Nach den Trauben das rote Gold…

Backe, backe Kuchen,

Der Bäcker hat gerufen

Wer will guten Kuchen backen,

Der muss haben sieben Sachen:

Eier und Schmalz,

Butter und Salz,

Milch und Mehl,

Safran macht den Kuchen gel‘! (gelb)

Schieb in den Ofen ‚rein.

 

Safran – das faszinierende Gewürz, das Gerichten und Gebäck eine helle Farbe verleiht, war für mich bisher vor allem mit Erinnerungen an dieses in meiner Jugendzeit populäre Kinderlied verbunden. Anfang September dieses Jahres haben wir auf Château Duvivier auf einer Fläche von etwa 500 Quadratmetern 12 000 Safran-Zwiebeln gesetzt. Kaum ist die Weinlese unter Dach, stehen wir jetzt rund zwei Monate nach der Pflanzung bereits mitten in der ersten Safran-Ernte. Diese ist mit ziemlich viel Handarbeit verbunden.

Safranernte

Katze Peppy wundert sich über eine neue Kultur auf Château Duvivier: Die erste Safranernte ist im Gang, fällt aber noch ziemlich bescheiden aus.

Während rund zwei Wochen werden die wunderschönen violetten Blüten gepflückt. Jede Blüte enthält drei rote Safran-Fäden. Diese werden herausgezupft und getrocknet. Für ein Gramm Safran-Gewürz braucht es die schier unglaubliche Zahl von gegen 180 Blüten. Da kann man sich leicht ausmalen, dass unsere Gesamternte nie im Kilobereich liegen wird. Für unsere allererste Ernte erwarten wir eine Ausbeute von vielleicht 80 Gramm. In den Folgejahren, wenn sich die Zwiebelknollen automatisch vermehren, wird die Erntemenge deutlich ansteigen. Unser längerfristiges Ziel liegt bei etwa 400 Gramm pro Jahr.

Neues Angebot für Château-Gäste

Mit dem Anbau von Safran machen wir nicht nur einen weiteren Schritt zur Erhöhung der Biodiversität auf unserem Weingut, wir erhoffen uns davon auch eine zusätzliche Nebeneinkunft. Denn das als «rotes Gold» bekannte Gewürz ist begehrt und lässt sich zu einem guten Preis verkaufen. Wir werden unser Bio-Safran für die Gourmetküche auf dem Château nutzen und es vor allem den Gästen in attraktiver Form zum Direktkauf für 25 bis 30 Euro pro Gramm anbieten. Ich bin jetzt schon gespannt, wie das neue Angebot ankommt. Vorderhand hoffen wir jetzt noch auf schönes Spätherbstwetter bis die Ernte abgeschlossen ist. Denn Qualität und Menge des roten Goldes ist von vielen Faktoren abhängig: trockene Wetterbedingungen, tägliches Ernten der frischen Blüten, sorgfältiges Lösen der Fäden und ein sanfter Trocknungsprozess.

 

Edles Gewürz und edle Weine

Erste Station unserer Südfrankreichreise ist ein guter Bekannter: Seit 1998 wird das Delinat-eigene Weingut Château Duvivier in der Provence von Antoine Kaufmann bewirtschaftet. Ich staune immer wieder, mit welchem Engagement und welchen Ideen der Winzer die ökologische Revolution und die natürliche Vielfalt in seinen Weinbergen vorantreibt.

Die ökologischen Hotspots, die Winzerkollegen aus ganz Europa im Frühling 2010 gepflanzt haben, gedeihen prächtig.

Bei unserem Spaziergang durch die Rebanlagen interessieren uns vorerst die ökologischen Hotspots, die beim Winzertreffen 2010 von Biowinzern aus ganz Europa angepflanzt worden waren. Die kleinen Setzlinge haben sich in rund anderthalb Jahren zu stattlichen Sträuchern und kleinen Bäumchen entwickelt und sorgen so bereits für viel Abwechslung im Weinberg.

10 000 Safran-Setzlinge

Ein imposanter «Hotspot» innerhalb der Weinberge ist auch der grosse Gemüsegarten, wo gerade reife Tomaten, Kürbisse, Zucchini und andere Gemüse darauf warten, in der Schlossküche zu kulinarischen Leckereien verarbeitet zu werden. Direkt neben dem Garten zeigt uns Antoine ein brachliegendes Feld. Hier pflanzt er in den nächsten Tagen rund 10 000 Safran-Zwiebeln. Bereits Ende Oktober wird das Feld dann erstmals bläulich leuchten und die ersten Safranblüten können geerntet werden.

Antoine Kaufmann vor dem Feld, auf dem er in diesen Tagen 10 000 Safran-Zwiebeln setzt.

Damit entsteht auf Duvivier ein weiterer, farbiger Hotspot, der auch wirtschaftlich etwas abwerfen soll. 180 Blüten ergeben rund 1 Gramm rot-orange Safran-Fäden. Der Verkaufspreis dafür liegt laut Antoine bei rund 30 Euro. Das wertvolle Gewürz soll vor allem den Château-Gästen zum Kauf angeboten werden.

Vor verschlossenen Château-Türen

Wie sehr sich die ökologischen Bemühungen auch in der Qualität der Duvivier-Weine niederschlagen, durften wir dann einmal mehr bei einem gemeinsamen kulinarisch hochstehenden Nachtessen im abgelegenen, privaten Zuhause von Antoine und Irene Kaufmann feststellen.

Privataudienz bei Irene und Antoine Kaufmann: Richard Zumkemi (rechts) und der Autor freuen sich auf ein gediegenes Diner mit Duvivier-Wein.

Es wurde spät an diesem lauwarmen Sommerabend auf der weitläufigen Gartenterrasse. So spät, dass wir bei der Rückkehr zu unseren Gemächern im Château Duvivier unverhofft vor verschlossenen Türen standen. Uns blieb nichts anders übrig, als Schlossherrin Sylvia Fahs weit nach Mitternacht aus dem Bett zu klingeln. Sie nahms, trotz strengem Arbeitstag, mit Humor…

Alle Artikel der Reise nach Südfrankreich:
Tag 1: Edles Gewürz und edle Weine
Tag 2: Der ganze Weinberg ein einziger Hotspot
Tag 3: Verheissungsvolle Wein-Entdeckungen
Tag 4: Stille Wein-Revoluzzer mit Doktorhut
Tag 5: Madame Delmas drückt aufs Gaspedal