Tempranillo, Almagro, Almodóvar…

Dieser Artikel des Weinjournalisten Thomas Vaterlaus erschien im Mai 2009 in der Weinlese Nr.14. Anlässlich des 5-jährigen Jubiläums des Pasión Delinat haben wir ihn wieder ausgegraben. Viel Vergnügen bei der Lektüre!

Am Anfang war die Vision eines Tempranillos mit südlichem Temperament, Sinnlichkeit und würzigem Charme. Es folgten sechs Jahre hartnäckige Weinentwicklungsarbeit in der Mancha. Gefunden hat David Rodriguez dabei nicht nur den erwünschten Wein, sondern auch Juan, den Dorfpoeten aus Almagro, «Emoción» in ländlichen Flamencokneipen und wind-böige Geister im endlosen Steppenland. Das Resultat von alldem heisst Pasión Delinat und ist mehr als ein Wein.

In nur fünf Jahren zu einem der beliebtesten Delinat-Weine: Pasión Delinat
In nur fünf Jahren zu einem der beliebtesten Delinat-Weine: Pasión Delinat

Beinahe hätte ich es Jorge, dem jungen Kellermeister, damals geglaubt. «Ein sinnlich fruchtiger La-Mancha-Wein braucht kein Holz …», sagte er mir bei meinem ersten Besuch im Frühling 2003 immer wieder. Dann, beim Rundgang durch den Keller, sah ich ein Dutzend einsame Barrique-Fässer verloren in einer dunklen Ecke stehen. Ich musste Jorge beinahe mit Gewalt zwingen, von diesem Wein kosten zu dürfen. Als ich den Tempranillo im Gaumen hatte, konnte ich seine Vorbehalte verstehen. Das war in der Tat kein wirklich geglückter Barrique-Wein. Und doch spürte ich ein «Kribbeln» in mir. Ich hatte plötzlich eine klare Vision eines La-Mancha-Weins, der südliches Temperament mit samtiger Würzigkeit vereint, auf völlig natürliche Weise, ohne dass man dabei an Barrique-Ausbau denkt.

In den stimmungsvollen Gassen Madrids findet sich immer eine einladende Taverne für eine Tapa mit Wein.
In den stimmungsvollen Gassen Madrids findet sich immer eine einladende Taverne für eine Tapa mit Wein.

Wie aber kann man so eine «Emoción», eine sinnliche Schwingung, in einen konkreten Wein umsetzen? Je mehr ich meine Vision analysierte und präzisierte, umso mehr verschwand das ursprüngliche Bild. Und es wurde noch schwächer, als ich es Jorge, dem Kellermeister, vermitteln wollte, der zusammen mit mir diesen neuen Wein komponieren sollte. Sicher, wir machten uns an die Arbeit, experimentierten mit verschiedenen Traubenqualitäten und Holztypen. Doch beim Degustieren der Fassmuster herrschte schnell jene nüchterne Routine («Wenn wir die Frucht von Muster Nr. 2 mit der Würzigkeit von Nr. 6 und der saftigen Säure von Nr. 8 kombinieren, sind wir ein Stück weiter …»), die ich zwar von vielen Kellereibesuchen schon kannte, aber hier unbedingt vermeiden wollte.

Die Stimme von Almagro

An einem warmen Herbstabend, als wir wieder einmal nicht weiterkamen, nahm mich Jorge mit nach Almagro. Ich erwartete ein schlichtes Strassendorf mit weissen Häusern und geschlossenen Läden, durch das nachts der ruppige La-Mancha-Wind pfeift. Doch Almagro entpuppte sich als mittelalterliches Juwel von vollkommener Schönheit. Da war es plötzlich wieder, dieses Kribbeln. Vor allem, als wir in der Calle Jerónimo Ceballos zufällig auf Juan Vicente Guzmann trafen. Der alte Mann mit dem mächtigen, grauen Schnurrbart war einst Maultierscherer und Lastwagenfahrer. Heute ist er Schauspieler, Dichter und die lyrische Stimme von Almagro. Er erzählte uns vom spanischen Kultfilmemacher Pedro Almodóvar, der hier etliche Schlüsselszenen seines Filmes «Volver» mit Penélope Cruz in der Hauptrolle gedreht habe. Dann flüsterte er mir ins Ohr: «Was dieser Film erzählt, nämlich dass in Almagro die Toten lebendiger sind als die Lebenden, ist keine Fiktion, sondern durch und durch wahr.»

