Viel Spektakuläres aus dem Douro

Im Norden von Portugal wird es hügelig – und die Reizschwelle landschaftlicher Schönheit schier unübertreffbar. Der Fluss Douro hat sich vom Verlaufe von Jahrmillionen tief in die Landschaft eingefressen und prägt dieses spektakuläre Tal zusammen mit den steilen Rebhügeln, denen hier anfänglich fast ausschliesslich der berühmte Portwein abgerungen wurde. Das Douro-Tal gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Im Restaurant Doc von Rui Paula direkt am Ufer des Douro in Armamar erfahren wir aufs Eindrücklichste, dass auch regionale Tafelweine und Küche locker mit den landschaftlichen Schönheiten mithalten können.

Terrasseen am Douro

In mühsamer Arbeit wurden in die steilen Schieferhänge Terrassen angelegt, um den Weinbau zu ermöglichen.

Ein neuer Roter

Das gilt auch für den Bela-Luz, den neuen Rotwein vom kleinen Familienbetrieb von Eduardo Helena. In einem kleinen Seitental des Douro scheint die Zeit still gestanden zu sein. Der über 70-jährige Eduardo sen. arbeitet noch immer mit dem Maultier im Weinberg. Dieser ist gesäumt von Trockensteinmauern, Feigen-, Mandarinen und Olivenbäumen. Ob so viel Liebe zu handwerklicher Tradition mag auch António Lopes Ribeiro nicht zurückstehen. Er lässt die Trauben im zugemieteten Keller im Lagar (Steintrog) nach alter Väter Sitte mit den nackten Füssen stampfen. «So können Farb- und Gerbstoffe am schonendsten aus den Beerenschalen gewonnen werden», ist Antonio überzeugt.

Terrassen-Weinbau am Douro

António Lopes Ribeiro (2.v.l.) im Gespräch mit Eduardo Helena (Vater und Sohn) und  Emil Hauser (rechts).

Bela-Luz wird geboren

Im Keller verkosten wir die Tankproben vom neuen Rotwein und António und Sara bitten um unsere Einschätzung. Die verschiedenen Proben zeigen sich von einer sehr guten Seite, manchmal ein wenig würziger, manchmal ein wenig mehr Schokoladennoten, manchmal ein wenig dichter. Schnell ist eine optimale Assemblage zusammen gestellt – der Bela-Luz ist geboren.

Restaurant DOC:
Cais da Folgosa
EN 222, Folgosa
5110-204 Armamar
www.ruipaula.com
Moderne Architektur und geräumige Ambiente mit direkter Aussicht auf den Fluss.

Während der erste Bela-Luz seiner Vollendung entgegenreift, machen wir uns auf den Weg westwärts Richtung Atlantik. Im Minho – kurz vor Porto – reicht die Zeit noch für ein Glas Vinho Verde. Ein erfrischend-fruchtiger Abschluss einer Reise durch das aufstrebende Weinland Portugal.

Alle Artikel der Portugalreise:
1. Tag: Auf den Spuren der Entdecker
2. Tag: Auf ins Alentejo
3. Tag: Zu Hause auf Casa de Mouraz
4. Tag: Viel Spektakuläres aus dem Douro

Hier finden Sie die aktuellen Weine aus Portugal ->

Zu Hause auf Casa de Mouraz

Über 300 km lang ist die Fahrt durch die weiten Ebenen des Alentejo nordwärts ins Dão, wo António Lopes Ribeiro und Sara Dionísio mit ihren beiden Buben António und Jorge in der Stadt Tondela leben. Antonios elterliches Weingut Casa de  Mouraz, das vom Winzerpaar seit den 1990er-Jahren geführt wird, liegt im kleinen Nachbardorf Mouraz. António führt uns durch die kleinstrukturierten, ökologisch intakten Weinberge. Sie liegen in einer reizvollen Landschaft: Granitfelsen wechseln sich mit Pinien, Korkeichen, Sträuchern und wilden Kräutern ab.

