Albet i Noya im weltbesten Restaurant

Das englische Restaurant Magazine hat Celler de Can Roca in Girona (Katalonien) für 2013 zum besten Restaurant der Welt erkoren. Der spanische Biopionier Albet i Noya liefert dem Gourmettempel (3 Michelin- Sterne) seit Jahren den Haus-Cava. Jeder Gast wird im Celler de Can Roca mit einem Glas Albet-Cava willkommen geheissen. Der Schaumwein ist mit einer eigenen, goldenen Etikette versehen. «Wir liefern jedes Jahr 5000 Flaschen an diese Topadresse», freut sich Josep Maria Albet i Noya. Celler de Can Roca wird von Joan, Jordi und Josep Roca geführt. Die drei Brüder haben das Noma in Kopenhagen vom Thron gestossen, das in den vergangenen drei Jahren an der Spitze der weltbesten Restaurants stand.

Biorebflächen: Spanien an der Spitze

Bio-RebflächeGemäss aktuellsten Zahlen (September 2012) der Schweizer Forschungsanstalt für biologischen Landbau (FiBL) sind die Biorebflächen in Europa 2011 stark gewachsen. Mit gut 79 000 Hektar (8,2%) ist Spanien flächenmässig wieder Spitzenreiter, gefolgt von Frankreich mit gut 61 000 Hektar (7,8%) und Italien mit gut 52 000 Hektar (7,5%). Anteilmässig steht Österreich ganz oben: Hier wurden 2011 erstmals mehr als 10% der Rebfläche biologisch bewirtschaftet. In Deutschland sind es 5,6%, in der Schweiz noch weniger als 3%

Immun gegen Krankheiten

Der spanische Biopionier Josep Maria Albet i Noya glaubt an die Zukunft pilzwiderstandsfähiger Rebsorten (PIWI).
Der spanische Biopionier Josep Maria Albet i Noya glaubt an die Zukunft pilzwiderstandsfähiger Rebsorten (PIWI).

Der spanische Biopionier Josep Maria Albet i Noya glaubt an die Zukunft neuer, pilzwiderstandsfähiger Rebsorten (PIWI). Gemeinsam mit andern namhaften Kellereien hat er im Penedès ein Projekt lanciert, das zum Ziel hat, marktfähige Sorten zu züchten, die keine (oder fast keine) Behandlungen gegen Pilzkrankheiten mehr benötigen. Geleitet wird das Projekt vom Schweizer Winzer und PIWI-Spezialisten Valentin Blattner. Ob die Trauben der neuen Rebsorten für die Weinbereitung taugen, wird sich erst in ein paar Jahren zeigen

Heidelbeeren-Experiment am Delinat- Institut

Neben Heidelbeeren werden auf dem Delinat-Institut bereits andere Sekundärkulturen wie z.B. Tomaten und Kürbisse angebaut.
Neben Heidelbeeren werden auf dem Delinat-Institut bereits andere Sekundärkulturen wie z.B. Tomaten und Kürbisse angebaut.

Heidelbeeren-Experiment am Delinat- Institut. In den Weinbergen des Delinat- Instituts wurde im Frühjahr ein Versuch mit Heidelbeeren als Sekundärkultur zwischen den Reben gestartet. Die Krux: Heidelbeeren bevorzugen saure Böden, während die Reben auf basischen Böden wachsen. Durch den Einsatz von Terra Preta (Pflanzenkohle-Substrat) sowie Mykorrhiza- Pilzen scheint es allerdings zu gelingen, den Heidelbeeren gute Wachstumsbedingungen zu schaffen. «Jedenfalls sind sie gut angewachsen und werden schon bald eine erste kleine Ernte liefern», erklärt Institutsleiter Hans-Peter Schmidt. Als Sekundärkulturen wachsen in den Rebbergen des Forschungsinstituts bereits Erdbeeren, Himbeeren, Aronia, Pfirsiche, Kartoffeln, Tomaten und Kürbisse und einiges mehr.

