Eine Initiative, für die es sich zu kämpfen lohnt

Karl Schefer, Delinat-Gründer

Es gehört zu den Prinzipien von Delinat, sich politisch nicht zu engagieren. Doch nun machen wir eine Ausnahme. Denn die Leitidee der Schweizer Initiative für sauberes Trinkwasser liegt unseren Zielen so nahe, dass wir nicht anders können, als sie zu unterstützen.

Wer durch die schöne Schweiz reist und sich an den saftigen grünen Wiesen nicht sattsehen kann, wird kaum auf den Gedanken kommen, dass unsere Landwirtschaft zu den intensivsten Europas gehört. Nur Holland produziert mehr vom gefährlichen Ammoniak, das Umwelt und Gesundheit gleichermassen schädigt. Die Viehbestände im romantisch anmutenden Alpenland sind viel zu hoch. Um die vielen Rinder, Schweine und Hühner zu ernähren, reicht das eigene Land längst nicht aus – es werden jährlich zusätzlich 1,1 Millionen Tonnen Futtermittel importiert. Das sind 44‘000 Sattelschlepper, ein Konvoi, der drei Mal die Länge der Schweiz ausfüllt. Kein Wunder, dass viel zu viel Gülle ausgebracht wird, die Unmengen von Stickstoff in den Boden und damit ins Grundwasser fördert.

Natürlich ist die intensive Haltung ungesund für die Tiere. So sehr, dass sie präventiv Antibiotika brauchen, um nicht ständig an Infekten zu leiden. Via Gülle gelangen auch diese Stoffe ins Grundwasser und sind die Hauptursache für die Bildung der immer gefährlicher werdenden, resistenten Bakterien, gegen die kein Antibiotikum mehr hilft. Im Getreide-, Gemüse- und Obstanbau sind es vor allem die Pestizide, von denen in der Schweiz jedes Jahr 2200 Tonnen ausgebracht werden, die ebenfalls weitestgehend im Boden und im Grundwasser landen. Dabei spielt es keine Rolle, dass sie sich irgendwann zersetzen, denn die Abbauprodukte sind oft noch giftiger als die Pestizide selbst. In ackerbaulich genutzten Gebieten überschreiten 70 Prozent der untersuchten Grundwasserproben den gesetzlichen Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter. Unser Trinkwasser stammt zu 80 Prozent aus diesem Grundwasser!

Kurz: Es ist ein absoluter Wahnsinn, was in der Schweizer Landwirtschaft als normal gilt. Wir benehmen uns so, als ob wir die letzte Generation wären und glauben, dass Politik und Wissenschaft es schon irgendwann irgendwie richten werden.

Die Initiative hat das Zeug, dem Wahnsinn ein Ende zu bereiten. Sie ist nicht nur logisch aufgebaut, sie argumentiert auch sehr klug. Wer will denn nicht sauberes Trinkwasser? Und Bauern mit Verstand haben nichts zu befürchten, im Gegenteil: ihr Leben könnte sich stark verbessern, sie könnten wieder das tun, was ihre Vorfahren über Generationen getan haben: ihre Felder, Tiere und Kulturen nachhaltig und mit Liebe pflegen und ihren Kindern eine gesunde Basis hinterlassen. Und das mit der gleichen finanziellen Unterstützung vom Bund wie heute.

Delinat wird ab dem kommenden Frühling eine Reihe von Veranstaltungen durchführen und Sie, liebe Leserin, lieber Leser, dazu einladen, die Initiative nach Kräften zu unterstützen. Dazu werden wir Ihnen Unterlagen, Vortragsräume und Referenten zur Verfügung stellen und, natürlich, ein paar gute Weine, damit Ihr Publikum das Lernen mit dem Angenehmen verbinden kann. Hier können Sie jetzt schon Ihr Interesse anmelden: www.initiative-sauberes-trinkwasser.ch/veranstaltungen.

Unser Respekt und unsere Anerkennung gehören der Initiantin Franziska Herren, die sich unermüdlich und uneigennützig für eine gesunde Schweiz einsetzt und diese Initiative ermöglicht hat: Herzlichen Dank, liebe Franziska, auch im Namen unserer Kundinnen und Kunden, der Schmetterlinge, der Vögel, der Fische, der Kühe und der ganzen Biodiversität.

Lesen Sie mehr zur Initiative im Interview mit Franziska Herren.