Weinberge im Dao

Typisch Dão: kleine, von Sträuchern und Baumgruppen umgebene Rebparzellen. Die Rebberge werden durch riesige Granitsteinbrocken aufgelockert.

Segen für Winzer und Wein

In diesem Umfeld gedeihen die roten und weissen Caruma-Weine. António behauptet, man rieche in ihnen den Duft von Piniennadeln (portugiesisch caruma). Ebenso wahrscheinlich ist, dass seine Weine den Segen von oben haben. António keltert sie nämlich in einem gemieteten Keller direkt neben der kleinen Kirche in der Dorfmitte. Zum Gotteshaus selber hat der Winzer ebenfalls eine prägende Beziehung. Hier wurde er vor rund 40 Jahren in einem eigentlichen Bijou von Taufstein getauft.

Immer nur mit einem Kind unterwegs

Während der ganzen Reise sind wir zu fünft im Auto unterwegs: António, der Fahrer und die Ruhe selbst, Sara, die Organisatorin und gestikulierende Kartenleserin, Hans und ich als Zaungäste, und jeweils einer ihrer Söhne im Kindersitz. António jun. und Jorge sind Brüder, aber auf engem Raum vertragen sie sich sehr schlecht. Vor allem auf Reisen sind sie zusammen unausstehlich. Also haben sich António und Sara darauf geeinigt, dass jeweils nur einer ihrer Söhne sie auf ihren Reisen begleitet, während der andere glücklich und zufrieden bei den Grosseltern ein verwöhntes Leben geniesst.

Weinberg im Dao

Bei Weinreisen ist eines der Kinder immer mit dabei. Hier eskortiert António jun. die Gästeschar mit seinem Schwert.

Nach dem langen Ausflug ins Alentejo treffen sich die beiden wieder zu Hause und wie von selbst verabschiedet sich António jun. von uns und am nächsten Tag steigt der jüngere Jorge zu uns ins Auto. In dieser Hinsicht scheinen sich die beiden bestens zu verstehen.

Am nächsten Tag geht die Reise weiter nordwärts: Das Douro-Tal ist nicht nur für seine Portweine, sondern auch für seine spektakuläre Fluss- und Hügellandschaft bekannt.

Alle Artikel der Portugalreise:
1. Tag: Auf den Spuren der Entdecker
2. Tag: Auf ins Alentejo
3. Tag: Zu Hause auf Casa de Mouraz
4. Tag: Viel Spektakuläres aus dem Douro

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Auf ins Alentejo

Das schmucke Hotel Solar dos Mouros, direkt unterhalb der Zitadelle ist eine sympathische Bleibe für Lissabon-Besucher. Hier werden wir am Morgen vom Winzerpaar António Lopes Ribeiro und Sara Dionísio abgeholt. Wir fahren südostwärts ins Alentejo. «Die Korken, die hier für die ganze Welt produziert werden, waren früher praktisch der einzige Bezug zum Wein», erzählt António auf der Fahrt vorbei an ausgedehnten Korkeichenwäldern. Seit 1990 wird im Alentejo nun auch im grossen Stil Wein angebaut.

Deutsch-Portugiesische Partnerschaft

Antonio und Sara arbeiten im Alentejo mit verschiedenen Partnerwinzern zusammen. Einer von ihnen ist der 70-jährige Allgäuer Dietmar Ochsenreiter. Er führt die Herdad dos Lagos nahe der Stadt Béja. Besitzer des rund 1000 Hektar grossen Guts ist ein anderer Deutscher: Der Bremer Reeder Horst Zappenfeld hat sich hier 1980 einen Traum erfüllt. Vorbei an Getreidefeldern, Schafweiden und Johanniskrauthainen gelangen wir auf das Weingut. Erst vor fünf Jahren wurden hier 25 Hektar Getreideland für Rebbau geopfert.

