lavendel, Rosmarin, Thymian sowie andere aromatische Pflanzen das Bild.

Blumen im Weinberg

Weinqualität und Biodiversität stimmen nahezu perfekt: Weingut Volvoreta am Duero.

Gut möglich, dass Volvoreta zu den ersten Weingütern gehört, die die höchste Delinat Auszeichnung (3 Schnecken) erreichen.

Der kalte Hauch des Kommunismus

Während 40 Jahren war Bulgarien unter kommunistischer Herrschaft. Nach dem Fall der Berliner Mauer setzte auch hier ab 1990 der Übergang zu einer demokratischen Republik ein. Auf unserer Fahrt durch das Land erinnern noch immer hässliche Plattenbauten in den Vorstädten und zerfallende Kolchosen auf dem Land an diese Zeiten.

Imker in Bulgarien

Bio-Imker Gregori Kolchev hält seine Bienenvolker in einem zur Zeit des Kommunismus berühmten und berüchtigten Jagdgebiet.

Eine unheimliche Begegnung

Ganz extrem wird es, als wir bei Bienenzüchter Gregori Kolchev in der Nähe der Stadt Silistra im Nordosten Bulgariens Station machen. Schon die Zufahrt durch ein breites Gittertor jagt mir einen kalten Schauer den Rücken hinunter. Einige 100 Meter später passieren wir einen heute unbewachten Sicherheitsposten. Dann dringen wir durch verschlungene Waldwege zu einem alten Jagdhaus vor. In der düster-dunklen Stube hängen Jagdtrophäen. Auf einem Salontisch warten Whisky, Cola, Wurst, Käse und Schokolade auf uns. Wir lassen uns in die schweren Ledersofas nieder.

Jagdhütte in Bulgarien

Die Elite des Kommunismus ist nicht mehr da – heute empfangen hier die Bio-Imker Gregori Kolchev (ganz links) und Christofor Petrov (mit Hirschgeweih) ihre Jagd- und Bienenzucht-Freunde.

«In diesen Sesseln haben sich einst die kommunistische Elite Bulgariens und Staatsmänner wie Nicolae Ceausescu, Fidel Castro oder Erich Honecker nach gemeinsamer Jagd zugeprostet», erzählt uns Gregori. Irgendwie überkommt mich ein unheimliches, beklemmendes Gefühl. Ich bin erleichtert, als wir das Jagdhaus verlassen und uns Gregori seine in der Nähe stationierten Bienenstöcke zeigt.

Honig erhält gesund und fit

So richtig wohl ist mir aber erst wieder, als wir dieses unheimliche Revier verlassen. Die Reise geht weiter südwärts. Nach rund einstündiger Fahrt warten am Ende eines dschungelähnlichen Weges durch blühende Robinienwälder Kostadin Tachev und seine Frau Ginka auf uns. Was für ein Kontrast zur beklemmenden Atmosphäre im Jagdrevier: Es ist der bisher schönste Platz mit Bienenstöcken, den wir antreffen. Das Imkerpaar ist mitten im lichten Wald in einem einfachen Häuschen gerade dabei, frischen Blütenhonig zu schleudern.

Imker und Bienenhonig in Bulgarien

Das Bienenzüchterpaar Kostadin (links) und Ginka Tachev (Mitte) empfängt uns freundlich in einem wahren Imker-Paradies.

«Wir essen selber jeden Tag viel Honig. Das gibt uns Kraft und Gesundheit», sagt Kostadin. Er liebt die Natur über alles. Mit der Jagd hat er, im Gegensatz zu den meisten andern bulgarischen Imkern, nichts am Hut. «Ich kann kein Tier töten», sagt er.

Bio-Honig in Bulgarien

Frischer Honig, direkt im Wald produziert: Ginka Tacheva bereitet die mit Honig gefüllte Wabe zum Schleudern vor.

Alle Reiseberichte aus Bulgarien:

Tag 1: Ein glückliches Leben dank Bienenzucht
Tag 2: Böse Bienen und blutrünstige Zecken
Tag 3: Der kalte Hauch des Kommunismus

Böse Bienen und blutrünstige Zecken

Heute erfahren wir am eigenen Leib, mit welchen grossen und kleinen Gefahren bulgarische Bienenzüchter in ihrem Imkeralltag zu kämpfen haben. Wir sind bei Imker Asen Asenov weitab von jedem Dorf im Naturpark Rusenski Lom im Nordosten Bulgariens. Rund 200 Bienenstöcke stehen hier in und vor einem lichten Wald.

Imker in Bulgarien

Imker Asen Asenov zeigt uns Relikte aus vergangenen Zeiten – hier ein ehemaliger Bienenstock. Ich schütze mich angesichts der vitalen Bienen lieber mit professioneller Vollmontur (rechts).

