Anhaltende Trockenheit in Katalonien

Die anhaltende Trockenheit in Katalonien ist auch für Delinat-Winzer in Spanien eine enorme Herausforderung. Wir haben mit Josep Maria Albet i Noya aus dem Penedès über mögliche Lösungswege gesprochen.

Als längjähriger Delinat-Winzer beobachtet Josep Maria die Natur schon lange. Jede Rebe kennt der Katalane quasi beim Namen, das Weingut Albet i Noya leitet der 67-jährige seit er 16 Jahre alt ist.

Kommt das Gespräch auf die anhaltende Trockenheit in Katalonien im Jahr 2023, legt sich das ansonsten von Lachfalten geprägte Gesicht des Winzers in Sorgen. «Wir warten seit drei Jahren auf den Regen.»

Delinat-Winzer Josep Maria Albet i Noya im Gespräch mit Weinakademiker David Rodriguez von Delinat
Delinat-Winzer Josep Maria Albet i Noya berichtet von der anhaltenden Dürre im Penedès

2020 gab es im Norden Spaniens nahe Barcelona Niederschlag im Überfluss, seitdem sitzt man in Katalonien auf dem Trockenen. «Die Tanks sind leer», so Winzer Albet i Noya, «wir haben uns auf den Regen vorbereitet, sind gewappnet alles aufzufangen, was der Himmel herunterlässt. Es muss nur kommen.»

Landwirte in ihrer Existenz bedroht

Inzwischen ist die anhaltende Trockenheit in Katalonien auch in internationalen Medien gelandet. Bilder von ausgetrockneten Landstrichen gehen um die Welt. So berichtete das Schweizer Fernsehen SRF zuletzt von einer Ausweitung der Beschränkungen im Wasserverbrauch für Privathaushalte und Landwirtschaft. Letztere muss 40 Prozent des Wassers einsparen, heisst es beim SRF. Werden diese Massnahmen verschärft, so seien wohl viele Landwirte in ihrer Existenz bedroht.

Winzer formieren sich

Auch Winzer Josep Maria Albet i Noya und sein Sohn Martí, der inzwischen an der Seite von Josep Maria die Geschicke am Weingut leitet, berichten von einer Versammlung mit 60 Winzern aus Katalonien zum Thema anhaltende Trockenheit. «Wir haben eine solche Trockenheit noch nie erlebt», heisst es auch dort. Das letzte Mal gab es im Jahr 1725 eine derartige Trockenperiode in Katalonien.

Diese hat 25 Jahre angedauert. «Hoffen wir, dass sich das nicht wiederholt», lacht Josep Maria doch etwas gequält. Was die Ernte betrifft, so gibt es Parzellen mit nahezu hundert Prozent Ernteverlust. Der Ertrag ist hitzebedingt sehr gering.

Das Weingut im Mai 2023. Auch tiefer wurzelnde alte Reben hielten der anhaltenden Trockenheit in Katalonien kaum mehr stand.
Das Weingut im Mai 2023. Auch tiefer wurzelnde alte Reben hielten der anhaltenden Trockenheit in Katalonien kaum mehr stand.

Nicht einmal die alten Reben, die der Trockenheit in der Regel durch ihr tieferes Wurzeln besser standhalten, hätten der Hitze heuer getrotzt. «Auch in den unteren Erdschichten ist kein Wasser mehr», so Josep Maria.

Überlebt haben nur die Reben, die bewässert wurden. So wie der Versuchsweingarten mit robusten Sorten. Das bestärkt Josep Maria einmal mehr, diesen Weg zusammen mit Delinat und Valentin Blattner konsequent weiter zu gehen.

Massnahmen gegen Trockenheit

Doch gerade weil Josep Maria und Martí von Albet i Noya nicht zu den Menschen gehören, die ihre Hände in den Schoss legen und sich ihrem Schicksal ergeben, ist bereits eine Maschine für einen neuen Weingarten-Versuch durch Albet i Noyas Weingärten gefahren.

Die Idee: Wasser gleich in tiefere Schichten dringen zu lassen. So, dass kein Wind die Feuchtigkeit verwehen kann. Leitungen am Dach, eine Empfehlung der Delinat-Winzerberater, kanalisieren das Wasser in ein Aufbewahrungsbecken.

Sogar das Wasser, das an den grossen, nackten Felsen hinabrinnt, an denen sich das Weingut schmiegt, wird in Zukunft nicht mehr verloren gehen. Kommen muss es nur, das Wasser, und möge es kein einzelner Tropfen auf den heissen Stein sein.

Dazu Delinat-Winzerberater Daniel Wyss: «Im Süden Europas ist Trockenheit ein immer massiveres Problem. Auch auf unserem Forschungsweingut Château Duvivier in der Provence erleben wir eine grosse Trockenheit und sinkende Erträge. Wir haben keine Bewässerung dort und versuchen mit Massnahmen der Permakultur, Agroforst, Begrünung und Retentionsmassnahmen dagegen zu halten. Ziel ist es, die Infiltration bei Starkniederschlägen zu verbessern, die Temperatur und die Evaporation zu verringern, die Speicherfähigkeit der Böden zu verbessern und mit Retentionsbecken das Abfliessen von Regenwasser zu verhindern.»