Weinberg Portugal

Gemeinsam verkosten António Lopes Ribeiro (links), Dietmar Ochsenreiter (Mitte) und Emil Hauser (rechts, Einkäufer Delinat) die Weintrauben kurz vor der Ernte.

Dietmar bewirtschaftet den Weinberg aus Überzeugung biologisch: «Hier ist es fast immer heiss und trocken. Kupfer und Schwefel als Pflanzenschutzmittel brauchen wir praktisch nicht», erzählt er und wischt sich unter sengender Sonne den Schweiss von der Stirn. Was es dagegen braucht, ist Wasser. Das kommt aus den idyllisch von Schilf umgebenen Stauseen, wo das spärliche Regenwasser aufgefangen und gespeichert wird.

Schilfsee im Alentejo

Im Alentejo sind Niederschläge ein rares Naturereignis. Nur wer sie nutzt und in Staubecken sammeln und speichern kann, hat genügend Wasser für die Landwirtschaft verfügbar.

Um der sengenden Mittagshitze etwas zu entfliehen, flüchten wir in ein einfaches Restaurant mit guter, bäuerlicher Küche. Auf den Tisch kommt auch die eine oder andere Flasche alr Azinho. Diesen Rotwein keltert António Lopes Ribeiro aus einheimischen Traubensorten des Weingutes Herdad dos Lagos.

Landgasthof Monte do Chora-Cascas:
Sónia Estima Marques
Apartado 296
7050-013 Montemor-o-Novo
www.montechoracascas.com
Zwitschernde Vögel im Park und sanfte Pianomusik begrüssen den Gast am frühen Morgen. Sónia und ihr schwedischer Partner zeigen viel Geschmack bei der individuellen Gestaltung der Zimmer und Herzlichkeit im Umgang mit den Gästen.

Nach kurzer Siesta geht die Reise weiter nordwärts zum heimischen Weingut von António und Sara im Dão-Gebiet.

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1. Tag: Auf den Spuren der Entdecker
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Auf den Spuren der Entdecker

Drohendem Staatsbankrott zum Trotz: Portugal bleibt ein faszinierendes Land mit enormem Potenzial – gerade im Weinbau. In einer kleinen Artikelserie nehmen wir Sie mit auf eine Reise ins Land der alten Seefahrer und der neuen, innovativen Weinbauern. Gemeinsam mit Redaktor Hans Wüst bereiste ich vom 1. bis 5. September 2010 das Land, begleitet von Delinat-Winzer António Lopes Ribeiro und seiner Frau Sara Dionísio.

Tram in Lissabon

Die historischen Trams prägen das Stadtbild. Sie sind innen mit Holzbänken bestückt – vorn und hinten ist so etwas wie ein Personenfänger montiert.

Erste Station ist Lissabon, die pulsierende Hauptstadt des Landes. Hier versuchen wir portugiesischer Pionier- und Entdeckerlust nachzuspüren. Besonders einfach ist das im historisch bedeutenden Stadtteil Belém, wunderschön am Fluss Tejo gelegen. Das mächtige Entdeckerdenkmal am Ufer des Tejo erinnert eindrucksvoll an die Ära, als die portugiesischen Seefahrer die Welt eroberten. Wir machen uns zu Fuss auf den Weg, um vom zentral gelegenen Hotel Solar dos Mouros die Stadt zu erkunden.

Eine unwiderstehliche süsse Versuchung

Dann werden wir plötzlich selber zu Entdeckern: Vor einem alten, historischen Bäckereigebäude stehen die Leute Schlange. Der verführerische Duft von ofenfrischen Gebäck strömt ins Freie: Wir stehen vor der legendären Confeitaria de Belém. Hier werden seit bald 200 Jahren nach einem streng gehüteten Rezept die famosen Törtchen (Pastéis) von Belém gebacken. 14 000 Stück am Tag finden reissenden Absatz. Anstehen lohnt sich definitiv: Ein Pastéis de Belém versüsst den Aufenthalt in Lissabon genauso wie eine Stadtrundfahrt mit der gemütlichen gelben Strassenbahn Nr. 28, eine Verschnaufpause auf dem Rossio, dem schönsten Platz der Stadt, oder ein feines Nachtessen im Kais.

