Luxuskleidung für eine bessere Welt?

Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Mode angekommen. Immer mehr Designer von »Green Fashion» zeigen auf den Laufstegen der Welt ökologisch und fair produzierte Kleidung, die vom Jutesack-Look der ersten Öko-Generation weit entfernt ist.

So auch bei der Berliner Fashion Week Anfang Juli, wo im Nobelhotel Adlon der «Green Showroom» seine Pforten öffnete. Labels wie David Andersen, SeeMe, Leibschneider oder Edelziege präsentierten drei Tage lang Stücke aus ihren neuen Kollektionen und zeigten bei einer Salonshow, dass nachhaltige Mode der konventionellen in Originalität und Ästhetik in nichts nachstehen muss.

Nachhaltige Mode im luxuriösen Rahmen: «Green Showroom» bei der Fashion Week Berlin

Eine hohe Unternehmens-Ethik, zertifizierte Bio- oder recycelte Materialien, faire Arbeitsbedingungen bei der Fertigung und beim Vertrieb sowie Unterstützung von sozialen Projekten haben sich die grünen Designer auf ihre Fahnen geschrieben. Doch auch Schick, Stil und Qualität dürfen nicht zu kurz kommen – möchte der Green Showroom doch hautpsächlich eine sehr lifestyle- und modebewusste Käuferschicht ansprechen.

Daher war das Hotel Adlon als Ausstellungsort bewusst gewählt, auch wenn sich manchem Besucher die Frage nach der Nachhaltigkeit im Betrieb eines Luxushotels aufdrängte. Und auch bei der Auswahl der Laufsteg-Models hätte es noch Weltverbesserungs-Potential gegeben: die vorgeführte Mode hätte an normalgewichtigen Mädchen möglicherweise besser ausgesehen als an den zum Teil erschreckend dünnen Models.

Gezeigt wurden Ausschnitte aus den Frühjahrskollektionen 2013; viele leichte und fließende Stoffe in hellen und Naturtönen. Die Röcke bleiben kurz und die Absätze hoch, zumindest auf den Laufstegen. Den farbenfrohen Schlusspunkt der ansonsten eher monochromen Show setzten die buntgemusterten Stücke aus der Kollektion «Lailai and Mitosis» des finnischen Labels Vilmava, dessen außergewöhnliche Kostüme und Kopfbedeckungen beim Publikum großen Anklang fanden.

Nach dem Showfinale hieß es dann nichts wie raus aus dem gefühlt 50 Grad warmem Showroom und das Gesehene bei einem gut gekühlten Glas Delsecco oder Soave Revue passieren lassen.

Bericht von Kundin Bevo Winterberg, Berlin

Was denken Sie zum Verhältnis von Luxus und Nachhaltigkeit? Muss man nachhaltige Produkte aus der «Öko-Ecke» herausholen oder passt das nicht zusammen? Danke für Ihre Meinung in den Kommentaren.

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8 comments

  1. „…hohe Unternehmens-Ethik, zertifizierte Bio- oder recycelte Materialien, faire Arbeitsbedingungen bei der Fertigung und beim Vertrieb…“ .
    Sehr lobenswerte Idealvorstellungen. Doch leider sind solche Ziele kaum zu realisieren. Wie sonst ist es zu erklären, dass auch hoch- und höchstwertige Bekleidung stets aus „Made in China“ stammt.
    Offensichtlich ist es nicht mehr möglich in Europa zu produzieren.

    So lange nicht auch der Transportweg (graue Energie) in die Ökobilanz einbezogen wird, ist dies IMHO alles Augenwischerei. Hohe Unternehmensethik soll nicht nur nach Fernost delegiert werden.

    Unternehmen welche solche Begriffe verwenden, sollen in Europa produzieren, Arbeitsplätze aufbauen und Gewinne versteuern.