Pasión Delinat mit Tapas: eine gelungene Kombination
Pasión Delinat trifft «Gran Cocina en Miniatura», Spaniens moderne Tapasküche – eine gelungene Vermählung.

Während wir später im Restaurant El Corregidor eine lokale Spezialität namens «Perdiz de Casa en Escabeche Suave» (eine Suppe mit Wildgeflügel, Eiern, Pepperoni und Pilzen) assen und dazu einen frischfruchtigen Joven aus der Gegend genossen, erzählte uns der Wirt, dass in der Bar um die Ecke eine hiesige Band ein «Nuovo Flamenco»-Konzert gebe.

Spanische Gitarrenklänge

Die Bar war schon proppenvoll, als wir ankamen. Zwei Gitarristen, eine Sängerin, ergänzt durch Elektrobass und Perkussion, entfachten ein südliches Feuerwerk. Über warm dahinfedernden Bassläufen kreisten, wie Bussarde in luftiger Höhe, die schnellen Sololäufe einer Akustikgitarre. Der Sound wirkte international und urspanisch zugleich. Auf der rappelvollen Tanzfläche entdeckten wir plötzlich die junge Frau, die uns vorhin im Restaurant bedient hatte. Mit schlängelnden Armbewegungen, fliegendem Haar und lasziven Hüftbewegungen wiegte sie sich im Takt dieses Neo-Sevillanas. Und um sie kreiste mit zackigen Fussbewegungen und typisch südlicher Machismo-Gestik ein älterer Mann.

So temperamentvoll wie der Pasión Delinat ist Spaniens Lebensfreude.
So temperamentvoll wie der Pasión Delinat ist Spaniens Lebensfreude.

Was die beiden hier aufführten, ohne sich freilich auch nur einmal zufällig zu berühren, liess einem den Atem stocken. Doch nach ein paar Stücken kehrten sie beide für sich allein in jene Ecke zurück, wo ihre Freunde sassen, und nahmen fortan keine Notiz mehr voneinander. «So ist das eben hier in der Mancha», sagte Jorge und lachte. Als wir morgens um zwei Uhr durch die leeren Strassen zu unserem Auto zurückspazierten, hatte ich zum ersten Mal ein richtig gutes Gefühl. Ich wusste, dass uns dieser Abend helfen würde, unser Weinprojekt erfolgreich zum Abschluss zu bringen.

Die Seele des Weines

So war es denn auch. Natürlich: Es sollten noch unzählige Diskussionen über Säure, Eichenholzwürze, Alkohol und Frucht folgen. Mit den Winzern arbeiteten wir parallel dazu intensiv an der Verbesserung im biologischen Anbau. So experimentierten wir etwa mit verschiedenen Konzepten in Bezug auf eine Begrünung der Rebberge in einer so trockenen Gegend wie der Mancha. Doch immer, wenn es um die Identität, um die Seele dieses Weines ging, um Werte wie Sinnlichkeit, Temperament, Emotion und Leidenschaft, half uns die gemeinsame Erinnerung an den Abend in Almagro. Es sollte übrigens nicht der einzige bleiben. Bei meinen Besuchen in der Mancha bin ich seither immer wieder nach Almagro zurückgekehrt.

Jorge Martinez, Kellermeister
Kellermeister Jorge Martinez prüft den neuen Pasión Delinat.

Wenn ich heute den Pasión Delinat im Glas habe und dazu die CD höre, die wir speziell für diesen Wein aufgenommen und produziert haben, dann sehe ich alles vor mir: die wunderschöne Plaza Mayor von Almagro, Juan, den alten Poeten, Penélope Cruz im Film «Volver», den Wind, der nachts ausgetrocknete Zweige durch die Strassen wirbelt, die knisternde Erotik eines Flamencotanzes und vieles mehr. Vor allem aber denke ich an jenen ersten Besuch in der Kellerei von Jorge im Frühling 2003 und die verlorenen Barriques in jener dunklen Ecke. Heute reift unser Wein in ungleich mehr Barriques. Und weil es ein durch und durch gelungener Wein ist, versteckt Jorge diese Barriques auch nicht mehr. Sie thronen gut ausgeleuchtet in der Mitte des imposanten Kellers. Jorge ist auf diesen Wein längst ebenso stolz wie ich.


Fünf Jahre Pasión Delinat: Der Tempranillo mit dem würzig-fruchtigen Charme ist in nur fünf Jahren zu einem der beliebtesten Delinat-Weine geworden.

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(gültig vom 17. bis zum 21. Mai 2014)

Thomas Vaterlaus

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