Restaurant Kais, Lissabon

Das Restaurant Kais befindet sich in einem alten Elektrizitätswerk am Ufer des Tejo und ermöglicht einen schönen Einstieg in Portugals Weinwelt.

Wir schlendern über Kopfsteinpflaster hinunter zur Uferpromenade. Das überdimensionale «K» vor dem historischen Backsteinhaus aus dem 19. Jahrhundert weckt zwar Assoziationen an eine Marke für Frühstücksflocken. Bei genauem Hinsehen aber erkennen wir, dass wir uns bereits an unserem Ziel befinden, dem aussergewöhnlichen Restaurant Kais. Zum saftigen Fisch vom Grill ist ein frischer, eleganter Vinho Verde aus dem Minho im Norden des Landes jetzt genau das Richtige. – Nach dem Essen meint Hans voller Erstaunen: «Du Emil. – Weisst du was? – Portugal ist ein Weissweinland!»

Restaurant Kais:
Cais da Viscondessa
Rua da Cintura – Santos
1200-109 Lisboa
www.kais-k.com
Eine riesige Eisenplastik, das an ein überdimensionales Kelloggs-R erinnert, empfängt den erwartungsvollen Gast.

Hotel Solar dos Mouros:
Rua do Milagre de Santo António n° 6
1100-351 Lisboa
www.solardosmouros.com
Das schmucke Hotel Solar dos Mouros, direkt unterhalb der Zitadelle, ist eine sympathische Bleibe für Lissabon-Besucher.

Am nächsten Tag gehts allerdings in die andere Richtung: Im Alentejo treffen wir auf einen bodenständigen Allgäuer Winzer, der auf dem Weingut Herdad dos Lagos das Zepter führt.

Alle Artikel der Portugalreise:
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2. Tag: Auf ins Alentejo
3. Tag: Zu Hause auf Casa de Mouraz
4. Tag: Viel Spektakuläres aus dem Douro

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Vinho Verde in Bio-Qualität

Es ist ein Novum, auch für Delinat: Einen Vinho Verde aus Bio-Anbau gab es bisher nicht. In Portugal ist der ökologische Anbau auch bei den Weinbauern noch am Anfang. Zudem wird Vinho Verde im Nordwesten Portugals angebaut – in dieser kühlen Region mit ihren typischen Morgennebel ist es kein leichtes Unterfangen, einen Wein biologisch anzubauen.

Vinho Verde – der „Grüne Wein“

Vinho Verde heisst übersetzt der „Grüne Wein“ – der Name stammt nicht etwa von unreif geernteten Trauben, sondern bezieht sich auf die Frische der Weine, die jung getrunken werden sollten. Der Vinho Verde ist nicht nur bei Portugal-Urlaubern bekannt und begehrt. Mit seiner belebenden Säure, der frischen Fruchtigkeit und dem niedrigen Alkoholgehalt ist er ein idealer Sommerwein.

Vor zwei Jahren liessen Antonio Lopez und seine Frau Sara Dionisio mich ihren Vinho Verde verkosten – es sei der erste Vinho Verde überhaupt, der nach den Richtlinien der ökologischen Landwirtschaft hergestellt wurde. So begann das Projekt „Vinho Verde“ für Delinat.

Mehrmals verkosteten wir im Delinat-Team verschiedene Muster dieses Vinho Verde. Unsere Leidenschaft für diesen eigenwilligen und charakterstarken Weinstil wuchs, und wir entschlossen uns, den Vinho Verde 2009 von António Lopez Ribeiro ins Delinat-Sortiment aufzunehmen. Ende April stand dann auch die finale Assemblage fest – Antonios Selektion vermochte alle Verkoster zu begeistern.

