Forschungs-Weinberg Mythopia

Im Sommer 2012 wurde in 3Sat ein kurzer Bericht über das Delinat-Institut gezeigt. Leider nur 5 Minuten! Das reicht doch nicht, da gibt es doch viel mehr zu wissen und zu erfahren. Abhilfe folgte prompt von Delinat selbst: Kurz darauf erschien ein E-Mail, mit der Einladung, sich doch mal das Freiluftlabor Mythopia  anzuschauen. Na wunderbar, als ob meine Gedanken gelesen wurden.

Claudio Niggli führte engagiert, fachlich kompetent und mit Leidenschaft durch die Weinberge des Delinat-Instituts.

Claudio Niggli will uns am 15. September durch das Gelände führen. Und dann kommt dieser Tag: traumhaftes Wetter. Es sind bis zu 23 Grad angesagt, Sonne den ganzen Tag. Wunderbar! Das Treffen ist am Bahnhof in Sion. Dort steht für die mit dem Zug Angereisten ein Bus bereit.

Wir fahren direkt mit dem Auto zum Weinberg. Im Wallis angekommen, nach Sion, dann weiter nach St. Leonard, und dann links ab den Hügel hoch. Nach 300m treffen wir auf ein Gruppe Wanderer, wie uns scheint. Weit gefehlt, es war die Besuchsgruppe, die mit dem Bus hätte hochgefahren werden sollen. Der Bus war zu gross, um die engen Kurven zum Weinberg umrunden zu können. Da passt es gut, dass wir mit dem Fahrzeug gekommen sind. Flugs drei weitere Personen eingeladen, und nach oben gebracht. Immerhin 3 km. Nach kurzer Zeit waren wir dann oben am Weinberg versammelt.

Claudio beginnt die Führung mit einer Erklärung über die Anfänge des Weinbergs, wie es zu den Ideen kam, und was die Motivation hinter dieser Versuchsanlage ist. Der geneigte Delinat Leser kennt das natürlich aus dem WeinLese-Magazin, aber hier ist es zum Anfassen!

In den nächsten 2 Stunden sollten wir also alles Wissenswerte erfahren. Etwas über die Geschichte des Walliser Weinanbaus, von Chasselas, Gamay und Pinot Noir, über die Potentiale und auch die Ängste, und was das alles mit dem Institut zu tun hat. Um alles genauer zu erläutern, führt uns Claudio den Weinberg hinauf.

Claudio ist jung, wie wir später erfahren durften – wir brauchen etwas länger, um beim Aufstieg hinterher zukommen!

An den Rebzeilen erfahren wir, wie der Gedanke der ökologischen Weinerzeugung im Delinat-Institut umgesetzt wird. Praktisch, dass gleich neben Mythopia konventioneller Weinanbau betrieben wird. Dort die kahlen, toten Böden, teilweise vom Hubschrauber gespritzt, mit oberirdischen Wasserverteilern, und hier halt Mythopia. Sehr anschaulich:

Die Bodenkultur mit der Begrünung durch verschiedenste Pflanzen, die unterirdische Bewässerung, die Einbeziehung von Nützlingen, die Methoden zur Bekämpfung des falschen und des echten Mehltaus, Bodenerosion,  Pflanzenkohle (Terra Preta), und alles, was wir sonst noch so wissen möchten. Uns begegnet hier die Aronia, der Weinbergpfirsich, Erdbeeren oder auch Tomaten. Dort sehen wir Schmetterlinge, es gibt erstaunlich viele Grashüpfer, wir sehen Eidechsen. Der Weinberg lebt !

Klar, man kann alles auf den Webseiten des Delinat-Instituts oder auch im Ithaka Journal nachlesen. Hier ist es anschaulich und begreifbar dargestellt. Claudio nimmt eine Handvoll Boden und zeigt uns den Unterschied zu den Nachbarn mit konventionellem Anbau. Er zupft hier ein paar Blätter ab, zeigt uns die gesunden oder auch die vom Mehltau befallenen Pinot Noir-Trauben, weist auf die verschiedenen Pflanzen und Tiere hin, beschreibt die Zusammenhänge im Naturkreislauf, die Erfolge und auch die Misserfolge, oder die Vor- und Nachteile für Weinbauern, die ja immer auch unter  ökonomischen Druck stehen. Claudio macht das fachlich exzellent, und mit Passion! Da wird kein Programm abgespult, man spürt den Idealismus und die Begeisterung für dieses Institut. Nach ca. 2 Stunden kommen wir oben am Weinberg zum Ende der Führung, und uns erwartet ein gedeckter Tisch.

Es gibt leckeren Tomatensalat und danach ein Raclette, begleitet vom Mythopia-Wein.

Alle Teilnehmer haben nun die Möglichkeit, den Erfahrungsaustausch zu intensivieren. Wo ginge das besser als bei einer leckeren Mahlzeit im Weinberg? Claudio wird mit uns am Ende dann noch die weiteren Weine des Instituts degustieren.

Das war ein super Ausflug ins Wallis, und allemal die Reise wert. Vielen Dank Claudio!

