Delinat-Team auf Weiterbildung in Italien: Ein Rucksack voller Wissen

Nur wer die Winzer persönlich kennt und vor Ort Einblick in deren Philosophie erhält, kann umfassend und kompetent beraten: Getreu diesem Motto war das Team des Delinat-Kundenservice im vergangenen Mai auf Weiterbildungsreise in Italien. Christina Bertoni, Leiterin des Delinat-Shops in Winterthur, öffnet ihr Reisetagebuch.

Anschauungsunterricht auf der Tenuta San Vito in den Hügeln um Florenz.
Anschauungsunterricht auf der Tenuta San Vito in den Hügeln um Florenz.

Dienstag, 17. Mai

St. Gallen, Dienstagmorgen. In Begleitung von Italien-Einkäuferin Martina Korak und Winzerberater Walter Fromm fahren wir los Richtung Piemont. Gegen Mittag erreichen wir das kleine Hügeldorf Cocconato im Monferrato, wo Cecilia Zucca das Weingut Poggio Ridente betreibt. Die Aussicht auf die umliegenden Hügel begeistert uns sofort. Noch mehr aber staunen wir über die steilen Rebhänge von Cecilia, in denen nicht nur gesunde, starke Rebstöcke der Sorten Barbera, Dolcetto, Albarossa, Ruché, Busanello, Viognier und Riesling prächtig gedeihen, sondern auch Getreide heranreift und Leguminosen blühen. Ein Bild, das uns bestätigt, dass Delinat-Weinberge mit reicher Biodiversität Wirklichkeit sind. Dass dies kein Einzelfall, sondern auf den Delinat-Weingütern die Regel ist, sollten uns die kommenden Besuche bestätigen.

Bunte Pflanzenvielfalt in den Reben von Cecilia Zucca.
Bunte Pflanzenvielfalt in den Reben von Cecilia Zucca.

Mittwoch, 18. Mai

Auf dem Weingut La Luna del Rospo, 50 Kilometer weiter südlich, tauchen wir in einen wilden Garten Eden ein. Wir begreifen sofort, dass Winzerin Renate Schütz die Natur über alles liebt. Ihr Biodiversitätsparadies ist mit sieben Hektar Reben, mehrheitlich Barbera, bestückt. Auf einer zwei Hektar grossen «Ökoinsel » wachsen spontan wilde Rosenarten, Steineichen, Pfirsich-, Kirsch- und Mandelbäume. Die ausgezeichnete Qualität ihrer Weine ist uns durch die regelmässigen Degustationen, die ebenfalls zum Weiterbildungsprogramm des Kundenservice-Teams gehören, bekannt. Die Verkostung der aktuellen Rotweinkollektion direkt vor Ort, begleitet von selbst gemachten Delikatessen, bringt eine eindrückliche Bestätigung.

Winzerin Renate Schütz in ihrem Biodiversitätsparadies.
Winzerin Renate Schütz in ihrem Biodiversitätsparadies.

Wir verlassen das Piemont und steuern südwärts Richtung Toskana. Unterwegs fachsimpeln wir mit Winzerberater Walter Fromm über Hefen, Klone und Glyphosat –Weiterbildung on the road! Gegen Abend erreichen wir die Tenuta San Vito in den Colli Fiorentini. Das ist nicht nur ein beeindruckendes Weingut, sondern auch eine idyllische Feriendestination mit eigenem Restaurant. Winzer Neri Gazulli empfängt uns beim Abendessen mit passenden Weinen zu jedem Gang. Mit Sangiovese, Cabernet Sauvignon, Merlot und Teroldego bei den Roten sowie Trebbiano, Malvasia, Verdicchio und Chardonnay bei den Weissen ist der Sortenspiegel auf San Vito äusserst abwechslungsreich. Eindrücklich erfahren wir interessante spezifische Einzelheiten über die verschiedenen Traubensorten und die daraus gekelterten Weine. Zu später Stunde begegnen uns auf dem Weg zu den Unterkünften Leuchtkäfer als tanzende Lichtpunkte in finsterer Nacht.

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Prosecco, Amarone und veronesische Gastfreundschaft

Die Norditalien-Reise des ganzen Teams bietet uns Kundenberatern nicht nur eine schöne Abwechslung, sondern auch einen vertieften, praxisnahen Einblick in die Philosophie unserer Winzer. Der letzte Tag führt uns ins Veneto:

Von der kühleren Maremma fahren wir in Richtung Veneto, wo uns sommerliches Wetter erwartet. Als erstes erreichen wir das Weingut Savian, wo uns Wiliam und sein Vater Arnaldo herzlich empfangen. Das Wetter hat gewechselt, aber auch die Landschaft hat sich verändert. Nach den Hügeln wie im Chianti ist es hier flach – und dementsprechend einfacher zu bearbeiten.

Hier im Veneto wird der bekannte Prosecco hergestellt, der durch Massenproduktion in Verruf geraten war. Als Schutzmassnahme heisst die Prosecco-Traube seit ein paar Jahren Glera (mehr dazu hier). Der frische und saftige Savian-Prosecco mit seinen floralen und würzigen Noten zeigt, wieviel Freude ein Prosecco machen kann!

Arnaldo Savian im Gespräch mit Walter Fromm
Arnaldo Savian im Gespräch mit Winzerberater Walter Fromm (Delinat, links)

Neben der Produktion von dieses italienischen Exportschlagers investiert Wiliam Savian zusammen mit einer Universität in die Erforschung neuer, pilzwiderstandsfähigen Rebsorten. Eine neue Merlot-Sorte wird dieses Jahr zum ersten Mal geerntet, Savian und auch wir sind gespannt auf den Wein.

