Auf ein Glas mit… Franziska Herren

Die 51-jährige Fitnesstrainerin und Mutter Franziska Herren kämpft für eine pestizidfreie Schweizer Landwirtschaft. Bevor das Schweizer Volk voraussichtlich im Frühjahr 2020 über die von ihr initiierte Initiative «Für sauberes Trinkwasser» abstimmt, trafen wir die Bernerin zum Gespräch bei einem Glas Wein im Delinat Weindepot Olten.

Franziska Herren: «Den Weg, den wir vorschlagen, lebt Delinat seit Jahrzehnten vor – mit grossem Erfolg.»

Franziska Herren, bei welcher Gelegenheit trinken Sie Wein?
Den Tag lasse ich gerne mit einem Glas Wein ausklingen. Und natürlich zu einem feinen Essen. Ich mag Schweizer PIWI-Weine, etwa von Bruno Martin in Ligerz am Bielersee oder von Roland Lenz aus der Ostschweiz.

Oder wenn es etwas zu feiern gibt, zum Beispiel die mit rund 114 000 Unterschriften zustande gekommene Volksinitiative «Für sauberes Trinkwasser»?
Ja genau. Nach zehn intensiven Monaten haben wir diesen Tag mit vielen Helferinnen und Helfern bei einem Teller Suppe, Brot und Wein gefeiert.

Wie kommt eine Fitnesstrainerin dazu, für sauberes Wasser zu kämpfen?
Auslöser war eine Begegnung im Jahr 2011 mit einer Kuh, der man das Kalb weggenommen hatte, damit sie mehr Milch gibt. Sie stand auf der Weide und hat laut nach ihrem Kälbchen gerufen. Ich werde ihre verzweifelten Augen nie vergessen. Danach begann ich zu recherchieren, wie unsere Lebensmittel hergestellt werden. Dabei bin ich sofort auf das Thema Gewässerverschmutzung durch die Landwirtschaft gestossen. Das Thema hat mich nicht mehr losgelassen, und dadurch ist die Initiative entstanden.

Aber der Ruf des Schweizer Trinkwassers ist doch sehr gut …
Ja, der Ruf gilt als sehr gut. 70 Prozent unseres Trinkwassers werden heute naturnah und ohne aufwändige Aufbereitung gewonnen. Durch den hohen Pestizideinsatz, die masslosen Futtermittelimporte und den Antibiotikaeinsatz in der Landwirtschaft ist diese naturnahe Trinkwassergewinnung aber akut bedroht. Es braucht ein massives Umdenken.

Ihre Initiative soll diesen neuen Weg weisen?
Ja. Wir fordern, dass nur noch Landwirtschaftsbetriebe Direktzahlungen erhalten, die pestizidfrei produzieren, keine prophylaktischen Antibiotika einsetzen und nur so viele Tiere halten, wie sie mit eigenem Futter ernähren können, also ohne Importfutter.

Ihre Forderungen tönen logisch. Was würde eine Annahme der Initiative aus Ihrer Sicht konkret bewirken?
Einen kompletten Richtungswechsel: weg von industrieller, umweltbelastender Produktion – hin zu einer pestizidfreien, aus eigenen Ressourcen produzierenden Landwirtschaft.

Die ökologischen Vorteile wird kaum jemand bestreiten. Aber ist der von Ihnen vorgesehene Weg auch ökonomisch tragbar? Der Schweizer Bauernverband jedenfalls befürchtet das Aus für die Landwirtschaft.
Es gibt nichts Ökologischeres und Ökonomischeres als eine Landwirtschaft, die giftfrei mit den eigenen Ressourcen produziert. Die durch die heutige Landwirtschaft verursachten Umweltkosten werden zurzeit mit jährlich 7,2 Milliarden Franken beziffert. Der grösste Teil dieser Umweltkosten fällt nicht mehr an, wenn wir im Sinne der Initiative produzieren.

Übergabe der Volksinitiative in Bern.

