Auf ein Glas mit … Christoph Raffelt

Das Kochen stand am Anfang seiner Weinleidenschaft. Dann wurde der gebürtige Rheinländer Christoph Raffelt Weinblogger und etablierte in Hamburg sein Büro für Wein & Kommunikation. Wir trafen den bioaffinen Autor und Geniesser auf ein Glas Wein zum Interview.

Du beschäftigst dich schon lange mit dem Thema Wein, warst einer der ersten Weinblogger. Wie kam es dazu?
Christoph Raffelt: Die Ursache dafür war, dass ich mir eine Datenbank mit Notizen zerschossen hatte. Da damals Blogs insgesamt populär wurden und ein Freund von mir, mit dem ich heute den Live- Podcast WRINT Flaschen herausgebe, auch damit angefangen hatte, dachte ich, ich probiere das mal aus.

Christoph Raffel, Weinblogger
Christoph Raffelt: «Für mich findet Genuss im Kleinen statt. Zum Beispiel, wenn ich mit meinen Kindern Pasta selber produziere aus Eiern von glücklichen Hühnern.»

Welchen Weinblogger liest du gern, wen kannst du den Delinat-Kundinnen und -Kunden empfehlen?
Ich glaube, dass sich das Thema Blog weitestgehend überholt hat. Oft sind Blogs einfach noch Deckmantel für sogenannte Influencer. In Deutschland lese ich eigentlich nur noch professionelle Blogger wie Schnutentunker oder Chezmatze, in UK Jamie Goodes The Wineanorak.

In diesen Tagen ist viel die Rede von virtuellen Weinproben, da man sich nicht zu echten Degustationen treffen und auch keine Weinkurse besuchen kann. Was hältst du davon?
Ich finde das eine gute Möglichkeit, Menschen zusammenzubringen, wenn sie für ein Thema schwärmen oder zumindest daran interessiert sind. Es gibt viele verschiedene Formen, wie man so etwas machen kann. Tatsächlich bieten wir mit dem angesprochenen Podcast WRINT Flaschen genau so etwas an. Allerdings schon seit 2012. Das läuft bei uns nicht über Video, sondern über Audio und Chat, aber alle können sich daran beteiligen und im Vorfeld die Weine beim jeweiligen Händler oder Winzer kaufen.

Weine von Delinat waren aber noch nicht dabei, oder?
Nein, tatsächlich nicht, aber was nicht ist, sollte vielleicht noch werden.

Persönlich
Christoph Raffelt arbeitet und lebt mit seiner Familie seit 2012 in Hamburg. Bereits 2007 begann er mit Bloggen. Sein Blog originalverkorkt.de gehört zu den frühen Wein-Blogs und ist einer der wenigen, die auch heute noch existieren. Allerdings ist er in den letzten Jahren viel mehr eine Plattform für Podcasts geworden, während sich Raffelt mittlerweile mit seinem Büro für Wein & Kommunikation als Journalist, Autor und Texter etabliert hat. Mit seiner Frau, die an der Hochschule für Künste im Sozialen in Ottersberg lehrt, seinem Sohn und seiner Tochter trifft er sich oft und gerne in der Küche, wo gemeinsam gekocht und gegessen wird.

Von Anfang an war für dich nachhaltige und/oder biologische Erzeugung wichtig. Warum?
Weil ich so aufgewachsen bin. Zu Hause gab es schon in meiner Kindheit im Wesentlichen Produkte vom Biostand auf dem Wochenmarkt, vom Bioladen und aus dem Reformhaus. Dann will man sich auch beim Wein eigentlich nichts anderes auf den Tisch stellen. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich kein Dogmatiker bin. Aber ich würde sagen, zu 97 Prozent kaufe ich ausschliesslich Bioweine, die auch so deklariert sind. Das hat allerdings auch damit zu tun, dass viele der wirklich guten Betriebe längst biologisch arbeiten, weil für sie klar ist, dass der Wein einfach besser wird.

Was bedeutet Genuss für dich?
Genuss ist für mich ein Teil der Kultur. Genussfähigkeit haben wir uns errungen, und ich bin ein grosser Verfechter davon, dass wir Genuss intensiv leben. Und das meine ich überhaupt nicht snobistisch. Für mich ist Genuss nicht Kaviar mit ultrararem Champagner. Für mich findet Genuss vor allem im Kleinen statt. Zum Beispiel, wenn ich mit meinen Kindern Pasta selber produziere aus sehr gutem Mehl und vielen Eiern von glücklichen Hühnern, diese nur in Butter und gereiftem Parmesan schwenke und dazu einen Barbera d’Asti aufmache. Das kann vollendeter Genuss sein. Wer nur konsumieren will, sollte zum Discounter gehen. Wer aber geniessen will, sollte sich bewusst sein, was er zu sich nimmt und wie es entstanden ist. So kann Genussfähigkeit meiner Ansicht nach auch zu mehr Nachhaltigkeit führen.

