Der Delinat-Flaschenkreislauf: Wie alles rund läuft

Wir tun es schon wieder! Vor mehr als 40 Jahren, als noch niemand von «Bio» etwas wissen wollte, gründete Karl Schefer Delinat mit der Idee, Naturräume durch den Verkauf von gutem Wein zu erhalten. Seitdem ist viel Wein geniesserische Kehlen hinabgeflossen.

Mehrwegflasche in der Produktion

Schon lange juckt es uns unter den Fingernägeln, was einen weiteren Puzzlestein in unserem zirkulären Denken betrifft. Der Kartonkreislauf für den Weinversand ist etabliert, Lager und Logistik in Hinblick auf den ökologischen Fussabdruck optimiert. Die Winzer haben ihrerseits wahre Naturparadiese erschaffen, in denen es blüht und die Reben mit einem Minimum an Pflanzenschutzmitteln gedeihen. «Und das tut sich keiner an, dem Natur und guter Wein nicht wirklich am Herzen liegen», wenn wir uns hier kurz die Worte unseres geschätzten Delinat-Winzers Raúl Ripa Zudaire von Quaderna Via in der spanischen Navarra ausborgen dürfen.

Wir präsentieren also stolz unseren nächsten Puzzlestein für noch nachhaltigeres Handeln: die Delinat-Mehrwegflasche. Leichter als übliche Flaschen, denn auch das reduziert Emissionen, und aus Altglas produziert, bereit, sich mit Ihrer Hilfe in den Delinat-Kreislauf zu integrieren. Davon handelt die kleine Flaschenpost auf den kommenden Seiten. Wir wünschen viel Lesevergnügen und hoffen, dass Sie sich genauso sehr freuen wie wir.

Flaschendrehen: viel mehr als eine Flasche

Delinat-Winzer mit der Mehrwegflasche
Die Delinat-Mehrwegflasche begeistert auch die Delinat-Winzer (v. links oben nach rechts unten): Alberto Brini, il Conventino / María Alfonso, Volvoreta / Neri Gazulli, San Vito / María Barrena, Azul y Garanza / Niki Moser, Familienweingut Moser / Natalino Fasoli, La Casetta / Antje Kreikenbaum, Vale de Camelos / Xavier Meyer, Domaine Meyer

Michel Fink, Geschäftsführer von Delinat und Matthias Stolz, Segmentleiter Wein & Sekt bei Wiegand Glas im Gespräch über die Delinat-Mehrwegflasche

Mit dem neuen DegustierService-Paket lanciert Delinat eine eigene Mehrwegflasche. Sie ist ein weiteres Puzzleteil in unserem Kreislaufkonzept und bringt uns dem klimaneutralen Weingenuss einen Schritt näher. Gleichzeitig bringt sie aber auch viel Aufwand und ein paar offene Fragen. Matthias Stolz, Segmentleiter Wein & Sekt bei Wiegand Glas, und Michel Fink, Geschäftsführer von Delinat, im Gespräch über eine Flasche, die viel mehr beinhaltet, als 75 Zentiliter Fassungsvermögen.

Michel Fink, Geschäftsführer von Delinat (links) im Gespräch mit Matthias Stolz, Segmentleiter Wein & Sekt bei Wiegand Glas.
Michel Fink, Geschäftsführer von Delinat (links) im Gespräch mit Matthias Stolz, Segmentleiter Wein & Sekt bei Wiegand Glas.

Michel Fink: Gut liegt sie in der Hand, die Flasche. Ich bin begeistert, wie leicht sie sich anfühlt. Sie wiegt ja gerade einmal 392 Gramm. Ich kann gar nicht glauben, dass sie gemäss Ihren Worten bis zu 50 Mal wiederverwendet werden kann.

Matthias Stolz: Unser Unternehmen blickt auf 450 Jahre Glasproduktion zurück. Die Delinat-Mehrwegflasche entspringt unserem internen Projekt «Eco-2Bottle». Dabei setzen wir in der gesamten Produktionskette zahlreiche Massnahmen um Emissionen zu verhindern oder zu verringern. Das bedeutet natürlich auch, so leicht wie möglich zu produzieren. Das reduziert die Emissionen in der Produktion und auch im Transport. Zum Glück sind die Zeiten vorbei, in denen reines Marketing suggerierte: «Je schwerer die Flasche, desto wertvoller der Wein». In den Hochzeiten dieser Farce ist mir eine Flasche mit 1,2 Kilogramm Eigengewicht untergekommen.