Gleichwohl bekämpft der Bauernverband die Initiative heftig. Wo sehen Sie die Gründe dafür?
Aus Imagegründen. Die immense Umweltbelastung, die die heutige Landwirtschaft hinterlässt, ist in der breiten Bevölkerung nur wenig bekannt. Jetzt prangern wir diese umweltschädigende Produktion an und verlangen, dass in eine solche Landwirtschaft nicht mehr investiert wird. Damit tangieren wir starke Interessengruppen und Milliarden von Franken. Dass Widerstand entsteht, wenn dieses Geld anders investiert werden soll, ist verständlich, zumal bei den betroffenen Interessengruppen nicht primär die Gesundheit der Bevölkerung, sondern das eigene Portemonnaie im Vordergrund steht.

Hätte die Initiative auch Auswirkungen auf den Weinbau?
Ja, aber nicht für jenen, den Delinat propagiert. Ihr seid da ja Vorreiter, etwa mit den Bestrebungen, den Kupfereinsatz zu reduzieren und pilzresistente Rebsorten zu fördern. Für den biologischen Anbau generell brächte die Initiative Fortschritte in genau diese Richtung.

Wie gross schätzen Sie die Chance ein, dass das Schweizervolk der Initiative zustimmt?
Ich bin überzeugt, dass wir Chancen haben, wenn es uns gelingt, die Leute noch stärker zu sensibilisieren. Die heutige, industriell produzierende Landwirtschaft ist nicht tragbar. Der Weg, den wir vorschlagen, wird schon seit Jahrzehnten vorgelebt – mit grossem Erfolg, wie Delinat zeigt. Es ist ein konsequenter Weg, aber auch ein logischer, denn unser Leben hängt von sauberem Trinkwasser ab.

Persönlich
Franziska Herren, am 6. März 1967 im Kanton Bern geboren und aufgewachsen, ist Mutter einer Tochter (25) und eines Sohnes (18). Beruflich ist sie seit 24 Jahren als Fitnesstrainerin tätig. An ihrem Wohnort Widlisbach BE führt sie ein eigenes Fitnessstudio und arbeitet als selbstständige Unternehmerin im Bereich von Umweltprojekten.

Eines dieser Projekte ist die Initiative für sauberes Trinkwasser. Die Initiative verlangt, dass in der Schweiz nur noch diejenigen Landwirtschaftsbetriebe mit Direktzahlungen oder Subventionen unterstützt werden, die keine Pestizide einsetzen, die in ihrer Tierhaltung ohne prophylaktischen Antibiotikaeinsatz auskommen und die nur so viele Tiere halten, wie sie ohne Futtermittelimporte ernähren können. Gleichzeitig sollen die landwirtschaftliche Forschung, Beratung und Ausbildung sowie Investitionshilfen vom Bund nur noch finanziell unterstützt werden, wenn sie die neuen Auflagen berücksichtigen.

www.initiative-sauberes-trinkwasser.ch

Hans Wüst

11 comments

  1. Liebe Frau Herren.Ich schätze ihre ruhige besonnene Art.
    Aber bei einer Annahme der Initiative, würden ja viele Betriebe auf die Direktzahlungen verzichten, und weiter Vollgas geben in Bezug auf Dünger, spritzen usw.
    viele Betriebe( innere Aufstockung) würden sehr geschwächt. wie können sie die Steuern, Versicherungen, Krankenkasse u.s.w. bezahlen ? es gibt ein riesen Chaos!!!

  2. Wir wohnen und betreiben in einer wunderschönen ländlichen Gegend eine Tagesschule mit kleiner Landwirtschaft (Schafzucht und diverse Kleintiere)
    Zum Thema Biodiversität bauten wir 2012 an einer Böschung mit Sandstein etc. inkl.. kleinem Weiher ein Refugium für Insekten, Amphibien etc.
    Wir siedelten auch Wildbienen an (rote Mauerbienen) Wir besitzen auch einen 40 Jahre alten Hochstamm-Obstgarten, den wir biologisch bewirtschaften mit unseren SchülerInnen.
    Vor 2 Jahren bekamen wir von der Wildbienenstation, die die Pflege und Kontrolle der BeeHome machen, die Nachricht, dass nur noch 17 Kokons lebensfähig seien, der ganze Rest abgestorben !!
    warum plötzlich ? wir bekamen keine genaue Antwort. es waren aber keine Parasiten
    Nach meiner Ansicht ein „Zweibeiniger!“
    Darum ein klares Ja für die Trinkwasser- und Pestizidinitiative !!

