Eine schöne Neuentdeckung …

Josep Gironés Llop lebt in der hügeligen Landschaft der Terra Alta in der Provinz Tarragona. Vor vier Jahren ist ihm zu Ohren gekommen, dass in Valencia ein internationales Winzertreffen geplant ist, bei dem Begrünungs- und Biodiversitätsstrategien im Weinberg im Fokus stehen. Es war das Delinat-Winzerseminar 2012 auf dem ökologischen Vorzeigeweingut Pago Casa Gran im Hinterland von Valencia.

Josep Gironés Llop
Josep Gironés Llop inmitten des blühenden Weinbergs

Josep fragte uns an, ob er als Gastwinzer daran teilnehmen könne. Wir sagten zu und so lernte ich einen naturverbundenen Wein- und Olivenbauer kennen, dessen Weine mich neugierig machten. Bei meiner nächsten Spanien-Reise vereinbarte ich einen Termin mit ihm. Die von Oliven- und Haselnusshainen umgebenen Weinberge haben mich auf Anhieb fasziniert, entsprachen sie doch schon damals weitgehend unseren strengen Anforderungen. Ebenso seine Familiengeschichte. Joseps Grossvater war Schafhirte im kleinen Dorf La Fatarella. Alle nannten ihn Pastoret, was so viel wie kleiner Schafhirte bedeutet. Josep hat diesen Spitznamen geerbt und auch einen seiner Weine so benannt. Und genau diese fein strukturierte, charakterstarke Cuvée aus Garnacha, Merlot und Syrah entpuppte sich bei einer ausgedehnten Degustation als perfekte Neuentdeckung.

Josep hat sich darüber so gefreut, dass er sein am Winzerseminar neu erworbenes Wissen  gleich in die Praxis umgesetzt und  für noch mehr Naturvielfalt in seinen Rebbergen gesorgt hat. Mit dem aktuellen Rotwein-Abo kamen zwei Flaschen Pastoret – Kundinnen und Kunden waren begeistert, wie die zahlreichen Bewertungen zeigen.

60 Winzer für mehr Biodiversität

Eines vorweg: Das Delinat-Winzerseminar 2014 war für alle Beteiligten ein toller Erfolg. 60 Winzerinnen und Winzer waren aus ganz Europa zusammen gekommen, um den Weg zum Weinbau der Zukunft gemeinsam weiter zu entwickeln. Vom 23. bis zum 25. April fand dieses aussergewöhnliche Treffen bei Familie Michlits im Weingut Meinklang im Burgenland statt.

Die Bedeutung des Winzertreffens für die Weiterentwicklung des ökologischen Weinbaus unterstrich Delinat-Chef Karl Schefer durch seine Anwesenheit. In seinem Einführungsvortrag ging er auf die neuen Delinat-Visionen in einer veränderten Gesellschaft ein. Als Pionier sei Delinat Vorreiter beim biologischen Weinbau gewesen. Heute aber sei Bio überall, wenn auch meist auf niedrigem Qualitätsniveau. Die Konsequenz: Bio alleine reicht nicht mehr.  Karl Schefer: «Bio wird allmählich normal – in ein paar Jahren werden sich jene erklären müssen, die nicht Bio sind.» Delinat und ihre Winzer sind nun gefordert, einen neuen Schritt voraus machen.

«Delinat ist einzigartig dank Weinen aus grosser Biodiversität. Es muss uns gelingen, die Bedeutung der Biodiversität für Kundinnen und Kunden mit Bildern und fesselnden Geschichten erlebbar zu machen. Dabei können wir nur zusammen mit unseren Winzern erfolgreich sein.» Vor diesem Hintergrund erscheint die in den Delinat-Richtlinien ab 2014 geforderte Ausdehnung der ökologischen Ausgleichsflächen von 7 auf neu 12 Prozent der Rebfläche nur logisch. Bei den Winzern kam die Forderung gut an.

Das Weiterbildungsseminar wurde mehrsprachig durchgeführt. Ein solches Sprachenwirrwarr aus Deutsch, Englisch, Italienisch, Spanisch und Französisch rund um das Weingut hatte es wohl bisher nie gegeben. Neben den Richtlinienänderungen wurden Fachthemen erörtert. Bei einem Betriebsrundgang erläuterte Werner Michlits Erfolge und Probleme beim Anlegen ihrer 27 Biodiversitäts-Hotspots. Angela Michlits brachte den Teilnehmern ihre Philosophie der Weinbereitung im Keller nahe. Der erste energieautarke Bauernhof Österreichs wurde besucht – und selbstverständlich kamen auch die kulinarischen Genüsse nicht zu kurz. Die Familie Michlits war ein toller Gastgeber. Die über 60 Winzerinnen und Winzer aus ganz Europa wurden mit biologischen Produkten vom Hof (Wein, Most, Bier) sowie vielen selbstgebackenen süssen Leckereien verwöhnt.