«Es braucht Vorreiter wie Delinat»

Seit mehr als 20 Jahren engagiert sich Marion Hammerl aus Radolfzell am Bodensee auf lokaler, regionaler und internationaler Ebene für Umwelt- und Naturschutz. Sie setzt sich besonders für den Schutz der biologischen Vielfalt ein. Sie war Mitglied der Jury, die den deutschen Biodiversitätspreis 2013 des CSR-Forums an Delinat vergab. Wir sprachen mit ihr über Biodiversität, den Preis und Delinat.

Marion Hammerl
Marion Hammerl lebt am Bodensee.
Seit 20 Jahren wirft sie Rettungs –
ringe für eine intakte Natur.

Marion Hammerl, wir staunen, dass ein Schweizer Familienunternehmen mit dem Deutschen CSR-Preis in der Kategorie Biodiversität ausgezeichnet wird. Hat sich die Jury mit diesem Entscheid nicht schwer getan?
Marion Hammerl: In diesem Jahr waren die Bewerbungen aller Unternehmen qualitativ sehr gut. Jeder der drei Finalisten hätte eine Auszeichnung verdient – aber wir konnten nur einen Preis vergeben. Unsere Entscheidung haben wir entsprechend ausführlich diskutiert. Dass Delinat ein Schweizer Unternehmen ist, spielte keine Rolle, sondern vielmehr ob Konzept und Handeln rundum stimmig sind.

Wie stark war die Konkurrenz, der sich Delinat stellen musste?
Acht Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen und mit verschiedenen Schwerpunkten im Handlungsfeld Biodiversität hatten ihre Bewerbungen abgegeben.

Was hat den Ausschlag zugunsten von Delinat gegeben?
Delinat überzeugte durch das anspruchsvolle Konzept zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie die konsequente Umsetzung. Dazu gehören die strengen Richtlinien für den Vertragsweinbau und das umfassende Monitoring der Wirkungen der Massnahmen. Die Delinat-Charta für Biodiversität besteht nicht nur auf dem Papier, sondern wird in allen Geschäftsbereichen gelebt. Gut bewertet wurde auch die zielgruppenorientierte und originelle Öffentlichkeitsarbeit: Der Weinanbau gehört zu den Wirtschaftssektoren, wo das komplexe Thema Biodiversität ganz konkret dargestellt werden kann. Das tut Delinat und das kommt offensichtlich beim Verbraucher an!

Die Biorichtlinien von Delinat verlangen praktisch als einzige eine Förderung der Biodiversität in den Weinbergen. Ein Tropfen auf den heissen Stein?
Leider haben wir ja bei den Verhandlungen über die EU-Agrarreform wieder Rückschritte erlebt. Die von den NGOs geforderten 10% Rückzugsflächen für die Natur werden nicht beschlossen, weil dann angeblich die gesamte Landwirtschaft zusammenbrechen würde. Was die EU beschliesst, betrifft nicht die Schweiz – aber die Biodiversität in Europa. Umso wichtiger ist es, dass es private Initiativen wie die von Delinat gibt, die zeigen, dass es geht und dass die biologische Vielfalt nicht störend, sondern positiv wirkt.

Gemäss aktuellen Studien nimmt die Biodiversität in unseren Breitengraden trotz Bioboom weiterhin ab. Besteht aus Ihrer Sicht Hoffnung auf eine Trendwende?
Die aktuellen Studien kenne ich und wöchentlich kommen neue Hiobsbotschaften rein: die Zerstörung der letzten Rückzugsgebiete für die Orang Utans durch die Rodung des Tropenwalds für Palmölplantagen oder die wachsende Anzahl der gefährdeten Vogelarten auf der Roten Liste für Deutschland und Zentraleuropa. Als Vertreterin einer NGO bin ich zwar von Natur aus optimistisch – aber auch realistisch: Gesellschaft und Politiker haben sich auf eine «Politik der kleinen Schritte» verständigt. Das reicht nicht aus, um die Biodiversität in ihrer jetzigen Vielfalt zu retten. Aber es gibt Anzeichen dafür, dass die Bereitschaft grösser wird, die Arten und Dienstleistungen der Natur zu schützen, die uns nützen.