Für welche Weine schlägt dein Herz besonders, und hat sich das im Laufe der Zeit verändert?
Oh ja, das hat es. Der erste Wein, den ich mir im Alter von 19 Jahren gekauft habe, war ein Zinfandel aus Kalifornien mit viel Frucht und viel Holz. Dann gab es viel Wein aus Spanien und dem Süden Frankreichs, irgendwann dann aus Bordeaux. Schliesslich wurden es immer mehr Weissweine, Schaumweine und Burgunder. Seit langer Zeit schlägt mein Herz besonders für Weine von der Loire, doch ansonsten, so glaube ich, bin ich sehr offen und probiere bis heute ständig Neues wie beispielsweise PIWIs bzw. Altes, was wiederentdeckt wurde. Denn auch das gehört ja zum modernen Weinbau dazu: die Gegenbewegung vieler kleiner Winzer, die der üblichen Handvoll Rebsorten alte Sorten entgegenstellen, die wieder neu kultiviert werden.

Weintipp von Christoph Raffelt

La Luna del Rospo Bric Rocche

Barbera ist eine sehr komplette Rebsorte mit viel Kraft und viel seidiger Eleganz, vor allem aber mit satter dunkler Frucht und zudem mit einer Erdigkeit, die wohl allen roten Piemonteser Rebsorten zu eigen ist. Barbera Superiore Bric Rocche vom Weingut La Luna del Rospo stammt aus einem 50 Jahre alten Rebberg bei Monferrato und bringt eine ganz eigene Würze mit.

La Luna del Rospo Bric Rocche
Barbera Superiore DOCG 2017
www.delinat.com/luna-del-rospo-bric-rocche-barbera-asti

Einige Worte zum neuen Delinat-Blog

Ein Delinat-Blog? Was soll das – werden Sie vielleicht spontan denken. Wo es doch schon Millionen von Blogs gibt, die kaum beachtet werden.

Blogs sind Dialog

Tatsächlich gibt es aber Themen- und Firmenblogs, die es in sich haben. Viele News-Portale sind mit Blog-Technologie gebaut und laden mit ihrer aufgeräumten und einfach zu bedienenden Oberfläche zum Lesen und Kommentieren ein. Und genau das ist das Erfolgskonzept der Blogs: Sie bieten Dialog an. Anders aber als in Foren, bei denen der rote Faden schnell einmal verloren geht, geben in Blogs die Autoren die Themen vor. Gute Blogs berichten kurz, ernsthaft und auf hohem Niveau, illustriert von Bildern und kurzen Videos. Und alle Leser sind zur Diskussion eingeladen, können ganz einfach einen Kommentar abgeben.

Die Weinbergschnecke - Symbol für Nachhaltigkeit und Gütesiegel bei Delinat
Die Weinbergschnecke – Symbol für Nachhaltigkeit und Gütesiegel bei Delinat

Information und Diskussion

Im Delinat-Blog werden wir aktuelle Kurzartikel über unsere Kernthemen Wein, Genuss und Ökologie veröffentlichen. Wir laden Sie dazu ein, quasi mit unseren Einkäufern die Delinat-Winzer zu besuchen: Deren Berichte zu lesen, Fotos und Videos zu betrachten – und Ihre Kommentare abzugeben! Auch wird es gelegentlich Delinat-Interna geben und Beiträge zum Schmunzeln. Oft werden wir aktiv zur Diskussion aufrufen und Kundinnen, Winzer und Ökologen zum Meinungsaustausch einladen. Wöchentlich werden zwei bis drei Beiträge erscheinen.

Blog als Brücke

Das Delinat-Blog baut eine Brücke zwischen WeinLese, Ithaka-Journal und Newsletter. Es wird aktueller sein als die WeinLese, weniger ausführlich als das Ithaka-Journal und es wird den Newsletter kürzer werden lassen. Und es wird Raum für Inhalte liefern, die jetzt nirgends untergebracht werden können, z.B. Neues direkt von den Weinhöfen und aktuelle Themen aus der Weinwelt, oft illustriert mit kurzen Videos.

Freuen Sie sich mit mir auf diese neue Form der Kommunikation!