Hier noch ein paar Winzerstimmen zum Treffen, das in dieser Art als Weiterbildungsseminar und Plattform für Ideen- und Erfahrungsaustausch über Länder- und Sprachgrenzen hinweg einzigartig ist:

Antoine Kaufmann, Château Duvivier, Frankreich
Antoine Kaufmann, Château Duvivier, Frankreich

«Mir haben die extreme Produktevielfalt und die Familiendynamik auf dem Weingut Meinklang sehr imponiert. Am Meeting sind viele neue Ideen vermittelt worden, die ich allenfalls auch bei mir umsetzen oder ausprobieren kann.»

Andreas Harm, Wachau, Österreich
Andreas Harm, Wachau, Österreich

«Ich war zum ersten Mal an einem Delinat-Winzertreffen dabei. Ich habe dabei viel Neues über Delinat und die Philosophie, die dahinter steckt, erfahren. Das ist sehr wertvoll. Genauso auch der Gedankenaustausch mit den andern Winzern aus ganz Europa.»

Cecilia Zucca, Piemont, Italien
Cecilia Zucca, Piemont, Italien

«Der ganze Ideenaustausch, zu sehen, wie andere Winzer denken und mit was für Problemen sie zu kämpfen haben, ist sehr interessant und hilfreich. Sehr gut gefallen haben mir die von Karl Schefer vorgetragenen Visionen, mit denen sich Delinat in Zukunft behaupten will.»

Raúl Ripa, Quaderna Via, Spanien
Raúl Ripa, Quaderna Via, Spanien

«Das Treffen war perfekt organisiert. Die lockere Atmosphäre trug zur guten Stimmung bei. Besonders positiv war für mich, dass viel über Biodiversität gesprochen wurde, und zwar an einem Ort, wo das glaubhaft umgesetzt wird. Meinklang ist ein faszinierender Familienbetrieb.»

Louis Fabre, Château Coulon, Frankreich
Louis Fabre, Château Coulon, Frankreich

«Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie die Winzer innerhalb der Delinat-Familie denken und arbeiten. Da kann man sich jedes Mal ein Stück abschneiden. Wir befassen uns schon seit vielen Jahren intensiv mit der Biodiversität. Von daher freut es mich, dass Delinat in diesem Bereich einen neuen Schritt macht und auch hier wiederum eine Vorreiterrolle einnimmt.»

Winzertreffen in Spanien

Dieses Jahr durften wir das Delinat-Winzertreffen auf dem Weingut Pago Casa Gran von Carlos Laso – dem spanischen Forschungspartner des Delinat-Instituts durchführen. Erwartungsgemäss kam es bei dem von Winzerberater Daniel Wyss (Delinat) vorgetragenen Thema «Begrünung» zu Diskussionen. In Spanien herrschte gerade eine extreme Trockenheit. Das nährte die Befürchtung, eine Begrünung könnte zur Konkurrenz werden und den Reben Nährstoffe und vor allem Wasser entziehen.

Winzertreffen Spanien 2012 bei Pago Casa Gran

Winzerberater Daniel Wyss (Mitte, im roten Pullover) mit den spanischen Winzerinnen und Winzern im Weinberg

Nach einem traditionellen Arroz (so nennt man hier die Paella) führten uns Carlos und sein Team bei herrlichem Sonnenschein aber gefühlten Minustemperaturen durch die Weinberge. Auch hier stiessen die Parzellen mit Dauerbegrünung auf besonderes Interesse. Carlos bearbeitet hier den Boden im Winter gar nicht und im Sommer nur teilweise, so dass sich jetzt ein grüner Teppich gebildet hat. Dieser dient der Humusbildung. Damit wird das Wasser- und Nährstoffspeichervermögen der Böden verbessert. Gleichzeitig haben Leguminosen (Kleearten) eine Düngewirkung für die Reben. Die positive Wirkung ist hier ganz offensichtlich – allerdings hatte Carlos auch etwas Glück. In andern Regionen Spaniens hat es nämlich seit 7 Monaten kaum mehr geregnet, weshalb die Einsaaten nicht keimen konnten.

