Wie sich Agroforst auf den Boden auswirkt

Am Forschungsweingut Château Duvivier haben wir schon vor Jahrzehnten begonnen, auf Agroforst zu setzen. Wie sich das auf den Boden auswirkt, hat uns Winzerberater Daniel Wyss für die aktuelle Ausgabe der WeinLese (Anm. als Printexemplar dem Rotweinpaket beigelegt) erzählt.

Im Süden viel Neues… und gleichzeitig nichts Neues. Denn viele aktuelle Ergebnisse in den Weingärten des Delinat-Forschungsweinguts Château Duvivier in der Provence gehen zurück auf Massnahmen, die vor über fünfzehn Jahren in die Wege geleitet worden waren. Delinat setzte hier schon früh auf die positiven Effekte, die ein Agroforst-Konzept auf das Bodenleben im Weingarten hat.

Agroforst beschreibt eine Landnutzungsform, die Bäume und Sträucher direkt in die produktive Fläche integriert. Delinat-Winzerberater Daniel Wyss erzählt: «Wir haben als einer der ersten Betriebe in Frankreich schon vor knapp zwanzig Jahren begonnen, auf Agroforst zu setzen. Allein in den letzten beiden Jahren sind mehr als tausend Bäume zwischen den Rebzeilen dazugekommen.» Die Fruchtbarkeit eines Bodens wird massgeblich durch Pilze und Mikroorganismen, die Nährstoffe und Mineralien im Boden für die Reben aufbereiten, beeinflusst», so Daniel Wyss. Und diese seien bei einem funktionierendem Agroforst-System nun einmal mehr vorhanden.

Agroforst in den Weinbergen von Duvivier
Schon vor Jahrzehnten begann man auf Château Duvivier, auf Agroforst zu setzen. Die Vorteile sind auch im Boden mit jedem Jahr klarer ersichtlich.

Dieses fördert zudem auch die Wasserspeicherkapazität des Untergrunds. «Château Duvivier ist ein Forschungsweingut; natürlich können wir uns daher agroökologische Versuche erlauben, von denen wir erst nach einiger Zeit wissen, wie sie auf den Wein wirken», sagt Daniel Wyss.

Von früher das Beste

So macht sich jetzt etwa die Rückbesinnung vor knapp zwanzig Jahren auf Mischkulturen bezahlt, bei denen der Rebberg als gemischter Garten angelegt wird, in dem Obstbäume wie Reben gleichermassen wachsen. Schliesslich sind Weinberge erst seit der industriellen Revolution als Monokulturen angelegt.

Frühlingserwachen in den Weinbergen von Château Duvivier: bunt soweit das Auge reicht.

Von der Nähe zu Bäumen und vom dadurch angereicherten und durch Wurzelwerk aufgelockerten Boden profitierten auch die im Spalier angelegten Reben. Doch die Rebe kommt nicht mit allen Bäumen zurecht: Mit Eichen und Pinien funktioniere die Symbiose weniger gut. «Blumenesche, Speierling und Feldahorn sind hingegen besonders geeignete Weinbergsbäume», so Daniel Wyss.

Und bei den für Château Duvivier so charakteristischen Maulbeerbäumen könne man richtig sehen, wie gut die Symbiose hier verläuft. «Auch für Agroforst braucht es zuerst eine gute Beobachtung. Und das Wissen, dass eben nicht alle Bäume für die Rebe gut sind», so Daniel Wyss. Eine funktionierende Agroforst-Kultur lockert den Boden auf. Rebe und Baum profitieren von der Vernetzung unter der Erde, vom gegenseitigen Austausch. «Mykorrhiza, die feinen Pilzfäden unter der Erde, die Pflanzen miteinander verweben und selbst Nährstoffe verfügbar machen, spielen dabei eine weitere wichtige Rolle in Bezug auf die Bodenfruchtbarkeit», sagt Daniel Wyss. Nur ein gesunder Boden, der von der Biodiversität profitieren könne, erbringe hochwertige Trauben. Dann sei auch der Weg für dunkelbeerige Weine voller Kraft und Frucht und von allerbester Terroir-Qualität geebnet.

Nina Wessely

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