  2. Ich denke, dass es eine sehr schöne Entwicklung ist, wenn sogenannte Ökologische Nischenprodukte aus der „nische“ in die Öffentlichkeit gelangen. Es ist ja nun leider so, dass viele Leute sich nicht aus moralischen Gründen für ökologisches Handeln interessieren, sondern nur dann, wenn es sich ökonomisch lohnt, oder der prestige es verlangt. so habe ich zum beispiel über eine Ökologische Anlagemöglichkeit auf einem finanzblog gelesen (http://banken-finanzierung.de/holz-als-geldanlage/), die man so vor 2 Jahren überhaupt nicht zur Kenntnis genommen hätte. Auch ein ökologischer Showroom im Hotel Adlon auf der Fashion Ween (!!) wäre vor 2 Jahren nicht denkbar gewesen. So glaube ich, dass der Zweck die Mittel heiligt (bis zu einem gewissen Masse) und von daher diese Entwicklung zu begrüssen ist.
    mfg Luisa

  3. Guter Artikel und tolle Kommentare.
    Danke!
    Allerdings möchte ich in puncto Öko-Mode dem Kommentar von Nicola noch hinzufügen:
    Die Umweltverschmutzung in den PRODUNKTIONS-und VERARBEITUNGSLÄNDERN zahlen die konventionellen Modehäuser vermutlich GAR NICHT!
    Und ich rede dabei noch nicht von den vergifteten Arbeitern, welche auch noch „addiert“ werden sollten….
    Die Branche benutzt zynischerweise dafür den Begriff „Veredelung“ bzw.“Ausrüstung“.
    Beispielsweise: Eine Jeans, welche NICHT AUSBLEICHT ist garantiert mit Formaldehyd etc. „beschichtet“. Diese chemischen Stoffe machen mitunter bis zu 20% des Kleidungsgewichtes aus!
    Doch inzwischen hat sich auch die Öko-Mode „gemausert“, vom Müsli-Look der Anfangsjahre sieht man kaum noch etwas…
    Mein Tipp: Schaut mal bei „HESS NATUR“ nach…
    Maren

  4. Das hätten wir uns auch gern angeschaut 🙂
    Mir geht es ähnlich wie Michael.
    Fair Trade ist mir am wichtigsten. Also keine Kinderarbeit und keine Chemikalien, von denen die TextilarbeiterInnen krank werden. Insofern also schon auch bio.
    Die ‚traditionelle‘ Öko-Mode hatte durchaus Mängel wie T-Shirts, die nach dem Waschen doppelt so breit wie lang waren.
    Insofern ist eine aufwändigere Verarbeitung und höhere Qualität ein richtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.
    Wobei der Anspruch auf nachhaltige Kleidung für einen Mode-Produzenten tendenziell schon bedeutet, sich den Ast abzusägen auf dem man sitzt. Aus diesem Dilemma ist wohl nicht zu entkommen.
    Viele Grüße

  5. Ein prima Bericht!
    Nach Fair-Trade-Prinzipien hergestellte Bio-Mode muss definitiv aus der Jutesack-Ecke raus. Der Druck auf die Hersteller und Verkäufer muss wachsen. Ein Fair-Trade-Label ist mir wichtiger als jedes andere, auch wichtiger als ein Bio-Label.

  6. Toll, dass Ihr bei Delinat über den Tellerrand hinausschaut!
    Ich finde diesen Trend genial, insbesondere bei einer Branche, die ich eher als oberflächlich empfinde. Meines Erachtens geht es den großen Konzernen vor allem darum, dass die Kunden nicht lange ein Kleidungsstück tragen sondern sich jeden Monat etwas neues kaufen. Dass die Gewinnmargen in der Modebranche so hoch sind liegt sicher auch daran, dass billig produziert wird mit nicht sehr nachhaltig produzierten Stoffen. Früher gab es nur Ökomode, die auch so aussah. Ist doch toll, wenn sich daran jetzt etwas ändert. Bio/Öko etc. muss schick sein, modern und Spaß machen. Dann hat es auch Erfolg.

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