Zurück zur Mischkultur

Auf grosses Interesse stiess auch die kürzlich mitten in einem Weinberg angelegte, mit Steinen gesäumte und mit Wildkräutern bewachsene Olivenbaumreihe. Diese erfüllt gleich mehrere Funktionen. Die Olivenbäume durchbrechen die Monokultur und erhöhen die Biodiversität ebenso wie die Steine und Kräuterbüsche, die Refugien für allerlei Reptilien und Insekten bilden. Ausserdem sind die Oliven eine willkommene Sekundärkultur zu den Reben – sie werden zu Öl verarbeitet. Bleibt zu hoffen, dass diese ökologische Aufwertung des Weinberges Schule macht.

Auch die Geselligkeit kam am diesjährigen Winzertreffen nicht zu kurz. So konnte auf den 63. Geburtstag von Antonio Alfonso vom Weingut Volvoreta angestossen werden und Winzer Santi Ramírez (Loatum) ging als Sieger aus einem vorösterlichen «Eiertütsch» hervor.

Winzermeeting auf Château Duvivier: Biodiversität und Richtlinien

Heute war ein abwechslungsreicher, interessanter Tag. Am Morgen waren die Winzer/innen mit einer Theorielektion über die Wechselwirkung der Bodenlebewesen bis hin zu den Bakterien gefordert worden. Ausserdem erklärten  ihnen Hans-Peter Schmidt und Claudio Niggli vom Delinat-Institut die Vorteile und die Bereicherung durch eine hohe Biodiversität im Rebberg.

Eine Herausforderung: die neuen Delinat-Bio-Richtlinien

Am Nachmittag wurden die neuen Delinat-Bio-Richtlinien vorgestellt. Das Echo  der Winzer/innen war positiv, auch wenn es für alle eine grosse Herausforderung bedeutet, diese Richtlinien zu erfüllen. Die meisten Bedenken konnten aber aus dem Weg geräumt werden. Die Winzer/innen sind sehr motiviert, die gesteckten Ziele zu erreichen.

Gemeinsame Plattform für die Winzer

Hier zeigte sich dann der erste praktische positive Effekt des Treffens und der gemeinsamen Arbeit: Die Winzer/innen wollen nun  untereinander Wissens-Plattformen schaffen, auf denen sie ihre Erfahrungen austauschen können. Wir konnten nämlich feststellen, dass auf viele Fragen und Sorgen des einen Winzers  ein Anderer bereits die Antwort  kennt.

Biodiversität in der Praxis

In einer gemeinsamen Aktion haben wir dann auf Château Duvivier so genannte biologische „Hotspots“ angelegt. Im Vorfeld waren einzelne Rebzeilen herausgerissen worden, um Platz zu schaffen. Heute haben wir dann dort Sanddorn, wilde Apfel- und Birnbäume, Felsbirne, Feigenbäume und  Weinbergpfirsiche gepflanzt; diese Bäume werden künftig den Weinberg bereichern und beleben. Bei dieser Arbeit sah man auch, welche Winzer tatsächlich noch Winzer sind und welche schon zu Bürohengsten mutiert sind! Spass beiseite, wir haben natürlich nur waschechte Winzer, die wetteiferten, wer ein tieferes Loch graben kann!

Es wird Frühling!

Bis vor zwei Tagen war auch hier in der Provence noch Winter, aber wenn Delinat grosse Projekte hat und die Winzer mobilisiert, schenkt uns Petrus Sonnenschein und frühlingshafte Temperaturen. Jetzt freuen wir uns alle auf den Aperitif und das wohlverdiente Abendessen. Es wird sicher von anregenden Diskussionen begleitet.

Winzertreffen auf Château Duvivier – Ankunft der Winzer

Gestern vom Nachmittag bis spät in der Nacht sind die Delinat-Partner auf Château Duvivier in der Provence eingetroffen, Winzer von insgesamt 18 Weingütern. So durften wir aus Spanien Josep Albet i Noya aus dem Penedès sowie Daniel und Maria Sanchez vom Weingut Azul y Garanza (Navarra) begrüssen. Aus Italien reisten Michael Schaffer vom Weingut La Luna del Rospo (Piemont), die Gebrüder Fasoli (La Casetta, Venetien) und Massimo Maggio (Maggio Vini,  Sizilien) an, aus Deutschland Timo Dienhart (Römerkelter, Mosel), Walter und Anette Zimmer (Hirschhof, Rheinhessen) und Alexander Pflüger mit seiner Frau Aline (Weingut Pflüger, Pfalz).

