Dauerregen als Spielverderber

Es war im vergangenen Herbst beim Besuch auf dem spanischen Weingut Cerro La Barca. Ein ganzer Tag war eingeplant für das Anpflanzen von ökologischen Hotspots und das Aussäen einer vom Delinat-Institut zusammengestellten Saatgutmischung in einer problematischen Rebparzelle.

Begrünung im Weinberg

Die spezielle Leguminosensaat soll helfen, die Feuchtigkeit im sonst extrem trockenen Boden der Extremadura zu halten.

Alles bereit

Spaniens Weinberge sind sonnenverwöhnt und so war es nur normal, dass wir bei der Ankunft in der Extremadura auf strahlend blauen Himmel und milde November-Temperaturen trafen. Alles war bereit für den Saat- und Pflanztag: Winzer Joaquin Salamanca und seine Önologe Juan Sojo hatten Steineichen, Pinien, Fruchtbäume, Oleander und verschiedene Kräuterstauden besorgt. Die Saatgutmischung lag ebenfalls bereit.

Wetterkapriolen

Am nächsten Morgen sollte es losgehen. Doch dann erwachte ausgerechnet der neue Tag als grauer Miesepeter. Es regnete in Strömen – stundenlang und ohne Unterbruch. An ein Ausbringen der Grünsaat war bei diesen Bedingungen nicht zu denken. Vom Pflanzen der Hotspots liessen wir uns vorerst aber nicht abschrecken. Doch bald klebte so viel von der klumpig gewordenen roten Erde an den Schuhen, dass alle plötzlich einen Kopf grösser waren und im Weinberg nur noch schweren Schrittes vorankamen. Immerhin: Es reichte für das Pflanzen einiger Bäume und Büsche, ehe wir auch hier die Segel streichen mussten.

Begrünter Boden als Wasserspeicher

Was damals wegen des schlechten Wetters versäumt wurde, ist mittlerweile natürlich längst nachgeholt. Die Parzelle mit der speziellen Leguminosesaat präsentiert sich heute bereits als feiner grüner Teppich. Sie war lange ein Sorgenkind von Joaquin Salamanca. Die gewaltige Hitze hinterliess jeweils gewaltige Risse im Boden. Dadurch konnte viel Bodenfeuchtigkeit entweichen, die den Reben dann als Durstlöscher fehlte. Von daher war der eintägige Dauerregen im November ein Segen. Der Boden konnte sich so richtig mit Wasser vollsaugen. Die nächsten Monate werden nun zeigen, wie wirkungsvoll die Bodenbegrünung die Feuchtigkeit im Boden zu halten und den Reben zugänglich zu machen vermag.

Erntebeginn bei Delinat-Winzern

Gute Qualität, aber geringe Erträge“ – das ist der Tenor vieler Delinat-Winzer zum Erntebeginn 2010. Nach teilweise extremen Wetterbedingungen im Frühjahr und Sommer (siehe auch den Artikel „Klimawandel und Weinbau“)  haben wir uns schon einmal umgehört, wie die Chancen auf einen guten Jahrgang 2010 stehen:

Wie hier im Rioja mussten die Reben in vielen Weinregionen mit Hitze und Trockenheit zurecht kommen. Links Francisco Ruiz (Osoti), rechts David Rodriguez (Delinat).

Frankreich – Languedoc

Im Winter und Frühling hatten wir genügend Niederschläge, die die Trockenperiode 2009 mehr als kompensierten. Die Blüte entwickelte sich bei nahezu perfekten Bedingungen.“ berichtet Louis Fabre (Château Coulon). Seit Ende Mai aber waren bis heute im Languedoc keine nennenswerten Niederschläge zu verzeichnen. Die Reben beginnen etwas unter Trockenstress zu leiden, allerdings nicht im gleichen Masse wie im Vorjahr, in dem 30 bis 50 % Ernteausfall die Regel waren. Chardonnay und Sauvignon blanc wurden bereits geerntet: „Die Trauben sind gesund, aromatisch und weisen einen guten Säuregehalt auf.“ freut sich Louis.

Spanien – Rioja und Extremadura

Auch im Rioja zog sich der Winter in die Länge; ein sehr kühler und trockener April führte zu einer verzögerten Blüte. Im Sommer, der sich durch grosse Temperaturschwankungen und Trockenheit auszeichnete, konnte diese Verzögerung nicht aufgeholt werden, so dass die Ernte etwa 10 Tage im Rückstand ist. Francisco Ruiz (Osoti Viñedos Ecológicos ) rechnet mit 20% weniger Ernte als im Vorjahr: „Das liegt allerdings weniger am Wetter als an unseren Begrünungsversuchen.“ sagt er. „Dafür wird die Qualität ausgezeichnet sein, wenn nichts dazwischen kommt!

Ähnlich sieht Önologe Juan Sojo (Cerro la Barca) die Situation in der Extremadura. Er freut sich über einen perfekten August: „Warme Tage, kühle Nächte und etwas Regen. Aufgrund der ausgezeichneten Wetterbedingungen erwarten wir eine sehr gute Ernte, sowohl in Menge als auch in Qualität.

Italien – Montepulciano

Der regenreiche Frühling war hier in Montepulciano nicht weiter problematisch“ sagt Alberto Brini (Podere Il Conventino). Der kühle Juni hemmte das Wachstum der Pflanzen; es gab einige Attacken des Falschen Mehltau, die die Reben aber nicht stark schädigten. „Wir sehen den Schaden als eine Art natürliche Selektion der Trauben. Erst Ende September werden wir verspätet mit der Ernte starten – und hoffen natürlich auf weiterhin schönes Septemberwetter!

Schweiz – Satigny

Am Genfer See verzögerte der lange Winter ebenfalls Austrieb und Blüte der Reben. Nach dem regenreichen August hofft man hier auf einen trockenen und sonnigen September. „Dann können wir einen guten Jahrgang erwarten, der aber wahrscheinlich nicht an den 09er herankommen wird.“ berichtet Willy Cretegny (Domaine de la Devinière) aus Satigny.

Deutschland – Pfalz

Die Reben sind gesund“ sagt Alexander Pflüger (Weingut Pflüger), der Ertrag allerdings wird auf Grund von Verrieselung geringer ausfallen. Aber die Verrieselung wird bei den Pflügers angestrebt: „Die Weintrauben sind lockerbeerig und von bester Qualität. Charakteristisch für diese Trauben sind die kleinen neben den normal grossen Beeren; die kleinen Jungfernbeeren enthalten viel Fruchtzucker, Aromen, Extrakt, aber praktisch keinen Saft.“ erzählt Alexander.  Gerade der Riesling sei für die Verrieselung empfänglich: „Daher auch der Name Riesling!“ Wenn der Herbst gut verläuft, erwartet er einen „exzellenten Jahrgang„.