Bürokratie hemmt die Auslieferung des Vinho Verde

Wir hatten den Vinho Verde denn auch schon für den DegustierService Weisswein Anfang Juni eingeplant: Aber erst musste die Etikettengestaltung mit der Bürokratie der portugiesischen Zertifizierungsbehörde ECOCERT abgeklärt werden – z.B. dürfen nur drei der vier verwendeten Rebsorten aufgeführt werden; das Wort „Vinho Verde“ ist grösser zu schreiben als „DOC 2009“ usw. Nun jedenfalls ist es endlich so weit: Der alr Vinho Verde 2009 ist verfügbar – noch rechtzeitig für zwei schöne Sommermonate.

Ein Detail am Rande: zwei der Partnerwinzer von Antonio haben Tiere in ihren Weingärten – ganz im Sinne der Delinat-Charta für Biodiversität. Einige Entenfamilien leben in den Rebgärten von Fernando Peiva – und António Sousa Pereira hält eine Herde von „Cachena“-Kühen. Als waschechter „Kuh“-Schweizer konnte ich es mir nicht nehmen lassen, einige Portraitaufnahmen dieser eleganten Wesen zu machen.

Wein aus Portugal – Caruma ist wieder verfügbar

Viel Spass für wenig Geld“ titelte das Weinmagazin Vinum in der aktuellen Ausgabe seines WeinGuide. Und, so schrieb das Autoren-Team Barbara Schroeder und Rolf Bichsel weiter: „Nirgends auf der Welt gibt es Kreszenzen mit einem besseren Preis-Spass-Verhältnis als in Portugal. Hier findet man Alltagsweine, die zu allem und jedem passen, weil sie saftig, fruchtig, frisch und vollmundig sind und viel Persönlichkeit haben“.

Das wissen viele Delinat-Kunden bereits: Unser Caruma war im letzten Jahr einer der heimlichen Stars im Sortiment und viel zu schnell vergriffen. Nun ist endlich der neue Jahrgang da, den Vinum zu den besten Weinen unter 15 Euro in Portugal rechnet. Der Caruma kommt aus dem Dão, einer hügeligen Region, die im Gegensatz zum Alentejo eher kühl ist; die Temperaturen zwischen Tag und Nacht schwanken stark – das gibt den Trauben die frischen, von einer saftigen Säure getragenen Fruchtaromen.

Autochthone Rebsorten

Über den engagierten Weinmacher António Lopez berichteten wir bereits im März und freuten uns über seinen alr Azinho aus dem Alentejo. Wie beim Azinho legt António auch beim Caruma einen besonderen Akzent auf die Weinbautradition seines Heimatlandes – er verwendet ausschliesslich autochthone Rebsorten für diesen Wein: Tinta Roriz, Jean de Dão, Touriga Nacional, Alfrocheiro, Água Santa sind ausserhalb Portugals gänzlich unbekannt.

Traditioneller Anbau im gemischten Satz

Und wie früher erfolgt die Bestockung der Weingärten traditionell – also im gemischten Satz. Das Vermischen der verschiedenen Rebsorten im gleichen Weingarten erhöht die Biodiversität und die Widerstandskraft der Reben. Diese Bestockungsart ist aber auch mit mehr Arbeit bei der Ernte verbunden: Da die Reben zu unterschiedlichen Zeitpunkten die optimale Reife erreichen, kann die Lese im Herbst nur von Hand und durch speziell geschultes Personal durchgeführt werden.

Spontanvergärung und Pinienduft

Auch im Keller ist António ein Purist: die Trauben vergären spontan, ohne Zusatz von künstlichen, sondern einzig mit den traubeneigenen natürlichen Hefen. Der Caruma besticht denn auch durch frische, mineralische Noten und viel Tiefgang – und seine einzigartigen Pinienaromen lassen sich eigentlich nur durch Antónios Weingärten erklären, die von alten Pinien und Fichten umgeben sind.

Der Caruma 2008 mag jetzt noch jugendlich erscheinen, birgt aber ein grosses Entwicklungspotenzial in sich. Und auch der „Caruma Selecção 2007“  ist jetzt wieder verfügbar – der wurde übrigens beim Decanter World Wine Award 2009 mit einer Silbermedaille ausgezeichnet.