  3. Das Lebensgrundelement Wasser verträgt keinerlei Eintragungen irgendwelcher Giftstoffe.
    Der Bauernverband, der sich gegen diese Initiative stellt beraubt sich seiner Glaubwürdigkeit. Er erschüttert so das Vertrauen in die Rechtschaffenheit eines grossen Teils der bäuerlichen Kultur, welche ja im psychologischen Sinne für Ursprünglichkeit und Naturliebe steht.
    Klares JA zur längst fälligen Trinkwasserinitiative!

  4. Hallo Frau Herren
    Ich bin Imker seit 1981, Auch ich wurde an einem Tag durch denn Einsatz von Neonicotioide eines Tages konfrontiert. Das sah so aus, dass Sammlerbienen die zurück gekommen sind nur noch auf den 2 vorderen Beinen den Stock hinein gekrochen sind. Der Hinterleib war schon durch dass Nervengift gelähmt. Anschliessend haben die Stock Bienen die gestorbenen Bienen heraus getragen. Schockiert und paralysiert musste ich dass ganze zusehen. Aufgerafft habe dann ich dann denn Bieneninspektor sofort angerufen der sofort gekommen ist und hat dies bestätigt dass ein Bauer ein Nervengift eingesetzt hat. Die zuständigen Behörden die ich konsultiert habe haben dann gesagt , dass ich 100 Gramm Tote Bienen soll Ihnen schicken und dass sie die Bienen dann nach Deutschland schicken werden zur Untersuchung und ich dann 1 Jahr warten muss auf den Bericht und Ihnen auch noch sagen soll welches Gift, da eingesetzt wurde. Spätestens dann wusste dass ich keine Chance habe.
    Warum habe ich dies geschrieben, genau wie wir solche Leute wie sie brauchen .
    Danke viel mal für Ihr Engagement. Gott segne Sie
    Dä Honigruedi grüsst Sie

  5. Liebe Frau Herren
    Sie sollten in der Trinkwasserinitiative auch die grosse Schädlichkeit aller Medikamente ansprechen. Alle die chemischen Mittel die in der Medizin angewendet werden, landen zuletzt im Trinkwasser ohne dass sie vorher abgebaut werden. Die chemischen Rückstände im Abwasser können in den Kläranlagen nicht rausgefiltert werden. Dies betrifft sämtliche Pillen und Pulverschnee die der Mensch in seinem Leben schluckt. Was von der Landwirtschaft versprüht wird, kommt lange nicht alles ins Trinkwasser, weil es vom Boden oder der Bäume absorbiert wird.

  6. Liebe Franziska Herren,

    vorerst vielen Dank für Ihr aufopferndes Engagement in Sachen Ihrer Initiative zu Gunsten von allen Bürgern in unserem schönen Land. Im Jahr 2013 habe ich aus eben dem gleichen Grund auf unserem Grundstück, am Waldrand im Appenzellerland einen Naturteich auf absoluter Biodiversität aufgebaut. Seit über 5 Jahren weiss ich, dass Leben mit der Natur im Gleichgewicht möglich ist und für unsere Zukunft“ Das Wichtigste ist“ Sie sind herzlich bei uns willkommen, um den bisher in der CH einmaligen Naturteich kennen zu lernen!

    1. Frau Herren, Dir sit eifach z extrem. Wenn aues so schädlich wer, würde mir hüt nit so alt wärde, Wenn aui ä chlei bescheidener würde läbe, würd sich vieles vo sälber regle.

  7. Betrifft nicht nur die Schweiz es ist auf der ganzen Welt das Pestizide gespritzt werden es ist nicht normal wieviel Pestizide,Fungizide,Herbizide,Rattengift,Schneckengift,ausdünnungsmittel,halmverkürzer uvm verwendet werden bei diesem massiven Artensterben und das ganze Gift greift in den hormonhaushalt von uns ein massenvernichtungsmittel für Insekten.Die Forderung ist super aber solange die Bevölkerung hirnlos wählt und den Umweltzetstörern die Stimme gibt geht das ewig so weiter .In einer giftplantage für Äpfel wird 33mal gespritzt von märz bis september ohne Pause 2bis 3 mal die Woche fahren die 2stunden rum das kommt alles ins Grundwasser ohne Rücksicht und geachweige den die vielen Insekten die getötet werden und auch das krebsrisiko für die Menschen.

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