Aus Frankreich durften wir Xavier Sabourand von Château Coulon empfangen, der verantwortlich ist für die Rebgärten. Des Weiteren kamen Gilles Louvet von Narbonne und Jean-François und Thomas Achard von dem Städtchen Die, einer kleinen Schaumweinregion im Tal des Drôme.

Aus Österreich sind mit ein wenig Verspätung auch Werner und Annelise Michlits, die Eltern von Werner junior eingetroffen. Die Wegbeschreibung ihres Sohnes scheint nicht in jedem Detail die erforderliche Klarheit enthalten zu haben, um auch des Nachts  in der Wildnis der Provence den richtigen Weg zu finden. So irgendwann gegen 2 Uhr am Morgen soll das Paar eingetroffen sein. – Am Frühstückstisch waren sie zwar sehr glücklich und aufgestellt, aber doch auch ein wenig gezeichnet von der nächtlichen Irrfahrt.

Dank Sylvia und Uwe Fahs von Château Duvivier konnten sich alle Teilnehmer an einem sehr guten Abendessen erlaben. Es war richtiggehend erbauend, vielerlei Gespräche mit den verschiedensten Winzern aus ganz Europa zu führen, die sich zum Teil gegenseitig erst kennenlernten; Erfahrungen auszutauschen, das Essen zu geniessen, guten Wein zu trinken, einen schönen und unterhaltsamen Abend zu haben – ein guter Einstieg für das doch recht volle Programm der nächsten zwei Tage.

Jetzt ist es Mittwochmorgen, und das Winzertreffen wird gleich beginnen. Thema: Biodiversität im Weinberg. Welche praktischen Massnahmen können ergriffen werden, um den Schutz der Biodiversität zu erhöhen und das System Weinberg komplexer und somit resistenter zu machen?

Wir werden berichten – und  wenn Sie es ganz aktuell möchten: Schauen Sie auch auf unsere Facebook-Seite oder folgen Sie uns auf Twitter!

Winzertreffen auf Château Duvivier

Es ist schon eine Tradition: das alljährliche Treffen der wichtigsten Delinat-Winzer/innen auf Château Duvivier in der Provence – Château Duvivier ist das Ferien- und Versuchsweingut der Delinat und ihrer Partner. Wenn etwa 20 engagierte, ökologisch arbeitende Winzer in dieser traumhaften Umgebung zusammen treffen, um theoretisch und praktisch an der Weiterentwicklung des biologischen Weinbaus zu arbeiten, dann ist das schon eine spezielle Situation. Schon manche Pläne wurden hier ausgearbeitet, Diskussionen über neue ökologische Ansätze geführt – und natürlich so manches gute Glas Wein geleert.

Biodiversität im Weinberg – Theorie und Praxis

Das diesjährige Treffen beginnt morgen, Mittwoch und bietet den teilnehmenden Winzer/innen wieder ein volles und hochkarätiges Programm: Der erste Tag steht ganz im Zeichen der Biodiversität. Neben den fachlichen Vorträgen soll eine 5 Hektar grosse Parzelle nach der Charta für Biodiversität umgestaltet werden. Gemeinsam werden Hecken, Büsche und Bäume gepflanzt und drei biologische Hotspots installiert.

Klimafarming und Biokohle

Am zweiten Tag geht es dann u.a. um Klimafarming: Neue Erkenntnisse aus der Biokohle- und Humusforschung werden vorgestellt. Ziel ist nicht nur die Verbesserung der Weinqualität, sondern auch die klimaneutrale Produktion von Wein! Zusätzlich werden alle Delinat-Winzer/innen jeweils eigene besondere ökologische Massnahmen und Ideen präsentieren.

Neue Delinat-Richtlinien

Eigentlicher Höhepunkt des Treffens aber wird die feierliche Verabschiedung der neuen Delinat-Richtlinien sein: Zwar waren die Delinat-Richtlinien schon immer etwas strenger als die anderen. Die neuen Delinat-Richtlinien aber sind unserer Meinung nach ein Meilenstein nicht nur für die Delinat-Winzer/innen, sondern für die gesamte Bio-Weinbau-Bewegung. Diese Richtlinien wollen wir in den nächsten Wochen Stück für Stück hier auf dem Delinat-Blog mit Ihnen diskutieren.

Aber zurück zum Winzertreffen: in den nächsten Tagen werden wir Ihnen in Wort und Bild davon berichten – auch von den kulinarischen und vinophilen Höhepunkten, die nicht ausbleiben, wenn sich so viele Genuss-Menschen für ein paar  Tage versammeln…