Ist es der Lärm einer alten Mähmaschine in der Nähe, der die Bienen verrückt macht? Jedenfalls gebärden sie sich in höchstem Masse aggressiv. Da hilft nur gute Schutzkleidung. Die schwarze, kurze Hose von Delinat-Reporter Hans Wüst ist aber das pure Gegenteil.

Bienenhonig in Bulgarien

Aggressive Bienen: Gute Schutzkleidung tut Not.

Ein Fotoshooting mit mir und dem Imker fällt einer Bienenattacke zum Opfer. Fotograf Hans sucht fluchtartig das Weite. Mit einem Stich in die linke Wade kommt er letztlich noch glimpflich davon. Mir selber bleiben glücklicherweise geschwollene Körperteile erspart. Dafür entdecke ich am Abend im Hotel eine kleine, schwarze Zecke, die sich draussen in der wilden und teilweise noch unberührten bulgarischen Natur an meinem Körper festgesaugt hat.

Schlangenbändiger

Mit stechenden Bienen und beissenden Zecken sind die Imker im Frühling fast täglich konfrontiert. Schon etwas spezieller ist die Begegnung, die uns Bienenzüchter und Hobbywinzer Marcho Alexandrov in seiner Pergola in dramatischem Jägerlatein schildert. Er hält in der Nähe des Tichasees knapp 100 Kilometer von der Schwarzmeerküste entfernt 40 Bienenvölker.

Schlangenfaenger

Marcho Alexandrov züchtet nicht nur Bienen, er ist auch Hobbywinzer und «Schlangenbändiger».

Vor ein paar Tagen wurde er in seinem Garten von einer 1,5 Meter langen Würgeschlange bedroht. Mit einem gezielten Stockschlag gelang es ihm, die seinen Aussagen zufolge tödliche Gefahr zu bändigen. Zum Beweis, dass er uns keine Räubergeschichte auftischt, führt er uns auf eine Wiese, greift ins hohe Gras und hebt das tote Reptil in die Höhe. Dann stossen wir mit seinen sehr speziellen Weinen, die er ausschliesslich für den Eigenkonsum keltert, auf ein gutes Honigjahr 2011 an.

Alle Reiseberichte aus Bulgarien:
Tag 1: Ein glückliches Leben dank Bienenzucht
Tag 2: Böse Bienen und blutrünstige Zecken
Tag 3: Der kalte Hauch des Kommunismus

Ein glückliches Leben dank Bienenzucht

Für einmal bin ich nicht in Sachen Wein, sondern zusammen mit unserem Reporter Hans Wüst in Sachen Bio-Honig in Bulgarien unterwegs. Was beim Wein Standard ist, gilt auch hier: Wir wollen vor Ort erfahren, in welchem Umfeld die verschiedenen Honige entstehen, welche Menschen dahinterstecken und wie sie produziert werden. Den Zeitpunkt für die Reise habe ich bewusst gewählt: Jetzt stehen die grossflächigen Robinienwälder in voller Blüte. Die Bienen umschwärmen die weissen Blüten und holen sich den Nektar für den beliebten Akazienhonig.

Akazien in Bulgarien

Zurzeit blühen in Bulgarien die Robinien (Falsche Akazie). Aus dem Nektar produzieren die Bienen den beliebten Akazienhonig.

Kundiger Reiseführer

In Sofia treffen wir unseren englisch sprechenden Honig-Partner Gerasim Dochev, der uns in die entlegensten Winkel Bulgariens zu den Bienenzüchtern führt. Die Imker sind einfache Bauersleute, die neben bulgarisch höchstens noch etwas russisch sprechen. So sind wir froh um die Reiseführer- und Dolmetscherqualitäten von Gerasim, der uns auf dieser Reise mit seinem grossen geschichtlichen Hintergrundwissen und einigen Abstechern zu historischen und kulturellen Stätten auch viel über die bulgarische Kultur und Geschichte vermittelt.

Bauernfuhrwerk in Bulgarien

Die Bilder auf dem Land erinnern an alte Zeiten: Viele Bauern sind noch mit Ross und Wagen unterwegs aufs Feld.

Bilder wie vor 100 Jahren

Erste Station ist das kleine, abgelegene Dorf Chilnov im Naturpark Rusenski Lom im Nordosten Bulgariens. Auf dem Weg zu Bienenzüchter Nuereitin Nieziew wird rasch klar, wie ärmlich und einfach das ländliche Leben in Bulgarien bis heute geblieben ist. Viele Bauern sind noch immer mit Ross und Wagen unterwegs. Nuereitin zeigt uns seine hellblauen und gelben Bienenstöcke inmitten blühender Robinien. Hier summt und brummt es – die Produktion von Akazienhonig läuft in diesem Frühling auf Hochtouren. Ganz anders als im letzten Jahr, als die Ernte von Akazienhonig wegen starken Regenfällen und tiefen Temperaturen fast vollständig ausgefallen war.