Karl Schefer

19 comments

  1. Die von allen beschimpfte konventionelle Landwirtschaft hat es geschafft eine immer grösser werdende Population von Menschen zu ernähren, nur geht dies natürlich total vergessen, in einer wohlstandsverwahrlosten Gesellschaft wie wir es sind. Ich finde es tragisch, dass Menschen es nicht einmal mehr erkennen, dass sie sich “den Ast auf dem sie Sitzen absägen“. Es braucht vielleicht wieder einmal ein paar Naturkatastrophen, Lebensmittelknappheit, bis die Menschen begreifen, dass sie kein Gras essen können…. aber sie haben ja dann immer noch den Wein von Delinat…… Prost.

  2. Super, dass Delinat diese wichtige Initiative unterstützt. Ohne Radikalität erreichen wir das dringend notwendige Klimaziel von netto 0 CO2 und alles, was damit zusammenhängt, nicht. Wenn uns unser Wohlbefinden und unsere Zukunft wichtig sind, unterstützen wir logischerweise diese Initiative. All die Angstmacherei von Seiten der konventionellen Landwirtschaft kann getrost ignoriert werden!

  3. Ich bin natürlich einverstanden und werde die Initiative unterstützen. Schön, dass man von Delinat immer wieder fundierte Infos erhält! Und irgendwie macht es immer wieder auch etwas Mut – im Gegensatz zu den Tagesnews..

    Dank und viele Grüsse

  4. Alex Truniger
    Natürlich wieder Delinat, die die Dinge beim Namen nennt. Nur schade, dass das vor allem die Menschen lesen, die für dieses Thema sowieso schon sensibilisiert sind. Darum, alle die den Inhalt dieser Initiative als wichtig erachten: Macht vor der Abstimmung mit den gelieferten Argumente, alle die Ihr kennt auf diese wichtige Stimmabgabe aufmerksam.

  5. Ich kann die Argumente von Martin Ott nur unterstützen.
    Überlege mir in der Tat mich von Delinat zu distanzieren wenn diese lieber mehr Import will statt Lebensmittel von Schweizer Bauern welche die strengsten Vorschriften Weltweit haben . Schade !

  6. Diese Initiative braucht unsere Unterstützung. Weiter braucht es ein grundlegendes Umdenken der Menschheit mit viel weniger Fleischkonsum. So könnten wir auch die Hungersnot eindämmen.

  7. Diese Initiative ist auf jeden Fall zu unterstützen. In Niedersachsen/Deutschland sieht es noch schlimmer aus,und es bleibt nur zu hoffen,daß die EU endlich das Verfahren wg zu höher Nitratwerte gegen Deutschland beschleunigt und durchzieht,um die Belastung unseres Trinkwassers zu minimieren.

  8. Ich höre – von Deutschland aus – gern dass es in der Schweiz Initiativen dieser Art gibt. In Bayern läuft gerade jetzt ein Volksbegehren („Rettet die Bienen“) für weniger Pestizide in der Landwirtschaft.
    Den Vorwurf, die Lage sei zu komplex und eine derartige Initiative mache es sich zu einfach, kenne ich. Allerdings meine ich auch: Bürger sollen ihre Meinung zu derartigen Themen nachdrücklich äußern. Die Politik und die verantwortlichen öffentlichen Institutionen haben dann den Auftrag das Votum in angemessener und differenzierter Weise zu unser aller Wohl umzusetzen. Das hat hier schon einige Male funktioniert, mir fällt für Bayern das Beispiel Mülltrennung ein.

  9. Die Initiative tönt gut, ist aber wie viele extreme Initiativen nicht fertig gedacht, da komplex! Typisch, dass sie initiiert wurde von Leuten, welche von der Landwirtschaft keine Ahnung haben.
    Sie würde dazuführen, dass die Landwirtschaft zu Grunde geht: Als Folge werden wir viel mehr Lebensmittel importieren müssen und die sind dann grösstenteils nicht Bio oder IP! Ein klassisches Eigentor!
    In der Schweiz passiert vieles in kleinen Schritten, aber es geht vorwärts!
    Ein Grund für das langsame Vorwärtsgehen ist auch, dass ökologisch verantwortungsbewusst hergestellte Lebensmittel eher teurer sind und folglich von vielen Konsumenten mit Aldiniveau liegengelassen werden!

  10. Dass solche Initiativen unterstützt und angenommen werden, sollte eigentlich
    selbstverständlich und mit grosser Dankbarkeit an die Initiant*innen geschehen!
    Unser aller Zukunft und die unserer Nachkommen steht auf dem Spiel. Es bedingt
    aber auch, dass wir die Produkte aus ebensolcher Landwirtschaft, Tierhaltung
    und Weinbau kaufen und uns diese Qualität etwas kosten lassen!!!
    Den Namen Franziska Herren bringe ich in Verbindung mit BIOVISION, der von
    Hans Rudolf Herren gegründeten Organisation für biologischen Landbau
    und Schädlingsbekämpfung in Afrika. Ebenfalls ein höchst
    unterstützungswürdiger Ansatz, welchen auch DELINAT verfolgt.