Worauf gründen Ihre Hoffnungen?
Ich will nicht verhehlen, dass ich manchmal ziemlich frustriert bin. Hoffnung und Optimismus werden gestärkt, wenn ich von überzeugenden Initiativen wie der von Delinat höre. Und der Kreis der Unternehmen, die verantwortungsvoll handeln, wird grösser. Ausserdem hoffe ich, dass die ökonomischen Zahlen überzeugen: Die Zerstörung von Biodiversität und Ökosystemen ist nicht umsonst – sie kostet der Wirtschaft viele Milliarden Dollar jährlich. Auch wenn jemand kein Öko ist, müsste ihm der gesunde Menschenverstand sagen, dass die meisten Dienstleistungen der Natur nicht zu ersetzen sind – auch nicht durch Technik. Neben Vorreiterunternehmen wie Delinat brauchen wir gesetzliche Vorgaben für die, die sich freiwillig nicht bewegen. Auch hier sehe ich erste Schritte in die richtige Richtung.

Ihr Wunsch für die Natur?
Kürzlich habe ich folgende kleine Geschichte gehört: Auf der intergalaktischen Mitgliederversammlung der Planeten sitzt ein Planet am runden Tisch mit einem ganz verkniffenen, sorgenvollen Gesicht. «Wie siehst du denn aus», fragt sein Nachbar, «gehts dir nicht gut?» «Oh», erwidert der Planet, «mir gehts schlecht – ich habe Homo sapiens!» «Mach dir keine Sorgen – das geht vorüber», tröstet ihn sein Nachbar. Ich wünsche mir für die Natur und für uns, dass unsere Einsicht nicht zu spät kommt!

Marion Hammerl ist hauptberuflich Geschäftsführerin der Bodensee-Stiftung, einer projektorientierten Naturschutzorganisation, die sich für nachhaltige Wirtschaftsweisen einsetzt. Ferner ist sie Präsidentin von Global Nature Fund (GNF), einer internationalen Stiftung für Umwelt und Natur. Beide Stiftungen haben ihren Sitz im deutschen Radolfszell am Bodensee.

La Colle – die muntere Erntetruppe

La Colle

Traubenernte von Hand ist Knochenarbeit. Selbst im ländlichen Südfrankreich ist es heute fast unmöglich, eine einheimische Erntetruppe zu rekrutieren. Die Winzerfamilie Lignères arbeitet deshalb seit über 15 Jahren mit Bauernfamilien zusammen, die Jahr für Jahr mit dem Bus aus Andalusien anreisen.

Quesada ist ein kleines 500-Seelen-Dorf in Andalusien. Immer Mitte September steigen hier 30 Frauen und Männer, Jung und Alt, in einen alten klapprigen Bus. Im Gepäckraum lagert Proviant für einen ganzen Monat. Nach über 20stündiger Fahrt erreicht der Bus das kleine Winzerdorf Fontcouverte im südfranzösischen Languedoc. Auf dem Weingut der Familie Lignères beziehen die Erntehelfer aus Spanien für vier Wochen Quartier. Sie fühlen sich hier wie zu Hause, kochen und waschen selber und lassen nach Feierabend auch mal ein kleines Fest steigen.

Weinberg als «Hochzeitsfabrik»

So war es in den Vorjahren, so wird es heuer sein: «Es sind stets Leute aus mehreren Familien. Über all die Jahre ist so ein sehr herzliches und freundschaftliches Verhältnis entstanden. Auch die Erntehelfer untereinander kommen sich näher. In all den Jahren wurden bei uns im Weinberg schon fünf Hochzeiten angebahnt», erzählt Winzerin Anne Lignères. Sie begleitet la colle – so wird die Erntetruppe hier genannt – fast täglich in den Weinberg, schaut zum Rechten und koordiniert die Traubenlieferungen per Handy mit ihrem Mann Jean, der die Trauben im Keller in Empfang nimmt.

