Auf ein Glas mit … Günter Faltin

1985 hat Wirtschaftsprofessor Günter Faltin das Unternehmen Teekampagne gegründet. Der heute grösste Teeversandhändler Deutschlands verkauft ausschliesslich echten, fair produzierten Darjeeling-Tee aus biologischem Anbau. Im Interview erzählte uns der Hochschulprofessor seine Erfolgsgeschichte.

Indische Pflückerinnen ernten für die Teekampagne zu fairen Konditionen biologischen Darjeeling-Tee.

Sie haben 1985 das Unternehmen Teekampagne gegründet. Wie ist es dazu gekommen?
Günter Faltin: Ich wollte meinen Studenten am praktischen Beispiel zeigen, dass man ein Unternehmen gründen kann, das gleichermassen fair gegenüber Produzenten und Konsumenten ist. Die Erzeuger bekommen gute Preise für hochwertigen Tee, und die Verbraucher müssen dank unseres Kampagnenprinzips, das Wege und Material einspart, für diese hohe Qualität nicht tief in die Tasche greifen.

Sie waren damals Wirtschaftsprofessor an der Freien Universität in Berlin. Gaben ökonomische Anliegen den Ausschlag für die Gründung?
Auf meiner Seite gab das nicht den Ausschlag, ich hatte ja mein Einkommen als Hochschullehrer. Ich hatte recherchiert, dass sich der Direkteinkauf des Tees in Indien ab einer Menge von zwei Tonnen lohnt. Unsere Standardverpackung ist die 1-kg-Tüte, das heisst, auch der Aufwand für Material war überschaubar. Bei dem hervorragenden Preis, den wir den Kunden bieten konnten, waren wir rasch ausverkauft. Ökonomische Gewinner waren und sind bis heute die Kunden, die plötzlich feinen Darjeeling zu einem enorm günstigen Preis bekamen.

Welchen Stellenwert hatte damals die Ökologie für Sie?
Damals gab es kaum ein Verbrauchermagazin, das nicht über besorgniserregende Pestizidrückstände berichtete. Wir haben die Produzenten von Anfang an ermutigt, auf chemische Dünge- und Pflanzenschutzmittel zu verzichten. Wir waren die Ersten, die nicht nur auf Rückstände kontrollieren liessen, sondern die Ergebnisse der Rückstandsanalyse sogar auf der Packung veröffentlichten. Und auch die Ersten, die ein Wiederaufforstungsprogramm in Darjeeling starteten, das wir bis heute allein finanzieren.

Welche Ziele verfolgten Sie mit der Teekampagne genau?
Ziel war und ist es, viel mehr Menschen für das Thema Gründung zu begeistern. Wenn man nicht den Konventionen folgt, ergeben sich oft neue, günstigere Kombinationen. Tee gab es schon lange und Grosspackungen auch, aber Teehandel nur mit einer einzigen Teesorte, dafür aber direkt vom Erzeugerland und in Grosspackungen, um sie besonders preisgünstig anbieten zu können – das war 1985 neu.

Sie fokussierten sich von allem Anfang an auf eine einzige Teesorte: Weshalb musste es Darjeeling sein?
Wenn man nur eine Sorte anbietet, dann muss das ein guter Tee sein. In den Teebüchern las ich, dass Darjeeling als der «Champagner unter den Tees» gilt. Deshalb ist es Darjeeling geworden.

Persönlich

Günter Faltin: «Tagsüber trinke ich meistens Tee. Abends aber ist ein Glas Wein wunderbar.»

Günter Faltin wurde am 25. November 1944 in Bamberg (DE) geboren. Von 1964 bis 1968 studierte er Volkswirtschaft in St. Gallen und Tübingen. 1972 promovierte er an der Universität Konstanz. 1977 wurde er als Professor an die Freie Universität Berlin berufen, wo er den Arbeitsbereich Entrepreneurship aufbaute. 1985 initiierte er das Unternehmen Teekampagne. Hintergrund der Unternehmensgründung: Als Hochschulprofessor wollte er seinen Studenten an der Freien Universität Berlin zeigen, dass eine nachhaltige, faire und intelligente Art des Wirtschaftens möglich ist. Heute ist die Teekampagne die grösste Importeurin von Darjeeling-Tee aus Indien und das grösste Teeversandhaus Deutschlands. Die Teekampagne hat heute ihren Sitz in Potsdam. 20 Mitarbeiter kümmern sich dort um die Wünsche der mittlerweile rund 200 000 Kunden. Mit Delinat besteht eine Partnerschaft, deren Ziel es ist, in Sachen Nachhaltigkeit und Transparenz neue Massstäbe zu setzen.

www.teekampagne.de

Was ist das Besondere an diesem Tee?
Aufgrund der geografischen Besonderheiten – der steilen Hänge, der hohen Lage, der intensiven Sonneneinstrahlung und des kühlen Bergklimas – schmeckt dieser Tee sehr fein und blumig. Es sind nur 87 Teegärten, die zur Region Darjeeling gehören, und die jährliche Produktionsmenge ist mit 9000 Tonnen sehr überschaubar. Kein Wunder, dass er zu jenen Tees zählt, die häufig und viel gefälscht werden. Darum haben wir ein System der Rückverfolgbarkeit initiiert.

Die Teekampagne zeigt, dass sich Ökonomie und Ökologie gut vertragen. Spüren Sie eine Art Seelenverwandtschaft mit Delinat-Gründer Karl Schefer?
Auf jeden Fall, ich glaube, wir haben beide schon nachhaltig agiert, als dieser Begriff noch nicht seine heutige Popularität besass. Karl Schefer ist ein Pionier des Bioanbaus von Wein, hat Richtlinien entwickelt und fördert Biodiversität. Wir sind ebenfalls Pioniere im Hinblick auf transparenten Teehandel. Ich finde, da gibt es viele Parallelen.

Tee oder Wein: Was ziehen Sie vor?
Das hängt eindeutig von der Uhrzeit ab. Tagsüber trinke ich meistens Tee. Abends aber finde ich ein Glas Wein wunderbar.

Bei welchen Gelegenheiten trinken Sie Wein?
Wenn ich mich am Abend mit Freunden treffe, dann diskutieren wir gerne bei einem Glas Wein. Auch zu Käse, finde ich, ist Wein ein idealer Begleiter.

Worauf achten Sie, wenn Sie eine Flasche Wein kaufen?
Ich achte auf hohe Qualität und auf ein ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis. Mir liegt nicht so sehr an einem klangvollen Namen oder einem schönen Etikett, sondern an den Informationen, die man dort findet, wie Herkunft, Jahrgang usw. – das haben wir übrigens auch für unsere Etiketten übernommen!

Weshalb sollen Delinat-Weinliebhaber Darjeeling von der Teekampagne trinken?
Die Delinat-Kunden sind einen hohen Standard gewöhnt – in Bezug auf Qualität, Bio-Anbau, Transparenz und Nachhaltigkeit. Es sind auch die Standards der Teekampagne. Unsere Unternehmensphilosophie ist sehr ähnlich, nur die Art unserer Produkte unterscheidet sich.

Weintipp Günter Faltin

Besonders überzeugt hat mich der Château Coulon von Delinat. Ein wunderbar fruchtiger Wein, ausgewogen im Hinblick auf Gerbstoffe und Säure. Ein toller Biowein zu einem günstigen Preis.

Château Coulon Sélection spéciale
Corbières AOP 2016
www.delinat.com/2047.16