Von Volker Nowarra, Delinat-Kunde

PS.: Der Fotograf Patrick Rey begleitet die Entwicklung Mythopias seit über 5 Jahren. In seiner Mythopia-Galerie hat er einige der schönsten Bilder ausgewält, die Sie unter folgendem Link betrachten können: Mythopia-Galerie.

Wein-Urlaub in Südfrankreich

Um mehr über die Weine von Delinat zu erfahren, beschlossen meine Frau und ich, im Mai drei Weingüter in Frankreich zu besuchen. Seit 10 Jahren kaufen wir Wein bei Delinat. Nun wollten wir uns mal mehr als ein einfaches Einkaufserlebnis gönnen: Urlaub verbunden mit Besuchen auf Château Duvivier (na klar!), Tour de Vidaux (Volker Weindel) und Château Coulon (Louis Fabre).

Château Duvivier

Morgens fahren wir also in Baden (Schweiz) mit dem Auto via Genf los, über Grenoble und die alten Route Napoleon in die Provence nach Pontevès. Das ist eine angenehme Fahrt ohne jede Hektik. Gegen 18 Uhr kommen wir auf Château Duvivier an, und werden von Silvia Fahs freundlich empfangen. Das Zimmer ist angenehm, mit Blick auf die Maulbeerbaum Allee «hinter» dem Haus.

Die Maulbeerbäume «hinter» dem Haus – nur Eingeweihte wissen, warum «hinter» in Anführungszeichen steht!

Frau Fahs empfiehlt uns, um 18:30 zum Apéro zu kommen. Wir sind noch nicht richtig entschlossen, nehmen dann aber doch teil. Wir treffen andere Gäste, geniessen zwei bis drei Delinat-Weine mit Oliven. Und dann der Knaller! Uwe Fahs kommt hinzu, und erklärt uns, wie er das Menu für diesen Abend zubereitet hat. Sensationell! Den Salat mit den Kräutern, die Suppe, das Hauptmenu und auch die Nachspeise. Der mit Abstand beste Apéro, den ich je genossen habe.

Wir sind von der Anreise recht hungrig: Man kann sich vorstellen, wie uns das Wasser im Munde zusammenfliesst. Wir sind begeistert, wir haben so etwas noch nie erlebt. Als Uwe Fahs den Apéro mit uns beendet und sich wieder seiner Küche zuwendet, dauert es etwa eine halbe Stunde: Dann dürfen wir seine Erklärung beim Apéro gegen das Abendessen verifizieren. Und es ist grandios. Wir werden uns sicher wieder für einen Besuch anmelden!

Den Folgetag beginnen wir mit einem leckeren Frühstücksbuffet, und ein paar Tipps von Silvia Fahs führen uns in der Provence herum. Wir freuen uns natürlich heimlich auf den Abend – und den nächsten Apéro. Auf dem Markt im Nachbarort kaufen wir ein paar Souvenirs, In den Hügeln rundherum wächst Lavendel, Thymian und Rosmarin. „Hhhhmmmm, so aromatisch – riech mal dran! Davon müssen wir zu Hause haben.“

La Tour des Vidaux

Nach zwei Tagen auf Château Duvivier fahren wir ca. eine Stunde Richtung Süden zu Volker Paul Weindel (La Tour des Vidaux). Da sein Gästehaus ausgebucht ist, empfiehlt er uns eine kleine Pension in unmittelbarer Nähe. Wir mieten uns für zwei Nächte dort ein.

Als wir dann bei Volker Weindel sind, nimmt er sich die Zeit, uns sein Weingut zu zeigen. Er hat Spass am Experiment, und sein musikalisch untermalter Weinkeller ist doch überraschend. Im Weinberg stehen neben den Reben auch Olivenbäume. Aha, sehr gut zu wissen, von seinem Olivenöl nehmen wir später auch noch was mit!

Im Keller angekommen, stehen neben den Barriques und den grossen Eichenfässern diese Betoneier, die unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Es sind ca. 2m hohe Gebilde, in eiförmiger Gestalt, in denen der Wein gelagert und ausgebaut wird. Vom Geschmack werden wir uns später überzeugen, wenn wir wieder oben sind. Wir begreifen förmlich den Weinherstellungsprozess, von der Rebe bis in die Flasche. Und bei allem die sympathische Ausstrahlung von Volker Weindel, der bei allem Engagement nie versucht, seine Überzeugung Anderen überzustülpen. Im Weinkeller kann man seine Zeit schon verbringen!

Zurück oben im Hause probieren wir seine Weine. Neben den Delinat-Weinen werden noch andere angeboten, die uns genauso überzeugen. Wir entscheiden uns neben Bekanntem auch für den Wein, der nicht im Delinat Sortiment ist. Und zwei Flaschen Olivenöl kommen auch noch mit. Es ist naturtrüb. Zu Hause wird es sich zeigen, was es im Salat hergibt.