Zum Abschluss unserer Reise werden wir nahe Verona von den Gebrüdern Amadio und Natalino Fasoli begrüsst. Nach vielen Stunden im Bus geniessen wir mit unseren Gastgebern ein wunderbares Abendessen in einem Restaurant hoch über den Weinbergen des Venetos.

Weinkeller Fasoli
Die Gebrüder Fasoli mit Delinat-Einkaufschefin Martina Korak (Mitte) im Weinkeller

Zum Antipasto gibt’s einen leichten Soave und einen den aussergewöhnlichen gereiften Pieve Vecchia, ein Spitzen-Wein aus der Garganega-Traube! Zum primo und secondo piatto kommen wir in den Genuss der drei  roten Top-Weine der Fasolis: Der unglaublich üppige, würzige «Alteo» ist ein wirklich grosser Amarone,  aber auch die ebenfalls im Amarone-Stil ausgebauten Pinot Noir Sande und der Merlot Orgno sind nicht zu verachten…

Amadio Fasoli (rechts) und sein Agronom zeigen uns Senf aus Schweizer Sativa-Samen

Nach einer intensiven Woche und mit viel neuem Wissen im Gepäck geht’s zurück in die Schweiz. Ab sofort sind die Kundenberater in St. Gallen und die Depotleiter in Bern, Basel, Olten, Zürich und Winterthur wieder für Sie da und gespannt auf Ihre Fragen.

 

 

Prosecco von der Sonnenseite

Fernab vom Valpolicella, am andern Ende des Veneto, liegen die bekannten Prosecco- Gemeinden Conegliano und Valdobbiadene. Doch es gibt auch ausserhalb des Kerngebiets hervorragende Prosecco-Erzeuger. Einer von ihnen ist William Savian. Er hat gerade seinen vor Jahren geschlossenen Pakt mit der Sonne erneuert.

William Savian
William Savian setzt zu 100 Prozent auf Sonnenenergie – er produziert mehr Strom, als er für seine Azienda braucht.

An Feiertagen und am Jahresende knallen die Korken. Immer öfter sind es Korken von Prosecco aus der norditalienischen Region Veneto. Rund 250 Millionen Flaschen wurden 2013 in Italien abgefüllt. «Prosecco gehört heute zu den gefragtesten Schaumweinen der Welt. Die Nachfrage ist, im Gegensatz zum Champagner, steigend», freut sich William Savian vom Weingut Le Contrade.

Die renommiertesten und begehrtesten Proseccos kommen aus den beiden klassischen Anbaugebieten um die Gemeinden Conegliano und Valdobbiadene in der Provinz Treviso im hügeligen Hinterland von Venedig. Ihnen alleine gebührt der DOCG-Status. Doch es gibt in den umliegenden DOC-Regionen ebenfalls ausgezeichnete Schaumweinerzeuger. Zum Beispiel William Savian, der seit 1993 auf biologischen Weinbau setzt. Er sagt selbstbewusst: «Unser Prosecco ist dichter in der Farbe und hat mehr Struktur als jener aus dem Kerngebiet um Conegliano und Valdobbiadene.»

Reinsortig und aus intakter Natur

ProseccoDie Reben von Le Contrade wachsen auf ebenen Flächen knapp über Meeresspiegel rund 50 Kilometer nördlich von Venedig. Hier reifen die Trauben unter der warmen Sonne Venetiens – umgeben von vielen Wassergräben und Kanälen mit schönem Schilfbestand und artenreicher Ufervegetation. William Savian keltert seinen Prosecco zu 100 Prozent aus der dafür typischen Traubensorte Glera. Gesetzlich sind 85 Prozent Glera vorgeschrieben. Für den Rest kommen andere Sorten wie Verdisco, Bianchetta Trevigiana oder Perera in Frage – im DOC-Gebiet auch Chardonnay, Pinot Bianco oder Pinot Grigio. Doch für William ist klar: «Nur ein reinsortiger Prosecco ist ein wirklich authentischer Prosecco».

Dass sein Prosecco mit den besten mithalten kann, hat auch damit zu tun, dass William gleichzeitig Naturmensch und Technikfreak ist. Soeben hat er ein neues, grosszügiges Kellereigebäude mit Verkostungsraum in Betrieb genommen. Fünf Ferienwohnungen und möglicherweise sogar ein kleines Restaurant sollen im nächsten Jahr dazukommen. Modernste Technologie ermöglicht ihm eine sanfte und einwandfreie Verarbeitung der im Einklang mit der Natur gereiften Trauben.

Die Sonne eingespannt

Mit dem Neubau hat er auch seinen schon im Jahr 2007 geschlossenen Pakt mit der Sonne erneuert und verstärkt. Die weiten Dachflächen sind mit Sonnenkollektoren der neusten Generation ausgestattet. Drei verschiedene Solarsysteme produzieren heute 200 kW Strom. Damit ist das Weingut energieautark, denn es produziert mehr Strom, als es selber braucht. Neben Prosecco keltert William Savian auch Rot- und Weissweine aus zumeist wenig bekannten, einheimischen Sorten. Was ihn dabei besonders freut: «Die Sonne ist für uns nicht nur im Weinberg, sondern auch bei der Vinifikation zu einem unentbehrlichen Partner geworden.»

Mehr zum Weingut Le Contrade von William Savian und seinen Weinen: www.delinat.com/savian