Zwei Frauen geben den Takt vor

Für die Erntearbeit gelten klare Regeln: Morgens früh lässt sich la colle auf dem Anhänger in den Rebberg chauffieren. Die Truppe ist aufgeteilt in sechs porteurs und 24 coupeurs. Mit andern Worten: Sechs Männer sammeln die von 24 Frauen und Männer gelesenen Trauben ein und tragen sie in ihrer Hutte zum Anhänger. Die beiden flinksten Ernterinnen heissen Joaquina und Lolli. Sie tragen den Titel mousseigne und geben für alle andern den Takt vor. «Wir müssen uns ganz schön sputen, um mit diesen beiden älteren Damen mithalten zu können», schmunzeln Kuka, Veronica und Jenifer – ein junges Frauentrio, das trotz harter Arbeit stets für ein Spässchen zu haben ist. Überhaupt verströmt die ganze Truppe fast ständig Fröhlichkeit und gute Laune im Weinberg. Die einen singen vor sich hin, andere plaudern miteinander. Und wenn Anne, la patronne, einmal gar eine halbe Stunde früher Feierabend gebietet, wird das mit einem freudigen Olé quittiert.

Juans Rückkehr in die Schweiz

Wenn la colle nach getaner Arbeit aufs Weingut zurückkehrt, wird aus frischem Gemüse und Obst vom Weingut und dem mitgebrachten Proviant das Nachtessen zubereitet. Juan, der Träger, überlässt das gerne den Frauen. Es kann sich das auch leisten, denn in diesem Jahr geniesst er einen besonderen Status: Die Familie Lignères widmet der Erntetruppe einen ihrer Weine. Er trägt den Namen La colle des Lignères. Jedes Jahr ziert das Konterfei eines Erntehelfers das Etikett. Für den Wein mit dem Jahrgang 2010, der jetzt trinkreif ist, fiel die Ehre Juan zu. Darauf ist er mächtig stolz: «Ich habe 17 Jahre bei der Paketpost in Zürich gearbeitet, ehe ich nach Andalusien heimgekehrt bin. Jetzt mit meinem Bild auf einer so guten Flasche Wein in die Schweiz zurückzukommen, ist einfach wunderbar.»

Beeindruckender Pakt mit der Natur

Das Alentejo-Weingut Vale de Camelos liegt in den Natura-2000-Zonen der EU. Mit diesen grossflächigen Zonen wird ein länderübergreifender Schutz gefährdeter, wild lebender, einheimischer Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume angestrebt.

So bietet etwa der in der Schutzzone gelegene Stausee Atafona unweit des Weingutes jedes Jahr bis zu 1’500 Kranichen und vielen andern Vögeln einen Schlafplatz im Winterquartier.

Kranich im Vale de Camelos

Die Uferzonen der angelegten Stauseen bieten Kranichen Schutz und Nahrung im Winterquartier.

Rückkehr zur Naturvielfalt

Lange galt das Alentejo als reine Kornkammer Portugals. Als sich der Bremer Reeder und Seefahrer Horst Zeppenfeld hier in den 1980er-Jahren einen Traum erfüllte und im Tal der Kamele (Vale de Camelos) ein 1000-Hektar-Landgut erwarb, waren die kargen und sauren Ton- und Schieferböden durch den intensiven Getreideanbau stark erodiert und verarmt. Er schloss damals mit der Natur einen eindrücklichen Pakt: Seit nunmehr 30 Jahren wird auf seinem Landgut der Tendenz der «Desertifikation» (kontinuierliche Wüstenbildung) entgegengewirkt. Mit Neupflanzungen von regionstypischen Steineichen, Johannisbrot-, Oliven-, Mandel- und Eukalyptusbäumen sowie dem Anbau von Weinbergen mit autochthonen Rebsorten wird die Naturvielfalt ständig vergrössert.

