Höhere Anforderungen an Delinat-Winzer

Je erfolgreicher der Bio-Markt, desto lascher die Biorichtlinien und ihre Umsetzung. Bio verkommt immer mehr zu einer Industrie, bei der nicht mehr die Natur, sondern hartes Business im Vordergrund steht. Diese Entwicklung passt Delinat-Gründer Karl Schefer nicht: „Was hilft Industrie-Bio der Natur? Ökosysteme werden durch Monokulturen zerstört, da spielt es kaum eine Rolle, ob Krankheiten mit chemischen oder mit biologischen Giften bekämpft werden. Solange die Monokultur nicht als Ursache des Übels erkannt wird, geht die Zerstörung der Umwelt immer schneller, immer weiter voran.“

Aufruf zur zweiten Bio-Revolution

Natürliche Vielfalt im Weinberg
Natürliche Vielfalt im Weinberg

Delinat begegnet dieser Misere mit einem Aufruf zur zweiten Bio-Revolution, einer Biodiversitäts-Charta und neuen Richtlinien (PDF). Diese gelten ab 2010, sind deutlich ambitionierter als die bisherigen und gehen weit über das EU-Biolabel und die Normen einzelner Länder hinaus. Die schon bisher überdurchschnittlich hohen Anforderungen an die Delinat-Winzer steigen damit nochmals beträchtlich. Verzicht auf Gift und Kunstdünger im Rebberg genügen längst nicht mehr. Die neuen Delinat-Richtlinien zielen auf eine klimaneutrale Bewirtschaftung und eine hohe Biodiversität im Weinberg ab. „Es muss ganzheitlich gedacht und gehandelt werden. Monokulturen sind anfällig und fördern Resistenzen. Wer biologische Stabilität will, bekommt sie nur, wenn er die Biodiversität fördert“, sagt Karl Schefer in einem Interview auf nachhaltigkeit.org.

Drei Schnecken nur für ökologische Innovationen

Zusammen mit den Richtlinien 2010 wurde ein neues Stufenmodell mit 1 bis 3 Weinbergschnecken eingeführt. In zwei Jahren sollen die Delinat-Weine entsprechend gekennzeichnet werden. Weine, die höchsten ökologischen Ansprüchen genügen, werden mit drei Schnecken ausgezeichnet. In einem Brief an die Delinat-Winzer (PDF) appelliert Karl Schefer an deren Ehrgeiz und Moral, sich für „echte ökologische Innovationen“ stark zu machen. Ziel ist es, bis zum Jahr 2015 mindestens die Hälfte der Delinat-Winzer mit drei Schnecken auszuzeichnen.

Sind Sie mit dem strengen Richtlinien-Kurs einverstanden?

Manche werfen Delinat vor, mit ihren strengen Vorschriften übers Ziel hinaus zu schiessen. Seit die ersten Delinat-Richtlinien 1983 erschienen sind, gab es alle paar Jahre Verschärfungen und immer mehr Bereiche sind betroffen. 2010 fand auch die neue Delinat-Charta für Biodiversität Einzug ins Regelwerk. Notwendige Schritte oder völlig übertrieben?

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Lesen Sie das ganze Interview mit Karl Schefer über die neuen Delinat-Richtlinien und die Notwendigkeit, den Sprung in die Zukunft zu wagen.