Fink: Ja, wir Marketing-Menschen haben wirklich ein Talent für solche Unsinnigkeiten. Trotzdem ist die Mehrwegflasche noch ein Stückchen leichter geraten, als man es von herkömmlichen Weinflaschen kennt. Das finde ich grossartig. Erzählen Sie noch etwas mehr zum Eco-2Bottle-Konzept.

Stolz: Die Produktion von Glasverpackungen ist energieintensiv und benötigt viele fossile Ressourcen. Zum Glück birgt jeder Produktionsschritt Potenzial, um Emissionen zu vermeiden oder zu reduzieren. Mit unserem Konzept «Eco-2Bottle» setzen wir bis zu 92 Prozent Altglas ein, der kleine Anteil Neuglas wird aus Sand aus Deutschland und Österreich produziert. Ein wichtiger Punkt ist die Glasschmelze. Hierbei setzen wir zu mehr als 90 Prozent auf Ökostrom und Biomethangas aus Siedlungsabfällen.
Beim Transport setzen wir auf effizient gestapelte Paletten. Und Emissionen, die wir nicht vermeiden können, kompensieren wir durch Investitionen in regionale und internationale Klima- und Naturschutzprojekte.

Wie das Eco2Bottle-Konzept funktioniert

Fink: Gemäss Ihren Informationen sparen wir dank dem Eco2Bottle-Konzept alleine in der Produktion über 60 Prozent der Emissionen ein. Das ist schon mal eine schöne Ausgangslage, finde ich. Nun liegt der Ball aber wieder bei uns: Denn das oft besungene «Pièce de Résistance» in einem Mehrwegsystem ist ja nicht die Produktion der Flasche selbst, sondern die Rückführung in den Kreislauf.

Mehrwegflasche Gussform

Stolz: Richtig. Es wäre ja jammerschade, wenn diese schöne Delinat-Flasche nur einmal zum Einsatz käme … eine gute Logistiklösung ist daher matchentscheidend.

Fink: Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir sowohl in der Schweiz wie auch in Deutschland bereits auf einen etablierten und sehr gut funktionierenden Karton-Kreislauf zurückgreifen können. Es ist für uns daher verhältnismässig einfach, auch die Delinat-Mehrwegflaschen wieder zurückzunehmen. Bevor wir die Flaschen dann wiederverwenden, werden sie in modernen und effizienten Waschanlagen in der Nähe der Abfüllanlagen gereinigt.

Der Blick in die Zukunft

Stolz: Lässt sich schon abschätzen, was das für die gesamte Ökobilanz bedeutet?

Fink: Den Wert für die gesamte Wertschöpfungskette, inklusive Rückführung, Waschen und Wiederabfüllen, zu messen, ist sehr komplex. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für angewandte Forschung zeigt, dass Mehrwegflaschen im Vergleich zu Einwegflaschen rund ein Drittel weniger CO2-Emissionen verursachen. Wie viel mit den Delinat-Mehrwegflaschen tatsächlich eingespart werden kann, wird letztlich aber auch davon abhängig sein, wie viele Flaschen zurückkommen und wie häufig wir diese einsetzen können. Eine konkrete Aussage diesbezüglich können wir daher wohl erst in ein paar Jahren machen.

Stolz: Eine Mehrwegflasche zu etablieren, ist kein leichtes Unterfangen …

Fink: Ganz sicher nicht. Wir machen es trotzdem. Es geht gar nicht anders. Denn es ist ein weiteres Mosaiksteinchen, um unsere Vision des klimaneutralen Weinbaus wahr werden zu lassen.
Natürlich bedeutet es eine Menge Arbeit und auch Risiko- und Lernbereitschaft. Denn bei solchen Pionierprojekten kann immer etwas schieflaufen. Es ist beispielsweise durchaus möglich, dass sich mal eine Etikette unabsichtlich von der Flasche löst, wenn sie feucht wird.
Hier werden einige Versuche nötig sein, bis wir die ideale Klebermischung gefunden haben. Auch ist es ganz normal, dass sich auf der Flasche mit der Zeit Gebrauchsspuren zeigen, wie man das von Mineral- und Bier-Mehrwegflaschen kennt. Ich bin aber überzeugt, dass unsere Kundinnen und Kunden uns dahin gehend unterstützen werden. Freudig aufgeregt auf die Reaktionen sind wir jedenfalls schon jetzt.