Richtung Canal de Midi

Am nächsten Morgen geht es weiter Richtung Canal de Midi. Ein Zwischenstopp legen wir bei Chateâu Estoublon ein, auch ein Weingut, welches sich der naturnahen Produktionsmethode verschrieben hat. Uns interessiert hier weniger der Wein, vielmehr das Olivenöl. Davon gibt es mehrere, und wir hatten davon schon welche zu Hause. Also gegen Mittag dort eingekehrt, das Restaurant überfallen, und gut genährt dem Verkaufsraum genähert. Dort haben wir die verschiedenen Olivenöle probiert, und uns mit weiteren Vorräten eingedeckt. Weiter Richtung Cap d’Agde, dort wartet im Bootshafen am Canal du Midi ein Boot auf uns. Damit wollen wir 6 Tage auf dem Kanal rumschippern. Es sind Boote, die man ohne Führerschein fahren kann, und allein so eine Bootstour füllt Bände…

Château Coulon

Man braucht etwa zwei Tage auf dem Boot, um über den Kanal zu unserem nächsten Ziel zu gelangen: Château Coulon. Dieses Château liegt allerdings nicht genau am Canal. Daher machen wir das Boot in der Nähe von Argens-Minervois fest und fahren mit dem Taxi auf den Markt nach Lézignan-Corbières – auf eine Erwähnung im WeinLese-Magazin.

Auf dem Platanen bestandenen Marktplatz gibt es leckere Salami und Käse für die daheim Gebliebenen.

Nach dem Einkauf geht es also zum Château Coulon. Dort werden wir im Verkaufsraum von einer Angestellten über die Weine informiert, und als ich das Stichwort «Delinat» erwähne, sagt sie: «Halt, da ist der Chef zuständig. Ich hole ihn gerade mal». Wir waren verblüfft, aber dann kommt Louis Fabre und erklärt uns seine Weinphilosophie. Wir probieren die verschiedenen Weine und erfahren viel über seine Domäne und die im Umbau befindlichen Flächen. Nach einer halben Stunde sagt er: «Kommt mit, wir fahren hoch auf den Hügel, da zeige ich Euch meine Anbauflächen». Sein Cousin gesellt sich dazu, und nach kurzer Fahrt kommen wir oben auf dem Hügel an und geniessen einen wunderbaren Ausblick über die Gegend.

Auf dem Hügel erklärt uns Louis Fabre seine Domaine Coulon

Nebenbei: Es gibt hier viele Windkraftanlagen, die nur noch mehr untermauern, wie sinnvoll das Gesamtpaket Umweltschutz betrachtet werden muss (wir wissen, da hat die Schweiz noch reichlich Potential…). Louis Fabre erklärt uns also die besondere Lage mit den drei typischen Winden (vom Mittelmeer, von den Pyrenäen und «von rechts» der Ostwind. Der Wein wird übrigens nicht an den Hängen angebaut, weil dort das Wasser zu schnell abfliesst. Alle Weinfelder liegen in der Ebene.

Grenache, Syrah, Carignan – ich gebe ja ehrlich zu, ich kann sie nicht unterscheiden. Meine Frau sagt, die Reben mit den dunkelgrünen Blättern sind die Grenaches… Zurück im Degustier-Raum lernen wir weiteres vom Weingut kennen, und am Ende einen Desertwein: 17% Alkohol, aus Grenache, süsslich – passt bestens zu einem Madeleine oder Schokomuffin 😉

Noch ein Hinweis: das kleine Restaurant direkt neben der Domaine Coulon hat Mittwochs geschlossen. Schade, unglücklich getroffen, denn Mittwochs ist ja auch der Markt in Lézignan-Corbières. Beim nächsten Mal denn wohl…

Wieder zu Hause angekommen, kann ich sagen, dass diese Reise mit Abstechern zu den Weingütern eine wahre Wohltat für uns gewesen ist. Kulinarisch sind wir dort auf unsere Kosten gekommen, und zu Hause ist der Effekt noch immer anhaltend. Der Wein hat nichts von seiner Stärke und Kraft verloren, das Olivenöl kommt sehr gut im Salat an, die Kräuter aus der Provence wachsen nun in unserem (Delinat-)Fenstergarten mit dieser Terra Preta-Erde.

Wir werden diese von Delinat inspirierte Rundreise bestimmt nochmal wiederholen. Muttern hat nach den Bildern und dem Bericht schon ihr Interesse angemeldet. Ich muss mal schauen, wo der Canta Rasim herkommt.

Hier noch einige Referenzen, für die, die es uns gerne mal gleich tun wollen:

1) Château Duvivier, Banjol
Uwe und Sylvia Fahs
Route de Draguignan
83670 Pontevès
Telefon +33 4 94 77 20 06

2) Tour de Videaux
Quartier des Vidaux
83390 Pierrefeu du Var
+33 494 48 24 01

3) Château Estoublon
Route de Maussane
13990 Fontvieille

4) Wochenmarkt: Lézignan-Corbières
jeden Mittwoch

5) Château Coulon
Luc-sur-Orbieu
+33 468 271080

Das Restaurant, welches leider Mittwochs geschlossen hatte:
Restaurant La Luciole
3 Place de la République
11200 Luc-sur-Orbieu
+33 468 40 87 74