  11. Diese Initiative ist wenig durchdacht. Auch im Biolandbau und damit für den Schweizer Biowein von Delinat sind die Winzer auf biologische Pflanzenschutzmittel angewiesen. Diese wären deshalb bei einer Annahme stark betroffen. Die Folge? Rebbetriebe sind – da arbeitsintensiv – meist eher klein. Deshalb haben die Direktzahlungen für diese nur eine kleine Bedeutung. Mit der Annahme der Trinkwasser-Initiative würden sie einfach darauf verzichten und müssten in der Folge nicht einmal mehr den ökologischen Leistungsnachweis als Grundvoraussetzung erfüllen. Der Natur wäre damit nicht gedient – ein klassisches Eigentor!

    Unser Grundwasser ist übrigens von einwandfreier Qualität. Problematisch sind die kleineren und mittleren Oberflächengewässer. Und darin findet man zu über 50% Rückstände von Stoffen, die nicht aus der Landwirtschaft stammen: Hormon- und andere Medikamentenrückstände, Industriechemikalien, Lebensmittelzusatzstoffe oder perfluorierte Kohlenwasserstoffe. Diese lässt die Trinkwasser-Initiative aussen vor. Und alles, was importierte Lebensmittel anbelangt auch. Deshalb: Diese Initiative ist wenig durchdacht und keine Lösung für ein bestehendes Problem.

      1. Ich denke sie hat einfach eine andere Meinung als sie, und darf dies auch kundtun. Da ich selbst auf einem landwirtschaftlichen Betrieb wohne mache ich mir um meine Zukunft keine Sorgen, meine Familie werde ich immer ernähren können, vielleicht sollten sich die Befürworter der Initiative überlegen wo sie die Lebensmittel hernehmen, wenn es Naturkatastrophen gibt, welche sich wegen dem Klimawandel häufen werden, und wir und wegen dieser Initiative vom Ausland abhängig machen. Tatsächlich hat man während der Pandemie gesehen, dass jedes Land zuerst für sich schaut, nur brauen wir die Masken nicht zum überleben, Nahrung schon. Dies sollten sich doch bitte alle einmal überlegen.

  12. Wir sind dringend zum Handeln aufgefordert und können nicht mehr länger auf die Politik hoffen. Es ist nicht 5 vor 12, sondern Mitternacht vorbei. Die konventionellen Landwirte und die Agro Chemie behaupten natürlich, dass eine Landwirtschaft ohne Pestizide nicht möglich ist. Wenn dem so wäre, gäbe es keinen einzigen Biobetrieb in der Schweiz. Diese arbeiten schon lange ohne Pestizide, so wie es die Trinkwasser-Initiative verlangt.Deshalb sollten wir vermehrt Bio Produkte konsumieren. Ich sage mir immer: „Keine Mutter würde ihrem Baby bewusst Pestizid belastete Nahrung geben.“Beim Wein haben wir schon auf Bio umgestellt, da gibt es qualitativ keine Nachteile mehr und wir können diese unbedenklich geniessen. Neuerdings lasse ich auch mein Getreide auf 700 Hektaren von IP Suisse Landwirten ohne Pestizide produzieren.

    Fredy Hiestand, Bäcker mit Verantwortung und Leidenschaft.

  13. Diese Initiative verdient jede Unterstützung. In Deutschland und vielen anderen dicht besiedelten EU-Ländern mit intensiver Landwirtschaft sieht es nicht besser aus. Wenn schon unsere Politiker nicht verantwortungsvoll handeln, sollten wir selbst versuchen, durch derartige Intiativen ein Umdenken zu bewirken. Es ist nicht hinzunehmen, dass Millionensubventionen an die industrielle Landwirtschaft und Massentierhaltung zu dauerhaftem Schaden unserer Lebensgrundlagen führen.

    1. Absolut einverstanden.
      Als jüngste Schweizer Friedensbewegung unterstützen wir die Ziele der Initiative für sauberes Trinkwasser aus Überzeugung.
      Achtsamer und damit gewaltloser Umgang mit unseren Lebensgrundlagen ist die Voraussetzung für eine gewaltfreiere (Um-)Welt.

      Mehr über uns erfahren Sie auf unserer Homepage, auf unserer App „Friedenskraft“ und auf Facebook.
      Paul Steinmann, Co-Präsident https://www.friedenskraft.ch

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