Mehrwegflasche in Szene gesetzt

Stolz: Es freut mich sehr, dass wir unseren Teil zum erfolgreichen Gelingen beitragen können. Wir sitzen hier im gleichen Flaschen-Drehkreis, kommt mir vor. Darf ich schon das Geheimnis verraten, dass wir inzwischen an einer weiteren Flaschenversion für Sie arbeiten?

Fink: Ja, natürlich. Wir haben uns zum Start ganz bewusst für die Bordeaux-Flasche entschieden, weil diese die beliebteste Flaschenform ist. Nächsten Frühling werden wir sie mit einer Burgunder-Mehrwegflasche ergänzen.

Hier ist sie nun: die erste Delinat-Mehrwegflasche

Für uns ist die Flasche ein wichtiges Puzzleteil in unserem Mehrweg-Kreislauf und ein weiterer Schritt zu einem klimaneutralen Weingenuss. Damit wir den Flaschenkreislauf zum Laufen bringen, sind wir auf Ihre Mithilfe angewiesen. Bitte beachten Sie bei der Rückgabe Folgendes:

  • Senden Sie ausschliesslich Delinat-Mehrwegflaschen mit Schnecken-Relief an uns zurück.
  • Spülen Sie die Flasche mit wenig Wasser aus und lassen Sie sie gut trocknen.
  • Senden Sie die Delinat-Mehrwegflaschen nur in unseren Mehrwegkartons zurück, niemals lose.

Einblick in die Produktion der Delinat-Mehrwegflasche

Generationenwechsel bei Albet i Noya

Die Geschichte des Weinguts Albet i Noya ist eine Geschichte von Leidenschaft und Innovation. Seit Generationen sind die Familie und das Weingut tief in der Region Penedès verwurzelt. In einem persönlichen Gespräch teilen Josep Maria Albet i Noya und sein Sohn Martí ihre Gedanken und Erfahrungen mit den Herausforderungen und Freuden des Generationenwechsels im Weinbau.

Zudem hat uns kurz vor Veröffentlichung dieses Beitrags die freudige Nachricht erreicht, dass die Weine des Weinguts Albet i Noya bei der renommierten Expovina in Zürich abgeräumt haben. Silber für den Aventurer Brut, ein famoser Schaumwein aus robusten Rebsorten, sowie für den Prestigewein des Weinguts, Reserva Martí. Die Reserva ist Sohn Martí gewidmet. Das Etikett zieren Abdrücke seiner Kinderhände. Nun hat Delinat Josep Maria und Martí in Katalonien getroffen, und mit Ihnen über die Betriebsnachfolge gesprochen. Diese tritt eben dieser Sohn, Martí an.

Josep Maria hatte schon frühzeitig über die Zukunft des Betriebs und eine mögliche Nachfolge seines Sohnes nachgedacht: «Ich hatte mir das schon überlegt, als Martí noch ein Kind war, denn natürlich ist das eine schöne Vorstellung. Aber ich wollte es auch nicht erzwingen, am Ende musste Martí selbst entscheiden. Vielleicht hätte er ja lieber Autos verkauft», erinnert sich Josep Maria lachend. Diese offene Einstellung seines Vaters half Martí, seinen Weg zu finden. «Ja, ich glaube auch, dass es gut war, mich nicht zu drängen. Denn wenn man Dinge erzwingen will, klappt es meist nicht.»

Sohn Martí und Vater Josep Maria
Sohn Martí und Vater Josep Maria arbeiten auf dem Familienweingut Albet i Noya im Penedès bereits Hand in Hand. Hund Quirat unterstützt natürlich auch tatkräftig.

Die Weichen für seine berufliche Zukunft stellte Martí nicht sofort auf Weinbau. Zunächst versuchte er sich an einem Maschinenbaustudium, da ihn Motoren und die Formel 1 faszinierten. Doch er erkannte bald, dass das nicht sein Weg war. «Danach erst habe ich mich entschieden, es mit Önologie zu versuchen. Und während des Studiums habe ich gemerkt, dass es mir wirklich gefiel», erklärt Martí. Das brachte nicht nur Klarheit für Martí, sondern auch Erleichterung für seinen Vater. Josep Maria gibt zu: «Ich habe mich gefreut, denn ich hatte schon darüber nachgedacht, das Weingut zu verkaufen. Wenn man keinen Nachfolger in der Familie hat, macht das Ganze nicht mehr viel Sinn.»

