Delinat-Weindepot St. Gallen – ein vorsommerlicher Abend Anfang Juni: Ruhige Konzentration liegt auf den Gesichtern. Die Frauen und Männer halten das Glas gegen das Licht, sie schnuppern, sie denken, dann schlürfen sie. Ein paar schnelle Notizen auf ein Blatt, dann kommt der nächste Wein. Gelingt es, die 100 und mehr Franken teuren Prestige-Weine herauszufinden, die sich hier mit einigen der besten Tropfen aus biologischem Anbau für weniger als 40 Franken messen?
Grosser Andrang
Vor zwei Jahren entstand die Idee, Delinat-Spitzengewächse in einer Blinddegustation mit teuren Kultweinen aus konventionellem Anbau zu vergleichen. Eine gute Idee, wie sich bald herausstellte. Die «Königsklasse» wird in den Delinat-Weindepots in Basel, Bern, Olten und St. Gallen zweimal jährlich angeboten und ist immer schnell ausgebucht. «Jeder Teilnehmer soll für sich den Wert eines Weines einschätzen», erklärt Dirk Wasilewski das Ziel der Veranstaltung. Der Diplom-Sommelier stellt die Auswahl der Weine zusammen und führt durch die Degustation. Zwölf Flaschen Wein im Wert von rund 1000 Franken kommen dabei auf den Tisch. Darunter so weltbekannte Marken wie der Opus One aus dem Napa Valley oder der Tignanello aus der Toskana.
Verkostet wird in fünf Runden zu je zwei bis drei Weinen, die möglichst gut vergleichbar sind in Traubenzusammenstellung, Herkunft und Jahrgang. Mit dabei in jeder Runde ist ein Delinat-Spitzenwein wie der Conventino Vino Nobile di Montepulciano aus der Toskana oder die Reserva Martí von Albet i Noya aus dem Penedès.
«Wie viel würden Sie für diesen Wein ausgeben?», lautet die Frage an die Teilnehmer, wenn sie die ersten zwei Gläser vor sich stehen haben. Heute Abend steht das erste Angebot nach anfänglichem Zögern bei 25 Franken. Die Überraschung ist perfekt, als das Geheimnis gelüftet wird, denn tatsächlich kostet der probierte Spanier, ein Spitzengewächs aus der Ribera del Duero, 135 Franken. Der Delinat-Wein in derselben Runde (Valdega Reserva Navarra) wird mit 20 Franken etwas höher bewertet als sein wirklicher Preis (17 Franken). «Das ist schon interessant», sagt Katarina Böni, die zusammen mit ihrem Mann Daniel zum ersten Mal an einer solchen Degustation teilnimmt. «Man richtet den Preis nach seinen persönlichen Vorlieben. Wenn der Wein schmeckt, ist man auch bereit, mehr dafür zu bezahlen.»
Staunende Gesichter
Das Staunen über die riesigen Preisunterschiede zieht sich durch den ganzen Probierabend. Mit grosser Spannung wird die letzte Runde erwartet. Würde man den mit 275 Franken teuersten Wein herausschmecken können? Es wird probiert, nochmals probiert, verglichen, abgewogen – am Ende tippt nur einer der 16 Teilnehmer richtig auf den Opus One in Glas drei. Für das Delinat-Spitzengewächs Reserva Martí hätten die Teilnehmer bis zu 80 Franken ausgegeben, kosten tut er 36.
«Ich hab schon wieder nicht gemerkt, welches der teuerste Wein war», sagt Hans Jakob Nold und lacht. Der langjährige Delinat-Kunde ist mit seiner Frau Simone gekommen. «Unser Lieblingswein ist die Reserva Martí von Albet i Noya. Und der hat bestanden, auch neben dem Opus One», stellen die beiden zufrieden fest.
Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.delinat.com/veranstaltungen