Jetzt kommt die Biokohle

In den nächsten Wochen wird das aktuelle DegustierService-Rotwein-Paket ausgeliefert. Dieses enthält nicht nur die beliebten Delinat-Rotweine, sondern auch eine ungewöhnliche Beilage: einige Gramm Biokohle.

Erster Pyrolyse-Reaktor Europas

Damit erhalten die DegustierService-Kunden ein Produkt zum Anfassen, auf das wir stolz sind – und in das wir Hoffnungen setzen: Am Mittwoch ging Europas erster Pyrolyse-Reaktor in Lausanne in Betrieb und wird täglich ein bis zwei Tonnen Biokohle produzieren.

Biokohle als Klimaretter…

Das Verfahren der Pyrolyse ist schon seit 2’500 Jahren bekannt; die Herstellung von Holzkohle ist nichts anderes als Pyrolyse. Der Unterschied bei der Herstellung von Biokohle: Nicht nur Holz, sondern sämtliche pflanzliche Abfälle können verwendet werden. Mit der Anlage, die jetzt von Swiss Biochar und dem Delinat-Institut in Betrieb genommen wurde, lassen sich aus einer Tonne Grünschnitt rund 500kg CO2 dauerhaft der Atmosphäre entziehen.

… und Biokohle als Bodenverbesserer

Die Herstellung von Biokohle kommt also dem Klima zu Gute, ihre Verwendung aber dem Wein – jedenfalls mittelbar: in Verbindung mit Kompost ist Biokohle einer der effektivsten Bodenverbesserer. Diese Tatsache war schon vor 1’500  Jahren  den Indios in Amazonien bekannt: die Terra Preta zeugt noch heute von der Verwendung von Biokohle – und noch heute können die Flächen landwirtschaftlich genutzt werden.

Biokohle im Weinberg

In den Weinbergen des Delinat-Instituts im Wallis läuft seit 2007 ein grossflächiger Versuch zur Wirksamkeit von Biokohle als Bodenverbesserer. Dieser Versuch ist über mehrere Jahre angelegt, aber schon jetzt so erfolgreich, dass Delinat nun ihre etwa 100 Winzer dazu animiert, ebenfalls Versuche mit Biokohle zu beginnen – begleitet von der Beratung des Delinat-Institutes.

Dazu müssen hunderte Tonnen Biokohle produziert werden; der Reaktor in Lausanne ist schon jetzt voll ausgelastet. Klima-Experten bestätigen, dass die Herstellung und Verwendung von Biokohle eines der wenigen wirksamen Mittel zur Rettung unseres Klimas sein könnte; wenn das dann nicht nur die Qualität des produzierten Weins verbessert, sondern auch noch den Einsatz von Pflanzenschutz und Bewässerung verringert – umso besser! Dies ist ein entscheidender Schritt zu unserem Ziel, bis 2015 nicht nur klimaneutral, sondern gemeinsam mit unseren Winzern klimapositiv zu werden. Das heißt, mehr Kohlenstoff im Boden der Weinberge zu speichern, als die gesamte Firma Delinat samt ihren Winzern an CO2 emittiert.

Gestatten Sie mir noch eine persönliche Bemerkung: Ende Oktober konnte ich als neuer Delinat-Mitarbeiter zum ersten Mal die Weinberge des Delinat-Institutes im Wallis besuchen – und war tief beeindruckt, wie vital die Rebzeilen aussahen, in deren Boden Biokohle zum Einsatz gekommen war; der Gegensatz  zu direkt daneben stehenden Reben, die ohne das schwarze Pulver auskommen mussten, war immens. Anfang Mai werde ich wieder die Gelegenheit haben, durch die Weinberge auf Mythopia zu wandern – und bin schon gespannt, welches Bild sich mir im dort beginnenden Frühling bieten wird!

Ausführliche Informationen zur Inbetriebnahme des Pyrolyse-Reaktors erhalten Sie im Ithaka-Journal.

Ein paar Impressionen auf Video

Unten im Video erklärt Hermann Gerber, der Erfinder des Pyrolyse-Reaktors, die Anlage:

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Der erste Bericht im Radio

Weil der Pyrolyse-Reaktor im französischsprachigen Lausanne liegt, hat das Radio Suisse Romande (RSR), der beliebte französisch-sprachige öffentliche Schweizer Sender, eine Radiosendung zur Eröffnung des Reaktors produziert. Wenn Sie Französisch verstehen, dann können Sie hier die 19-Minuten-Sendung anhören.

Hans Wüst

7 comments

  1. Vor etwa 35 (!) Jahren habe ich große Ballonflaschen mit Pflanzen besetzt und dafür in den Boden nach einer Sandschicht eine Schicht Holzkohle eingefüllt.
    Dieses Prinzip habe ich bei der Bepflanzung meiner großen Pflanzkübel und Balkonkästen auch angewendet und muss mit Erstaunen feststellen, dass z.B. die Erde in den Gefäßen noch nach Jahren ganz lecker duftet, also nicht faulig oder sonstwie unangenehm.Die Pflanzen gedeihen sehr gut und somit habe ich auch bei der Haltung von Tomaten im Freiland (ohne Überdachung)ganz herrliche Erfolge.
    Ob die Holzkohle, die ich benutzt habe mit der Biokohle vergleichbar ist, weiss ich nicht. Ich weiss nur, dass ich sehr zufrieden bin mit diesem Verfahren.

  2. Lieber Herr Suttorp,
    Sie haben Recht – es war ein spontaner Gedanke, dem ersten DegustierService-Paket nach Inbetriebnahme des Reaktors ein Biokohle-Muster beizulegen. Wir wollten natürlich niemanden ausschliessen und werden allen, die das wollen, ein Muster per Post schicken. Wer sich sonst noch interessiert, soll sich einfach beim Kundenservice melden: kundenservice@delinat.com.

  3. Ich fermentiere zerklopfte Holzkohle zusammen mit Küchen- und Gartenabfällen und Effektiven Mikroorganismen (Informationen über Effektive Mikroorganismen – EM – siehe http://www.ig-em.ch oder http://www.EMeV.info). Auch die Indios hatten ihre Holzkohle fermentiert, d.h. in Tontöpfen zusammen mit organischen Abfällen unter Luftabschluss gelagert.

  4. Ich habe im Radio eine Sendung über die guten Böden der Indios gehört und habe daraufhin nach einer bruchbaren Kohle gesucht für meinen Garten. Gibt es eine Bezugsquelle für Bezügerinnen von kleinen Mengen der neuen Biokohle?

    ?

  5. Ich bin überrascht, noch nie davon gehört zu haben. Das Prinzip tönt so einleuchtend. Ich gratuliere und wünsche euch und uns allen, dass dieses Projekt Erfolg haben wird! Kann man den Reaktor besichtigen?

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