Naturkorken – viel zu schade für den Abfall

Anfang Jahr hat Delinat-Gründer Karl Schefer in einem WeinLese-Artikel ein klares Bekenntnis zum Korken «als besten und nachhaltigsten» Verschluss für Weinflaschen abgelegt und dieses ausführlich begründet. Für den Delinat-Chef ist klar, dass ein qualitativ hochwertiger Naturkorken im Vergleich zum Aluminium-Drehverschluss oder zu Plastik- und Glaszapfen die beste Ökobilanz aufweist. Diese wird noch besser, wenn die Korken recycelt und wiederverwertet werden.

Kork Recycling
Zu schade für den Abfall: Naturkork kann zum Beispiel als ökologisch sinnvolle Dämmung wieder verwertet werden.

Kork mehrfach nutzen

Das ist leider sowohl in Deutschland wie auch in der Schweiz noch zu wenig der Fall. Als Weingeniesser haben wir es in der Hand, diese Bilanz aufzupolieren und möglichst viele Naturkorken der Wiederverwertung zuzuführen, denn für eine einmalige Nutzung als Flaschenverschluss ist dieses wertvolle Naturprodukt definitiv zu schade.

In beiden Ländern gibt es Anlaufstellen, die sich für ein rationelles Sammeln und Wiederverwerten von Korken einsetzen. So hat sich der Landesverband Hamburg des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) mit der KORKampagne zum Ziel gesetzt, möglichst viele der 1,2 Milliarden Flaschenkorken, die jährlich in Deutschland anfallen, als ökologisch wertvolles Dämmgranulat für den Hausbau zu verwenden. Beim NABU Hamburg erfährt man, wo die nächstgelegene Sammelstelle ist und wie man sogar selbst zur Sammelstelle werden kann. Mit dem Erlös aus dem Dämmgranulatverkauf unterstützt der NABU Kranichschutzprojekte in Spanien und Deutschland.

In der Schweiz sorgt das Fachhaus dafür, dass die Korkzapfen an den über das ganze Land verteilten Sammelstellen abgeholt und für die Weiterverwertung bereitgestellt werden. Das gewonnene Korkgranulat wird für Hohlraumisolation, Zuschlagstoff für Bodenmatten und Lehmbausteine und anderes verwendet. Im Jahr 2015 wurden so rund 20 Tonnen Korkzapfen gesammelt und wiederverwertet. Das sind erst 5 Prozent der gesamthaft anfallenden Menge. Zu den vielen Korksammelstellen der Schweiz gehören auch die Delinat-Weindepots in Basel, Bern, Olten, St. Gallen und Winterthur sowie der Weinshop in Zürich. Es können hier ausschliesslich Naturkorken zurückgegeben werden, wie sie Delinat für ihre Weine verwendet. Eine Liste der Schweizer Sammelstellen finden Sie hier auf einer interaktiven Karte. Wer keine Sammelstelle in der Nähe hat, kann die Korken per Post ans Fachhaus nach  Dübendorf senden.

Basteln mit Kork

Kreative Köpfe können Korken auch selber weiterverwerten. Googlen Sie einfach mal nach «Basteln mit Kork». Da gibt es geniale Ideen. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf. Falls Sie nicht selber basteln wollen, fragen Sie bei Schulen oder Kindergärten nach, ob diese Ihre Korken haben möchten.

Wir freuen uns, wenn Sie dem «besten und nachhaltigsten» Flaschenverschluss die Treue halten und dafür sorgen, dass dieser nicht einfach im Hausmüll landet.

Drehverschluss statt Kork?

Wenn der Fortschritt von heute die Tradition von morgen ist, dann kommen vielleicht auch bald viele Delinat-Weine mit einem Schraubverschluss daher. Drehverschlüsse sind auf dem Vormarsch, nicht nur bei Weiss- oder Roséweinen. Auch bei jung zu trinkenden Rotweinen wird immer öfter auf Naturkork verzichtet. Der Hintergrund ist klar: Aus ökologischer Sicht sind Naturkorken zwar grundsätzlich nach wie vor die beste Option – wenn da nur der gefürchtete Korkschmecker (TCA) nicht wäre. Er macht so manchen guten Tropfen ungeniessbar. So werden jedes Jahr Tausende von Flaschen weggeschüttet. Auch aus ökologischer Sicht ein Unsinn.

Kork- oder Drehverschluss beim Wein

Drehverschluss oder Naturkorken? Diese Debatte wird auch emotional geführt – beim Winzer und beim Weinliebhaber.

Eine Studie, die wir vor einigen Jahren in Auftrage gegeben haben, zeigt auf, dass der Drehverschluss bezüglich Ökologie theoretisch besser abschneidet, wenn man von einem Anteil von mehr als 2 Prozent Korkschmecker ausgeht. Theoretisch deshalb, weil auch der Drehverschluss nicht 100% einwandfrei verschliesst. So kann es beim Transport zu kleinen «Beulen» kommen, die den Verschluss undicht werden lassen. Die langsam eintretende Luft lässt den Wein oxidieren und verderben. Rechnet man ein halbes Prozent solcher Fehler ein, dann bräuchte es rund 3% Korkschmecker, um die Ökobilanz zu Gunsten Drehverschluss zu verschieben. Je nach Korkqualität kann diese Quote deutlich darunter oder darüber liegen.

Technisch haben sich Schraubverschlüsse inzwischen auf höchstes Niveau entwickelt. Aus rein qualitativer Sicht sind sie heute vielleicht die beste Verschlussart für alle Weine. Gute «Dreher» sind aber nicht billig – sie kosten in etwa gleich viel wie Korken. Ihr grösster Nachteil aber ist ein emotionaler: Nach wie vor vermitteln Schraubverschlüsse hierzulande ein Billigimage und rauben dem Wein ein Stück Kultur – die liebgewonnene Zeremonie des Entkorkens mit dem «Plop» fällt weg. Selbst das kritische und mit Stirnrunzeln begleitende Schnuppern und Nippen am ersten Glas einer neu entkorkten Flasche wird vermisst, auch wenn das nicht alle zugeben mögen. Einen Korker identifizieren zu können, ist Kennern vorbehalten – und dieses Können wird oft auch einfach gerne demonstriert. Eine Flasche Wein zu entkorken ist ein gesellschaftlicher und kultureller Akt und die Frage nach dem technisch besten Verschluss kann dadurch zur Nebensache werden.

Dass der Anteil an Korkschmeckern hoch ist und das Image des Naturkorks entsprechend leidet, ist zu einem erheblichen Teil auf mindere Qualitäten und Granulatkorken zurückzuführen. Ein qualitativ hochwertiger Naturkork ist nach wie vor ein ausgezeichneter Verschluss für Weinflaschen. Aus diesem Grund haben wir bis anhin weitestgehend auf Drehverschlüsse verzichtet und verwenden einen neuartigen, gewaschenen Naturkorken mit deutlich geringerem Korkschmeckeranteil. Die bisherigen Erfahrungen damit sind vielversprechend.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit Korkschmeckern bei Delinat-Weinen? Welche Verschlussart ziehen Sie persönlich aus welchen Gründen vor? Würden Sie auch Delinat-Weine mit Drehverschluss kaufen? Soll Delinat weiterhin auf qualitativ hochwertige Naturkorkverschlüsse setzen und so auch einen Beitrag an eine nachhaltige Bewirtschaftung der Korkeichen leisten? Bei allen Weinen oder z.B. nur bei Rotweinen? Wir sind gespannt auf Ihre Meinung. Schreiben Sie diese einfach unten ins Kommentarfeld. Herzlichen Dank.