Anhaltende Trockenheit in Katalonien

Ein Blick auf eine Darstellung des LCSC: Climatology and Climate Services Laboratory zeigt die Summe der Regenmenge sowie des verdunsteten Wassers in Spanien. Der Beobachtungszeitraum liegt zwischen November 2021 und November 2023.

Die Trockenheit in Katalonien ist demnach höher als in Andalusien, ein Landstrich, mit traditionell sehr hohen Temperaturen und Regen meist nur während der Wintermonate.

Die Darstellung des LCSC zeigt die Summe der Regenmenge sowie des verdunsteten Wassers in den Jahren 2021 bis 2023. (c)LCSC: Climatology and Climate Services Laboratory
Die Darstellung des LCSC zeigt die Summe der Regenmenge sowie des verdunsteten Wassers in den Jahren 2021 bis 2023. (c)LCSC: Climatology and Climate Services Laboratory

Delinat-Winzer wie Josep Maria Albet i Noya nahe Barcelona verzagen ob der anhaltenden Trockenheit in Katalonien dennoch nicht. Er sagt: «Wir sind bereit. Jeder Tropfen der kommt, bleibt ab jetzt im Weingut.» Dass mit ihm ein Meister der Weinbereitung am Werk ist, zeigen erste Kostproben aus dem Jahr. Die Ernte bringt auch 2023 wieder hervorragende Tropfen, wenn auch bedeutend weniger als in den Jahren zuvor.

Wein- und Genussreise Katalonien: Trauben naschen in Spanien

Für einmal war an sich Verbotenes erlaubt: «Ja, Sie dürfen Trauben direkt ab Stock naschen!» ermunterte Josep Maria Albet i Noya die gut gelaunte Gästeschar, die zwischen dem 6. und 9. September auf der Delinat Wein- und Genussreise in Katalonien unterwegs war. Der Zeitpunkt für einen Besuch beim erfolgreichen katalonischen Biowein-Pionier hätte besser nicht sein können. Die Ernte hatte gerade so richtig begonnen und war im vollen Gange. Trotzdem nahm sich der Chef persönlich Zeit, die wissbegierigen Delinat-Kunden durch seine Rebberge zu führen. Die Hauptarbeit musste an diesem Tag halt Kellermeisterin Marga Torres bewältigen. Verständlich, dass sie nur kurz an uns vorbeihuschte.

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Mittagessen bei Albet i Noya inmitten der Reben.

Der Besuch auf dem Weingut Mas Igneus im landschaftlich spektakulären Priorat war ebenfalls geprägt vom Traubennaschen – alle waren schliesslich unterdessen Experten geworden im Beurteilen des Zucker- und Gerbstoffgehaltes: «In 10 Tagen kann geerntet werden», war der neckische «Expertenrat» an die sympathische Önologin Yolanda Carazo. Yolanda hat uns denn auch versichert, dass der Jahrgang 2015 das Zeug für eine aussergewöhnliche Qualität hat.

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Önologin Yolanda Carazo gewährt einen Blick in das Fass, in dem der Wein auf der Maische gärt.

Auf der Reise drehte sich natürlich nicht nur alles um Trauben. Gutes Essen und feine Weine hatten ebenfalls einen hohen Stellenwert – ganz besonders unter dem Stichwort «Slow Food». Auf dem kleinen Weingut Vega de Ribes zeigte uns Enric Bartra wie er im Rahmen eines Slow Food Presidi die alten Traubensorte Malvasia de Sitges hegt und pflegt.

Malvasia-Degustation
Enric Bartra bot Weine aus der alten Traubensorte Malvasia zur Degustation an.

Und an einem Abend haben wir sogar ein sogenanntes «Null-Kilometer-Menu» genossen: Alle Zutaten stammten aus der engsten Umgebung des Restaurants. Astrid, die Restaurantbesitzerin, musste im Vorfeld der Reise speziell davon überzeugt werden, das wir Weine von Albet i Noya dazu geniessen durften: «Das Weingut kenne und schätze ich wohl. Aber es liegt mit 50 km Distanz eigentlich deutlich zu weit weg», meinte sie lachend, drückte dann aber für die Delinat-Gäste schon mal beide Augen zu …

priorat
Im kleinen Dorf Siurana im Priorat wurde ein Besichtigungsstopp eingelegt.

Weitere Bildimpressionen von dieser Reise finden Sie auf Flickr.

Auf der nächsten Wein- und Genussreise Barcelona/Katalonien vom 4. bis 7. September 2016 können Sie auch dabei sein: www.delinat.com/weinreisen