Sinnvolle Wassernutzung

Dazu tragen auch die fünf angelegten Stauseen bei, in denen das Winterregenwasser aufgefangen und zur Bewässerung von Reben und Oliven genutzt wird. Denn in den Hitzemonaten Juni bis September steigen die Temperaturen auf 40 Grad und sorgen für vollkommene Trockenheit. Die Wasserflächen und Ufer bilden gleichzeitig reichhaltige Biotope im sonst völlig ausgetrockneten Umland.

«Die Vielfalt der Kulturen und die damit verbundene Präsenz von Menschen und Tieren vermindert auch das Risiko der periodisch auftretenden Wald- und Buschbrände und bringt Leben und Arbeit in die sonst verlassene Landschaft», erzählt uns der auf dem Gut für den Weinbau zuständige Dietmar Ochsenreiter auf einem ausgedehnten Rundgang. Und schon fast wie nebenbei erwähnt er auch noch, dass die köstlichen Weine von Vale de Camelos seit 2012 vollständig mit Sonnenenergie erzeugt werden. Solaranlagen liefern den Strom für das Weingut und die Pumpstationen von zwei Stauseen.

«Wir sind Inspirationsquelle für andere Weingüter»

Eine Reportage im aktuellen WeinLese-Magazin stellt Château Duvivier vor, das Weingut von Delinat in der Provence. Das versteckt gelegene Château ist Kundinnen und Kunden nicht nur durch seine Weine, sondern auch als Reiseziel für traumhafte Ferien in der Provence bekannt. Jetzt ist Château Duvivier eines der ersten Delinat-Weingüter, bei denen alle erzeugten Weine das 3-Schnecken-Niveau erreichen. Aus diesem Anlass führte Delinat-Redaktor Hans Wüst ein Interview mit Winzer Antoine Kaufmann. Hier lesen Sie Auszüge aus dem Gespräch, das komplette Interview finden Sie in der WeinLese 30 (PDF).

Antoine Kaufmann, wie sah es auf Château Duvivier aus, als Sie am 1. April 1998 angefangen haben?
Antoine Kaufmann: Die Weinberge wurden zwar bereits biologisch bewirtschaftet, waren aber in einem desolaten Zustand. Anfänglich waren die Spritzungen von Kupfer und Schwefel viel zu hoch dosiert. Ich habe dann radikal reduziert.

Antoine Kaufmann, Winzer Château Duvivier

«Alle haben gestaunt, dass es auch mit fünfmal weniger Kupfer und Schwefel bestens funktionierte.» Antoine Kaufmann, Winzer Château Duvivier

Kann sogar bald vollständig auf Kupfer- und Schwefelspritzungen gegen Pilzkrankheiten verzichtet werden?
Das wird in der Provence sehr schwierig. Zusätzlich aber setzen wir einen biologischen Pflanzentee aus Brennnesseln und Schachtelhalm ein. Dieser dient als Stärkungsmittel für die Reben und wirkt prophylaktisch gegen Krankheiten.

Das tönt nach 3-Schnecken-Wein: Erfüllen die Weine von Château Duvivier bald in allen Punkten höchste Delinat-Ökoansprüche?
Ja, ab Jahrgang 2012 haben alle unsere Weine drei Schnecken. Darauf sind wir natürlich mächtig stolz.

Wie hat sich die Qualität der Duvivier-Weine in den letzten Jahren entwickelt?
Wir setzen seit einigen Jahren stärker auf die Sorten Syrah und Cinsault sowie eine Vergärung in kleinen 600-Liter-Holzbottichen. Dadurch weisen unsere Weine mehr Fruchtigkeit und weichere Tannine auf, was von guten Tropfen aus der Provence ja erwartet wird. Mit unseren Weinen sind wir auch in der hiesigen Spitzengastronomie vertreten – etwa in den beiden Sternerestaurants Abbaye de la Celle und Bastide de Moustier von Alain Ducasse. Das zeigt, dass unsere Qualität stimmt.