Imker in Bulgarien

Nuereitin Nieziew mitten in seinen Bienenstöcken unter blühenden Robinien. Vom weltweiten Bienensterben sind seine Völker bisher verschont geblieben.

Gesunde Bienenvölker

Fast schüchtern erzählt der 42-Jährige von seinem einfachen Leben als Bienenzüchter. Seine 150 Bienenvölker produzieren neben Akazien- vor allem auch Lindenhonig. Probleme mit Krankheiten oder Bienensterben kennt er kaum: «Ich züchte alle meine Königinnen selber. Ausserdem ernähren sich meine Bienen im Winter vom eigenen Honig. Es gibt keine Zufütterung», nennt er neben der intakten Natur zwei weitere Gründe für die robuste Gesundheit seiner Völker. Die Bienenzucht ermöglicht Nuereitin und seiner Familie eine gute Existenz. Seine Ansprüche sind allerdings bescheiden. «Ich war bisher erst einmal in meinem Leben in Sofia, im Ausland noch überhaupt nie», sagt er. Dann steigt er in seinen 14jährigen Lada und führt uns über löchrige Strassen zu den nächsten Imkern.

Alle Reiseberichte aus Bulgarien:
Tag 1: Ein glückliches Leben dank Bienenzucht
Tag 2: Böse Bienen und blutrünstige Zecken
Tag 3: Der kalte Hauch des Kommunismus

Originelle «Hotspots» in der La Mancha

Mechanisierung und Chemikalien haben in vielen Weinbergen Europas Insekten, Rebbergflora und wichtige Landschaftselemente wie Bäume, Hecken und Bruchsteinmauern zum Verschwinden gebracht. Die daraus resultierenden Nachteile und Verluste werden immer deutlicher. Anstrengungen für mehr Ökologie und Biodiversität tun Not. Immer wieder propagieren wir deshalb die Anlage von biologischen Hotspots inmitten von Rebbergen. So werden Monokulturen aufgebrochen und die Artenvielfalt gefördert.

Hasenburg

Ursprüngliche, von Menschenhand geschaffene Steininseln bilden in der la Mancha eine Zuflucht für Hasen.

Wenn die Welt noch in Ordnung ist…

Bei Reisen zu unseren Biowinzern kommt es jedoch hin und wieder auch vor, dass ich auf Weinberge in wildromantischen Naturlandschaften stosse. Oft sind dort ursprüngliche Elemente und eine grosse Artenvielfalt noch natürlich vorhanden. Die Anlage von Hotspots in Form von Kräutergärten, Einzelbäumen, Hecken, Steinhaufen und Insektenhotels erübrigt sich hier.

Eine solche Naturlandschaft mit verschiedenen Kulturen und weiten ungenutzten Flächen habe ich im vergangenen Herbst in der spanischen Hochebene La Mancha angetroffen. Der Familienbetrieb von Gabriel Muñoz Bascuñana baut hier neben Reben auch süssen Paprika, Getreide, Lavendel, Rosmarin und Thymian an – alles bio. Aus den aromatischen Kräutern entstehen ätherische Öle und Gewürze.

Faszinierende Hasenställe

Besonders fasziniert haben mich in dieser Landschaft eine ganz spezielle Art von «Hotspots»: Überall verstreut in der wilde Landschaft stehen grosse, runde, von Menschenhand geschaffene Steininseln. Erst beim genaueren Hinschauen bemerkt man auf Bodenhöhe Schlupflöcher rund um die fein säuberlich aufgebauten Steinburgen. Es sind Zufluchtsorte für die zahlreichen Hasen, die hier Schutz vor Greifvögeln und Füchsen finden.

Die «Hasenburgen» entstanden vor langer Zeit aus ganz praktischen Gründen: Die Menschen sammelten die störenden Steine aus den Feldern. Sie konnten oder wollten diese mit den damaligen Mitteln aber nicht weit transportieren. Um die losen Steinhaufen bauten sie stattdessen ordentliche Trockenmauern, verschönerten damit das Landschaftsbild und liessen unbewusst die ersten und noch heute sehr wertvollen Hotspots entstehen. Ein prima Zuhause übrigens nicht nur für Hasen, sondern auch für Mäuse, Schlangen, Echsen, Kröten und viele andere nützliche Tiere.