Weinlese 2011

Bei den Delinat-Winzern in ganz Europa ist die Traubenernte unter Dach. Zwei gemeinsame Merkmale prägten die Lese 2011: Überall begann die Ernte so früh wie kaum je zuvor und ein bilderbuchmässiger Altweibersommer sorgte für optimale Erntebedingungen. Fazit: Fast überall resultierte eine sehr schöne Traubenqualität. Am schwierigsten war das Weinjahr in Spanien und Griechenland, wo teilweise empfindliche Ertragseinbussen in Kauf genommen werden mussten.

Weinernte in Südfrankreich

Bei schönstem Herbstwetter konnten die erfahrenen Erntehelfer auf Domaine Lignères perfekt ausgereifte Trauben lesen.

Zufriedene Gesichter in Südfrankreich

Von einem «aussergewöhnlich guten Jahrgang» spricht Antoine Kaufmann, Winzer auf Château Duvivier in Südfrankreich. Die Ernte konnte rund zwei Wochen früher abgeschlossen werden als im Vorjahr. «Die Bedingungen waren schlichtweg optimal, wir ernteten rund 126 Tonnen vollreife, gesunde Trauben.» Einziger Wermutstropfen: Ende April vernichteten wachteleiergrosse Hagelkörner während 10 Minuten rund 30 Prozent der Blütenstände von Syrah- und Vermentino-Reben. Im Corbières (Languedoc) konnten unsere Weingüter Château Coulon und Domaine Lignères perfekt ausgereifte, aromatische Trauben einfahren. Milde Tagestemperaturen und frische Nachtwinde im Frühherbst sorgten dafür, dass die Reben bis zur Ernte vor Trockenstress verschont blieben.

In Deutschland, Österreich und der Schweiz freut man sich dank idealen klimatischen Voraussetzungen ebenfalls auf einen ausgezeichneten Jahrgang. Werner Michlits vom Weingut Meinklang im österreichischen Burgenland spricht von «grandiosen Reifebedingungen». Alle Trauben konnten zu den Wunschterminen geerntet werden. Nicht ein kleiner Kompromiss war nötig. «Die meisten Trauben haben wir Mitte September gelesen. Da war der Mond in aufsteigender Phase. Das erachten wir als ideal.»

Italien mit gutem Jahrgang

Von einer «mustergültigen Ernte» berichten die Gebrüder Fasoli aus dem Veneto. «Die Mengen sind gut, die optimal gereiften und gesunden Trauben deuten auf einen unbestritten guten Jahrgang hin», tönt es aus Norditalien. Bei Maggio Vini auf Sizilien führte Falscher Mehltau im Frühjahr zwar zu Ertragseinbussen von rund 20 Prozent. «Die geernteten Trauben sind aber von ausgezeichneter Qualität. Wir erwarten aromatische Weine mit einem höheren Alkoholgehalt als sonst, aber trotzdem eleganter Struktur», so Massimo Maggio.

Durchzogene Bilanz in Spanien

Auf ein insgesamt eher schwieriges Jahr blicken Spaniens Winzer zurück. Je nach Region hatten sie mit Trockenheit, Hagel, Mehltau oder Nässe zu kämpfen. In der Rioja führte die andauernde Trockenheit zu Ertragseinbussen von bis zu 30 Prozent. Unsere beiden Betriebe Osoti und Loatum sind im Vergleich zu andern Rioja-Winzern mit Menge und Qualität aber zufrieden.

In der Navarra konnte Azul y Garanza ebenfalls etwa 20 Prozent weniger ernten als in einem durchschnittlichen Jahr. Allerdings stimmt auch hier die Qualität. Keine bedeutenden Probleme beklagt Albet i Noya im Penedès. Zwar liegt auch hier der Ertrag etwas unter dem Vorjahr, die geerntete Qualität ist aber sehr gut.

Portugal erwartet grossen Jahrgang

Von einem «insgesamt schwierigen Weinjahr» wegen unvorhersehbarer Wetterkapriolen spricht auch Sara Dionísio vom Weingut Casa Mouraz in Portugal. Bis auf das Alentejo haben die Erntemengen aber in Portugals Weinbaugebieten kaum gelitten. Mit der geernteten Qualität sind Sara und António Lopez Ribeiro sogar sehr zufrieden. «Wir rechnen mit Weinen von grosser Ausdruckskraft und Ausgewogenheit, aber auch mit mehr Struktur und Volumen als beim Jahrgang 2010», erklärt Sara Dionísio.

Gebeuteltes Griechenland

Mit einem schlimmen Jahr müssen dagegen die Winzer auf der Halbinsel Peloponnes in Griechenland fertig werden. Als ob das Land nicht schon genug gebeutelt wäre, haben heftige Regenfälle im Mai und Juni sowie später noch ein Hagelsturm in den Weinbergen grosse Schäden hinterlassen und Ertragsausfälle bis zu 70 Prozent provoziert. Unser Winzer Apostolos Spiropoulos muss einen Verlust von rund 50 Prozent verkraften.

Matthias Metze
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