Seit 1995 läuft ein Versuch mit pilzresistenten Rebsorten, sogenannten Piwis. Wann gibt es den ersten Piwi-Wein von Château Duvivier?
Wir gehen davon aus, dass wir dieses oder nächstes Jahr je eine weisse und eine rote Sorte in grösserem Stil anbauen können. Dann dauert es drei Jahre bis zum ersten Piwi-Wein.

Andere Meilensteine in Ihrer bisherigen Zeit als Duvivier-Winzer?
Eine gewaltige Herausforderung ist die Umsetzung des anspruchsvollen Delinat-Richtlinienprogramms auf der höchsten Stufe. Sie bereitet aber auch viel Freude, weil wir dadurch zu einer Inspirationsquelle für andere Weingüter in ganz Europa werden.

Zentraler Bestandteil der Richtlinien sind Massnahmen zugunsten der Biodiversität. Was ist hier die grösste Herausforderung?
Ganzjährig begrünte Weinberge gab es früher überhaupt nicht. Derzeit laufen Begrünungsversuche mit vier verschiedenen Saatgutmischungen. Damit untersuchen wir etwa den Einfluss der Begrünung auf die Nährstoff- und Wasserversorgung der Reben oder den Schutz vor Bodenaustrocknung und -erosion.

Biologischer Weinbau mit grosser Biodiversität ist noch immer sehr selten. Kann Château Duvivier als Modellweingut diesem europaweit zum Durchbruch verhelfen?
Ein Weingut allein kann den Durchbruch eines solchen Wandels zur Nachhaltigkeit des Weinbaus in Europa natürlich nicht bewirken. Aber gemeinsam mit den anderen 100 Weingütern, mit denen Delinat zusammenarbeitet, und dem Delinat-Institut bewegen wir derzeit schon sehr viel. Der Erfolg zieht die Aufmerksamkeit der Winzer und Verbände auf sich, die Nacheiferer unter den fortschrittlichen Winzern Europas werden von Jahr zu Jahr mehr.

Vinifikation: Weniger ist mehr

Mit der neuen EU-Verordnung für die Vinifikation von biologischen Weinen ändert sich für die Delinat-Winzer in ganz Europa nichts. Diese erfüllen nämlich schon lange die viel strengeren Delinat-Richtlinien.

Bio ist nicht gleich bio: Bei der Vinifikation im Weinkeller gibt es grosse Unterschiede.

Im Gegensatz zu EU-Bio verbietet Delinat beispielsweise generell den Einsatz von Gelatine und anderer tierischer Hilfsstoffe zur Klärung, Schönung und Stabilisierung von Wein. Alle zugelassenen Hilfsmittel wie Hühnereiweiss, Eiklar (Albumin), Lysozym (Milchprodukt), Aktivkohle, Bentonit (natürliche Mineralerde) oder vegetabile Gelatine müssen bei Anwendung von den Winzern deklariert werden.

Deutlich strenger als die EU-Vorschriften sind die Delinat-Vorgaben auch bezüglich Zugabe von SO2 (schweflige Säure) zur Stabilierung des Weines. Das Gleiche gilt für die Aufzuckerung, Entsäuerung und Ansäuerung von Wein.

Das Ziel von Delinat sind reine Naturweine, die keinerlei weinfremde Hilfsstoffe enthalten und weder mechanisch noch thermisch verändert werden. Um diesem Ziel kontinuierlich näher zu kommen, konzentriert das Delinat-Institut seine Forschung auf einen Weinbau mit hoher Biodiversität. Denn je höher die biologische Qualität eines Weinberges ist, desto höher ist auch die biologische Stabilität des Weines und desto geringer der Bedarf an Schönungs- und Stabilisierungsmitteln sowie an Filtrierungstechnik.