Wein von autochthonen Rebsorten: alr Azinho aus Portugal

Unser letzter Wein aus Portugal, der Caruma aus dem Dão, war ein durchschlagender Erfolg: Als der Wein beim MundusVini Weinpreis der Biofach mit Gold prämiert wurde, war er bei uns schon so gut wie ausverkauft. Für mich ein Anlass, mich eingehender mit dem Winzer zu unterhalten, der ein weiteres Projekt im Alentejo bearbeitet.

Bio-Weinbau inmitten von Steineichen

António Lopes Ribeiro (alr) bewirtschaftet nahe dem mittelalterlichen Städtchen Montemor-o-Novo die prächtige, rund 20 Hektar grosse Parzelle „Vinha das Amoras“, eingebettet in einer für das Alentejo typischen Buschlandschaft, umgeben von Steineichen.  Wenn die für das Alentejo typischen Steineichen in der Nähe eines Weinbergs stehen, kann man davon ausgehen, dass die Reben genügend Wasser in der Tiefe finden werden. 2004 stellte António den Weinberg auf biologischen Anbau um. Zur Steigerung der Weinqualität achtet António auf geringe Erträge, in 2008 gerade mal einen halben Liter pro Quadratmeter.

Spontanvergärung und sanfte Filtrierung

Die Reben der „Vinha das Amoras“ müssen ihre Wurzeln tief in den kalkhaltigen Kiesboden treiben, um mit den knapp bemessenen Niederschlägen und dem warmen, mediterranen Klima im Alentejo zurecht zu kommen. Die Trauben werden von Hand geerntet und in kleinen Bütten schonend zum Weingut gebracht. Nach dem Entrappen vergären die Trauben spontan mit ihren natürlichen, im Weinberg vorkommenden Hefen.

António vinifiziert seine Traubenmoste separat, um den Sortencharakter optimal herausarbeiten zu können. Sobald sich die Moste durch Gravitation natürlich geklärt haben, wird die Assemblage bestimmt. Der Jungwein reift während 12 Monaten im Stahltank. Um seinen ursprünglichen Charakter sowie seine Aromenfülle zu bewahren, wird er vor der Abfüllung nicht geschönt und nur sanft filtriert.

Das Resultat des heissen Klimas und der schonenden Verarbeitung, alr Azinho 2008, (Azinho = portugiesisch für „Gruppe von Steineichen“) begeistert mit grosser Gaumenfülle, Extraktsüsse und feinen Mandelnoten.

Autochthone Rebsorten in Portugal – ein Entdecker-Paradies

Der traditionsbewusste Winzer legt bei all seinen Weinen den Schwerpunkt auf autochthone, also ortstypische Sorten; so betont er die Typizität der Weine. Autochthone Rebsorten wie Aragonês, Alicante Bouschet, Trincadeira oder die Touriga Nacional sind  besser an die Gegebenheiten der Region angepasst als die international üblichen Rebsorten. Die Selektion für Delinat wird mit einem Schuss Cabernet Sauvignon abgerundet.

Ein interessantes Detail bilden dabei die Tinta Roriz, die im  Caruma verwendet wird, und die Aragonês: Sie sind identisch, nur die Bezeichnung dieser Sorte variiert in Portugal von Region zu Region. Zudem sind sie mit der spanischen Tempranillo sehr eng verwandt. Dessen ungeachtet tummeln sich in Portugal mindestens 200 wirklich autochthone Traubensorten: ein überaus reichhaltiger Gaumenschmaus für den Weinliebhaber, ein „Wahnsinn“ für den Ampelographen, der die Traubensorten bestimmen und zuordnen muss. Der Hunger von Entdeckernaturen wird in Portugal auf jeden Fall vollkommen gestillt!

Hier geht’s zum alr Azinho im Delinat-Webshop!