Video-Interview mit Josep Maria und Martí Albet i Noya

Die Albet-Familie kann auf eine lange Weinbautradition zurückblicken. Josep Maria erzählt stolz: «Der Erste aus der Familie Albet, der hierher kam, war mein Ururgrossvater. Er kam von Cubelles, das liegt etwa 20 Kilometer von hier entfernt am Meer. Er kam zur Zeit der Reblauskrise hier]]her und pfropfte Reben auf resistente Unterlagen. Das Weingut war dabei nie im Besitz der Familie Albet, erst vor rund 40 Jahren bekam Josep Maria die Gelegenheit, den Betrieb zu kaufen. Seither hat er ihn laufend weiterentwickelt und erfolgreich weiter aufgebaut.

Die Zusammenarbeit zwischen Vater und Sohn bringt natürlich Herausforderungen mit sich. Beide lachen, als sie gefragt werden, ob es schwierig sei, mit einem Familienmitglied zu arbeiten. «Jeder hat seinen eigenen Charakter und seine eigenen Kriterien, das ist klar», bemerkt Josep Maria. Martí fügt hinzu: «Ich glaube, als ich noch hier wohnte, war es schwieriger, zumindest für mich.» Die räumliche Trennung und die klare Aufgabenteilung verbessern ihre Zusammenarbeit. «Martí kümmert sich um die Weingärten, ich fokussiere mich auf unsere Versuche mit den robusten Rebsorten», erklärt Josep Maria. «Letztendlich bin ich die Brücke zwischen Weinberg und Keller, vor allem während der Ernte», ergänzt Martí.

Weingut Albet i Noya
Als eines der ersten Weingüter Spaniens stellte Albet i Noya 1983 auf biologischen Weinbau um.

Der Generationenwechsel bringt auch unterschiedliche Ansichten über die Arbeitsweise mit sich. Martí bemerkt: «Eines der Dinge, die meiner Meinung nach anders sind, ist, dass meine Generation – oder zumindest bei mir ist das so – das hier als einen Job ansieht und es auch noch andere Dinge im Leben gibt. Und deine Generation arbeitete zwölf Stunden am Tag, es gab nichts anderes.»

Ein zentrales Thema für die Zukunft des Weinguts ist das Züchtungsprojekt mit Valentin Blattner, das sich auf resistente Rebsorten konzentriert. Deren Einführung ist ein wichtiger Schritt, um den Weinbau in Spanien nachhaltiger zu gestalten. Als erstes Weingut in Spanien, das mit robusten Rebsorten arbeitet, hat Albet i Noya bewiesen, dass diese Sorten auch in Spanien ein wichtiger Baustein für die Zukunft sind und daraus erstklassige Weine entstehen. Martí sieht darin grosses Potenzial: «Man muss nicht die Landwirte von diesen Sorten überzeugen, denn sie werden deren Vorteile schnell erkennen. Auch im Penedès wird gegen den Echten Mehltau immer noch viel Schwefel gespritzt. Das ist mit diesen Sorten nicht nötig. Sie sind der Traum eines jeden Winzers.» Aber man müsse auch diejenigen überzeugen, die für die Vinifikation und den Verkauf der Weine verantwortlich sind, und das werde nicht immer ganz einfach sein.

Josep Maria ergänzt, dass der Prozess der Genehmigung noch etwas Zeit in Anspruch nehmen wird. Doch er ist zuversichtlich, dass die Zulassung in den nächsten Jahren erfolgt und damit der Weg für eine breitere Nutzung in Spanien geebnet wird: «Wir haben nun 20 unserer neuen Sorten in das Register der offiziellen Handelssorten eintragen lassen. Bis in fünf Jahren sollten praktisch alle genehmigt sein», ist er überzeugt.

Weinberg Albet i Noya
Josep Maria Albet i Noya und Martí sind vom Potential der PIWI-Reben im Weinberg und Keller überzeugt.

Josep Maria möchte sich nach und nach aus dem Betrieb zurückziehen, um mehr Zeit seiner Frau und seinen Hobbys zu widmen. «Meine Frau Marta ist jetzt ebenfalls im Ruhestand. Wir können nun für ein paar Tage eine Reise unternehmen oder Leute besuchen. Oder ich kann mit meinem Freund Fahrrad fahren gehen.» Martí hat indes weitere Unterstützung aus der Familie erhalten, sein Cousin hat begonnen, auf dem Weingut zu arbeiten. Langweilig wird es ihnen sicher nicht werden: «Wir haben genügend Projekte, denen wir uns ein ganzes Leben lang widmen können.»